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Rotwein17

Bewertungen

Insgesamt 69 Bewertungen
Bewertung vom 01.09.2022
FYFE (Spiel) (deutsche Ausgabe)

FYFE (Spiel) (deutsche Ausgabe)


sehr gut

Kniffliges Optimierungspuzzle

„Fyfe“ ist ein Plättchenlegespiel für bis zu 5 Spieler, das sich aber auch sehr gut solo spielen lässt. Die 125 unterschiedlichen Holzplättchen haben je 3 Merkmale: Farbe, Zahl und Symbol (5x5x5 macht 125 mögliche Kombinationen). Jeder Spieler hat ein eigenes 5x5-Spielbrett und immer 2 zufällig gezogene Plättchen zur Auswahl. Reihum muss immer 1 davon platziert werden. Zudem muss auf jedes Plättchen mind. 1 Wertungstafel „zeigen“, die man am Rand senkrecht, waagrecht oder diagonal anlegen kann. Jeder Spieler verfügt über ein identisches Set aus 15 Wertungstafeln. Das können z.B. eine bestimmte Zahlenfolge, gleiche Symbole, ungleiche Farben usw. sein.

Ziel ist nun, die Plättchen möglichst geschickt so auszulegen, dass am Ende möglichst viele der Aufgaben erfüllt werden, was dann Punkte bringt. Bei der Platzierung ihrer Plättchen und Wertungstafeln haben die Spieler freie Hand. Doch da immer nur 2 Plättchen zur Auswahl stehen, spielen Zufall und Glück schon eine nicht zu unterschätzende Rolle. Nicht alles bei Fyfe ist planbar. Manchmal kommen die zur Erfüllung der Vorgaben benötigten Zahlen, Farben etc. und manchmal eben nicht. In den ersten Zügen kann man dann oft noch umdisponieren und gute Alternativen finden. Je mehr das Spiel aber aufs Ende (=nach 25 Zügen) zugeht, umso mehr geht es nur noch um Schadensbegrenzung, weil man sich ja durch die Pflicht zum Platzieren von Plättchen zwangsläufig einige seiner angestrebten Wertungen „verbaut“.

Interessant sind die 5 Glücksbringersteine. Wird einer von diesen gezogen, so können alle Spieler auf 1 von 7 verschiedenen Arten ihre Auslage manipulieren, z.B. schon gelegte Plättchen nachträglich vertauschen oder Jokerplättchen einsetzen. Leider sind, auch bei 2 oder 3 Spielern, stets lediglich 5 dieser Steine im Beutel – letztlich zu wenig. In manchen Partien kommt dieses wirklich interessante Element so nämlich kaum zum Einsatz, in 2er-Partien wurde bei uns manchmal kein einziger dieser Sondersteine gezogen. Das wirkt unbalanciert, schade.

Hat man eine Aufgabe erfüllt, dreht man die betreffende Wertungstafel um. Die darauf abgebildete Sonne hat jetzt eine andere Form. Tipp: Wir fanden es übersichtlicher, wenn man die Wertungstafeln von Aufgaben, die erfüllt wurden oder die sich nicht mehr erfüllen lassen, einfach 1-2 cm vom Board wegrückt. So sieht man auf einen Blick, welche der anderen verbliebenen Aufgaben aktuell noch zu erledigen sind.

Fyfe ist ein sehr solitäres Spiel, die einzige Interaktion ist ein Punktebonus für „als erster“ erfüllte Aufgaben. Ein eigener Solomodus bzw. eine Solo-Kampagne mit unterschiedlichen Szenarien, Punktezielen und Glücksbringerplättchen hätte sich bei einem solchen Spiel eigentlich aufgedrängt. Vielleicht wird so etwas ja noch nachgereicht. Das Spielprinzip und die Optik von „Fyfe“ gefielen uns grundsätzlich gut, das Spiel hätte halt nur noch etwas Feinschliff gebraucht. Im Netz finden Interessierte auf den bekannten Spieleseiten Vorschläge für kleine Regeländerungen, die das Spiel insgesamt „runder“ machen und den für ein Optimierungspuzzle relativ hohen Glücksanteil dann etwas reduzieren.

