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Phoebe Caulfield

Bewertungen

Insgesamt 65 Bewertungen
Bewertung vom 07.02.2024
Voll ungerecht!
Frauhammer, Assata

Voll ungerecht!


gut

Gerechtigkeit geht doch ganz einfach – wirklich?

Was genau ist eigentlich gerecht oder fair? Was ist ungerecht und unfair? Und ist das eigentlich wirklich so einfach, wie man denkt?

In ihrem Buch „Voll gerecht – über Fairness und Gerechtigkeit“ geht Assate Frauhammer genau diesen Fragen auf den Punkt. Und ziemlich schnell merkt man – hm, doch ganz schön kompliziert. Dabei beleuchtet die Autorin eine ganze Reihe von Fragestellungen bspw. zu Chancen- und Teilhabegerechtigkeit, Bildungsgerechtigkeit, Recht auf Zukunft und Mitbestimmung.

Diese Themenvielfalt ergibt dabei einen sehr umfangreichen Überblick. Allerdings habe ich mich als Leserin auch ein wenig darin verzettelt, wobei man Buch vielleicht gar nicht in der Reihenfolge von vorn bis hinten lesen muss, sondern sich die relevanten Kapitel herauspicken kann. Ein Inhaltsverzeichnis hätte dem Buch da gut getan.

Die detailverliebten Illustrationen haben mir ganz wunderbar gefallen. Bei den Texten bin ich mir allerdings sehr unsicher, ob die für die Altersgruppe ab 8 geeignet sind, aus meiner Sicht eher ab 10.
Im Großen und Ganzen gibt das Buch wertvolle Denkanstöße, welche Fragen mit dem Thema Gerechtigkeit zusammenhängen und mit welchen Mitteln wir mehr Gerechtigkeit möglich machen können.

Bewertung vom 05.11.2023
Büchermenschen
Vernet, Stéphanie;de Cussac, Camille

Büchermenschen


ausgezeichnet

Wunderbar und mit viel Liebe zum Detail illustriert

Wie kommt eigentlich ein Buch in die Welt und wen braucht es genau wofür? In diesem Buch werden alle vorgestellt, die an der „Geburt“ eines Buches ihren Anteil haben: es beginnt mit dem Autor und seiner Idee, geht über die verschiedensten Verlagsmenschen (Lektorin, Gestalter, PR-Frau) bis hin zu den Druckern, Buchhändlern und Bibliothekaren. Dabei erfährt man zum einen viel Wissenswertes über ihre jeweiligen Aufgaben als auch die einzelne Schritte der Buchgestaltung und -produktion, und so manches Detail darüber hinaus.

Mit ganz viel Herzblut zum Buch und Liebe zum Detail wurde dieses wunderschöne Buch konzipiert und illustriert. Und es ist eine wahre Freude auch als Erwachsene durch die Seiten zu blättern. Die Farbgestaltung und die vielen kleinen besonderen Gestaltungsideen lassen das Herz von kleinen und großen Bücherliebhabern höherschlagen.

Bewertung vom 31.10.2023
Das Klugscheißerchen
Kling, Marc-Uwe

Das Klugscheißerchen


gut

Unterhaltsam und kurzweilig, aber ohne Überraschungen

Vor ein paar Tagen erst ist Familie Theufel in ein altes Haus gezogen. Auf dessen Dachboden zwischen den Umzugskartons gehen die beiden Kinder der Familie, Theo und Tina, nicht nur auf Piratenfahrt, sondern finden auch eine sprechende Kiste. Schnell wird klar, dass diese Kiste bewohnt ist, nämlich von dem Klugscheißerchen. Und dieses kleine türkisfarbene Männchen, weiß so ziemlich alles besser. Aber das wichtigste: es ist nur für echte Klugescheißer sichtbar: Tina und Theo können es sehen – aber auch ihre Eltern?

