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Traeumerin109

Bewertungen

Insgesamt 221 Bewertungen
Bewertung vom 05.04.2021
Ja zu dir
Rosenkranz, Déborah

Ja zu dir


ausgezeichnet

Ein wunderbar ermutigendes Andachtsbuch

Was dieses Buch nicht ist: Normalerweise kann ich mit Andachtsbüchern nicht viel anfangen. Die Texte erscheinen mir oft gestelzt und treffen meistens nicht das, was mich in dem Moment oder auch generell beschäftigt. Pauschal und trocken klingende Gebete (die nichts mit mir zu tun haben), Allerweltsphrasen und das bemühte Ignorieren des ganz normalen Glaubensalltags zu Gunsten eines leidenschaftlichen, stets engagierten Lobpreises nehmen mir immer den Rest meiner sowieso nur kärglich vorhandenen Motivation. Aber ganz anders dieses Buch!
Was euch erwartet: Da ich die Autorin, Déborah Rosenkranz, sehr schätze, habe ich mich doch noch einmal herangewagt an ein für mich eher fremdes Unterfangen und wurde mehr als positiv überrascht. Das Buch ist aufgeteilt in 52 Andachten, für eine Woche jeweils eine. Zu Beginn jedes Kapitels steht ein Bibelzitat, danach kommt ein weiteres Zitat, quasi die Essenz des Kapitels, und dann der eigentliche Text. Abgerundet wird das Ganze mit Fragen zum Nachdenken, einem kleinen Rückblick auf das letzte Kapitel und einem Gebet. Wunderschön geschriebene Texte voller Kraft, Liebe und Zuversicht, die uns als Leser wirklich da abholen, wo wir meistens gerade stehen: Mitten in einem Alltag voller Pflichten, Fehler, (Selbst-)Zweifel und Erschöpfung, in welchem wir genau solche Ermutigungen dringend gebrauchen können. Die Texte sind nicht zu lang, aber sehr feinfühlig und voller Tiefgang geschrieben – und vor allem voller Liebe. So können wir uns ein Jahr lang jede Woche einen wertvollen Impuls abholen, der uns hilft aufzutanken und immer wieder bewusst Ja zu den dahinterstehenden Wahrheiten zu sagen. Oft helfen die Texte, wenn es um alltägliche Herausforderungen und Entscheidungen geht. Es geht um alles Mögliche: Mut, Träume, Selbstzweifel, Glaube, Vertrauen, Warten, Durchhalten und vieles mehr. Was für mich ganz besonders wertvoll war: Ich habe mich verstanden und ernst genommen gefühlt, mit all meinen Gedanken und Gefühlen, so wenig ich sie selbst manchmal verstehe. Bei diesen Andachten und Gebeten darf ich sein, wie ich bin, muss mich weder schämen noch anklagen. Die Gebete am Ende eines jeden Kapitels haben mir so oft genau aus der Seele gesprochen, dass ich es kaum glauben konnte. Und ich glaube, das wird vielen so gehen. Es kann sowohl ermutigend als auch heilsam sein, 52 Mal bewusst Ja zu etwas zu sagen, von dem man manchmal vielleicht gar nicht wusste, dass man dazu Nein gesagt hatte. Letztendlich geht es darum, ein großes und überzeugtes Ja zu uns selbst zu sagen, mit allem was dazugehört, was wir uns sonst nicht trauen auszusprechen. Dabei heißt es in den Gebeten immer wieder: Gott, hilf mir dabei. Aber nicht nach dem Motto: Mach du mal, sondern eher: Verändere mein Herz/meinen Blick dafür, damit ich das schaffe.
Fazit: Das erste Andachtsbuch, bei dem ich die Gebete selbst beten kann und möchte, weil sie zu meinem Leben und zum Leben im Allgemeinen passen. Alle Texte haben eine sehr frisch-fröhliche Art ohne verschwurbelte Formulierungen und der Gedanke dahinter ist sehr inspirierend und wunderschön: Ja zu sagen zu uns selbst, etwas was vermutlich die meisten nicht so ohne Weiteres schaffen. Ich bin mir bei diesem Buch sehr sicher, dass es für viele hilfreich sein wird und alle daraus verändert hervorgehen werden. Die Autorin redet mit den Lesern auf Augenhöhe, als würde sie uns gegenübersitzen, wäre gut mit uns befreundet und würde uns gerade ein paar Tipps geben. Die Texte kann man immer wieder lesen, genau wie man auch die Gebete immer wieder beten kann, je nachdem was gerade in deinem Leben akut ist. Mir hat das Lesen sehr viel Freude gemacht und es ist viel hängengeblieben, das mich von jetzt an begleiten wird, und ich würde mir wünschen, dass es euch genauso geht. Ich jedenfalls fühle mich gestärkt und ermutigt.

