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Benutzername: 
brauchnix
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 154 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2019
Das Verschwinden der Stephanie Mailer
Dicker, Joël

Das Verschwinden der Stephanie Mailer


ausgezeichnet

Ich habe Joel Dicker erst relativ spät entdeckt. Damals stand die deutsche Veröffentlichung des zweiten "Baltimore"-Romans unmittelbar bevor und ich habe den "Harry-Quebert" aus einer Flohmarktkiste gezogen. Eine Sternstunde meiner Leserkarriere, denn dieser Franzose macht süchtig mit Geschichten, die so ganz anders sind, als alles, was ich bis dato kannte. Es fällt schwer, seine Bücher einem Genre zuzuordnen. Die Storys sind eine Mischung aus Spannungsromanen, Familiengeschichten, Liebesdramen. Außerdem ist es sehr ungewöhnlich, dass er als Franzose immer eine Kleinstadt in Amerika als Hauptort der Geschehnisse wählt. Und dennoch fühlt man sich beim Lesen sofort angekommen. Der Erzählton fesselt und zieht den Leser sofort hinein in die Handlung. Er spielt mit verschiedenen Zeitebenen und setzt dabei in die Vergangenheit immer sehr dramatische geheimnisvolle Vorfälle, die Auswirkungen auf die Protagonisten in der Gegenwart haben, ohne dass man am Anfang weiß, was eigentlich genau vorgefallen ist. So werden die Bücher immer zu einem Puzzle, welches nur nach und nach die Auflösung bringt und dadurch einen unstillbaren Drang des Lesers schürt, immer weiter zu lesen um endlich die ganze Wahrheit zu erfahren. Dabei gibt es immer wieder unvorhersehbare Wendungen und überraschende Volten, die zu Aha-Erlebnissen und Oha-Ausrufen führen.

Genau nach diesem Schema ist auch "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" aufgebaut. Ein Mehrfachmord, das Rätsel um den wahren Täter, das spurlose Verschwinden einer Journalistin, die mehr zu wissen scheint als die Polizei. Mehr auch, als ihr wohl gut tut.

Ich bin begeistert, auch vom dritten Buch des Autors. Angefangen beim Cover, welches farblich ein Genuss ist und perfekt zu den Vorgängern passt, bis hin zur Geschichte, die fesselt und so trickreich erzählt wird, dass man wirklich sehr lange mit rätseln kann. Es ist ein Spannungsroman, der diesen Namen wirklich verdient. Die Krimihandlung ist eingebettet in die Gesellschaftsstudie einer amerikanischen Kleinstadt in der es nur so wimmelt vor Eigenbrödlern, Durchschnittshelden, Kleinstadtgrößen, Alltagsschönheiten. Kraftvoll, menschlich und quicklebendig ist das Ensemble und sollte es diese Kleinstadt nicht wirklich geben, dann müsste man sie so und nicht anders bauen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.05.2019
1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1
Natt och Dag, Niklas

1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

An „1793“ ist so einiges ungewöhnlich. Es ist kein normaler historischer Krimi sondern in weiten Teilen ein Sittengemälde der damaligen Zeit und das sicherlich nicht nur im schwedischen Stockholm.

Überraschend sind erst mal die zwei Hauptdarsteller, die beide auf den ersten Blick eher gebrochene Existenzen zu sein scheinen. Cecil Winge, der Staatsanwalt, der mit einem Bein bereits im Grab steht, da er unheilbar an Tuberkulose trifft auf Jean Michael Cardell, einen versoffenen Häscher, der im Krieg einen Arm verloren hat. Aber beide besitzen eine ganz eigene Art von Gerechtigkeitsempfinden und der verstümmelte Mann, der sie beide zusammenbringt, ist einer grauenvollen Folter zum Opfer gefallen.

Ungewöhnlich ist auch, dass die Geschichte teilweise rückwärts und mit verschiedenen Protagonisten erzählt wird und dennoch ein homogener und logisch erzählter Plot bleibt. Eine Leistung, die man dem Autor hoch anrechnen muss. Ebenso wie die gründliche Recherche und die genauen, wenn auch oft drastisch ehrlichen Beschreibungen.

