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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Katie
Wohnort: 
Ulm

Bewertungen

Insgesamt 203 Bewertungen
Bewertung vom 11.03.2025
Erdbeeren und Zigarettenqualm (eBook, ePUB)
Docherty, Madeline

Erdbeeren und Zigarettenqualm (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zunächst einmal benutzt die Autorin eine ungewöhnliche Erzählperspektive, die ich spannend fand: die Protagonistin, die sich ihre eigene Geschichte erzählt. Die Geschichte erzählt zum einen von Endometriose und dem Leben mit diesen Schmerzen, die erst in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit bekommen hat. Sie erzählt auch die Geschichte einer jungen Frau, die sich und ihre Sexualität erkundet. Dabei ist sie brutal ehrlich. Es liest sich erschreckend, wie schnell sie (man) zum Beispiel in Drogenabhängigkeit rutschen kann. Und auch wie sehr unser Umfeld uns beeinflusst. Das alles wird ohne Pathos erzählt, aber durchaus mit viel Selbstreflektion und ohne die Verantwortung auf andere schieben zu wollen. Nicht zuletzt durch die Erzählweise ist der Fokus komplett auf der Protagonistin. Und so selbstzerstörerisch sie sich auch verhält, so sehr konnte ich vieles nachvollziehen.
Mir hat das Buch jedenfalls sehr gut gefallen.

Bewertung vom 23.02.2025
Death in Brachstedt
Wagner, Tobias

Death in Brachstedt


ausgezeichnet

Leo ist erst 15. Sein Vater ist früh an Demenz erkrankt. Als sein Vater während seiner Schulferien verschwindet, nutzt er die sturmfreie Bude, um mit seinem Freund einen Film zu drehen und eine Party zu schmeißen.
Das Jugendbuch erzählt die Geschichte eines Teenagers, der bereits in so jungem Alter die Rolle eines Pflegers für seinen Vater einnehmen muss. Dabei fängt der Autor den jugendlichen Alltag mit Verliebtsein und Freundschaften genauso ein, wie die Schwere, die mit der Diagnose und neuen Lebenswirklichkeit des Vaters einhergeht. Eingewoben werden noch ein paar abenteuerliche Geschichten, die meiner Meinung nach nicht unbedingt für den Plot nötig gewesen wären - aber ich könnte mir vorstellen, dass diese Aspekte für die jüngeren Leser interessanter macht.
Mich hat das Buch jedenfalls emotional sehr berührt.

Bewertung vom 16.02.2025
Unter Grund
Liepold, Annegret

Unter Grund


sehr gut

Aufgrund des Klappentexts weiß man ja bereits zu Beginn, welches Geheimnis Franka vor Hannah, ihrer Mitbewohnerin und Freundin, geheim hält. Die Auflösung im Buch lässt allerdings auf sich warten und so fand ich, dass sich der Beginn der Geschichte sehr in die Länge zieht.
Nicht zuletzt gerade jetzt, kurz vor den Wahlen, und in Zeiten wo #niewiederistjetzt unsere erschreckende Realität ist, sind solche Themen so wichtig und sollten auch Aufmerksamkeit bekommen.
Allerdings bleibt vieles oberflöchlich für mich. Das Thema der Geschichte der Großelterngeneration zum Beispiel, oder auch wie es mit Patrick und Janna weiterging und wie Hannah den Absprung geschafft hat.
Gleichzeitig spürt man die Unsicherheit von Franka als Teenager, der sich nirgends zugehörig fühlt und der durch die neue Clique plötzlich Anschluss findet.
Während der Anfang sich zog, hätte es zum Schluss ruhig noch ein paar Seiten mehr sein dürfen für mich.

