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Buchstabengeflüster

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Insgesamt 185 Bewertungen
Bewertung vom 04.09.2024
Die unendliche Reise der Aubry Tourvel
Westerbeke, Douglas

Die unendliche Reise der Aubry Tourvel


gut

Unzusammenhängende, spannende Abenteuergeschichte ohne echte Auflösung

Aubry und ihre Schwestern finden in Paris einen ungewöhnlichen Brunnen. Sie opfern einen Gegenstand, der ihnen wichtig ist, und wünschen sich jeweils etwas Bestimmtes. Doch Aubry hat kürzlich einen hölzernen Rätselball gefunden, den sie nicht bereit ist herzugeben. Deshalb, so vermutet das junge Mädchen stets, bekommt es die Krankheit, die es bald über den ganzen Erdball schickt. Aubry kann nur wenige Tage an einem Ort bleiben, bis sie anfängt innerlich zu verbluten. Auch wenn Aubry die ganze Erde bereist hat, spielt die Geschichte hauptsächlich in Asien und teilweise in Afrika.

Die Geschichte wird nicht linear erzählt. Wir steigen damit ein, dass Aubry auf einem Platz in Ruhe zeichnet, doch plötzlich fängt ihre Nase an zu bluten und sie weiß, sie hat nur noch wenige Augenblicke um von diesem Ort fortzukommen. So erfahren wir direkt am Anfang was passiert, wenn sie nicht alle paar Tage weiterreist. Als sie dabei auf einem Floß flüchtet, erzählt sie dort zwei Kindern einen Teil ihrer Geschichte. Und so geht es weiter: Aubry reist auf der Welt umher und erzählt einigen Leuten eine Begebenheit, wodurch ihre Erlebnisse und Erzählungen mit der Zeit ihr gesamtes Leben ergeben. Manchmal ist es verwirrend aus einer Erzählung Aubrys wieder aufzutauchen und sich im Geschehen zurechtzufinden. Außerdem wird später auf verschiedene Personen Bezug genommen, wo ich manchmal nicht sofort wusste, wer oder welches Erlebnis hinter dem Namen steckt. Dennoch sind die Erlebnisse von Aubry in sich spannend und faszinierend. Wir erfahren, wie das kleine wohlbehütete Mädchen gelernt hat sich zu ernähren und zu verteidigen. Wir dürfen mit Aubry die höchsten Berge überqueren, die freundlichsten Menschen treffen und auch bisher nicht entdeckte Tiere sehen. Wir lesen von ihren Liebesbeziehungen, die natürlich immer nur kurz andauern.

"Niemand weiß mehr über das Heute, eben diesen Tag, als der Mensch, der ihn gerade lebt. Niemand weiß mehr über sie als sie.", S. 428

Und wir begleiten Aubry in die geheimnisvolle Bibliothek. Genau das ist es, weshalb ich zu dem Buch gegriffen habe. Ich wollte mit Aubry die Bibliothek entdecken, die anderen Suchenden treffen und das Geheimnis ihrer Krankheit ergründen, wie es im Klappentext angedeutet ist. Leider wurde ich enttäuscht, denn die Gleichgesinnten gib es nicht. Aubry befindet sich immer alleine in der Bibliothek. Diese ist jedoch sehr magisch und beeindruckend. An den unterschiedlichsten Orten findet Aubry die Bibliothek und liest sich wochenlang durch Bücher. Die Bibliothek finde ich wirklich faszinierend und das Bild, als sie im Urwald auftauchte und sich über all die Bäume erstreckte, hat mir besonders gut gefallen. Den philosophischen Sinn hinter der Bibliothek finde ich gut, dennoch wurde nicht genug daraus gemacht. Denn auf all die Fragen rund um Aubrys Krankheit erhält man dort keine Antwort. Am Ende der Geschichte wird auf Aubrys ungewöhnliche Krankheit eingegangen, aber das war mir nicht genug. Diese Geschichte zählt zu dem Genre magischer Realismus. Dass also hinter der Krankheit eine realistische Erklärung zu finden ist, hab ich nicht erwartet, dass aber so gar kein nachvollziehbares und sinniges Magiesystem dahinter steckt, finde ich doch sehr enttäuschend.



