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Benutzername: 
sonexuy
Wohnort: 
Radeburg

Bewertungen

Insgesamt 36 Bewertungen
Bewertung vom 19.12.2022
Die Bücher, der Junge und die Nacht
Meyer, Kai

Die Bücher, der Junge und die Nacht


sehr gut

Ein diffuses Gefühl von Längen
Kai Meyer ist ein Autor, der sein Handwerk versteht. Egal, welches Genre er bedient, er schreibt immer mitreißend, spannend und sehr bildhaft. Alle Bücher, die ich bisher von ihm gelesen habe, haben mich sofort in ihren Bann gezogen.
Ich kann nicht erklären, warum, aber ich habe mich mit diesem Buch anfangs sehr schwer getan. So wie der schwarze Rauch der Dampfmaschinen über dem graphischen Viertel von Leipzig, so hing ein zäher Nebel über dem Buch und löste sich für mich erst ziemlich spät auf.
Zwei Zeitebenen machen die Geschichte aus, 1933 und 1971, also ein durch und durch historischer Roman und dann doch wieder nicht, weil der erzählende Robert im Jahr 1971 so wie aus der Gegenwart mit dem Leser spricht.
Die Personen 1933, Jakob, Grigori und Rosalie, waren mir am sympathischsten, vor allem zu den späteren Personen habe ich keinen Zugang gefunden.
Viele Zusammenhänge erklärten sich erst durch die Suche von Robert und Marie 1971, so dass die Beschreibungen von 1933 ein wenig auf verlorenem Posten standen.
Insgesamt die Geschichte von jemandem, der es absolut kann: schreiben, unterhalten, Spannung erzeugen, der hier aber meiner Meinung nach nicht sein Meisterwerk abgeliefert hat.

Bewertung vom 12.11.2022
Zeit der Sehnsucht / Die Töchter der Ärztin Bd.1
Sommerfeld, Helene

Zeit der Sehnsucht / Die Töchter der Ärztin Bd.1


sehr gut

Familiengeschichte und Weltgeschichte
Das Autorenduo Helene Sommerfeldt hat mit dem Roman „Die Töchter der Ärztin“ eine direkte Fortsetzung der „Ärztin“ - Bücher geschrieben. Auch Figuren aus der „Polizeiärztin Magda Fuchs“ findet man wieder. Das finde ich sehr schön. Man muss die anderen Bücher aber nicht gelesen haben, um die Geschichte und ihre Zusammenhänge zu verstehen.
Man findet zwei Fäden in dem Roman, die erzählerisch gekonnt verknüpft werden. Ein Teil spielt in Deutschland, der andere in Tansania und Kenia. Geschichtliche Zusammenhänge werden auf Familienebene aufgezeigt.
Vor allem interessant finde ich, wie der Alltag in den Kolonialgebieten beschrieben wird. Einzelne Personen stehen für verschiedene Seiten in der Kolonialpolitik, sehr emphatisch und gut recherchiert.
Ein bisschen Liebesgeschichte sowohl in Deutschland als auch in Afrika rundet den Roman hinsichtlich seines Unterhaltungspotentials ab.

Bewertung vom 09.10.2022
Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens / Monsieur le Comte Bd.1
Martin, Pierre

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens / Monsieur le Comte Bd.1


gut

Ziemlich speziell!
Der Plot des Romans ist ideenreich und ziemlich speziell aber auch sehr unrealistisch. Lucien, das schwarze Schaf der Familie, weigerte sich bisher, die Tradition der Auftragsmorde fortzuführen. Stattdessen lebte er lieber sein Leben ohne Anforderungen und gab sich den Genüssen von Essen, Wein und Liebe hin. Beschreibungen des französischen Savoir-vivre dürfen hier natürlich nicht fehlen.
Das dem Vater am Sterbebett gegebene Versprechen erfüllt er, wenn auch nicht so, wie er ausgebildet wurde und wie der Vater es sich wahrscheinlich vorgestellt hat. Hier fand ich die Beschreibung der Aufträge nicht ganz rund und immer nach dem gleichen Muster ausgeführt.
Insgesamt liest sich das Buch locker und leicht, es ist sehr flüssig, humorvoll und spannend geschrieben.
Auf Auftritte der Charaktere in Nebenrollen wie die der schwerhörigen Haushälterin wartete ich, sie amüsierten mich köstlich.

