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Buchling Zamonia
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Neufahrn

Bewertungen

Insgesamt 16 Bewertungen
12
Bewertung vom 09.06.2021
Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1


ausgezeichnet

"Sie mögen nicht mehr die Jüngsten sein, aber an Scharfsinn und Witz leiden sie nun wahrlich keinen Mangel. Da staunt selbst die Polizei."

Die vier Bewohner einer exklusiven Seniorenwohnanlage (Elizabeth, Ron, Ibrahim und Joyce) im ländlichen Kent haben sich zusammengefunden, um alte, unaufgeklärte Mordfälle zu lösen. Diese brachte Penny, Gründungsmitglied und nun leider im Pflegeheim, mit.

Alle 4 können aufgrund ihrer ehemals ausgeübten Berufe (Geheimdienst, Gewerkschaftsführer, Psychiater und Krankenschwester) wertvolle Arbeit zur Auflösung beitragen. Sie treffen sich immer Donnerstags, was sich im Titel des Krimis wiederfindet.

Eines Tages haben der Immobilienhai Ian, dem die gesamte Anlage gehört, und sein Bauunternehmer Tony vor den Augen einiger Residenzbewohner einen Streit, und kurz darauf ist Tony tot. Mord! Natürlich lassen die vier sofort alle Akten ruhen und machen sich an die Aufklärung des Mordfalls.

Nicht nur die Polizei vermutet einen Zusammenhang mit Ians Vorhaben, die Anlage zu erweitern und dabei auch einen ehemaligen Friedhof zu opfern. Als weitere Tote auftauchen, gerät diese Theorie jedoch ins Wanken.

Neben der Auflösung des Kriminalfalles behandelt das Buch auch die Sorgen und Nöte der Residenzbewohner.
Die Einsamkeit nach dem Tod des Partners und vieler Freunde, die Angst vor dem Vergessen, der Kampf um selbstbestimmtes Leben auch im Alter.

Man schliesst die 4 Protagonisten sehr schnell ins Herz. Der Autor zeichnet jede Figur mit viel Liebe zum Detail, die Stärken und Schwächen, findet aber immer das richtige Maß um nicht ins Kitschige abzudriften.
Auch die beiden Polizisten Chris und Donna sind sehr sympathisch und liebevoll gestaltet. Herrlich, wie schnell beide einsehen (müssen), dass sie gegen die 4 sowieso keine Chance haben.

Der Autor Richard Osman gliedert die Handlung durch verschiedene Erzählstränge, wobei die kurzen Tagebucheinträge von Joyce in jedem Abschnitt das Highlight sind. Außerdem ist der gesamte Schreibstil natürlich gespickt mit dem herrlich skurilen, schrägen, einzigartigen Humor der Briten. Er schafft es, dass man als Leser regelmässig herzhaft lachen muss.

Ich habe gelesen, dass Herr Osman weitere Krimis schreiben möchte. Ich freue mich darauf!

Bewertung vom 25.04.2021
Teufelsberg / Kommissar Wolf Heller Bd.2
Kellerhoff, Lutz W.;Kellerhoff, Lutz Wilhelm

Teufelsberg / Kommissar Wolf Heller Bd.2


ausgezeichnet

Mit "Teufelsberg" schickt das Autorentrio Lutz, Wilhelm und Kellerhoff den kantigen Berliner Ermittler Wolf Heller zum zweiten Mal in den Einsatz zur Aufklärung eines Verbrechens. Das Geschehen spielt daher natürlich wieder Ende der 60-er Jahre in West-Berlin.
Ich kenne den Vorgänger "Die Tote im Wannsee", denke aber, das man dem Inhalt auch ohne dessen Kenntnis folgen kann.

Wolf Heller ist mit Petra, die an Krebs leidet, mittlerweile verheiratet. Er soll das Haus des jüdischen Richters Hirsch, der bedroht wird, observieren.

