Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Annika
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 26 Bewertungen
Bewertung vom 10.09.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


ausgezeichnet

Zwei blaue Pyramiden

Gleich in der ersten Vorlesung des Mathematikstudiums treffen das 16-jährige Mathematikgenie Oscar und die chaotische und scheinbar mathematisch unbegabte Großmutter Moni aufeinander. Oscar fühlt sich gleichermaßen von Moni provoziert und herausgefordert. Ohne es wirklich zu wollen, nimmt er sich ihres mathematischen Fortkommens an. Dabei lernt er ihre gesamte Familie und ihr Lebensumfeld kennen und wird immer mehr in dieses hineingezogen. Während Moni mit seiner Unterstützung zu einer richtigen Mathematikerin reift, verändert auch Moni Oscars Leben, denn dieser öffnet sich in allen Lebensbereichen. Nach und nach begreifen die beiden, wie sehr sie einander brauchen. Was jetzt vielleicht nach einer trockenen Geschichte klingt, wird schnell eines besseren belehrt. Die Dialoge sind sehr witzig, zum einen aufgrund der verschiedenen Welten der Protagonisten, jedoch auch, weil die Autorin die Pointen passgenau einsetzt. Wer mit der Mathematik sympathisiert, ohne sie verstehen zu müssen, wird viel Spaß an diesem Roman haben.

Bewertung vom 03.09.2024
Verbrannte Gnade / Die Punkrock-Nonne ermittelt Bd.1
Douaihy, Margot

Verbrannte Gnade / Die Punkrock-Nonne ermittelt Bd.1


gut

Originelle Idee

Schwester Holiday ist eine außergewöhnliche Nonne, denn sie hat eine wechselvolle Vergangenheit, liebt Punkrock und trägt am ganzen Körper Tattoos, die sie jedoch verdecken muss. Sie unterrichtet in der, an ihren Orden angrenzenden Schule Gitarre und Musik und raucht auch schon mal die konfiszierten Zigaretten ihrer Schüler. Während einer ihrer Raucherpausen steht plötzlich das Schulgebäude in Flammen, ein Toter fällt aus dem Fenster und sie selbst kann noch zwei Schüler aus dem Inferno retten. Da sie an Detektivarbeit interessiert ist und die örtliche Polizei für unfähig hält, versucht sie selbst die/den Schuldige/n zu finden. Ich fand die Idee dieser speziellen Nonne sehr interessant und auch die Leseprobe verhieß Spannung. Leider hat mich der gesamte Krimi nicht ganz überzeugt. Es will sich nicht so richtig ein Spannungsbogen aufbauen. Das Geschehen plätschert eher vor sich hin und ab und zu kommt mal eine neue Information zum Fall hinzu, Nebenbei wird sehr betont, dass sie auch eine lesbische, also queere Nonne ist. Das Thema an sich ist wichtig und passt auch gut in diesen Kontext. Hier wäre für mich jedoch ein bisschen weniger, mehr gewesen. Die Beziehung zu ihrer Ex-Freundin und ihren familiären Hintergrund zu schildern, beschreibt den queeren Hintergrund gut und muss nicht zusätzlich noch ständig an anderen Stellen hervorgehoben werden.

Bewertung vom 15.08.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


ausgezeichnet

Viele Wendungen

Henrik, Nora und ihr fünfjähriger Sohn Fynn fahren nach Schweden in das Ferienhaus von Henriks Großeltern, um dort einen unbeschwerten Urlaub miteinander zu verbringen. Das Haus liegt sehr einsam am Waldrand und bald schon passieren ungewöhnliche Dinge. Dann verschwindet plötzlich Fynn beim Spielen im Wald. Henrik stößt bei der Suche im Wald auf ein altes Baumhaus und er wird von Kindheitserinnerungen eingeholt. Zur gleichen Zeit findet die Forensikerin Rosa ein Kinderskelett. Hängen die Entführung und der alte Fall zusammen und was hat das alles mit dem Baumhaus im Wald zu tun?
Die Geschichte wird aus vier Perspektiven erzählt, aus der Noras, Henriks, Rosas und eines Entführungsopfers, Marla. Jede der Perspektiven, die in der Ich-Form erzählen, treibt die Geschichte Stück für Stück voran. So bleibt der Thriller spannend und abwechslungsreich und mündet zudem in einen unerwarteten Plot.

