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Benutzername: 
Angelsammy
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IrgendwoimUniversum
Über mich: 
Ich bin absolut und total buchmanisch! Bruhahahaha!

Bewertungen

Insgesamt 17 Bewertungen
12
Bewertung vom 14.12.2020
Unnützes Alkoholwissen
Nebel, Julian

Unnützes Alkoholwissen


ausgezeichnet

Kurzmeinung: Man kann seinen Horizont immerzu erweitern! Warum nicht auch bezüglich geistiger Getränke? Informatives und witziges Buch! Großartig!

In vino Veritas? Nicht nur dort!

Des öfteren stochert man bei Teilgebieten des Wissens und der Allgemeinbildung im Nebel herum, aber dieser Nebel, Julian Nebel hingegen schafft Klarheit auf dem Gebiet der geistigen Getränke. 

Wenn man dem Genuß selbiger zuspricht, kann es durchaus sein, daß man im cerebralen Dunst, temporär versinkt. Deswegen führt euch das Buch zu Gemüte, bevor ihr wagemutige, selbstvergessene Feldexperimente mit den je nachdem hochprozentigen Zeitgenossen durchführt!

Das Buch teilt sich in zwanzig Kapitel auf, beginnend mit Allgemeines zu Alkohol, was nur folgerichtig, bis zum letzten Abschnitt, Wodka.

Eigene Kapitel erhalten ansonsten Absinth; Bier; Bitter, Kräuterlikör, Kräuterbitter; Champagner; Cocktails; Cognac; Eierlikör; Gin; Korn und Schnaps; Met und andere Honigweine; Obst, Früchte & Co; Punsch und Glühwein; Rum und Cachaca; Sekt und Schaumwein; Tequila; Wein; Glossar - Weinsprache sowie Whisky.

So manches wird man schon gewußt haben, aber vieles eben auch noch nicht. Kurioses, Witziges, Informatives - alles dazu angetan, um Wissenslücken zu füllen. 

Unnütz würde ich dieses Wissen nicht nennen. Schön, ebensowenig überlebenswichtig, aber eben doch faszinierend für Menschen, deren Interessen weit ausgedehnt ist. 

Wußtest du schon, daß 2005 ein Seniorenheim in Malmö von besoffenen Wochen belagert worden waren, die nur betrunken waren, weil sie vergorene Früchte gegessen hatten? 

Oder daß Zitronensaft und Salz gar nichts mit dem Originalgenuß des Tequilas in Mexiko zu tun hat? 

Und daß Wein immer gegen den Uhrzeigersinn geschwenkt wird? 

Willst du mehr wissen? Dann lies dieses Buch! Garantiert ohne Nebenwirkungen, leberschonend, ohne Kater, ohne Promille, aber hervorragend dazu angetan, den Wissensdurst zu stillen!

Übrigens: Der "Zombie" ist nicht für die Zombiepandemie verantwortlich a la "The Walking Dead"! Aber der Genuss von "Zombie" könnte einen in einen wandelnden Toten verwandeln?!

Bewertung vom 14.12.2020
Der Erbe von Tannfels
Schmeller, Dominik

Der Erbe von Tannfels


ausgezeichnet

Ich bin Novizin des Schwarzen Auges und wurde von dem Buch großartig sowie fesselnd unterhalten! Plastisch und mit tollen Protagonisten!

So dann, auf gegen den Tyrann!

Das Schwarze Auge - ich habe natürlich schon oft davon gehört, war aber noch nie beim Abtauchen in diese Welt begriffen. 

Die baumbestandenen Flächen Andergasts beherbergen Tannfels, idyllisch und friedlich. 

Doch der machthungrige Freiherr Wengelbrecht tyrannisiert seine Untergebenen, will sie gnadenlos auspressen. Falls sie seinen Forderungen nicht genügen können werden sie an Pfählen kontinuierlichem Nahrungsentzug ausgesetzt, bis der Exitus eintritt. 

Der Schwertrecke Linnerian könnte jedoch jener sein, der den Despoten stürzt. Wer ist jener Linnerian und welches Mysterium umschleiert ihn? 

Erlmar, ein Schweinehirten wird widerwillig mit hineingezogen. 

Sie raufen sich jedoch gut zusammen und entfalten als Powerduo synergistische positive Effekte. 

Die plastische artikulierte Handlung, die jedoch nicht abgehoben ist, läßt einen ausgezeichnet daran partizipieren. 

