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LichtundSchatten

Bewertungen

Insgesamt 296 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2025
Netzwerke für Dummies
Lowe, Doug

Netzwerke für Dummies


ausgezeichnet

Ich habe die Einrichtungen des Netzwerkes über WLAN immer anderen überlassen, wollte jetzt aber tiefer in die Materie einsteigen, unabhängig werden. Es ist kein Hexenwerk, einige Computer und Drucker miteinander zu verbinden, wie ich nach diesem Buch feststellen kann. Dabei wurde auch an Mac Nutzer wie mich gedacht. Ein ganz hervorragendes Buch, in dem Sachverhalte verständlich erklärt und so aufbereitet werden, dass man rasch Erfolge erzielt.

Besonders wichtig für mich waren die Kapitel
13 Drahtlose Netzwerke einrichten, und
14 Das Leben in der Wolkenstadt
15 Mobilgeräte im Alltag

Schon die Gliederung des Buches liest sich erhellend und ist voller Tipps, die sich z.B. in 26 I so wiederfinden: „Du sollst gewissenhaft Backups deiner Festplatte machen.“ Oder in 27: Mehr als zehn große Netzwerkfehler, z.B. „Wichtige Dateien auf dem Server löschen.“

Sehr hilfreich auch das Kapitel 28, Zehn Dinge die Sie immer vorrätig haben sollten, z.B. Digitalkamera/Smartphone. Klingt banal, ist aber heute vermutlich mit dem iPhone / Google Pixel etc. Alltag, aber daran zu denken, auch kleine LED Leuchten parat zu haben, für bessere Aufnahmen ist genau richtig. Dann per AirDrop hochladen, eine echte Beschleunigung von Berichtsdingen.

Es lohnt sich, neben dem reinen Arbeiten am Computer/Laptop dahinter blicken zu lernen, um endlich die Arbeitsweise der vielen Helfer im Hintergrund kennenzulernen und sie zu beherrschen. Ein leidiges Übel hier sind immer wieder Drucker, bei denen ich schon beim Anlaufen und Schütteln nervös werde. Aber das ist nicht Inhalt dieses Buches.

Insgesamt ein tolles Nachschlagewerk nach dem KISS Prinzip, keep it simple and stupid, das ich auch deshalb so schätze, weil hier nicht geduzt wird. Alle Duz-Bücher lasse ich schon lange außen vor, diesen allergrößten Fehler einer sinnvollen Kommunikation muss ich nicht auflesen.

Bewertung vom 05.05.2025
Gott - Das Ringen mit einem, der über allem steht
Peterson, Jordan B. Dr.

Gott - Das Ringen mit einem, der über allem steht


ausgezeichnet

Nicht ganz einfach zu lesen, aber höchst nahrhaft. Dieses Buch hat es in sich und beantwortet jene Fragen, die viele im hintersten Hinterstübchen bewahren, erhoffen und leider auch oft vergessen. „Dem Spuk der postreligiösen Gespenstershow setzt Peterson die Haltung des Glaubens entgegen.“ (Vorwort, Dr. Markus Spieker)

Peterson beschreibt den Menschen als ein von Gott zur Freiheit herausgefordertes Geschöpf. Gott sieht er nicht im Sinne evangelischer Wellness oder in der Machart eines Diktators mit strengen Regeln, die betend zu befolgen sind, sondern als ein Taktgeber für Zustimmung, Diskussion und Widerspruch.

Ich muss dabei immer an diese Aussage von Jesus denken. „Ich bin nicht gekommen , den Frieden zu bringen, sondern das Schwert“. (Matthäus 10,34) Übersetzt man diesen Satz tatsächlich aus dem Aramäischen in richtiger Weise (Franz Alt: Was Jesus wirklich gesagt hat) , dann heißt er: Seid nicht gutgläubig, seid wachsam! Wenn Ihr Euch mit anderen zusammensetzt, zieht das "Schwert der Worte" und streitet für Eure Sache. Meine Aufopferung, mein Selbstopfer bedeutet nicht Frieden, Erlösung als Automatismus, sie ist eher der Beginn des Kampfes um Wissen und Wahrheit.