Fazit:
„Die unendliche Reise der Aubry Tourvel“ erzählt viele Episoden aus Aubrys Leben. Oft unzusammenhängend werden die einzelnen Begebenheiten geschildert, die jedoch spannend und faszinierend sind. Die Bibliothek ist immer wieder sehr beeindruckend, jedoch gibt diese auch nicht wirklich Antworten und ich wurde am Ende mit vielen offenen Fragen und Verwirrung zurückgelassen. Das System hinter dem magischen Realismus zeigt keine Verbindungen, geschweige denn Logik. Aubrys Krankheit gibt nicht ihr Geheimnis preis, sondern dient nur als Rahmen für diesen Abenteuerroman einer starken Frau.
2,5 Sterne

Bewertung vom 11.08.2024
Wir treffen uns im nächsten Kapitel
Bickers, Tessa

Wir treffen uns im nächsten Kapitel


gut

Zu viele negative Themen

Erin trauert seit Jahren um ihre beste Freundin und kündigt nun ihre unter Druck setzende Arbeit, als sie an Bonnies Todestag nicht freinehmen kann. Davon motiviert mistet sie gleich ihr Zimmer aus und gibt dabei aus Versehen ihr Lieblingsbuch in den öffentlichen Bücherschrank. Tagelang kehrt sie dorthin zurück um „Wer die Nachtigall stört“ wieder zu finden und entdeckt es endlich – mit Antworten auf ihre Bemerkungen. James verbringt fast mehr Zeit in seiner ehemaligen Heimat um seiner Mutter zu helfen, als in seiner Londoner Wohnung. Als er umzieht, entdeckt er im neuen Viertel einen öffentlichen Bücherschrank und nimmt ein Buch mit, in dem er Notizen des oder der Vorbesitzer/in entdeckt, die ihn inspirieren. Daraus spinnt sich quasi eine Brieffreundschaft über Klassiker der Weltliteratur hinweg.

Schon in der Leseprobe hat es mich gefesselt, dass Erin ihre tote beste Freundin sieht und mit ihr fiktive Gespräche führt. Doch mit dem Thema Trauer ist es nicht getan, denn Erin ist auch noch sauer auf ihre Mutter, weil sie vor Jahren die Familie für eine neue Liebe verlassen hat. Dass sie ihren Job mit der überheblichen und fordernden Chefin nicht mag und kündigt, finde ich zunächst noch positiv. Nur der Kommentar von Erins Schwester, sie würde in Selbstmitleid versinken und allen anderen die Schuld an ihrem verkorksten Leben geben, hat mich gestört, denn bis dahin hatte ich es selbst noch gar nicht so gesehen (vielleicht, weil ich auch gut im Baden in Selbstmitleid bin?). Doch dann konnte ich einen Punkt in Erins Vergangenheit nicht verstehen, weil sie trotz Vielleserin keinerlei Empathie hat und das wurde leider mehrmals erwähnt. Nun hat es mich gestört, dass Erin so viele negative Aspekte in ihrem Leben hat und außerdem eine Schwester, die Therapeutin ist aber ganz schön austeilt. James‘ Kapitel sind nicht ganz so negativ, aber da er seinen Eltern in den depressiven Phasen seiner Mutter hilft, gibt es auch hier ein großes schweres Thema und kleinere Baustellen. Und insgesamt war mir das beim Lesen zu viel - viel zu viel. Ich wollte Bücherliebe, Gespräche über Bücher und eine romantische Liebe, aber bekommen habe ich Trauer, Krankheiten, Probleme im Job, unerfüllte (Lebens)Träume, Erinnerungen an Mobbing, Unzufriedenheit über das Liebesleben, kritische Beziehungen und allgemeine Betrübnis.

Den Aufbau des Buches finde ich durch die wechselnden Kapitel richtig gut, da man die Probleme und Gefühle beider Protagonisten hautnah erfährt. Vor allem, wenn sie über den bzw. die jeweilige andere Person grübeln oder warum sie genau die nächste Lektüre auswählen, hat mir gut gefallen. Am Ende konnte mich ein Detail auch sehr überraschen und die beiden haben sich weiterentwickelt, wodurch sie sympathischer geworden sind.


Fazit:
So schön „Wir treffen uns im nächsten Kapitel“ auch mit den sanften Wasserfarben gestaltet ist, ist es aber definitiv kein Wohlfühlbuch. Die Kommunikation über klassische Literatur geht leider in den vielen Themen im Buch unter. Beide Protagonisten haben viel zu viele Probleme und negative Aspekte, sodass ich zunehmend den Spaß am Lesen verloren habe.