Natt och Dag ist definitiv ein neuer Autor, den man sich merken muss. Nacht und Tag lässt er in seinem historischen Roman lebhaft aufleben und man riecht den Gestank und fühlt den Schmutz unter den Fingern. Eine unangenehme Zeit. Man ist froh, nicht dort gelebt zu haben. Aber man liest atemlos und begeistert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.05.2019
Alte Sorten
Arenz, Ewald

Alte Sorten


ausgezeichnet

Sally ist abgehauen. Fort aus der Klinik für Essstörungen, in die ihre Eltern sie gesteckt haben. Fort von all den nervenden Fragen, den anstrengenden Erwartungen, der Kälte des Elternhauses und dem Unverständnis der Lehrer. Irgendwo am Straßenrand zwischen Feldern und Weinhängen trifft sie Lizz auf ihrem Traktor. Und die guckt der 17jährigen einfach so ins Innere ihres zornigen Wesens und gibt ihr ohne viel Aufhebens ein Zimmer auf ihrem Hof. Und auch Sally spürt eine seltsame Verbindung und lässt sich ein auf diese Begegnung, findet sich Stück für Stück auf ganz natürliche Weise in den Arbeitsalltag auf dem Bauernhof ein, hilft bei der Weinlese, entdeckt den Geruch eines Gartens voller alter Birnensorten und den Geschmack von frischer Maische und selbstgebackenem Brot. Und während sich die zwei so unterschiedlichen Frauen über wenige Tage immer näherkommen, Gemeinsamkeiten entdecken und anfangen zu reden und die Vergangenheit der anderen kennen zu lernen, verlassen beide ihr selbstgewähltes Schneckenhaus, öffnen und verändern sich. Und als Sallys Eltern schließlich die Tochter doch aufspüren ist nichts mehr, wie es einmal war.
„Alte Sorten“ ist ein Buch der Sinne. Ein Buch voller Gerüche und Geschmäcker, voller Geräusche und Gefühle. Ein Buch über zwei Frauen, die beide einen unbändigen Wunsch nach Leben und nach Freiheit haben. Die eine steht am Anfang und tut sich schwer den richtigen Weg für sich zu finden. Der anderen hat das Leben mehrmals die Flügel gebrochen und dennoch sehnt sie sich danach zu fliegen.
Ich kenne und schätze Ewald Arenz als Autor sehr. Ein bisschen findet er vielleicht in dieser Geschichte wieder zu seinen Anfängen zurück, denn das Buch erinnert mich mit seiner einfühlsamen Sprache und den sinnlichen Beschreibungen an „Der Duft von Schokolade“. Aber wie in allen seinen Romanen gibt es so viel Neues zu entdecken, so viel kluge wärmende Sätze zu genießen, so viel berührende Augenblicke zu erfahren, dass man sich schon nach wenigen Seiten beschenkt fühlt.
„Der Mensch ist genau so viel Natur wie eine Kartoffel,“ lässt er Lizz sagen. Und man spürt, was sie damit sagen will, was das Buch dem Leser mit so unglaublicher Wucht und Magie erzählt. Und man kommt diesen zwei Frauen so nahe, wie es vielleicht nur in einem Roman geht. Näher, als man oft im wirklichen Leben an seine Mitmenschen herankommt. Und es öffnet einem die Augen für die Wunder der Natur, die scheinbar so alltäglich doch unglaublich spektakulär sind und für die Träume und Wünsche von Lizz und Sally, die ebenso funkensprühend und natürlich zugleich sind.
Ein Herzensbuch. Vielen Dank dafür, lieber Ewald Arenz.

Bewertung vom 14.03.2019
Was man unter Wasser sehen kann
Dyckerhoff, Henriette

Was man unter Wasser sehen kann


ausgezeichnet

Über den Inhalt des Buches möchte ich gar nicht zu viel erzählen, denn die Spannung entsteht tatsächlich vor allem dadurch, dass man mit der Hauptdarstellerin Luca nach und nach den Geheimnissen von Großmutter und Mutter aber auch einem einschneidenden Ereignis in der Geschichte ihres Heimatdorfes auf die Spur kommt. Ihre Suche beginnt, als die Mutter plötzlich spurlos verschwindet und die junge Frau heimkehrt und allen, die sie kennen und kannten Fragen stellt. Dabei erkennt sie nach und nach nicht nur, warum es immer Spannungen und Ungesagtes in ihrer Familie gab, sondern ihr gelingt es Stück für Stück auch, ihre eigene Entwicklung zu reflektieren und neue Zukunftspläne zu finden, die verschüttet in ihr schlummerten.

