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Benutzername: 
Petra Sch.
Wohnort: 
Gablitz

Bewertungen

Insgesamt 520 Bewertungen
Bewertung vom 11.09.2024
Das Smartphone
Meller, Marc

Das Smartphone


sehr gut

Wirtschafts-/Wissenschafts-Thriller

3,5 Sterne

Paula kauft sich ein gebrauchtes Smartphone und tausch ihr altes dagegen ein. Noch am selben Abend wird sie vom Händler kontaktiert, dass sich auf ihrem alten Handy eine Spyware befindet. Sie vereinbaren ein Treffen am nächsten Morgen, doch als Paula zum Laden kommt, ist der Händler tot. Dieser bleibt jedoch nicht der einzige Tote.

Auch der neueste Thriller von Marc Meller liest sich rasant und schnell, man möchte einfach immer wissen, wie es weitergeht.
Paula gerät natürlich sofort in den Fokus der Polizei und wird verdächtigt, denn es finden sich "Beweise" auf ihrem neuen Handy, die aber gefälscht sind.
Nach eigenen Ermittlungen trifft sie auf Emil, den Zwillingsbruder des Ermordeten, der ein Technik-Genie ist und Paula aus der Klemme helfen soll. Leider wurde mir Emil einfach nicht sympathisch, und die Auflösung der Art seiner Involviertheit hat mich enttäuscht.
Man fiebert jedoch mit Paula mit, kann ihre Ängste über die Bedrohungen nachvollziehen; jedoch könnte man sie manchmal einfach nur schütteln. Auch wenn sie mutig ist und ihr Schicksal in die eigenen Hände nimmt.

Leider gab es diesmal für mich zu viele Längen, einige Dinge wurden mehrmals wiederholt (zB was ein Jailbreak ist); und Handlungsstränge, die für die Geschichte nicht von Mehrwert waren.
Die technischen Infos, auch die zur KI, waren sehr interessant - nur bei den Details zur Epigenetik war ich leicht überfordert ;)
Jedenfalls war es beklemmend zu lesen, was Unternehmen alles (Illegales) machen, nur um den Profit zu maximieren. Menschen zählen dabei gar nicht mehr. Diese "Ideen" waren allerdings gar nicht so abwegig, darum umso furchterregender.
Die Gefahren von Viren, Spyware und Co auf dem Handy ist allen bewusst, aber nicht, wie leicht man sich sowas einfangen kann und es nicht einmal merkt. Darum ist die Geschichte so authentisch.

Gut gefallen hat mir, dass Köln wieder präsent ins Geschehen eingebaut war; da ich die Stadt schon mal besucht habe, kannte ich viele Schauplätze. Mir gefällt immer besonders gut, wenn man die Örtlichkeiten kennt und die Wege nachvollziehen kann.


Fazit:
Ein Wirtschaftsthriller, der Computertechnik, KI und Gen-Wissenschaft zu einer authentischen und spannenden Handlung verknüpft; leider mit einigen Längen und Wiederholungen und die zweite Hauptfigur war mir einfach total unsympathisch.

Bewertung vom 10.09.2024
This could be love / Hawaii Love Bd.1
Lucas, Lilly

This could be love / Hawaii Love Bd.1


sehr gut

gefühlvolle Liebesgeschichte im Tennismilieu

Louisa Herzog-Riggs, aufstrebender Star am Tennis-Himmel, begibt sich nach einer schweren Verletzung zum Aufbautraining in die Tennisschule ihrer Patentante Kay nach Hawaii, wo sie sich gleich am ersten Tag beim Joggen am Stand übernimmt und aufgrund von Kreislaufproblemen zusammenbricht. Sie wird von einem süßen Surfer-Boy gerettet - doch genau jener Vince Greenfield ist das Dorn im Auge ihrer Tante, denn er ist deren Nachbar und möchte ein Hostel eröffnen, was Kay zu verhindern hofft.