Bewertung vom 12.08.2024
Nach uns der Sturm
Chan, Vanessa

Nach uns der Sturm


ausgezeichnet

Dramatisch und schön

In Malaya, dem heutigen Malaysia, versucht Cecily 1945 während der Gewaltherrschaft der Japaner ihre Familie durch die Wirren der Zeit zu bringen. Dann verschwindet ihr 15-jähriger Sohn Abel, der in einem Arbeitslager unfassbares Leid ertragen muss. Jasmin, die jüngere Tochter, muss sich tagsüber im Keller verstecken und Kleidung ihres Bruders tragen, um nicht in ein Bordell für die japanische Soldaten verschleppt zu werden. Ihr Mann Gordon hat sein hochgestellten britischen Posten verloren und ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Als die Familie langsam zerfällt, bricht auch sie zusammen, denn sie glaubt Schuld daran zu haben, als sie 8 Jahre früher zwei verschiedene Leben führte. Einzig ihre ältere Tochter Jujube bleibt stark und versucht die Familie zusammenzuhalten. Das Buchcover gefällt mir sehr, spiegelt es doch die Flüchtigkeit und die Zerrissenheit der Geschichte im Buch wider. Mich hat die geschichtliche Komponente, sich aus der Kolonialherrschaft zu befreien und in einer Gewaltherrschaft zu landen, sehr interessiert. Dies wurde durch die vier Perspektiven der Mutter und ihrer drei Kinder vielschichtig und in einer schönen Sprache umgesetzt.

Bewertung vom 30.07.2024
Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1
Koppelstätter, Lenz

Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1


sehr gut

Bunte und goldene Fische

Gianna Pitti ist in die beruflichen Fußstapfen ihres Vaters getreten, der seit etwa einem Jahr verschwunden ist, und arbeitet als engagierte Journalistin am Gardasee. An einem Sommermorgen findet ein Taucher einen jungen Mann am Rande des Gardasees. Gianna ist in der Nähe und macht sich sofort auf den Weg zum Fundort. Dort muss sie feststellen, dass sie sich mit ihm am Vorabend noch getroffen hat. Sie beginnt zu ermitteln und erhält bald Unterstützung von ihrem Onkel und ihrer Chefin und Redaktionsleiterin. Eine heiße Spur führt zum Anwesen von D‘Annunzio, einem verstorbenen Schriftsteller und Lebemann. Je näher die drei der Lösung des Falles kommen umso lebensgefährlicher wird es für sie. Das Cover, mit einem Blick auf den Gardasee und die angrenzenden Berge, ist passend zum Ort des Geschehens gewählt. Das Buch lässt sich leicht lesen, ohne zu einfach geschrieben zu sein. Auf 220 Seiten einen guten Spannungsbogen zu schaffen, ist zum Beginn der neuen Reihe solide gelungen. Ein schöner kurzweiliger Sommerkrimi.