Gott hat uns ebenbildlich geschaffen, mit allen Anlagen, die Gott besitzt, das große Mysterium hinter allem, er hat diese Fähigkeiten auch in unsere Hände gelegt und hofft auf eine kluge, zuversichtliche Anwendung mit Blick auf Wohlergehen und Fortschritt. „Gott ist das, was uns begegnet, wenn neue Möglichkeiten auftauchen und Gestalt annehmen. Gott ist das, was uns begegnet, wenn wir in der Tiefe bewegt werden.“

Peterson analysiert die biblischen Schöpfungserzählungen als Geschichten, in denen der Gegensatz von Chaos und Ordnung im Mittelpunkt steht. Für ihn sind diese Mythen keine naturwissenschaftlichen Erklärungen, sondern verdeutlichen, wie geistig-moralische Ordnung im Kosmos und in der Gesellschaft entsteht. Ordnung ist notwendig für das Funktionieren von allen Dingen und Zusammengehörigkeiten– sowohl individuell als auch gesellschaftlich. Wo gemeinsame moralische Überzeugungen und Hierarchien fehlen, droht Chaos. Ebenso, wenn diesen Überzeugen andere, feindliche Überzeugungen gegenüberstehen und sich ausschließend bekämpfen.

Peterson richtet Gott bzw. unseren Glaube an ihn an der höchst möglichen moralischen Ordnung aus. Dieser Gedanke ist für ihn die Basis für Wohlstand und gesellschaftliches Gelingen. Biblische Heilsgeschichten interpretiert er als Metaphern für weltliche Ziele: Das „gelobte Land“ repräsentiert einen Zustand, der durch moralisches Streben erreicht werden kann. Jesus ist für ihn Vorbild und nicht automatischer Heilsbringer.

Die Bibel ist für Peterson ein Konvolut an Geschichten, die grundlegende Erfahrungen und psychologische Strukturen von Menschen spiegeln. Gott ist darin die Stimme des Gewissens und der Rufer zum Weiterdenken.


Ein wichtiges Thema ist für Peterson die biblische Unterscheidung zwischen Mann und Frau. Er argumentiert gegen moderne Gender-Konzepte. Peterson sieht die Bibel als Fundament der westlichen Zivilisation und fordert, Gott wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken5.

Die Welt ist mehr als eine Ansammlung von Fakten, nach Peterson gibt es keinen einfach Weg, von dem was ist zu dem, was sein sollte. Was uns begegnet, ist ein Bereich unendlicher Möglichkeiten, der dann von uns ins Leben, ins Entstehen gerufen werden. „Dieser Geist des freiwilligen schöpferischen Tätigwerdens ist die erste Charakterisierung dessen, was was im biblischen Kontext zu Recht den höchsten Platz einnimmt.“ Die Sklaven wegführen von Tyrannen, reden auch mit Feinden, ihnen mit dem Schwert der Worte, der Überzeugungen begegnen.

Dem Ruf des Gewissens und der kreativen Berufung zu folgen, dies ist für Peterson am besten mit dem biblischen Gott möglich. Er teilt die Analyse Nietzsches, der den Tod Gottes als kulturelle Katastrophe beschreibt, die zu einem Werteverlust und Orientierungslosigkeit führt. Aber Peterson betont, dass Gott – verstanden als moralischer Maßstab und Bezugsquelle der Werte – weiterhin präsent ist und als Grundlage des Abendlandes neu entdeckt werden sollte.

Bewertung vom 05.05.2025
Im Dialog mit Gómez Dávila
Hösle, Vittorio

Im Dialog mit Gómez Dávila


ausgezeichnet

Gomez Davila wird von vielen kritiklos verehrt, ich tendiere auch dazu. Schon alleine, weil er sich niemals in den Vordergrund rückte, sondern seine Gedanken publikumsscheu vermittelte. Einer der wenigen bürgerlichen, normalen, nicht von übertriebener Heuchelei durchsetzten Denkern.

Das Gute kritisch sehen, um noch besser zu werden. Diese Aussage von Manfred Rommel trifft auf dieses hervorragende Buch zu. Man kann sich in das Gespräch bzw. die Gedanken von Vittorio Hösle mit einklinken, mitdenken und mit diskutieren. Seine Gespräche mit GD sind grandios und kreativ anregend.

Ich lese also Gegenaphorismen, Variationen und Korollarien. Ein Korollar beschreibt ein Ergebnis, das die natürliche Folge von etwas anderem ist. Man könnte sagen, dass eine neu entfachte Liebe zu Büchern eine Folge der kürzlichen Eröffnung eines Buchladens in Ihrer Nachbarschaft ist.