Da ich selten New Adult-Liebesromane lese, und das ganze auch noch im Tennis-Milieu spielt, war ich anfangs skeptisch. Aber ich wurde positiv überrascht!
Die Geschichte beinhaltet eine romantische Liebesgeschichte mit nachvollziehbaren Gefühlen, die nur teilweise kitschig ist. Und die beiden Protagonisten sowie alle weiteren handelnden Personen sind detailliert und lebendig ausgearbeitet und man fühlt sich wie zuhause.
Louisa fand ich wirklich sehr sympathisch; nur Vince war mir manchmal zu sehr (etwas unglaubwürdig) Gentleman-like.
Meine heimliche Favoritin war aber Vince' kleine Schwester Laurie, auf deren Geschichte ich mich schon freue!

Die schönen Beschreibungen von Hawaii lassen Urlaubsfeeling aufkommen (und ich will jetzt unbedingt mal dahin!!), und auch die Darstellungen des Tennissports sowie des Surfens beinhalten zwar einige Fachausdrücke, aber in einer guten Menge, sodass auch Nicht-Kenner dieser Sportarten nicht zu sehr damit überfordert werden.
Auch das Ende dieser Enemies-to-Lovers-Romance ist nicht zu sehr kitschig ausgearbeitet und somit für mich sehr gefällig.


Fazit:
Eine Wohlfühl-Liebesgeschichte mit sympathischen Charakteren, dem wunderschönen Setting Hawaii und interessanten Beschreibungen der Sportarten Tennis und Surfen.

Bewertung vom 05.09.2024
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3


sehr gut

Mrs Potts und ihre Freundinnen ermitteln zum 3. Mal

Bei der Sitzung des Marlower Bauauschusses stirbt plötzlich der allseits beliebte Bürgermeister Geoffrey Lushington.
Es werden Spuren von Akonit, dem giftigen Eisenhut, in seinem Kaffee gefunden - er wurde also ermordet!
Wer wollte den netten Bürgermeister, der bei allen beliebt war und über den alle nur Gutes zu berichten wissen, tot sehen?
Das ist klar ein Fall für die Kreuzworträtsel-Erstellerin Judith Potts und ihre beiden Freundinnen Becks Starling, die Frau des Pastors, und die Hundesitterin Suzie Harris - Suzie war sogar bei der Sitzung als Gast dabei und hat alles live miterlebt.

Man fühlt sich sofort wieder wohl und zuhause in dem kleinen Örtchen Marlow an der Themse, der Schreibstil ist gewohnt charmant, lebendig und humorvoll, doch Judith ist mir leider viel zu übergriffig. Sie macht das Gegenteil von dem, worum sie gebeten wird und auch oftmals entgegen dem Gesetz. Obwohl die drei Damen diesmal sogar als offizielle Helfer der Polizei zur Seite gestellt werden.
Deshalb war es diesmal nicht so störend, dass die Polizei, in Form von Tanika Malik, die befördert wurde, gefühlt nicht ermittelt, sondern alles von den drei schrulligen Hobbydetektivinnen erledigt wird.

Aufgebaut ist der Kriminalfall wie ein klassischer Whodunit. Als Verdächtige werden die vier anderen Stadtratsmitglieder sowie drei Außenstehende präsentiert, die alle ein Geheimnis und somit einen Grund für den Mord haben, was von den drei Ladies nach und nach aufgedeckt wird. Es macht richtig Spaß, beim Ermitteln, Aufdecken der Puzzlesteinchen, dem Schwenken von einem Verdächtigen zum Nächsten und dem Rätseln dabei zu sein.
Die Auflösung war zwar einleuchtend, allerdings konnte ich nicht so wirklich nachvollziehen, wie Judith auf die Lösung gekommen ist. Und auch die Präsentation in Agatha-Christie-Manier fand ich etwas überzogen.


