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Benutzername: 
j.h.
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 05.04.2014
Carrie

Carrie


sehr gut

Die sechzehnjährige Carrie White (Chloë Grace Moretz) ist schüchtern und in der Schule eine gehänselte Außenseiterin. Sie lebt bei ihrer fanatisch-religiösen Mutter Margaret (Julianne Moore), die ihre Tochter demütigt und unterdrückt. Carrie entwickelt zunehmend telekinetische Fähigkeiten, wodurch sie im wütenden Zustand Gegenstände allein mit ihren Gedanken bewegen kann. Nachdem die Sportlehrerin ein Straftraining für alle wegen der Demütigung Carries verhängt hat, beginnen in den Mitschülerinnen bösartige Rachepläne zu reifen ...

Der Roman CARRIE war 1974 das Debüt des amerikanischen Schriftstellers Stephen King (*1947) und wurde 1976 von Brian de Palma erstmals erfolgreich verfilmt. Die 2013 realisierte Neuverfilmung von Kimberly Peirce ist im wesentlichen ein getreues Abbild des Klassikers, das abgesehen von der Einbindung neuer Technik (Internet und Mobiltelefone) und neuer CGI-Möglichkeiten eigene Akzente weitgehend vermissen lässt. Das Remake hat als zeitgemäße Interpretation durchaus seine Berechtigung, jedoch im Gegensatz zum Original in der Perspektive filmgeschichtlich keine weitere Bedeutung.

Die Blu-ray von MGM/FOX präsentiert den Film in hervorragender Bild- und Tonqualität. Die Kinofassung (Englisch DTS-HD MA 5.1, Deutsch DTS 5.1) ist in nahezu allen gängigen Sprachen enthalten. Die exklusiv auf der Blu-ray enthaltene Fassung mit alternativem Ende verfügt nur über den englischen Originalton und deutsche Untertitel. Hier ist auch ein deutsch untertitelter Audiokommentar der Regisseurin anwählbar. Als Extras sind entfallene/alternative Szenen, Dokumentationen zu Produktion und Stuntaufnahmen, ein Kurzfilm über die "Macht der Telekinese" sowie der Original-Kinotrailer enthalten. Die Extras verfügen über Untertitel in allen gängigen Sprachen.

Fazit: Vier Sterne für einen durchaus unterhaltsamen Film in hervorragender Bild- und Tonqualität, der allerdings keine tiefere Bedeutung hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.04.2014
The Counselor Hollywood Collection

The Counselor Hollywood Collection


ausgezeichnet

Der namenslose Counselor (Michael Fassbender) hat eine attraktive Verlobte (Penélope Cruz) und ist auch sonst mit seinem Leben zufrieden. Auf einer Party seiner Freundin Malkina (Cameron Diaz) führt der zwielichtig-schräge Reiner (Javier Bardem) dem Anwalt vor Augen, dass er mit einer einmaligen Beteiligung an einem großen Drogendeal rund 20 Millionen Dollar verdienen könnte. Gier frisst Hirn - und der Counselor steigt trotz der Warnungen von Reiners Handlanger Westray (Brad Pitt) in das Geschäft ein. Eine tödliche Abwärtsspirale setzt sich in Gang ...

Regie-Legende Ridley Scott (*1937) drehte den Drogenthriller nach dem ersten Drehbuch von Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy (*1933), der auch die Vorlage für NO COUNTRY FOR OLD MAN (2007) lieferte. Es entstand ein düster-fatalistischer, am Ende durchaus moralischer Film über die Gier als Triebfeder menschlicher Entscheidungen. Die Handlung wird mit viel Ruhe entwickelt, dafür schockieren die unerwarteten und intensiven Gewaltszenen um so mehr. Und selten waren Dialoge in einem Kriminalfilm so tiefgründig. Das erfordert seitens des Zuschauers allerdings, sich auf den Film einzulassen und der Handlung wirklich aufmerksam zu folgen. Die zahlreich vorhandenen Negativ-Kritiken sind wohl vor allem auf eine völlig falsche Erwartungshaltung über den Film als Action-Plot zurückzuführen. Ähnliches war vor kurzem bei PAIN AND GAIN zu beobachten.

Die Blu-ray von FOX bietet die Kinofassung in hervorragender Bild- und Tonqualität (Deutsch 5.1 DTS, Englisch 5.1 DTS-HD MA, weitere Tonspuren: Französisch, Türkisch, Polnisch (voice over), Tschechisch, Ungarisch, Thailändisch). Als Extra sind drei zusätzliche Szenen und Trailer enthalten. Die zweite Blu-ray präsentiert den Director's Cut, der mit 138 min genau 21 min länger als die Kinofassung ist und nur in englischer Originalfassung mit optionalen deutschen Untertiteln vorliegt. Der Director's Cut verfügt außerdem über einen ebenfalls deutsch untertitelbaren Audiokommentar von Ridley Scott über die gesamte Länge, wobei zusätzliche Videodokumentationen während der Wiedergabe eingeblendet werden oder separat wiedergegeben werden können. Eine erfreulich innovative neue Art der Präsentation von Bonusmaterial! Die Kritik an der Nicht-Synchronisation der Langfassung ist so nicht gerechtfertigt, da diese von FOX nicht offensiv beworben wird und auch hinsichtlich der Preisgestaltung quasi eine Gratis-Beigabe ist. In der Startauflage wird die Blu-ray mit beiliegender Ultraviolet-Copy-Lizenz (gültig in Deutschland und Österreich) ausgeliefert.