Bewertung vom 24.07.2024
Glow Like Northern Lights / Strong Hearts Bd.1
Stankewitz, Sarah

Glow Like Northern Lights / Strong Hearts Bd.1


ausgezeichnet

Gefühlvoll und emotional

Die Geschichte beginnt direkt emotional mit der Silvesternacht, in der Lillys herzkranker Zwillingsbruder stirbt. Seit einem Jahrzehnt hat seine Krankheit die Familie bestimmt, sodass die Eltern Lilly und ihre Gefühle und Bedürfnisse nicht mehr sehen. Als nach einigen Monaten die Trauer zu viel wird, reist Lilly nach Island zu Aron, einem mittlerweile sehr guten Freund, den sie in dem Forum für Angehörige von herzkranken Menschen kennengelernt hat. Sie waren sich gegenseitig immer eine Stütze, doch als sie auf der Insel ankommt, ist Aron distanziert. Liegt es an dem überraschenden Besuch, die Funkstille davor oder verschweigt er noch etwas anders?

Mit dem Tod von Lillys Zwillingsbruder und ihrer Trauer startet das Buch recht düster und emotional. Insgesamt ist der Schreibstil von Sarah Stankewitz wirklich gelungen und gefühlvoll, sodass die Emotionen der Protagonisten immer greifbar waren. Trotzdem nehmen die negativen Gefühle nicht die Oberhand, weil es doch auch viele schöne Szenen gibt, z. B. als Aron Lilly die Besonderheiten der Insel zeigt. Auch die Wortwahl der Autorin ist bildhaft und wunderschön. Die letzten Sätze vor dem Epilog haben mich emotional nochmal richtig getroffen. Vor allem, weil ich letzten Sätze sehr viel Bedeutung gebe, statt den ersten.

„Notiz an mich selbst: Wenn wir alle einsam sind, ist damit niemand von uns allein, oder?“, 88 %

Arons Geheimnis und die Wendung in der Geschichte habe ich direkt nach dem Lesen des Klappentextes vorhergesehen – dachte ich. Die Autorin hat geschickt passende, aber auch andere Aspekte eingeflochten, dass ich mir irgendwann nicht mehr sicher war – und das hat mir sehr gefallen. Auch die Entwicklung ihrer Beziehung hat mich positiv überrascht, denn ich hätte mehr Tempo vermutet, aber Aron hat dem einen realistischen Blinkwinkel gegeben, was mir ebenfalls gefallen hat. Mit diesem Buch hat Sarah Stankewitz nicht das Rand neu erfunden, aber mit sehr viel Gefühl eine besondere Geschichte erschaffen, die mich berührt hat. Ich wurde manchmal wütend, hab auch mal meine Augen verdreht, konnte manchmal nicht überrascht werden, aber ich war beim Lesen definitiv schockiert, betroffen, verliebt und berührt. Das Ende hat mich auch überrascht, vor allem der Epilog aus Arons Sicht, weil ich gar nicht wusste, dass es noch einen weiteren Band der Geschichte geben wird, aber ich bin sehr gespannt darauf!

Übrigens befinden sich zwei wunderschöne Illustrationen in dem Buch, die die beiden Protagonisten in Szenen im Buch zeigen. Ich mag den Zeichenstil und finde es schön, dass die Charakterkarten nicht nur extra ausgegeben werden, sondern auch im Buch enthalten sind.


Fazit:
“Glow like Northern Lights” ist ein berührende, schockierendes, trauriges und liebevolles Buch. Eine teilweise schon bekannte Geschichte, die durch den Schreibstil und Kniff der Autorin aber einen neuen Glanz bekommen hat.
4.5 Sterne

Bewertung vom 18.07.2024
Funny Story
Henry, Emily

Funny Story


gut

Vom Highlight zum Flop

Daphne ist mit ihrem Verlobten Peter in seine Heimatstadt gezogen und hat das neue Haus eingerichtet, als er noch in der Nacht des Jungesselenabschieds mit ihr Schluss macht, weil er sich in seine Kindheitsfreundin Petra verliebt hat. Da Daphne nun schnell aus seinem Haus ausziehen muss, gründet sie mit Miles, dem Ex-Freund von Petra, eine WG. Aus gemeinsamem Liebeskummer wird bald eine gefakte Beziehung für die beiden Ex-Partner und Freundschaft – oder sogar mehr als das.