Fazit:
Im 3. Teil der Mordclub-Reihe sind Judith Potts, Suzie Harris und Becks Starling offizieller Teil der spannenden Ermittlungen am Mord des Marlower Bürgermeisters. Mit gewohnt britischem Landhaus-Charme, Humor und Wohlfühl-Charakter. Leider konnte mich die Auflösung mal wieder nicht ganz überzeugen.

Bewertung vom 02.09.2024
Graceland - Die Geschichte eines Sommers
Chase, Kristen Mei

Graceland - Die Geschichte eines Sommers


sehr gut

emotionaler Roadtrip nach Graceland

Grace Luise, Anfang 40, hält ihre Mama schon seit vielen Jahren auf Abstand: einmal im Monat wird telefoniert und alle 2 Jahre besucht sie sie. Denn es ist ihr unangenehm, mit ihrer Mutter gesehen zu werden - eine kleine Chinesin (Grace ist hingegen sehr groß), die mit Perücken und Kostümen aussieht wie Priscilla Presley und ständig so herumläuft. Denn Loralynn ist riesengroßer Elvis-Fan, sie hat eine riesige Sammlung an Elvis-Figuren.
Zusätzlich hat sich Grace als Kind von ihrer Mama nie genug geliebt und unterstützt gefühlt. Sie kam einfach nicht gegen Elvis an, egal wie sehr sie sich auch bemühte.
Aufgrund der Gefühlsarmut durch ihre Kindheit verlässt ihr Mann Grace, den sie aber eigentlich eh nie geliebt hat.

Nur deshalb stimmt sie zu, ihre Mama anlässlich ihres 70. Geburtstages nach Graceland zu fahren, was schon immer deren größter Wunsch war: Über 1000 Meilen von El Paso in Texas bis nach Memphis. Auf dem Weg viele Stationen aus Elvis Presleys Leben.
Die Beziehung der beiden macht in dieser lange dauernden, sehr chaotischen Reise mit manch überzogenen Geschehnissen eine riesengroße Entwicklung durch, was an den div. Stationen und den Personen, die sie dort treffen, liegt.
Es ist wunderschön und emotional zu verfolgen, gespickt mit einer Prise Humor, wie es kleine Schritte vor, aber auch größere zurückgibt, um dann doch wieder etwas aufeinander zuzugehen.
Ohne auf Details einzugehen und somit zu spoilern, konnte ich mir die Details aus Grace' Kindheit und einige Entwicklungen denken, was mir dann auch etwas klischeehaft vorkam. Auch der Schluss - zu einfach, zu leicht.
Doch die Gründe sowohl für das Verhalten von Grace als auch Loralynn decken sich nach und nach auf, und dadurch können sich die beiden endlich verstehen, was schön und emotional mitzuerleben war.

Im vorderen Buchdeckel gibt es eine stilisierte Karte der Reise der beiden Frauen, wo man alles gut nachvollziehen kann.
Am Ende des Buches hat die Autorin auch nochmal all diese Stationen mit kurzen Infos aufgelistet.


Fazit:
Eine emotionale Reise quer durch Amerika, bei dem sich Mutter und Tochter mit Elvis' Hilfe wieder annähern.
Mir hat gefallen, mit Grace und Loralynn die wichtigsten Stationen aus Elvis' Leben nachzuverfolgen.

Bewertung vom 01.09.2024
Stalker - Er will dein Leben.
Strobel, Arno

Stalker - Er will dein Leben.


sehr gut

Gestehe den Mord!

