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Katharina

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2023
The Beautiful Fall - Die vollkommen irritierende Kettenreaktion der Liebe
Breakey, Hugh

The Beautiful Fall - Die vollkommen irritierende Kettenreaktion der Liebe


ausgezeichnet

Wenn die Liebe und das Leben in Vergessenheit geraten sind.

Robert leidet unter periodischer, also wiederkehrender, Amnesie. Ungefähr jedes halbes Jahr verliert er sein episodisches Gedächtnis und bis auf ein paar Kindheitserinnerungen ist seine Vergangenheit für ihn gelöscht. Mit Briefen an sich selber erklärt er sich die Situation und gibt sich selber Anweisungen: bleib zu Hause, behalte deine Routinen, vertraue niemandem… und dann taucht Juli auf und stellt alles auf den Kopf. Und das ausgerechnet keine zwei Wochen bevor das nächste “Vergessen” ansteht.
The beautiful fall ist ein wunderschöner, gefühlvoller Roman über die Liebe und die Angst davor. Über Kontrolle und den Verlust beziehungsweise das Abgeben eben dieser. Hugh Breakey nimmt seine Leser auf eine spannende Reise durch die letzten Tage, die der Robert dieser Episode erlebt. Dabei kann er so schön in die Gefühlslage seines Protagonisten eintauchen, dass man schon im ersten Kapitel gefesselt ist und von da a gar nicht anders kann, als mitzufiebern. Besonders gut hat mir gefallen, dass the beautiful fall kein klassischer Liebesroman ist, dass es unerwartete Wendungen gibt und man selber mit Robert das Puzzle zusammen setzen darf, dass seine Vergangenheit für ihn darstellt. Bis zur letzten Seite ein zauberhafter Pageturner, der ganz ohne Kitsch daherkommt. Ein perfektes Buch für gemütliche (Herbst)Abende.

Bewertung vom 16.10.2023
Die Postbotin
Schneefuß, Elke

Die Postbotin


sehr gut

In "Die Postbotin" erzählt Elke Schneefuss die Geschichte mehrerer Frauen in der Nachkriegszeit. Verbunden sind sie jeweils über die Reichspost, wo sie arbeiten. Dort wurde nun jedoch angekündigt, dass die Frauen ihre Stellen verlieren sollen, zugunsten von männlichen Kriegsheimkehrern. Nach und nach demaskiert sich, warum welche der Protagonistinnen auf ihren Job angewiesen ist, wozu sie das Geld braucht, da geht es um die Versorgung der eigenen Mutter, die Suche nach (im Krieg) verschollenen Familienangehörigen oder den Wunsch nach Selbstständigkeit, um einer Vernunftsehe entgehen zu können. Die Geschichten der Postfrauen und ihrer Angehörigen sind liebevoll miteinander verwoben und der häufige Perspektivwechsel macht das Buch äußerst kurzweilig. Ich persönlich hätte es schön gefunden, noch weiter in die einzelnen Geschichten einzutauchen, da für die 400 Seiten Länge doch eine Menge los ist und das Ende zeitweise etwas gehetzt wirkt. Trotzdem macht das Lesen auf jeden Fall Spaß und man fiebert mit, wenn die Frauen um ihre Anstellung kämpfen, leidet mit, wenn eine unglückliche Affäre endet und freut sich mit, wenn eine junge Liebe eine unerwartete Chance bekommt.

Bewertung vom 03.10.2023
Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
Ford, Olivia

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn


ausgezeichnet

Das wichtigste zuerst: "Der späte Ruhm der Mrs. Quinn" ist ein wundervolles Buch, dass sich wie eine warme Schokoladenglasur ums Herz legt.
Jenny Quinn ist 77 Jahre, als sie sich bei einem TV-Backduell bewirbt, ohne, dass sie daran glaubt, dass diese Bewerbung von Erfolg gekrönt sein wird. Sie backt für Ihr Leben gerne, für Familie und Freunde und zu jedem Anlass, Backen ist für sie eine Verbindung zu den Menschen, von denen die Rezepte stammen und somit hoch emotional, so schafft sie es doch in die Show und darf sich vor den Juroren beweisen. Diese Aufregung und die Liebe zum Backen beschreibt Olivia Ford so zauberhaft, dass man erstens durchgehend mitfiebert und zweitens durchgehend Appetit auf Backwaren hat! Damit das Ganze aber auch wirklich bittersüß wird, gibt es ein Geheimnis in Jennys Vergangenheit, welches ihr bis heute zusetzt und über das man langsam in jedem Kapitel, mit einem kleinen Rückblick in die Vergangenheit mehr erfährt. Die Rückblicke sind durch die verschiedenen Gebäcke wie durch Brücken mit der Gegenwart verbunden. Insgesamt eine absolute Herzensempfehlung für jeden der gerne backt und ein richtiges Wohlfühlbuch! Perfekt für gemütliche Hebrstabende - und als Inspiration für die nächsten Backkreationen.