Bewertung vom 28.08.2022
Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1
Jager, Jennifer Alice

Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1


sehr gut

Magie, Spannung und Humor
Was erwartet man, wenn man eine Liebesgeschichte in einer Fantasy-Welt zur Hand nimmt? Sicher keine hochkreativen Erfindungen oder Neuerungen.
So auch bei dieser Geschichte. Kleine, tollpatschige Außenseiterin einer Nekromantenfamilie trifft auf einen Typen, der total heiß und extrem nett und natürlich mit einem Astralkörper ausgestattet ist.
Soweit so gut und altbekannt. Nichtsdestotrotz hat mich die Geschichte sehr nett unterhalten. Ich konnte in das Buch gut eintauchen, der Schreibstil aus Ich-Perspektive ist sehr angenehm, locker und flüssig.
Das Setting um die Liebesgeschichte herum hat alles, was mir gefällt: Humor, Witz, Spannung, Wortwitz, voran treibende wörtlich Rede.
Raumfalten, in denen man reisen kann, bringen die Handlung immer wieder voran. Magische Wesen in der Zwischenwelt sind sehr plastisch und mit immer wieder tollen Ideen beschrieben.

Bewertung vom 28.08.2022
Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1
Goldammer, Frank

Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1


sehr gut

Es entwickelt sich!
Ein wirklich spannendes, aber auch emotional fesselndes und ergreifendes Buch. Mit dieser Intensität hatte nicht gerechnet, da ich mich gerade im ersten Drittel ständig gefragt habe, warum ich mich hier mit solch kaputten Typen herumschlagen soll. Felix Bruch und Nicole Schauer sind keine schlichten Charaktere und haben beide gewaltige Rucksäcke zu tragen.
Aber die schlichte, unaufgeregte, etwas düstere Schreibweise von Frank Goldammer ist es, die voran treibt und den Lesefluss nicht stocken lässt. Keine hohe Literatur, dafür eine wirklich gute Unterhaltung mit großem Spannungsbogen, in den einiges hineinpasst. Die 368 Seiten entwickeln sich regelrecht zum Pageturner, da die Handlung immer wieder auf den Fall des verschwundenen Mädchens fokussiert wird und bis zum Ende geheim bleibt, was wirklich passierte.
Und passiert ist auch etwas mit der Hauptperson Felix Bruch, was wiederum zum absoluten Cliffhanger zu folgenden Bänden wird.

Bewertung vom 08.08.2022
Die Freundinnen vom Strandbad - Wogen der Freiheit / Die Müggelsee-Saga Bd.2
Heiland, Julie

Die Freundinnen vom Strandbad - Wogen der Freiheit / Die Müggelsee-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Tolle Fortsetzung
Der rote Faden der Freundschaft zwischen Martha, Betty und Clara zieht sich wie schon im ersten Band auch hier wieder durch das ganze Buch, eine Freundschaft, die Höhen und Tiefen kennt und doch ein Leben lang hält.
Das Buch hat eine starke Lesesogwirkung und brachte mich im Kopfsprung zwischen die Seiten. Eine einfache, gut durchdachte Gliederung und eine klare Sprache sowie der ständige Wechsel der Hauptpersonen bauen einen Spannungsbogen auf und lassen keine Längen aufkommen.
Schon beim Lesen des ersten Teils meldete eine leise Stimme bei mir Bedenken hinsichtlich der zeitlichen Einordnung einiger Aktionen an.
Beim zweiten Teil wurde diese Stimme immer lauter. Ich glaube, hier hätte das Lektorat die Autorin ein wenig zurückhalten müssen. Ein Beispiel dafür ist Marthas Lebenslauf. 1956 ist sie 13 Jahre alt also 1943 geboren.
Wer hätte sie als Kleinkind ihrer Mutter wegnehmen und bei der Familie eines Offiziers der Stasi (gegründet 1950) unterbringen sollen?

