Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Thorsten Kneuer [thorlac]
Wohnort: 
Franken
Über mich: 
Rezensionen und Buchbesprechungen sowie Interessantes rund ums Buch auf meinem Weblog: http://exlibrisblog.de

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 07.09.2009
Ewig / Paul Wagner & Georg Sina Bd.1
Schilddorfer, Gerd; Weiss, David G. L.

Ewig / Paul Wagner & Georg Sina Bd.1


ausgezeichnet

In der Wiener Ruprechtskirche, einer der ältesten Kirchen der Stadt, findet eine grausame Hinrichtung statt. Ein Mann wird unter der Empore aus nächster Nähe erschossen. Der Täter hinterlässt ein rätselhaftes Symbol, aus brennenden Kerzen gebildet. Die Polizei ist zunächst ratlos. Als aus mächtigen Politikerkreisen und dem diplomatischen Dienst verlautet, den mysteriösen Fall im Interesse guter außenpolitischer Beziehungen möglichst rasch zu den Akten zu legen, hat man die Rechnung ohne Paul Wagner gemacht. Der findige Journalist war als einer der ersten am Tatort. Die Grausamkeit des Mordes und mehr noch die rätselhafte Botschaft des Mörders haben sein Interesse unumstößlich geweckt. So kontaktiert Wagner seinen Freund, den auf einer Burg zurückgezogen lebenden Professor Georg Sina, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Schnell wird klar, dass der erste Mord nur ein Anfang war. Eine ganze Mordserie zieht sich durch Europa, bis hin nach Asien. Und ganz offenbar hängen auch Morde aus vergangenen Jahrhunderten mit den erschreckenden Ereignissen der Gegenwart eng zusammen.
Alles dreht sich um einen uralten Code, den die Täter entschlüsseln wollen, und Wagner und Sina dabei als Schachfiguren in einem Spiel einsetzen, welches die gesamte Menschheit in Gefahr bringt: Im 15. Jahrhundert hatte Kaiser Friedrich III. ein Geheimnis entdeckt, ebenso faszinierend und unglaublich wie furchtbar und erschreckend. Um die Menschheit zu schützen, versteckt er es, ohne es für immer zu vernichten. Seit 500 Jahren nun hütet ein vom Kaiser eingesetzter Orden dieses Geheimnis, und schreckt dabei vor nichts zurück.
Für Wagner und Sina beginnt eine spannende Suche nach dem Geheimnis Friedrichs – eine lebensgefährliche Suche, die beide nicht nur zwischen die Fronten verschiedener Geheimdienste und des dubiosen Ordens bringt, sondern für den Reporter und den Wissenschaftler auch zu einer harten Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit wird.

Das österreichische Autorenduo Gerd Schilddorfer und David G. L. Weiss präsentiert mit „Ewig“ einen zugleich mysteriösen wie spannenden Thriller, der in gelungener Weise Action und Humor miteinander verbindet und einem Dan Brown in jeglicher Hinsicht das Wasser reichen kann. Die gut recherchierte und ausgeklügelte Story wurde wirklich grandios und geradezu filmreif umgesetzt. Von Seite zu Seite wächst die Spannung, werden die Leserinnen und Leser dabei durch die Jahrhunderte hindurch geleitet, bis das Puzzle sich Stück um Stück zusammenfügt. Die beiden Autoren schaffen durch ihren Schreibstil eine atemberaubende Atmosphäre, die das Wort Langeweile völlig vergessen lässt.
„Ewig“ ist genau die richtige Kost für alle, die Spannung lieben, mysteriöse Rätsel mögen, geschichtliches Interesse mitbringen oder einfach ein Faible für actionreiche Storys haben. Uneingeschränkte Leseempfehlung!

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.08.2009
Tödliche Spiele / Die Tribute von Panem Bd.1
Collins, Suzanne

