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Maddinliest
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Borken

Bewertungen

Insgesamt 897 Bewertungen
Bewertung vom 20.10.2024
Der lange Schatten
Fremlin, Celia

Der lange Schatten


ausgezeichnet

Subtile Spannung

Eigentlich versucht Imogen nach dem plötzlichen Unfalltod ihres Mannes mit ihrer eigenen Situation ins Reine zu kommen. Das bevorstehende Weihnachtsfest zieht allerdings eine große Schar der angeheirateten Verwandtschaft an, welche sich im großen Haus sesshaft macht. Die nicht ganz freiwillige Gemeinschaft bringt immer wieder Konflikte und ungeklärte Verhältnisse der Vergangenheit zu Tage, in denen der verstorbene Ivor die entscheidende Rolle spielte. Die Situation wird für Imogen noch zusätzlich von mysteriösen Attacken eines jungen Mannes belastet, der nicht müde wird zu behaupten, sie hätte ihren Mann in den Tod geführt...

Die britische und mittlerweile verstorbene Autorin Celia Fremlin hat den Roman "Der lange Schatten" bereits vor knapp 50 Jahren geschrieben. Sie erzählt die Geschichte in einem für die heutige Zeit zunächst etwas sperrigen, aber sehr wortgewandten Schreibstil, der mich in die betuchtere Welt Großbritanniens entführte. Dabei taucht sie tief in die Gedankenwelt und Psyche der Protagonisten ein und spielt in dem Konfliktpotential eines ungewollten Miteinanders. Es entwickelt sich eine unterschwellige Spannung um den plötzlichen Tod des Professors, der vielleicht doch nicht nur Opfer eines tragischen Unfalls wurde. Geschickt werden fast mystische Elemente integriert, die nicht nur bei den handelnden Personen alles in Frage stellen. Das mehr als gelungene Finale rundet die Geschichte dann mit einer ungeahnten Wendung und gut nachvollziehbaren Auflösung gekonnt ab.

Insgesamt ist "Der lange Schatten" ein aus meiner Sicht lesenswerter Roman, der mir einige angenehme und auch spannende Lesestunden bescherte. Besonders überzeugt hat mich der außergewöhnliche Schreibstil, der zum einen sicherlich der Entstehungszeit, zum anderen aber auch dem Erzähltalent der Autorin geschuldet ist. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es dementsprechend mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 20.10.2024
Frau Morgenstern und das Vermächtnis
Huwyler, Marcel

Frau Morgenstern und das Vermächtnis


ausgezeichnet

Spannender Krimispaß

Die staatliche Auftragskillerin Violetta Morgenstern befindet sich im Ruhestand und hat mir ihrem früheren Leben eigentlich abgeschlossen. Aber als sie erfährt, dass ihr ehemaliger Kollege Schlunegger gestehend inhaftiert wurde, da er einen Menschen getötet hat und der Tat auch überführt wurde, ahnt Violetta, dass das Insiderwissen für Miguel zu einem tödlichen Problem werden kann. Kurze Zeit später hört Violetta, dass sehr kurzfristig über die Liquidierung von Miguel entschieden werden soll, und eigentlich kann es dabei nur eine logische Folgerung geben. Trotz eines persönlichen Besuchs schweigt Miguel Schlunegger und Violetta muss all ihre Erfahrung in die Waagschale legen, um das Rätsel hinter dem Mord zu lösen, um vielleicht doch noch rechtzeitig das Leben ihres ehemaligen Kollegen und Freundes zu retten...



"Frau Morgenstern und das Vermächtnis" ist bereits der sechste Band aus der Reihe um die charmante und impulsive Hauptprotagonistin Violetta Morgenstern. Der vorherige Band hatte mir ausgesprochen gut gefallen, so dass ich mit viel Vorfreude und einer gewissen Erwartungshaltung in ihren neuen persönlichen Fall gestartet bin. Der Schweizer Autor Marcel Huwyler erzählt die Geschichte wieder in seinem markanten und mehr als unterhaltsamen Schreibstil, der vor Wortwitz nur so strotzt. Die hervorragende Mischung aus Spannung und akzentuiertem Humor hat einen aus meiner Sicht extrem hohen Unterhaltungswert. Der Spannungsbogen wird mit dem gescheiterten Attentats-Versuch von Miguel Schlunegger gekonnt aufgebaut und über die holprigen und sehr kurzweiligen Ermittlungsarbeiten der toughen Auftragskillerin auf einem für mich hohen Niveau gehalten. Gerade der exzentrische Charakter von Frau Morgenstern trägt zum Gelingen des Kriminalromans bei. Das Ganze konnte mich bis zu fulminanten Finale in den Bann ziehen und eine clever konzipierte Auflösung rundet die Geschichte gelungen ab.