Dabei unterläuft ihm ein entscheidender Fehler, als er seinen Posten für 17 Minuten verlässt. In der Zeit betritt der Mörder das Haus, Rebecca Hirsch wird ermordet. Louise Mackenzie, die auch im 1. Teil eine Rolle spielt, ist die Nichte der Hirschs, und findet die Leiche. Sie ist fest entschlossen, den Mord an ihrer Tante auch ohne die Polizei aufzuklären. Dabei deckt sie ein altes Familiengeheimnis auf.

Louise, die fasziniert ist von den revolutionären Kräften dieser Zeit, verliebt sich während ihrer Recherche in den russischen Spion Poljakov.

Dieser freundet sich zu strategischen Zwecken mit den Mitgliedern einer Kommune an.

Hellers Stiefschwester Petra reist extra aus dem konservativen Berchtesgaden an, um die Zeit des Aufbruchs im wahrsten Sinne des Wortes hautnah mit zu erleben. Auch sie schliesst Freundschaft mit den Mitgliedern dieser Kommune, was Heller Vorteile bei seiner Ermittlung verschafft, ihn aber auch vor Probleme stellt.

Der Krimi ist spannend erzählt, wie gehabt liegt der größere Fokus der Autoren aber auf dem sehr authentisch vermittelten Lokalkolorit, sowie dem geschichtlichen Kontext. In dem Zusammenhang lege ich jedem das Glossar nahe, dieses erklärt manches, und liefert interessante Fakten der damaligen Zeit.

Wer Krimis sucht, die nicht nur aus Action und Spannung bestehen, sondern auch eine vielschichtige Handlung abseits des Mordes behandeln, ist hier sehr gut aufgehoben.

Bewertung vom 06.04.2021
Der gekaufte Tod
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


sehr gut

„Der gekaufte Tod“ ist der erste Thriller von Stephen Mack Jones.

Protagonist ist August Octavio Snow, halb Afroamerikaner, halb Mexikaner, Ex-Polizist.

Zusätzlich gibt es einen "heimlichen", zweiten Protagonisten: die Stadt Detroit.

Durch viele Schicksalsschläge wurden beide hart gemacht, Gewalt und Verbrechen sind allgegenwärtig.

August Snow deckte als Polizist Korruption in den eigenen Reihen auf – er bekam 12 Mio. Dollar Schadenersatz, und flüchtete erstmal auf eine lange Reise durch's Ausland, wo er sich verliebte.

Als er in seine alte Heimat zurückkehrt, beginnt er, das heruntergekommene Viertel Mexicantown (seine Heimat) wieder mit Leben zu füllen.

Eine alte Bekannte bittet ihn um Hilfe, um in ihrer Bank zu recherchieren. Er lehnt ab und ist tief getroffen, als diese kurz darauf stirbt.

Offiziell wird ihr Tod als Suizid deklariert, es gibt jedoch Hinweise auf Mord. Aus schlechtem Gewissen heraus beginnt August nachzufragen - und stösst damit in ein Hornissennest, das sich zu einem intelligenten Wirschaftskrimi entwickelt.

Das Buch wird als Krimi beworben. „Der gekaufte Tod“ behandelt aber nicht nur ein Verbrechen, sondern thematisiert all die Verbrechen und rohe Gewalt, die täglich auf den Straßen Detroits geschehen: Raub, Drogenhandel, Diskriminierung, Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich, weiss und schwarz … Das Buch spricht sozialkritische Themen an, die tatgtäglich in vielen grossen Städten auftreten.

Der Protagonist August befindet sich irgendwo am Schnittpunkt vieler Kategorien, sein Kampf, seinen Platz in dieser Welt zu finden, wird gut heraus gearbeitet. Er wird als sympathischer Charakterkopf dargestellt. Sarkastisch, kauzig, mit dem Herz am rechten Fleck, nie um eine flotte Antwort verlegen. Seine Freunde sind ebenfalls einzigartige Charakterköpfe, mit viel Humor gezeichnet und auf ihre Art sympathisch. Sei es sein Freund Thomas, der Hacker Skittles, der neu gewonnene Freund Frank, man schliesst alle in sein Herz und fiebert mit.

