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Benutzername: 
Janina
Wohnort: 
Schenefeld

Bewertungen

Insgesamt 47 Bewertungen
Bewertung vom 06.08.2023
Fourth Wing / Flammengeküsst Bd.1
Yarros, Rebecca

Fourth Wing / Flammengeküsst Bd.1


ausgezeichnet

Ich muss zugeben, ich war nie eine große Fantasy-Roman-Leserin. Ja klar, Harry Potter, Der Herr der Ringe und ein paar andere Buchreihen habe ich geliebt. Aber darüber hinaus habe ich nur wenig Anknüpfungspunkte mit diesem Genre. In letzter Zeit komme ich aber immer mehr auf den Geschmack. Ich liebe es, in diese bildgewaltigen und liebevoll inszenierten Welten abzutauchen. Das tut mir richtig gut. Der Alltag wird ausgeblendet und das Kopfkino Deluxe entführt mich aus dem Hier und Jetzt.
Total in eine andere Welt versetzt hat mich vor wenigen Tagen Fourth Wing. Die von Rebecca Yarros erschaffene Welt ist großartig. Es hat von allem etwas: Spannung, Freundschaft, Tod, Liebe, Verrat, Vertrauen, Konkurrenz, Magie… Und vor allem richtig gut ausgearbeitete Charaktere. Ich wollte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Ja, das Buch wurde in den letzten Wochen gehypt und auch ich war zugegebenermaßen etwas skeptisch. Aber es hat mich völlig überzeugt. Und ich freue mich jetzt schon auf die nächsten Bücher dieser Reihe. Wahrscheinlich sollte ich dem Genre Fantasy mal wieder mehr Beachtung schenken. 😊
Ein Aber habe ich bei dem ganzen Lob aber auch noch. Auch wenn mir die Story von vorne bis hinten ausnahmslos gefallen hat, gab es doch etwas, was mir ganz und gar nicht zugesagt hat. Lieber dtv-Verlag, das Buch hat eindeutig zu viele Fehler, unter anderem Übersetzungs- und Rechtschreibfehler. Und hey, seit wann macht man bei Infinitivsätzen mit zu kein Komma mehr? Habe ich da etwas verpasst? Und das kam bei Weitem nicht nur ein-, zwei- oder dreimal vor. Das sollte nicht passieren. Egal, ob ein Buch 150 oder 765 Seiten hat.
Dafür kann aber die Autorin nichts, deshalb gibt es von mir ganz klar 5 Sterne.

Bewertung vom 29.10.2022
Café Leben
Leevers, Jo

Café Leben


gut

Nicht ganz rund

Nicht ganz rund

Bevor ich zu meinem Leseeindruck von „Café Leben“ komme, muss ich noch kurz etwas von diesem wunderschönen Cover schwärmen. Hach, so schön und definitiv ein Blickfang in jeder Buchhandlung. Doch leider spiegeln das Cover und der Titel für mich nicht wirklich den Inhalt des Buches wider. Ich habe eine lebensbejahende, mitreißende und emotionale Geschichte erwartet. Habe meiner Meinung nach aber eine eher distanzierte und wenig einfühlsame Handlung vorgefunden. Das finde ich schade, hat die Story doch meiner Meinung nach so viel Potenzial, intensiv und nahbar zu sein, ohne gleich zu kitschig oder rührselig zu werden.

Klar, das mag daran liegen, dass die beiden Hauptcharaktere durch ihre unschönen Erfahrungen ihre Gefühlswelt vor anderen verschließen, aber darüber hinaus fehlt es mir in diesem Buch auch an wirklicher Interaktion miteinander. Es wird viel geredet, aber nur wenig wirklich intensiv miteinander. Den seelischen Prozess, den die sterbenskranke Annie im Laufe der Handlung durchlebt, konnte ich noch ganz gut nachvollziehen. Henrietta, die mir auf 310 Seiten beinahe fremd geblieben ist, nahm ich allerdings den doch sehr raschen Sinneswandel mit all seinen zusätzlichen Begleiterscheinungen (z.B. ist ihr Hund nicht nur nicht mehr verhaltensgestört, sondern er stinkt plötzlich auch nicht mehr) und die plötzliche Nähe zu Annie nicht wirklich ab. Und warum gibt es am Ende keine Konfrontation mit den Eltern?

