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Benutzername: 
portobello13
Wohnort: 
Erfurt

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 23.09.2017
Die Entdeckung des Glücks
Prophet, Isabell

Die Entdeckung des Glücks


sehr gut

War ich nach einer Leseprobe noch begeistert, voller Erwartungen an dieses Buch und bereit, 5 Sterne zu vergeben, so muss ich meine Meinung nun etwas revidieren…

Aber erstmal ein paar Fakten zu Cover und Aufbau:
Das Cover ist ein kleiner Eye-Catcher. Die recht einfache Gestaltung - weißes Cover mit klarer, schwarzer Schrift – kombiniert mit diesem Klecks Sand (so fühlt es sich zumindest an) fällt auf und macht neugierig. Leider habe ich aber nach der Lektüre des Buches nicht herausgefunden, warum die Gestaltung so gewählt wurde und was es mit dem braun-goldenen Farbklecks auf sich hat. Aber gut, wichtiger sind ja die inneren Werte.

Aufgeteilt ist das Buch in drei Teile: Die Suche nach dem Glück, Wissenswertes zur Glücksforschung und Tipps zur Glücksfindung. Innerhalb dieser drei Teile gibt es noch einmal einzelne Kapitel, welche durchschnittlich eine Länge von 20 Seiten haben. Eine gute Länge, um mal schnell ein Kapitel im Bus zur Arbeit oder in der Mittagspause zu lesen, wie ich finde.

Ein weiterer Pluspunkt, neben der Kapitel-Länge, ist der Schreibstil von Isabell Prophet. Nicht trocken und förmlich, wie es oftmals bei Sachbüchern der Fall ist, sondern flüssig und locker. Die Autorin vermischt wissenswerte Fakten mit eigenen Erfahrungen. Dadurch, und durch die direkte Ansprache ihrer Leser, wurde ich direkt abgeholt und konnte mich gut in die einzelnen Situationen und Beispiele hineinversetzen.

Meine Meinung:
Nach dem Studieren des Klappentextes sowie der Einleitung dachte ich, in diesem Buch explizite Hinweise zu finden, wie ich in meinem Job glücklicher werden könne. Ich erhoffte mir Tipps, die speziell auf das Berufsleben zugeschnitten sind.
Leider hat „Die Entdeckung des Glücks“ meine Erwartungen dahingehend nur teilweise erfüllt. Der Großteil des Buches behandelt das Glück allgemein. Oder besser gesagt, die Zufriedenheit und das Wohlbefinden. Und die Steigerung von beidem.

Vor allem im zweiten Teil des Buches wird viel fachliches und medizinisches Wissen erläutert, z. B. die Abläufe im Körper/Gehirn bei Stress, wann wir am leistungsfähigsten sind usw. Dies war wirklich interessant zu lesen, aber mir leider zu allgemein gehalten
Bei sehr vielen Kapiteln wird das Thema Job nur ganz kurz, meist in den letzten paar Sätzen, angerissen. Stellenweise hatte ich das Gefühl, die Autorin erinnerte sich zum Kapitelende hin wieder an das Thema des Buches und versuchte so, den Bezug noch herzustellen.

Im Schlusswort schreibt Isabell Prophet dann deutlich, dass es nie ihr Ziel gewesen sei, alle Menschen zu glücklichen und leistungsfähigen Arbeitstieren zu machen – vielmehr wolle sie das Bewusstsein für Denkmuster schaffen, die uns den Alltag erschweren. Dies kann ich so unterschreiben!
Während des Lesens hatte ich oft das Gefühl, hier wird nicht über die Entdeckung des Glücks im Berufsleben, sondern den Menschen 2.0 geschrieben. Sehr viele Beispiele drehten sich um die Verbesserung des Wohlbefindens allgemein und eben nicht wie im Klappentext versprochen explizit um das Berufsleben.

Klappentext und Verheißungen ala „Das GLÜCKSBUCH für die Arbeit“ finde ich daher etwas irreführend.