Insgesamt ist "Frau Morgenstern und das Vermächtnis" die perfekt gelungene Fortsetzung einer völlig außergewöhnlichen Krimi-Reihe, in der der Leser, ohne sich dagegen wehren zu können, mit einer Auftragskillerin sympathisiert und bei ihren Ermittlungen mitfiebert. Ich würde mich sehr freuen, wenn noch einige knackige Fälle auf diese besondere Ermittlerin zukommen. Von mir erhält das Buch daher eine absolute Leseempfehlung und in der Bewertung die vollen fünf von fünf Sternen!!! Ein Lesehighlight in diesem Jahr!!!

Bewertung vom 20.10.2024
Das Parfüm des Todes
Hsiao, Katniss

Das Parfüm des Todes


sehr gut

Intensiver und komplexer Thriller

Die Tatortreinigerin Yang Ning hat das traumatische Ereignis um den Verlust ihres geliebten Bruders zu verkraften. Ihr wurde ein sehr ausgeprägter Geruchssinn mit in die Wiege gelegt, welcher durch die traumatische Belastungsstörung nur noch auf den Verwesungsgeruch von Leichen reagiert. Sie ist auch davon besessen, die Hintergründe des Suizids ihres Bruders zu erfahren und denkt nun durch einen bestimmten Geruch dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Dafür muss sie aber Menschen vor den Kopf stoßen und Grenzen überschreiten, was sie nicht nur in Gefahr vor anderen, als auch vor sich selbst bringt. Kann sie eine innere Ruhe finden...

Der Thriller "Das Parfüm des Todes" ist das Debüt der taiwanesichen Autorin Katniss Hsiao und wurd als Miachung aus "Schweigen der Lämmer" und "Das Parfüm" angepriesen. Das hat mein Interesse geweckt, so dass ich mit einer hohen eRwartungshaltung in das Buch gestartet bin. Katniss Hsiao erzählt die Geschichte in einem sehr intensiven und bildreichen Schreibstil, der meine volle Aufmerksamkeit einforderte und dem Thriller so eine Wertigkeit verleiht. Zudem sorgten die sehr ungewohnten Namen für ein wenig Verwirrung, was sich aber mit der Zeit legte. Der Spannungsbogen wird um den ungeklärten Tod von Yang Nings Bruder sehr gut aufgebaut und über die mehr als außergewöhnlichen Ermittlungen auf einem aus meiner Sicht hohen Niveau gehalten. Besonders gut wurde der Aspekt der Geruchssinne in die Geschichte integriert und verleiht dem Ganzen auf diesem Wege eine Sonderstellung in der Masse vieler anderer Thriller. Auch wenn der Verlauf für mich auch einige Längen beinhaltete konnte mich das Buch bis zum Finale mit überraschender Auflösung in den Bann ziehen.

Insgesamt ist "Das Parfüm des Todes" ein harter Thriller, der sicherlich nicht für zartbesaitete Leser geeignet ist, dabei aber auch aus meiner Sicht nie die Grenzen überschreitet. Ein Debüt-Roman, der Lust auf mehr aus der Feder der Autorin macht. Ich empfehle den Thriller daher gerne weiter und bewerte ihn mit guten vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 12.10.2024
Wer mit den Wölfen heult / Die Canterbury-Fälle Bd.2
Duncan, Tessa

Wer mit den Wölfen heult / Die Canterbury-Fälle Bd.2


ausgezeichnet

Korpsgeist

Die Psychotherapeutin Lily Brown übernimmt den Fall des Police Seargant Martin Gordon, der in einem Einsatz seinen Kollegen Clark Jarret absichtlich versucht haben soll, ihn zu erschießen. Gordon beteuert seine Unschuld und behauptet, den Kollegen schützen zu wollen und ihn dabei versehentlich getroffen zu haben. In ihren Sitzungen taucht Lily Brown immer tiefer in das Seelenleben ihres Patienten ein und entdeckt dabei dunkle Flecken, die ihr signalisieren, dass er vielleicht doch mit voller Absicht geschossen hat. Kurze Zeit später begeht Martin Gordon einen Suizid und hinterlässt der Psychotherapeutin die Nachricht, dass er auf sie setzt, die Wahrheit offenzulegen. Eine hohe Bürde, aber Lily Brown ist festentschlossen, den Hintergrund der dramatischen Entwicklung ans Licht zu bringen...