Die Fieberkurve der Spannung steigt während des kontinuierlichen Lesens. Die Protagonisten überzeugen durch ihr Agieren und in ihrem ureigenen Selbst, inklusive Orki!

Bewertung vom 13.12.2020
Die Triple-Krise: Artensterben, Klimawandel, Pandemien
Settele, Josef

Die Triple-Krise: Artensterben, Klimawandel, Pandemien


ausgezeichnet

Josef Settele zeigt sehr gut in seinem Buch auf, daß Pandemien durch den Eingriff des Menschen in die Natur hervorgerufen werden. Abholzung des Urwaldes global, in Kontakt kommen mit Mikroorganismen, mit denen der Mensch nicht hätte in Kontakt kommen sollen, das Essen von "Nahrung", die, nur weil sie potentiell essbar ist, deswegen noch lange nicht verzehrt werden muß. 
Ich habe es auch schon des öfteren wiederholt und muß anscheinend meine Zunge qua Wiederholung fusselig reden. Alles hängt mit allem zusammen, wie der Autor ebenso nachdrücklich betont. 
Der Klimawandel wird ebenso Pandemien begünstigen, wenn Tierchen sich hier wohlfühlen, die Krankheiten übertragen können und nun in unseren Breitengraden überleben können. 
Pestizide, ein Übermaß an ( Fleisch ) Konsum, Abholzung, Klimaerwärmung, Artensterben, Verschmutzung der Luft, des Bodens, des Wassers und der Meere. Ökonomisch bedingte massive Kurzsichtigkeit in Kombination mit einem großen Heer der Gleichgültigen. Es gibt viele engagierte Menschen, aber manchmal hat man das Gefühl als dieses Kollektiv nur der einsame Rufer in der Wüste zu sein.
Viele Wege führen in den Abyssus und sehr viele Homini Sapiens beschreiten diese Pfade der Selbstdestruktion mit großer Zielsicherheit! 
Aus eigener Erfahrung weiß ich ebenso, daß mitnichten alle Landwirte die Natur verstehen oder sie gar immerzu lieben.
Außerdem gibt es noch einen großen Kritikpunkt am Autoren von meiner Seite. Aber nicht nur an ihm, sondern ebenso an allen anderen Wissenschaftlern und Hobbyentomologen, die das eventuell betreiben:
 Weltweit fangen Wissenschaftler Insekten ein, um so Rückschlüße auf die Biomasse der Sechsfüßler ziehen zu können. Ich habe darüber schon öfters Berichte in Nano gesehen. Die Insekten überleben das in den meisten Fällen nicht, schwimmen tot in jener "Fangflüssigkeit". Viele Wissenschaftler machen das. Schadet das nicht der Biomasse der Insektenpopulation? Ganz zu schweigen von der unbekannten Anzahl an Hobbyentomologen, die es durchaus schaffen können, die letzten Exemplare einer Unterart zu fangen, zu töten, aufzuspießen und damit ungewollt ausgelöscht zu haben? 
Ich finde es aber nicht richtig, daß Josef Settele in Asien 100.000 Falter gesammelt hat. Das hat mich erschreckt! Keiner kann genau wissen, wieviele es von der jeweiligen Art noch genau gibt, weil sie eben so klein sind. Nashörner und Giraffen hingegen kann man ja simpel einem Monitoring unterwerfen, aber Insekten? Und sie töten, um sie zu konservieren? Hat der Mensch das Recht dazu? Wenn ein Großwildjäger sich seine Trophäen an die Wand hängt, kritisieren wir das doch auch zurecht! Insekten haben natürlich Freßfeinde und müssen auch verfolgt werden, wenn sie massiven Schaden anrichten ( möglichst mit biologischen Methoden, Marienkäfer versus Blattlaus ), aber haben sie kein Recht auf Leben, nicht mit Ammoniak getötet und aufgespießt zu werden, nur um Teil einer Sammlung zu sein? Sammlungen gibt es schon mehr als genug! 
Aber Josef Settele hat schon Recht! Der Mensch ist der entscheidende Faktor in der Gleichung, der droht, selbige aus dem Equilibrium zu bringen. 
Deswegen lobe ich mir all die engagierten Menschen, die daran mitarbeiten, wieder mehr Ausgewogenheit hineinzubringen.
Insekten und die Natur brauchen den Menschen nicht, aber diese die Sechsfüßler und die Natur. Es werden noch Pandemien über uns kommen, wohingegen Corona eine milde Sommerbrise ist. Vielleicht will die Umwelt diesen Irrweg der Evolution, genannt Mensch, endlich und endgültig ad acta legen! 
Ein eminentes, ausgewogenes, verständliches und reflektierendes Buch, das endlich zum Umdenken und Handeln bewegen sollte. Aber werden die wahrhaft Gleichgültigen überhaupt das nötige Interesse aufbringen? Die, die es wirklich lesen sollten?