Insgesamt gute 3 bis 4 Sterne.

Bewertung vom 15.05.2022
My Gold Mine

My Gold Mine


ausgezeichnet

Ein kleines, feines Spiel

„My Gold Mine“ ist ein kartenbasiertes Spiel für 2-6 Spieler. Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Zwergen und befinden sich zu Beginn alle gleichauf in der Mitte einer Goldmine. Links geht es in Richtung Ausgang, von rechts kommt ein bedrohlicher Drache immer näher. Die Zwerge bewegen sich nun unterschiedlich schnell Richtung Ausgang und versuchen, auf ihrem Weg dahin noch so viel Gold wie möglich einzusammeln.

Wer an der Reihe ist, hat stets 2 Möglichkeiten: Entweder die oberste, offen liegende Schürfkarte nehmen, dafür Gold einsacken und danach – je nach Art der Karte – stehen bleiben oder sich in Richtung Ausgang oder Drache bewegen. Die Gefahr liegt hier aber vor allem in der darunterliegenden (zunächst noch verdeckten) Karte, denn zeigt diese einen Drachen, so rückt dieser näher in Richtung Zwerge und es kann schnell brenzlig werden.

Die 2. Option ist, eine sog. Exit-Karte vom verdeckten Stapel zu nehmen. Auch hier gibt es verschiedene Arten von Karten. Manche erlauben 1 Schritt in Richtung Ausgang, manche gleich 2 Schritte und bei bestimmten Karten müssen alle Zwerge gemeinsam einen Schritt Richtung Ausgang machen. Eine andere Karte wiederum erlaubt es einem Zwerg, seine Position mit einem anderen Zwerg zu tauschen usw.. All dies ist mit Symbolen auf den Karten aber gut erklärt.

Ziel des Spiels ist es, immer eine gute Balance zwischen dem nahenden Drachen und dem rettenden Ausgang zu halten. Spielt man zu sehr auf Sicherheit, ist man womöglich zu schnell am Ausgang, man beendet dann für sich die Runde und kann kein weiteres Gold mehr sammeln. Zwerge, die zu viel riskieren, laufen dafür Gefahr, vom Drachen erwischt zu werden. Sie scheiden damit in der laufenden Runde aus und verlieren das gesammelte Gold dieser Runde!

Gespielt wird über insg. 3 Runden. Die Sieger der Runden 1 und 2 bekommen Nuggets als Belohnung und haben dadurch einen kleinen Startvorteil in der 3. und entscheidenden Runde. Wer am Ende dieser dann in Summe die meisten Goldkarten + Nuggets hat, gewinnt das Spiel.

Als reines 2-Personen-Spiel würde ich My Gold Mine nicht empfehlen. Zu dritt ist es ok. Uns machte es jedoch am meisten Spaß, wenn wir es in größerer Runde (4-6 Spieler) spielen konnten. Natürlich lässt sich dann wenig vorausplanen, weil man ja die Züge der anderen Zwerge abwarten muss, bis man selbst wieder an der Reihe ist. Auch ist der Glücksfaktor recht hoch, weil man nie exakt weiß, wann die nächste Drachenkarte kommt bzw. was sich unter der nächsten Exit-Karte verbirgt. Aber genau das macht letztlich den Reiz aus, mal hat man Glück, ein andermal ist die Runde schon vorbei, kaum dass man dran war. Doch der Frust darüber ist meist schnell verflogen, denn die 3 Runden dauern jeweils nur ein paar Minuten und schnell sind alle Zwerge wieder an Bord.