Der Münchner Theaterschauspieler Eric Sanders ist nach einem Auftritt im Tatort zu kleiner Berühmtheit erlangt - er erhält viel Lob und die Followerzahl auf seinem Social Media Account steigt rasant.
Bis plötzlich ein zweiter Account auf seinen Namen auftaucht, der unhöfliche Dinge verbreitet. Später kommen massive Drohungen hinzu und es wird von Eric verlangt, dass er einen Mord an einem Kind gesteht, als er selbst noch ein Kind war.
Doch Eric hatte als 11jähriger bei einem Brand, bei dem er seine Eltern verloren hat, einen Balken an den Kopf bekommen und kann sich an nichts mehr zuvor erinnern. Es plagen ihn immer noch Alpträume über das Feuer. Doch er ist sich ganz sicher: er hat als Kind niemanden ermordet!!
Wer ist dieser Stalker und warum tut er Eric das an?

Man kann so gut mit Eric mitfühlen. Diese Postings, Verleumdungen und Drohungen sind Psychoterror pur! Und die Polizei glaubt ihm zu Beginn natürlich nichts und er ist total verzweifelt.
So macht sich Eric also auf die Suche nach seiner Vergangenheit. Seine demente Großmutter, bei der aufgewachsen war, kann ihm auch nichts mehr sagen. In ihrem zusammenhanglosen Gebrabbel erwähnt sie jedoch einen Namen.
So kann Eric nach und nach ein Puzzleteilchen nach dem anderen aus seiner Vergangenheit aufdecken, und erhält dadurch sukzessive seine Erinnerungen, Stückchen für Stückchen, zurück.
Mir ging es nur teilweise manchmal zu leicht - es waren einfach zu viele Zufälle, die ihm bei seinen Recherchen geholfen haben.

Doch Arno Strobel kann mit einem spannenden Schreibstil fesseln: man will immer wissen, wie es weitergeht! Und kann über Eric manchmal nur den Kopf schütteln, weil man dessen Verhalten nicht nachvollziehen kann. Doch man weiß ja selbst nicht, wie man sich in solch einer Situation verhalten würde.
Leider war ich persönlich mit der Auflösung nicht ganz glücklich, weil mich die Plottwists und dieser Ausgang nicht überraschen konnten.


Fazit:
Spannende Unterhaltung mit einer interessanten Plotidee; jedoch mit einer für mich leider nicht ganz zufriedenstellenden Auflösung.

Bewertung vom 30.08.2024
Freunderlwirtschaft
Hartlieb, Petra

Freunderlwirtschaft


ausgezeichnet

Politkrimi mit viel Bezug zur realen Vergangenheit



4,5 Sterne


Ein toter Minister - genau das, was Alma Oberkofler, die Polizistin geworden ist, weil ihre ältere Schwester verschwunden ist, als sie selbst 12 Jahre alt war, in ihrer ersten Arbeitswoche als Leiterin der Abteilung Leib und Leben am Wiener Landeskriminalamt nicht braucht.

War der Tod von Max Langwieser, dem jungen Bundesminister für Landwirtschaft, Generationen und Tourismus, der mit aufgeschlagenem Schädel (an seinem Designer-Glastisch) nun tot in seiner glamourösen Wiener Wohnung liegt, nur ein Unfall? Oder doch Mord?
Wo ist seine Verlobte Jessica Pollauer - und warum kann niemand sie erreichen?
Wo ist Max Langwiesers Arbeitslaptop, auf dem sensible Daten gespeichert sind?
Und warum bekommt Alma den Verfassungsschutz zur Seite gestellt, der aufpasst, dass eigentlich nicht ermittelt wird, weil es ja offensichtlich ein Unfall war? Was soll vertuscht werden?
Fragen über Fragen, die in einer - gerade für Österreicher/innen - sehr unterhaltsamen Geschichte nach und nach aufgedeckt werden.

