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Benutzername: 
kkarin
Wohnort: 
Oberösterreich & Wien

Bewertungen

Insgesamt 31 Bewertungen
Bewertung vom 29.10.2018
Tod am Taj Mahal
Vermeer, Manuel

Tod am Taj Mahal


ausgezeichnet

„Sand kann töten“ oder „Thriller-Lesen bildet“

Kurzmeinung:
Fesselnder Wirtschafts-Öko-Thriller über den globalen Sandhandel, der zudem als nützliche Vorbereitung für Reisen/Auslandeinsätze in Indien (und benachbarten Ländern) herangezogen werden kann und mit wertvollen interkulturellen Verhaltenstipps und praktischen Lifehacks aufwartet.

Zum Inhalt:
In seinem 3. Buch schickt der Autor Manuel Vermeer seine weibliche Hauptfigur, die deutsche Hydro-Ingenieurin Dr. Cora Remy (gerade in Nepal tätig), auf Besuch zu ihrem indischen Ex-Studienkollegen Ganesh. Doch als sie in Indien ankommt, ist dieser verschwunden. Bei seinen statischen Überprüfungen des Taj Mahal dürfte er der global agierenden und auch vor Mord nicht zurückschreckenden Sandmafia in die Quere gekommen sein.
Auf Coras abenteuerlicher Suche nach Ganesh durch Indien und manch brenzliger Situation prallt sie mit dem gefährlichen Sandlord zusammen. Wird sie Ganesh finden und retten können und dabei selbst mit heiler Haut davonkommen?

Meine Meinung:
Vorausschickend: Ich schätze es, wenn ExpertInnen, JournalistInnen, etc. ihr Fachwissen breitenwirksam auf Krimi-Niveau herunterbrechen können und verstehe derartige Werke primär als Informations- und Meinungsbildungskanal.

Mit dieser Erwartungshaltung ging ich auch an Manuel Vermeers TOD AM TAJ MAHAL heran und hoffte, mehr über den global gehandelten Rohstoff Sand zu erfahren. Und was hab ich bekommen?
Exakt das, was ich mir erhofft hatte … und noch viel, viel mehr!!!!

Die Konsequenzen des weltweiten Bau-Booms und damit einhergehenden Bedarfs an Zement und Beton (und damit qualitativ hochwertigen Sandes) hat mir erst dieses Buch in seiner vollen Dimension bewusst gemacht. Insbesondere die menschen-unwürdigen Bedingungen seiner Gewinnung haben mich betroffen zurückgelassen.

Dank des flüssigen Erzählstils tauchte ich aber auch schnell in die Geschichte, das Land, dessen Kultur, Architektur, Religion, Mystik und Gesellschaft ein und konnte mit Hilfe zahlreicher Querverbindungen - bis hin zu Kinderbüchern! - zwischen der indischen und europäischen/amerikanischen Geschichte/Gesellschaft mein bislang eher klischeebehaftetes Wissen über Indien korrigieren und gefühlsmäßig fundiert erweitern.

Obwohl es mein 1. Buch mit Cora und Ganesh war, faszinierten mich die beiden Hautprotagonisten von Beginn an. Ganesh, der in Deutschland studiert hatte, um anschließend in seiner Heimat eines der wichtigsten Bauwerke vor dem Zerfall zu bewahren und Cora, die als Frau in einer eher von Männern dominierten Branche und Weltregion mit ihrer unerschrockenen, offenen, gutgläubigen und geradlinigen Art auf Menschen zugeht.

Als überaus informativ empfand ich auch die Details zu den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Indien.

Dr. Manuel Vermeer - dem Sohn einer indischen Mutter und eines deutschen Vaters - ist ein wahrer Pageturner gelungen! Dass die unterhaltsame und informative Story derart überzeugt, mag wohl auch daran liegen, dass er seine Regionalkenntnis und wirtschaftliche Fachexpertise als Inhaber eines Consulting-Unternehmens für China, Indien und Südostasien, der diese Länder seit mehr als 30 Jahren bereist, gekonnt einfließen und uns daran teilhaben lässt.