Bewertung vom 03.02.2025
Sing mir vom Tod
Pochoda, Ivy

Sing mir vom Tod


ausgezeichnet

Brutal - mit Tiefgang
Ich gebe zu, dass ich zuerst Schwierigkeiten hatte in die Geschichte zu finden. Vor allem der Anfang ist voller brutaler, aggressiver Gewalttaten. Aber es lohnt sich, meiner Meinung nach, dran zu bleiben. Auch wenn es vordergründig um Dios und Florida/Florence geht - zwei vorzeitig entlassene Häftlinge, sowie Lobo, die ihnen auf der Spur ist - werden viele andere Themen angeschnitten.
Fragen, was wohl dazu führen kann, im Knast zu enden und solche Gewalttaten zu verüben. Spuren zurück ins Elternhaus. Aber auch wie kann Resozialisation überhaupt gelingen? Welche Chancen hat man (bzw. frau) nach der Entlassung aus dem Gefängnis? In der Tat, welche Chance hat man im Knast selber? Aber auch das Thema Scham der Survivor von häuslicher Gewalt und wie es dazu kommen kann, werden angeschnitten. Das alle vor dem Hintergrund der Pandemie, die einem fast schon unwirklich vorkommt, obgleich sie noch nicht lange her ist.
Meiner Meinung nach mehr als ein Thriller!

Bewertung vom 28.01.2025
Coast Road
Murrin, Alan

Coast Road


gut

Das Thema finde ich spannend und ich glaube auch in der heutigen Zeit, sind Frauen oftmals immer noch mit denselben Problemen konfrontieren, die auch trotz einer möglichen Scheidung, dazu führen, dass sie in Ehen bleiben, anstatt zu gehen.
Die Umsetzung jedoch hat mich leider nicht wirklich abgeholt. Mir blieben die Figuren irgendwie fremd. Ich hätte es schöner gefunden, wenn wir noch mehr in das Innenleben, vor allem der drei Frauen, aber auch der Ehemänner und des Priesters hätten schauen können.
Die ersten Kapitel über war mir auch nicht klar, wo das Ganze hingeht. Aufgrund des Klappentextes hatte ich erwartet, dass Collette noch mehr im Mittelpunkt steht, aber das fand ich war nicht wirklich der Fall. Auch die Ausgrenzung, die suggeriert wurde, war meiner Meinung nach gar nicht so gegeben.
Erwähnen möchte ich noch das Buchcover, das mir sehr gut gefällt. Und die Idee mitgibt, zu schauen, was sich hinter der friedlichen Kulisse abspielt.

Bewertung vom 05.01.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


ausgezeichnet

Ich habe mich schon sehr auf den neuen Roman von Daniel Glattauer gefreut - und wurde nicht enttäuscht! Ein Autor von Liebesromanen - der allerdings schon seit einigen Jahre eine Schreibblockade hat - trifft im Zug auf eine Psycho- und Physiotherapeutin. Letzere drängt ersterem auf der Zugfahrt von Wien nach München ein Gespräch auf.
Sehr unterhaltsam geschrieben hält der Roman einige Wendungen und Überraschungen bereit. Dabei lässt er uns an der Gedankenwelt des Autors teilhaben. Dem, was er wirklich denkt und dem, was er nach außen hin preisgibt. Dabei geht es um Liebe und Beziehungen und vor allem Liebe in Langzeitbeziehungen, als auch um die Beziehungen zur Außenwelt. Wie immer zeugt der Roman von der großen Beobachtungsgabe sowie dem Wortwitz Glattauers.
Da ich mal in Rosenheim gewohnt habe - was auf besagter Zugstrecke liegt - hatte ich zudem einen ganz persönlichen Bezug zur Geschichte.
Ein toller Start ins Lesejahr!

Bewertung vom 05.12.2024
Moralische Ambition
Bregman, Rutger

Moralische Ambition


ausgezeichnet

Moralische Ambition ist ja schon ein hochgehängter Begriff. Der Autor will sicherlich an einigen Stellen provozieren und wachrüttelnd. So habe ich gerade zu Beginn immer wieder gemerkt wie ich "defensiv" wurde - aber das ist sicher Teil des "Charmes" des Buches. Denn um in der Welt etwas zu verändern muss man in Kauf nehmen, dass es unangenehm wird. Und das ist ja dann doch oft dem Ziel ein glückliches und angenehmes Leben zu führen entgegen gesetzt.
Gerade in Anbetracht der vielen (weltweiten) Krisen mit denen wir uns tagtäglich konfrontiert sehen, ist das Buch jedoch auch so etwas wie ein Hoffnungsbringer. Denn Krisen gab es schon immer. Und auch Menschen, die ihr Leben der positiven Veränderung - nicht nur für sich persönlich - gewidmet haben.
Man fragt sich vielleicht, was der Autor selbst an moralischer Ambition mitbringt, aber ehrlich gesagt finde ich das gar nicht entscheidend. Denn am Ende geht es um uns und unser Leben und unsere Entscheidungen. Wenn wir uns vom Autor be- oder verurteilt fühlen, dann ist das etwas, was in unserem Kopf stattfindet und wir uns vielleicht fragen sollten, ob wir uns nicht bereits selbst bewusst sind, dass wir etwas ändern könnten.