Die Idee mit den Lebensbüchern finde ich dagegen übrigens richtig gut. Doch welche Lebensgeschichte wurde hier eigentlich wirklich in den Fokus gerückt. Tatsächlich die von Annie oder doch eher die der verschwundenen Kath?

Für mich sind leider zu viele Dinge nicht ganz rund oder nicht nachvollziehbar, deshalb gibt es eher durchschnittliche 3 Sterne.

Bewertung vom 16.10.2022
Die Mauersegler
Aramburu, Fernando

Die Mauersegler


weniger gut

Konnte mich nicht begeistern

„Für die spanische Kritik schon jetzt ein Klassiker des 21. Jahrhunderts.“ Und: „Haben Sie schon von Aramburis Madrid gehört? Bald wird es so berühmt sein wie Joyce‘ Dublin.“ Großes Lob der spanischen Kritiker für „Die Mauersegler“. Bedeutet aber auch, dass deren Geschmack und mein Geschmack absolut unterschiedlich zu sein scheinen. Ich bin ehrlich, für mich war bei Seite 205 Schluss. Die Aussicht, noch weitere 625 Seiten zu lesen, stimmte mich nicht froh. Dabei hatte ich so hohe Erwartungen an das Buch.

Toni, der vielzitierte Antiheld, ist einfach nur wahnsinnig unsympathisch, langweilig und nervig. Dieses ständige Selbstmitleid und das Leiden, um des Leidens Willen. Ich wollte das nicht noch so viele Seiten mehr ertragen.

Dabei ist die Idee, das Buch in 365 Kapitel – also 365 Tage – aufzuteilen, durchaus spannend. Doch von Spannung war nichts zu spüren – noch dazu sind mir die Rückblicke teilweise zu wahllos und durcheinander. Und wenn man ehrlich ist, sind es auch keine 365 Tage, denn einige Kapitel blicken auf dieselben Tage zurück.

Klar, irgendwann sollte laut Buchbeschreibung die Wende in Form einer neuen Frau in Tonis Leben eintreten. Und ich habe wirklich überlegt, ob ich bis zu diesem Kapitel vorblättere, in der Hoffnung, dass die Geschichte dann interessanter, nahbarer für mich wird und ich doch noch irgendwie einen Bezug entwickele. Ich habe mich dann dagegen entschieden. Nicht, weil ich dem Buch keine zweite Chance geben wollte, sondern vielmehr, weil ich inzwischen an einem Punkt war, an dem ich dem Autor diese Wendung nicht mehr wirklich abgekauft hätte. Das war für mich der Punkt, das Buch zur Seite zu legen. Denn ich liebe das Leben und das Lesen im Gegensatz zu Toni sehr!

Das Buchcover und den Titel finde ich übrigens absolut großartig!

Bewertung vom 03.10.2022
Die Buchhändlerin von Paris
Maher, Kerri

Die Buchhändlerin von Paris


sehr gut

Zeitreise in die goldenen 20er-Jahre

Könnte ich eine Zeitreise machen und für einen Tag in eine andere Epoche eintauchen, dann stünde Paris in den 1920er-Jahren inklusive der Buchhandlung Shakespeare & Company ganz oben auf meiner Wunschliste. Wie schön wäre es, der berühmten Buchhändlerin Sylvia Beach mal für ein paar Stunden bei ihrer Arbeit über die Schultern zu schauen und sie mit literarischen Größen wie James Joyce, Ernest Hemingway oder Edgar Fitzgerald fachsimpeln zu hören, die in dieser Buchhandlung ein und aus gingen. Leider geht das nicht, umso schöner ist es, wenn man wenigstens beim Lesen dort eintauchen kann.

„Die Buchhändlerin von Paris“ von Kerri Maher setzt den Fokus auf die Entstehungsgeschichte der berühmten Pariser Buchhandlung, deren Überlebenskampf in turbulenten Zeiten und Sylvia Beachs Arbeit und Sorgen als Verlegerin des Romans „Ulysses“ von James Joyce. Das war spannend zu lesen, aber stellenweise auch etwas mühsam, denn auf den fast 400 Seiten waren eine Menge Sorgen, Nöte und Selbstzweifel zu finden. Etwas mehr Leichtigkeit der sagenumwobenen goldenen 20er-Jahre hätte dem Roman gutgetan. Sylvia Beach wirkt hier fast etwas bieder und langweilig, während um sie herum alle das Leben feiern und die Nacht zum Tag machen. Und meines Wissens war sie genau das nicht.