Es wird das Portrait einer jungen Politik-Generation gezeichnet, die sich alle aus ihrer Jungend im Burgenland kennen, und die mit viel Elan euphorisch die starren Strukturen der österreichischen Politik verändern wollten. Doch wie so oft an Macht und Gier gescheitert sind.
Denn, wie es so ist ist in der (nicht nur österreichischen) Politik: wenn einer einen kennt, der wen kennt, kann man Geld machen. In einem einfachen Wort ausgedrückt: Freunderlwirtschaft. Das trifft es ganz genau, leider auch in der Realität, wie man immer wieder präsentiert bekommt und auch sehr gut aus der Vergangenheit kennt- wenn nämlich die schlauen Herren doch nicht so schlau waren und aufgeflogen sind. Diese sogenannten Saubermänner - allesamt mit Dreck am Stecken. Gut, ich hört schon wieder auf zu lästern, so genau will man da eigentlich eh nicht drüber nachdenken.
Und auch wenn die Autorin betont, dass die gesamte Geschichte von ihr frei erfunden ist, erkennt man doch sehr vieles aus dem echten Leben aus der Vergangenheit von Österreichs Politik wieder. ;)

Etwas unglaubwürdig fand ich Jessicas Flucht, wo sie gelandet ist, und dass sie genau dort auf eine Österreicherin trifft, die sie ganz selbstlos bei sich aufnimmt und ihr beim Ermitteln hilft.
Auch Almas Vorgeschichte hätte es eigentlich nicht gebraucht, denn aufgelöst wurde es nicht.
Und obwohl ich es normalerweise lieber mag, wenn alles aufgeklärt wird, bin ich mit dem (halb-)offenen Ende hier doch zufrieden, denn man kann sich selbst ausmalen, was passieren wird (oder eher nicht), denn es entspricht (leider) der Realität. Und ändern wird sich sowieso nix.


Fazit:
Ein unterhaltsamer, sehr realitätsgetreuer Politkrimi über den Tod eines Ministers, infolge dessen die skandalösen Vorgänge in Österreichs Politik aufgedeckt werden.
Gerne würde ich mehr von Alma Oberkofler lesen!

Bewertung vom 26.08.2024
The House Trap
Read, Emma

The House Trap


sehr gut

aufregendes und spannendes Escape-Abenteuer mit übernatürlichen Elementen

Claude, seine kleine Schwester Amity, seine Freundin aus Kindertagen Deliah und sein neuer Freund Sam spielen ein letztes Mal zusammen, denn die Familie von Claude und Amity wird wegziehen. Doch Amity läuft in den verbotenen Wald, und als die anderen nach ihr Suchen, stoßen sie auf ein unheimliches, verfallenes Herrenhaus. Als sie drinnen nach Ami suchen, schließt sich die Tür, und das Spiel beginnt.

So startet ein aufregendes und fesselndes Escape Abenteuer, man fiebert mit den vier Kindern von Anfang an mit. Auch wenn sich vieles anfangs durch die Technik des gestörten Genies und Erbauer des Hauses, Elias Batstone, erklären lässt, wird es mit der Zeit immer mysteriöser und gruseliger. Was hat es mit den Stimmen aus den Wänden und mit der verschwundenen Tochter von Elias Batstone, Hypatia, auf sich?
Dass es nicht nur ein logisches Escape Rätsel ist, sondern auch übernatürliche Elemente hat, muss man mögen. Ich finde halt schade, dass sich dies nicht aus dem Klappentext erschließt - nur auf der Buchseite der Onlineshops findet man einen klitzekleinen Hinweis.
Aber die Autorin weiß zu fesseln, man ist so gebannt von den Erlebnissen der Kids, dass man einfach nur so durch die Seiten fliegt.

Mir gefällt die Charakterzeichnung der Kids, denn genauso ist es auch im echten Leben: Deliah und Claude waren befreundet, haben sich aber durch die neue Schule, die auch neue Freunde bedeutet, auseinandergelebt, worüber Deliah traurig ist.
Und Claudes neuer Freund Sam ist ein hochnäsiger, unsympathischer Typ, den Deliah nicht ausstehen kann.
Die Kinder sind alle verschieden und ergänzen sich somit gut; diese Charakterunterschiede helfen ihnen, die Rätsel zu lösen.
Auch wenn Deliah ein (Mathe-)Nerd ist, weiß sie mit ihren jungen Jahren schon so viele Dinge, von denen ich als Erwachsene noch nie gehört habe, ohne die die Rätsel jedoch nicht zu lösen gewesen wären. Das fand ich teilweise unglaubwürdig. Ebenso die vielen hilfreichen (übernatürlichen) Zufälle.
Schön und authentisch waren die Gefühle der Kids und vor allem die charakterlichen und freundschaftlichen Entwicklungen.

