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Benutzername: 
NiRa71
Wohnort: 
Hannover

Bewertungen

Insgesamt 28 Bewertungen
Bewertung vom 15.04.2023
3000 Yen fürs Glück
Harada, Hika

3000 Yen fürs Glück


ausgezeichnet

Das Cover lässt vermuten, dass es sich um einen Roman handelt, jedoch bekommt man als LeserIn mehr geboten - man denkt über seine eigenen Geldausgaben nach.

Die Geschichte an sich erzählt vom Leben der Familie Mikuriya. Jedes weibliche Familienmitglied hat eine eigene Sichtweise. Dabei werden die Charaktere sehr gut dargestellt und die Autorin bringt den japanischen Respekt anderer Menschen gegenüber hervorragend zum Ausdruck.

Man lernt auch die japanische Methode Kakeibo kennen. Ein Weg des Geldsparens.
Das Buch verfügt über ein Glossar was sehr hilfreich ist.

Hika Harada hat einen schönen Schreibstil, sehr direkt ohne überflüssige Verschachtelungen und gut zu lesen. Da das Buch zwischen Geschichte und Ratgeber schwankt ist es einerseits nicht wirklich spannend was die Familie Mikuriya betrifft, andererseits jedoch schon, was das Finanzielle betrifft.

Es ist ein wirklich ungewöhnliches Buch. Jemandem, der eine schlichte Geschichte erwartet oder einen strikten Ratgeber würde ich es nicht empfehlen. Mir hat es sehr gut gefallen, da ich viel Interesse an Japan und der japanischen Kultur habe.

Bewertung vom 13.03.2023
Weite Sicht
Pilz, Thorsten

Weite Sicht


ausgezeichnet

Das Cover gefällt mir sehr gut – Wasser und eine Frau, die bekleidet darin steht.

Die Geschichte handelt von 4 Frauen, Charlotte, ihre Schwester Gesine und die Freundinnen Sabine und Bente. Alle sind im letzten Abschnitt ihres Lebens. Aufhänger der Story ist der plötzliche Tod von Charlotte’s Ehemann und Dinge, die sie überraschen.

Die 4 Frauen haben unterschiedliche Lebenserfahrungen und allen gemein ist ein Wendepunkt in ihrem Leben. Sie beginnen, auf die vergangenen Jahre zu schauen. Was ihnen wiederfahren ist, wie sie gelebt haben, was sie fühlten. Alle sind durch Zeiten von Sorgen, Problemen und glücklichen Momenten gegangen. Beim Lesen des Buches wird die Verbindung der Frauen untereinander in ihren Geschichten und ihrem Leben klarer.

Thorsten Pilz bietet einen angenehmen Schreibstil. Klar, schnörkellos und nicht ausschweifend. Trotzdem ist das Buch keineswegs „trocken“. Die Charaktere sind fast liebevoll beschrieben, die Geschichte könnte jeder/jedem passieren und man kann daher die Emotionen sehr gut nachempfinden.

Hauptaugenmerk ist bei diesem Buch, dass man jederzeit, auch im letzten Drittel seines Lebens, neu anfangen kann - gewohnte Dinge verändern, sich etwas trauen. Ob das jeder/jedem gelingt, ist natürlich nicht garantiert. Aber das Buch macht Mut und Hoffnung und das ist etwas, was wir alle gerade jetzt brauchen.

Ein sehr schöner Debütroman.

Bewertung vom 13.03.2023
Anti-Girlboss
Shehadeh, Nadia

Anti-Girlboss


gut

Das Cover hat mir schon sehr zugesagt – das Pink bildet natürlich einen Hingucker im Regal.
Der Titel sprach mit an, weil ich wissen wollte, was sich dahinter verbirgt.

Was mich erst einmal stört ist die Tatsache, dass Autorinnen und Autoren nun Bücher damit beginnen zu erklären, wie und warum sie gendern. Aber das steht auf einem anderen Blatt und ist nicht Inhalt dieses Buches.

Zu Beginn dachte ich, dass es sich hier um eine Biografie handelte. Das Buch wandelte sich dann jedoch in einen Ratgeber. Auch wenn das Thema (mittlerweile) auch mich betrifft, finde ich viele Ansätze zur Vermeidung des „Besser, Schneller, Weiter“ als überzogen. Ich gehöre zur älteren Generation und wo bleibe denn ich und die Kolleginnen und Kollegen, die mit einer strikten Art ihre Arbeit gewissenhaft erledigen und auch Überstunden machen, wenn die (junge) Generation sich dem entgegenstellt und nur Arbeit nach Vorschrift macht?