Bewertung vom 01.12.2024
Als wir im Schnee Blumen pflückten
Harnesk, Tina

Als wir im Schnee Blumen pflückten


sehr gut

Die Autorin erzählt eine Geschichte aus zwei Perspektiven - die eines alten Ehepaares und die von Kaj. Beide Geschichtsstränge bewegen sich aufeinander zu. Die Sprache ist voller Bilder und mutet oft märchenhaft an, was vor dem Hintergrund der Geschichte und Traditionen der Samen sehr passend erscheint. Dabei geht es im Kern um den Umgang mit Schicksalsschlägen, Familiengeheimnissen und dem Wunsch vor dem eigenen Tod noch etwas zum Guten ändern zu wollen und so seinen Frieden zu finden.
Alles in allem eine schöne und berührende generationen-übergreifende Geschichte. Allerdings fand ich die Erzählung stellenweise doch sehr langatmig. Zu Beginn war ich zudem etwas verwirrt, wie die Geschichten zueinander passen - andererseits hat diese Erzählweise natürlich auch eine gewisse Spannung und ein Mysterium aufrecht erhalten.

Bewertung vom 16.11.2024
Das Buch der neuen Anfänge
Page, Sally

Das Buch der neuen Anfänge


ausgezeichnet

Jo wird von ihrem Freund verlassen. Ihr Onkel ist krank und so fährt sie aus dem Nordosten Englands nach London, um sich dort um sein Schreibwarengeschäft zu kümmern. Dabei entsteht eine Freundschaft mit dem älteren Einzelgänger Malcolm sowie der Vikarin Ruth.
Ein wunderbares Buch! Es reißt viele Themen an und ist für Schreibwaren- und Bücherliebhaber sicher ein Highlight des Jahres. Vor allem geht es um Freundschaften und die Kraft, Freude und Hoffnung, die wir durch sie erfahren. Es geht auch darum, dass man Freundschaften pflegen muss, um sie zu erhalten und dass man sie an den ungewöhnlichsten Orten und vielleicht auch unerwarteten Menschen finden kann. Gerade in Anbetracht dessen, was in der Welt vor sicht geht, wärmt dieses Buch das Herz und spendet Hoffnung.
Einziger kleiner Kritikpunkt ist das romantische Element der Geschichte, das etwas zu vorhersehbar war und auch nicht wirklich nötig, meiner Meinung nach. Allerdings nimmt es auch nicht all zu viel Raum ein.

Bewertung vom 26.10.2024
Nach uns der Himmel
Buchholz, Simone

Nach uns der Himmel


ausgezeichnet

Es ist gar nicht so einfach eine Rezension zu schreiben ohne zu spoilern! Dies ist mein erstes Buch von Simone Buchholz und mir gefällt ihr Schreibstil sehr gut und ich will auf alle Fälle noch mehr von ihr lesen. Ich würde die Schreibweise als lakonisch beschreiben. Ihr trockener Humor zieht sich durchs Buch hindurch. Man weiß von Anfang an, dass es ein Geheimnis aufzudecken gibt und dies wird sehr lange aufrecht erhalten, was die Spannung hält und so habe ich das Buch sehr schnell gelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, was dahinter steckt. Zum einen ist der Roman einfach unterhaltsam. Gleichzeitig geht er durchaus in die Tiefe und wirft philosophische Fragen auf. Worum geht es in unserem Leben? In wiefern vergeuden wir wertvolle Lebenszeit mit Dingen, von denen wir denken, wir müssten sie tun - anstatt das zu tun, was wir tun wollen?