"Er lächelt und schaut geradeaus. Sein Handrücken streift meinen. Mein Herz fühlt sich an wie ein ausgewickeltes Geschenk, und mein Körper entspannt sich.", S. 326f

Die Geschichte beginnt wirklich schön, als Daphne zunächst schildert, wie Peter ihre gemeinsame Kennenlerngeschichte erzählen würde, bis zur schicksalshaften Nacht des Jungessellenabschieds. Genauso bildhaft wurde von der Autorin auch das Telefonat zwischen Peter und Daphne, als er über die Einladung zu seiner Hochzeit mit Petra (ja, die beiden haben sich ernsthaft direkt verlobt) redet, beschrieben. Ich hab Daphne so scharf gezeichnet vor meinem inneren Auge gesehen, ihre Gefühle und Worte haben mich genauso schockiert und amüsiert wie alles zu Beginn dieser Geschichte. Man ist entrüstet über Peters Trennung, über seine Überheblichkeit und fehlendes Taktgefühl, zeitgleich aber auch amüsiert, wegen den vielen humorvollen Szenen. Emily Henry hat mich nicht nur mit ihrem Humor, sondern auch mit ihrer wunderschönen Wortwahl begeistert. Ich hab mich direkt zu Beginn absolut verliebt in die Geschichte, die mich emotional sofort erreicht und gleichzeitig ständig grinsen lassen hat. Und ich habe gewusst, dass diese Geschichte von Emily Henry mein absolutes Highlight von ihr, wenn nicht sogar eines meines Lesejahres werden wird…

…bis ich immer mehr in der Geschichte versunken bin und dann in der zweiten Hälfte des Buches die Probleme in Miles und Daphnes Beziehung aufkamen. Ich hab die Momente zwischen den beiden so genossen. Ob sie nun gemeinsam auf Farmen einkaufen waren, mitfühlend ihren Liebeskummer geteilt haben oder Miles Daphne an schöne neue Orte geführt hat. Oder es zunehmend romantischer wurde, als sie füreinander Gefühle entwickelt haben. Ich habe diese Liebesgeschichte einfach nur geliebt. Bis dann die Altlasten kamen. Daphnes Probleme mit ihrem Vater und ihre Gedanken über die Beziehung zu Peter konnte ich gut nachvollziehen und –fühlen, die beiden Männer haben mich oft so wütend gemacht! Dass Miles wegen seiner Probleme mit der Familie Daphne ständig von sich stößt, konnte ich nicht gänzlich verstehen. Hier hätte ich mir Kapitel aus seiner Sicht gewünscht, damit man nicht ratlos daneben stehen muss, sondern ich auch seine Gefühle hätte nachempfinden können. Dazu kommt noch, dass das Ende eher verwirrend beschrieben wurde. Einiges ist geschehen und plötzlich kommt heraus, dass noch andere Dinge passiert sind, anscheinend zeitgleich… ich bin jetzt noch verwirrt. Verwirrt davon, was passiert ist und wann. Ein Pluspunkt hatte das Ende dann aber doch noch für mich: Die Geschichte schließt sich mit Daphnes und Miles‘ Kennenlerngeschichte und schließt somit einen Bogen zum Anfang des Buches.


Fazit:
„Funny Story“ ist überaus amüsant, mitfühlend, romantisch und manchmal auch ernsthafter. Ich hab die Geschichte so geliebt! Bis dann aber die Probleme in Daphnes und Miles Beziehung aufkamen. Ich bin verwirrt, denn zeitlich und gefühlsmäßig kam ich irgendwann nicht mehr hinterher.