Fazit:
So wünsche ich mir Geographie-, Geschichts-, Religions-, Wirtschafts-, Politik-, Literatur-, Kultur- und Architektur-Unterricht!!! … und so kann (und soll) Völkerverständigung bitte auch aussehen!
Danke Manuel Vermeer! Ich hoffe auf weitere Fortsetzungen und werde mir zwischenzeitlich mit den beiden Vorgängerbände (versprechen alleine der Themen wegen schon Spannung: „Wasser“ bzw. „China“) die Zeit verkürzen.

Bewertung vom 27.10.2018
Antagonist / Richard Tackert Bd.7
Glagla, Wolfgang

Antagonist / Richard Tackert Bd.7


ausgezeichnet

Tackert: akribische Polizeiarbeit gepaart mit hannoverscher Herzlichkeit

Zum Inhalt:
Deutschland – Fußball-WM – brütende Hitze. Bei der Schleuse in Anderten (Hannover) wird die Leiche einer Frau aus dem Wasser gezogen. Schnell wissen Hauptkommissar Richard Tackert und sein Team (Sonja, Jan, Sven und Nicola), dass es sich um die 39jährige Tierärztin Annemarie Funke handelt.
Die Suche nach ihrem Täter hingegen gestaltet sich unerwartet langwierig. Umfangreiche Recherchen, akribische Datenabgleiche und unzählige Befragungen liefern nur bedingte Fortschritte. Erst Nicolas „kreativer“ Ermittlungsansatz eröffnet mögliche internationale Verstrickungen. Oder ist der Täter vielleicht doch in Annemarie Funkes Vergangenheit zu suchen? Weshalb hat sie vor ihrem Ableben eine Privatdetektivin engagiert?
Fragen über Fragen! Zudem private Sorgen um Tackerts Schwiegermutter, die von ihm inoffizielle polizeiliche Unterstützung benötigt. Zum Glück stehen ihm mental seine Ehefrau Elisa und die „Götterschar“ zur Seite.

Meine Meinung:
Obwohl es bereits der 7. Fall von Kommissar Richard Tackert ist, lerne ich ihn erst mit ANTAGONIST kennen. Der Schreibstil seines Autors Wolfgang Glagla ist aber derart flüssig, knapp und präzise, dass ich schnell mit Tackert und seinem Team vertraut bin, dh auch ohne Vorkenntnisse den 7. Fall genießen kann.

Glagla vermag permanent die Spannung aufrecht zu erhalten, zumal er die Vorkommnisse aus unterschiedlichen Ermittlerperspektiven präsentiert, wobei alle Ermittlungsergebnisse bei Tackert zusammenlaufen.
Besonders gelungen sind die Befragungen, welche einem als LeserIn sukzessive die Rolle eines Ermittler-Teammitglieds einnehmen lassen. Da Wolfgang Glagla seine Leserschaft auch an den gedanklichen Schlussfolgerungen teilhaben läßt, erscheinen die gesetzten polizeilichen Ermittlungstätigkeiten konsequent logisch. Dennoch gelingt ihm eine unerwartete – wenngleich schlüssige – Wendung beim finalen Showdown.

Neben der reinen Ermittlungsarbeit fand ich insbesondere sie skizzierte Person des Kommissars Richard Tackert überaus gelungen: ein sympathischer Teamleiter in einer glücklichen Beziehung, mit einer wunderbaren Ehefrau, witzigen Sticheleien zwischen ihm und seiner Schwiegermutter, der Begeisterungsfähigkeit für die nächsten Generationen, seiner köstlichen Portion Humor, (Selbst-)Ironie, Sarkasmus und liebenswerten Schrullen.
Zudem überrascht der Autor mit amüsanten Wort-Neu-Kreationen (zB für Büstenhalter das Wort „…..“ (sorry, darf nicht spoilern)), dem Einsatz lange schon nicht mehr gehört/gelesener Wörter (zB plemplem), einem wunderbaren Einleitungszitat von Virginia Satir und aktuellen Bezügen (zB Brexit).

Fazit:
Ein spannender Kriminalroman aus Hannover, der durch Polizeiarbeit – allen voran Befragungen – besticht und mit der gewinnenden Kommissar-Persönlichkeit Richard Tackerts glänzt!
Ich möchte unbedingt die Vorgängerbände lesen und hoffe auf einen nächsten Fall! Deshalb inspiriert von Tackert mein Wunsch an das Universum: Mehr Zeit zum Lesen!