Für ein so „kleines“ Spiel bietet My Gold Mine eine Menge Spielspaß. Es ist ein rundes, in sich stimmiges Spiel, schnell erklärt und alle können sofort mitspielen. Auch für Kinder im Grundschulalter ist My Gold Mine gut geeignet, da es immer wieder kleine Entscheidungen (Abwägen zwischen Sicherheit und Risiko) erfordert, ohne dabei zu überfordern.

Gute 4 bis 5 Sterne!

Bewertung vom 09.05.2022
Das Spiel des Engels / Barcelona Bd.2 (2 MP3-CDs)
Ruiz Zafón, Carlos

Das Spiel des Engels / Barcelona Bd.2 (2 MP3-CDs)


schlecht

Als Hörbuch keine Empfehlung

Mittlerweile habe ich alle Bände vom „Friedhof der vergessenen Bücher“ gelesen bzw. gehört. „Das Spiel des Engels“ ist m.E. der schwächste Band der Reihe. Leider ist er zum Verständnis der weiteren Handlung notwendig, so dass man ihn eigentlich nicht auslassen kann. Inhaltlich liest es sich wie das Werk eines anderen Autors, es fehlen fast gänzlich der Charme und der Humor der anderen Bände der Reihe.

Ich habe es als Hörbuch gehört, was ich aber niemandem empfehlen kann. Zwischen dem fantastischen Erzähler von Band 1 und 4 (Uve Teschner) und dem Sprecher hier (Gerd Wameling) liegen Welten. Er spricht zwar klar und deutlich, aber fast immer mit der gleichen Betonung und der gleichen Satzmelodie. Das ist durchweg anstrengend und keine Freude beim Anhören. Auch ist dieses Hörbuch leider nur eine gekürzte Lesung, keine Ahnung in welchem Umfang hier Teile des Buches dem Hörer vorenthalten werden. Es ist mir unverständlich, wie man gerade bei einem solchen Roman, der nicht nur von der Handlung und den Fakten, sondern eher von der Stimmung und dem ganzen Drumherum lebt, Kürzungen vornehmen kann.

Dennoch lohnt es sich, durchzuhalten, denn Band 3 und 4 sind wieder auf dem Niveau von „Der Schatten des Windes“. Im Nachhinein hätte ich Band 2 jedoch lieber als ganz normales Buch gelesen.

Bewertung vom 25.04.2022
Tokaido (Spiel)

Tokaido (Spiel)


sehr gut

Der Weg ist das Ziel

Tokaido ist ein relativ leicht zu lernendes Familienspiel für 2-5 Spieler ab etwa 10 Jahren. Die Spieler begehen dabei den „Tokaido“, eine alte japanische Handelsstraße. Die Reise ist kein Wettrennen, sondern eher genussorientiert. Denn die Reisenden können unterwegs an vielen Stationen haltmachen und dort z.B. Andenken kaufen, heiße Quellen besuchen, anderen Reisenden begegnen oder in Gasthäusern einkehren. Nicht wer als erster am Ziel eintrifft, sondern wer bis dahin die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt am Ende das Spiel.

An der Reihe ist immer, wer gerade an letzter Stelle der Reisegesellschaft liegt. Derjenige kann nun beliebig weit auf ein freies Feld nach vorne ziehen. Spätestens am nächsten Gasthaus treffen sich wieder alle, denn dort wird logiert, bis alle komplett sind und erst dann wird die nächste Etappe gemeinsam in Angriff genommen. Es macht oft Sinn, langsam voranzuschreiten und möglichst viele der Orte zu besuchen. Denn alle diese Orte belohnen den Reisenden. Die meisten mit irgendetwas zum Sammeln, was gleichzeitig aber auch immer sofort Punkte bringt. Manche Orte geben auch Geld, was enorm wichtig ist (da eigentlich immer knapp). Überhaupt muss man hier die richtige Balance finden, damit man nicht zu viel Geld auf einmal ausgibt (z.B. für Andenken oder als Spende im Tempel), eine gewisse Reserve sollte man stets behalten. Gleiches gilt für die einzelnen Wegetappen. Es macht Sinn, nicht zu schnell zum nächsten Gasthaus zu rennen, sondern lieber ein paar Dinge unterwegs mitzunehmen. Übertreibt man es aber mit der Trödelei und kommt womöglich als letzter am Gasthaus an, kann man nur noch aus einem kleinen und dann zudem meist recht teuren Essensangebot wählen. Findet man da gar nichts Passendes, entgehen einem wichtige 6 Punkte.