Bewertung vom 19.07.2024
Darwyne
Niel, Colin

Darwyne


gut

Ein ganz besonderer Junge
In Bois Sec, einem Slum am Rande des Amazonasdschungels, leben der 10-jährige Darwyne und seine Mutter Yolanda. Seine große Schwester ist schon ausgezogen, kommt jedoch häufig zu Besuch. Yolanda ist eine begehrte Frau und so leben regelmäßig auch neue Männer mit in der bescheidenen Hütte. Die vorherigen sind alle verschwunden. Darwyne tut sich in der Schule schwer und hat auch im Viertel keine Freunde. Stattdessen sitzt er fast immer am Rand des Waldes und schnitzt. Als bei ihrer Behörde ein anonymer Hinweis aus Kindeswohlgefährdung eingeht, beschäftigt sich die Sozialarbeiterin Mathurine, eine alleinstehende Frau, die sich so sehr ein Kind wünscht, mit der Familie. Zu Darwyne baut sie dabei eine besondere Beziehung auf, die sich auf der Liebe beider zum Dschungel begründet. Nach und nach eröffnen sich ihr die schwierigen Beziehungskonstellationen innerhalb der kleinen Familie.
Das schon düster gestaltete Cover des Buches verspricht einen spannenden, mystischen Thriller. Das Buch ist grundsätzlich gut zu lesen, die Übersetzung ist also dahingehend gut gelungen. Ansonsten plätschert mir die Handlung leider etwas zu sehr dahin und es will, bis auf kleine Peaks, nicht so richtig Spannung aufkommen. Der mystische Part, der sich vor allem auf den Dschungel bezieht, reicht mir völlig. Das Ende ist für mich etwas zu lose und lässt viel Raum für Spekulation.

Bewertung vom 11.07.2024
Der Sommer, in dem alles begann
Léost, Claire

Der Sommer, in dem alles begann


ausgezeichnet

Drei Frauen zwischen Heimat und Freiheit

Hélène hat 1994 gerade ihre Abiturprüfungen bestanden und ein langer Sommer wartet auf sie. Sehr gern und viel verbringt sie diesen mit Marguerite und ihrer Familie. Leider überschattet die Tage eine familiäre Tragödie und die Frage, wie und wo soll ihr Leben weitergehen. Marguerite ist aus Paris gekommen, nun Lehrerin im Ort und aufgrund ihres lebendigen Unterrichtens sehr beliebt. Keiner weiß jedoch, dass sie versucht, hier ihre Mutter zu finden, der sie als Baby weggenommen wurde. Kritisch, ja feindselig beäugt wird die Familie unter anderem von Odette Tanguy, die den Dorfladen führt. Diese hat ein bewegtes Leben, auch außerhalb des Dorfes, hinter sich. Langsam, aber unaufhörlich bahnt sich durch Neid, Missgunst, Gerüchte und Geheimnisse die Katastrophe dieses Sommers an. Das Cover ist schon leicht düster gestaltet, soll vielleicht aber auch nur einen zuende gehenden Sommertag darstellen. Dennoch passt es ganz gut zum Inhalt. Der Roman hat einen angenehmen Schreibstil, das Drama, das sich anbahnt, kommt leise daher. Man erkennt bei den Menschen im Buch die Zerrissenheit zwischen bretonischer Heimatverbundenheit und der Sehnsucht, den Ort zu verlassen. Wer französische Filme liebt, wird auch dieses Buch mögen.

Bewertung vom 08.07.2024
Bonjour Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.1
Hamberg, Emma

Bonjour Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.1


ausgezeichnet

Die Lavendelfrau
Agneta steckt fest, in ihrer Ehe, im Beruf und auch sonst im Leben. Sie hat das Gefühl, nicht die Sprache der anderen zu sprechen. Sie ist schüchtern und tut alles, um nicht aufzufallen. Durch Zufall stößt sie auf eine merkwürdige Zeitungsannonce und folgt dieser aus einem Impuls heraus von Schweden in die Provence. Hier trifft sie in einem kleinen, verschlafenen Dorf auf Einar, einen alten, grummeligen Mann, den sie versorgen soll. Bisher kümmerten sich die Dorfbewohner um ihn. Einar spricht jedoch neben französisch mehr und mehr schwedisch, dass keiner versteht. Agnetas Mann, der ihr wenig zutraut, rechnet mit einer schnellen Rückkehr. Zunächst sieht auch alles nach einem Scheitern aus. Nach und nach gewöhnen sich Agneta und Einar, auch mit Hilfe der wunderbaren Dorfbewohner, aneinander. Agneta fühlt sich zunehmend wohl und beginnt sich zu öffnen und an Selbstbewusstsein zuzulegen.
Mir hat der lustige, leicht schräge Roman sehr gefallen. Die Motti „wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ und „liebe dich selbst“ nehmen viel Raum ein, werden jedoch nicht überfrachtet. Die handelnden Hauptpersonen haben Tiefe. Es ist ein schönes Gefühl, die Protagonistin auf ihrem Weg zu begleiten. Ein lockerer, herzerwärmender Sommerroman, der definitiv Lust auf die Fortsetzung macht.