Bewertung vom 27.10.2018
Mein lieber schwuler Pinguin (Kurzgeschichte, Humor) (eBook, ePUB)
Jürgen, Block

Mein lieber schwuler Pinguin (Kurzgeschichte, Humor) (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dem Autor Jürgen Block gelingt es auf unterhaltsame Weise, seine Leserschaft binnen kürzester Zeit und häufig in Dialogform in eine gänzlich andere Welt zu führen, um dort die Liebe samt deren Tücken kennenzulernen.
Als "Bonus-Track" fungieren die vorab präsentierten "Merkmale einer Kurzgeschichte" seitens des dp DIGITAL PUBLISHERS Verlags, die einem das Kennenlernen und Reinfinden in das Genre "Kurzgeschichte" erleichtern.

Fazit: Für alle, die sich daran erfreuen können, wenn sich zwei Liebende finden und füreinander (und den Nachwuchs) da sind!

Bewertung vom 27.10.2018
Nick Nase und die Geister
Sharmat, Marjorie Weinman

Nick Nase und die Geister


ausgezeichnet

Nick Nase, bitte hilf den Kater zu finden!

Zum Inhalt:
Am Geistertag, an dem die Kinder verkleidet von Haus zu Haus ziehen, um Süßigkeiten zu sammeln oder anderenfalls zu spuken, sind auch Nina und ihre Freundin Sylvie mit Sammelkörben unterwegs. Plötzlich ist jedoch eine der vier schwarzen Katzen von Sylvie verschwunden. Sylvie bittet Nick Nase (samt Hund Schnuffel), ihr bei der Kater-Suche zu helfen.

Unsere Meinung:
Meinem 8jährigen Sohn hat die Geschichte sehr gut gefallen und er war heftig am Mitermitteln. Die Autorin Marjorie Weinman Sharmat verbindet gekonnt kindliche Alltagssituationen (á la jährlichem Halloween) mit Themen, die bei Kindern meistens „ziehen“ (Tieren) und weckt deren geheimen Wunsch, selbst mindestens so schlau wie der Detektiv der Geschichte (Nick Nase) zu sein.
Der Illustrator Detlef Kersten vermag es mit seinen aussagekräftigen bunten Bildern, die entweder Ganz- oder Halbseiten zieren (selten nur weniger Platz einnehmen) geschickt, dass man noch schneller und tiefer in die Story fällt.
Besonders lesefreundlich/-förderlich ist der große Zeilenabstand, der angemessene Textumfang, der gute Mix aus Text und Bild und dass sich Druckschrift mit handschriftlicher Schreibschrift (zB Zettel von Nick Nase an seine Mutter) abwechseln.

Fazit:
Laut Sohnemann 5*, der noch weitere Fälle von Nick Nase lesen möchte!
Aus Mama-Sicht hätte ich der Story bloß 4* gegeben, weil ich sie nicht so prickelnd empfand, schließe mich aber mit 5* an, weil der Sohn das Buch in einem Durchgang verschlungen hat, es spannend fand und es primär um seine Freude am Lesen geht.

Bewertung vom 27.10.2018
Hasenjagd / Kommissar Linna Bd.6
Kepler, Lars

Hasenjagd / Kommissar Linna Bd.6


ausgezeichnet

Ein Knaller: knallharte Ermittler jagen Durchgeknallten

Zum Inhalt:
Schwedens Staatsschutz befindet sich nach der blutigen Hinrichtung eines ranghohen Politikers in höchster Alarmbereitschaft. Nachdem ein terroristisches Motiv nicht ausgeschlossen werden kann und der Premierminister eventuell auch im Fadenkreuz der/des Täter/s steht, werden neben klassischen auch unkonventionelle Ermittlungswege unter höchster Geheimhaltungsstufe beschritten: der inhaftierte Ex-Ermittler Joona Linna soll helfen. Ihm zur Seite steht die knallharte Staatsschutzmitarbeiterin Saga Bauer.
Schnell wird beiden klar, dass der Staatsschutz sein eigenes Süppchen kocht. Doch Joona Linna und Saga Bauer wollen bloß weitere Tote verhindern (was sich jedoch leider nicht vermeiden lässt). Sukzessive wird den Ermittlern klar, dass ein Kinderlied über „ten rabbits …“ der Schlüssel zum Täter sein kann.