Marc-Uwe Kling ist ja ein Garant für Spaß und Humor mit manchmal doppeltem Boden. Insofern hatte ich mich auf dieses Buch gefreut. Aber so ganz hinter dem Ofen konnte es mich nicht hervorlocken. Die Geschichte kommt ziemlich linear und ohne große Überraschungen daher. Und auch bei den Illustrationen sprang der Funke nicht so richtig über.

Bewertung vom 17.09.2023
Sylter Welle
Leßmann, Max Richard

Sylter Welle


sehr gut

Liebevoller Rückblick auf die Großeltern

Max macht sich auf den Weg seine Großeltern in Westerland auf Sylt zu besuchen, wo sie gerade ihre Urlaubstage verbringen. So wie schon so viele Jahre zuvor als er noch Kind war und regelmäßig gemeinsam Oma und Opa mit dem Wohnwagen auf dem Campingplatz seine Ferien verbrachte. Vor Ort auf Sylt in der Ferienwohnung beobachtet er seine Großeltern und teilt mit den Leser_innen verschiedenste Familienerinnerungen – mal komisch, mal traurig. Gegen Ende seines Besuchs erkennt Max, wie seine Großeltern mittlerweile gealtert sind, Krankheiten und das Leben sich gezeichnet haben und irgendwann ein Abschied unausweichlich ist.

Das Buch teilt sich analog zum dreitägigen Aufenthalt von Max in drei Teile. Der erste, der längste, widmet sich den überwiegend heiter-komischen Familieneigenheiten und –erinnerungen. Die beiden letzten Teile sind dann schon nachdenklicher und melancholisch.

Der erste Teil war mir schon fast ein wenig zu viel an lustigen Familienanekdoten. Aber irgendwie hatte ich die Vermutung, dass es nicht ganz so heiter weitergehen würde und hinter den lustigen Familienstorys doch mehr steckt. Und so wandelte sich tatsächlich der Ton des Buches hin zu empathisch-nachdenklich.
Aber unterhaltsam und sprachlich gewandt schreiben kann Max Richard Leßmann und so war das Lesen ein Vergnügen und macht schon jetzt Vorfreude auf mehr von diesem Autor.

Bewertung vom 06.09.2023
Die Freiheit so nah
Kästner, A. A.

Die Freiheit so nah


sehr gut

spannende Lebens- und Zeitgeschichte

Es ist Anfang der 80er Jahre in Rostock als sich eine Gruppe von Freunden zusammenfindet, die bis zum heutigen Tag in losem Kontakt zueinander stehen. Die meisten von ihnen kennen sich aus der Grundschule. Aber der Grund für ihre lange Verbundenheit sind verschiedene geteilte Erfahrungen, die für alle jeweils eine Zäsur ihres bisherigen Lebenswegs bedeuteten. Gemein scheint fast allen zu sein, dass sie sich ein Leben in der Enge der DDR nicht vorstellen können und das Land verlassen wollen, es folgen mehrere „Ausreise“-Versuche bis hin zum Ausreiseantrag. Ihren Höhepunkt findet die Geschichte allerdings in einem erschütternden Verrat durch ein Mitglied der Gruppe. Erzählt wird alles aus Sicht von Kay, der Hauptfigur des Romans, es ist seine Geschichte.
Es brauchte für mich die ersten 80+ Seiten, um in die Geschichte hineinzukommen. Dann aber hat sie mich wirklich gepackt und ich habe das Buch an einem Wochenende ausgelesen. Gerade im letzten Drittel konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen – so spannend waren die Handlung und das Finale.

Bewertung vom 15.08.2023
Simone
Reich, Anja

Simone


ausgezeichnet

Ein Buch, das unter die Haut geht und nachklingt

Simone, die Titelperson, nimmt sich 1996 das Leben. Wie ist das Leben von Simone bis dahin verlaufen, wie ist sie aufgewachsen, was ist im Leben von Simone geschehen? Ihre ehemals enge Freundin Anja, die Autorin, macht sich auf den Weg, diese Fragen zu beantworten. Auf ihrem Weg – durch Recherchen, Gespräche und eigenes Erinnern und Reflektieren – entsteht vor dem Hintergrund der persönlichen Geschichte, ein sehr anschauliches Porträt deutscher Geschichte. Die Herkunftsgeschichte der Eltern und die Zeit des Umbruchs der 80er und 90er Jahre, über die, so scheint es, erst jetzt geschrieben werden kann und die so wichtig ist für das Verständnis vom Damals und vom Heute.