Bewertung vom 12.09.2023
Der Weg ins Apfelreich
Fredriksson, Anna

Der Weg ins Apfelreich


sehr gut

Anna Fredrikkson bringt ihre Jahreszeiten-Saga mit dem Herbstteil “Der Weg ins Apfelreich” zu einem wunderschönen Ende. Die Geschichten der drei Protagonistinnen der Großmutter Vanja, der Mutter Sally und der Enkelin Josefine verweben sich immer weiter miteinander. Die drei Leben nahe beieinander und teilen Freud und Leid. Die in den vorherigen Teilen schon stark aufgebaute Geschichte entwirrt sich immer mehr, je mehr fragen insbesondere zu Vanjas Vergangenheit beantwortet werden, als sie sich selbst in eine Reise in eben diese begibt. Die Autorin weiß dabei gefühlvoll und realistisch die Beziehung der drei Generationen und deren Konflikte darzustellen. Schließlich ist es eine Bedrohung des Familienglücks von außen, welche die drei und ihre Liebsten noch enger zueinander rücken lässt. Das Ende geht and Herz und wenn man ganz ehrlich ist - lässt durchaus Raum für einen Winterband!

Bewertung vom 31.08.2023
Psyche und Eros
McNamara, Luna

Psyche und Eros


sehr gut

Luna McNamara erzählt uns den altgriechischen Mythos um den Liebesgott Eros und seine sterbliche Geliebte Psyche neu: der vom unendlichen Leben gelangweilte und frustrierte Eros verliebt sich, als er sich an seinem eigenen Pfeil verletzt in die sterbliche Königstochter Psyche, welcher schon vor Geburt eine große Zukunft als Heldin vorausgesagt wurde. Unglücklicherweise zieht er dabei einen Fluch seine Adoptivmutter Aphrodite auf sich, welche den beiden Liebenden das Leben von nun an schwer macht, mehr sei noch nicht verraten.
Der Mythos bekommt vor allem durch die an ein YA-Konzept angelehnte Erzählweise einen neuen Twist und macht die „alte“ Geschichte auch für ein jüngeres Publikum angenehm zugänglich und unterhaltsam. Die so überhaupt nicht typisch mädchenhafte Prinzessin gibt dabei eine angenehm starke Protagonistin ab, die mehr sein will, als nur ein Anhängsel und auch wenn ihre eigene Neugier und mangelnde Vorsicht sie in große Probleme stürzen, weiß sie sich zu helfen und man fiebert automatisch mit. Eros hingegen zeigt sich unsicher und verletzlich, also insgesamt eine alte Sage, neu aufgelegt und dem heutigen Zeitgeist angepasst, irgendwo zwischen Romcom und Heldensaga.

Bewertung vom 19.08.2023
Der Glanz der Zukunft. Loulou de la Falaise und Yves Saint Laurent
Marly, Michelle

Der Glanz der Zukunft. Loulou de la Falaise und Yves Saint Laurent


sehr gut

Michelle Marly erzählt in "Der Glanz der Zukunft" auf eine wunderschöne und einfühlsame Art die Geschichte der ungewöhnlichen und tiefen Freundschaft des Modeschöpfers Yves Saint Laurent und seiner Muse, Assitentin und Kollegin Loulou de la Falaise. Dabei nimmt sie ihre Leser vor allem aus der Sicht von Loulou mit auf eine spannende Reise durch die Prunkzeiten der großen pariser Modehäuser und -designer. Loulou beginnt ihre Reise zunächst als eher orientierungslose junge Frau, die durch das hich-society-Leben von London, Paris, Marokko und New York City zieht, ohne wirklich zu wissen wohin sie gehört. Dabei ist sie immer wieder dem Einfluss von Freunden und Familie sowie sozialen Normen, die sie zu sprengen versucht, unterworfen. Erst durch die zufällige Bekanntschaft zum jungen Deisgner YSL kann sie sich selbst finden, festigen und weiterentwickeln. Das Buch verschafft Einblick in die kreative und doch labile Seele des berühmten Modeschöpfers und stellt dar, wie sehr ihn seine Freunde und Vertrauten, ganz vorne mit dabei Loulou, unterstützen und auffangen. Eine gut recherchierte, detailreich geschriebene Homamge an eine wundervolle Freundschaft!