Eine Empfehlung für Sammler anspruchsvollerer Filme! Wer 2 Stunden Action erwartet sollte diesen Film besser meiden.

Bewertung vom 04.04.2014
Die Tyrannei der Freiheit
Salecl, Renata

Die Tyrannei der Freiheit


ausgezeichnet

Bereits das glänzend gewählte Titelbild lädt zu einem anhaltenden philosophischen Diskurs ein. Es zeigt zwei halb gefüllte Wassergläser. Sie diese nun halb voll oder halb leer? Ist in beiden tatsächlich nur Wasser und - falls ja - in gleicher Qualität? Und nun die alles dominierenden Fragen: Welches Glas wähle ich? Welche Konsequenzen könnte das haben? Und wäre das andere Glas vielleicht doch die bessere Wahl gewesen? Bei den qualvollen Entscheidungen des heutigen Alltags geht es meist um mehr - und vor allem auch noch mehr Alternativen ...

"Warum es eine Zumutung ist, sich anhaltend entscheiden zu müssen" ist der Untertitel des Essays, wofür die Autorin zahllose Begründungen aus allen Lebensbereichen findet: "In der heutigen Konsumgesellschaft sind wir nicht nur zur Wahl unter Produkten aufgefordert, wir sollen unser ganzes Leben als eine Aneinanderreihung von möglichen und getroffenen Wahlen betrachten." (S. 7)

Kapitel 1 geht der Frage nach, warum eine Auswahl beklommen macht. Und dieses Phänomen begegnet uns beim alltäglichen Shopping - und der stets in Folge aufkommenden Frage, ob eine andere Auswahl nicht doch optimaler gewesen wäre.
Die Wahl mit fremdem Blick (Kapitel 2) spürt den Auswirkungen des Starkults und anderer Vorbilder auf täglich anstehende Entscheidungen nach: Wie wäre es, wenn eine Autorität (beispielsweise ein Coach) die Wahl für uns übernehmen könnte, denn die mutmaßliche Entscheidung anderer (insbesondere aus dem gleichen sozialen Milieu) spielt häufig eine überragende Rolle. "Der Akt des Wählens ist traumatisch, eben weil es keinen großen Anderen gibt, der über uns wacht. Unter der Entscheidung gähnt immer der Abgrund der Ungewissheit." (S. 86)
Kapitel 3 beleuchtet die Qual der Wahl im wohl persönlichsten Bereich - der Liebe. Gerade hier führt das Streben nach einer idealen Wahl zu immer mehr Distanz auf Grund möglicher besserer Alternativen - und die Suche nach Liebe folgt ähnlichen Mustern wie nach dem optimalen Mobilfunkanbieter.
"Kinder: Haben oder nicht haben?" ist Gegenstand des 4. Kapitels. Während Kinder früher selbstverständlicher Teil des Lebens waren steht dem heute oft die sonstige Karriereplanung entgegen.
Die erzwungene Wahl (Kapitel 5) beschäftigt sich mit den Konsequenzen: "Und was uns verunsichert ist die Möglichkeit, dass eine Entscheidung zwischen offensichtlich geringfügigen Unterschieden so große Auswirkungen haben kann." (S. 161)
Im abschließenden Fazit bringt die Autorin ihre Skepsis gegenüber unserer Gesellschaft nochmals treffend auf den Punkt: "Man sollte grundsätzlich sehr zurückhaltend reagieren, wenn irgendeine bestimmte Idee zu einer bestimmten Zeit verherrlicht wird. Im Kommunismus waren das die Rechte der Arbeiter und die Ideale der klassenlosen Gesellschaft; im Spätkapitalismus ist es die Idee der Wahl." (S. 207)

Renata Salecl, 1962 in Jugoslawien geboren, studierte Philosophie an der Universität Ljubljana (heute Republik Slowenien) und ist seit 1986 am dortigen Institut für Kriminologie der juristischen Fakultät tätig. Außerdem lehrt sie an der juristischen Fakultät der Universität London. Diese biographischen Details sind für ihren kritischen Blick auf den real existierenden Kapitalismus marktwirtschaftlicher Prägung durchaus interessant. Salecls Sozialisierung im Sozialismus des Josip Broz Tito (Jugoslawien nahm unter den ehemaligen Ostblockländern stets eine Sonderstellung ein) ermöglicht ihr einen deutlich ungetrübteren Blick auf den alltäglichen Konsumterror - ohne dabei die Vergangenheit zu verklären oder dieser nachzutrauern.

Ein Dank gilt dem aufmerksamen Lektorat des Karl Blessing Verlags, dass dieser wichtige und diskussionsfördernde Essay von 2010 nunmehr in einer sehr guten deutschen Übersetzung von Yvonne Badal vorliegt.

DIE TYRANNEI DER FREIHEIT ist gewiss nicht einfach zu lesen. Es ist ein grelles Schlaglicht auf unsere heutige Konsumwelt, das zum längeren Nachdenken anregt. Und das ist heute sehr selten!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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