„Der Wert eines Aphorismus liegt nicht in seiner Wahrheit, sondern in der Qualität der Gedanken, die er anregt, der Diskussionen, die er auslöst.“ (Hösle) Aber es stimmt auch, einige Aphorismen als ewige Wahrheiten schließen ab wie ein Dessert, man ist gesättigt und muss zustimmen. Nichts weiter. Wie das Amen im Gebet.

Gleich das erste Korollar nahm mich gefangen: „Die Reife des Geistes beginnt, wenn wir aufhören, uns für die Welt verantwortlich zu halten.“ (GD) Hösle: „Und sie vollendet sich, wenn wir erkennen, dass zum Sein der Welt - unser Lebensauftrag gehört.“

Noch eins: „Das Prestige der Kultur lässt den Dummkopf auch ohne Hunger essen.“ (Gomez Davila) Hösle: „Die Rezensionen in den Feuilletons sind wie die Federn bei den Gastmählern der Römer, die einen das eben Verschlungene erbrechen lassen, damit man weiterschwimmen kann.“

Aller Guten Dinge sind drei: „Der Mensch mag nur denjenigen, der ihm schmeichelt, aber er achtet nur denjenigen, der ihn beleidigt.“ (Gomez Davila) Hösle: „Und er liebt denjenigen, in dessen Kritik er den Wunsch spürt, ihn wachsen zu lassen.“

Selten habe ich mich so gut unterhalten. Wenn ich das noch abschließend sagen darf, weniger Kritik als Feststellung: Gomez Davila drückt sich bescheidener, auf einem von Popper geforderten, klaren Niveau aus. Vittorio Hösle schwebt oft ins Vage, Unverständliche ab.

Mein aktuelles Lieblingszitat von Gomez Davila: „Die Moderne glaubt in einem Meinungspluralismus zu leben, während doch, was heute vorherrscht, eine erstickende Einmütigkeit ist.“

Bewertung vom 05.05.2025
Radikal besser.
Pferdt, Frederik G.

Radikal besser.


ausgezeichnet

Problem der meisten Menschen, Angestellten, Unternehmer ist, dass sie in ihrem engen, bekannten Kreis agieren und selten ihre Horizonte durchbrechen. Mein Wahlspruch war immer: Regeln im Leben sind Krücken für kreativ Lahme! Wobei Regellosigkeit nicht Zügellosigkeit, Unmoral oder Übervorteilung bedeuten, sondern die Dinge immer von einer neuen Seite, einer anderen Perspektive erkennen lernen. Wer das erreichen will, ist mit diesem Buch genau auf der richtigen Seite.

Es bietet Anregungen und Ideen die Fülle, von einem der bei Google Teams neu justiert und Menschen mutig gemacht hat. Innovationen denken lernen, sie umsetzen und unterschiedliche Kulturen daran teilhaben lassen, es kann gelingen, wenn die Atmosphäre etwas ausstrahlt, mit dem Mut und Optimismus gefördert werden.

Es stimmt: „Zukunft beginnt im Inneren. Ein einziger Gedanke, der eine Emotion weckt, die uns in Bewegung setzt.“ Mit diesem Buch kann jeder an einem Know-how teilhaben, das nicht nur Unternehmern oder Teams adressiert, sondern jeden Einzelnen fördern und weiterentwickeln kann.

"Man muss Innovationsfähigkeit als Denkhaltung, als Einstellung, trainieren und lernen und ausprobieren.“ Für mich sind Bücher, die das darstellen, Gold wert. Gerade wenn Zeiten dunkler werden, muss jeder für sich selbst genau dafür einen Gegenentwurf zimmern und sich fragen, wer hinter den Interessen derer steht, die uns Angst machen wollen.

Bewertung vom 02.05.2025
Eroberung
Mcmahon, Collin; Peci, Irfan

Eroberung


ausgezeichnet

Eine fundierte, tief reichende Analyse islamischer Netzwerke in Deutschland, Österreich und Europa. Im ersten Teil beschreibt Collin McMahon die Entwicklung der Muslimbruderschaft und im zweiten Buchabschnitt analysiert Irfan Peci die islamistische Unterwanderung in Deutschland und Österreich.