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.12.2020
Die Prophezeiung vom Silbernen Menschenkind
Czepf, Anastasia

Die Prophezeiung vom Silbernen Menschenkind


ausgezeichnet

Wunderbare, sehr schöne, poetische Geschichte mit sehr gut integrierter Fantasy und tolle Hommage an die anbetungswürdigen Schleichschnurri
Ich wußte immer schon, daß Miezen überirdischen Ursprungs sind
Norma ist Mitte Dreißig, hat zwei schier überirdisch tolle Katzen ( sie ahnt nicht, wie überirdisch ), wünscht sich so sehr eine liebevolle Beziehung - eine eigene Familie.

Eine Prophezeiung jedoch besagt, daß sie die Mutter eines auserwählten Kindes werden soll. Dasjenige, das die Zukunft aller Lebewesen bewahren wird. Das Silberne Menschenkind.

Die Lumani - die Wächter des Lichts - halten deshalb ihre schützende Hand (oder Lichtkuppel? ) über Norma, seitdem sie geboren wurde.

Schon drei Jahre sind Wilhelmine und Valerio ebendiese Wächter Normas. Überirdische Miezen. Abgesandte der Lumani. Sie haben keinerlei Problem damit.
Aber Rosina, die feline "Straßengöre" und Xaver, der Zwei einer kommen in Normas und der Aufpasser Leben. Und es wird ein Auf und Ab der Emotionen ...
Sehr schnell kommt man in den elegant - liquiden Schreibstil hinein, der poetische Qualitäten aufweist.

Jeder weiß, der Katzen liebt, daß diese Samtschleicher überirdischen Ursprungs sind. Da brauchte mich Anastasia Czepf nicht zu überzeugen.

Bewertung vom 09.12.2020
Mein Schicksal
Kopperschmidt, Juliane

Mein Schicksal


ausgezeichnet

Großartiges Buch mit düsteren Elementen und einer tollen Love Story! Einfach famos und berührend! Gefällt mir außerordentlich gut!

Destiny, kurz Des gerufen, ist, wie der Name schon sagt, das Schicksal, Timely kontrolliert den Fluss der Zeit und Death ist ... nun einmal nomen est omen.

Des ist äußerst pflichtbewußt, schon seit einer endlosen Zeit. Aber etwas Unvorhergesehenes passiert. Timely kann Des keine exakten Angaben über die Zielperson machen.

Sadie ist Studentin und möchte einmal Ärztin werden. Sie ist achtzehn und lebt in Boston. Ihre Eltern kamen bei einem Brand ums Leben. Sie hadert mit dem Schicksal und haßt es sogar.

Des wird auf Sadie treffen, an ihrem Arbeitsplatz in ihrem Restaurant. Er wird etwas tun, das als Fehler gilt.

Dadurch wird der ruhende Chaos aus seinen Ketten befreit, aus den tiefen Abgründen und möchte die Apokalypse einleiten.

Sadie geht einen Deal mit ihm ein, was aber wiederum unschöne Folgen für sie hätte, aber die Apokalypse abwenden soll.

Des will indes nicht mehr fremdbestimmt sein, sondern für Sadie da sein. Selbst wenn er sich gegen Timely und Chaos stellen muß. Für die Liebe, die er noch nie derart gespürt hatte ...

Das Buch hat eine schön dunkle, gar finstre Atmosphäre in diversen Abschnitten, was die Geschichte fesselnd und zum Pageturner macht. Heiße Erotik, auf hohem Niveau, ist passend eingebettet.

Die Handlung erinnert mit Destiny, Death und Timely an die Sieben Ewigen (Endless ) von Neil Gaiman. [ Dream ( Der Sandmann ), Destiny, Death, Desire, usw. ] Im besten Sinne. Aber Juliane Kopperschmidt ist keine Kopistin. Sie verwendet ihre eigene originelle Kreativität, die das Buch zu einem Highlight macht.