Leider gab es zwei Stellen, die für mich nicht gut erklärt bzw. aufgeklärt wurden. Ich weiß nicht, ob das Jugendliche, die ja die Zielgruppe sind, eh nicht stört, oder ob diese dann erst recht verwirrt sind.
Ansonsten war die Geschichte eine spannende und aufregende Reise mit übernatürlichen Einschüben (die man mögen muss bzw. sich darauf einlassen).
Gefehlt hat mir eine kurze Info über die Autorin, wie es sonst in Büchern üblich ist.


Fazit:
Ein aufregendes und spannendes Escape-Abenteuer von vier Kids in einem alten, verfallenen Herrenhaus mit übernatürlichen Elementen (die teilweise schon etwas arg gruselig sind und was aus dem Klappentext leider nicht ersichtlich ist.)

Bewertung vom 21.08.2024
Salute - Der letzte Espresso
Kalpenstein, Friedrich

Salute - Der letzte Espresso


ausgezeichnet

Toller Auftakt der Gardasee-Krimi-Reihe mit viel Wohlfühlcharakter

4,5 Sterne

Paul Zeitler hat seinen alten Job als Polizist in München an den Nagel gehängt und von seiner guten Freundin ein Café in Bardolino am wunderschönen Gardasee übernommen, wo er nun ein ruhiges und entspanntes Leben führt.
Bis er eines Tages eine männliche Leiche im WC seines Lokals findet.

Es macht riesigen Spaß, Paul und sein Leben in dem wunderschönen Urlaubsort kennenzulernen. Es ist alles so bildlich beschrieben, man hat alles genau vor Augen und man fühlt sich sofort in Urlaubsstimmung und total wohl dort.
Die lebendigen Figuren, zB Pauls Nachbarin Lisa, die einen Klamottenladen hat, und deren Chihuahua-Hündin Principessa ständig zu Paul kommt; der (obligatorisch) grummelige Ermittler Commissario Lanza und die superneugierige junge Journalistin Antonia (und natürlich auch alle anderen vorkommenden Personen) machen das Ganze zu einer gelungenen Komposition.
Lustig ist natürlich mitzuerleben, wie Paul mit dem Ganzen eigentlich nix zu tun haben will und seine Ruhe flöten geht; und er sich dann auch noch mit dem für ihn nervigen Ermittler herumschlagen muss (der natürlich IHN verdächtigt). Der Schlagabtausch zwischen Zeitler und Lanza war besonders unterhaltsam.
Klar, dass der Mord ohne Pauls Neugier und Mithilfe eigentlich nicht hätte gelöst werden können ;)

Und auch der Fall selbst ist spannend, komplex und man rätselt mit und wechselt von einem Verdächtigen zum nächsten - der Autor präsentiert genug verdachterregende Figuren, die allesamt ein Motiv haben könnten und/oder sich extrem verdächtig verhalten.
Die Auflösung ist dann doch überraschend aber auch irgendwie nicht ;) aber authentisch, und ich wurde sehr gut unterhalten.
Ich freue mich schon auf die nächste Reise in den schönen Ort am Gardasee, bei dem ich wieder mit Paul und Zeitler gemeinsam ermitteln kann!


Fazit:
Ein toller Auftakt der Gardasee-Krimi-Reihe mit einem sympathischen Barista, einem grummeligen Ermittler, einer wuseligen Hundedame und ganz viel Wohlfühlcharakter und Urlaubsflair!

