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Benutzername: 
zwergendruidin
Wohnort: 
Rehm-Flehde-Bargen

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 24.05.2023
Idol in Flammen
Usami, Rin

Idol in Flammen


sehr gut

Der Hauptcharakter dieser Geschichte ist die Schülerin Akari. Sie ist Fan von Masaki, einem Idol, der Teil einer J-Pop Gruppe ist. Wer mit dem Konzept solcher Gruppen bisher nicht vertraut ist, könnte meiner Meinung nach teilweise Schwierigkeiten haben, bestimmte Aussagen und Verhaltensweisen von Akari und anderen Fans nachzuvollziehen.

Die Geschichte, begleitet Akari ab dem Moment, in dem ihr Liebling Masaki beschuldigt wird einen Fan geschlagen zu haben. Beschrieben wird vor allem wie Akari ihrem Idol gegenüber empfindet, welche Position sie ihm gegenüber und anderen Fans einnimmt, nachdem die Vorwürfe erhoben wurden, was sie zur Finanzierung ihres Fan-Daseins arbeitet, wie sie mit der Schule und auch mit ihrer Familie zurechtkommt und was Masaki für sie und den Sinn ihres Lebens bedeutet.

Es ist definitiv keine leichte Kost, denn das Leben, welches Akari führt, ist beschwerlich. Sie hat Schwierigkeiten sich in die Gesellschaft, in die Erwartungen von Familie und Umfeld einzufinden und hat keinen Antrieb, außer durch ihre Leidenschaft gegenüber Masaki. Als Fan ist sie nicht nur extrem, sondern richtiggehend fanatisch. Für sie scheint es niemanden und nichts zu geben was ihrem Leben einen Sinn gibt und der Leser begleitet sie auf einer Abwärtsspirale.
Die Geschichte liest sich weitestgehend flüssig. Es wird direkt und unverblümt gesagt, was gesagt werden muss. Ich glaube, dass ein paar Aussagen für Leser, die die Welt der Idols bisher nicht kennen, verstörend und auch übertrieben wirken können, aber das sind sie nicht. Wer in solch einer Bubble lebt und sich voll und ganz dieser Art von Fankultur verschrieben hat, merkt nicht wie extrem und übergriffig einige Aussagen sein können und das Mensch sein, mit eigener Persönlichkeit und Leben neben des Jobs, wird Idols sowieso recht schnell abgesprochen.

Manches Mal war ich mir unsicher wie viel Zeit zwischen den beschrieben Geschehnissen vergangen ist, da auf den knapp 130 Seiten etwa eineinhalb Jahre vergehen und man immer wieder einzelne Prägnante Augenblicke erzählt bekommt, aber nicht einleitend eine Zeitangabe.

Für mich war die Lektüre teilweise etwas zu langatmig, Zeitsprünge zu groß und manche Geschehnisse wurden nicht genügend erklärt bzw. geklärt. Doch bietet diese Geschichte einen guten Einblick in die Fankultur von Idols, auch wenn beachtet werden muss, dass hier ein extremer Fall dargestellt wird, der zwar vielleicht nicht so selten ist, wie man es sich wünschen würde, aber dennoch nicht die gesamte Fanbase betrifft.

Exkurs mit Blick auf die 'Idol-Industrie' wie sie im Buch dargestellt ist: Im Normalfall hat ein Idol ein Management. So ist es auch bei der hier dargestellten Gruppe. Um die Mitglieder wirtschaftlich so gut es geht zu vermarkten, sollen die einzelnen Mitglieder sich möglichst als perfekte Überwesen darstellen, welche ein traumhaftes Leben führen und nichts außer ihren Fans als Lebensinhalt für sich benötigen. Jedem Mitglied ist z.B. eine Farbe zugeteilt, in der dann Fanartikel verkauft werden. Fans sollen sich mit ihrem bevorzugten Idol identifizieren und dadurch zum Kauf von Merchandise angeregt werden. Außerdem gibt es neben Konzerten auch Special-Events wie z.B. ein Beliebheitsvoting, bei dem mittels Wahlzetteln, welche beim Kauf bestimmter Tonträger beiliegen, abgestimmt werden kann. Für die Idols selbst ist eine gute Platzierung hierbei ebenso wichtig wie für die Fans, da Position auf der Bühne, die Möglichkeit für ein Solo u.ä. davon abhängen.

Das stellt jedoch alles nur einen kleinen Teil dieser Industrie dar, ist aber für ein besseres Verständnis dieser Lektüre, meiner Ansicht nach, nötig.