Tödliche Spiele / Die Tribute von Panem Bd.1


ausgezeichnet

Als Folge einer globalen Katastrophe hat die Welt ein neues Gesicht. Nordamerika wurde ausgelöscht und aus dessen Trümmern und Asche erhob sich Panem als neue Macht. Panem wird regiert vom reichen, strahlenden Kapitol, umgeben von zwölf Distrikten. Zwar gab es zu Beginn der glanzvollen Zeit Panems noch dreizehn Distrikte. Doch nach einem Aufstand gegen das Kapitol wurden zwölf besiegt, und der dreizehnte gnadenlos ausgelöscht.
Als Strafe für den Hochverrat und als alljährliche Mahnung, dass sich solch ein Aufstand niemals wiederholen darf, führte die Regierung durch den Hochverratsvertrag die Hungerspiele ein. Am Fest der Ernte erwählt jeder der zwölf Distrikte durch Losverfahren ein Mädchen und einen Jungen im Alter von 12 bis 18 Jahren, die sogenannten Tribute. Diese vierundzwanzig Tribute müssen sich in einer riesigen Freilichtarena über mehrere Wochen hinweg bis auf den Tod bekämpfen. Gewonnen hat derjenige Tribut, der bis zuletzt am Leben bleibt. Per Kamera wird jeder Augenblick der Spiele live im Staatsfernsehen übertragen.
Seit dem tragischen Tod ihres Vaters sorgt die 16-jährige Katniss Everdeen als geschickte Jägerin mit Pfeil und Bogen für den Lebensunterhalt ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester Prim. Überhaupt ist ihre kleine Schwester für sie das ein und alles. Wie schockierend ist da der Moment, als am Tag der Ernte Prims Namen aus dem Lostopf gezogen wird. Freiwillig nimmt Katniss daher den Platz ihrer Schwester ein und tritt zusammen mit Peeta Mellark, dem ausgelosten Jungen, die Fahrt zum Kapitol an, um sich auf das tödliche Spiel vorzubereiten.
Katniss und Peeta sind aus Distrikt 12, einem ärmlichen Distrikt, aus dem in den bisherigen 73 Hungerspielen nur ein einziger Sieger hervorging. Schlechte Chancen auch für diese beiden Tribute? Die Spiele jedenfalls sind ohne Einschränkung brutal, um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu zwingen, erbarmungslos zu töten und dem Publikum eine gute Show zu bieten. Umso irritierender für Katniss, als sie von Seiten Peetas plötzlich Zuneigung und Hilfe erfährt.
Werden die beiden im Stande sein, bis zum Ende zu überleben?
Und sollten sie es wirklich schaffen, könnten sie dann überhaupt den jeweils anderen töten, um selbst zum Sieger erklärt zu werden?

Im Zeitalter des Reality-TV erschreckt Suzanne Collins düstere, post-apokalyptische Zukunftsvision. Weit mehr als Würmer essen im Dschungelcamp oder eingeschlossen im BigBrother-Container kämpfen hier unfreiwillig junge Menschen zur Belustigung des Kapitol-Publikums ums nackte Überleben. Ein Schauder läuft einem während des Lesens immer wieder über den Rücken.
Suzanne Collins erzählt aus der Sicht von Katniss und schafft, gerade weil sie auch im Präsens schreibt, bei den Leserinnen und Lesern den beklemmenden Eindruck, live dabei zu sein: wie Katniss für die Spiele vorbereitet wird, um Zuneigung vom nationalen Publikum zu gewinnen bis hin zu jeder Bewegung, jedem Kampf, um am Leben zu bleiben und diejenigen zu schützen, die sie liebt. Die Reality-Show von Panem wird zum Kopfkino für die Leserinnen und Leser.
Zugegeben: Am Anfang war ich recht skeptisch und nicht wirklich von einem Panem-Fieber gepackt. Ich fand, dass sich alles zu langsam bewegte und hinzog, bis die Spiele dann wirklich begannen. Doch plötzlich entwickelt sich das Buch derart rasant und atemberaubend, dass man es kaum mehr aus der Hand legt. Jetzt begreife ich auch, wie notwendig die detaillierte Vorgeschichte ist, um später zu verstehen, wie sich Katniss in der Arena verhält und wie sie der unmenschlichen Brutalität begegnet, mit der sie von den Spielemachern der Hungerspiele konfrontiert wird.
„Die Tribute von Panem“ ist bei all dem nicht nur eine wahrhaft aufschreckende Dystopie, sondern auch eine Geschichte von Freundschaft, Liebe und menschlichem Mitgefühl. So gelingt Suzanne Collins ein sagenhafter, spannender Auftakt zu ihrer Panem-Trilogie.
Keine Frage: Die Hungerspiele machen Hunger nach mehr!!!

