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Feenfeuer - Fantasy Blog
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Fantasyleser und -blogger auf: http://feenfeuer.wordpress.com/

Bewertungen

Insgesamt 120 Bewertungen
Bewertung vom 19.07.2011
Elidar
Gerdom, Susanne

Elidar


ausgezeichnet

Susanne Gerdom hat mit Elidar – Magierin der Drachen ein spannendes und erfrischendes Fantasy Abenteuer erschaffen, dass durch eine starke weibliche Hauptfigur und einen interessanten Weltenbau besticht. Mit Elidar begegnet dem Leser eine sympathische Protagonistin, die sich selbst in den Mantel des anderen Geschlechts hüllt. Ob in den Gassen von Yasemin oder der Akademie des Spinnenordens, die Identitätsfrage für Elidar zieht sich durch den gesamten Roman, wird zu einem spannenden Wechselspiel und einer erzwungenen Maskerade für das mutige Mädchen, die so weit führt das Elidar selbst den Schein stärker lebt als ihr eigentliches Sein.
Dieser Sex – Gender Konflikt steht jedoch dem abenteuerlichen Schwerpunkt des Romans in keinster Weise im Weg und so verzichtet die Autorin auf einen tiefschürfenden Selbstfindungstrip für ihre Protagonisten und widmet sich ganz Elidars Charakterentwicklung als Magier(in). Hierbei ist ihr biologisches Geschlecht bei weitem nicht das grösste Geheimnis des Mädchens, denn im Zuge der Geschichte entsteht ein spannender, Metamorphosen ähnlicher Prozess, der Elidar ein ganz neues, unergründlich scheinendes Gesicht verleiht. Hier kann von einer wirklichen Charakterentwicklung gesprochen werden, die sich facettenreich aufbaut, dem Buch eine mysteriöse Atmosphäre verleiht und bis zur letzten Seite düstere Spannung verspricht.
Das dritte Element, welches Elidar auszeichnet und sie selbst, wie den gesamten Roman, von vergleichbaren Werken abhebt, erscheint als Randnotiz in der Geschichte und ist doch von gewichtiger Bedeutung. Aufgrund ihrer magischen Kräfte verfügt Elidar über die Gabe Menschen in ihren Entscheidungen zu beeinflussen. Diese nutzt sie zwar selten bewusst, es zieht sich jedoch die Frage nach den unbewussten Anwendungen durch den gesamten Roman. Dieses kleine Fragezeichen, welches zum Übersehen einlädt, kann natürlich auch am Ende des Buches nicht aufgelöst werden. Es wird an den Leser weitergegeben, der sich fragen darf, ob diese Geschichte auch ohne Elidars besondere Fähigkeiten in gleicher Form ihren Lauf genommen hätte.
Es ist ein äusserst erfreulicher Aspekt den Susanne Gerdom hier eingestreut hat und der die aufmerksame Leserschaft ein wenig nachdenklich aus Elidars Abenteuern entlässt, anstatt ihr jedes Detail mundgerecht vorgekaut aufzulösen.

Die Stadt Yasemin besticht durch einen sehr gelungenen, romantischen, arabischen Flair, der weniger märchenhafte Assoziationen, als viel mehr exotisch Abenteuerliche weckt und den Leser in eine faszinierende, fantasievolle Welt eintauchen lässt. Besonders spannend heben sich hier die Dkhev hervor. Ein uraltes Drachenmenschenvolk, dass in den Katakomben der Stadt haust und von dort seine Fäden in sämtliche Bereiche des menschlichen Lebens spinnt. Hier gibt die Autorin spannende Einblicke in eine Kultur, die sehr eigenständig entworfen ist und auf düstere Art zu begeistern weiss. Drachen als solches bleiben in Elidar – Magierin der Drachen eine bedeutsame, aber hintergründige Erscheinung, was dem Roman äusserst gut tut. Elidars Weg in den Orden der Spinne ist ein Abenteuer mit spannenden Facetten, Intrigen und fesselnder Atmosphäre, dass eine gelungene Mischung aus Leichtigkeit und tiefgründigeren Momenten bereithält.
Abgerundet wird dieser Fantasy Roman durch interessant skizzierte Nebenfiguren, eine sich langsam enthüllende Hintergrundgeschichte und einige unerwartete Wendungen in seinem Geschehen.

Susanne Gerdom: Elidar – Die Magierin der Drachen – Ein Fantasy Abenteuer mit Schwung, Spannung und einer Geschichte, die mehr bereithält als sie anfänglich andeutet. Erfrischende Fantasy, die gekonnt erzählt wird und zu überzeugen weiss.