Ich bin restlos begeistert von dieser Geschichte. Die Story ist so viel mehr als eine einfache Familiengeschichte. Der Autorin Henriette Dyckerhoff gelingt in ihrem Erstling eine gekonnte Mischung aus Zeitgeschichte, Generationenkonflikt, Spurensuche nach der Familienvergangenheit und einem Hauch Crime, der durch das rätselhafte Verschwinden der Mutter genährt wird. Dazu eine Sprache, die nah dran ist an den Charakteren, den Facetten der Darsteller nachspürt aber auch die raue Landschaft und die dörfliche Gemeinschaft gut widergibt.

Diese Autorin werde ich mir merken und hoffe, bald wieder etwas von ihr zu lesen.

Bewertung vom 14.03.2019
Die Frauen von Själö
Holmström, Johanna

Die Frauen von Själö


sehr gut

In „Die Frauen von Själö“ widmet sich die Autorin Johanna Holmström einem traurigen Kapitel Geschichte auf einer kleinen Schäreninsel. Die dort gelegene Nervenheilanstalt ist Dreh- und Angelpunkt dieses Romans über drei junge Frauen. Da ist Kristina, die in eine psychische Ausnahmesituation gerät und im Wahn ihre Kleinkinder ertränkt. Viele Jahre später kommt die Pflegerin Sigrid auf die Insel. Und dann gibt es auch noch Eli, eine Teenagerin, die in die Anstalt eingewiesen wird, weil sie versucht, von der Insel zu fliehen und ein selbstbestimmtes Leben zu leben.

Ich habe bereits Romane über solche oder ähnliche Einrichtungen gelesen in denen vor allem Frauen der Hysterie bezichtigt und unter haarsträubenden Verhältnissen eingesperrt wurden. Die damaligen Behandlungsmethoden grenzten oft an Folter. Auf Själö ist es vor allem die Abgeschiedenheit und die mangelnde Hilfe, die dazu führt, dass die Frauen nicht wieder zurück finden in die Gesellschaft. Die meisten verbringen den Rest ihres Lebens dort und je nach ihrer Erkrankung vegetieren sie dahin oder finden aus sich selbst heraus einen Weg, mit dem Alltag in der Anstalt zurecht zu kommen. Der Pflegerin Eli, die gerne etwas ändern und verbessern würde, sind starre Grenzen gesetzt, die sie nicht schafft aufzubrechen.

Die Autorin beschreibt intensiv und detailgenau. Man merkt dem Buch die Recherchearbeit wohltuend an. Es ist keine leichte Geschichte und Johanna Holmström will nicht beschönigen und es gibt auch kein versöhnliches Ende. Die Einsamkeit der Frauen berührt zutiefst und macht traurig. Die Hoffnungslosigkeit wird in dieser kargen rauen Landschaft noch größer.

Bewertung vom 13.03.2019
Ein perfider Plan / Hawthorne ermittelt Bd.1
Horowitz, Anthony

Ein perfider Plan / Hawthorne ermittelt Bd.1


sehr gut

Anthony Horowitz, seines Zeichens Autor, wird diesmal hochpersönlich in seine Geschichte verstrickt. Das ist so eine witzige Idee, dass die Geschichte es allein schon deshalb wert ist, gelesen zu werden. Aber auch der Rest ist durchaus unterhaltsam. Der Privatdetektiv Daniel Hoawthorne möchte einen Roman schreiben und engagiert dazu Horowitz. Ein rätselhafter Mord beginnt die beiden zeitgleich zu beschäftigen und daraus wird schnell eine Ermittlung in der die beiden ungleichen Männer ein bisschen wie in guten Sherlock Holmes Romanen agieren. Aber der Vergleich ist ein bisschen einseitig, denn durch die seltsame Perspektive des Autors und Mitakteures erhält alles einen ganz eigenen Ton.