"Wer mit den Wölfen heult" ist der zweite Band um sie sympathische und engagierte Psychotherapeutin Lily Brown. Die guten Bewertungen des ersten Teils hatten meine Aufmerksamkeit geweckt, so dass ich mit viel Vorfreude und einer gewissen Erwartungshaltung in den Kriminalroman gestartet bin. Die Autorin Tessa Duncan erzählt die Geschichte in einem ruhigen und hervorragend zu lesenden Schreibstil, der mich schnell in den Bann ziehen konnte. der Spannungsbogen wird mit dem für mich unerwarteten Suizid von Lily Browns Patienten sehr gut aufgebaut und über die komplexen und fesselnden Ermittlungen, sowie einem weiteren spannenden Handlungsstrang auf einem aus meiner Sicht hohen Niveau gehalten. Sehr gut gefallen hat mir der Einblick in die Gedankengänge der Protagonisten, wenn in den Therapien die Gespräche aus wechselnden Perspektiven geschildert wurden. Auch die Protagonisten sind interessant charakterisiert und tragen auch mit ihren privaten Schicksalen zum Gelingen des Kriminalromans bei. Die clever konzipierte Geschichte konnte mich bis zum fulminanten Finale packen.

Insgesamt ist "Wer mit den Wölfen heult" ein für mich völlig überzeugender Kriminalroman, bei dem sich die Autorin Tessa Duncan in ihrer fiktiven Geschichte von realen Kriminalfällen konspirieren lässt. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es folgerichtig mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 11.10.2024
Mitternachtsschwimmer
Maguire, Roisin

Mitternachtsschwimmer


ausgezeichnet

Kampf zurück ins Leben

Evan zieht sich nach einem traumatischen Schicksalsschlag in seinem Leben an den kleinen irischen Küstenort Ballybrady zurück. Dort mietet er ein kleines Häuschen und lebt dort in karger Einsamkeit. Lediglich seine etwas merkwürdige und schrullige Vermieterin läuft ihm dabei manchmal über den Weg. Er verzweifelt an seiner Situation und an der auf sich geladenen Schuld. Als dann auch noch seine Frau ihn auffordert, sich um den gehörlosen Sohn zu kümmern, scheint er am Rande seiner Kräfte zu sein. Doch es entwickelt sich alles ganz anders und sein Rückzug könnte die Chance auf ein neues Leben für ihn sein, dafür muss er aber ins kalte Wasser springen...

Die irische Autorin Roisin Maguire hat mit "Mitternachtsschwimmer" einen aus meiner Sicht sehr emotionalen und ergreifenden Roman geschrieben. Sie erzählt die Geschichte in einem schönen und sehr gut zu lesenden Schreibstil, der mich mit seiner bildgewaltigen Sprache voll und ganz überzeugen konnte. Die Protagonisten werden mit ihren persönlichen Schicksalen interessant gezeichnet und ich habe mich sehr gut in sie hineinfühlen können, was das Erzählte sehr erlebbar machte. Sehr gut gefallen hat mir der Einbezug der Corona-Zeit mit all ihren im Nachhinein oft fragwürdigen Begleiterscheinungen. In diesem Fall sorgt die Pandemie aber nicht für Entzweiung, wie sie es in der von mir erlebten Realität tat, sondern trägt hier dazu bei, das Menschen zueinander finden, auch wenn dies ein langer und schwieriger Weg ist. Das Ganze wirkt sehr authentisch, was mich dann auch mit den Protagonisten fiebern ließ und bis zum Finale in den Bann ziehen konnte.