Ich kannte die Geschichte der Muslimbrüder und habe im ersten Teil des Buches von Collin McMahom noch viel mehr erfahren. Sein Kapitel „Der 11. September begann in Freimann“ ist besonders interessant und viele scheinen auch vergessen zu haben, dass die Vorbereitungen für diesen verheerenden Anschlag vor allem auch aus der Freien Hansestadt Hamburg geplant wurde. In den letzten Jahren flossen Spendeneinnahmen an eine Organisation, dessen Logo die Türme und Kuppeln einer Moschee über die Weltkugel stellt, dem Islamic Relief. Die Gründer betonen die enge Zusammenarbeit mit der Hamas, ihre Spendeneinnahmen in Deutschland beliefen sich 2023 auf mehr als 33 Millionen Euro.

Was Collin McMahan und Irfan Peci treffend analysieren, müsste im Grunde über eine Woche laut im Bundestag verlesen werden. Ich bin davon überzeugt, dass über 95% der deutschen Bevölkerung noch nicht mal ahnt, was mitten unter ihren Augen vor sich geht. Niemand hat eine Vorstellung von der kompromisslosen Haltung des Koran und allen Grundlagenwerken des Propheten Mohammed. Auch wenn viele Gläubigen es nicht zu 100% umsetzen, die Vorlagen sind da und die Aufforderung, die Welt dem Islam zu unterwerfen. Die Muslimbruderschaft als unsichtbare Kette im wenig sichtbaren Untergrund wird nicht bemerkt, es „ist ein Zeichen für die europäische Naivität und Gutgläubigkeit.“

Peci betont zurecht, dass wir über die Ziele der Muslimbruderschaft sprechen müssen und nicht über Personen, wobei diese Ziele weitgehend deckungsgleich sind mit allem, was der politische Islam beinhaltet. Gutgläubige liberale Demokratien tun sich schwer mit subversiv tätigen Organisationen, diese nutzen die offene, tolerante Demokratie aus, um ihre Ziele zu erreichen. „Ähnliches gilt für die Antifa, in der es zur Begründung heißt, die Antifa gebe es nicht, sie sei keine hierarchisch aufgebaute Organisation, sondern eher eine Idee und Weltanschauung und ihr könne kein einheitliches Handeln oder ein in sich geschlossenes politisch-ideologisches Konzept attestiert werden.“ (Quelle Bundestag)

Heute morgen, am 2.5.25, finde ich auf Sitzbänken in einer ganz normalen Stadt diese Antifa-Besprühungen vor: „From the river….free“ und Hammer & Sichel-Logo mit dem Wort „Sozialismus“. Ob die Gedanken der Islamisten/Muslimbrüder tatsächlich zu Antifaschismus, Antikapitalismus, Multikulti, One World, No Borders etc. passen, darüber sollten diese Sprayer nochmal gut nachdenken. Alleine, ich fürchte, sie lesen nichts mehr, weder den Koran noch andere Bücher, die über die Länge einer Tiktok-Nachricht hinausgehen.

Bewertung vom 01.05.2025
Der Westen

Der Westen


sehr gut

Wie wird der Westen, also Europa und Amerika, im islamischen Kulturraum wahrgenommen? Davon handelt dieses Buch, in dem Denker und Autoren der islamischen Welt ihre Ansichten über das Abendland äußern, Orient und Okzident (Abendland) also gegenüberstellen, vergleichen, kritisieren.

Es ist ein umfassendes Werk und zeigt weit gefächerte Analysen über die westliche Welt aus islamischer Perspektive, die im 10. Jahrhundert beginnen und bis ins heute reichen. Besonders interessant fand ich die Kapitel über Tariq Ramadan und den Roman 2084. Der Duktus des Buches ist wissenschaftlich, die Texte sind nicht einfach zu lesen. Trotzdem hat es mir viele neue Einsichten ermöglicht und ich lese immer wieder darin.

Bewertung vom 01.05.2025
Das konservative Manifest
Weimer, Wolfram

Das konservative Manifest


ausgezeichnet

Wissen Sie, auf wen die Aussage „Deutschland den Deutschen“ zurückgeht?

Roter Wedding’, kommunistisch Gläubige, gestartet im Jahr 1929, schmetterten in ihrem Marschlied:
…Wie Karl Marx es und Lenin gelehrt! / Und schlug auch der Feind unsere Besten tot,
Der Wedding kommt wieder, Berlin bleibt rot, / Damit Deutschland den Deutschen gehört!

