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suse9

Bewertungen

Insgesamt 16 Bewertungen
12
Bewertung vom 16.04.2021
Paradise Pirates Bd.1
Spencer, Jay

Paradise Pirates Bd.1


gut

Schiff Ahoi!


Die Eichhörnchen Salty und Ozeane segeln mit ihrer Jolle im Auftrag der anderen Eichhörnchen zum Markt, um Gemüse und Obst zu verkaufen. Doch noch während sie das Geheimnis der Schatzkarte, das Einzige, das Salty von seinen Eltern geblieben ist, zu entschlüsseln versuchen, wird ihr Segelboot von einem Dreimaster gerammt, Ozeane als Geisel genommen und der sprachlose Salty muss hilflos mit ansehen, wie sie am Horizont verschwindet.

Die Geschichte mit Salty und Ozeane ist spannend und turbulent. Anfangs erinnert sie stark an „Die Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson, was ich ein wenig einfallslos fand. Allerdings gibt es einige Charaktere, die die Handlung aufpeppen und erfrischen, so dass das Lesen Freude bereitet. Nicht alles ist vorhersehbar, und es gibt einige Überraschungen. Ich muss zugeben, schon spannendere Piratengeschichten gelesen zu haben, aber für Kinder ab 7 Jahren wird sie funktionieren, zumal sie sich hervorragend zum Vorlesen eignet.
Die Illustrationen sind ansprechend, witzig und passen zur Geschichte.
Für echte Landratten könnten einige Seemannsbegriffe knifflig werden. Hier hätte sich eine kurze Erläuterung am Buchende gutgetan. Seit „Titanic“ ist klar, was ein „Krähennest“ ist, aber wer weiß schon, was „über die Planke gehen“ bedeutet? Ich möchte nicht in der Haut des Vorlesers stecken, meinen 7jährigen Zuhörern dies erklären zu müssen.

Es wird eine Fortsetzung geben.

Bewertung vom 16.03.2021
Als hätten sie Land betreten
Sammer, Claudia

Als hätten sie Land betreten


ausgezeichnet

Wie lange hallt eine Freundschaft nach?

Lotti und Veza, zwei junge Mädchen, die durch ein freundschaftliches Band so stark verbunden sind, dass nichts zwischen sie passt. Sie lachen, weinen, tanzen zusammen, und auch ohne Worte verstehen sie sich blind. Die Welt um sie herum passiert nur am Rande und doch ist es gerade diese, die sich hineindrängt in die Freundschaft, an ihr rüttelt und zerrt. Die jüdische Veza muss eine andere Schule besuchen, gemeinsame Augenblicke können nur noch heimlich erhascht werden. Die Zeiten werden grausamer und um zu überleben, müssen beide letztendlich getrennte Wege gehen.

Im Klappentext wird erwähnt, dass die Freundschaft von Veza und Lotti der Ausgangspunkt der Geschichte über 6 Frauen verschiedener Generationen ist. Diese Art von Büchern ist meistens spannend und interessant. So erwartete ich dann auch einen ziemlichen Wälzer. Immerhin, 6 Frauen – das braucht Platz. Erstaunt nahm ich ein kleines, ziemlich dünnes Büchlein zur Hand. Der Funke war nun vollends entfacht, denn wie würde es die Autorin schaffen, mit nur so wenig Seiten auszukommen? Bereits mit den ersten Zeilen merkte ich, dass die Sprache sehr klar und dicht war. Keine ausschweifenden Charakterstudien, keine blumigen Beschreibungen, die ich sonst eigentlich so mag. Alles wirkte irgendwie skizziert, teilweise nur angekratzt. Trotzdem ging der Text in die Tiefe, die mich beeindruckte und mitzog. Ich als Leser blieb nicht draußen, sondern wurde mit einbezogen. Die Charaktere waren greifbar, die Gedanken nachvollziehbar, die Handlung stimmig. Über vieles dachte ich lange nach, manches machte traurig, vieles schenkte Hoffnung. Der Roman ist weder klischeebelastet noch schwülstig. Cover und Titel passen sich perfekt ein und setzen das I-Pünktchen auf meinen positiven Eindruck.