Bewertung vom 08.07.2024
Wolke Sieben ganz nah
Greenwood, Kirsty

Wolke Sieben ganz nah


ausgezeichnet

Liebevolle und humorvolle Geschichte

Delphi stirbt wenig glamourös auf ihrem Wohnzimmerboden an einem Bissen, der ihr im Hals stecken bleibt. Daraufhin landet sie im Jenseits in Merritts Waschsalon, wo sie die Toten im Empfang nimmt. Dort trifft sie auf Jonah, einem gutaussehenden, charmanten Mann, dessen Berührung Delphi zum Kribbeln bringt – ihr Seelenverwandter, wie Merritt bestätigt. Das ewige Jenseits scheint nicht mehr so ätzend zu sein, doch dann wird Jonah zurückgeschickt, weil sein Tod ein Fehler war. Da Merritt absolut vernarrt in romantische Liebesgeschichten ist, gibt sie Delphi eine Chance. Innerhalb von 10 Tagen muss sie Jonah finden und sich küssen. Doch wo im großen London soll sie anfangen, wo sie doch nur seinen Vornamen kennt?

Schon von der ersten Seite an merkt man, dass dieses Buch sehr humorvoll und locker geschrieben ist. Lustige und überzogene Szenen bei Delphis Suche haben mich immer wieder amüsiert. Außerdem hat die Autorin die Geschichte sehr liebevoll geschrieben und entwickelt, sodass ich die Protagonistin auch schnell ins Herz geschlossen habe. Auch der nervige und grummelige Nachbar von unten, der alte liebenswerte Nachbar von oben oder ihre Kolleginnen aus der Apotheke geben der Geschichte mehr Farbe und Facetten. Ich war relativ schnell in die Geschichte verliebt und hab Delphis Suche und all die verrückten und herzlichen Momente dabei geliebt.

Im Verlauf der Geschichte habe ich ein Detail bald geahnt, aber das hat mir nicht den Spaß genommen, weil ich deswegen nur noch mehr bei Daphnes Suche mitgefiebert habe und es um all die kuriosen und lustigen Momente währenddessen geht. Außerdem spielt Daphnes bisheriges Leben auch eine wichtige Rolle, wobei es hier auch etwas tiefgründiger wird. Insgesamt ist es aber eine wirklich amüsante Geschichte mit einigen Prisen Freundschaft und Ernsthaftigkeit.


Fazit:
„Wolke Sieben ganz nah“ hat mir eine wunderschöne, humorvolle Lektüre näher gebracht. Ich hab mich in die liebevoll geschriebene Geschichte mit Daphnes kurioser und lustiger Suche nach ihrem Seelenverwandten verliebt! Eine wunderbare RomCom für alle, die auch „Dead Romantics“ ins Herz geschlossen haben.

Bewertung vom 04.07.2024
Die Orchideenfrauen
Santana, Lea

Die Orchideenfrauen


ausgezeichnet

Liebe, Humor und Überraschung

Die Immobilienmaklerin Holly soll ein Haus an der englischen Küste verkaufen, doch die vielen Orchideen der älteren Eigentümerin Annabel stellen dabei ein Problem dar. Die wertvollen Orchideen möchte Annabel aber nur an eine bestimmte Person in Italien weitergeben, weshalb Holly mit der alten Dame nach Italien reist.

Der Prolog beginnt im 19. Jahrhundert mit einer talentierten Malerin, die Pflanzen zeichnet und eine blaue Orchidee betrachtet, die neu nach England verschifft wurde. Obwohl sie keine große Rolle im Geschehen spielt, finde ich den Anfang der Geschichte sehr gelungen, und später schließt sich auch der Kreis. Die Autorin hat immer wieder kleine Details verarbeitet, z. B. auch das Schaf Myrtle, die die schöne Geschichte wunderbar abrunden und Teile davon miteinander verflechten. Der Schreibstil von Lea Santana ist nicht nur sehr angenehm zu lesen, sondern ebenfalls amüsant. Die Geschehnisse und Protagonisten enthalten immer auch eine Prise Humor, was mir sehr gut gefallen hat.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen wird der Sommer 1968 aus der Sicht der jungen Annabel geschildert, während wir in der Gegenwart die Immobilienmaklerin Holly folgen, die nun Annabels Haus verkaufen soll. Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist schön ausgewogen. Ich habe beide über beide Zeiten gleichermaßen gerne gelesen und diese wurden stets passend miteinander verknüpft. Annabel war damals nur kurz in Italien, aber sehr bald von der Dolce Vita eingenommen und verlor dabei auch ihr Herz an einen gewissen Italiener. Ich empfand es als sehr schnell und nicht immer nachvollziehbar, wie rasch die beiden sich ineinander verliebt haben. Aber ihre gemeinsamen Momente sind sehr gefühlvoll und romantisch beschrieben worden, sodass ich beim Picknick im Park auch den Moment sehr genossen habe. Anfangs ist die Geschichte ein richtiges Wohlfühlbuch, was sie auch nie verliert, aber in der Mitte gibt es eine Wendung, die mich sehr überrascht hat und wirklich raffiniert geschrieben ist. Ab hier empfand ich die Geschichte dann auch als fesselnd, weil ich mich immer gefragt habe, was nach diesem überraschenden Moment passiert ist.