Meine Meinung:
Joona Linna ermittelt in Hasenjagd“ zwar bereits zum 6. Mal, ich habe aber sowohl ihn als auch das Autorenduo Lars Kepler erst mit diesem Band kennengelernt.

Bereits der Einstieg war knallhart und hat sofort einen Sog entwickelt. Über lange Strecken vermögen es Lars Kepler auch, diese Spannung mit brutalen Hinrichtungen, gefährlichen Gefängniskämpfen oder stark sexualisierten Szenen aufrechtzuhalten. Zwischendurch – als ob sie der Leserschaft Zeit zum Verschnaufen geben wollen – ebbt diese Spannung immer wieder ab und wird durch wiederholte Schilderungen ein und derselben Szene aus unterschiedlichen Blickwinkeln (des Opfers, des Täters, Joonas, Sagas, des Staatsschutzes, des Forensikers, des Pathologen, …) schier in die Länge gezogen.

Generell scheint das Buch von Widersprüchen und Gegensätzen zu leben. Liegt das daran, dass ein Mann-Frau-Duo „Hasenjagd“ geschrieben hat oder war es gar deren unterschwelliges Ziel, diese intra- und interpersonellen Spannungen darzustellen, um ihre Leserschaft permanent zu fordern, wem sie ihre Sympathie/Antipathie zuerkennen?
Zum Beispiel das erste Opfer: wie kann ein solches Ekelpaket ein derart hohes politisches Amt ausüben? Oder Joona: Darf ein inhaftierter Ex-Ermittler „einfach so“ aus dem Gefängnis zu Ermittlungszwecken geholt werden? Auch die Beschreibung der Hauptprotagonisten wie zB die der taffen Saga, die einem feuchten Männertraum entstiegen scheint und im Gegensatz dazu Joona mit seinen zaghaften Annäherungsversuchen seiner Schulliebe gegenüber ....

Die Liste ließe sich unendlich lange fortsetzen (um nicht zu spoilern, wird darauf verzichtet), da Lars Kepler viele verschiedene, anfänglich unzusammenhängend erscheinende Personen und spannende Handlungsstränge anbieten, diese beim finalen Showdown aber schlüssig zu verknüpfen verstehen.

Fazit:
Knallharter Thriller, der meine Schmerzgrenze des Erträglichen verschoben hat. Trotz einiger Längen werde ich Joona Linna und Saga Bauer weiterverfolgen bzw. mir ihre vorhergehenden Fälle „reinziehen“. Um Joona und Saga „noch besser erfassen zu können“ hätte ich dies vielleicht schon zuvor tun sollen. Trotzdem: Der 6. Fall bekommt eine klare Empfehlung für LeserInnen mit starken Nerven!

Bewertung vom 26.10.2018
Das Hotelgeheimnis / Detektivbüro LasseMaja Bd.19
Widmark, Martin

Das Hotelgeheimnis / Detektivbüro LasseMaja Bd.19


ausgezeichnet

Kids ermitteln im Hotel

Zum Inhalt:
Lasse und Maja gehen in dieselbe Klasse und betreiben zusammen das Detektivbüro LasseMaja in Valleby, einer schwedischen Stadt, wo fast jeder jeden kennt. In ihren Weihnachtsferien helfen sie im Stadthotel aus, wo sich die vornehme Familie Gala angesagt hat. Die gesamte Hotel-Crew will natürlich perfekten Service bieten, doch plötzlich verschwindet der wertvolle Hund der Familie Gala! Zum Glück sind Lasse und Maja schon vor Ort, um sich des Falles anzunehmen!

Unsere Meinung:
Mein 8jähriger Sohn brachte das Buch aus der Schulbibliothek mit, weil er von Lasse und Maja bereits einmal ein Hörbuch gehört hatte und unbedingt wissen wollte, welchen Fall sie in einem Hotel zu lösen haben. Er stürzte sich auch gleich darauf und nach Leseermüdungserscheinung löste ich ihn ab.