Gesamturteil:
Das Buch ist gut aufgebaut und geschrieben. Die Fakten sind interessant und auf div. Studien gestützt. Die Tipps und Tricks, die zu einem glücklicheren Leben führen sollen, sind machbar und verständlich erklärt. Auf Grund des mir zu kleinen Bezugs zum Berufsleben gibt es einen Minuspunkt.

Bewertung vom 30.08.2017
Drei Tage und ein Leben
Lemaître, Pierre

Drei Tage und ein Leben


ausgezeichnet

Inhalt:
Ein verschwundener Sechsjähriger. Ein ganzes Dorf im Ausnahmezustand. Nur ein Bewohner weiß, was wirklich geschehen ist. Wird der nahende Sturm alles ans Licht bringen oder für immer begraben?
Der zwölfjährige Antoine hat im Affekt den Nachbarsjungen Remi getötet. Innerhalb weniger Sekunden wird er zum Mörder, gekennzeichnet für sein ganzes Leben. Um seiner Mutter nicht die Bürde aufzuhalsen, einen Mörder als Sohn zu haben, versteckt er Remi und verschwiegt das Unglück.
In seinem Heimatdorf beginnt schon bald die Suche nach dem kleinen Jungen – und Antoine fürchtet mit jeder verstrichenen Sekunde mehr, entlarvt zu werden.
Kurz bevor Remis Leiche entdeckt werden kann, zieht ein Jahrhundertsturm über das Dorf hinweg, der alles verändert…


Aufbau & Schreibstil:
Das Buch ist aus Sicht eines allwissenden Erzählers geschrieben. Dieser führt den Leser gekonnt durch die Geschichte, wirft Fragen auf und macht durch Andeutungen neugierig auf das weitere Geschehen. Der Schreibstil von Pierre Lemaitre ist flüssig und klar. Er schafft es, Bilder und vor Allem Gefühle real werden zu lassen – fast hat man das Gefühl, man selbst fürchte sich vor der Verhaftung als Mörder, so gekonnt beschreibt Lemaitre das Gefühlschaos der Hauptfigur.

Die Geschichte ist in drei große Abschnitte unterteilt: Antoines Leben wir in den Jahren 1999, 2011 und 2015 beleuchtet.
Innerhalb dieser Abschnitte gibt es einzelne Kapitel. Diese haben eine gute Länge, um auch „schnell mal“ ein Kapitel lesen zu können, wenn man nur wenig Zeit hat.


Meine Meinung:
Schon allein die Idee der Story – ein Zwölfjähriger, der zum Mörder wird und sein Kampf mit den Schuldgefühlen – ist grandios. Das Buch hält, was die Story verspricht: Eine wahnsinnige Geschichte viel Spannung und Gefühl.
Innerhalb von zwei Tagen hatte ich dieses Buch durchgelesen, ich konnte einfach nicht aufhören und wollte wissen, wie es weitergeht. Pierre Lemaitre hat mich in die Geschichte hineingezogen und bis zum Schluss nicht wieder losgelassen. Auch jetzt, mehrere Tage nach dem Durchlesen, beschäftigt mich das Buch noch. Die Verzweiflung der Hauptfigur, die Angst, entdeckt und verhaftet zu werden, und die Schuld, die ihn auch Jahre später noch belastet – als dies fühlt sich beim Lesen so real an. Ich habe mit Antoine gelitten und mich bei der Frage ertappt, wie ich an seiner Stelle reagiert hätte…

Auch wenn mir ein, zwei Aktionen der Hauptfigur nicht ganz schlüssig erscheinen, so ergibt der Handlungsverlauf zum Schluss eine runde Sache. Antoines Leben zu verschiedenen Jahren zu beleuchten und zu zeigen, wie er und seine Schuld sich entwickelt haben, ist ein kluger Schachzug vom Autor. Dadurch wird die Geschichte noch authentischer.
Auf den letzten Seiten wird dann noch einmal alles auf den Kopf gestellt…

Ein wahrlich grandioses Buch – 5 Sterne!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2017
Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1
Pérez-Reverte, Arturo

Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1


gut

Der Roman spielt im Jahre 1936, zu Beginn des spanischen Bürgerkrieges. Die Nationalisten unter Francisco Franco haben in ihrem Versuch, die gewählte Regierung zu stürzen, das Land gespalten. Beide Seiten kämpfen erbittert gegeneinander, in der Überzeugung, in Kürze den Sieg davonzutragen. Keiner ahnt, dass der Krieg noch Jahre dauern und viele Opfer fordern wird.
Der Protagonist Lorenzo Falcó arbeitet auf Seiten der Nationalisten für den Geheimdienst. Falcó führt als Agent der Spezialeinheit Grupo Lucero jeden Auftrag auf – ohne Fragen oder Gewissensbisse. Er wird auf eine kriegswichtige und äußerst schwierige Mission geschickt: Die Befreiung des Parteiführers der Falange aus dem Gefängnis von Alicante.
Unterstützung bekommt er dabei von drei Mitstreitern. Unter ihnen Eva Rengel, eine Frau, die genauso undurchsichtig scheint, wie Falcó selbst es ist. Schon bald wird klar, dass nichts ist, wie es scheint und jemand ein doppeltes Spiel spielt...


Kurz etwas zum Schreibstil des Buches:
Der Autor hat einen flüssigen, angenehmen Schreibstil.
Die vielen spanischen Begriffe können mitunter etwas verwirrend sein. Gerade die vielen politischen Einheiten sind anfangs schwierig auseinander zu halten.
Die einzelnen Kapital haben mit ca. 20 Seiten eine gute Länge, um auch zwischendurch ein wenig lesen zu können, man nicht viel Zeit vorhanden ist.
Interessant fand ich, dass jedes Kapital nach einem Satz oder Begriff aus dem jeweiligen Kapital benannt ist.


Nun zu meiner Meinung:
Vom Tempo der Leseprobe begeistert, freute mich auf einen spannungsgeladenen und rasanten Roman in historischem Setting. Leider wurde ich enttäuscht.
Anfangs wird der Leser ausführlich in die verschiedenen Organisationen der Nationalisten eingeführt. Dies ist keinesfalls uninteressant, aber dadurch dauert es ein gutes Drittel des Buches, bis die Mission von Falcó überhaupt beginnt.
Und leider verläuft die gefährliche Reise Falcós auf die gegnerische, die kommunistische Seite Spaniens viel zu glatt, als das sich Spannung aufbauen kann.

In dem gesamten Buch gibt es m. M. n. nur drei Spannungspunkte. Die leider aber viel zu schnell abgehandelt werden. Zwischen diesen Punkten plätschert die Geschichte nur so vor sich hin. Es wird viel geredet und Falcós Leben beleuchtet, aber es passiert einfach nicht viel.

Der Großteil des Buches befasst sich mit der Planung der Mission und dem Protagonisten selbst. Falcó, unten den Frauen wegen seiner charismatischen Art beliebt, ist überzeugt von seinen Fähigkeiten.
Mir dagegen ist er einfach nur unsympathisch. Er scheint auf alle herabzublicken, die, im Gegensatz zu ihm, eine Überzeugung haben und nicht nur blind Befehle ausführen. Er steht sich selbst am nächsten und versucht mit allen Mitteln, seine eigenen Ziele zu verwirklichen. Stellenweise war ich sogar angewidert von ihm, so sehr missfiel mir die Art seines Vorgehens.


Mein Fazit:
Obwohl die Geschichte zum Ende hin nochmal mit einer Wende aufwartete, konnte mich das Buch nicht vollends überzeugen.
Arturo Pérez-Reverte versteht es durchaus, ein Gefühl vom Bürgerkrieg mit all seinen Schrecken und seiner Sinnlosigkeit zu zeichnen. Die Geschichte um Falcó ist nicht uninteressant, aber mir einfach nicht spannend genug.

Wer auf ruhige Bücher mit historischem Setting steht, dem empfehle ich „Der Preis, den man zahlt“ wärmstens. Alle, die ein Buch suchen, das ihnen den Atem raubt, sollten sich vielleicht weiter umsehen.

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