Bewertung vom 22.02.2021
Die ganze Wahrheit (wie Mason Buttle sie erzählt)
Connor, Leslie

Die ganze Wahrheit (wie Mason Buttle sie erzählt)


ausgezeichnet

Von Ehrlichkeit und Vertrauen

Mason lebt in der Bruchbude, wie er sein Zuhause so treffend beschreibt, mit seiner Oma und seinem Onkel auf der Apfelplantage. Immer mehr Land wird verkauft, um den Unterhalt der kleinen Familie zu sichern. Es läuft nicht alles glatt in Masons Leben. So muss er den Unfalltod seines Freundes verarbeiten und vor Matt und Lance wegrennen, die ihn als Zielscheibe mit Äpfeln bewerfen. Außerdem fällt ihm das Lesen und Schreiben außerordentlich schwer, da die Buchstaben ständig vor seinen Augen zu tanzen scheinen. Zum Glück gibt es das Büso und Mrs. Blinny mit ihrem Glitzerstaub. Die Sozialarbeiterin versteht es, Mason eine Komfortzone zu schaffen, in der er sich so sicher fühlt, dass er sich langsam öffnet. Als dann auch noch der winzige Calvin in sein Leben tritt, wird vieles besser.

Bereits auf den ersten Seiten schließt man Mason ins Herz. Er ist unglaublich ehrlich, mit seiner Umwelt vor allem aber mit sich selbst. Das hat mich zutiefst beeindruckt. Die Autorin findet den richtigen Ton, um Konflikte verständlich in den Fokus zu rücken. Auch wenn dies kein lustiges Buch ist, schwingt Humor zwischen den Zeilen. Dieser ist aber nicht albern und aufgesetzt, was mir gut gefallen hat. Er erleichtert das Lesen, beschönigt aber nichts. Die einnehmende Art Masons überträgt sich auf den Leser. Man fühlt sich wohl bei ihm.

Auch wenn die Geschichte nicht gerade einfach ist – immerhin geht es um den Tod eines Freundes – zeigt sie doch, wie wichtig Freundschaft, Ehrlichkeit und Vertrauen sind. Die Charaktere sind authentisch beschrieben und dürfen Ecken und Kanten haben. Nichts wird Schwarz und Weiß dargestellt. Es ist ein lehrreiches Buch, das nicht belehren will. Der Schluss war für meinen Geschmack ein bisschen zu konstruiert, aber das mindert nicht meine Begeisterung.

Die Lektüre ist durchaus auch für Erwachsene zu empfehlen.

Bewertung vom 15.02.2021
Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1


weniger gut

Spannend, langatmig, dumm, vorhersehbar –

diese Adjektive kamen mit während des Lesens in eben jener Reihenfolge in den Sinn.

John kehrt nach seinem Einsatz als verdeckter Ermittler im Zuge eines Zeugenschutzprogramms in seine Heimat Schweden zurück. Sein Halbbruder ist der Hauptverdächtige in einem Mord- oder Vermisstenfall. Emelie ist seit 10 Jahren verschwunden. Für die Polizei und die Öffentlichkeit steht Billy als Täter bereits fest. John will dafür sorgen, dass es ein faires Verfahren gibt. Sollte sein Halbbruder der Mörder sein, verdient er bestraft zu werden aber auch nur dann.

Bis zur Mitte des Buches fühlte ich mich gut unterhalten, verfolgt den spannenden Fall fast atemlos und versuchte, einzelne Puzzleteile zusammenzusetzen. Lese ich einen Krimi, spuken auch immer mehrere Verdächtige und Theorien in meinem Kopf herum. Ich mag es, überrascht zu werden. Stellt sich am Ende aber heraus, dass ich ziemlich schnell auf die Fährte gekommen war, bleibe ich enttäuscht zurück. So auch in „Der andere Sohn“. Das Autorenteam konnte den Spannungsbogen nicht bis zum Schluss durchhalten. Sie hätten viel schneller auf den Punkt kommen können, John sich nicht so dumm verhalten und die Zusammenhänge erkennen müssen. Ich fühlte mich als Leser nicht ernst sondern in einigen Szenen so richtig auf den Arm genommen.