Ein anderer Rezensent hat das Buch als very britisch betitelt und hier kann ich nur zustimmen. Es handelt sich hier nicht um einen blutigen Thriller und die Spannung entsteht weniger aus Action denn aus der Schnitzeljagd nach dem Motiv und dem Täter. Hierbei sind Logik und gesunder Menschenverstand gefragt und der trockene Humor blitzt auch immer wieder in der Story auf.

Mein erstes Buch von Anthony Horowitz. Ich kann „Ein perfider Plan“ empfehlen.

Bewertung vom 13.03.2019
Die Reinsten
Hansen, Thore D.

Die Reinsten


ausgezeichnet

In Thore D. Hansens Science Fiction wird der Menschheit in gut 20 Jahren nichts anderes übrig bleiben, als ihr Wohl und Wehe in die Hand der künstlichen Intelligenz Askit zu geben, um der drohenden Naturkatastrophe und dem Zusammenbruch der Menschheit zu entgehen. In den nächsten 150 Jahren baut diese KI ein ausgeklügeltes System auf, in dem der Mensch lediglich ein gut funktionierendes Rädchen zu sein hat. Neuro-Implantate sorgen dafür, dass die Fähigkeiten des Einzelnen modifiziert werden und das Ziel der Perfektion in greifbare Nähe rücken kann. Dazu gehört aber auch absolute Kontrolle durch Askit und eine Ausgrenzung all jener Menschen, die an diesem System nicht teilnehmen wollen.

Eve Legrand gehört zu den „Reinsten“ und ist eigentlich ihr ganzes Leben zufrieden und überzeugt davon gewesen, dass Askit perfekt und unverzichtbar für die glückliche Zukunft der Menschheit wäre. Aber plötzlich gibt die KI seltsame Anweisungen und widersprüchliche Aussagen. Und als Eve anfängt, an der Allmacht und dem System der Gleichheit zu zweifeln, muss sie in die Kolonien fliehen, wo sie plötzlich ein ganz anderes selbstbestimmtes Leben kennenlernt. Sie steht vor der Frage, wie sie ihr Leben weiterhin leben möchte und ob Askit sich nicht im Laufe der Jahre in etwas verwandelt hat, was dem Menschen all seine Individualität genommen hat.

Anfangs musste ich mich erst an den Sprachduktus und das Szenario einfinden. Aber dann war ich sehr angetan davon, wie gründlich Hansen seine Welt durchdacht hat und wie nah er sie an den Realitäten der heutigen Zeit entwickelt hat. In vielen Teilen kann man sich gut so eine Zukunft vorstellen bzw. sich vor ihr fürchten. Die Hörigkeit für die KI Askit ist es, die mich besonders erschreckt hat, die mir aber auch besonders logisch erscheint, wenn ich sehe, wie viele Menschen schon heute all ihre Informationen und ihr Wissen aus einem Internet holen, welches unpersönlich und verallgemeinernd ist.

Tatsächlich stellt der Autor große Fragen in seinem Roman. Nach Menschlichkeit und Individualität, nach dem Abwägen, was ist für mich wichtig und wie wichtig ist die Gemeinschaft, wie gehe ich mit der Natur verantwortungsbewusst um, wie kann die Menschheit es schaffen, auf der Erde weiter zu leben, ohne sie zu zerstören?

Ein hochinteressantes komplexes Buch, welches mir sehr gut gefallen hat.

Bewertung vom 13.03.2019
Die Liebe im Ernstfall
Krien, Daniela

Die Liebe im Ernstfall


ausgezeichnet

Ab und an drückt meine Frau mir ein Buch in die Hand und sagt: Lies das mal. Ist ein Frauenbuch aber eines, das du lesen solltest.

Die Liebe im Ernstfall ist ein Frauenbuch, weil es von fünf Frauen handelt. Beschrieben wird ihr tiefstes Inneres, ihre Gefühle und Gedanken aber auch das unbekannte namenlose Land dazwischen, in dem sie agieren, wie sie es von ihren Müttern und aus der Gesellschaft gelernt haben, aber auch, wie sie sich sehnen zu sein.

Ein Buch mit einer wunderbar kraftvollen Sprache, mit starken Frauen. Nicht jede hat es gleich, aber am Ende sind sie alle autark und selbstbewusst, frei und doch ganz Frauen.