Bewertung vom 02.07.2024
Wir waren nur Mädchen
Jackson, Buzzy

Wir waren nur Mädchen


ausgezeichnet

Ein mutiges holländisches Mädchen

Im vorliegenden Buch wird das Leben der Holländerin Hannie Schaft, die während der Naziherrschaft aktiven Widerstand leistete, in der Form eines Romans erzählt. Durch ein kommunistisches Elternhaus geprägt, entwickelt sie ein großes Gerechtigkeitsempfinden. Sie beginnt in Amsterdam ein Jurastudium und freundet sich dort mit zwei jüdischen Kommilitoninnen an. Parallel fängt sie an im Flüchtlingskomitee, welches zunächst vor allem ausländische, geflüchtete Juden unterstützt, mitzuhelfen und rutscht dort über Schwester Dekker mehr und mehr in den Widerstand hinein. Mit dem Fortschreiten des Krieges und der immer größeren Gefahr der Deportation, kehrt Hannie mit ihren beiden jüdischen Freundinnen in ihre Geburtsstadt Haarlem zurück und versteckt sie bei ihren Eltern. Über einen Kontakt von Schwester Dekker trifft sie im dortigen Widerstand auf Jan Bonekamp, in den sie sich verliebt und Truus und Freddie Overstegen, mit denen sie einige Nazigrössen erschießt und etliche Attentate durchführt. Durch eine Unachtsamkeit wird sie im März 1945 verhaftet und etwa einen Monat später in den Dünen bei Bloemendaal erschossen. Es ist ein eindrucksvoll geschriebenes Buch über eine beeindruckende Frau. Buzzy Jackson findet den richtigen Ausgleich an Emotionen, der Angst und der Traurigkeit ob des Grauens auf der einen Seite, auf der anderen Liebe und Freundschaft. Hannies politische Ausrichtung wird zwar erwähnt, spielt jedoch nur eine nebensächliche Rolle. Im Vordergrund steht klar der unermüdliche, gefahrvolle Einsatz für den Widerstand. Durch den Rechtsruck in Europa hat die Geschichte absolute Aktualität.

Bewertung vom 20.06.2024
Das Waldhaus
Webb, Liz

Das Waldhaus


sehr gut

Hannah hat ihr Leben in Brighton abgebrochen und ist zurück zu ihrem dementen Vater in ihr Elternhaus gezogen. Nach einem Sturz im Krankenhaus, glaubt ihr Vater in ihr ihre Mutter zu erkennen und bittet sie mehrfach um Verzeihung. Zunächst schockiert, schlüpft sie nach und nach in die Rolle ihrer Mutter und versucht so mehr über deren ungeklärten Tod herauszufinden. Könnte ihr Vater ihre Mutter ermordet haben, wie ihr Bruder Reece, der mittlerweile ein beliebter Schauspieler ist, glaubt? Mit der Zeit bringt sie die Geheimnisse ans Licht, die Ereignisse überschlagen sich und sie gerät dadurch bald selbst in Gefahr. Die Geschichte beginnt leicht schleppend mit der ausführlichen Vorstellung der handelnden Personen. Dann nimmt die Handlung doch an Fahrt auf und bleibt bis zum Ende spannend. Ein paar leichte Dellen hat der Spannungsbogen zwischendurch, dennoch hat mich die Geschichte gepackt und ich finde, dass es ein lesenswerter Thriller ist.