Bewertung vom 05.04.2021
Man erzieht nur mit dem Herzen gut
Zindel-Weber, Cathy;Zindel, Daniel

Man erzieht nur mit dem Herzen gut


ausgezeichnet

Erziehen heißt da sein

Fast alle Eltern beschäftigt wohl die Frage: Wie erziehe ich mein(e) Kind(er) am besten? Worauf kommt es an? Wann sollte ich etwas sagen und wann schweigen? Wann eingreifen und wann abwarten? Im Leben mit Kindern gibt es jeden Tag viele Situationen, in denen wir als Eltern gefragt sind, zwischen Nähe und Abgrenzung, Freiheit und Verantwortung zu balancieren. Doch braucht es wirklich noch einen weiteren Erziehungsratgeber in unserem Bücherregal? Ich finde: Ja, definitiv! Denn es handelt sich bei diesem Buch um weit mehr als einen klassischen Erziehungsratgeber. Daniel ZIndel und Cathy Zindel-Weber, die Autoren dieses Buches, sind als Eheberater und Coaches tätig. Gemeinsam haben sie vier Kinder großgezogen. Weit mehr als konkrete Erziehungstipps zu geben, etwa in bestimmten Situationen so oder anders zu reagieren, wollen sie Eltern sensibilisieren für die schmale Gratwanderung im alltäglichen Leben mit Kindern. Denn oft ist es weniger wichtig was wir genau sagen oder tun, sondern eher, dass wir wissen, wer wir selbst sind – und dass wir mit dem Herzen dabei sind, eben ganz da sind.
Für mich ein sowohl optisch als auch inhaltlich wunderbares Buch. Zunächst geht es um die Struktur und die verschiedenen Beziehungen innerhalb einer Familie: Wie funktioniert dieses Konstrukt eigentlich? Was sind wiederkehrende Muster, was ist wichtig in einer Familie? Dann werden „Gegensatzpaare“ vorgestellt, die einander ergänzen und bereichern: Vertrauen und Sorgfalt, Barmherzigkeit und Wahrhaftigkeit, Autorität und Gehorsam, Dankbarkeit und Leidensfähigkeit, Freiheit und Verantwortung. Dabei geht es keinesfalls nur um unser Verhalten unseren Kindern gegenüber, um das was man im Allgemeinen „Erziehung“ nennt, sondern vielmehr auch um unser Verhalten und unsere Gedanken und Gefühle uns selbst gegenüber. So sollten wir nicht nur unsere Kinder im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Eigenverantwortung fördern, sondern gleichzeitig Verantwortung für uns selbst und unser Wohlergehen als Eltern tragen. Ein anderes Beispiel: Natürlich ist im Konfliktfall Wahrhaftigkeit sehr wichtig, aber oft müssen wir in der Barmherzigkeit wachsen, also in der Fähigkeit, immer wieder neu mit uns selbst und unseren Kindern anzufangen und dabei Dinge auch mal ruhen zu lassen.
Als junge Mutter habe ich mich in vielem wiedergefunden, habe an vielen Stellen Schwarz auf Weiß in genau den richtigen Worten ausgedrückt gesehen, was mich selbst bewegt und auch oft genug zum Zweifeln (an mir selbst) bringt. Wie bei allen anderen Eltern, gibt es auch bei mir Seiten und Fähigkeiten geben, die meistens zu kurz kommen, auch wenn die entsprechenden Begriffe mir natürlich vertraut sind. Doch ich habe es nie besser auf den Punkt gebracht gelesen. Auch habe ich gemerkt, dass ich mir über viele Begriffe gar nicht so sehr Gedanken gemacht hatte. So hat mir das Buch für einiges die Augen geöffnet und mich ermutigt, mehr nachzusehen und nachzudenken, was da eigentlich passiert im Leben mit meinem Kind. Es hat mich darin bestärkt, mich selbst voll und ganz immer wieder neu auf das Abenteuer und die Aufgabe Erziehung einzulassen, dabei sowohl selbst beschenkt zu werden als auch meine Kinder mit etwas ungeheuer Wertvollem, nahezu Unbezahlbarem zu beschenken: Ich kann da sein für meine Kinder. Es geht nicht darum, etwas aus ihnen zu machen, sondern sie durch mein Vorbild dabei zu unterstützen, hervorzuholen was in ihnen steckt.
Fazit: Dies ist ein Elternbuch, aber auch ein Buch über Beziehungen allgemein. Denn die Grundpfeiler, um die es geht, werden unser Leben lang in jeder ernstzunehmenden Beziehung eine wichtige Rolle spielen. Umso wichtiger ist es, dass wir unseren Kindern vorleben, wie man sich ein solches Gerüst aufbauen kann. Für mich ein rundum gelungenes und sehr bereicherndes Buch, voller Inspirationen und konstruktiver Tipps. Ich kann es nur allen Eltern ans Herz legen, ihr werdet es nicht bereuen.