Der Stil und die Dichte dieses Buches haben mich von Anbeginn reingezogen, dabei ist es keineswegs „leichte Kost“. Ich kann mir vorstellen, wie sehr das Schreiben dieses doch auch sehr persönlichen Buches die Autorin gefordert hat, immer wieder sind mir einzelne Passagen unter die Haut gegangen. So fremd vielleicht manches Verhalten oder manche Erfahrung der Hauptfigur erscheinen, die Autorin beschreibt mit Empathie und Mitgefühl. Ein Buch jedenfalls, das in mir noch lange nachgewirkt hat und das so wichtig war, geschrieben zu werden. Ich wünsche dem Buch viele Leser_innen auch aus den alten Bundesländern, denn es vermittelt einen Blick in diese o.g. Zeit weit jenseits von Geschichtslehrbüchern und den üblichen Klischeedarstellungen.

Bewertung vom 22.07.2023
What the Fake!
Asllani, Etrit

What the Fake!


ausgezeichnet

sehr klasse Überblick und Einblick - ein Buch für alle (Schüler/Studenten, Eltern, Lehrer

Info- und Newsflut - täglich fühlt man sich auf allen Kanälen überschüttet mit Nachrichten, Nachrichtenhäppchen und sonstigen sonderbaren storys. Im Vergleich mit den Zeiten von nur Zeitungen, 3 TV-Kanälen und Telefon haben die digitalen und sozialen Medien das Verbreiten, Teilen und Weiterleiten von Nachrichten so leicht wie nie gemacht und um ein Vielfaches potenziert. Wer behält da noch den Durchblick und die Orientierung, kann echte von fake news unterscheiden?

In "What the Fake" erklärt Etrit Asllani geht dieser Frage auf den Grund. Gleich zu Beginn stellt er da, dass Fake News beileibe keine Erscheinung des 21. Jahrhunderts sind, sondern bereits vor Jahrhunderten und immer genutzt wurden, im Meinungen zu beeinflussen und politische Bestrebungen durchzusetzen. Asllani erklärt leicht verständlich wie Fake News funktionieren und warum diese heutzutage so große Empfängerkreise erreichen und vor allem, was dies für unsere Demokratie bedeuten kann.
Super gefallen hat mir das Kapitel zu der Psychologie hinter Fake News sowie zu den unterschiedlichsten Erscheinungsformen, in denen Fake News daherkommen können.

Das Buch endet mit einer hilfreichen Zusammenfassung woran mit Fake News erkennen kann und wie man mit diesen umgehen sollte.
Die locker-unterhaltsame Schreibe des Buches unterhält und macht Spaß zu lesen. Ich wünsche diesem Buch viele Leser_innen - zielgruppe sind schlichtweg alle, die soziale Medien nutzen.

Bewertung vom 22.07.2023
Fernweh im Paradies
Mücke, Matthias

Fernweh im Paradies


ausgezeichnet

eine Wiederbegegnung mit dem Hirschbeutel

Bisher kannte ich Matthias Mücke nicht. Aber mit dem Hörbuch "Fernweh im Paradies" erzählt er (so vermute ich) sein Erwachsenwerden und sein "Erwachen" in den 80er Jahren in der DDR. Dabei spielt der Kiez Prenzlauer Berg, mit seiner reichen Subkultur aus Künstlern (Literaten, Musikern, Malern, Schauspielern und versponnenen Aussteigern) eine zentrale Rolle. Wer selbst in der DDR aufgewachsen ist, hat mit Sicherheit damals von diesem mythischen Ort gehört.