Das Buch hat wechselnde Erzählperspektiven, was dem ganzen eine herrliche Dichte verleiht.

Pointiert gesetzte Spannungsspitzen, ein Erzählbogen, der konstant hoch gehalten wird sowie sympathische Hauptprotagonisten. Emotional, sexy und packend! Bravo! Mit Tiefe und authentischen Protagonist

Bewertung vom 09.12.2020
Der Mann, der alles sah
Levy, Deborah

Der Mann, der alles sah


ausgezeichnet

Exzeptionelles Buch einer außergewöhnlichen, meisterlichen Autorin, die hier ein Buch auf sehr hohem Niveau präsentiert! Unbedingt lesen!

Die Abbey Road war sein Schicksal ( nicht Caine, Michael Caine! )!

Wer kennt nicht das famose Cover des Abbey Road - Albums der Beatles, auf welchem Paul McCartney barfuß mit den anderen drei hintereinander über diesen Zebrastreifen ebenjener Straße trotten. Und danach kam ja das Fama auf, Paul sei bei einem Unfall verstorbene, aber das nur am Rande. 

Saul Adler, 28 Jahre alt, will diese Abbildung nachstellen zusammen mit der Künstlerin Jennifer Moreau, 23. Aber wenn man solch eine Rekonstruktion verfolgt, sollte man tunlichst vorsichtig sein. 

Saul wird angefahren, aber nur leicht verletzt. Jennifer verschmäht und verläßt ihn. 

Saul ist Historiker. Sein Schwerpunkt liegt auf dem sozialistischen Osteuropa. Der kulturelle Widerstand gegen die Nazis annodazumal interessiert ihn ganz besonders. Deswegen will er mehrere Monate forschend in der DDR verbringen. 

Als er in Ostberlin quasi aufschlägt, ist der 30jährige Walter Müller, Dolmetscher, für ihn zuständig. Er fängt mit ihm als auch dessen Schwester Luna eine Troisième L'amour an. Walter pflegt zwei Existenzen. Seine offizielle systemkonforme und eben seine klandestine. Luna sehnt sich nach Reisen. 

Das Buch taucht unter anderem sehr authentisch in die Endzeit und verlorene Welt der DDR ein. Wer weiß in der heutigen Zeit des Überflußes noch wie es ist sich nach Ananas, Bananen und Meeresfrüchten zu verzehren? 

2016, als die Brexiteers Front machen scheint sich der Kreis auf unheimliche Weise zu schließen. Saul wird mit 56 Jahren tatsächlich und erneut auf der Abbey Road von einem Fahrzeug erwischt, auf jenem berühmten Zebrastreifen ...

Saul ist diesmal aber nicht glimpflich davongekommen. Schwerverletzt kommt er ins Hospital. 

Ein poatoperatives Delir ( Durchgangssyndrom ) und wohl Nebenwirkungen der Medikamente heben in der Ebene seiner Reminiszenzen alle Begrenzungen auf. Er springt hin und her. Nach und nach enthüllt sich mehr und mehr von Sauls Vergangenheit sowie seiner Familie. 

Deborah Levys Sprache ist poetisch, charismatisch, entrückend. Sie generiert beim Leser eine ganz eigene Magie. Man wird radikal subjektiv in Sauls Perspektive geschleudert. Man wird im Unklaren darüber gelassen, was nun wahr ist oder eben nicht. Verschiebungen, Verzerrungen, wie seltsame Spiegel, die die Reflektion abnorm wiedergeben, aber auf faszinierende Weise. 

Unerwartete Kehren, Clous, klasse pointierte Höhepunkte, Klimax und Antiklimax, sowie geschickte Irreführung und intellektuelle Anregung des Lesers. 

Deborah Levy ist eine Meisterin der literarischen Zunft, nein, eine Magierin! Geschickt jongliert sie mit Wortgebilden und Metaphern, lenkt den Leser raffiniert, der sich gerne in ihrem Buch verliert. 

Es läßt einen nicht kalt, ist emotional umgarnend auf erfolgreiche Art, involviert einen tief in eine superbe Handlung voller Enigmen und wird einen noch lange nach dem Lesen beschäftigen. 

Deborah Levy (* 6. August 1959 in der Südafrikanischen Union) ist eine britische Schriftstellerin.

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