Die Geschichte ist spannend und lädt regelrecht zum Mitermitteln ein! Besonders zum Kichern brachte meinen Sohn Ribstons (Name des Hundes der Familie Gala) eigentümliche Angewohnheit, wenn er nach 18 Uhr etwas zu essen bekommt. Ein Detail, woran bestens ersichtlich ist, wie gut der Autor Martin Widmark seine kindliche Leserschaft kennt! Kein Wunder, war er doch viele Jahre lang Lehrer.

Auch die witzigen Schwarz-Weiß-Illustrationen von Helena Willis, die beinahe auf jeder Seite verstreut und bestens auf den Text abgestimmt sind, unterhalten zusätzlich mit köstlichen Details.

Etwas herausfordernd für meinen Sohn waren der Textumfang (wie erwähnt, hab ich ihn abgelöst) sowie die korrekte Aussprache einiger Namen (zB der Franzose Pierre Chaloppes), wobei Martin Widmark eine Lautschrift anbietet, die mein 8jähriger aber nach einigen Seiten wieder vergessen hatte :-).
Nach zwei abendlichen Lesesessions hatten wir das 73seitige Buch durch.

Eine Übersicht zeigt noch weitere 18 LasseMaja-Titel. Da Band 19 „Das Hotelgeheimnis“ das einzige LasseMaja-Buch in der Schulbibliothek ist, füllte mein Sohn sofort den Wunschzettel für das Christkind aus:
Ihr dürft selbst raten, wieviele Bände auf dem Zettel landeten ... (Ich löse: „Diese zehn UNBEDINGT und die übrigen acht bitte, bitte, bitte auch!“). Dass es mittlerweilen bereits Band 22 gibt, habe ich ihm verschwiegen ...

Fazit:
Das Buch war ein riesen Lese-Spaß für meinen 8jährigen und hat in ihm einen Lese-Hunger ausgelöst.
Das freut das Mutter-Herz hinsichtlich Lese-Förderung, zumal mir Lasse und Maja mit ihrem Detektivbüro selbst sehr gut gefallen (hätte ich als Kind sicherlich auch verschlungen).

Bewertung vom 26.10.2018
Drei Sekunden / Piet Hoffmann Bd.1 (eBook, ePUB)
Roslund, Anders; Hellström, Börge

Drei Sekunden / Piet Hoffmann Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Fulminanter Start der Triologie, aber harter Tobak!

Anders Roslund und Börge Hellström fordern mit ihren "Drei Sekunden" ihre Leserschaft von der ersten bis zur 461. Seite! Ein hammerstarker, spannender, zugleich düsterer und zum Nachdenken anregender Thriller.
Es gelingt ihnen, mit ihre schonungslose Sprache - zB werden Menschen als „Mulis“ oder „menschliche Container“ bezeichnet - und ihren detaillierten Ausführungen - geschickt verpackt in das Leben der Protagonisten - über Drogen-/Amphetaminhandel der Oststaaten-Mafia, deren Lieferwege/-methoden nach Schweden, Polizeiermittlungs- und Infiltrationsverfahren sowie Abläufe und Leben in schwedischen Gefängnissen, dass man als Leser nicht mehr zwischen Realität (Ist dies tatsächlich in einem Rechtsstaat möglich?) und Fiktion (Was für ein genialer Plot ist den beiden hiermit gelungen!) unterscheiden kann.

Die Charaktere werden glaubwürdig dargestellt, allen voran der strukturiert agierende Infiltrator Piet Koslow Hoffmann mit seinen akribischen Vorbereitungen auf den Einsatz im Hochsicherheitsgefängnis, der gleichzeitig versucht, seiner Rolle als Vater zweier Buben und Ehemann gerecht zu werden.
Daneben der 35 (?) Dienstjahre auf dem Buckel habende verhaltensoriginelle Kommissar Ewert Grens, der bloss seine Arbeit zu haben scheint, jeder Ungereimtheit verbissen nachgeht und dessen Privatleben erst nach und nach preisgegeben wird.

Äußerst spannend gestaltet sich auch das Zusammenspiel der übrigen Akteure aus Staatssekretariat, Justiz, Polizei, Gefängnisbehörde und Militär samt des Ermessensspielraums jedes Einzelnen. Als Leser ist man an vielen Stellen des Buches gefordert, Stellung zu beziehen: Wie würde ich entscheiden? Wie hätte ich mich verhalten?