Dagegen hat es mir sehr wohl gefallen, dass Nadia Shehadeh für einen langweiligen Abend vor dem Fernseher spricht oder eben eine Pizza auch ok sein kann. Dass eine Frau nicht alles gleichzeitig sein muss – klug, Mutter, Boss, Planerin, sexy für den Mann.

Shedadeh hat einen guten Ansatz gebracht, leider bleibt das Buch oberflächlich und verallgemeinernd. Dazu kommen einige Begriffe in diesem Buch vor, die ich erst einmal googeln musste.

Der Schreibstil an sich gefällt mir gut. Für viel mehr reicht es dann aber nicht.

Bewertung vom 23.02.2023
Ein Geist in der Kehle
Ní Ghríofa, Doireann

Ein Geist in der Kehle


gut

Das Buch Ein Geist in der Kehle von Doireann Ní Ghríofa hat mich sehr neugierig gemacht. Nicht nur die Aussage "Dies ist ein weiblicher Text" sondern auch der Beginn. Der Schreibstil ist unglaublich poetisch.
Wunderbare Worte reihen sich zu Sätzen, gehen über in Passagen und enden in Kapiteln. Dieser Schreibstil gefällt mir unglaublich gut! Sanft, respektvoll der Sprachen gegenüber, ein wohliges Gefühl breitet sich aus.
Die Handlung an sich ist jedoch nur einfach gestrickt und fast beschämend, mit solchen Worten gekleidet zu sein.
Eine junge Frau - Mutter, Ehefrau - lebt ihr Leben zwischen Windeln, Milchpumpen und Aufräumen. Und damit scheint sie auch glücklich zu sein.
Sie findet ein Klagelied aus ihrer Jugendzeit wieder, was sie so sehr liebte. Damit beginnt eine Obsession. Sie interessiert sich nicht nur für ebendiese Schreiberin, Eibhlín Dubh, sondern verfällt ihr regelecht. Alle Gedanken, alles Tun kreist nur noch um dieses fremde, vergangene Leben. Dabei finden andere Personen in ihrem Leben nur am Rande Platz für ein, zwei Worte. Auch im Buch.
Die ganze Geschichte dreht sich ab dem Moment, der sehr früh ist, nur noch im Kreis.
Ich vergebe diese 3 Sterne nur für die absolut wunderschöne Schreibweise und für das Cover. Es tut mir von Herzen leid, dass die Geschichte der Poesie nicht standhält.

Bewertung vom 13.01.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


ausgezeichnet

Verschwiegen ist der Auftakt einer neuen Krimibuchreihe der Autorin Eva Björg Ægisdóttir. Der Krimi spielt in Island und Mittelpunkt sind die Städte Akranes und Reykjavik.

Polizistin Elma zieht zurück in ihre Heimat Akranes und tritt eine Stelle als Polizistin an. Eigentlich ist es im Ort eher ruhig aber nun wird eine tote Frau nahe eines Leuchtturms im Wasser gefunden und die Ermittlungen laufen an. Es ist eindeutig Mord. Elma ermittelt mit ihrem Kollegen Saevar und dem Chef Hördur. Dabei treffen sie auf Menschen aus der Vergangenheit der Toten, die alle nur eines wissen – die Tote war verschlossen.

Bei der Ermittlung kommen nun auch Verbrechen der Vergangenheit ans Tageslicht, womit niemand gerechnet hat.

Wer hat Elisabet getötet und was hat Elma erlebt, dass sie nach Akranes zurückgekommen ist?

Das Buch ist gespickt mit unregelmäßigen Rückblicken in die Kindheit einer der Protagonist/innen. Dabei bleibt es erst einmal ungewiss, um wen es sich hier handelt.

Insgesamt ist der Krimi fesselnd geschrieben und animiert zum Weiterlesen. Dabei ist der Schreibstil flüssig und es wird auf verschachtelte Sätze verzichtet.

Das Problem für mich war es, die Namen den Personen zuzuordnen. Viele Charaktere mit eben fremdländischen Namen. Die Charaktere selbst hat die Autorin jedoch wunderbar dargestellt und ich konnte mich gut in alle hineinversetzen.

Die Beschreibung der Örtlichkeiten sind gelungen. Nicht zu detailliert aber auch nicht zu oberflächlich.