Fazit:
„Die Orchideenfrauen“ ist eine wunderschöne Geschichte im Wechsel zwischen Damals und Heute. Der Schreibstil und Humor der Autorin Lea Santana machen das Buch zu einer angenehmen Lektüre und die überraschende Wendung in der Mitte des Buches zu einem fesselnden Buch, das ich nicht mehr aus der Hand legen wollte und konnte.

Bewertung vom 07.06.2024
Der Inselmann
Gieselmann, Dirk

Der Inselmann


sehr gut

Sprachgewaltig

Hans‘ Vater beschließt aus dem einen Zimmer in der Großstadt auf eine Insel zu ziehen. Dort wohnt die Familie als Einsiedler und kümmert sich um die Schafe. Hans findet hier Zugang zur Natur und dadurch quasi einen großen Spielplatz, den er mit dem Hund erforscht. Doch dann melden sich die Schulpflicht und Behörden, weshalb er die Insel wieder verlassen muss. Später kehrt er zurück zu seinen Eltern und der Abgeschiedenheit der Insel.

Der Klappentext endet mit der großen Frage, wie die Eltern auf seine Rückkehr reagieren werden. Doch dies ist nicht unbedingt das spannendste und wichtigste Detail der Geschichte, ist sie im Gegenteil doch recht ruhig. Das Buch spielt während der 60er und erzählt von Hans‘ armer Familie und von seinen Eltern, die kaum Freude am Leben haben und dann von der Gesellschaft in die Abgeschiedenheit der Insel fliehen. Das nächste große Detail ist die Abhängigkeit und Erziehung von Kindern, als Hans seine Freiheit auf der Insel verliert. Die Rückkehr Jahre später hat mich zum Teil verwirrt, da einige Charaktere nicht so gehandelt haben, wie ich erwartet hätte. Das endgültige Ende hat mich teilweise aber wieder versöhnt. Ich fand es schlussendlich interessant von Hans‘ Leben zu lesen, was und wer ihn beeinflusst hat. Eine sehr ruhige kurze Geschichte, die hauptsächlich von dem Schreibstil getragen wird.

"Die Stille war ein Lied, das lange schon verklungen war." 8 %

Die Ausdrucksweise von Dirk Gieselmann hat mir unglaublich gut gefallen. Ich habe einige Sätze markiert. Er findet immer sehr treffende Worte und ungewöhnliche Vergleiche. Die Situation des Protagonisten wird dadurch sehr genau vermittelt, wobei der Autor nicht einmal viele Gefühle beschreibt, sondern stattdessen die Situation aus der sich diese heraus ergeben. Ich mag es, wenn Autor/innen so der Geschichte ihren eigenen Schliff geben, was Dirk Gieselmann hier definitiv gelungen ist. Ich möchte gerne mehr von ihm lesen.

"Ein Jahr, das zurückliegt, ist kürzer als ein Tag, der niemals kommen wird." 64 %


Fazit:
„Der Inselmann“ Hans erhält hier seine Lebensgeschichte von seiner Kindheit bis weit ins Erwachsenenalter. Wir erfahren von Hans‘ Leben bei seinen armen Eltern, von seiner Jugend, die von Behörden gelenkt wurde, und daraus resultierend seine Charakterentwicklung und den Wunsch, wie er den Rest seines Lebens verbringen möchte. Eine ruhige Geschichte, die vor allem mit dem unfassbar guten Schreibstil und wunderbaren Worten punktet.

