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FrancieNolan

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
12
Bewertung vom 31.12.2020
Stark gegen Schmerzen
Riepenhof, Helge;Stromberg, Holger

Stark gegen Schmerzen


sehr gut

Der Sterne-Koch Holger Stromberg und der TV-Bewegungsdoc Dr. Helge Riepenhof haben hier ein frisches, optisch wunderbar gestaltetes Koch- und Bewegungs-Buch, „Die besten Rezepte und Übungen gegen Arthrose und Gelenkschmerzen“, vorgelegt, das vor allen Dingen Einsteigern in die Thematik einen guten Überblick verschafft, und auch allgemein leicht verständlich praktische Hilfe zur Selbsthilfe bietet.

Zunächst das Positive: das Buch ist exzellent eingeteilt, übersichtlich gestaltet, medizinisch wohl auf dem neuesten Stand und hat den Schwerpunkt entsprechend bei vorwiegend pflanzlicher Ernährungsweise plus Bewegung als Mittel gegen die Gelenk-Beschwerden. In den „Ernährungsbasics bei Arthrose“ (Seite 7-43) wird sehr verständlich erläutert, weshalb „antientzündlich“ gegessen werden sollte, das Ganze mit praktischen Lebensmittellisten oder Artikeln wie „die Küche als Hausapotheke“ und vielen anderen Ratschlägen unterlegt. Es gibt außerdem noch Tipps zum Abnehmen, hier wird in erster Linie das Intervall-Fasten präferiert und in diversen Varianten vorgestellt.

Ab Seite 149 geht es um das von vielen gefürchtete Bewegungstraining, und vor allem hier besticht das Buch mit einem sehr motivierend und einfach dargebotenen Konzept: Einstieg mit Wirklich-nur-5-Minuten-Übungen, Beachtung individueller Ausgangspunkte durch verschiedene Schwierigkeitsgrade bei den Übungen, und insgesamt einer Schritt-für-Schritt-Anleitung zum gesünderen Alltag, wie er wirklich für jeden machbar ist, auch für Ältere oder Sportmuffel.

Der für meinen persönlichen Geschmack schwächste Teil des Buches ist leider der Rezeptteil („Genuss ohne Reue“, Seite 45-147), der insgesamt (nur) 55 Rezepte (11 Frühstücke, 15 kleine Gerichte, 17 Hauptgerichte und 12mal Desserts und Kuchen) bietet und durchaus sehr ansprechend gestaltet und wahrscheinlich auch leicht nachzukochen ist.
Leider hindern mich am Testkochen vor der Bewertung die z.T. doch eher außergewöhnlichen Zutaten. Es sind zwar keine völlig exotischen Superfoods dabei, aber doch Zutaten wie „Farofa“, „Panko“ und diverse Male „Kaffir-Limettenblätter“ aus der asiatischen Küche, die ein genaues Nachkochen und damit die Umsetzung der neuen Ernährung m.E.für „Otto Normalköstler“ unnötig erschweren. Auch der mehrfache Gebrauch von Fertigprodukten wie Fertigpizzateig, Tortilla, Sonnenblumenhack usw. hatte ich von diesem Koch nicht erwartet. Ebenso gibt es entgegen der Empfehlung des Theorieteils dann doch wieder die Verwendung von Eiern, Hähnchenfleisch oder Buttermilch, was möglicherweise aus Entgegenkommen zu Mischköstler-Gewohnheiten passiert, mich aber deshalb stört, weil viel einfachere gesunde und sogar regionale Alternativen wie der gesunde Kohl, einfache Linsen oder regionale Gemüse wie Topinambur oder Schwarzwurzeln minimal bis gar nicht vertreten sind. Ob man Menschen, die sich mit pflanzlichem Essen anfreunden sollen, einen Gefallen tut, den Schokoladenpudding aus Avocados als „Raw Mousse au Chocolat“ zu bezeichnen, wage ich persönlich wegen der anderen Konsistenz auch zu bezweifeln – ich fürchte, es führt am Ende nur zur Bestätigung des Vorurteils, dass „veganes Essen eben nicht (genauso) schmeckt“.

Fazit: Mich persönlich als Betroffene hat das Buch trotz allem sehr motiviert, mich noch einmal näher mit meinen kleinen Ernährungssünden und vor allem meinem „Problemfeld Sport“ zu beschäftigen, es ist wunderbar gestaltet und sicher ein gutes Nachschlagewerk.

Auch wenn ich wahrscheinlich nur abgeändert daraus kochen werde (ich lege insbesondere auch Wert auf regionale Produkte), bin ich sehr froh dieses Buch jetzt im Schrank zu haben und kann es, vor allen Dingen als Einstiegslektüre, wirklich empfehlen.

