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Benutzername: 
Tatjana Schmalz
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 23.09.2019
Der Pakt
Weber, Claudia

Der Pakt


ausgezeichnet

Ein überfälliges Sachbuch zu einem Thema, das trotz seiner weltgeschichtlichen Bedeutung in der bundesdeutschen Öffentlichkeit selbst am Gedenktag des 23. August leider viel zu kurz kommt: Die folgenreiche Zusammenarbeit zwischen dem Nationalsozialismus und dem Stalinismus während der ersten zwei Jahre des Zweiten Weltkriegs. Der wirtschaftliche Pragmatismus stieß wiederholt an seine ideoligischen Grenzen, wie die Autorin an mehreren Beispielen anschaulich belegt.

Das wohl eindruckvollste Kapitel widmete sich der deutsch-sowjetischen Flüchtlingskommission und dem Bevölkerungstransfer von mehrheitlich sogenannten "Volksdeutschen" aus Wolhynien und Bessarabien. Die Kategorie der deutschen Volkszugehörigkeit musste wiederholt erweitert werden, weil sich die nationalsozialistische Ideologie (nicht nur) bei der Abbildung von alltäglich "gemischten" Familienbeziehungen als wirklichkeitsfremd erwies. Dabei ist es erstaunlich, wie zahlreich auch Juden und Polen vor die Umsiedlungsbüros drängten oder illegale Schleuser bezahlten, in der Hoffnung aus der Sowjetunion fortzukommen. Die Sowjetunion indes hatte kaum Interesse an der Repatriierung von Ukrainern und Weißrussen aus den nationalsozialistischen Besatzungsgebieten in Polen.

Dass Stalin den Pakt einging, um den Kriegsbeginn abzuwenden oder wenigstens hinauszuzögern, gehört als Narrativ zum Mythos vom "Großen Vaterländischen Krieg" (1941-1945). Die Autorin zeigt überzeugend, wie Stalin - auf alle Eventualitäten vorbereitet - frühzeitig die Weichen für ein fast (!) harmonisches Geschichtsbild stellte. Trotzdem drängte die Kooperation zweier entgegengesetzter Ideologien nicht nur die politisch eindeutig positionierten Zeitzeugen an den Rand der Selbstverleugnung.
Die Fragen von Schuld und historischer Verantwortung lösen auch bei den Nachgeborenen allgemeines Unbehagen aus. Doch davon ließ sich die Autorin glücklicherweise nicht abschrecken und lieferte ein inhaltlich wie sprachlich äußerst attraktives Sachbuch.

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Bewertung vom 07.09.2019
Wissenschaftliches Englisch
Mautner, Gerlinde

Wissenschaftliches Englisch


ausgezeichnet

How to learn academic writing - in no time!

Ein alternativer Untertitel hätte lauten können: „Publizieren am Puls der Scientific Community”. Denn obwohl die Autorin sich an ein Publikum auf allen Etappen ihrer akademischen Laufbahn richtet – man kann die Grundlagen guten Schreibens nicht früh genug verinnerlichen – drehen sich die Argumentation und die best-practice-Textbeispiele meist um das Publizieren in englischsprachigen Fachzeitschriften – DORT tummelt sich die Scientific Community!

Gerade bei den Textbeispielen gilt die Devise, dass nur von den Besten gelernt werden soll. Das Buch setzt einen anspruchsvollen Leser voraus und stellt zugleich hohe Anforderungen an seine Leserschaft (fundierte Englischkenntnisse und Erfahrung im wissenschaftlichen Schreiben auf Deutsch). Die Autorin überzeugt, indem sie jede ihrer Lektionen und Ratschläge im eigenen Fließtext umsetzt. Sie wird zum best practise, was die erwägenswerte Übertragung englischer Textkonventionen ins Deutsche anbelangt. Dazu gehört die Leserfreundlichkeit im formelhaften Aufbau, während Originalität und Kreativität „nur“ in den Inhalt gehören.

Eine häufig wiederholfte Formel lautet: „The best papers are a joy to read.” In der Tat überrascht die Autorin gelegentlich mit einem Anflug von britischem Humor, was die Lektüre spürbar auflockert. Zugegeben, die Grundlagen des academic writing habe ich vor mehreren Jahren bereits im Englisch-Abitur und später in einem Hochschulkurs kennengelernt, aber mangels routinierten Gebrauchs mit neuem oder regelmäßig eingesetztem Wissen überlagert. Doch meine Kenntnisse habe ich reaktivieren und sogar erweitern können. Das Buch ist so konzipiert, dass eine geradlinige Lektüre ebenso funktioniert, wie das gezielte Nachschlagen von speziellen Problemen.

Wer eine akademische Karriere anstrebt, wird wiederholt mit Fragen des englischen Wissenschaftsstils konfrontiert sein. Wer aber meistens oder überwiegend im deutschsprachigen Raum publiziert, wird sich schwerer tun mit der Verinnerlichung der englischsprachigen Textkonventionen. Ein alternativer Untertitel für das Buch könnte lauten: „How to learn academic writing – in no time!“ Gemessen am Preis-Leistungs-Verhältnis ist das Buch eine sinnvolle Investition des knapp bemessenen Büchergeldes.

Bewertung vom 01.09.2019
Promotionsplanung und Exposee
Wergen, Jutta

Promotionsplanung und Exposee


ausgezeichnet

***Ein Nachschlagewerk für Anfänger***

Ausgehend vom Werktitel erwartete ich ein praktisches Arbeitsbuch. Letztlich handelt es sich um ein Nachschlagewerk voller Handlungsempfehlungen, das während des ersten Promotionsjahrs wiederholt zu Rate gezogen werden kann/sollte. Da jedes Kapitel als abgeschlossene, also vollständige (!) Einheit zu betrachten ist, wirkt der Text nur beim Lesen „in einem Rutsch“ redundant. Nichtsdestotrotz empfand ich die niedrigschwellige Sprache als angenehm, weil mich die vorgestellten Informationen selbst nach einem langen Arbeitstag noch zu erreichen vermochten.

Das Buch eignet sich für diejenigen angehenden Promovenden, die aus Zeitgründen nicht an den Planungs- und Schreibwerkstätten ihrer Graduiertenschulen teilnehmen konnten/können. Ich selbst bin auf dieses Buch erst in meinem zweiten Promotionsjahr gestoßen, hatte also die größten Hürden längst überwunden und sah mich in den vielen mühsam erarbeiteten Etappen (glücklicherweise) bestätigt. Von der „nachträglichen Lektüre“ erhoffte ich mir Hinweise zur optimierten Strukturierung meiner Arbeitszeit und Arbeitsweise – im Abschlusskapitel wurde ich dann fündig.

Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass die Arbeit am Exposé langwierig ist und ein hohes Maß an Frustrationstoleranz abverlangt. Die zwei zentralen Fragen, die die Autorin meiner Meinung nach spielerisch in einem vorangestellten Persönlichkeitstest hätte abklären können, sind die Motivation und die charakterliche Eignung für die Arbeit an einem jahrelangen Promotionsprojekt. Man sollte sich selbst fragen: Habe ich Schwierigkeiten, meine Arbeits- und Freizeit vorausschauend zu strukturieren? Neige ich dazu, alles auf den letzten Drücker zu erledigen? Brauche ich ständige Ermahnungen oder ziehe ich mich bei zu viel Zeit- und Arbeitsdruck sogar zurück? Wer all diese Fragen lautstark verneint, dem sei dieses Nachschlagewerk von Jutta Wergen wärmstens empfohlen!

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