7 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2009
Himmel und Hölle
Blackman, Malorie

Himmel und Hölle


ausgezeichnet

Himmel oder Hölle – oben oder unten – Alpha oder Zero.
Eine Welt, die nur schwarz und weiß malt. Entweder du gehörst dazu, bist oben, hast alle Chancen, bist die Elite und die Zukunft von Morgen. Oder du bist ein Nichts, arm und verabscheuungswürdig, der Abschaum der Gesellschaft.
Alpha oder Zero. Schwarz oder weiß. Dazwischen gibt es nichts!
Callum ist ein Zero. Als Hellhäutiger ist er Bürger zweiter Klasse, wenn überhaupt. Ein Leben mit Zukunft ist bloßer Traum. Noch dazu ein Albtraum.
Sephy ist eine Alpha. Sie hat alle Chancen, die man sich wünschen mag. Als Tochter eines der mächtigsten und reichsten Männer des Landes, des Innenministers Kamal Hadley, bräuchte sie sich keine Sorgen um ihre Zukunft machen.
Seit Kindertagen sind Sephy und Callum Freunde und wachsen gemeinsam auf in einer Welt, die geprägt ist von Rassismus und Diskriminierung, einer Welt, in der die dunkelhäutigen Alphas das Sagen haben und die Zeros so gut wie keine Rechte besitzen, eine Welt voller Hass, Terror und Gewalt.
Aus der tiefen Freundschaft entwickelt sich ein zartes Band der Liebe – eine Liebe, die nicht sein darf in einer Gesellschaft, in der es nur schwarz oder weiß gibt und in der der Himmel der einen die Hölle für die anderen ist.
Callum und Sephy träumen von einer gemeinsamen Zukunft – bis die grausame Wirklichkeit sie unbarmherzig in die Realität zurückreißt …

Aus den Blickwinkeln zweier Teenager erzählt Malorie Blackman eine Geschichte für junge Menschen ebenso wie für Erwachsene, eine Geschichte, die tief bewegt, unruhig und nachdenklich zugleich macht und für immer in Erinnerung bleibt. Auch im 21. Jahrhundert haben Rassismus, Hass, Terror und Gewalt weiterhin erschreckende Realität. Es scheint so, als könnte der Mensch nichts lernen aus seiner Geschichte. Malorie Blackman führt in ihrem Roman diese Abgründe der Menschheit schonungslos vor Augen. Immer mehr erweist sich der Himmel als bloßes Trugbild, als verräterischer Schein. Die Welt der Alphas und Zeros ist ein wahres Inferno.
Blackman verleiht den Leserinnen und Lesern die Augen von Sephy und Callum, indem sie aus immer wechselnder Perspektive der beiden Protagonisten erzählt und das Geschehene sichtbar und derart eindrücklich erfahrbar werden lässt.
„Der Traum, in einer Welt ohne Diskriminierung zu leben, ohne Vorurteile, mit einer fairen Polizei, einem gerechten Justizsystem, gleichen Bildungschancen, gleichen Lebensbedingungen“ bleibt nicht nur die Hoffnung von Callum, sondern fordert in seiner Aktualität auch uns heraus. Lassen wir es zu, dass Vorurteile und Stammtischparolen die Oberhand gewinnen über Freiheit, Menschenwürde und Zukunftschancen für alle?
„Himmel und Hölle“ reißt heraus aus der Lethargie des Zuschauens. Hoffentlich finden alle Leserinnen und Leser durch Malorie Blackmans Roman Mut, Zivilcourage und viele neue Farben, um eine Welt aus schwarz und weiß endlich bunt und fröhlich zu malen!

1 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.07.2009
Der weiße Rabe
Hurst, Heidrun

Der weiße Rabe


ausgezeichnet

Norwegen Anfang des 9. Jahrhunderts nach Christi Geburt. Unter den Männern von Jarl Hakon ist kein Platz für Schwächlinge. Auf seinen Raubzügen fordert der Jarl Mut, Tapferkeit und Treue bis in den Tod – und zu Wasser und zu Land bedingungslosen Gehorsam. Nicht umsonst sind die Nordmänner in ihren Drachenbooten weithin gefürchtet. Gierig nach Kampf und Beute, nach Sieg, Ruhm und Ehre wollen sie Odin und ihren anderen erbarmungslosen Göttern beweisen, dass sie dereinst würdig sind, als furchtlose Helden im Kampf gefallen nach Walhall gebracht zu werden, um dort mit den Göttern zu speisen. Das Schwache hat dabei keine Existenzberechtigung, nicht im eigenen Volk und schon gar nicht bei den Besiegten und Ausgeraubten. Keine Gnade für Skrälinge!
Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters wird der junge Leif Svensson aus seiner bisher behüteten Welt gerissen. Hakon, der Bruder seines verstorbenen Vaters, ruft ihn in seine Gefolgschaft. Aus jeder Familie muss ein Mann dem Jarl auf seinen Wikingfahrten dienen. Fasziniert von Abenteuer, Kampf und Ruhm zögert Leif keinen Augenblick, und folgt dem Jarl gegen den Willen seiner Mutter in dessen Siedlung. Dort erwarten ihn neue Freundschaften, aber auch harte Ausbildung, schmerzhafte Demütigungen und grausame Intrigen. Fest entschlossen, kein Skräling zu sein, sondern selbst ein ruhmreicher Krieger zu werden, kann ihn nichts von seinem Ziel abbringen.
Doch noch ahnt Leif weder etwas von dem dunklen Geheimnis, das sein Leben umgibt, noch von der lebensverändernden Aufgabe, die ihn erwartet. Seine erste Wikingfahrt nach England wird zur Schicksalsstunde: Nicht länger Odin und Thor werden seine Zukunft als erbarmungslosen Krieger bestimmen. Ein ganz neues Licht wird in Leif entfacht. Welchen Weg wird er wählen?