Tokaido ist ein sehr friedliches Spiel mit wenig Interaktion. Klar gibt es – je nach Spielerzahl – durch andere Reisende blockierte Felder, die man dann nicht betreten darf. Aber ansonsten passiert nichts Negatives. Niemand nimmt einem was weg und selbst die Belohnungen für das erstmalige Komplettieren bestimmter Landschaften sind mit 3 Punkten recht moderat. In unseren Spielen lagen die Reisenden daher meist auch lange Zeit gleichauf. Eine gehörige Portion Glück ist natürlich immer dabei, je nachdem, was man eben für Karten zieht oder welche Felder vor einem gerade frei oder besetzt sind.

Das Spiel punktet für mich in erster Linie durch seine schöne Optik, die detaillierten Grafiken und seine ruhige Atmosphäre. Eher der Weg ist das Ziel, gar nicht mal so sehr das Gewinnen. Für Spieler, die gern konkurrenzorientiert oder sehr strategisch spielen, würde ich Tokaido daher nicht unbedingt empfehlen. Auch nicht als reines 2-Personen-Spiel. Es gibt zwar eine entsprechende Variante mit Sonderregeln, doch die wirkt mit einem dritten (neutralen) Reisenden etwas gezwungen. Also insgesamt ein recht entschleunigtes Spiel, eher was für Familien, idealerweise 3-4 Spieler und vielleicht auch einem Faible für die fernöstliche Thematik.

Bewertung vom 19.04.2022
Ravensburger Puzzle - The Palace - Lost Places 1000 Teile

Ravensburger Puzzle - The Palace - Lost Places 1000 Teile


ausgezeichnet

Schönes Puzzle - ansprechendes Motiv

Wir puzzeln viel und regelmäßig. Diesmal haben wir uns „The Palace“, ein Puzzle mit 1.000 Teilen aus der „Lost Places“-Reihe von Ravensburger vorgenommen, das den besonderen Charme eines verlassenen Ortes recht gelungen einfängt. Bis wir das Motiv komplettiert hatten, hat es schon einige Zeit gedauert, denn die Zuordnung der einzelnen Teile ist mitunter etwas tricky. Die hellen Zonen des Motivs gehen noch relativ einfach, ebenso die grünen, blauen und hellbraunen Bereiche. Der Fußboden sowie die oberen Wandflächen gestalten sich dagegen schwieriger, da sich die Teile farblich oft nicht exakt einer bestimmten Stelle des Bildes zuordnen lassen.

Wer aber zumindest ein wenig Puzzleerfahrung und Geduld mitbringt, macht mit diesem Motiv nichts falsch. Den Schwierigkeitsgrad würden wir insgesamt als normal bzw. durchschnittlich einstufen. Die Qualität der Teile war, wie auch bei unseren letzten Puzzles von diesem Hersteller, gut. Alles war passgenau, wenig Abrieb - und natürlich auch vollständig. Wir hatten jedenfalls über viele Stunden unsere Freude damit.

Bewertung vom 24.03.2022
Cascadia - Im Herzen der Natur (Spiel des Jahres 2022)

Cascadia - Im Herzen der Natur (Spiel des Jahres 2022)


ausgezeichnet

Was für ein schönes Spiel!