Insgesamt ist "Mitternachtsschwimmer" ein für mich wirklich lesenswertes Buch mit viel Tiefgang und Emotionalität aus einer Zeit, die bei der Menschheit insgesamt sicherlich viele Spuren hinterlassen hat. Ich empfehle es gerne weiter, bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen und bin gespannt, ob es neue Geschichten aus der Feder von Roisin Maguire geben wird.

Bewertung vom 11.10.2024
Auf finsteren Wegen
Jost, Rieke

Auf finsteren Wegen


ausgezeichnet

Der Tod des Jägers

Kommissarin Lodi Lenke bekommt es mit einem besonders grausamen Mord zu tun. Auf einem Hochsitz wird die Leiche eines älteren Jägers entdeckt, er wurde mit zahlreichen Messerstichen getötet, was auf eine sehr emotionsgeladene Tat voller Hass hindeutet. Aufgrund seiner Leidenschaft des Jagens führen die Spuren zu Tierschützern, die das Opfer scheinbar im Vorfeld schon bedroht haben und dabei zunehmend radikaler wurden. Lodi Lenke taucht immer tiefer in die Szene ein und der Fall scheint schnell gelöst zu sein, aber die anfänglich so vielversprechenden Hinweise verpuffen immer mehr. Der Druck auf die Ermittlungen wächst und Lodi muss etwas übersehen haben...

"Auf finsteren Wegen" ist derzweite Band aus der Krimi-Reihe um die sympathische Ermittlerin Lodi Lenke. Der erste Band konnte mich bereits überzeugen, so dass ich mit viel Vorfreude und einer gewissen Erwartungshaltung in den neuen Fall gestartet bin. Die Autorin Rieke Jost erzählt die Geschichte in einem temperamentvollen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil. Der Spannungsbogen wird mit dem brutalen Tod des Jägers direkt zu Beginn des Buches aufgebaut und über die nicht ganz einfachen Ermittlungen mit einigen Wendungen auf einem aus meiner Sicht durchweg hohen Niveau gehalten. Es entwickelt sich ein clever konzipierter Fall, der zunächst nur schwer zu durchschauen ist und mit einigen Verdächtigen immer wieder dazu einlädt, eigene Überlegungen bezüglich Täterschaft oder Tathintergründe anzustellen. Die interessant gezeichneten Hauptprotagonisten tragen mit ihrem persönlichen Geschichten zum Gelingen des Kriminalromans bei, so dass ich bis zum Finale, welches mit einer gut nachvollziehbaren Auflösung überzeugen kann, in den Bann gezogen wurde.

Insgesamt ist "Auf finsteren Wegen" ein packender Kriminalroman, der mir einige spannende Lesestunden bescherte und bei mir in erster Linie mit einer gut aufgebauten Storyline, sympathischen Protagonisten und dem Erzähltalent der Autorin überzeugen konnte. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter, bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen und freue mich schon auf den nächsten kniffligen Fall für Lodi Lenke!

Bewertung vom 03.10.2024
Yoko
Aichner, Bernhard

Yoko


ausgezeichnet

Im Rausch der Rache

Yoko führt mittlerweile nach dem Tod ihres Vaters ein ausgeglichenes Leben und sie hat ihre große Liebe kennengelernt. Aus der geerbten Metzgerei macht sie eine "Glückskeks-Bäckerei" und freut sich an den persönlichen Widmungen, die sie dem Gebäck mit auf dem Weg gibt. Bei einer ihrer Auslieferungen ist sie aber leider zum falschen Moment am falschen Ort. Sie kommt einem kleinen Hund zur Hilfe und dessen Peiniger üben ihre Wut anschließend an ihr aus. Schwer gezeichnet lassen sie von ihr ab und sie kommt mit dem Leben davon. Nach einer schwer depressiven Phase beschließt sie dann, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen und die andauernde Drohung der Täter mit eigener Initiative zu begegnen. Sie eröffnet damit einen Reigen der Gewalt, der noch viel Leid erzeugen wird...