Bewertung vom 06.08.2022
Träume / Das Tor zur Welt Bd.1
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1


ausgezeichnet

Unglaublich fesselnd!
Miriam Georg erzählt klug, feinfühlig und fesselnd vom Schicksal der Auswanderer zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Festgemacht an den beiden jungen Frauen Ava und Claire kreuzen sich Lebenslinien und werden miteinander verwoben. Das Buch ist außerordentlich lehrreich, was den historischen Hintergrund der Hamburger Auswandererstadt betrifft, und alle Handlungsstränge sind voller Spannung. Eine gute Mischung aus Abenteuer, Liebe und kriminalistischen Elementen.
Schon nach wenigen Seiten war klar, dass die Geschichte unglaubliche Zugkraft hat und es schwer wird, sie wegzulegen. Weglesen hieß also das Zauberwort und stellte durch die Kombination der unterschiedlichen Charaktere und Handlungsorte kein Problem dar.
Das Buch endet gleich mit mehreren Cliffhangern zum zweiten Teil, auf den ich schon sehr ungeduldig warte.

Bewertung vom 06.07.2022
Findelmädchen
Bernstein, Lilly

Findelmädchen


sehr gut

Zeit des Suchens
Dieser historische Roman ist sehr emotional und atmosphärisch aber auch energiegeladen und spannend.
Die Geschichte dreht sich um die Geschwister Helga und Jürgen im Köln der 1950er Jahre. Beispielhaft und meiner Ansicht nach meisterhaft beschreibt die Autorin, wie junge Menschen, die ihren Rucksack aus dem 2. Weltkrieg schleppen müssen, sich ihren Platz in einer Zeit des Aufbaus erobern. Dabei gibt es schon Unterschiede zwischen jungen Frauen und jungen Männern.
Den Spannungbogen baut die Autorin um das sogenannte Besatzerkind Bärbel auf und es war für mich sehr mitreißend zu lesen, wie die verschiedenen Menschen auf das Kind reagieren. Wie hier unterschiedliche Handlungsstränge zusammengeführt werden, ist leicht und flüssig zu lesen und sehr spannend. Der Einbau von Rückblenden mit Hilfe von Tagebuchaufzeichnungen unterstützt den flüssigen Verlauf hervorragend.
Einziges kleines Manko: an einigen Stellen wirkt die Handlung sehr konstruiert.

Bewertung vom 13.06.2022
Die Freundinnen vom Strandbad - Wellen des Schicksals / Die Müggelsee-Saga Bd.1
Heiland, Julie

Die Freundinnen vom Strandbad - Wellen des Schicksals / Die Müggelsee-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Diese Seite der DDR habe ich nicht erlebt
Obwohl ich in der DDR geboren und aufgewachsen bin, habe ich viele Dinge, die in diesem Buch geschildert werden, so nicht erlebt. Ich wusste, wie eigentlich alle, von verschiedenen Repressalien, bin aber immer davon verschont geblieben, obwohl mein Elternhaus eher als systemfern bezeichnet werden konnte.
Deshalb lese ich gern Bücher, die unsere junge deutsche Vergangenheit beschreiben.
Hier handelt es sich noch dazu um einen Roman, der voller Gefühl und Verständnis geschrieben ist. Die Dinge, die junge Menschen fühlen, denken und interessieren, werden bildlich beschrieben. Man fühlt mit, freut sich mit den Hauptpersonen Martha, Clara und Betty und kann ihre Persönlichkeitsentfaltung sehr gut nachvollziehen. Irgendwie ist das Buch auch sehr spannend und entwickelt einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Da es der erste von mehreren Teilen ist, freue ich mich schon darauf, den nächsten lesen zu können.

Bewertung vom 09.04.2022
Das Leben, ein wilder Tanz / Die Polizeiärztin Bd.3
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein wilder Tanz / Die Polizeiärztin Bd.3


ausgezeichnet

So, wie die beiden Bücher vorher, ist auch der Abschlussband so geschrieben, dass man sofort in die Geschichte reinkommt, sich nie langweilt und sich kaum von der Lektüre lösen kann. Alle wichtigen Figuren sind altbekannt, und man freut sich, ihnen wieder zu begegnen. Jede Figur hat noch eine Geschichte zu erzählen, vielleicht liest man hier an der einen oder anderen Stelle sogar eine Überleitung zu einem neuen Buch.
Der Kriminalfall, der das Buch durchzieht wie ein roter Faden, ist wieder sehr interessant, zumal man auch etwas über die geschichtliche Entwicklung der Kriminalpolizei erfährt.
Vom Schreibstil her macht dem Autorenduo so schnell niemand etwas vor, mitreißend, spannend, einladend und mit historischen Details gespickt. Gerade das Einarbeiten der historischen Details ist es, was das Buch davor bewahrt, in der Menge netter Geschichten unterzugehen.