Es sind die verschiedensten Figuren wie Gurke, Edmund bis hin zur Malerbrigade, die den Protagonisten auf seinem Weg begleiten, ihm begegnen und ihm neue Welten zugänglich machen. Wunderbar übrigens die rauchende Sachbearbeiterin im Amt, die für die Zuteilung von Wohnungen zuständig ist. Die Kulisse der 80er lebt vor dem inneren Auge auf - ob die Künstler-Partys in besetzten Wohnungen, der Alltag im sozialistischen Ausbildungsbetrieb, die Zugfahrten mit der Deutschen Reichsbahn, die beschriebene Kleidungsmode und erst recht der wiederkehrende Hirschbeutel😍.

Ein wunderbar Coming-of-Age Geschichte aus den DDR 80ern mit Herz- (und Stierblut😉) produziert, ein Hörvergnügen.

Bewertung vom 19.07.2023
Rattensommer
Pickel, Juliane

Rattensommer


gut

Ich hätte es so gern gemocht

Lou und Sonny sind engste Freundinnen. Dieser Rattensommer stellt ihre Freundschaft jedoch hart auf die Probe und verändert so vieles. Und dies nicht nur, weil Hagen Bender aus dem Gefängnis entlassen wird. Hagen Bender ist mitverantwortlich* für den Tod von Sonnys Mutter, eine furchtbare Bürde, die das Mädchen seitdem zu tragen hat.
Die Stärke von Juliane Bickel, die beeindruckend empathischen Schilderungen aus Teenie-Sicht, prägt auch wieder dieses Buch. So findet sie ungewöhnliche aber so treffenden Worte und Bilder für die turbulenten Gefühlswelten beider Mädchen. Allerdings war es mir persönlich irgendwann einfach zu viel: alles in allem hätte das Buch auch gern 50 Seiten kürzer sein können, es hätte der story keinen Abbruch getan. Und dann ist da auch diese Häufung von Problemkonstellationen (will hier nicht spoilern), die den ursprünglichen und auf dem Klappentext angekündigten Plot komplett in den Hintergrund treten lassen. Es scheint, als wollte das Buch zu viel auf einmal, die Handlungen hätten gut für zwei Bücher gereicht.
Nachdem ich von „Krummer Hund“ absolut begeistert war, hätte ich auch dieses Buch so gern gemocht. Aber spätestens ab der Hälfte des Buches, habe ich mich mehr durchgequält. Wobei die Zielgruppe des Buches Teenager sind und vielleicht lesen diese das Buch ganz anders, können leichter damit connecten.

*auch hier ist der Klappentext m.E. nach nicht korrekt, dort wird Hagen Bender als Mörder bezeichnet, was sich beim Lesen des Buches nicht bestätigt.

Bewertung vom 17.07.2023
Luftmaschentage
Becker, Anne

Luftmaschentage


ausgezeichnet

Madam muss man einfach lieben

Auch wenn Madam das Leben von Mats nicht gerade leicht macht. Aber dazu später mehr. Erst einmal kommt Ricci als „die Neue“ in die Klasse. Und obwohl sie doch so ganz das Gegenteil von Mats ist, werden die beiden enge Freundinnen, unterstützen sich gegenseitig und unternehmen eine coole Guerilla-Aktion an ihrer Schule. Nach und nach wird jedoch klar, dass Ricci etwas verheimlicht und verschweigt. Was steckt wirklich hinter ihrer großen Klappe?

Gleich mit dem ersten Kapitel, dem Kennenlernen von Mats und Ricci, hat mich Anne Becker für die Geschichte eingenommen. Leicht und empathisch erzählt sie die Geschichte zweier Außenseiterinnen, ohne dabei in Mitleid zu verfallen. Es sind die wunderbaren Figuren, der feine Humor und auf jeden Fall Madam auf ihrem Sofa, die einen immer wieder schmunzeln lassen, trotz einiger auch trauriger Lese-Momente.

Unbedingte Leseempfehlung. Ich jedenfalls habe mich auch gleich nach den übrigen Büchern von Anne Becker umgeschaut und werde „Luftmaschentage“ bestimmt noch ein zweites Mal lesen.