Bewertung vom 07.07.2011
Höllendämmerung / Sandman Slim Bd.1
Kadrey, Richard

Höllendämmerung / Sandman Slim Bd.1


ausgezeichnet

Mit Sandman Slim – Höllendämmerung hat Richard Kadrey einen actionreichen Urban Fantasy Roman geschaffen, der durch die leicht dreckige Note seines egozentrischen Antihelden ein erfrischendes Lesevergnügen geworden ist. Drogen, Diebstähle, Kneipenschlägereien, eine magisch ausgerüstete Nazigang, arrogante Engel, Raubkopien von billigen Pornostreifen, Manga begeisterte Gestaltwandlerinnen, die ihrer Lieblingsfigur Sailor Moon nacheifern, sprechende Köpfe, Menschentrinker,… James Starks Lebensmotto lässt sich auf eine kurze Formel bringen. Wenn ein Hollywood Yuppie seinen Luxusschlitten unbeaufsichtigt am Strassenrand geparkt hat, du, statt eines fahrbaren Untersatzes, ein Knochenmesser aus der Hölle besitzt, dass jedes beliebige Schloss öffnet, dann ist es dein Luxusschlitten.
Richard Kadrey präsentiert Very Urban Fantasy, zwischen gammeligen Gossen und Nobelclubs, in einer fiktiven Gegenwart des heutigen Amerikas. Das phantastische Element ist hierbei sehr präsent und taucht in Form allerhand skurriler Geschöpfe, Orte und Ereignisse auf. Es entwickelt sich eine rasante Geschichte, mit einem anständigen Blutalkoholpegel, coolen Sprüchen und dramatischer Action. Aus der Ich-Perspektive erzählt, erlebt der Leser eine liebenswerte böse Hauptfigur, die sich planlos in einen turbulenten Racheplan stürzt und dabei sämtlichen magisch begabten Menschen und Geschöpfen auf die Füsse tritt. Sandman Slim legt sich mit nicht weniger als der Hölle, dem Himmel und der ganzen Welt an. Ein chaotisches Abenteuer, in dem sowohl Fäuste, magische Geschosse als auch Benzinkanister fliegen, mit hohem Spannungsfaktor, Witz und leicht bizarren Momenten. Der Autor schert sich wenig um Konventionen, versucht aber auch nicht gezielt zu provozieren oder mit Tabubrüchen Aufmerksamkeit zu erhaschen.
Sein Amerika ist ein verkommener Ort, in dem das Recht des Stärkeren, Korrupteren und Skrupelloseren regiert – das Bild eines Landes, das seine Make Up Maske beim Glücksspiel verloren oder für Koks versetzt hat. Was zunächst als rasanter egozentrischer Rachetrip in einem kleinen Videoladen, mit einem fluchenden Kopf im Kleiderschrank, beginnt, entwickelt sich schnell und sehr gut lesbar zu einem spannenden, eigenständigen und höchst amüsanten Fantasy Page Turner, der seinen Anspruch, kurzweilige Unterhaltung inklusive rauhem Akzent zu liefern, mit Bravour erfüllt und richtig Spass macht. Aus den vielen recht glatten und netten Urban Fantasy Veröffentlichungen, mit verspielter Romantik und sympathischen KämpferInnen für das Gute, der letzten Jahre sticht Sandman Slim als düsterer Schandfleck hervor, der grosses Actionkopfkino bietet und den Mut besitzt nicht jedem gefallen zu wollen. Ob Sandman Slims Flucht aus Luzifers Reich, die Erfolge und Niederlagen seines Rachefeldzuges gegen einen verborgenen Magierzirkel von Glück und Zufall geprägt waren, oder ob gar mehr hinter all den Ereignissen des Romans steht, enthüllt eine Hintergrundgeschichte, in der es um nicht weniger als der Ende der Welt geht.

Richard Kadrey: Sandman Slim – Höllendämmerung – Rasante, actionreiche, skurrile und spannende Urban Fantasy / Supernatural Fiction, die eine chaotische Achterbahnfahrt durch die Hölle und die Erde bereithält, welche mit Witz und zwielichtiger Atmosphäre garniert ist. Ein abwechslungsreiches, kreatives und leicht dreckiges Lesevergnügen, das restlos zu begeistern weiss und Lust auf mehr macht.