In „Der weiße Rabe“ erzählt Heidrun Hurst die Geschichte des jungen Wikingers Leif Svensson, der durch schwere Schicksalsschläge hindurch zum Mann wird, aber doch ganz anders, als er selbst gedacht hätte. Der Autorin gelingt dabei nicht nur eine fesselnde Wikinger-Saga, sondern zugleich eine bildgewaltige Darstellung des Lebens in Norwegen um das Jahr 800 nach Christus, das sie nach eigenen Aussagen eingängig recherchiert hat, um möglichst historisch genau zu erzählen. Bemerkenswert unaufdringlich und doch nachdrücklich und einfühlsam vermittelt Heidrun Hurst dabei den Leserinnen und Lesern wichtige christliche Glaubensaussagen. Wer sich also für die Zeit der Wikinger interessiert, wird das Buch ganz sicher fasziniert lesen, und als vielleicht Neueinsteiger in Sachen Wikinger-Zeit in den angefügten Begriffserklärungen eine gute Verständnishilfe finden. Mehr als eine bloße historische Erzählung aber kann das Buch auch wie ein Same sein, um die Botschaft von Gnade und Frieden aufgehen zu lassen, wenn es auf fruchtbaren Boden fällt.

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.07.2009
Frau Ella
Beckerhoff, Florian

Frau Ella


sehr gut

Das hätte sich Frau Ella wohl niemals träumen lassen, welch schwungvolle Wende ihr Leben nehmen wird. Die rüstige 87-Jährige hat in nahezu neun Jahrzehnten nun wirklich eine Menge durchgemacht – an Höhepunkten und an schweren Zeiten. Dass sie sich in Ihrem Alter nun einer Augenoperation unterziehen soll, will ihr einfach nicht in den Kopf. Nur ausgesprochen widerwillig lässt sie sich daher von Ihrem Hausarzt in die Klinik einweisen.
Dumm gelaufen für Sascha! Nicht nur, dass ihm ein Brillenbügel beim Sturz sein Auge schwer verletzt. Nicht nur, dass ihn seine Freundin Lina hat sitzen lassen, um die Sonne Spaniens zu genießen. Nicht nur, dass sein Leben das reinste Chaos ist. Nein, jetzt auch noch diese alte schnarchende Schachtel in seinem Krankenzimmer. Womit hat er das eigentlich verdient?
Frau Ella und Sascha – zwei Welten prallen aufeinander!
Jung trifft Alt, Chaos-Man meets Ordnungs-Queen, die Vergangenheit reicht der Gegenwart die Hand – und alles wird anders. Denn statt der geplanten Operation, flüchtet Sascha mit Frau Ella aus dem Krankenhaus. Die gute Dame hat nämlich Angst vor der Narkose. Und Sascha ist ihre einzige Rettung. Dass aus der übereilten Hilfsaktion eine ungewohnt-ungeplante WG werden wird, können beide ja nicht ahnen.
Saschas Freunde Klaus und Ute jedenfalls finden die alte Dame richtig prächtig. Neue Kleider für Frau Ella und einige Lektionen in „So lebt man heute“ sind erst der Anfang, um das Leben der beiden Augenkranken so richtig umzukrempeln. Der rüstigen Dame jedenfalls scheint der neue Schwung viel Spaß zu machen und auch Sascha findet neues Glück – bis für beide die Vergangenheit unerwartet an die Tür klopft …