Bewertung vom 07.06.2024
Uns bleibt immer New York
Miller, Mark

Uns bleibt immer New York


weniger gut

Überzeugt weder als Liebesgeschichte, noch als Krimi

Die Pariserin Lorraine reist nach New York um das Lieblingsbild ihres verstorbenen Vaters zu kaufen. Dort wird sie angegriffen und niedergestochen, die Tat ihres Stalkers. Der Maler und Ex-Häftling Leo rettet sie, woraufhin die beiden eine kurze Liaison beginnen. Während Lorraines Zwischenstopp in Paris und beruflichen Rückkehr nach New York erhält sie weiterhin Nachrichten und Drohungen ihres Stalkers. Das Geschehen wird mittels der personellen Erzählperspektive abwechselnd aus Lorraines und Leos Sicht erzählt, während ihre Vergangenheit sie beide einholt.

Schon die Liebesgeschichte hat mir von Beginn an nicht zugesagt. Lorraine ist eine selbstbewusste Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht und die New Yorker Niederlassung ihres Unternehmens aufbauen soll. Nach nur wenigen Tagen ist sie völlig vernarrt in Leo, sodass sie ihm zurück in Paris weiterhin Nachrichten schickt, obwohl er ihr die kalte Schulter zeigt. Als sie wieder nach New York kommt, lässt sie ebenfalls nicht locker. Warum akzeptiert sie nicht sein "Nein" und hakt den One-Night-Stand ab, statt sich so sehr an diesen Mann zu hängen?

Der Krimi-Teil der Geschichte handelt vom Stalking von Lorraine, das schon vor vielen Monaten begonnen hat und beim ersten New York-Besuch in einen tätlichen Angriff gipfelt. Die Polizei sieht keinen Zusammenhang, schließlich war sie fern ihrer Heimat und nachts alleine im Park unterwegs. Doch Lorraine ist sowieso nicht beunruhigt oder ängstlich. Im gesamten Buch wurde aus ihrer Perspektive nur dreimal das Wort "Angst" genutzt. Nicht emotional beschrieben, sondern nur erwähnt. Ihre Gedanken und Gefühle für Leo überwiegen die ganze Zeit, sodass man sich anfangs mehr auf die Liebesgeschichte als den Krimi konzentriert.

Nachdem das Stalking später immer mehr Raum einnimmt, geschieht eine Wendung, die den Fall zunächst in der Luft hängen lässt. Die Identität des Stalkers (oder etwa der Stalkerin?) wird immer undurchsichtiger. In der zweiten Hälfte des Buches wird es schließlich spannender und spitzt sich bis zum Ende hin zu.


Fazit:
"Uns bleibt immer New York" ist ein flüssig zu lesendes Buch, in dem eine Liebesgeschichte und ein Krimi miteinander verknüpft wurden. Die Beziehung der Protagonisten hat mich nicht überzeugen können. Der Krimi-Anteil (Stalking) ist anfangs auch langweilig, da das Opfer kaum ängstlich ist und die drohende Gefahr auf die leichte Schulter nimmt. Erst später wird die Geschichte spannender und ausgeklügelter.
2,5 Sterne

Bewertung vom 07.06.2024
Du bist mein Lieblingsgefühl
Groh, Kyra

Du bist mein Lieblingsgefühl


sehr gut

Unterhaltsame Geschichte über Liebe und Beziehungen

Nela und Max verlieben sich auf den ersten Blick ineinander – in einem Brautmodengeschäft. Deshalb denken die beiden Single von dem/der jeweils anderen, dass er/sie verlobt ist. Als Max‘ IT-Firma über Nelas Plattenladen zieht, treffen die beiden immer wieder aufeinander und wünschten, sie könnten sich näher kommen. Doch was dann? Nela ist unabhängig und will sich nach keiner anderen Person richten oder gar länger binden. Max hingegen kann es kaum erwarten, sich mit seiner Partnerin ein gemeinsames Leben mit Haus und Kindern aufzubauen.

"Ich weiß, dass Liebe sich nicht schmerzhaft anfühlen soll. Sie sollte dir das Gefühl geben, dass zusammen alles leichter ist als allein.", Nela, 97 %

Die beiden Protagonisten sind sehr lebendig und nachvollziehbar dargestellt. Durch den wechselnden Erzählstil aus der Ich-Perspektive lernt man sie sehr gut kennen. Der jeweilige Charakter der beiden ist nicht nur angerissen, sondern mit allen Vorlieben, Stärken und Schwächen von der Autorin beschrieben worden. Dadurch sind mir beide trotz mancher Unterschiede total sympathisch und ich kann mich immer in sie hineinversetzen. Außerdem ist das Aufeinandertreffen der beiden immer amüsant zu lesen, weil Kira Groh trotz des thematisch ernster werdenden Beziehungsthemas stets mit ihrem Humor spielt. Schon das erste Treffen trieft vor Witz, nicht nur, weil die beiden einem Missverständnis aufsitzen und wir Leser/innen es bereits kennen, sondern wegen dem lustigen Gespräch zwischen Max und Nela, wodurch man direkt merkt, dass die beiden gut zusammenpassen könnten.