Cascadia ist ein Plättchenlegespiel für 1-4 Personen ab 10 Jahren. In der einfacheren Einsteigervariante können aber auch 8- bis 9-jährige Kinder schon problemlos mitspielen.

Jeder Spieler erbaut sich im Laufe des Spiels sein individuelles Landschaftsgebiet direkt vor sich in seiner eigenen Auslage. Ausgehend von einem festen 3er-Startplättchen (mit unterschiedlichen Gebieten) kommt bei jedem Zug ein neues sechseckiges Wildnis(Gebiets-)plättchen dazu, das der Spieler an eine beliebige Seite eines seiner schon ausliegenden Plättchen anlegen muss. Seine individuelle Landschaft wächst also Zug um Zug und wird dabei immer bunter und vielfältiger.

Auf freie Gebietsplättchen darf der Spieler zudem genau 1 passendes Tierplättchen (echt schöne Holzscheiben) legen. Auf den Gebieten ist aufgedruckt, welche der 5 verschiedenen Tierarten darauf untergebracht werden dürfen. Dies können 1, 2 oder 3 Arten von Tieren sein.

Ihren Nachschub an Gebiets- und Tierplättchen erhalten die Spieler aus einer gemeinsamen Auslage in der Tischmitte. Dort liegen immer 4 Kombinationen aus je 1 Gebiets- und 1 Tierplättchen aus, für genau 1 davon müssen sich die Spieler entscheiden. Danach wird die Auslage wieder aufgefüllt.

Die Spieler versuchen natürlich, in erster Linie solche Gebiets- und Tierplättchen zu bekommen und bei sich einzubauen, die ihnen möglichst viele Punkte bringen. Tiere und Gebiete werden dabei am Spielende getrennt gewertet. Für jede der 5 Tierarten liegt dafür eine Aufgabenkarte aus, die eine bestimmte Anordnung dieser Tiere am Ende mit Punkten belohnt. Das können z.B. Gruppen von Tieren in einer bestimmten Anzahl, gerade Linien gleicher Tiere oder bestimmte (unterschiedliche) Tiere in der Nachbarschaft etc. sein. Je mehr dieser Bedingungen erfüllt sind, desto mehr Punkte gibt es auch.

Bei den Gebieten dagegen werden am Ende zusammenhängende Gebiete der gleichen Art belohnt. Punkte gibt es dabei nicht nur für die jeweils größten Gebiete einer Gebietsart in der eigenen Auslage, sondern zusätzlich auch noch als Bonus, wenn man im direkten Vergleich mit den Gebieten der Mitspieler die Nase vorn hat.

Man muss also auf 2 Sachen achten: Zum einen die Gebietsplättchen möglichst „harmonisch“ in zusammenhängenden Gebieten auszulegen. Zum anderen die Vorgaben der Aufgabenkarten möglichst gut erfüllen, wozu man zunächst Gebietsplättchen mit den passenden Tierabbildungen und natürlich dann im Anschluss auch die passenden Tierplättchen selbst zum Darauflegen benötigt.

Schließlich gibt es noch die Zapfen. Diese erhält man über bestimmte Gebietsplättchen (wenn sie darauf abgebildet sind). Setzt man sie ein, ist man bei der Auswahl von Tier und Gebiet nicht mehr an die ausliegende „feste“ Kombination gebunden, sondern darf frei wählen. Oder man kann die ausliegenden Tiere bei Nichtgefallen durch neue aus dem Beutel ersetzen.