Dieser wunderbare Roman ist im wahrsten Sinn des Wortes eine Hommage an das Leben.
Leichthin und humorvoll schwebt die Handlung von Zeile zu Zeile, singt von der guten alten Zeit ebenso wie vom Reichtum der Moderne und rührt das Herz an.
Florian Beckerhoff bringt zwei Menschen zusammen, die ungleicher kaum sein könnten. Und doch ahnt man bereits das Lebensglück, das in dieser Begegnung liegt, leidet man mit, wenn es sich auch immer wieder zu verflüchtigen scheint, und bleibt man der Frage auf der Spur: Was können Alt und Jung voneinander lernen?
Eine warmherzige und fröhliche Sprache lässt Beckerhoffs Geschichte zu einem leichten und zugleich tiefsinnigen Lesevergnügen werden. Leider ist es für mich am Ende dann aber der übereilte Schluss, der Beckerhoffs Romandebüt der Krone beraubt. Ein wenig schade doch für ein sonst so wunderbares Buch!

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2009
Jerusalem Verschwörung
Gansky, Alton

Jerusalem Verschwörung


ausgezeichnet

Inspektor Maxwell Odom ist in Sachen Forensik der Top-Mann des San Diego Police Departments. Tiefer persönlicher Schmerz macht ihm zurzeit jedoch seine Arbeit schwer. Trotz mehrmaliger Warnung seitens seines Chefs Bruce Yates, kann Max sich nicht aus einer Ermittlung heraushalten, in die er aus persönlichen Gründen verstrickt zu sein scheint. Kurzerhand macht Yates ihm daher klar, dass er sich entweder eine Auszeit nehmen oder eine spezielle Dienstreise antreten soll, um sich die nötige Ablenkung zu verschaffen und die Ermittlungen nicht zu behindern. So vor die Wahl gestellt, entscheidet sich Max widerwillig für die Reise, die ihn auf einen Kongress nach Jerusalem führt, um dort vor Forensikern einen Vortrag über Spurensicherung zu halten.
Nach einem langen Flug kommt Max müde und erschöpft im Heiligen Land an. Im Hotel eingecheckt, in seinem Zimmer angelangt und nach einer ausgiebigen Dusche, gehen Max noch viele Gedanken durch den Kopf, bis er endlich in einen unruhigen Schlaf fällt.
Daraus erwacht er am nächsten Morgen durch das Klingeln des Telefons. Sein Taxifahrer würde schon warten, um ihn zum Kongress der Forensiker zu bringen. Kaum verlässt er mit diesem die Hotellobby, landet Max von einem Augenblick auf den anderen in einem Jerusalem, das ihm eher surrealer Traum als Wirklichkeit scheint: Keine Busse, keine Autos, keine asphaltierten Straßen – sondern Männer und Frauen in seltsamen Gewändern zu Fuß auf staubigen Wegen. Tatsächlich findet sich Max um zwei Jahrtausende zurückversetzt ins Jerusalem zu biblischer Zeit. Keine moderne Bequemlichkeiten erwarten ihn da, sondern finster dreinschauende römische Soldaten und eine Welt, die Maxwell Odom weder versteht noch für wahr halten mag.
Fest davon überzeugt, in seinem Gehirn sei ein Blutgefäß geplatzt und er würde in seinem Hotelzimmer auf dem Bett liegend in einem Traum gefangen sein, glaubt Max anfänglich nichts von dem, was ihm da begegnet. Der Taxifahrer, der sich ihm als Joschua ben Josef vorstellt, und ganz zweifellos viel mehr weiß, als er zu wissen vorgibt, führt ihn durch die Stadt und leitet Max zu einer einzigartigen Spurensuche an, die alle ihm bisher begegneten Ermittlungsfälle weit in den Schatten stellen wird. Eine schier unglaubliche Ehre wird Max Odom zuteil: Er soll mit seinen Fähigkeiten als forensischer Ermittler den Tod und die Auferstehung von Jesus aus Nazareth untersuchen, der nur wenige Tage zuvor gekreuzigt wurde.
Was Max während seiner Ermittlungen herausfindet, könnte seine bisherigen Glaubenszweifel in Frage stellen und endlich die Fesseln lösen, die sich so eng um sein Herz geschlungen haben. Sollte er also nicht nur an einem Hirnschlag leiten, dann könnte dies tatsächlich die größte Entdeckung seines Lebens sein. Und die Wahrheit, der er zu begegnen scheint, hätte die Kraft, seine tiefen Wunden zu heilen.