Entgegen dem humorvollen und lockeren Schreibstil ist vor allem die zweite Buchhälfte manchmal zu analytisch gestaltet. Es wird erklärt, welche Beziehungen die beiden Protagonisten bisher und welches falsche Bild sie deshalb von ihren Partner/innen hatten. Ich finde es etwas schade, dass es ein wenig so dargestellt wird, dass Max und Nela zu hohe Erwartungen an die Liebe hätten und irgendwie etwas verkorkst sind, was Beziehungen betrifft. Ansonsten empfand ich ihre langsame Annäherung an eine Beziehung und deren möglichen Zukunft schön langsam und gut entwickelt.


Fazit:
„Du bist mein Lieblingsgefühl“ erzählt von einer holprigen, aber nicht minder schönen Liebe zwischen Nela und Max. Ein schöner unterhaltsamer Liebesroman zum Genießen.

Bewertung vom 06.06.2024
Wo mein Herz liegt
Winter, Jessica

Wo mein Herz liegt


ausgezeichnet

Emotionaler Abschluss

Dies ist der Folgeband von „Wind in deinen Segeln“ und fängt dort wieder nahtlos an, wo der Cliffhanger geendet hat. Em liegt verletzt im Krankenhaus und Gabe sitzt im Gefängnis bis das Missverständnis aufgeklärt wird. Em kann nun endlich ihre Geschwister aus dem verwahrlosten Trailer holen, doch zunächst sind sie bei Pflegeeltern untergebracht und Em muss viele Hürden meistern, bis sie das Sorgerecht übernehmen kann. Auch Gabe muss sich seiner Vergangenheit stellen, denn Hannah ist bereit zuzugeben, dass Gabe unschuldig ist und der Fall kommt erneut vor Gericht. Dabei könnten sich die beiden gegenseitig Halt geben, doch Gabe gilt offiziell noch als Straftäter und könnte Ems Zukunft mit ihren Geschwistern gefährden.

"Und wenn eine ebenso leere Nachricht von ihm das Einzige ist, was ich zurückbekomme, dann werde ich ihn weiterhin Leerzeichen schicken, ihm zeigen, dass ich an ihn denke, dass ich ihn nicht vergessen habe und nie vergessen werde. Ich werde ihm so lange leere Nachrichten schicken, bis es wieder etwas zu sagen gibt.", S. 172

Neben der liebevollen und verständnisvollen Beziehung der beiden Protagonisten spielen hier auch ihre Einzelschicksale eine große Rolle. Durch die abwechselnden Kapitel aus Ems und Gabes Sicht kann man diese und vor allem ihre Gefühle sehr gut nachvollziehen. Gabes Schmerz hat mich so traurig gemacht und was er bis zur endgültigen Gerichtsverhandlung durchmachen musste so wütend, während ich bei Em Angst hatte, dass ihre Vergangenheit sie einholt und die Zukunft mit ihren Geschwistern gefährdet. Am liebsten waren mir immer die Szenen, als die beiden zusammen waren, weil die Liebe und Geborgenheit nur so aus den Seiten flossen.

Der große Pluspunkt des Buches ist wieder der unglaubliche Schreibstil von Jessica Winter. Die Gefühle der Protagonisten werden so intensiv, anschaulich und gefühlvoll beschrieben, dass man einfach mitfiebern muss. Ich war berührt und das ein oder andere Mal hat es mir das Herz zerrissen.



Fazit:
Der Abschluss der „Ready to be found“-Reihe verlangt nochmal vieles von Em und Gabe; und stürzt dabei die Leser/innen ins Gefühlschaos. Gefühlvoll, intensiv und herzzerreißend erzählt Jessica Winter von der Vergangenheit und Gegenwart der beiden, sodass man für ihre gemeinsame Zukunft und Liebe hofft.
4,5 Sterne