Problem heute ist, dass in der gedankenlosen Eile globalistischer Hetzjagden kaum mehr Zeit bleibt, in einen Zeithorizont vor 1933 einzusteigen. N. ist das für alle nutzbare Argument gegen jene bösen Deutschen, die man endlich der Geschichte übergeben müsse, zugunsten des gewandelten, toleranten, offenen, alle Kulturen ausgleichenden und alle neben sich als Nachbarn aushaltenden Menschen. Jener Mensch also, der weiß, dass es keine deutsche Kultur mehr gäbe und das Zusammenleben täglich neu ausgehandelt werden müsse. Alles Zerstören, was uns kaputt gemacht hat, die Alt-68er und ihre Ideologien sind heute zu einem wuchernden Acker des Selbstverständnisses eines Volkes geworden, das in den Abgrund blickt: wieder in das Auge einer totalitären Ideologie, wie sie die Welt im Abendland noch nicht gesehen hat.

Wer sich zurückerinnern möchte an die kulturellen Leistungen und das Selbstverständnis der Deutschen, der ist mir diesem klugen Buch von Wolfram Weimer (WW) an jener Quelle, die 1933-45 nicht ausblendet, sondern auch alles Davorliegende in einen geschichtlichen Horizont bringt und ein Gespür für totalitäre Strukturen entwickelt, die wir heute, in Zeiten wohlmeinender Demokratie, leider wieder feststellen müssen. Nahezu alles wurde dekonstruiert und in eine postmoderne Heilsideologie überführt, die fatal an die Gläubigkeit der 33er Zeit erinnert. Dabei ist entscheidendes Wissen versickert. Thorben Lütjen stellt fest: „Uns sind die langen, manchmal sogar Generationen überspannenden Zeithorizonte abhanden gekommen, die frühere Erzählungen auszeichneten und die so wichtig waren, um den langen Atem nicht zu verlieren.“

Wolfram Weimer diagnostiziert in diesem klugen Buch jenen schleichenden Freiheitsverlust, den viele gar nicht mehr wahrnehmen und seziert die unerträglichen Bemutterungsgesten des Staates und jener Parteien, die sich ohne Ende um ihre Wähler sorgen, statt ihnen die Selbstständigkeit und jenes Schwierigste überhaupt aufzubürden, das es gibt: zu denken. Der Nanny-Staat wuchert heute allerorten, während seine Bürger im rasanten Tempo des Netzes und einer vermeintlich globalisierten Welt untergehen. Als einziges Argument fällt vielen nur noch jenes eingangs genannte Totschlagargument ein, das ihnen irgendwie ein gutes Gewissen beschert und sie täglich neu in ein Karussell setzt, das ihnen Wind zufächelt.

Der polnische Philosoph Kolakowski schrieb: „Erstens: Hätten nicht neue Generationen unaufhörlich gegen die ererbte Tradition aufbegehrt, würden wir heute noch in Höhlen leben. Und zweitens: Würde das Aufbegehren gegen die ererbte Tradition einmal universell, würden wir uns bald wieder in den Höhlen befinden.“ Deutsche Parteien schaffen aktuell ein solches Höhlensystem, bestehend aus Übermuttern, Verboten und Paragraphen, die mehr lähmen als voran bringen, völlig geschichtsvergessen errichteten sie eine Staat, den keiner gewollt haben kann. Sie schaffen so viele Bedenken wie sie Pöstchen errichten und ergehen sich in Bemutterung/Bevormundung mehr als in mutigem, neuen, innovativen Denken. Aktuell haben sie die umfassende und totale Welten- und Menschenrettung auf ihre Fahnen geschrieben und werden solange am Kern dieses Problems weiterarbeiten, bis auch daraus eine vollumfängliche, problematische Ideologie geworden ist. Ja, sie leben diese Glaubensreligion so radikal und so total, dass jeder heute Angst haben muss, der nach Deutschland kommt.