Ein Buch über die Liebe in all ihren Facetten, auch darüber, den Mut zur Eigenliebe zu haben. Und den Mut zur Wahrheit.

Ein Buch über Frauen, für Frauen. Und für mutige Männer, die mal einen Blick neben sich werfen und erkennen, dass wir alle Menschen sind und unsere Sehnsüchte und Wünsche sich gleichen.

Dicke Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.02.2019
Stella
Würger, Takis

Stella


sehr gut

Wenn man den Wikipedia-Eintrag über das Leben der Stella Goldschlag gelesen hat, dann weiß man, dass so ein dünnes Büchlein wie "Stella" von Takis Würger dem Leben dieser Frau nicht gerecht werden kann. Um zu verstehen, warum sie so und nicht anders gehandelt hat, bräuchte es viele psychologische Abhandlungen und viele Zeugenaussagen und Gespräche. Takis Würger umreißt hier eine Figur der nahen Zeitgeschichte, die unvorstellbares getan hat und deren Beweggründe er nur anreißt. Dennoch ist das Buch einen Blick wert.

Stella war die vielleicht erfolgreichste jüdische Denunziantin des zweiten Weltkrieges. Man vermutet im schlimmsten Fall bis zu 3.000 Verhaftungen, die auf ihr Konto gingen. Die meisten dieser jüdischen Menschen kamen in Lagern um. Stella überlebte den Krieg und wurde 72 Jahre alt. Dies alles ist für das Buch nur am Rande von Bedeutung, denn darum ging es Takis Würger nicht wirklich. Er wollte nicht anklagen und wohl auch nicht erklären. Er wollte ins Gedächtnis rufen und erzählen. Und das tut er auf unnachahmliche Art und Weise.

Er schildert aus der Sicht des jungen Schweizers Friedrich, wie der Berlin in den 40ger Jahren des letzten Jahrhunderts erlebt. Wie er Stella kennen- und lieben lernt und auch über die Anfänge und Gründe ihrer Arbeit für die Gestapo.

Das Buch ist aufwühlend. Die klare Sprache, die Metaphern und Beschreibungen, die Gespräche, die mehr Abgründe offenbaren, als man glaubt zu verkraften. Ein gehaltvolles Buch. Schwer obwohl es so schmal ist. An einigen Stellen konnte ich Takis Würger nur widerwillig folgen. Nicht immer fand ich den Ton passend für das schwierige Thema. Dennoch würde ich es sehr empfehlen, denn einige Passagen waren wirklich großartig und lösten bei mir als Leser heftige Emotionen aus.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.02.2019
Das Echo der Wahrheit
Chirovici, Eugene

Das Echo der Wahrheit


ausgezeichnet

Der todkranke Millionär Joshua Fleischer möchte durch die Hypnose des Psychiaters Dr. Cobb herausfinden, ob er vor vielen Jahren wirklich eine junge Frau getötet hat oder ob sein Gehirn ihm einen Streich spielt, weil er glaubt, diese Erinnerung verdrängt zu haben.

„Das Echo der Wahrheit“ ist ein Spiel mit der Realität und dem, was das menschliche Gehirn dazu macht. Nach dem Tod von Fleischer begibt Cobb sich auf die Suche nach der Wahrheit und bekommt erst mal viele verschiedene Versionen der Geschehnisse von verschiedenen Personen. In einem weiteren Strang ist der Psychiater mit einem anderen schwierigen Fall beschäftigt, der ebenfalls die Wahrnehmung von Arzt und Leser auf die Probe stellt.

Eine trickreiche Geschichte, die man nicht mal so nebenher lesen sollte, auch wenn die Handlung streckenweise eher behäbig daherkommt. Die Tücke liegt im Detail. Auch der Erzählstil ist anspruchsvoll und fordert die Aufmerksamkeit des Lesers. Ganz nach meinem Geschmack.

Bei der Punktevergabe hätte ich gerne einen halben Stern abgezogen, da mir „Das Buch der Spiegel“ noch ein bisschen besser gefallen hat. Aber da es keine halben Sachen hier gibt und 4,5 für mich immer noch mathematisch aufgerundet werden, bekommt auch dieser Roman von E.O. Chirovici die ganz knapp volle Punktzahl.