Dass Sylvia Beach die Verlegerin von Ulysses war, wusste ich bereits. Wie sehr sie aber für dieses Buch gekämpft hat und dass es vielerorts verboten war, war mir nicht bewusst. Geschweige denn, dass es von vielen als Skandal angesehen wurde. Ich habe Ulysses schon seit Jahren ungelesen im Bücherregal stehen und muss mir unbedingt zeitnah mal selbst einen Eindruck davon machen. Die Neugierde ist auf jeden Fall wieder geweckt.

Bewertung vom 17.09.2022
Schlangen im Garten
vor Schulte, Stefanie

Schlangen im Garten


ausgezeichnet

Trifft mitten ins Herz

Nach dem Tod von Johanne gerät das Familienleben von ihrem Mann Adam und den Kindern Steve, Linne und Micha ins Wanken. Der Familie fällt es schwer, mit dem Verlust umzugehen. Auch wenn sie zusammen sind, finden sie keinen richtigen Zugang zueinander, dabei brauchen sie mehr Halt denn je. Ihre Leere und Ohnmacht versuchen sie auf unterschiedliche Art zu kompensieren: Der Vater isst z.B. die Tagebuchseiten seiner Frau und Linne geht keinem körperlichen Konflikt aus dem Weg. In dieser eh schon schweren Zeit werden auch noch die Nachbarn und das Traueramt auf die Familie aufmerksam, denn in der Gesellschaft wird es nicht gern gesehen, dass man so lange und auf so ungewöhnliche Weise um eine geliebte Person trauert. Hilfe kommt ausgerechnet von Menschen, die die Mutter nicht gekannt haben können, die Erinnerung an sie aber mit liebevollen Abenteuergeschichten wieder zum Leben erwecken und so der Familie neue Wege eröffnen.

Die Geschichte der Familie Mohn ist irgendwo angesiedelt zwischen Realität und Fantasie – das lässt das Buch an einigen Stellen etwas skurril wirken, macht aber auch seinen ganz besonderen Charme aus. Lange nachhallen wird bei mir aber vor allem die besondere Sprach- und Bildgewalt sowie die Intensität, die damit hervorgerufen wird. An einigen Passagen ist mir beim Lesen beinahe das Herz gebrochen, so gut fängt die Autorin den Schmerz der einzelnen Familienmitglieder in Worten ein.

Für mich ist „Schlangen im Garten“ ein modernes Märchen mit viel Tiefgang, das in mir ein farbenprächtiges und berührendes Kopfkino ausgelöst hat. Ein Buch, das ans Herz geht. Zum Abtauchen an gemütlichen Leseabenden. Ich kann es nur empfehlen.

Jetzt muss ich wohl doch noch das Erstlingswerk „Junge mit schwarzem Hahn“ von Stefanie vor Schulte lesen, oder?

Bewertung vom 08.09.2022
Intimitäten
Kitamura, Katie

Intimitäten


gut

„Zwischen einzelnen Wörtern, zwischen zwei oder mehr Sprachen konnten sich ohne Vorwarnung Abgründe auftun.“

Intimitäten. Für mich ein Werk voller (gewollter) Widersprüche, die sich im gesamten Spektrum zwischen Nähe und Distanz, Intimität und Fremdheit bewegen. Da hätten wir z.B. die Arbeit der weiblichen Hauptfigur. Als Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof kommt sie den Personen, für die sie übersetzt, auf eine sehr außergewöhnliche Weise sehr nah. Oft flüstert sie ihnen sogar direkt ins Ohr. Trotz dieser Nähe bleibt auf allen anderen Ebenen eine große Distanz zu diesen Personen. Und während sie sich auf das gerade Gesagte konzentriert und es übersetzt, verliert sie sich in dessen Details und kann diese nicht mehr ins große Ganze einordnen, sodass sie am Ende oft nicht einmal wiederholen könnte, was eigentlich gesagt wurde.
Ein Widerspruch findet sich auch in der Hauptfigur an sich. Wir begleiten sie ein paar Monate in ihrem Leben und doch lernen wir sie nicht wirklich kennen. Wir erfahren, was sie denkt, bleiben aber auf Distanz. Auch der Freund und der Freundeskreis waren für mich nicht wirklich greifbar, hinterließen teilweise sogar eher ein ungutes Gefühl. Wie intensiv diese Beziehungen sind, musste ich oft nur erahnen.