Bewertung vom 19.08.2024
Unser Buch der seltsamen Dinge
Godfrey, Jennie

Unser Buch der seltsamen Dinge


sehr gut

Die Jagd nach einem Serienkiller soll eine Freundschaft festigen

Yorkshire, 1979: Die 12-jährige Miv erzählt uns ihre Geschichte in ich-Form, dadurch kann man sich noch mehr in die kleine bemitleidenswerte Kinderseele einfühlen. Dazwischen gibt es Einschübe aus Sicht anderer Personen in erzählender Form.
Miv hat genau eine Freundin, Sharon, mit der sie alles gemeinsam macht: Miv heckt die Pläne aus, Sharon setzt sie um. Beide kommen aus unterschiedlichen Familien, doch trotz der sozialen Unterschiede werden sie beste Freundinnen.
Als dann die Morde des Yorkshire Rippers immer mehr Angst und Schrecken verbreiten, weil nun auch die "normalen" Frauen in Gefahr sind (bisher hat er nur Prostituierte getötet, wobei Miv nur weiß, dass das keine "normalen" Frauen sind, weil dieses Wort nur hinter vorgehaltener Hand genannt wird), überlegt Mivs Vater, aus Yorkshire wegzuziehen. Doch das kommt für das Mädchen gar nicht in Frage, sie MUSS in Yorkshire und bei ihrer einzigen Freundin bleiben. Denn nur mit ihrer Mutter, die nichts mehr redet; ihrem Vater, der die Abende im Pub verbringt und ihrer ständig nörgelnden Tante, die sich nun alles im Haushalt kümmert, wird sie eingehen.
Also erstellt sie eine Liste (wie ihre Tante Jean es immer macht) - damit muss der Ripper doch zu entlarven sein! Und wenn sie ihn gestellt hat, kann sie mir ihrer Familie in Yorkshire bleiben.

Den Yorkshire-Ripper gab es wirklich: von 1975 bis 1980 hat er 13 Frauen ermordet; diese Begebenheiten haben die Autorin so geprägt, dass sie nun einen emotionalen Coming-of-Age-Roman darum herum gewebt hat.
Man fühlt sehr mit Miv mit und sieht vieles von sich selbst in ihr. Sharon ist ein starker Charakter, sie ist sehr einfühlsam und empathisch (das alles fehlt Miv). Gemeinsam sind sie ein unschlagbares Team.
Später kommen noch Ishtiaq (damals waren "solche" Leute "von woanders" verpönt. Das wird auch in der Geschichte immer wieder hervorgehoben; alles gipfelt darin, dass der Laden von Ishtiaqs Vater angezündet wird) und Paul zu ihrer Freundesgruppe dazu. Es ist schön zu sehen, wie sie sich gegen die Vorurteile und Anfeindungen entgegenstemmen und immer mehr zusammenschweißen.
Durch Mivs Liste lernen die Mädels etliche Bewohner des Ortes kennen, es kommen immer mehr von deren Geheimnisse zutage, und die Mädchen werden dadurch mit bestimmten Personen zusammengeschweißt; sie richten dabei Chaos an, helfen aber auch und bringen Freude in das Leben anderer.

Somit ist das Buch auch eine Sozialstudie der damaligen Zeit: vieles erkennt man in den Überzeugungen von Tante Jean. Auch die sozialen Unterschiede waren damals noch größer; und natürlich die Stellung der Frau dazumals.
Natürlich gibt es auch erste zarte Liebesgefühle und ein einschneidendes Erlebnis, das alles verändern soll.
Es geht um einen kurzen Abschnitt im Leben einer Jugendlichen, Höhen und Tiefen in familiären, freundschaftlichen und allgemein sozialen Beziehungen, die ihr weiteres Leben und ihren Charakter prägen. - Die Geschichte erinnerte mich an Stephen Kings "Stand by me - Das Geheimnis eines Sommers".