Wie man sieht, sind die Spieler bei Cascadia relativ frei in ihren Wahlmöglichkeiten und Entscheidungen. Sowohl beim Anlegen der Plättchen als auch, wenn es um die eigene Strategie geht. Die Hirsch-Reihe noch um 1 Tier verlängern? Oder den Hirsch lieber benachbart zum Fuchs legen, wo genau dieser noch fehlt? Oder besser ein ganz anderes Tier aus der Auslage nehmen? Die Entscheidungen dabei machen uns wirklich Spaß und erzeugen ein sehr angenehmes Spielgefühl. Sie fordern zwar schon ein wenig, aber sie überfordern einen nicht und schon gar nicht hat man das Gefühl, das Spiel würde in Arbeit ausarten. Mit jedem Plättchen und jedem Tier verbessert man - in der Regel - seine Situation, schafft neue sinnvolle Anlegemöglichkeiten, kommt der Erfüllung der Aufgaben ein Stück näher oder verbessert das bereits Erreichte. Dabei ist es gar nicht nötig, stets allen Vorgaben nachzukommen. Man kann sich auch auf bestimmte Tierarten bzw. deren „Aufgaben“ konzentrieren und z.B. eine einzelne Tierart ganz außen vor lassen. Auch die enormen Kombinationsmöglichkeiten aus den Aufgabenkarten (pro Tier

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2022
Port Royal Big Box (Spiel)

Port Royal Big Box (Spiel)


ausgezeichnet

Tolles Spiel & gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Obwohl wir bereits die (alte) Original-Ausgabe von Port Royal im Spieleschrank stehen haben, haben wir uns jetzt noch die Big Box zugelegt. Erstens weil wir die beiden Erweiterungen „Ein Auftrag geht noch“ und „Ein Abenteuer beginnt“ (+ die Promokarten) noch nicht hatten, zweitens weil die Karten nun deutlich farbenfroher gestaltet und die Texte und Ziffern generell besser lesbar sind.

Es gibt mit „Port Royal unterwegs“ auch noch eine einfachere Grundspielvariante (ohne Expeditionsaufrufe). Diese macht aber nur für absolute Einsteiger oder wenn Kinder im Grundspielalter mitspielen, Sinn. Das Spiel ist dann nochmal einfacher zu überblicken und hat eine kürzere Spieldauer.

Die Erweiterungen machen aus dem absolut familiengeeigneten Grundspiel schon fast ein Kennerspiel, denn in ihnen kommen Aufträge, Ereignisse bzw. weitere Charaktere dazu, womit es insgesamt schon ein ganzes Stück komplexer wird. Die Erweiterungen lassen sich wie auch das Grundspiel ganz normal gegeneinander (kompetitiv) spielen, es gibt aber auch kooperative Varianten (die Spieler spielen gemeinsam „gegen das Spiel“) sowie einen Solo-Modus.

Bei uns kommt zur Zeit am häufigsten noch das Grundspiel auf den Tisch. Der Vorteil davon ist, dass es auch Neulingen in 2 Minuten erklärt werden kann und sie sofort mitspielen können. Über Schiffe bekommt man Geld, mit Geld kauft man sich Personen mit bestimmten Fähigkeiten in seine Auslage – das kapiert jeder. Je mehr Karten man der Reihe nach aufdeckt, umso größer wird die Gefahr, dass man auf Schiffe mit mehr Säbeln als man selbst zu deren Abwehr hat trifft, dann geht man leer aus – also besser nichts überreizen. Schön ist, dass sich im Anschluss an den aktiven auch die anderen Spieler aus der Auslage bedienen dürfen (gegen 1 Geld). Dadurch sind immer alle Spieler mit eingebunden und es gibt quasi keinerlei Wartezeit.

Für mich ist Port Royal ein absoluter Klassiker. Viel Spiel für wenig Geld!

Bewertung vom 14.02.2022
Flippermania (Spiel)

Flippermania (Spiel)


sehr gut

„Flippermania“ ist die Umsetzung des guten alten Flipperautomaten als Brettspiel, genauer gesagt als Roll & Write. Während es am Automat auf Reaktionsschnelligkeit ankommt, bestimmen hier neben den Würfeln die eigene Taktik und die getroffenen Entscheidungen den Spielverlauf.