Umso länger ich über die 220-Seiten-Werk nachdenke, umso mehr zielgerichtet platzierte Widersprüche fallen mir noch ein. Das ist wirklich sehr raffiniert umgesetzt, birgt aber auch die Gefahr, dass man beim nicht ganz so aufmerksamen Lesen, viele dieser Gegensätze gar nicht wahrnimmt.

Nachhaltig beeindruckt haben mich bei diesem Buch aber vor allem die vielen Schilderungen zur Arbeit eines/er Dolmetscher*in, auch wenn diese teilweise sehr sachlich wiedergegeben werden. Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, wie intim der Prozess des Übersetzens ist. Nicht nur, weil es ja bestimmten Personen vorbehalten ist und alle anderen ausschließt, sondern auch, weil der/die Dolmetscher*in alle Nuancen des ursprünglich Gesagten mit in die Übersetzung einfließen lassen muss. Das heißt: Gefühle, Stimmfarbe, Stottern, Pausen, die Auswahl bestimmter Begriffe und Redewendungen… Und das alles nahezu ohne Zeitverlust. Wie wahr das oben genannte Zitat ist und wie komplex und vielschichtig Sprache ist, wird hier besonders deutlich.

Nichtsdestotrotz konnte das Buch meine Erwartungen, die ich aufgrund des Klappentextes hatte, nicht umfänglich erfüllen. Die Kurzbeschreibung des Buches ist nicht falsch, trifft aber meiner Meinung nach den Kern des Buches nicht so wirklich. Dafür dominiert auf vielen unterschiedlichen Ebenen im Buch dann doch zu sehr die Distanz, überwiegt das Ungesagte, bleiben Fragen offen. Die Tiefe und das Zwischenmenschliche rücken in den Hintergrund.

Bewertung vom 14.08.2022
An den Ufern von Stellata
Raimondi, Daniela

An den Ufern von Stellata


ausgezeichnet

Große Leseempfehlung!

Wow, was für eine beeindruckende Familiensaga. Die mehr als 500 Seiten verfliegen wie im Rausch, am Ende hätte ich mir sogar gewünscht, dass die Geschichte noch weitergeht. Denn die Autorin schafft es auf eine ganz leichte und einnehmende Art, die Leser auf die mehrere Jahrhunderte andauernde Reise der italienischen Familie Casadio mitzunehmen. Dabei schreibt sie über essentielle Themen wie Liebe, Glück, Schuld, Armut, Rebellion und große Träume. Nicht zu vergessen der Hauch Magie und der Familienfluch, von denen jede Generation geprägt wird. Trotz der Fülle an Themen bleibt in diesem Buch aber vor allem noch ganz viel Platz für die leisen, privaten Momente, die eine besondere Atmosphäre schaffen.

Ich muss aber auch zugeben, dass ich mich auf den ersten Seiten, in denen es um die Ursprünge der Familie gegangen ist, zunächst etwas schwer mit der Erzählung getan habe. Hier fehlte mir noch der eben gelobte leichte Schreibstil und die Sogwirkung des Erzählten. Das änderte sich aber spätestens, als Neve und Adele in den Fokus der Geschichte rückten und ab da wollte ich den Roman nicht mehr aus der Hand legen.
Und ich habe mir beim Lesen manchmal gewünscht, mehr über die italienische Geschichte zu wissen, da das Schicksal der Familie Casadio oft so eng verknüpft ist mit wichtigen geschichtlichen Ereignissen. Das Nicht-Wissen stört zwar der Lesefluss nicht, aber man möchte dann doch irgendwie noch mehr verstehen als man vielleicht unbedingt muss.

Von mir gibt es 5 Sterne und eine große Leseempfehlung! Daniela Raimondi hat mit ihrem Debüt ein ganz besonderes Buch erschaffen, das mir sicherlich noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Wenn es wirklich stimmt, dass sie mehr als 10 Jahre an diesem Roman gearbeitet hat, dann kann ich ihr nur danken, dass sie nie aufgegeben hat. Wir hätten etwas verpasst!