Die/Der Mörder/in wird am Ende gefasst, zurück bleibt die/der Leser/in jedoch mit einigen Fragen und Ungewissheiten, die einen zweiten Band umso spannender machen.

Mir hat das Debüt sehr gut gefallen und es gibt eine klare Empfehlung!

Bewertung vom 23.11.2022
Ihr könnt doch noch nicht satt sein!
Bergmann, Renate

Ihr könnt doch noch nicht satt sein!


ausgezeichnet

Renate Bergmann (Thorsten Rohde) schreibt hier endlich einmal ihre ganz persönlichen Lieblingsrezepte nieder.
Das Buchcover ist weiß-rot kariert, was für mich auch heutzutage noch ein gefühlt typisches Kochbuch ist. Die Rezepte sind in Kapitel unterteilt, so zum Beispiel Schnell und fein, Das gibt es Sonntag oder Man muss die Feste feiern wie sie fallen.
Die Rezepte selbst sind bodenständig und einfach – so wie es eben früher war und bei Müttern und Omis dieser Generation verbreitet auch heute noch ist. Wenige Zutaten, die überall erhältlich sind, und die einfache Zubereitung machen dieses Kochbuch gerade für Anfänger und Fans von Hausmannskost interessant.
Finden kann man zum Beispiel Backfisch, Linsensuppe, Kirschsuppe, Kohlrouladen, Käse-Hackfleisch-Lauch-Suppe, Erdbeerbowle oder auch Sachertorte.
Die Rezepte sind einfach und schnörkellos beschrieben, seitlich findet sich dann auch die Anzahl der Esser und eine Liste der benötigten Zutaten. Bei jedem Rezept gibt es auch eine Anmerkung. So zum Beispiel, welche Zutaten man ersetzen könnte, was als Beilage passt oder andere Kniffe der „patenten Hausfrau“. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein Foto zum Gericht. Die Fotos im Buch scheinen nicht selbst gemacht zu sein, dennoch übermitteln sie das Rezept inkl. der Zutaten und nebenbei auch die Stilrichtung des Geschirrs, was man bei der Renate-Bergmann-Generation denn erwarten würde. Dazu gibt es noch ein (Grund-) Rezept für Marmelade.
Mir gefällt das Kochbuch sehr gut. Es ist unaufgeregt, bodenständig, die Rezepte einfach nachzukochen und die Fotos machen Appetit. Renate Bergmann schafft es damit, Anfängern die Angst vor dem Kochen zu nehmen. Nährwertangaben, Kalorien usw. sucht man hier natürlich vergebens – das sollte einem klar sein. Früher war eben alles anders!

Bewertung vom 03.11.2022
Dark Clouds
Falk, Thilo

Dark Clouds


ausgezeichnet

Realität trifft Fiktion – wo stehen wir?
Das Cover ist für mich bereits ein Hingucker und das Buch selbst mit einem ummantelnden Cover eine tolle Idee. Es handelt sich hier um einen Thriller, genaugenommen einen Klima-Thriller. Das interessante daran ist natürlich, dass nicht alles fiktiv ist und ich mich mehr als einmal beim Lesen fragte, an welchem Punkt dieser Geschichte wir in der Realität bereits angekommen sind.
Thilo Falk hat viele Charaktere in diesem Buch versammelt, so unterschiedlich wie sie nur sein können. Die Experten/innen sind Fjella Lange, eine Nephologin/Wolkenkundlerin, Arian Fischer, ein Informatiker und Philip Graf, Schadengutachter einer Versicherung. Alle drei sind sehr gut beschrieben und für mich real vorstellbar. Unabhängig voneinander – ihre Wege kreuzen sich erst später – fallen ihnen vermehrt Wetterkapriolen auf und sie beginnen, jeder auf ihrem/seinem Gebiet, nachzuforschen. Dabei stoßen sie auf Widerstand, den sie erst einmal nicht zuordnen können. Sind sogar Saboteure am Werk? Es gibt aber noch weitere Charaktere, die zeigen, wie es um viele Menschen tatsächlich bestellt ist – erst ich, dann die anderen.
Die Hauptcharaktere leben in unterschiedlichen Orten Deutschlands, man springt als Leser also von der einen in die andere Stadt, was ich allerdings nicht verwirrend sondern gerade interessant finde. Dazu gibt es Berichte, wie es auch in anderen Orten Europas zu Katastrophen kommt sowie Titelthemen unterschiedlicher Zeitungen, Protokollen oder anderen Medienberichten.
Ein Wettlauf mit der Zeit und für die Sicherheit der Menschen beginnt.
Den Schreibstil gefällt mir sehr gut. Trotzdem der Thriller gespickt ist mit Fachausdrücken und wissenschaftlichen/technischen Erläuterungen kam ich ohne Fachwissen sehr gut damit zurecht und konnte der Story folgen. Die Kapitel sind kurz und daher gut auch immer wieder mal zwischendurch zu lesen. Die Spannung beginnt bereits auf den ersten Seiten und lässt nicht nach.
Der Autor mit dem Pseudonym Thilo Falk hat den Grad Realität und Fantasie zu verbinden hervorragend gemeistert. Von mir die volle Punktzahl – das Buch kann ich uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 22.09.2022
Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1
Yokomizo, Seishi

Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Mein erster japanischer Kriminalroman - und dazu ein Locked Room Murder Mystery.

Der Fall spielt in Winter 1937. Kenzo, der älteste Sohn der Ichiyanagi-Familie, steht kurz vor der Vermählung mit Katsuko, einer Lehrerin. Die Familie ist gegen die Vermählung, doch Kenzo ignoriert dies.

In der Hochzeitsnacht hört man einen Schrei und dann die Koto. Das frisch vermählte Paar wird in der verschlossenen Wohnung tot aufgefunden.

Wie konnte der Mörder in den Raum? Oder wie kam er hinaus? Katsukos Onkel ruft den eigenwilligen Privatdetektiv Kosuke Kindaichi hinzu. Er löst den Fall auf seine ganz eigene Art und Weise.

Der Leser/Die Leserin lernt nebenbei ein wenig über die japanische Tradition. Für diejenigen, die gern nachschlagen, befindet sich am Ende des Buches ein Glossar der wichtigsten Begriffe.
Außerdem ein Personenregister, dass bei den Namen wirklich weiterhilft...

Recht schnell klärt sich der Fall, es werden jedoch dann noch die Gründe und die genaue Vorgehensweise dargelegt. Die Lösung ist überraschend!

Auch wenn der Krimi bereits älter ist, wurde er gut und ein wenig ins Moderne übersetzt.

Dabei enthält der Dinge, die von echter Persönlichkeit zeugen. So werden zum Beispiel fast alle Ortsnamen abgekürzt.

Im Laufe der Untersuchung des Falles werden nicht alle Indizien dargelegt, somit könnte der Fall vom Leser/von der Leserin sich nicht selbst aufgeklärt werden.

Der Schreibstil ist klar und man kann leicht folgen.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Ich mag es, wenn alle Details aufgezeigt werden. Dennoch empfinde ich den Vergleich mit Sherlock Holmes zu weit hergeholt. Man lernt Kosuke Kindaichi nicht wirklich kennen.

Bewertung vom 07.08.2022
Jahre mit Martha
Kordic, Martin

Jahre mit Martha


weniger gut

Das Cover hat mich angesprochen, ein älteres Foto eines jungen Mannes mit einer Frau auf einer Bank.
Jimmy, der eigentlich Zjelko heißt, kommt aus einer armen Gastarbeiterfamilie. Die Mutter hat mehrere Putzstellen, der Vater arbeitet auf dem Bau. Zjelko, seine Eltern und zwei weitere Geschwister leben in einer kleinen Wohnung und er ist 15, als er zufällig Martha Gruber kennenlernt, eine Professorin, für die seine Mutter putzt. Gegensätzlicher könnten beide nicht sein - er arm, introvertiert, mit großem Wissensdurst. Sie Professorin, belesen, anerkannt. Es entwickelt sich eine platonische Liebe die irgendwann doch erotisch wird und dann plötzlich endet. Dabei sehen Martha und Zjelko sich zeitweise lange nicht, dann oft, dann schreiben sie sich, dann reisst der Kontakt ab. Diese Beziehung, die auch von Matha's geldlichen Zuwendungen an Zjelko lebt, lässt mich irritiert zurück. Es finden keine Gespräche in dem Sinne statt. Es sind Wort- oder Satzfetzen. Teilweise sinnlos aneinander gereiht oder ohne richtige Antwort. Für mich sinnbefreit, ohne jegliche Logik.
Martha scheint ihn in eine Abhängigkeit zu bringen, die er auch gern annimmt.
Zjelko rudert ziellos durchs Leben, immer pochend darauf, dass ein Migrantenkind besser sein muss, nichts geschenkt bekommt und als dumm und berechnend hingestellt wird.
Dieses Buch hat für mich mit viel Potential gestartet und immer mehr nachgelassen. Mir sind zeitweise Zussmmenhänge verloren gegangen und ich habe die Lust am Lesen verloren. Ich habe mich also durch die fast 300 Seiten gequält und hätte es mir am Ende sparen sollen. Leider ist es am Ende doch ein Buch über ein Migrantenkind, das seine traurige Seele offenlegen möchte. "Jahre mit mir" wäre ein passender Titel gewesen.