Gewöhnungsbedüftig ist der Schreibstil, da Handlungen verschiedener Personen an unterschiedlichen Orten absatzlos aneinandergereiht werden, was der gesamten Geschichte jedoch zusätzliche Dynamik verleiht und die Gleichzeitigkeit bei derart vielen Akteuren unterstreicht.

Fazit:
Roslund & Hellström zeigen auf geniale Weise auf, welche Stärken/Schwächen, Chancen/Risiken und Konsequenzen es für den Einzelnen aber auch die Gesellschaft haben kann, wenn (Verfolgungs-)Behörden sich der Dienste Krimineller bedienen, um andere Kriminelle zur Strecke zu bringen.
Absolut empfehlenswert, insbesondere für kritische BürgerInnen, die an Menschenrechten, Gewaltentrennung, Behördenglaubwürdigkeit, Strafverfolgung und Datenschutz interessiert sind! Freu mich jetzt schon auf den demnächst erscheinenden zweiten Teil („Drei Minuten“)!

Bewertung vom 20.10.2018
Blutrausch - Er muss töten / Detective Robert Hunter Bd.9 (eBook, ePUB)
Carter, Chris

Blutrausch - Er muss töten / Detective Robert Hunter Bd.9 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

"Schönheit kann tödlich sein ..." oder "Chris Carter, Meister des Cliffhanging"

Kurzmeinung: Spannende amerikanische Profiler-Kost, die einem von Cliffhanger zu Cliffhanger in Atem hält!

Bei "Blutrausch" handelt es sich bereits um den 9. Fall des Sonderermittlers Robert Hunter vom LAPD (Los Angeles Police Department), der als Leiter der UV-Abteilung (für ultra violent) Fälle aufzuklären hat, bei denen der Täter mit extremer Brutalität vorgeht.

Ihm zur Seite steht sein Kollege Carlos Garcia. Beide sind Kriminologen und Psychologen und werden von einem altgedienten und hartgesottenen Steifenpolizisten nach dem Auffinden eines geschändeten Models in ihrem blutgetränkten Schlafzimmer zugezogen, weil er einen UV-Verdacht hat.

Binnen kürzester Zeit schaltet sich auch das FBI ein und gewinnt Hunter und Garcia zur Zusammenarbeit, um diesen Fall zu lösen.

Persönliche Meinung:
Es ist mein erstes Buch von Chris Carter und somit habe ich auch jetzt erst Robert Hunter und Carlos Garcia kennen-, aber sofort schätzen gelernt!
Auch ohne Vorkenntnisse ist man schnell mit den beiden Ermittlern vertraut und hechelt von Hinweis zu Hinweis auf der Spur des Täters mit den beiden mit.

Besonders auffällig ist Carters spannungsgeladener, unaufgeregter Schreibstil, der es vermag, an jedem Kapitelende einen Cliffhanger zu platzieren, der es einem kaum ermöglicht, das Buch aus den Händen zu legen bzw. kurz zu verschnaufen.
Dabei wechseln sich die Kapitel mal aus Sicht der Ermittler, mal aus Sicht des Täters, mal LAPD, mal FBI ab, was zusätzliche Perspektiven eröffnet.

Und als man sich am Ende des Buches wähnt und denkt, nun in ruhiges Fahrwasser zu tauchen, knallt einem Chris Carter den nächsten Cliffhanger vor die Nase, der einem die Haare zu Berge stehen läßt und einen sofort auf einen schnellen Erscheinungstermin des Nachfolgebandes hoffen läßt.
Bis dahin werde ich mir hoffentlich die Vorgängerbände "reingezogen" haben!

Bei all dem Glanz gibt es auch ein wenig Schatten: Nervig empfand ich den wiederkehrenden Hick-hack zwischen LAPD-Detective Carlos Garcia und FBI-Agent Erica Fisher. Wo blieb da deren Professionalität bzw. Anspruch, zu den "Besten der Besten" zu gehören?
Unglücklich gewählt finde ich den deutschen Buchtitel "Blutrausch", denn im Original erschien das Werk unter "Gallery of the dead", was viel besser eine Mordserie suggeriert.