Ziel ist es – wie auch in echt – die 3 Kugeln möglichst lang im Spiel zu halten und mit ihnen Kombos und Boni und am Ende natürlich die höchste Punktzahl zu erzielen. In der Schachtel sind 4 verschiedene „Flippertische“ enthalten, jeweils mit Material für max. 4 gleichzeitige Spieler. Die Tische sind dabei in mehrere unterschiedliche Zonen eingeteilt, mit denen der „Fall“ der Kugel simuliert wird. Dazu gibt es Bumper, Zielscheiben, Rampen, zum Teil sogar kleine integrierte Minispiele! Allen Feldern sind bestimmte Würfelzahlen zugeordnet, d.h. die beiden geworfenen Augenzahlen (von denen sich der Spieler 1 Würfel aussuchen kann) bestimmen, wohin die Kugel als nächstes rollt. Landet sie auf einem der beiden Flipperfinger, lässt sie sich auch wieder nach oben ins Spiel bringen, allerdings nur auf Ziele der gleichen Farbe. Mit der Zeit werden natürlich immer mehr Würfelzahlen „verbraucht“ und irgendwann ist die Kugel einfach nicht mehr zu retten – wie am echten Flipper auch.

Das Spiel hat feste Grundregeln, die für alle Tische gelten. Zusätzlich gibt es für jeden Tisch, je nach dessen Thema und Besonderheiten, noch ein paar Sonderregeln. Die Anleitung ist ausführlich und detailliert. Man muss sie aber wirklich in Ruhe Schritt für Schritt lesen, um die Funktionsweise der einzelnen Tische, die Zählweisen, wie funktioniert Extraball, wann wird was wieder wegradiert usw., genau zu verstehen. Manches erschließt sich dabei intuitiv, aber eben nicht alles. Einige Regeln sind durchaus etwas tricky. Gerade anfangs muss man immer wieder mal nachlesen.

„Flippermania“ ist nicht umsonst als „Kennerspiel“ eingestuft. Es schaut zwar auf den ersten Blick ganz easy aus, das Spielen ist dann aber mitunter schon eine Herausforderung. Auch wenn man das Spiel grundsätzlich mit mehreren Spielern spielen kann, macht das m.E. nur begrenzt Sinn. Denn im Prinzip spielt jeder für sich an seinem eigenen Tisch, Interaktion zwischen den Spielern findet nicht statt, das Spiel wird durch weitere Spieler nicht besser oder anders. Daher ist es eigentlich ein reines Solospiel.

Gefallen hat mir, dass es sich hier nicht um irgendeinen abstrakten Spielmechanismus handelt, dem dann die Flipperthematik drübergestülpt wurde. Vielmehr ist es tatsächlich der Versuch, die Abläufe an einem Flippertisch möglichst „originalgetreu“ in ein Roll & Write zu transformieren. Eine gewisse Affinität zum Flippern sollte man, ebenso wie den Spaß an der Highscorejagd, daher auf jeden Fall mitbringen, da dies einen Großteil des Spielreizes ausmacht. Wer dagegen nur irgendein nettes, schnell erlernbares Roll & Write sucht, sollte sich lieber anderweitig umschauen. Da gibt es unzählige am Markt, die vor allem für Einsteiger besser geeignet sind.

Bewertung vom 08.02.2022
Fire & Stone (Spiel)

Fire & Stone (Spiel)


sehr gut

Steinzeit für Einsteiger

„Fire & Stone“ ist ein familientaugliches Erkundungs- und Entdeckungsspiel für 2 bis 4 Spieler ab etwa 10 Jahren. Ausgehend vom Süden des afrikanischen Kontinents erforschen die Spieler weitere Gebiete und breiten sich so auf der Erde aus. Man zieht seine Spielfigur in der Regel 1-2 Felder weiter und deckt, sofern man der Erste auf einem neuen Gebiet ist, das dortige bisher verdeckte Plättchen auf. Dabei kann es sich um eine von 4 unterschiedlichen Nahrungsarten, einen Wald, ein Feuer, eine Hütte, ein Geheimversteck oder eine Höhle handeln, was genau, sieht man natürlich erst beim Aufdecken (>hoher Glücksanteil).