Die Deutschen sind offensichtlich aus der Geschichte ausgetreten und sehen für sich keine vergangenen, guten Horizonte mehr. Die unsägliche Aussage der ehemaligen Integrationsbeauftragen der Bundesregierung (Es gäbe keine deutsche Kultur mehr, und das Zusammenleben müsse täglich neu ausgehandelt werden) markiert m.E. eine Zäsur (und den endgültigen Niedergang der SPD), gegen die sich dieses mehr als lesenswerte Buch von WW wehrt und mit dem Kernsatz Linien konservativen, bürgerlichen Handelns reflektiert: „Der Konservative tritt nicht aus der Geschichte aus, sie tritt vielmehr in ihn ein.“ Dieses Buch sollte offensiv im Geschichtsunterricht und an allen Stammtischen diskutiert werden. Leider aber finden dort nur Alt-68er Lehrer mit ihrem Schuldkult und Gespräche über Fußball statt. Ich habe nur wenig Hoffnung.

George B. Shaw formulierte: „Die Deutschen haben eine Besessenheit, jede Sache so weit zu treiben, bis eine böse daraus geworden ist.“ Heute sitzen sich am Kern des Problems Deutsche selbst gegenüber, die sich umfassend therapiert haben und an einem Regelwerk zu ersticken drohen, das sie ihrer eigenen Psychotherapie des Gutseins verschrieben haben.

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Bewertung vom 29.04.2025
Vom Antlitz zum Cyberface
Köhler, Andrea

Vom Antlitz zum Cyberface


ausgezeichnet

Ein höchst lesenswertes Buch über eine Sache, die wir von uns selbst nicht sehen und die uns doch kennzeichnet wie nichts anderes: das eigene Gesicht.

Christoph Lichtenberg beschrieb das menschliche Antlitz als die unterhaltsamste Fläche der Erde. So startet dieses Buch und möchte die geheimnisvolle Welt der Gesichter erhellen. „Vom ersten Kinderlachen bis zum zerfurchten Greisengesicht, vom beglückten Strahlen bis zur Schmerzensfratze ist das Gesicht die Bühne für unsere Gefühle.“

„Big Nose“ nannte der Vater den eigenen Sohn Michael Jackson. Sein Irrweg weg vom Schwarzsein hin zu einem peinlich entstellten Gesicht und kleiner Nase war für die ganze Welt täglich nachvollziehbar und die Ablehnung seiner selbst drückte auch die Ablehnung der schwarzen Identität aus.

Wie sieht man sich selbst, vor dem Spiegel, der Kamera unter Freunden? Das big smile der Amerikaner wird bei uns als oberflächlich empfunden. Wissen wir, dass dieses Lächeln vermutlich der Sprachenvielfalt einer Einwanderungsnation zu verdanken ist, es also keinesfalls oberflächlich zu lesen ist?

„Vielleicht ist es eine weise Einrichtung der Natur, dass man sein eigenes Gesicht nicht sehen kann, jedenfalls nicht unvermittelt, so wie die andern uns sehen können.“ Mehr als 3,3 Sekunden sehen sich Menschen nicht ins Gesicht. Oft trifft Liebende eine Art Erinnerungsschock und sie sehen im anderen Gesicht jene nicht beschreibliche Zuneigung die Liebe auf den ersten Blick genannt wird.

Im Schwimmbad habe ich Stunden damit zugebracht im Wasser, unter flirrender Sonne und im Wellengang Gesichter zu erkennen. Ebenso in den ziehenden Wolken. Unsere Neigung, überall Gesichter zu erkennen, menschliche Züge zu lesen, scheint universell und wird auch in diesem Buch gespiegelt. Dass aus diesem Erkennen auch wiederkehrende Muster inkl. Stigmatisierungen entstehen können, es stimmt und wir neigen dazu, solchen Vor-Urteilen oder Kurzschlüssen immer wieder zu erliegen. „Wir forschen in den Zügen des Fremden unwillkürlich nach der Durchschrift des Herzens, dem Wesen einer Person.“

Schönheit des Gesichts, entstelltes Gesicht, Wiederherstellung von Gesichtern, abgewandtes Gesicht, Totenmaske, Verhüllungen, Mund-Nase-Schutz, Eindruck, Ausdruck, Passbild, Fake Face, Deepfake - das Buch von Andrea Köhler bietet eine Vielzahl von Zugangsmöglichkeiten zum wichtigsten äußeren Teil des Menschseins, kreativ und überraschend aufgefächert. Es hat mir viel Neues geboten, spannend zu lesen.