Wer allerdings hauptsächlich ein Kochbuch sucht, könnte enttäuscht werden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.07.2020
LostSky - Mächtige Feinde / DarkSky-Trilogie Bd.2
Stöhr, Bernd

LostSky - Mächtige Feinde / DarkSky-Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Der SP-Autor Bernd Stöhr hat mit dem zweiten Band seiner „Dark Sky“- Trilogie einen Mittelband hingelegt, der sich vor den Großen des Genres nicht verstecken muss, und wirklich filmreife Action pur liefert – im Gegensatz zu Bd. 1 diesmal nicht nur auf, sondern auch außerhalb der Erde!

(Zum Inhalt möchte ich nichts verraten, um nicht zu spoilern, der Klappentext erzählt genug.)

Zunächst mal glaube ich, dass man „Lost Sky-mächtige Feinde“ sogar ohne Kenntnis von Bd. 1 gut lesen kann, denn der Autor streut die wichtigsten Vorinformationen sehr geschickt im Laufe der Handlung ein. (Trotzdem rate ich dringend zu beiden, denn schon Bd. 1 war für mich ein großes Lesevergnügen, wenn auch noch mehr Krimi als SF. Als Leserservice gibt es diesmal auch noch ein Personenverzeichnis und ein Glossar.)

Mittlerweile hat Bernd Stöhr die Filmrechte an „Dark Sky“ verkauft, und das merkt man dem Buch an. Ich fand, es war, noch mehr als Bd. 1, ein klarer Page-Turner, ein Buch, in dem man den Protagonisten teilweise mit angehaltenem Atem folgt und auch schon einmal Herzklopfen verspürt.

Es wird auch neues Personal eingeführt, dabei sogar ein Außerirdischer, den man sofort lieb gewinnt, und um den man genauso bangt wie um Priya oder Lieutenant Green, die hier erwartungsgemäß ausgebaut wird. Übrigens alles Frauen, die nicht, wie leider immer noch im SF-Genre anzutreffen, ohne (starke) Männer völlig hilflos sind. Und sogar die neue Figur eines Militärs, Rogers, war mir sofort sympathisch und mit wenigen Worten gut charakterisiert - für mich eine der Stärken des Autors, wie er die Charaktere ausbildet.

Die Spannung wird noch dadurch geschürt, dass die Handlung nun abwechselnd auf der Erde und auf Tally, einem Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, spielt, und entsprechend hat der Autor jede Menge technische Raffinessen eingeführt. Wie glaubwürdig das alles ist, kann ich, als wenig technikaffin, nicht wirklich beurteilen, aber ich schätze sehr, dass immer, wo etwas unverständlich oder zu gewagt werden könnte, immerhin in sich schlüssige Erklärungen geliefert werden. Es ist von daher auch für Nichttechnikbegeisterte gut lesbar.

Als einzige kleine Kritik kann ich vorbringen, dass mir am Ende etwas fraglich erschien, ob Zivilisten wie Henning, egal ob von US-Militär oder anderen Institutionen (oder „Intelligenzen“), so viel Spielraum für ihr Handeln und ihre Ideen eingeräumt würde – das war mir vielleicht etwas zu unrealistisch. Hier hätte auch durchaus mal ein/e andere/r Protagonist/in mehr Ideen haben dürfen, vlt.nicht ganz so oft die Leute von BioScanTech.

Dafür hagelt es andererseits aber an Reminiszenzen an Science-Fiction- u.a. Filmgenres, was mir beim Lesen wirklich großen Spaß gemacht hat! Man glaubt fast nun alle Lieblingsfilme des Autors zu kennen!;-)

Und auch das Ende war ganz nach meinem Geschmack: ein interessanter Cliffhanger und trotzdem auch, in gewisser Weise, ein runder Abschluss. Nun ja, natürlich m u s s man jetzt auch Bd. 3 lesen, das ist klar, und nach dieser wirklich flotten, lebendigen und Kopfkinolastigen Unterhaltung warte ich natürlich nun sehnsüchtig darauf, wie es, hoffentlich bald, mit Henning & Team weitergeht. Eine Leseempfehlung meinerseits!

Bewertung vom 06.05.2020
How Not to Diet
Greger, Michael

How Not to Diet


weniger gut

Der amerikanische Arzt Dr.M.Greger möchte mit seinem neuesten Buch das „erste faktenbasierte Diätbuch“ vorlegen, welches Abnehmen ohne Verzicht per gesunder Ernährung ermöglicht, er möchte „die breite Masse“ zu „mehr natürlicher, pflanzenbetonter Kost“ bewegen.