Fazit:
Spannende amerikanische Profiler-Kost, die einem von Cliffhanger zu Cliffhanger in Atem hält. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 20.10.2018
Der Schmetterling / Kommissar Johan Rokka Bd.1 (eBook, ePUB)
Ullberg Westin, Gabriella

Der Schmetterling / Kommissar Johan Rokka Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Tödliche Weihnacht

Kurzmeinung:
Vielversprechender Auftakt einer neuen schwedischen Reihe um Ermittler Johan Rokka ... düster, spannend und mit interessanten Wendungen!

Inhalt:
Am Heiligabend öffnet Henna Pedersen dem Weihnachtsmann in Hudiksvall (Nordschweden) die Tür, in freudiger Erwartung dass ihr Mann, der international erfolgreiche Ex-Fußballer Måns Sandin, nun endlich für die beiden gemeinsamen Kinder zur Bescherung schreitet. Doch im Kostüm steckt nicht ihr Mann! Dieser findet seine Frau später tot auf dem Badezimmerfußboden und im Wohnzimmer die verstörten Kinder.

Der Ermittler Johan Rokka kehrt nach 20 Jahren beruflich in seinen Heimatort zurück, weil er noch einen privaten Fall klären möchte. Noch vor offiziellem Dienstantritt wird er mit den Ermittlungen betraut, da aufgrund des Bekanntheitsgrades von Måns, mit dem Rokka zu Schulzeiten in einer Mannschaft spielte, ein Medienrummel erwartet wird.

Liegt das Motiv für Hennas Ermordung in deren Vergangenheit? Oder hat gar Måns etwas damit zu tun? Der Druck auf Rokka erhöht sich, als eine weitere Leiche in Hudiksvall auftaucht, dessen Opfer im Sportwettenmilieu (insbesondere Pferdewetten) verkehrte. Zwei Tote binnen so kurzer Zeit im beschaulichen Hudiksvall? Haben diese Fälle vielleicht etwa miteinander zu tun?

Meine Meinung:
Gabriella Ullberg Westin versteht es in ihrem Debütkriminalroman um Ermittler Johan Rokka gleich mit der Einstiegsszene – dem „lieben“ Weihnachtsmann im Kostüm, zudem am Heiligabend – einem aus der vermeintlich „heilen Welt“ ins Grauen zu stürzen.

Anschließend ebbt der Spannungsbogen etwas ab, werden vielmehr die handelnden Personen und deren Background in die Geschichte eingeflochten, jedoch im Hinblick auf die Nachfolgebände (auf Schwedisch sind sie ja schon erschienen) ein gern in Kauf genommenes zeitliches Investment.

In der Kürze (ohne – hoffentlich – zu spoilern): Johan Rokka ist sehr direkt, interagiert etwas ungeschickt mit seinen neuen KollegInnen, hat binnen kürzester Zeit ein gespanntes Verhältnis zur Chefin der Kriminalabteilung, Ingrid Bengtsson, nimmt auch mal den „kurzen Dienstweg“ über Staatsanwalt Per Vidar Sammeli und möchte sein Team um den Sandkasten- und Polizisten-Freund Peter Allmén aufstocken. Auch die verhaltensoriginelle Depeche Mode-hörende Kollegin Janna Weissmann dürfte noch eine harte Nuss für Rokka werden. Zum Glück gibt es im Privatleben den alten Freund Victor Bergmann, der ihn wieder in Hudiksvall „einführt“.

Dem düsteren, teilweise kühlen nordischen Erzählstil folgend nimmt die Spannung zusehends zu, führt einem vom pulsierenden Florenz über ungeahnte grauenhafte Geschehnisse von Kindern in der Vergangenheit bis zu Sportwetten und auf die Trabrennbahn. Verschiedene Personen – aus Hennas, Måns und Rokkas Vergangenheit - kreuzen die (Ermittlungs-)Wege und scheinen teilweise verdächtig. Zudem gibt es immer wieder durchaus nachvollziehbare, aber oftmals nicht vorhersehbare Wendungen, die einem permanent fordern, seine Täterhypothesen neu zu überdenken. Könnte gar das Auffinden eines Schmetterlings den erhofften entscheidenden Hinweis liefern?

Fazit:
Ein vielversprechender Auftakt einer neuen schwedischen Reihe um Ermittler Johan Rokka. Gewohnt nordisch düster, spannend und mit interessanten Wendungen! Bin schon gespannt, wie sich Rokka und sein Team – allen voran Janna – weiterentwickeln!