Bewertung vom 15.08.2023
Prophet
Blaché, Sin;Macdonald, Helen

Prophet


ausgezeichnet

Einfach nur Wow! Eine Zusammenfassung von "Prophet" ist tatsächlich sehr schwer zu machen, ohne etwas zu spoilern. So viel vorweg: der Leser wird in eine Geschichte geworfen, die von Anfang an viele Fragen aufwirft, man pendelt zwischen Vergangenheit und Zukunft; die beiden Protagonisten finden sich in einer für sie unerklärlichen Situation vor: ein amerikanisches Diner erscheint irgendwo im nirgendwo - und es ist nicht "richtig". Von dieser Ausgangssituation aus entwickelt sich eine so fesselnde Geschichte, dass es schwer ist, das Buch wieder aus der Hand zu legen: Lügen, Intrigen, Politik, tiefe Gefühle, alles dabei. Kapitel für Kapitel werden die Fragen aus der Vergangenheit und der Gegenwart beantwortet.... und sofort zwei neue aufgeworfen. Es macht unfassbaren Spaß mit den beiden Hauptfiguren mit zu rätseln und zu fiebern! In einen wirklich gut geschriebenen Thriller mischen sich übernatürliche Aspekte und verschmelzen zu einem Pageturner. Zudem gibt es noch romantische Aspekte, die Dank der präzisen und trotzdem liebevollen Darstellung der Charaktere sich perfekt einpassen und nicht ein bisschen kitschig sind. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 31.07.2023
Der Vorweiner
Bjerg, Bov

Der Vorweiner


gut

In der Vorweiner schildert Bov Bjerg die Geschichten seiner Hauptpersonen in einer dystopischen Zukunft in „Resteuropa“. Die Menschheit hat sich selber in Form der Klimakatastrophe an den Rand der Vernichtung manövriert, dabei klafft auch die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Die Superreichen haben alles outgesourct, sie bezahlen, um arbeiten zu dürfen und einen Rest Erfüllung in ihrem Leben zu erreichen. Die „Niederschicht“ kämpft um ihre Existenz. Noch unter dieser stehen die Flüchtlinge; aus Afrika, Skandinavien, den Niederlanden, Teilen von Osteuropa, alle Länder die der Erhaltung Resteuropas geopfert wurden und/oder ins Chaos verfallen sind. Innerhalb dieser Flüchtlinge sucht sich A. wie Anna einen Vorweiner, denn auch das Trauern wurde outgesourct und nur um wen ordentlich geweint wird, an den wird sich auch erinnert, also versucht A. „ihren“ Vorweiner an sich zu binden, damit er glaubhaft trauern kann, wenn es soweit ist. B. hingegen ist noch weit vom Tod entfernt, verdient ihr Geld als dystopische Journalistin und verfasst reißerische Kurznachrichten. Obwohl die beiden Mutter und Tochter sind, laufen ihre Leben vollkommen aneinander vorbei. Der Leser wird ohne weitere Erklärungen von Anfang an in diese beiden Leben mitgenommen, wobei sich im kurz gehaltenen Schreibstil stets die volle Gefühlslage und das Innenleben der Protagonistinnen darstellt. Im Verlaufe der Geschichte bekommt man mehr und mehr einen Einblick in die Realität und die Vergangenheit der Welt, in welcher die Hauptpersonen leben und langsam fügt sich alles zusammen. Das gesamte Buch ist in einem prägnanten, verknappten Schreibstil gehalten, zeitweise skriptartig anmutend, dieser ist zunächst ungewohnt, trägt und unterstreicht jedoch auf seine Art die Absurdität der Geschichte. Insgesamt eine interessante Story mit unerwarteten Wendungen, ein mahnender Zeigefinger zum Stand der heutigen Gesellschaft, welche in vollkommener Überspitztheit beleuchtet wird. Ein Buch, auf das man sich einlassen muss, welches einen dann jedoch schnell in seinen Bann ziehen kann.

Bewertung vom 23.07.2023
Wir träumten vom Sommer
Rehn, Heidi

Wir träumten vom Sommer


sehr gut

"Das Einzige, was im Leben zählt, ist, dass du weißt, wovon du träumst......Und was du bereit bist, dafür zu tun, damit es kein Traum bleibt."

