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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Outlander
Wohnort: 
47057 Duisburg

Bewertungen

Insgesamt 24 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2025
Lila Eule
Schnibben, Cordt

Lila Eule


ausgezeichnet

Das Cover von Cordt Schnibbens Roman "Lila Eule" ist bunt und schon ein absoluter Hingucker. Was soll ich sagen, das Buch ist einfach nur genial. Carl, erzogen von nationalsozialistischen Eltern, zieht achtzehnjährig in die damalige DDR und verliebt sich in Mara, die Tochter eines Stasi-Offiziers. Es ist seine Art von Rebellion gegen die ihm verhasste Gesinnung seines Vaters. Carls Mutter lebt zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, sie stirbt als er fünfzehn Jahre alt und mitten in der Pubertät ist. Cordt Schnibben erzählt Carls Geschichte so emotional, bewegend und auch humorvoll, dass ich mich absolut in diese Zeit zurückversetzen konnte. Es scheint viel mit dem Lebenslauf des Autors selbst zu tun zu haben. Er weiß, wovon er schreibt und vermittelt es dem Leser in einer flüssigen und absolut authentischen Sprache. Schnibben erzählt von Carls ersten Versuchen dem anderen Geschlecht näher zu kommen, von seiner Schüchternheit, von seinem ängstlichen Stottern, aber auch von seinem Mut und die Beziehung zu seiner Familie und seinen Freunden. Alles wird ausprobiert, Protestaktionen, verschiedene politische Richtungen und Drogen, wie z.B.
LSD. Im Westen ist es ist die Zeit der Studentenbewegungen und der "Flower Power Ära". Im Osten bröckelt der Sozialismus und kein Geschichtsbuch kann die Entwicklung im geteilten Deutschland besser darstellen als wie es dieser hochkarätige Roman schafft. Carls Beziehung zu Mara zerbricht, aber nach dem Mauerfall wird er als Journalist nach Ost-Berlin geschickt und er begibt sich auf Spurensuche. Wird er Mara wiedersehen und was ist aus ihr geworden? Es ist ein politischer und gesellschaftskritischer Roman, ein Spionage-Roman, ein Liebes-Roman, ein Roman eines jungen Mannes der sich erst noch finden muss und ein Roman, in dem die Musik der damaligen Zeit nicht zu kurz kommt. Sie spielt eine große Rolle und am Ende findet man noch eine Spotify Playlist zur "Lila Eule", welche eine Kult-Disco in Bremen war. Da höre ich doch gerne mal wieder meine alten "Stones"-Schallplatten. Aufgepeppt wird alles noch durch sagenhaft viele und bunte Bilder, die zu den Kapiteln und dem Zeitgeschehen passen. Die Illustrationen von Rocket & Wink sind fantastisch und machen diese Lektüre zu einem Gesamtkunstwerk. Für mich gehört die "Lila Eule" jetzt schon zu den besten Büchern des Jahres 2025!

Bewertung vom 31.03.2025
Wie Risse in der Erde
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


ausgezeichnet

Soeben habe ich den Roman, Wie Risse in der Erde" von Clare Leslie Hall zu Ende gelesen und bin zutiefst berührt. Das Buch handelt von der innigen Liebesbeziehung zwischen Beth und Gabriel, aber gleichzeitig zwischen Beth und Frank. Geht das, eine Frau und zwei Männer? Ja, Beth die sich als junges Mädchen in Gabriel verliebt, erlebt mit ihm den schönsten Sommers ihres Lebens. Durch ein großes Missverständnis trennen sich ihre Wege und sie heiratet Frank, der sie schon als Dreizehnjähriger geliebt hat. Ihr großes Glück ist ihr Sohn Bobby, der durch einen tragischen Unfall ums Leben kommt. Gabriel und sein Sohn Leo treten wieder in ihr Leben, alte Sehnsüchte brechen sich ihre Bahn und sie wird erneut zu seiner Geliebten. Trotz ihrer starken Gefühle zu Gabriel, ist Beth voller Schuldgefühle Frank gegenüber und hadert mit sich selbst. Ein weiterer Todesfall erschüttert die Gemeinschaft und es folgen ein zermürbender Gerichtsprozess und ein überraschendes Ende. Ich habe diesen Roman von der ersten Seite an geliebt. Das liegt an dem einzigartigen Schreibstil der Autorin. Er ist flüssig und so liebevoll, dass mir die Protagonisten allesamt an's Herz gewachsen sind. Sie sind mir durch die Bank sympathisch, ein jeder mit der ihm eigenen Geschichte. Jane Austen würde applaudieren!