Bewertung vom 23.03.2023
Unsichtbar
Moreno, Eloy

Unsichtbar


sehr gut

Ich habe dieses Buch einige Zeit vor mir hingeschoben. Die Leseprobe war in Ordnung, aber dort gefiel mir der Schreibstil nicht und ich wusste nun auch nicht so recht, ob ich einfach einer Mobbing Geschichte in der Schule von Beginn bis Ende folgen wollte.
Dann habe ich mich an einem Tag hingesetzt, dass Buch genommen und mir gesagt, dass es halt gelesen werden muss und es ja nicht so lang ist. Tatsächlich hat es eine Länge, die perfekt für die Erzählung der Geschehnisse ist. Der Schreibstil war für mich zu Beginn wieder etwas schwer, meist kurze knappe Sätze, nichts ausschweifendes, aber Seite für Seite kam ich besser damit zurecht und es wirkte wie ein Sog, der mich einfach immer weiterlesen ließ.
Die Geschichte zeigt dem Leser einen Fall von Mobbing in der Schule auf. Die dargestellten Figuren werden nur ab und an mit Namen benannt, manche werden gar nicht genannt. Oft werden sie durch Merkmale die sie ausmachen, sprachlich kenntlich gemacht wie z.B. 'Der Junge mit den neuneinhalb Fingern'. Mir fehlte dadurch irgendwie der tiefergehende Bezug zu den Charakteren. Es hätte wohl noch persönlich ergreifender werden können, wenn man die Personen mit Namen sichtbarer gemacht hätte. Vielleicht ist aber eben dies der Grund des Autors gewesen, es zu unterlassen.
Die Geschichte ist meiner Ansicht nach sehr offen, ehrlich, realitätsnah, nimmt kein Blatt vor den Mund und genau dadurch kann es, meiner Meinung nach, nicht nur teilweise brutal in seiner Darstellung wirken, sondern auch in seiner Auswirkung auf den Leser.
Phasenweise musste ich das Buch zur Seite legen, weil ich vor Tränen nichts sah. Es ist nicht nur die Geschichte, die hier exemplarisch wiedergegeben wird, sondern dass was es in einem selbst, egal welchen Part man aus der Geschichte vielleicht selbst einmal eingenommen hat, auslöst. Man kann sich mit in die Charaktere einfühlen und verstehen was sie handeln und auch nicht handeln lässt. Was nicht vergessen werden darf, meiner Meinung nach, ist die Tatsache, dass es Kinder und Erwachsene sind die Teil der Geschehnisse sind und diese durchaus unterschiedliche Verhaltensmuster, Erklärungsversuche, Bewältigungsstrategien, Lösungswege und Denkmuster haben. An sich ist dies auch bei Erwachsenen der Fall, jedoch wird in diesem Buch gut dargestellt, dass Kinder und auch Jugendliche, andere Schwerpunkte haben bzw. setzen.
Was dieses Buch wirklich sehr gut hervorhebt, ist der Umstand, dass man sich immer erst dann Zeit für die einem eigentlich wichtigen Dinge nimmt, wenn etwas (schlimmes) passiert ist. Im Buch wird von einem Kind an den Vater die Frage gestellt, warum dieser von der Arbeit nicht (spontan) frei nehmen darf, weil ein schöner Anlass aufgetreten ist, sondern immer nur dann, wenn z.B. jemand krank ist.

Insgesamt beleuchtet die Geschichte viele verschiedene Leben und verschafft einem Einblicke in verschiedene Köpfe und zeigt auf problematische und schwierige Arbeits- und Verhaltensweisen. Es gibt Einblicke in emotionale Instabilität und welche Gründe im Guten, wie im Schlechten vorliegen können und es zeigt, dass jeder Gründe hat und findet, um sein Verhalten zu rechtfertigen, aber eine Veränderung im Inneren nur schwer und besonders nicht nebenbei und mal eben so möglich ist. Es bedarf Zeit. Schlechte Angewohnheiten, die sich zu ausgearteten und vielleicht auch bösen Verhaltensweisen herausbilden, treten ebenso wenig urplötzlich auf, wie ein tief in sich ausgeglichener Charakter, der alles und jeden mit Respekt behandelt.
Das Buch zeigt deutlich mit dem Finger auf ein mangelhaftes System, auf eine mangelhafte Kommunikation und auf eine mangelhafte Fürsorge. Es ist nicht dazu gedacht, das große Ganze verändern zu wollen, weswegen dafür auch keine Lösungsvorschläge aufgezeigt werden, aber es zeigt, wie und wo man aufmerksamer sein sollte und in manchen Berufsgruppen und auch als Erziehungsberechtigter sein muss.

Bewertung vom 21.02.2023
Anti-Girlboss
Shehadeh, Nadia

Anti-Girlboss


gut

Die Autorin hat in ihrem Buch Situationen und Geschehnisse beschrieben, die sich alle um das Thema Anti-Girlboss drehen. Der Titel des Buches, der schlichte große Titel, der eine klare Haltung ausdrückt, passt auf die Gesamtheit des Buches, sehr gut. Den zweiten Teil des Titels finde ich nicht so richtig passend, denn die Autorin macht zwar deutlich, dass sie das derzeitige System grauenvoll und für viele Menschen unzumutbar findet, kann aber wegen der Komplexität der Thematik, eigentlich nur beschreiben, wie sie zum jetzigen Zeitpunkt versucht, sich selbst nicht für den Kapitalismus zu 'opfern'.