Ein Zitat, welches den Kern von "Wir träumten vom Sommer" perfekt zusammenfasst.

Amrei kommt zum Beginn des Buches nach langjährigem Auslandsaufenthalten zurück nach München, als Hostess zu den olympischen Spielen 1972. Sie hatte München zuvor überstürzt verlassen, so viel ist klar, nur das Warum bleibt zunächst offen.

In einem spannenden, detailreichen Schreibstil versetzt Heidi Rehn ihre Leser in kürzester Zeit in das München der 60er und 70er, denn sie erzählt nicht nur, die Geschichte von Amrei als Hostess bei den "heiteren" Spielen von 1972, die bekannter und tragischerweise eine dramatische Wende durch einen Terrorakt nehmen, sondern im stetigen Zeitenwechsel auch die Vorgeschichte. So erfährt der Leser von Kapitel zu Kapitel weiter, was der "Gegenwarts-Amrei" passiert und was vier Jahre zuvor in der Vergangenheit geschah, bis sich alle Geheimnisse lüften. Dabei fängt einen der Schreibstil schnell ein, insbesondere die Vorgeschichte und die Beziehungen der liebevoll und plastisch gestalteten Charaktere hat mich dabei fasziniert. Besagte Charaktere, Amreis Familie und FreundInnen sowie insbesondere die beiden Männer zwischen denen sie sich hin und hergerissen fühlt, haben dabei Ecken und Kanten, an denen man sich stoßen kann, was die gesamte Geschichte in Kombination mit der hervorragenden Recherche der Autorin so lebensnah macht.

Ich empfehle dieses Buch jedem, der Romane über schwierige Entscheidungen, Selbstfindung und andere Epochen mag sowie jedem München-Fan, denn das "Millionendorf" muss man mit diesem Buch einfach ins Herz schließen.

Bewertung vom 01.09.2021
Die Tränen der Welt
Falcones, Ildefonso

Die Tränen der Welt


ausgezeichnet

Mit die „Tränen der Welt“ hat Ildefonso Falcones einen historischen Epos geschaffen, der sich nur schwer aus der Hand legen lässt. Fesselnd und tragisch erzählt er die Geschichte eines jungen, aufstrebenden Malers, seiner Familie und Freunde, sowie auch seiner Feinde, wobei sich diese Rollen teils umverteilen, was dem Buch immer wieder neue Wendungen und Perspektiven gibt. Die detailreich gezeichneten Charaktere leben in einer durch den Klassenkampf gespaltenen Gesellschaft und kämpfen um ihre unterschiedlichen Ziele zu erreichen, von Ansehen, Reichtum und Macht bis zum bloßen Überleben. Dabei gelingt es Falcones die Charaktere so liebevoll zu beschreiben, dass man sich trotz ihrer Fehler und Imperfektionen in Ihre Lebenssituation versetzen kann. Die Entscheidungen und Handlungen der Personen schaffen so ein ganzes Spektrum der Emotionen beim Lesen: Von Anteilnahme und Mitleid über Wut und Unverständnis bis hin zu einem ehrlichen Hoffen und schließlich Freuen, wenn sich die Geschichte in eine positive Richtung wendet. Man fiebert mit den Hauptpersonen mit und hofft auf ein Happy End, das unerreichbar scheint, man regt sich über offensichtliche Fehlentscheidungen auf und atmet auf, wenn das Glück auf der richtigen Seite steht. Gleichzeitig ist „Die Tränen der Welt“ wirklich gut recherchiert, sodass man nicht nur das Gefühl hat in die Zeit des frühen 20. Jahrhunderts versetzt zu werden beim Lesen, sondern auch wirklich viel Wissen und Informationen aus dem Buch mitnehmen kann. Insbesondere der Arbeitskampf der unteren Bevölkerungsschichten ist wundervoll herausgearbeitet und beleuchtet. Schwierige Themen wie etwa Gewalt, auch sexualisierte Gewalt, Hunger, Krankheit und Leid, sowie den Konflikt mit der Kirche beschreibt der Autor nüchtern und zugleich sensibel, sodass die Geschehnisse betroffen machen, ohne sensationsheischend zu wirken. Insgesamt kann ich „Die Tränen der Welt“ jedem empfehlen, der gerne historische Romane liest, sich von diesen auch in düstere Zeiten mitnehmen lassen möchte und auch emotional berührt werden will. Es ist ein wundervoll tragisches Buch, dass dank seiner schönen Momente trotzdem nicht zu belastend ist. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!