Der österreichische Autor Bernhard Aichner konnte mich schon mit so vielen seine Bücher begeistern, so dass ich mit viel Vorfreude und einer hohen Erwartungshaltung in sein neues werk gestartet bin. Er erzählt die Geschichte um die schwer traumatisierte Yoko mit seinem gewohnt sehr gut zu lesenden und gleichzeitig speziellen Schreibstil. Er benutzt diesmal zwar nicht seine manchmal stichwortartige Erzählung, sorgt aber in den Dialogen mit knackigen und präzisen Phasen für ein ordentliches Tempo. Der Spannungsbogen wird mit der dramatischen Begegnung bei einer Auslieferung direkt zu Beginn des Buches sehr gut aufgebaut und über die ereignisreiche Entwicklung auf einem aus meiner Sicht hohen Niveau gehalten. Gerade die Charakterisierung der Hauptprotagonistin gefällt mir gut und wir erfahren auch viele Details ihrer nicht ganz einfachen Kindheit, die sicherlich auch zu der Gewalteskalation führen. Das Ganze konnte mich bis zum fulminanten Finale voll in den Bann ziehen.

Insgesamt ist "Yoko" ein außergewöhnlicher Thriller, der mich manchmal an die Quentin Terrentino-Filme "Kill Bill" erinnerten und somit auch ein wenig vorhersehbar war, aber mir dennoch sehr spannende und packende Lesestunden bescherte. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es gerade aufgrund des für mich außergewöhnlich guten Erzählstils des Autors Bernhard Aichner mit den vollen fünf von fünf Sternen. Gerne mehr davon!!!

Bewertung vom 03.10.2024
Hotel Silber - neue Zeit, alte Schuld
Bliesener, Kai

Hotel Silber - neue Zeit, alte Schuld


ausgezeichnet

Ein fesselnder Blick in eine düstere Zeit

In den letzten Zügen des 2. Weltkrieges wird Paul Kramer als Fahnenflüchtiger aufgegriffen und ins berüchtigte Hotel Silber gebracht, wo er schwere Misshandlungen über sich ergehen lassen muss. Mit viel Glück kommt er mit seinem Leben davon und kehrt kurze Zeit später als angehender Polizeibeamte an den Ort seiner traumatischen Erlebnisse zurück. Diesmal möchte er dazu beitragen, für Recht und Ordnung zu sorgen, aber gleichzeitig auch das immer noch in der Bevölkerung weit verbreitete Nazi-Gedankengut keine neue Chance zu geben. Eine Aufgabe, die deutlich schwieriger umzusetzen ist, als zunächst gedacht und Gefahren mit sich bringt...

Der Autor Kai Bliesener hat mit "Hotel Silber" einen aus meiner Sicht ergreifenden und zugleich packenden historischen Roman geschrieben, der mich gerade aufgrund des brisanten historischen Hintergrunds von beginn an in den Bann ziehen konnte. Kai Bliesener erzählt die Geschichte in einem gut zu lesenden Schreibstil, der mit die Geschehnisse der damaligen Zeit lebendig und authentisch vor Augen führte. Der Spannungsbogen wird mit dem Schicksal um die Familie Wallner gut aufgebaut und über die Ermittlungen, in erster Linie aber auch über die grausame Zeit, in der das Ganze stattfindet, auf einem aus meiner Sicht hohen Niveau gehalten. Die Aufklärung des Todes von Frau Wallner zum Ende des Krieges gerät bei den Schilderungen der sehr gut recherchierten Fakten zwar etwas in den Hintergrund, was aber für mich überhaupt kein Problem darstellte. Fokus liegt in dem Buch klar auf den Taten des damaligen Nazi-Regimes und dem schwierigen Start in eine neue demokratische Staatsregierung. Die beiden Hauptprotagonisten Paul und Hilde werden als starke Persönlichkeiten charakterisiert, die sich schon vorher dem Regime widersetzten und so der Geschichte zusätzliches Leben einhauchen.

Insgesamt ist "Hotel Silber" ein aus meiner Sicht mehr als lesenswerter historischer Roman mit Spannungselementen, der in der heutigen Zeit noch einmal mahnt, was damals geschehen ist und was wir aus dem Erlebten lernen sollten. Ich hoffe, dass es für Paul Kramer weitergeht und er noch weiter gegen das versuchte Aufkeimen neuer Naziversuche ankämpfen darf, empfehle das Buch sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 03.10.2024
Cascadia
Phillips, Julia