Eine Bitte an den Ullstein-Verlag hätte ich noch: Bitte zeigt den Stammbaum der Familie Casadio nicht erst am Ende des Buches. Ich bin bestimmt nicht die einzige Leserin, die ihn erst nach Beendigung des Buches dort entdeckt hat.

Bewertung vom 31.07.2022
Freundin bleibst du immer
Obaro, Tomi

Freundin bleibst du immer


gut

Wahre Freundschaft?

Was hatte ich erwartet? Ein Buch über eine seit Jahrzehnten andauernde, tiefe Frauenfreundschaft, die auf ein gemeinsames Miteinander, gemeinsame Erlebnisse und einen intensiven Austausch aufbaut. Aber irgendwie trafen hier meine Erwartungen an das Buch und die Realität nicht ganz aufeinander. Ja, die Freundschaft der drei Protagonistinnen Funmi, Enitan und Zainab dauert seit Jahrzehnten an und sie haben Höhen und Tiefen miteinander durchlebt. Aber wirklich intensiv ist sie schon seit langer Zeit nicht mehr. Und bei genauerer Betrachtung frage ich mich: War sie das überhaupt jemals? Oder war es vielmehr oftmals Mittel zum Zweck oder Gewohnheit? Nach meinem Empfinden gab es in der mehr als 30-jährigen Freundschaft kaum einen Austausch von Sorgen, Gedanken oder wichtigen Lebensereignissen. Sie bleiben sich fremd und leben aneinander vorbei. Kurz gesagt: Es fehlt Tiefe.

Das Thema Freundschaft ist für mich in der Geschichte eher ein Rand-Thema, anders als es der Titel und der Klappentext suggerieren. Hätte mich das nicht in eine bestimmte Erwartungshaltung gedrängt, hätte mich das Buch vielleicht mehr überzeugen können. Dabei hat das Buch eigentlich so viel zu bieten: Emanzipation, Mutter-Tochter-Konflikt, Verlust, erste Liebe, Klassenunterschiede, Rassismus, Unterdrückung, erdrückende Erwartungshaltungen… Interessant fand ich vor allem das Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne und die Rebellion und Zerrissenheit, die dadurch auch entstehen. Insbesondere die Schilderungen der nigerianischen Hochzeitszeremonie oder der Familienessen waren wunderschön beschrieben und lösten beim Lesen regelmäßig Kopfkino aus. So wollte ich weiterlesen, auch wenn ich die ganze Zeit im Hinterkopf hatte, dass jetzt aber ganz dringend eine Steigerung der Tiefe betreffend nötig wäre. Leider hat sich dieser Wunsch bis zum Schluss nicht erfüllt. Ganz im Gegenteil: Das Ende, das eher plötzlich und knapp erfolgte, verstärkte dieses Gefühl nur noch.

Bewertung vom 13.06.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


ausgezeichnet

Ein tolles Sommer-Buch

Wer ein tolles Sommer-Lesebuch sucht, liegt mit „Ein unendlich kurzer Sommer“ richtig. Ich mochte die Mischung aus Leichtigkeit, Melancholie und Tiefe sehr. Die Hauptcharaktere, die im Verlauf der Geschichte eine interessante Entwicklung durchmachen, werden noch getoppt durch eine Vielzahl wahnsinnig sympathischer Nebendarsteller. Keinen von ihnen möchte ich in der Geschichte missen. Jeder von ihnen fügt sich wie ein Zahnrad ein, sodass insgesamt ein großes Ganzes entstanden ist.

Themen wie Verlust, Freundschaft, Zusammenhalt, Abschied, Liebe und Neubeginn verbinden sich zu einem authentischen, sehr feinfühligen Roman. Und apropos feinfühlig. Ich mochte sehr, dass die Autorin gerade das Schöne, Unvergessliche in den kleinen Momenten des Lebens und Alltags hervorgeholt und in den Fokus gerückt hat. Eine Partie Kniffel am lauen Sommerabend. Feste Umarmungen. Gemeinsame Abendessen. Kaninchen streicheln. Gemeinsame Zeit am See… Es sind halt doch die kleinen Dinge, die im Leben zählen.

Ich hab‘ richtig Lust auf Sommer, lange, laue Abende, Meeresrauschen und Grillengezirpe bekommen. Schön, dass der Urlaub nicht mehr allzu fern ist.