Bewertung vom 24.06.2011
The New Dead
Hill, Joe;Williams, Tad;Armstrong, Kelley

The New Dead


ausgezeichnet

Was passiert, wenn eine Tote droht das Geheimnis um ihren Mörder zu lüften? Wie überlebt man in einer, unter Quarantäne stehenden, Totenstadt? Welche Möglichkeiten bieten experimentierfreudige Mediziner, um ewiges Leben und unsterbliche Soldaten zu schaffen? Was stellt man mit einem, auf der Rathausspitze aufgespiessten, Zombie an? Und wie reagiert eine Gruppe abenteuerlustiger Jungs wohl, wenn sie einen Untoten als Spielzeug entdecken?
Christopher Golden hat eine facettenreiche Zombie Anthologie zusammengestellt, für die er AutorInnen wie Kelley Armstrong, Brian Keene, Joe Hill, Max Brooks, oder auch Tad Williams gewinnen konnte.

Hungrig, stinkend und zerfallen kehren die Toten in die Welt der Lebenden zurück. The New Dead enthält keine Splatter Geschichten, sondern moderne, intelligente Kurzgeschichten, in deinen zwar durchaus Blut fliesst und Hirnmasse spritzt, jedoch Wert auf eine gute Story gelegt wird. So findet sich in The New Dead ein farbenfroh verwelkter Strauss düsterer Geschichten, die nachdenklich stimmen, witzig, rasant und actionreich daherkommen, gemein und bitterböse geschrieben sind, überraschen, schockieren, spannend zu lesen sind und Figuren bereithalten, die manchmal im Leben abscheulicher, als im Tode sind.

Drei Geschichten seien kurz vorgestellt:

John Connoly bildet mit Lazarus den Auftakt der Zombie Anthologie und entführt die Leserschaft in eine etwas andere Variante der biblischen Erzählung. Lazarus ist wiederauferstanden, doch allen Priesterbitten zum Trotze kann er sich nicht an eine Begegnung mit Gott erinnern. Die Geduld der Priester und Lazarus Familie schwindet. Sollte der legendäre Wiedergekehrte gar einen Beweis für Gottes Nichtexistenz darstellen?
Spannend, melancholisch und beklemmend beginnt die Anthologie mit einer Geschichte, die einen sehr eigenständig Blick auf das Thema untot wirft.

David Liss wendet sich mit Maisie einer fiktiven Gegenwart zu, in der sogenannte Reanimierte ein erfreuliches Accessoire in jedem gut situierten Haushalt darstellen. Doch Maisie ist nicht irgendein Standartmodell von General Reanimates. Sie ist eine illegal erworbene Untote, aus einem Kreis von Reanimiertenfetischisten, die sich nicht so verhält, wie ihr Modell es eigentlich sollte… Untote sind ein Konsumgut geworden. Willige Arbeitskräfte, Sexpuppen, Haushaltshilfen und nicht selten alles zusammen.
Vor diesem Hintergrund hat der Autor eine spannende Geschichte entwickelt, in der sich einige Menschen als deutlich monströser darstellen, als die willenlosen Reanimierten. Ein wenig abstossend, aber auch zum Schmunzeln. Eine mysteriöse Zombie Geschichte, die überzeugt.

Sie hätten wissen müssen, dass sie eines Tages nicht mehr rausgelassen werden würden… Von drei Überlebenden einer Zombieseuche erzählt Tim Lebbon in Im Staub. Eine militärisch abgeriegelte Stadt, vor deren Sperren schwarzer Qualm aus den Verbrennungsgruben aufsteigt. Zunächst gibt es noch eine recht gute Kooperation zwischen Militär und den Eingeschlossenen, doch dann ändert sich das Interesse der Militärwissenschaftler…
Der Autor hat eine sehr schöne, aber auch beklemmende Geschichte geschrieben, in deren Zentrum die Figuren und ihre Entwicklungen stehen. Ein gelungenes Endzeitszenario.

The New Dead: Die Zombie-Anthologie – Facettenreiche Kurzgeschichten rund um untote Existenzformen. Diese Anthologie richtet sich weniger an Splatter-Horror Leser, dafür bietet sie Interessierten einen wunderbaren Einstieg in die Welt der Zombies. Eine äusserst gelungene Sammlung spannender, actionreicher, düsterer, aber auch nachdenklicher und amüsanter Geschichten, die oftmals zu überraschen wissen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2011
Prinz der Dunkelheit / The Broken Empire Bd.1
Lawrence, Mark

Prinz der Dunkelheit / The Broken Empire Bd.1


sehr gut

Die Strasse ist sein Zuhause, brennende Dörfer zeichnen seinen Weg der Rache und der Mythos von einem Krieger, der gegen eine Übermacht besteht ohne das sein Schwert auch nur einmal Blut geleckt hat, eilt ihm voraus.
Kronprinz Jorg von Ankrath – Dieb, Plünderer, Schlächter, aber mit fünfzehn möchte er König sein.
Es ist ein Rachefeldzug auf dem er sich befindet und der doch längst keiner mehr ist. Jorg hat eine exzellente höfische Ausbildung genossen, durch einen gutmütigen Lehrer und so wäre er seinem Vater auf den Thron gefolgt....