Allerdings sind sie mir mit der Hand teilweise ein wenig zu schnell an der Waffe, das ist mir als Deutscher recht fremd und irritiert mich. Der amerikanischen Leserschaft wird das wohl eher nicht aufstossen. Mir persönlich ist es manchmal zu gewaltsam, einige Szenen erinnern eher an einen Actionfilm, als einen Krimi.

Im Großen und Ganzen balanciert die Geschichte gut zwischen den zu stark aufgeputschten Actionszenen und durchaus intelligenten und ernsthaften Themen, sodass das Buch nicht nur spannend und unterhaltsam ist, sondern auch zum Nachdenken anregt.

Sollte der Autor eine Reihe um August Octavio Snow planen, hat er mich als Leserin gewonnen.

Bewertung vom 11.03.2021
Fürchtet uns, wir sind die Zukunft
Oppermann, Lea-Lina

Fürchtet uns, wir sind die Zukunft


sehr gut

Der Klappentext hat mich sofort in den Bann gezogen und voller Begeisterung habe ich mit dem Lesen begonnen.

Der Musikstudent Theo ist neu an der Akademie und lernt dort Aida kennen, die ihn sofort in ihren Bann zieht. Sie ist Anführerin der Gruppe "Die Zukunft".

Es werden einige wichtige Themen angerissen, wie z.B. die eigenen Werte finden, dafür eintreten, Machtmissbrauch und (sexuelle) Nötigung durch Professoren. Allerdings bleibt alles sehr oberflächlich, eine Reflektion findet nicht statt.

Dennoch kann ich das Jugendbuch "Fürchtet uns, wir sind die Zukunft" empfehlen, unter der Voraussetzung, das die Jugendlichen durch Erwachsene (z. B. Lehrer, als Schullektüre) begleitet werden.

Durch eine Begleitung und Reflektion lassen sich einige wichtige Lehren und Rückschlüsse rausziehen. Vielleicht ist ja genau das auch der Sinn hinter der oberflächlichen Herangehensweise, das die Jugendlichen mit diesen teils schweren Themen, die uns notgedrungen irgendwann treffen, nicht allein gelassen werden.

Die Autorin kann wunderbar mit Sprache umgehen, sie schreibt bildgewaltig, eindrücklich, und dennoch gut verständliche, für Jugendliche sicher auch ansprechende Prosa. Die Leser sollten jedoch etwas Interesse an Musik haben, die Faszination für Musik (und Kunst) spielen eine wichtige Rolle.

Bewertung vom 11.03.2021
Die dritte Frau
Fleischhauer, Wolfram

Die dritte Frau


gut

Der Roman „Die dritte Frau“ ist die Fortsetzung von Wolfram Fleischhauers Bestseller „Die Purpurlinie“. Ich habe "Die Purpurlinie" nicht gelesen, dies tut dem inhaltlichen Verständnis zum Glück keinen Abbruch.

Historische Geschehnisse aus der Epoche des französischen Königs Heinrich IV. werden verknüpft mit einer Liebesgeschichte in der Gegenwart. Der Ich-Erzähler, ein Autor, befindet sich in einer Sinnkrise und Schreibblockade.

Von seiner Lektorin wird er auf die Idee gebracht, seinen Erstling, einen historischen Roman, fortzusetzen.

In seinem Erstling „La Ligne Pourpre“, der ein Bestseller wurde, versuchte der Autor, die Hintergründe zu dem berühmten Porträt „Gabrielle d’Estrées und eine ihrer Schwestern“ aus dem Louvre zu entschlüsseln. Er erhält einen recht arroganten Leserbrief eines Nachfahren von Henriette (die zweite Dame auf dem Bild), der ihm Inkompetenz vorwirft und nahe legt, das Buch zu überarbeiten, mit Unterstützung des Verfassers in Südfrankreich.

Erst als seine Lektorin den Vorschlag mit einer Fortsetzung macht, nimmt er Kontakt zum Verfasser auf, um zu erfahren, das dieser zwischenzeitlich verstorben sei. Die Nichte des Mannes, Camille Balzac d‘Entragues, übergibt dem Autor jedoch etwas aus dem Nachlass ihres Onkels.