„Jerusalem Verschwörung“ ist ein außergewöhnlicher Roman. Was auf den ersten Blick als leicht vorhersehbare Geschichte daherkommen mag, weil man ja weiß, wie die Sache mit Jesus ausgeht, wird aber doch zu einer humorvollen, faszinierenden, geistreichen und wirklich zu Herzen gehenden Erzählung. Gansky versteht es, durch seine eindrucksvollen Schilderungen und eine ausdruckreiche Sprache die biblischen Gestalten und die Geschichte Jesu in ganz besonderer Weise zum Leben zu erwecken. Ihm gelingt so weit mehr als eine durchschnittliche Zeitreise-Geschichte in die Welt Jesu. Ganskys Roman erschließt den Leserinnen und Lesern ganz wunderbar die innere Reise eines Mannes zu echtem Frieden und heilender Vergebung. Ob diese innere Reise tatsächlich auch eine reale äußere Seite hat, bleibt dabei lange Zeit unklar. Und natürlich werde ich hier nicht verraten, ob dies der Fall ist oder nicht. Finden Sie es selbst heraus! Es kann gut möglich sein, dass auch für Sie eine einzigartige Reise beginnen wird …

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.07.2009
Lernen lernen
Struck, Peter

Lernen lernen


ausgezeichnet

Auf lehmigem Morast und Sand ist es gebaut, das wohl bekannteste schiefe Gebäude der Welt. Die Rede ist vom Turm zu Pisa. Seine Schieflage entsteht durch den ungeeigneten Untergrund, den das Gewicht des Turmes verformt und die Standhaftigkeit des Gebäudes bedroht. Durch Bleibarren als Gegengewichte und geschickte Erdbohrungen konnte der Turm für die wohl nächsten 300 Jahre gesichert werden. Schief ist er immer noch. Aber gerade das macht ihn ja zum einmaligen, weltweit bekannten Wahrzeichen.
Wer denkt wohl nicht an den Schiefen Turm, wenn er von der PISA-Studie hört. Denn auch diese zeigt eine deutliche Schieflage und Einsturzgefahr auf! Gemeint ist das deutsche Bildungssystem, an dessen Fassade durch oben genannte Studie nicht nur ein paar Schönheitsfehler offenkundig wurden, sondern vielmehr die Frage aufgeworfen wird: Haben wir nur auf Morast und Sand gebaut? Und manch eine(r) ahnt so langsam aber sicher, dass ein paar planlose Tiefenbohrungen, lieblose Bleigewichte und voreilige Schönheitsoperationen hier nicht weiterhelfen werden. Zu allem Überfluss hat diese Schieflage in Bildung und Zukunft unserer Jugend nichts, aber auch gar nichts von einem stolzen Wahrzeichen.
Während die einen nun PISA irgendwie schön reden wollen, und mit stolz geschwellter Brust sich als Einäugige zum König der Blinden küren, lamentieren die anderen, finden alles nur noch schlecht und malen uns die schwärzeste Zukunft. Unseren Kindern und Jugendlichen freilich hilft weder das eine noch das andere.

Einen wunderbaren Beitrag zur Bildungsdiskussion liefert hingen schon seit längerem der renommierte Wissenschaftler Peter Struck. Als Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg setzt sich Struck seit Jahren mit aktuellen Fragen und Trends im Bildungswesen auseinander und ist eine weithin gehörte und geachtete Stimme in der Bildungsdebatte, die sich unserem Land besonders durch den PISA-Schock stellt.
Die Botschaft im Jahr 2001 war deutlich: Deutschland hat keine guten Schulen mehr, so wie es 200 Jahre lang der Fall war. Seitdem wurde viel diskutiert und tatsächlich auch gehandelt. So jedenfalls diagnostiziert Struck die gegenwärtige Situation und sieht weiterhin noch viel Handlungsbedarf. Seit geraumer Zeit veröffentlicht er seine Gedanken und Ideen unter anderem in der Kolumne „Lerneffekte“ der Zeitung „Schleswig-Holstein am Sonntag“. Einige dieser Kolumnen hat er nun in einem kleinen Buch unter dem tiefgründigen Titel „Lernen lernen“ zusammengefasst. Wie müssen Bildung und Erziehung nach PISA aussehen? Wie müssen Bildung und Erziehung aussehen, damit unsere Kinder und jungen Menschen eine gute Zukunft haben?