Je nach Art des aufgedeckten Plättchens hat man nun entsprechende Aktionsmöglichkeiten. Nahrungsplättchen kommen auf die persönliche Ablage, neutrale Nahrungsmarker in einen (ausbaubaren) Beutel. Im Wald finden sich Tiere, die sich an Feuerstellen „verwerten“ lassen. Man kann einzelne Hütten oder auch Siedlungen aus mehreren Hütten errichten. Die 1 Höhle, die man immer ca. in der Mitte des Spiels zieht, führt zudem zu einmaligen Effekten oder kleinen Regeländerungen. Schöne Idee, nur schade, dass es von den Höhlen im Spiel nur eine einzige gibt.

Es macht Sinn, nach Möglichkeit mehrere Nahrung gleicher Art zu sammeln, denn dafür bekommt man sog. Erfindungskarten, die allesamt mit einem positiven Effekt verbunden sind. Mächtige Karten ermöglichen z.B. die Benutzung der Seewege oder erweitern den Bewegungsradius von 2 auf 3 Schritte. Andere Karten bringen dagegen zusätzliche Boni, wenn man z.B. auf bestimmte Felder bzw. Plättchen kommt. Alternativ zu Erfindungen kann man auch Punktekarten nehmen, dafür muss man aber jeweils eine seiner Erfindungen deaktivieren (überdecken), was natürlich erst im späteren Spielverlauf Sinn macht.

Der Einstieg in das Spiel fällt sehr leicht, die Anleitung ist top und enthält viele bebilderte Beispiele. Nach einmaligem Lesen weiß man, wie das Spiel läuft. Der Spielablauf selbst ist eher linear vorgegeben, da die Spieler stets erst weite Teile des Bereichs 1 mit einer bestimmten Zahl an Hütten erkundet haben müssen, bevor sie in den Bereich 2 (insgesamt gibt es 3 Bereiche) wechseln dürfen. Dort gibt es auch für jeden Spieler eine 2. Spielfigur. Danach muss der Großteil von Bereich 2 erforscht werden, bevor es in den Bereich 3 geht. Am Spielende gibt es Punkte für Hütten, Mehrheiten in Siedlungen, Punktekarten sowie erfüllte Aufgabenkarten (erhält man zu Spielbeginn). Wer am meisten Punkte hat, gewinnt.

„Fire & Stone“ ist ein Spiel, bei dessen Zügen man nicht lange überlegen muss, weil die Entscheidungen, wo man hinläuft oder was man macht, nicht allzu schwierig sind. Das Aufdecken neuer Plättchen ist ja reines Glück. Es geht daher eher darum, aus der jeweiligen Spielsituation das Beste zu machen und zu schauen, was einem gerade die größten Vorteile bringt. Oft ist das der Bau von Hütten oder das frühe Nehmen von Punktekarten. Sich von vorneherein eine bestimmte Strategie zurechtzulegen, funktioniert eher nicht.

Die einzelnen Spielmechanismen sind nicht neu, man kennt sie aus anderen (oft komplexeren) Spielen. Autor Klaus-Jürgen Wrede hat sie nun in einem Steinzeit-Setting neu gemischt und sich dabei auf einfache, überschaubare Aktionen und Zusammenhänge beschränkt. Daher ist „Fire & Stone“ eher was für Wenig- oder Gelegenheitsspieler, die ein ruhiges, stets belohnendes Spiel mit vergleichsweise einfachen Regeln und ohne große taktische Tiefe suchen. Die Altersangabe 10+ geht absolut in Ordnung. Auch die Spieldauer ist mit ca. 20 Minuten pro Spieler nicht zu lang.