Fazit:
Emotionaler Coming-of-Age-Roman über die 12-jährige Miv, die unbedingt den allseits gefürchteten Serienkiller fangen will, um in Yorkshire bei ihrer besten Freundin Sharon bleiben zu können.

Bewertung vom 06.08.2024
Ein Mann zum Vergraben
Casale, Alexia

Ein Mann zum Vergraben


ausgezeichnet

überzogen schwarzhumorige Krimikomödie mit ernsten Hintergrund

4,5 Sterne

Die Autorin will mit viel Humor auf ein ernstes Thema aufmerksam machen: Gewalt gegen Frauen und Mädchen - von Männern; sehr oft Mord. Meistens sind Lebenspartner oder ehemalige Partner oder andere männliche Familienangehörige die Schuldigen. Zur Corona-Zeit sind diese Zahlen astronomisch in die Höhe geschossen.

Es ist der erste, lange Lockdown in der Corona-Zeit; die Kinder sind erwachsen und ausgezogen, und Sallys Ehemann Jim wird in dieser Zeit noch gewalttätiger als bisher.
Bis sie sich eines Tages ganz automatisch, ohne groß nachzudenken, gegen einen Angriff wehrt: mit der alten gusseisernen Pfanne ihrer Granny, über die Jim immer so gelästert hat.
Erstmals lässt sie sich ein Schaumbad ein, dann gilt es erst zu überlegen, was frau mit der Leiche machen soll, denn eins ist klar: Jim muss verschwinden.

Die meisten Kapitel sind in ich-Form aus Sicht von Sally geschrieben, sie erzählt den Leserinnern ihre Geschichte. Und das mit viel nüchternem Humor. Auch wenn ich Sallys Verhalten oft nicht nachvollziehen kann, denn ich lasse doch nicht eine in Folie gewickelte Leiche mitten in der Küche liegen?!
Zwischendurch gibt es Kapitel aus Sicht der anderen Frauen in erzählender Form. Jedoch nicht minder unterhaltsam, haben doch alle das gleiche Problem: ein ungewollter Todesfall des gewalttätigen Mannes der Familie.
So trifft Sally nach und nach auf Ruth, Samira und deren Töchter Leila und Maryam und auf ihre Jugendfreundin Janey, die erst vor kurzem ein Baby bekommen hat.

Natürlich ist vieles überzogen und unglaubwürdig - dass es genau in dieser Siedlung bzw. der näheren Umgebung vier gewalttätige Männer gibt, deren Frauen sie ungewollt umgebracht haben, die Gründung des Mordclubs, das (versuchte) Verschwindenlassen der Leichen, was niemandem auffällt - aber der Lockdown war in dieser Hinsicht halt auch sehr hilfreich: kaum jemand unterwegs. Doch Obacht vor übergenauen und die Nachbarschaft genaustens beobachtenden alten Damen!
Und eine Deadline gibt es auch noch, denn in 14 Tage muss Jim physisch ins Büro kommen. Also schnell her mit guten Ideen zum Leichen verschwinden lassen!
Doch gerade dieses Überzogene war Absicht der Autorin, um auf diese Missstände hinzuweisen, vor denen viel zu oft die Augen verschlossen werden.

Ich wurde jedenfalls sehr gut unterhalten, musste sehr oft schmunzeln, und auch wenn mir eine Wendung gleich klar war, war es schön zu verfolgen, wie die misshandelten Frauen zusammengehalten haben und dadurch, sowie durch ihre Freundschaft und Hilfsbereitschaft an Kraft, Stärke, Selbstbewusstsein und Mut gewonnen haben.
Ich könnte mir diese Geschichte wirklich sehr gut verfilmt vorstellen! Es ist Kopfkino pur!


Fazit:
Eine schwarzhumorige, unterhaltsame und zum Nachdenken anregende Krimikomödie.