Struck greift hierzu eine Vielzahl aktueller Fragestellungen auf und bezieht klare Position. Er spricht über Erziehung und Gewalt, denkt über Bildungsstudien und das deutsche Schulsystem nach, bevor er schließlich deutliche und sicher auch nicht wenig schmerzhafte Aussagen zur gegenwärtigen Schuldebatte und der künftigen Lehrerrolle macht. Für Struck ist eines klar: Länder wie Finnland, Norwegen, Schweden oder Kanada haben seit Jahren verstanden, was man in unserem Land bestenfalls vielleicht als Lippenbekenntnis unterstützen mag, leider aber nicht zum Handeln treibt: Nicht Schüler müssen schulfähig, sondern Schulen müssen schülerfähig sein!
Schule als Lernwerkstatt, nicht Lehranstalt – Lehrer(in) als Coach – Ganztagesschule – eingliedriges Schulsystem – keine Noten bis zur achten Klasse … Was für uns nach Bildungscomedy klingt, ist in Ländern wie Kanada und Schweden, Norwegen und Finnland Wirklichkeit – und dies mit großem Erfolg!

Ein schiefes Bildungswesen ist wirklich kein Wahrzeichen und es bedroht das Leben unserer Kinder und Jugendlichen. Bildungs-Neu-Denker wie Peter Struck können uns Mut machen, nicht nur lieblose Ausbesserungsarbeiten anzusetzen, sondern Morast und Sand abzutragen, um ein tragfähiges Fundament zu errichten. Damit die jungen Menschen von Morgen wirklich das Lernen lernen.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.07.2009
Gott und
Olson, Roger E.

Gott und "Die Hütte"


ausgezeichnet

Millionenfach in den USA verkauft erreicht William Paul Youngs „Die Hütte“ nun auch Deutschland. Wie kaum ein anderes Buch bewegt dieser Weltbestseller die Gemüter. Youngs Geschichte rührt eben an tiefen Gefühlen und Empfindungen, die keinem Menschen fremd sind. Und sie spricht Fragen aus, die schon so vielen durch alle Menschheitsgenerationen hindurch durch den Kopf gegangen sind. Es sind dies Fragen nach dem Leid, nach dem Sinn des Lebens und vor allem auch die Frage nach Gott und was er mit all dem zu tun hat. „Die Hütte“ wirft diese Fragen aber nicht nur in den Raum, sondern bietet in romanhafter Form auch überraschende Antworten. Manchem sind diese zu billig, einigen gar zu unchristlich und unbiblisch, vielen aber so hilfreich und geradezu wunderbar.
Was also ist dran an „Die Hütte“?

Dieser Frage geht der amerikanische Theologe Roger E. Olson nach. In seinem Büchlein „Gott und die Hütte“ bietet er einen fundierten Einblick in Youngs Weltbestseller. Seine Suche nach Wahrheit und Gehalt des Romans zerlegt diesen dabei – Gott sei Dank – nicht in zerrissene Einzelstücke, sondern macht sich auf den Weg, um – gleich einem Spaziergang durch die Hütten-Welt – deren geistige Luft zu atmen und ihre Schönheit zu entdecken. Dabei verschweigt Olson auch nicht manchen Stolperstein, dem er auf seiner Hütten-Wanderung begegnet. Vielmehr gelingt es ihm aufzuzeigen, warum die Hütte so gut tut und so viel Gutes bewegen kann, und gleichzeitig die Grenzen einer Erzählung anzusprechen, da „Die Hütte“ ja eben ein Roman ist und auch genau als solcher verstanden werden will.
Olson widmet sich in seinen Fragen sowohl der Botschaft von „Die Hütte“ als auch deren theologischem Gehalt. So schafft er Raum, selbst tiefer in den Weltbestseller einzusteigen, die eigenen Gedanken weiterzuspinnen und sich noch mehr berühren zu lassen. So begegen wir einem Autor, der ganz ohne Frage selbst viel Freude an „Die Hütte“ hatte. „Ich glaube, DIE HÜTTE ist mehr als ein Roman, der christliche Glaubensinhalte aufgreift. Es ist eine wahre Geschichte. Mit ‚wahr‘ meine ich dabei nicht die Handlung an sich. Ich meine die Übertragbarkeit auf unser aller Leben.“ Gerade darin sieht Roger Olson die Chance von Youngs Roman.
Diesem Büchlein gelingt ein wunderbarer Brückenschlag: Olson nimmt die Geschichte als das, was sie ist – eben eine wunderbare Erzählung – und zeigt zugleich das, was sie sein kann – eine froh(machende) Botschaft! Zwar fokussiert er auch die theologischen Unschärfestellen, legt den Finger in manche Wunden (die im Übrigen auch mir während des Lesen auffielen), schreibt frei heraus, was er gerne ändern würde (auch für ein aus seiner Sicht glaubwürdigeres Ende), hat mir persönlich aber vor allem mein Herz noch mehr geöffnet für die berührende Botschaft von Liebe und Vergebung, die nicht nur bibeltreu sondern auch so trostreich und wahr für alle ist.
„Ich fände es gut, wenn man DIE HÜTTE und den Autor verteidigt, wann immer man unfairer und kleinlicher Kritik begegnet – besonders was Anschuldigungen der Irrlehre angeht. Man kann auch sagen, dass das Buch eine dringend nötige Korrektur dessen birgt, wie Leute über Gott denken.“ Diesen abschließenden Worten Olsons kann ich nur voll und ganz zustimmen.