Bei mir selbst gibt es einen großen Widerwillen, mich fotografieren zu lassen. Jacob Burckhardt schrieb das ähnlich 1864 an einen Freund. Im Zeitalter der Selfies sei dies ungewöhnlich, lese ich, eine altmodische Scheu. Man hat Angst vor dem Aussehen, aber es ist mehr. „Es ist der Moment des Stillgestelltwerdens, das Erstarren im Bild, das Beklemmung auslöst.“ Indigene Völker hatten früher die Furcht, der Fotoapparat würde das Gesicht und gleichsam die Seele rauben. Im Moment der Ablichtung wird unser Gesicht also der eigenen Verfügungsgewalt entzogen.

Heute sind Werbegesichter das Ergebnis von Schönheitsoperationen, Kosmetik und Retuschen nach den Aufnahmen. Unvorstellbare Maßstäbe für den Einzelnen sind so entstanden und oft nur mit übermenschlichen Anstrengungen zu erreichen. Der Mensch aber und sein lebendiges Gesicht ist die Essenz unserer Humanität. Es im Internet oder mit Schleiern zu verhüllen, führt zum Verlust eines guten, zusammen klingenden, hilfreichen Miteinanders. „Ohne das Aufleuchten der Freude zwischen den Gesichtern, ohne das Wiedererkennen des Schmerzes in den Zügen des Gegenübers, wäre dies eine trostlose Welt.“

Bewertung vom 27.04.2025
Gemeinsam anders
Sarah Vecera

Gemeinsam anders


sehr gut

Ich schlage Bücher oft einfach auf und entscheide nach einigen Zeilen, ob ich es kaufe oder nicht. Hier hat mich die Geschichte „Woher kommst du eigentlich?“ von Tayo Awosusi-Onutor eingefangen. Gleich zu Beginn meint sie, dass sie mit dieser Fage schon so viele amüsante Geschichten erlebt hat. Sie hat also nichts dagegen und macht aus dieser bei vielen schon verbotenen Frage etwas Besonderes. Es hat mich amüsiert. Darüber hinaus ist sie eine tolle Sängerin, von der ich nie etwas zuvor gehört habe.

Es stimmt, zu Roman und Sinti herrscht ein großes Unwissen und Tayo hat mich gut informiert und ihre Geschichte spannend erzählt. Vater aus Nigeria, Mutter aus Rumänien, eine höchst ungewöhnliche Kombination. „Romani und sinti Gruppen sind im Zuge einer globalen Migration vor ca. 1000 Jahren aus der Punjab Region im Norden Indiens in Migrationswellen nach Europa gekommen.“ Die Sprache hat Ähnlichkeit mit dem altindischen Sanskrit und seit dem 15. Jh. werden Sinti*zzi und Roma*nja in fast allen europäischen Ländern erwähnt. Sie werden seit dem Mittelalter verfolgt und die Nazis haben zwischen 500.000 und 1,5 Mio ermordet.

Die Art, über sich zu erzählen hat mir in diesem Artikel sehr gefallen und ich würde mich freuen, Tayo Awosusi-Onutor zu begegnen und sie zu fragen, wo sie herkommt.

Ich habe weitere Artikel in diesem lesenswerten Buch gelesen und denke, dass sich jeder Gedanken machen sollte über Gruppen/Menschen, die ausgegrenzt werden und die auch heute kein Gehör finden.

Eine Vielzahl von Fragen ergeben sich für mich aus diesem wichtigen Buch, das ich vor allem auf die Aspekte Vielfalt und Gerechtigkeit abgeklopft habe. An Vielfalt per se glaube ich nicht, sehr wohl aber an die Vielfalt von Kulturen, deren Unterschiede und Inkompatibilitäten man kennen sollte. Dabei spielen Religionen eine zentrale Rolle. Nicht alle wollen, nicht alle können zusammenleben.

Dass unsere Gesellschaft auf Ausbeutung beruht, wie Sarah Vecera auf Seite 129 schreibt, halte ich für ein Gerücht. Jeder kann es bei uns schaffen, wenn er zentrale Aspekte des marktwirtschaftlichen Systems bejaht. Dann können Menschen sogar „Klassenmigranten“ werden wie es Frau Vecera über sich selbst schreibt. Kapitalistische Leistungsgesellschaft ist nicht negativ zu sehen, sondern führt oft über Selbstbewusstsein und Begeisterung an der eigenen Arbeit zum Erfolg. So sehe ich auch dieses Buch der Herausgeberin Sarah Vecera. Ein wunderschön gemachtes Druckwerk, das man gerne zur Hand nimmt, mit guter Werbung und einer Kommunikation, die berührt.