Bewertung vom 18.03.2025
Schwebende Lasten
Gröschner, Annett

Schwebende Lasten


ausgezeichnet

Wow, ich habe "Schwebende Lasten" von Annett Gröschner innerhalb von zwei Tagen gelesen. Was für ein Meisterwerk! Die Autorin erzählt in einem klaren und flüssigen Schreibstil das Leben ihrer Protagonistin Hanna, stellvertretend für die vielen starken Frauen dieser Generation. Was hat Hanna alles erlebt und durchgemacht, wie ist sie gefallen und immer wieder aufgestanden. Erst Blumenbinderin, später Kranführerin, Ehefrau und mehrfache Mutter, zwei erlebte Weltkriege. Ich musste immer wieder innehalten und an meine Großmütter denken, die ein ähnliches Leben führten. Wie beherzt und mutig waren diese Frauen, wie haben sie in den widrigsten Zeiten für ihre Familien und deren Überleben gekämpft, wie hart schlug das Schicksal oft zu. Hanna lässt sich nicht unterkriegen, so wenig wie meine Großmütter. Dieser Roman ist einzigartig und eine berechtigte Hommage an die Frauen jener Zeit. Das kurze Vorwort hat mich schon zutiefst berührt und vor allen Dingen der letzte Satz, dass Hanna starb, bevor sie die Welt nicht mehr verstand. Leider scheint das aktueller denn je, wenn man die heutigepolitische Weltlage betrachtet. Um die geniale Astrid Lindgren zu zitieren: "Die Menschheit hat den Verstand verloren." Ich wünschte, die "mächtigen Männer" hätten den Geist und das Herz von Hanna...oder von meinen Großmüttern.

Bewertung vom 16.03.2025
Was ich von ihr weiß
Andrea, Jean-Baptiste

Was ich von ihr weiß


ausgezeichnet

"Was ich von ihr weiß" von Jean-Baptiste Andrea ist ein Roman, der mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen hat. Es ist die Geschichte von Michelangelo (Mimo) und Viola. Mimo, klein und aus ärmlichen Verhältnissen kommend trifft die Tochter der Familie Orsini, wohlhabend und für ihn eine völlig andere Welt. Der Junge, der Halbwaise ist, wächst bei seinem Onkel auf und erlernt dass Handwerk der Bildhauerei. Sein Leben ist von kleinauf mühsam und hart. Viola sprüht vor Lebensfreude und will sich nicht den gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit beugen. Unterschiedlicher können zwei Charaktere nicht sein. Der Autor erzählt so feinfühlig, dass ich die beiden Protagonisten sehr bildhaft vor meinen Augen hatte und mit ihnen mitgelacht und geweint habe. Ihrer beider Leben werden in einem flüssigen Schreibstil geschildert und dennoch ist es ein Buch für das man sich Zeit nehmen, auf das man sich voll einlassen muss. Zudem wird geschichtliches Wissen vermittelt und die Kultur Italiens beschrieben. Es ist ein Werk, das mich zutiefst berührt hat.

Bewertung vom 08.03.2025
Du hast ein Recht darauf, glücklich zu sein
Jäger, Nicole

Du hast ein Recht darauf, glücklich zu sein


ausgezeichnet

Das hübsche Gesicht von der Frau auf dem Cover des Buches "Du hast ein Recht darauf, glücklich zu sein" war mir bisher nicht bekannt. Nicole Jäger, Commedian und Autorin, ausgebrannt und auf der Suche nach sich selbst, verreist einer spontanen Eingebung folgend ans Meer. Auf diese turbulente Reise und ihre inneren und äußeren Kämpfe nimmt sie die Leser mit und ich muss sagen, sie hat mich schnellstens abgeholt. Anfangs leicht skeptisch und etwas irritiert von ihrem schnodderigen und oftmals rotzigen Schreibstil, zog mich ihre Erzählweise doch zusehends immer mehr in ihren Bann. Ich bin förmlich durch die Seiten geflogen, fand mich so manches Mal in ihren Schilderungen wieder und war angetan und berührt von ihrer schonungslosen Offenheit sich selbst gegenüber. Das ging oft bis zur Schmerzgrenze. Gleichzeitig ist dieses Buch aber auch voller Humor und ich musste vielfach laut lachen. Was für eine Kombination. Nicole Jäger ist dieser Spagat wunderbar gelungen. Hinter diesen zeitweise harten Zeilen steckt eine äußerst empfindsame Person, die in ihrem Leben zu oft verletzt wurde, wieder aufstand, wieder verletzt wurde etc. Der laute und lustige Clown für das Publikum, das kleine und hilflose Mädchen für ihren engeren Kreis. Sie gibt sich selbst und den Lesern Ratschläge und Denkanstöße, schulmeistert aber niemals. Wie erfrischend und somit hebt sich ihr Buch auf eine sehr angenehme Weise von den üblichen langweiligen sogenannten Selbsthilfe-Ratgebern ab. Trotz aller Traurigkeit und mancher beschriebener bedrückender Situationen und Lebensabschnitte ist es wohltuend "Du hast ein Recht darauf, glücklich zu sein" zu lesen. Ab jetzt ist mir das Gesicht auf dem Cover bekannt und dass0 wird es auch bleiben.