Bewertung vom 09.11.2021
Wir sind schließlich wer
Gesthuysen, Anne

Wir sind schließlich wer


ausgezeichnet

Anna ist die Hauptperson in diesem Roman. Es scheint, als irrte sie auf verschiedenen Wegen in ihrem Leben, um ihre wahre Berufung zu finden. Sie ist nun Pastorin und tritt ihre erste Stelle als Vertretung für einen Pastor des niederrheinischen Dorfes Apen an. Und das ist nicht einfach. Die Dorfbewohner reagieren zumeist argwöhnisch oder sogar hinterhältig auf sie. Doch gibt es hier ein paar Ausnahmen, die sie durchaus warm willkommen heißen.

Anna ist Mitte dreißig und ist eine von Betteray. Sie gibt nichts auf diesen adeligen Namen. In der Kindheit mehr Junge als Mädchen war sie für allen Schabernack zu haben. Es konnte ihr nicht hoch oder schmutzig genug sein. Ganz im Gegensatz zu ihrer Schwester Maria. Die Prinzessin der Mama, bemuttert, bemüht und schließlich noch gräflich verheiratet tut sie alles, mehr Schein als Sein zu wahren. Und genau hier zeigt sich, dass Anna letztendlich doch – gegen allen Unkenrufen der Familie – den für sie richtigen Lebensweg eingeschlagen hat. Durch ihr großes Herz und liebevolle Art, die sie allen Menschen entgegenbringt, steht sie auch immer an der Seite ihrer Familie. Trotzdem ihre Schwester sich eher spöttisch ihr gegenüber verhält.

Großtante Ottilie ist diejenige, die nichts auf ihre Lieblingsnichte Anna kommen lässt. Mit einer großen Portion Humor stellt sie sich dem Leben und ist mehr als einmal der Anker in Annas Dorfleben (neben ihrem Hund Freddy, der ihr nur ungern von der Seite weicht).

Sehr schön finde ich die Art und Weise, wie alle Personen, die in dem Roman vorkommen, beschrieben und der Leserin/dem Leser nähergebracht werden. Jeder hat seine Persönlichkeit und da erzeugt selbst eine dörfliche Tratschtante Sympathien in einem.

Das Buch spielt zwar in der Gegenwart, immer wieder finden sich jedoch Rückblenden, die mir manches Mal nicht so gefallen haben. Erstens waren diese meist unschönen Erinnerungen an die Kinder-/Jugendzeit von Anna und Maria und zweitens rissen sie mich aus der eigentlichen, vordergründigen Geschichte. Aber gerade aufgrund dieser Rückblenden versteht man später die ein oder andere Haltung der Schwestern gegenüber der anderen.

Der Schreibstil ist bereits auf den ersten Seiten sehr einladend und man liest gerne weiter. Es wird ein Spannungsbogen aufgebaut, obwohl man das gar nicht erwartet hat.  Denn plötzlich zerbricht Marias heile Welt – der Ehemann festgenommen, der 11jährige Sohn verschwunden wird das Buch plötzlich zu einem kleinen Krimi. Und da zeigt sich, dass die Dorfbewohner doch anders können. Der Sprachstil ist gängig gut ohne Floskeln oder Schimpfwörter. Immer wieder gibt es Wendungen, die man so nicht erwartet hat. Das Buch ist durchzogen von Humor und ironischen Passagen, trotz aller Widrigkeiten in Annas Leben, was mir sehr gut gefällt.

Das Cover wird mit dem Lesen des Buches klarer – Schwestern, die gemeinsam aufwachsen, grundverschieden sind und sich jede auf ihrem Weg des Lebens befindet.

Der Roman ist für mich klar empfehlenswert für alle, die weder ein tiefgründiges, philosophisches Buch noch einen Urlaubsroman erwarten. Speziell und auf seine Art klasse!