Ich selbst war multikulturell ein ganzes Leben auf der ganzen Welt unterwegs. Dabei hat mir eine Aussage von Manfred Rommel geholfen: „Das Gute kritisch sehen, um das Bessere zu erreichen.“ Es gibt mehr Unterschied als wir glauben und sie zu kennen, ist wichtig. Jesus sagte: „Ich bin nicht gekommen , den Frieden zu bringen, sondern das Schwert“. (Matthäus 10,34) Übersetzt man diesen Satz tatsächlich aus dem Aramäischen in richtiger Weise (Franz Alt: Was Jesus wirklich gesagt hat) , dann heißt er: Seid nicht gutgläubig, seid wachsam! Wenn Ihr Euch mit anderen zusammensetzt, zieht das "Schwert der Worte" und streitet für Eure Sache. Meine Aufopferung, mein Selbstopfer bedeutet nicht Frieden, Erlösung als Automatismus, sie ist eher der Beginn des Kampfes um Wissen und Wahrheit.

Gerechtigkeit im umfassenden Sinne hat die Natur und wohl auch Gott nicht vorgesehen. Die Lotterie des Aussehens hat die Herausgeberin schon mal gewonnen. Golda Meir sagte, auch wenn man hässlich aussehe, wie sie selbst, könne man von innen her Schönheit entwickeln. Ich glaube, dass es weniger Rassismus gibt als in diesem Buch angenommen, ich habe zum Beispiel vor einigen Jahren aufgehört, mir fremd aussehende Personen nach ihrer Herkunft zu fragen. Tayo Awosusi-Onutor hat mir diese Angst genommen, alleine dafür hat sich dieses Buch gelohnt.

Bewertung vom 24.04.2025
Mein Skizzen- und Lerntagebuch
Brändle, Mägi

Mein Skizzen- und Lerntagebuch


ausgezeichnet

Im nächsten Leben möchte ich Illustrator werden, ich bewundere alles Skizzierte und Gezeichnete. Bis dorthin übe ich und bin mit diesem Buch von Mägi Brändle aufs Schönste fündig geworden. Viel zu viele Notiz- und Malbücher müssen besser gefüllt und erinnert werden, denn es stimmt: „Lernen klappt besser mit Bildern.“ Oder behalten, oder erneut zur Freude vorlegen. Wer weiß noch, was vor einer Woche war? Mit Bildern gelingt das immer besser, völlig egal wie gut man malt.

Mägi Brändle nimmt die Angst: „Ihrem Gehirn ist es nämlich egal, ob die Bilder schön sind oder nicht.“ Und es stimmt: es geht nicht um Kunst, sondern um Kommunikation.“ Mit sich selbst in Kontakt zu treten, heißt jene Dinge immer wieder vor sich zu sehen, die einem begegnet sind und die einem etwas sagen wollen.

Die Anleitungen führen mich zurück in die Kinderzeit, Dinge ganz einfach denken und zerlegen, von den Grundformen Strich, Quadrat, Dreieck, Halbkreis, Punkt, Kreis bis zur Glühlampe zu Beginn des Buches in den Einstiegsübungen. Es ist erstaunlich, dass man mit so wenig Basisobjekten so viel und spielerisch erzeugen kann.

Insgesamt ist das Lernbuch eine Erinnerung auch an mein Lieblingslied von Guns N’ Roses, Sweet Child o’ Mine: She′s got a smile that it seems to me, Reminds me of childhood memories. Zudem erinnert es mich an die Inhalte eines vor kurzem besprochenen Buches „Alles, was du im Leben wissen musst, hast du schon im Kindergarten gelernt.“

Texte in kleine Bilder umwandeln, Rahmen legen, ihre Vielfalt erkennen und anwenden, Lieblingssymbole, Bild und Text kombinieren, die Stärken Fahne, Buchtipps zum Thema - selten hat mir ein Buch so viel Freude bereitet, es füllt isch von ganz alleine, mit Lust und Laune. Es gehört mit Sicherheit zur 6-armigen Skizze auf Seite 78, mit der Überschrift: „Das tut mir gut.“