Bewertung vom 25.02.2025
Death in Brachstedt
Wagner, Tobias

Death in Brachstedt


ausgezeichnet

Das Cover von "Death in Brachstedt" von Tobias Wagner verrät noch nicht viel über den berührenden Inhalt dieses hervorragenden Jugendbuches. Es ist lediglich ein Filmstreifen abgebildet, denn darum geht es unter anderem in dem Roman. Der fünfzehnjährige Leo, dessen Mutter bereits verstorben ist, lebt mit seinem zunehmend dementen Vater zusammen. Das stellt den Jungen vor verantwortungsvolle Aufgaben. Eine Woche vor Ostern verschwindet der Vater plötzlich, taucht aber zum Glück bei Leos Tante Lisa wieder auf. Sie will sich erstmal um seinen Vater kümmern und Leo sieht sich für kurze Zeit aller Sorgen entledigt und verabredet sich mit seinem besten Freund Henri. Sie beschließen einen Film zu drehen, der "Death in Brachstedt" heißen soll und danach eine Party zu organisieren. Tobias Wagner hat hier ein wunderbares Jugendbuch geschrieben, das mich vom Schreibstil ein wenig an "Tschick" erinnert. Seine Protagonisten sind sympathisch und liebevoll gezeichnet und das macht die Erzählung so warmherzig. Leo ist mir im Verlauf der Geschichte richtig ans Herz gewachsen, dieser junge Mann, der oftmals schon so erwachsen sein muss und doch auch seine eigenen Probleme hat. Erstes Verliebtsein und derlei Dinge werden thematisiert und natürlich die ehrliche und enge Freundschaft zweier Jugendlicher. Ich kann diesen Roman wärmstens empfehlen und er ist auch für Erwachsene äußerst lesenswert. Zudem hat er für mich Potenzial für eine Mittelstufen-Lektüre.

Bewertung vom 21.02.2025
Lichterloh - Stadt unter Ruß
Kempen, Sarah M.

Lichterloh - Stadt unter Ruß


ausgezeichnet

Das Jugendbuch "Lichterloh" von Sarah M. Kempen besticht alleine schon durch sein wunderschön und passend zum Klappentext gestaltetes Cover. Auch den Umschlag mit der Klappe finde ich gelungen. Die Schwestern Cleo und Gwynnie leben in Rußstadt und ihr gemeinsames Ziel ist es, umweltfreundlichere Technologien zu entwickeln, denn es ist alles andere als angenehm, in Rauch und Dunkelheit zu leben. Zudem ist es Cleos erklärtes Ziel Schornsteinfegerin zu werden, ein in Rußstadt hoch angesehener Berufsstand. Ob sie es schaffen wird, verrate ich hier nicht. Ich kann aber sagen, dass diese Dystopie unglaublich spannend und rasant erzählt wird und keine Leseminute Langeweile aufkommt. Auch gesellschaftskritische Aspekte kommen keineswegs zu kurz. Der Sprachstil ist klar und verständlich und die Protagonisten sind bildhaft beschrieben. Ich bin dem jugendlichen Alter längst entwachsen, konnte mich aber sehr für dieses Buch begeistern und lege es somit auch gerne der nicht empfohlenen Altersgruppe ans Herz. Zwei weitere Bände sollen folgen und man darf sehr gespannt sein wie es weitergeht.