Insgesamt beinhaltet das Buch eine breite Zusammenstellung neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse, unter Einbezug von für Gesundheit wie Abnehmen wichtigen Bereichen wie der Chronobiologie, unserer Darm-Gesundheit oder der Rolle von Insulin oder viszeralem Fett in unseren Körpern. Zu Recht betont Dr.Greger den Schaden industrieller Kost, die Macht von Lebensmittelkonzernen und Werbung.
Sein 752S.-Buch ist mit etlichen Studien als Beleg seiner Behauptungen versehen. Alle erwähnten Quellen sind per QR-Code zugänglich, sofern man sich die Zeit nimmt und englische Studien lesen kann.
Er formuliert forsch und größtenteils humorvoll, in relativ einfacher Sprache – man muss keine Angst haben, einen völlig trockenen wissenschaftlichen Lesestoff zu bekommen.

Allerdings: Insgesamt ist dieses Buch unstrukturierter als der Vorgänger „How not to die“, und manches wiederholt sich. Allein der schiere Umfang an Studien erschlägt dabei den Leser. Diese zu hohe Anzahl an Studien, im immer gleichen Schema von „zunächst behauptet“, dann „verworfen“, dann erst „zum eigentlichen kommend“, dargeboten, ermüdet beim Lesen, leider führt viel Quantität nicht automatisch zu mehr Qualität.

Zumal der Autor mit seinen Behauptungen und im Umgang mit den Studien nicht immer wissenschaftlich genug verfährt, nicht für ein sog.„faktenbasiertes Buch“.
Ein ganz einfaches Beispiel: dass er zu Übertreibungen neigt, sieht man, wenn man auf Seite 21 z.B. zunächst von „71 % übergewichtiger Amerikaner“ liest, diese im Verlauf des Buches aber ständig anwachsen und bei Seite 217 dann „90 % der US Bürger sind zu dick“ behauptet wird. Oder: Obwohl dem Leser der Unterschied zwischen Studien, die nur die Korrelation eines Ergebnisses beachten, nicht aber die Kausalität, erklärt wird, benutzt er selbst gerne einfache Bevölkerungsstudien oder Studien mit einer sehr geringen Probandenzahl, die oft ebenfalls lediglich Korrelationen belegen.

Auffällig ist, dass Dr. Greger wenig von „veganer Ernährung“ spricht, sondern immer nur von „pflanzlicher“, obwohl es klar auf veganes Essen hinausläuft, weshalb als 13. Zutat zu seiner Ernährungsweise in der zugehörigen App auch die Vitamin-B12-Supplimentierung gehört. Sie wird im Buch mit keiner Silbe erwähnt.

Solcher Art „kleinerer Mängel“ gibt es öfter – ob bei Milchprodukten, der 3xtgl.-Bohnenregel, der nicht erwähnten Wurst oder dem Freispruch weißer Nudeln.
Er fordert vieles, z.B.100g! Ballaststoffe tgl.als ideale Aufnahmemenge oder eine äußerst geringe Fettzufuhr (7-10%), ohne das hinreichend zu belegen, zu erklären oder genügend Hinweise zur praktischen Umsetzung zu geben.
Insgesamt ist die Gewichtung von theoretischen Studien und praktischer Umsetzung einfach zu unausgeglichen, auch Rezepte sind Mangelware.

Das Schlimmste ist aus meiner Sicht aber, dass erst auf den letzten 15 Seiten ersichtlich wird, dass er hier nichts anderes als die „gute alte kalorienreduzierte Diät“(plus Sport) als Mittel zum Abnehmen verkauft, das Ganze „in vegan“ und - ein absolutes no-go - dabei pauschale Grenzwertangaben wie 1200 kcal für Frauen und 1500 für Männer lebenslang, dabei einen BMI von 20-22 verlangt sowie zweimal tgl.Wiegen als „Abnehmbooster“.
Das ist nicht nur veraltet, sondern völlig unverständlich, da der Autor sehr wohl von dem sich verlangsamenden Stoffwechsel bei kalorienarmen Diäten weiß und selbst Esstörungen oder die zunehmende Diskriminierung Übergewichtiger anspricht.

Fazit: Leider ist dieses Buch ausdrücklich nicht geeignet ist, der „breiten Masse“ eine pflanzenbasierte gesunde Ernährung nahe zu bringen, es empfiehlt vegane Ernährung und starke Kalorienreduzierung, ohne dies ausreichend wissenschaftlich zu begründen. Als ehem.Ernährungsberaterin ka

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.10.2018
Zerrissene Leben
Jarausch, Konrad H.