Mark Lawrence hat mit Prinz der Dunkelheit einen düsteren Fantasy Roman erschaffen, der durch eine spannende Geschichte und eine bemerkenswerte Hauptfigur besticht. Es ist eine fragile Welt, die Mark Lawrence erschaffen hat, die wie zersplittert in kleine Länder und Königreiche zerfallen ist. Eines dieser überschaubaren Königreiche ist Ankrath und es liegt in einem beständigen Kriegszustand mit seinen Nachbarn. Dieser permanente Krieg entfacht sich jedoch nicht in grossen Maßstäben. Er ist durch Raubzüge, Entführungen, gezielte Tötungen und Überfalle auf Grenzdörfer geprägt. Und es haben sich Spielregeln entwickelt. Die Königin und ihr Sohn wurde ermordet? Gut, dann tritt der Auftraggeber einen kleinen Streifen Land und ein paar Pferde zur Wiedergutmachung ab. Mit diesem beinahe bequem wirkenden Zustand eines Konfliktherdes, der mit Nadelstichen betrieben wird und Züge eines alt eingesessenen Rituals trägt, bricht Jorg. Er will keine Nadelstiche verteilen, sondern eine Schlacht um´s Ganze. Um jedoch seine Strassenbrüder bei Laune zu halten ist es unabdingbar in regelmässigen Abständen in Dörfer einzudringen, seine Bewohner niederzuschlagen, die Frauen zu schänden und anschliessend alles in Flammen aufgehen zu lassen.

So hat der Autor eine Hauptfigur erschaffen, die weder netter Schwiegersohn, noch strahlender Krieger für das Gute ist. Und wenn Jorg ein Buch auf die nackten Pobacken einer Prostituierten bettet um mit seinen Studien fortzufahren, aufmüpfige Strassenbrüder erdolcht oder die Anweisungen gibt, die versteckten Bauerstöchter aus den Kellern zu zerren, steht der Leser diesem Protagonisten doch leicht zwiespältig gegenüber. Mark Lawrence entfesselt hier kein stumpfes Splatter Abenteuer, legt jedoch Wert auf gelungene Action und wohl geformte Brutalität. Der Humor des Buches, so schwarz er auch ist, leidet nicht und so schafft es Mark Lawrence dem Leser auch in wüsten Prügelein ein Grinsen auf´s Gesicht zu zaubern. Obwohl die Grundidee eines Rachefeldzuges eher ein wenig eintönig klingt, ist dies in Prinz der Dunkelheit nicht der Fall.
Das Abenteuer weiss mit Überraschungen und interessanten Wendungen zu punkten, hält eine düstere Geschichte im Hintergrund bereit und entführt an Schauplätze, die durchaus unerwartet sind.

Nekromanten, Magier, Untote, entstellte Wesen, höfischer Adel und reichlich zwielichtiges Gesindel warten in Prinz der Dunkelheit auf Jorgs Klinge und die meisten von ihnen bekommen diese auch zu spüren. Ein schurkisches Abenteuer, das in Richtung Low Fantasy tendiert und obwohl es in einer eigenständigen Welt, die an das europäische Mittelalter angelehnt ist, spielt, deutet sich für sie doch ein grösserer Rahmen an, in dem moderne Technik existiert. Diese erscheint in Prinz der Dunkelheit nur als Randnotiz, scheint aber in folgenden Büchern eine bedeutende und noch nicht absehbare Rolle zu spielen.
Dreckig, blutig, mit bösem Humor und doch einer Hauptfigur, die Sympathien zu erzeugen weiss, ist Prinz der Dunkelheit ein spannendes Fantasy Abenteuer, dass rundum zu unterhalten und zu fesseln weiss.

Mark Lawrence: Prinz der Dunkelheit – Moderne Low Fantasy mit einer jugendlichen Hauptfigur, die sowohl Kämpfer als auch Strippenzieher ist und in ein spannendes Abenteuer führt. Ein Roman der sich durch seine düstere, dreckige Note äusserst angenehm von vielen anderen Heldenreisen abhebt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.