Bewertung vom 21.02.2025
Achtzehnter Stock
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


ausgezeichnet

Das Cover von "Achtzehnter Stock" von Sara Gmuer ist schon sehr ansprechend und der Roman hält, was der interessante Klappentext verspricht. Wanda, arbeitslos und alleinerziehende Mutter einer fünfjährigen Tochter wohnt in einem Plattenbau im achtzehnten Stock, mitten in Berlin und träumt von einer Karriere als erfolgreiche Schauspielerin. Unterschiedlicher können diese zwei Welten nicht sein. Man lernt einen Teil ihrer Mitbewohner und deren Alltag kennen und fühlt sich als Leser recht schnell zugehörig. Das schafft die Autorin einzig allein durch ihren bildhaften, manchmal rauen und trotzdem empathischen Schreibstil. Überhaupt, diese Art so klar und deutlich zu formulieren lässt einen förmlich nur so durch die Seiten fliegen und in keinster Weise Langatmigkeit aufkommen. Wanda bekommt die Chance in die Welt der Filmbranche und Glanz und Glamour einzutauchen. Wird sie sie nutzen? Kann sie dem Plattenbau entfliehen und sich und ihrer Tochter ein sorgenfreieres Leben bieten? Hin-und hergerissen zwischen ihrer Verantwortung als Mutter und der bedingungslosen und aufopfernden Liebe zu ihrem Kind muss sie Entscheidungen treffen. Dieses Buch ist für mich ein Glücksgriff und ich kann es uneingeschränkt empfehlen. Trotz aller Widrigkeiten fehlt es der Geschichte nicht an Humor und die Protagonisten sind so liebevoll gezeichnet, dass man sie einfach ins Herz schließen muss. Sehr gerne weitere Erzählungen von Sara Gmuer!

Bewertung vom 31.01.2025
Sing mir vom Tod
Pochoda, Ivy

Sing mir vom Tod


gut

Das Cover von "Sing mir vom Tod" von Ivy Pochoda ist in einem auffallenden Gelb gehalten und im Vordergrund sieht man Bäume vor einem rötlichen Sonnenaufgang. Ich finde es ansprechend und auch der Klappentext hat mich neugierig auf das Buch gemacht. Leider war ich am Ende dann doch nicht mehr so angetan wie anfangs. Erzählt wird die Geschichte von Florida und Dios, die sich im Frauengefängnis von Arizona kennenlernen und beide daraus frühzeitig entlassen werden. Zwischen ihnen herrscht eine Hassliebe und ihre seltsame Beziehung wird eingehend beschrieben. Als Detective Lobos irgendwann ins Spiel kommt, wird der Roman endlich ein wenig spannend und es kommt auch zu einem guten Showdown. Alles in allem konnte mich das Buch aber nicht wirklich überzeugen. Dafür fand ich es zeitweise, gerade am Anfang, zu verwirrend. Mir ist klar, dass auch in Frauen ein Gewaltpotenzial schlummert und heftigst ausbrechen kann. Allerdings wurde mir diese Brutalität in manchen Abschnitten zu ausführlich und langatmig beschrieben. Es ist für mich kein Buch, das ich am Ende zufrieden zuklappe. Dafür habe ich mich zu oft durch die einzelnen Kapitel gequält. Leider nur drei Sterne und die vergebe ich hauptsächlich für die wirklich spannenden Schlussszenen.

Bewertung vom 13.01.2025
Blumen im Schuh
Spratte, Annette

Blumen im Schuh


ausgezeichnet

Ich kannte Annette Spratte, die Autorin von "Blumen im Schuh" bisher noch nicht und vermutete hinter diesem Buch erst eine der üblichen seichten Trennungsgeschichten. Ich wurde schnellstens eines Besseren belehrt. Elisabeth, die Ehefrau von Wolfgang, erwischt ihren Mann beim Seitensprung und schlägt daraufhin selbst neue Wege ein. Jahrzehntelang in völliger Abhängigkeit lebend, zieht sie zu ihrer Schwägerin Anja auf den Bauernhof, lernt neue Menschen kennen und mit der Zeit auch ihre eigene Persönlichkeit zu entfalten. Schrittchenweise verhelfen ihr die Erlebnisse und Gespräche der offenen Mitbewohner zu einem neuen und starken Selbstbild und sie, die bislang so erfolgreich klein Gehaltene, bietet letztendlich auch Wolfgang die Stirn. Die Entwicklung Elisabeths mitzuerleben war eine wahre Freude und manchmal bekam ich feuchte Augen. Aber, auch der Humor kommt in diesem eindrucksvollen Roman nicht zu kurz. Der Schreibstil ist flüssig, leicht und sehr einfühlsam und ich fühlte mich bestens unterhalten!