Zerrissene Leben


sehr gut

Konrad Jarausch hat mit "Zerrissene Leben" ein eher ungewöhnliches Geschichtsbuch gegen das Vergessen vorgelegt, das die Schnittstellen "normaler" Menschen mit der "großen Geschichte" beschreibt, und so etwas wie eine "kollektive Biografie" der in der Weimarer Zeit Geborenen liefert.
Der Aufbau des Buches ist chronologisch, wobei der Autor eine Erklärung über seine Herangehensweise und Intention voranstellt. Die Erzählung wird fortlaufend von den Originalzitaten aus den Zeitzeugenberichten untermauert, es gibt einen umfangreichen Anhang mit der Kurzbiografie von 65 Zeitzeugen.
Die Sprache von Jarausch ist dabei an die Zielgruppe all derer angepasst, die sich für Geschichte interessieren und, vielleicht mangels Biografien in der eigenen Familie, Lust auf Zeitzeugenberichte haben. Er kann sehr verständlich und gut lesbar formulieren, durch die ständig eingestreuten Zitate ist das Buch lebendig, und das "trockene", oft ernste Thema dennoch locker zu lesen.
Die Kernfrage des Autors ist: "Wie haben die ganz normalen Deutschen das 20.Jh. "erlebt", "erlitten" und vor allem auch "verarbeitet"?" Entspricht die offizielle deutsche Erinnerungskultur der der Zeitzeugen, sind Alle Opfer, oder gibt es doch Unterschiede, die in der Erinnerung nicht verwischt werden dürfen?
Die Herangehensweise und die Absichten des Autos gefallen mir gut, er wird nicht müde zu betonen, dass so eine "kollektive Biografie" immer auf subjektiv-selektiven, tendenziösen, rechtfertigenden, durch die Erinnerung verzerrten Berichten beruht, die aber durch die Vielfalt der ausgewählten Zeitzeugen und die hohe Menge an Berichten auf ihren Wahrheitsgehalt abgeglichen und in spürbar kritischer Distanz wiedergegeben wurden. Deutlicher Schwerpunkt des Jahrhunderts ist dabei die Nazizeit, weil sie bis heute Auswirkung auf unsere Gesellschaft hat und die befragten Zeitzeugen in besonderer Weise geprägt hat. Jarausch berücksichtigt dabei auch den wichtigen Unterschied in der Entwicklung der beiden deutschen Staaten, und beschreibt streckenweise die gesellschaftsspezifisch unterschiedlichen Erfahrungen von Frauen und Männern separat, vor allem im Krieg. Es gelingt ihm dabei gut, einen stimmigen Gesamtbericht über den Verlauf des Jahrhunderts zu geben, und die "große Geschichte" auf das herunterzubrechen, was normale Menschen darin erleben. Und das auch einem Laien gut vorstellbar zu machen.
Ein bisschen enttäuscht hat mich kaum neue Aspekte kennengelernt zu haben. Das mag aber der Tatsache geschuldet sein, dass ich mich schon mehrfach mit dem Jahrhundert beschäftigt habe, und auch noch Gelegenheit hatte, selbst mit Zeitzeugen zu kommunizieren.
Auch ist das Buch so bemüht, eine breite Palette an Zeitzeugen zu befragen (Opfer, Täter, Mitläufer, Prominente wie einfache Arbeiter etc.), dass es mir schwer fiel, mich mit einzelnen Personen derart zu identifizieren, dass ich emotional besonders berührt wurde. Das mag allein an der schieren Vielzahl der Protagonisten, die in ständigem Wechsel zitiert werden, liegen, so dass man kaum eine Gesamtsicht über einzelne Lebensverläufe bekommt. Zumindest musste ich immer wieder zum Personenregister blättern, um keine Lebensberichte durcheinander zu werfen.
Vielleicht wäre über das Herausheben von typischen Verläufen (1Täter, 1Opfer, 1Mitläufer genauer) ein leichterer Zugang für den Leser und auch eine vertiefte Sicht der jeweiligen Biografien möglich gewesen.
Für mich blieb es ein wenig zu sehr bei der "Übersicht", ich hätte mir eine vertiefte Darstellung und Kommentierung von Einzelschicksalen gewünscht.
Dennoch kann das Buch vielleicht Menschen erreichen, die sich sonst mit historischen Büchern schwertun. Es ist keine Sekunde langweilig darin zu lesen, und gibt Laien einen guten Eindruck dieses wichtigen Jahrhunderts.
Zu einer guten kritischen Erinnerungskultur in der Gegenwart ist es in jedem Fall ein guter, wichtiger Beitrag!

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