Dem Buch angefügt sind zu jedem Kapitel eine ganze Reihe Fragen, die für Gesprächskreise zu „Gott und die Hütte“ gedacht, aber auch sehr hilfreich für persönliche Weiterüberlegungen sind. So kann das Buch zu einem guten Arbeitsbuch werden und zugleich die Freude an Youngs Weltbesteller vertiefen.

45 von 47 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.07.2009
Der Kruzifix-Killer / Detective Robert Hunter Bd.1
Carter, Chris

Der Kruzifix-Killer / Detective Robert Hunter Bd.1


ausgezeichnet

Robert Hunter ist Detective und Profiler beim Morddezernat in Los Angeles. Hunter liebt seinen Job und ist ein verdammt guter Polizist. Nicht gerade mit überschwänglicher Begeisterung begegnet er allerdings dem neuen Partner, der ihm von seinem Chef zugeteilt wird: Er hält Carlos Garcia für einen echten Grünschnabel, der gerade mal zwei Jahre beim Police Department war und von Mordfällen sicher keinerlei Ahnung hat.
Ausgerechnet ihr erster gemeinsamer Fall beschwört eine grausame Vergangenheit herauf, die Hunter eiskalt erwischen und beiden Detectives äußerste Kraft abverlangen wird:
Ein Serienkiller scheint zurückgekehrt. Er lässt seine Opfer erst auf grausame Weise leiden, bevor er sie dann bestialisch ermordet. Sein Erkennungszeichen ist ein Doppelkreuz, das er den Opfern in den Nacken ritzt. Zwar wurde nach den ersten Morden bereits ein Täter gefunden und hingerichtet, doch hatte Hunter damals schon große Zweifel an dessen Schuld. Diese Zweifel scheinen sich nun zu bestätigen, als ein neues Opfer auftaucht, das eben jene Kennzeichnung trägt, die nur der wahre Kruzifix-Killer kennen kann.
Wie schon damals, so nimmt auch diesmal der Killer mit Hunter telefonischen Kontakt auf, um ihn auf weitere Opfer hinzuweisen. Für Garcia und Hunter beginnt so ein Wettlauf mit der Zeit, denn weitere Morde werden geschehen, wenn sie zwischen den Opfern keine Verbindung finden, um der Lösung des Falles auf die Spur zu kommen.
Dass dies zu einem Wettlauf ums eigene Leben werden wird, können beide Detectives noch nicht ahnen …

Wer diesen Thriller zur Hand nimmt, durchschreitet schon auf den ersten Seiten das Höllentor und begegnet einem teuflisch intelligenten und blutrünstig durchtriebenen Killer. Und einmal das Tor durchschritten, kann man sich von dem Buch kaum mehr trennen. Chris Carter zieht mit seiner Art des Erzählens in den Bann, lässt kaum Zeit zum Verschnaufen, sondern hetzt seine Leserinnen und Leser durch das Geschehen. „Der Kruzifix-Killer“ gehört, was Spannung, Einfallsreichtum, Grausamkeit und Überraschung anbelangt, ganz ohne Frage in die Top-Riege des Genres. Dieses Thriller-Debüt spielt ganz oben mit! Carter versteht es geschickt, die Story zu entfalten und spannend zu halten, dabei alle nötigen Informationen aus der Vergangenheit einfließen zu lassen, um schließlich in einem fulminanten Finale zu einem glaubwürdigen und doch überraschenden Ende zu kommen.
Das Höllentor ist aufgestoßen, der Kruzifix-Killer wartet … Treten Sie ein!

2 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.