Dann wird es mir zu konfus. Es wird immer wieder angedeutet, das Camille, die geheimnisvoll wirkt (auf mich wirkt sie eher sprunghaft), eine grosse Faszination auf den Autor ausübe. Die beiden beginnen eine kurze und heftige Affäre, bis zum konstruiert wirkenden Ende.

Was mir sehr gut gefällt: die sehr anschaulichen Beschreibungen sowie der flüssige und virtuose Schreibstil. Ebenso gefallen mir die vielen Zitate sowie die Abbildungen und Übersetzungen der Originalbelege. Der historische Kontext nimmt viel Raum ein, und war der Grund, warum ich das Buch schlussendlich fertig gelesen habe.

Die ständig angedeutete Liebesbeziehung startet sehr abrupt im zweiten Teil des Buches, mir fehlt hier ein schlüssiger Beginn und Übergang. Ich kann die Motive Camilles nicht nachvollziehen, die philosophisch-intellektuelle Ebene ist mir zu konstruiert. Für mich wird nicht klar, warum Camille derart obsessiv und besessen von der Geschichte hinter dem Bild, und ihrer Vorfahrin Henriette ist. Ich fühlte mich bei der Beziehung der beiden mehrfach an eine Geschichte von Steven King erinnert.

Der Ich-Erzähler (und Autor) in der Geschichte ähnelt sehr dem Autor Wolfram Fleischhauer, der die Geschichte verfasst hat. Die Namen der Erstlingswerke sowie diverse Fakten sind ebenso identisch. Ich kann den Sinn dahinter nicht nachvollziehen?

Ich bin etwas ratlos. Was möchte das Buch sein? Bzw. was möchte der Autor damit darstellen? Es ist keine Liebesgeschichte, kein Roman, kein historischer Wälzer und ebenso kein Thriller.

Wunderschöne Sprache, konnte mich inhaltlich jedoch nicht überzeugen.

Bewertung vom 11.03.2021
Was wir scheinen
Keller, Hildegard E.

Was wir scheinen


ausgezeichnet

"Was wir scheinen" von Hildegard E. Keller ist ein fiktiver Roman, basierend auf bekannten Fakten über das Leben der Professorin Hannah Arendt.

Der Ich-Erzähler ist Hannah selbst, der Leser begleitet sie, ausgemalt mit einer wunderbaren, wortmalerischen Sprache, durch einen Rückblick auf ihr Leben. Beginnend mit ihrer Reise in das italienische Tegna im Juli 1975, zurück in den 2. Weltkrieg, die Flucht über Paris nach Manhattan, Reisen nach Deutschland, Jerusalem und die Schweiz. Es endet mit ihrer Heimreise im August 1975. Dabei wechselt die Autorin mehrfach die Zeitebenen.

Die Erzählung basiert zum Grossteil aus Dialogen, Auszügen aus Briefen, Gedichten und Werken von Hannah Arendt.
Sie hat eine Vorliebe für Kant- und Brecht, und bevorzugt die Kreise Intellektueller (beispielsweise Walter Benjamin, Ingeborg Bachmann, Gerhard Scholem, Kurt Blumenfeld, Uwe Johnson, Martin Heidegger und Karl Jaspers). Da ich bisher von Frau Arendt nicht mehr kannte als ihr Buch zum Eichmann-Prozess, den sie als Reporterin begleitete, sagten mir diese Namen erstmal nichts und regten mich dazu an, die Zusammenhänge und Hintergründe nachzulesen.

Ich habe einen guten Einblick in die Person Hannah Arendt erhalten und kann den Roman jedem an's Herz legen, dercsich mit ihrem Leben und Wirken beschäftigen möchte.

In anderen Rezensionen habe ich Kritik an der unkommentierten Verwendung des "N-" und "Z-Wortes" gefunden. Ich persönlich kann mich dieser Kritik nicht anschliessen. In dem Buch geht es um eine Frau, in deren Generation beide Worte ganz selbstverständlich benutzt wurden, und alltäglichen Sprachgebrauch darstellten. Das sollte einem schon klar sein, auch ohne eine expliziete Kommentierung des Verlags. Man muss m. E. nicht alles Selbstverständliche noch lange zusätzlich breit treten.

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