Cascadia


sehr gut

Familienbeziehungen

Die beiden Schwestern Elena und Sam leben mit ihrer schwerkranken Mutter auf einer Insel im Nordwesten der Vereinigten Staaten von Amerika. Durch die Pflege der Mutter sind sie gebunden und der große Traum der Beiden ist, eines Tages diesen Ort gemeinsam zu verlassen und die Welt neu zu entdecken. Der Weg dorthin ist nicht einfach, denn die Krankheit der Mutter verursacht hohe Kosten und das Familienleben muss so hart erarbeitet werden. Ständig lebt die Familie an der Existenzgrenze und das Eigenheim soll später durch einen Verkauf den Weg ebnen. Die plötzliche Begegnung mit einem riesigen Bären vor ihrem Haus verändert aber alles. Während Sam ihn als gefährlichen Widersacher sieht, fühlt sich Elena dem Bären hingezogen. Wird sich eine der Schwestern von der anderen abwenden?

Die amerikanische Autorin Julia Phillips hat bereits mit ihrem Debüt "Das verschwinden der Erde" im Jahre 2021 auf sich aufmerksam gemacht. Ich bin daher mit einer hohen Erwartungshaltung in den Roman gestartet. Julia Phillips erzählt die Geschichte in einem ruhigen und sehr angenehm zu lesenden Schreibstil, der mich schnell in den Nordwesten der USA entführte. Hier kämpfen die beiden Hauptprotagonistinnen um das tägliche Überleben und die plötzliche Erscheinung eines in der Region völlig untypischen Grizzly-Bärs stellt den Zusammenhalt und das so eingefahrene Leben komplett in Frage. Die spannende Frage, der sich der Roman hier widmet ist, wie die beiden Schwestern mit der Situation umgehen und wie gut sie sich letzten Endes wirklich kennen. Der zwischenmenschliche Konflikt mit all seinen Auswirkungen sorgt für viele Spannungsmomente, der den so engen Vertrauten in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Insgesamt ist "Cascadia" ein außergewöhnlicher, emotionaler und nicht vorhersehbarer Roman, der in Anlehnung eines Märchens in das Beziehungsgeflecht zweier Schwestern eindringt und für dramatische Entwicklungen sorgt. Das ganze wird ruhig und gekonnt erzählt, was das Buch für mich lesenswert macht. Ich empfehle es daher gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 03.10.2024
Kein Land in Sicht
Pertl, Christina

Kein Land in Sicht


gut

Rätselhafte Kreuzfahrt

Eine Frau wacht an Bord eines Kreuzfahrtschiffes auf und kann sich an nichts erinnern, noch nicht einmal an ihren Namen. Sie ahnt das etwas Schreckliches geschehen ist und nimmt zunächst die ihr angedachte Rolle als Animateurin an Bord des Schiffes an. Dabei versucht sie verzweifelt Erinnerungen wachzurufen und das große Geheimnis, welches das Schiff und seine Besatzung umgibt, zu lüften. Nach und nach ahnt sie, warum sie an Bord ist und beginnt eine Suche, bei der die Zeit ihr großer Gegner ist...

Die Autorin Christina Pertl hat mit "Kein Land in Sicht" ihr Thriller-Debüt veröffentlicht. Sie erzählt die Geschichte in einem temporeichen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil, wobei sie mit vielen kurzen Sätzen und Perspektivwechseln arbeitet. Der Spannungsbogen wird mit der Verwirrung um die Identität der Frau direkt zu Beginn des Buches gut aufgebaut, kann aber aus meiner Sicht nicht über die gesamte Länge des Buches aufrechtgehalten werden. Der Ansatz den Thriller ohne jegliche Details über die Hintergründe möglicher Taten oder Ermittler aufzubauen ist ein interessanter, aber er sorgte gerade in der ersten Hälfte des Buches für einige Längen. Den Protagonisten fehlte es leider auch an Tiefe, was aber anhand der ungewissen Identität nicht verwunderlich ist. Zum Ende hin nimmt die Handlung noch einmal ordentlich an Spannung auf, konnte mich dann aber auch nicht mehr richtig fesseln.

Insgesamt ist "Kein Land in Sicht" für mich ein etwas durchwachsener Kriminalroman, der eigentlich mit einer ordentlichen Story und einem rasanten Erzählstil verheißungsvoll daherkommt. Ich bin daher auf das nächste Werk der Autorin gespannt, in dem sie vielleicht ihr Potential mehr entfachen kann. Ich bewerte das Buch daher mit drei von fünf Sternen.