Den Charme, der schwedischen Krimis zu eigen sein soll, suchte ich in diesem vergebens. Mir wirkte alles viel zu „amerikanisch“. Der Schreibstil flachte immer mehr ab. Das Verhalten der Protagonisten wirkte unglaubwürdig und amateurhaft. Leider lies mich die Story am Ende emotionslos und gelangweilt das Buch zuklappen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.02.2021
Elfie - Einfach feenomenal
Wolff, Christina

Elfie - Einfach feenomenal


sehr gut

Auch eine Fee muss die Schulbank drücken

Eigentlich wollte Elfie nur ihren Bruder zu einer Veranstaltung ins Planetarium begleiten. Eigentlich. Unglücklicherweise trifft sie dort aber buchstäblich der Blitz – ein Feenblitz. Ungewollt und fast unbemerkt geschehen merkwürdige Dinge. Eltern, die mitten in der Schimpftirade erstarren, Fingerspitzen, aus denen Leuchtkegel hervorschweben, sich in Unsichtbarkeit auflösende Gliedmaßen. Normal ist das nicht mehr, aber Elfie wird schon bald feststellen, dass von nun an nichts mehr normal sein wird.

Wer eine zuckersüße Geschichte mit Glitzersternchen und Feenstaub erwartet, wird von Elfie enttäuscht. Sie ist alles andere als prinzessinnenhaft sondern eine ganz normale 13Jährige mit ebensolchen Problemen. Schnell kann man sich mit ihr identifizieren und wird von ihrer Ehrlichkeit und ihrem Charme eingenommen. Ihre Abenteuer sind spannend, glaubhaft und humorvoll, aber keineswegs albern oder kitschig. Weder fehlen Schmetterlinge im Bauch noch actionreiche Verfolgungsjagden. Manches gelingt, vieles geht aber auch gehörig schief. Bis zum Schluss fühlt man mit. Das Ende ist stimmig und begeistert.

Die Illustrationen sind nicht überbordend sondern unaufdringlich witzig. Sie passen perfekt zur Geschichte.

Bewertung vom 09.02.2021
Krass
Mosebach, Martin

Krass


sehr gut

Wer wirft den ersten Stein?

Krass als einen Menschen zu bezeichnen, der mit Geld um sich wirft, wäre zu einfach. Natürlich setzt er voraus, dass die Leute, die ihn begleiten – ein Rechtsanwalt, ein Doktor nebst Gattinnen, eine zufällige Unbekannte – sich als seine Gäste fühlen und ihn wie einen Stern umschwirren. Die Rechnungen begleicht ausschließlich sein Gehilfe, Adjutant Dr. Jüngel, und zwar in bar. Das Geld aus dem Koffer gehört zwar Krass und es versiegt nie, aber selbst in die Hand nehmen? Undenkbar. Ist er arrogant? Natürlich. Despotisch? Auf jeden Fall. Dennoch ist da etwas, was anzieht – seine Gäste, seine Angestellten und auch mich als Leser.

Der Roman umspannt den Zeitraum von 20 Jahren. Alle paar Jahre steigen wir in die Ereignisse ein und erfahren nur bruchstückhaft, oft nur angedeutet, was zwischenzeitlich geschah. Mancher fiel und ging verloren, während andere neu beginnen konnten. Die Geschichte lebt von seinen Zwischentönen. Viele kleine Episoden oder Betrachtungen laden zum Nachdenken ein. Selbst das Cover des Buches wird Thema und begeisterte mich. Manche Passagen musste – nein wollte – ich zweimal lesen, um besser verstehen zu können.

Das Buch „Krass“ ist etwas Besonderes, besticht durch seine Sprache und Tiefgründigkeit. Es liest sich nicht zwischen Tür und Angel. Konzentration ist vonnöten. Mochte ich die Protagonisten? Nein und doch ja. Schwarz/Weiß gibt es nicht. Nicht in der Wirklichkeit und nicht in der Literatur.

12