Dieses Buch versucht meiner Meinung nach zu viel. Es wirkt, als wenn es einen Weg aufzeigen möchte, der dem Kapitalismus entgegen wirkt. Einen Weg, der einen selbst mehr Ruhe und Zufriedenheit gibt, indem man sich nicht ausbeuten lässt. Die Autorin hält selbst fest, dass es eben nicht so einfach ist, wie sie es immer wieder gerne niedergeschrieben hat. Einfach einen Gang zurückschalten, nur das Nötigste an Arbeit verrichten und Freizeit vor Arbeit zu stellen, klingt nach etwas, was auch ich gerne machen möchte, doch sieht es in der Realität sehr häufig so aus, dass die Möglichkeit seinen Alltag so zu gestalten, nicht immer gegeben ist. Ja, es könnte nun gesagt werden, dass ein jeder Mensch immer eine Wahl hat und man, wenn man bei der Arbeit Abstriche z.B. vom Zeitpensum vornehmen würde, dass man dann auch die Abstriche im Bezug auf den Lohn, hinnehmen muss, doch haben halt nicht alle Menschen die gleichen Chancen und Lebensumstände.

Die Autorin weiß dies auch und verweist nicht nur einmal auf soziale, strukturelle, kulturelle etc. Umstände, sondern webt diese immer wieder ein. Sie bringt auch ihre eigene Lebensgeschichte sehr stark mit ein und erzählt wie sie aufgewachsen ist, wie ihre Zeit während des Studiums war und die ersten Jahre im Arbeitsleben nach der Universität.

Meine Schwierigkeit ist, dass sie sehr subjektiv schreibt, was ich in der Leseprobe schon gemerkt hatte und was sich durch das ganze Buch zieht. Anstelle von objektiven Aussagen oder einem gegenüberstellen von Behauptungen aus verschiedenen Lagern, hat sie ihre Position gefunden und haut einem Sätze an den Kopf, welche so verallgemeinernd sind, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen. Wenn es für ihre Aussagen passend erscheint, werden Personengruppe gemeinschaftlich über den Kamm geschert.

Wie der Titel schon aussagt, sieht die Autorin sich als 'Anti-Girlboss' und an den sogenannten 'Girlbossen' lässt sie kein einziges gutes Haar. Wer ein 'Girlboss' ist, sich als solcher darstellt oder äußert einer werden zu wollen, ist in den Augen der Autorin jemand, der nur sich selbst im Sinn hat und das bestehende System, dass auf Ausbeutung und Arbeit vor Freizeit aufbaut, nicht verändern will, sondern für sich benutzen möchte. Sie führt große und bekannte Frauen an, welche, teilweise erfolgreich, versucht haben, eigene Wege zu gehen und stellt ihre 'Machenschaften' als das Böse dar, da sie dies, laut Aussage der Autorin, nur zu ihrer persönlichen Erfüllung angestrebt haben.

Unsere Gesellschaft ist eine auf Leistung basierte. Dies ist deutlich spürbar und eigentlich jedem bekannt. Auch, dass dies zu Stress, (Leistungs-)Druck, erhöhtem Krankheitsrisiko etc. führt. Da widerspreche ich überhaupt nicht. Wirklich überhaupt nicht. Ich selbst finde es schwierig in diesem System meinen Weg zu finden und das geht bestimmt einigen anderen Menschen ebenso. Eine allgemeingültige Lösung habe ich jedoch nicht und die Autorin leider auch nicht.

Es ist gut, dass sie auf die Problematiken versucht aufmerksam zu machen und ihr ist bestimmt bewusst, dass sie anecken wird, bestimmt auch einige richtig blöde Kommentare erhält und ich bin der Meinung, dass sie einige Aussagen mit Absicht provozierend niedergeschrieben hat, aber es war für mich ein zu großes Durcheinander, besonders weil ich irgendwie gehofft hatte, doch zumindest einen Hinweis zu erhalten, wie ich das mit dem 'Anti-Girlboss' sein, umsetzen könnte.

Leider ist die Kernessenz des Buches, dass man einfach einen Gang zurückschalten sollte, nur das was nötig ist und innerhalb der Arbeitszeit machbar, abarbeiten, seine Freizeit einfach als erste Priorität ansehen und mehr entspannen soll. Natürlich nur, sofern man es sich leisten kann.

Wer Einblicke in das bisherige Leben der Autorin lesen möchte, denn davon gibt es einige und die sind, wie sie auch selbst oftmals schreibt, mehr 'Girlboss' als 'Anti-Girlboss', wer sich über das System aufregt und eine Verbündete sucht, wer wissen will, was am System mancherorts verkehrt läuft und wer gemachte Behauptungen und Aussagen nicht einfach nur lesen, sondern sich selbst im Anschluss weiter informieren möchte, der sollte dieses Buch kaufen. Es ist zwar nicht lang und es liest sich sehr gut, da der Schreibstil der Autorin flüssig und die Sprache meiner Ansicht nach meist einfach gewählt ist, aber es bleibt auch noch im Nachhinein in den Gedanken hängen.

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