Bewertung vom 27.11.2020
Richard Dawkins, C. S. Lewis und die großen Fragen des Lebens
Richard Dawkins, C.S. Lewis und die großen Fragen des Lebens

Richard Dawkins, C. S. Lewis und die großen Fragen des Lebens


ausgezeichnet

Sehr interessanter Einblick
…denn mehr ist dieses kleine Büchlein natürlich nicht, mehr kann und will es auch nicht sein. Denn auf so wenigen Seiten die ganz großen Fragen erschöpfend zu beleuchten, das ist unmöglich. Aber die Absicht des Autors Alister McGrath ist auch eine ganz andere: Selbst Professor an der renommierten Oxford Universität, möchte er zwei der ganz großen Denker, die dort beheimatet waren, nicht nur vorstellen, sondern auch einander gegenüberstellen. Denn C.S. Lewis und Richard Dawkins scheinen Ansätze zu vertreten, die auf den ersten Blick miteinander unvereinbar sind. Auf der einen Seite C.S. Lewis, der bekannte christliche Apologet, und auf der anderen Seite der prominente Atheist Richard Dawkins, nicht zuletzt berühmt durch sein Buch „Der Gotteswahn“.
Doch es geht dem Autor nicht nur um den alten Streit zwischen Glaube und Wissenschaft, sondern um viel mehr: Was können wir lernen, indem wir uns diesen beiden Autoren zuwenden, ohne vielleicht den einen oder den anderen von vorneherein aufgrund seines Glaubens oder eben Nicht-Glaubens auszuschließen? Wie hätte es sein können, wenn diese beiden Männer sich begegnet wären? In vier großen Kapiteln werden kurz die wichtigsten Fragen angeschnitten: Warum ist Sinn für uns so wichtig? Wie sieht es aus mit Glaube und Beweis(barkeit)? Gibt es einen Gott? Wer sind wir als Menschen? Beide Wissenschaftler kommen zu Wort, ebenso wie auch der Autor im Vergleich der beiden hin und wieder seine persönliche Meinung einfließen lässt. Dabei bemüht er sich stets um eine objektive Gegenüberstellung, kann aber meiner Meinung nach nicht verhehlen, dass er selbst eher in Lewis‘ Richtung neigt. Trotzdem finde ich beachtlich, wie es ihm gelingt, zu allen Fragen die wichtigsten Argumente aufzugreifen, um so vielleicht auch die Leser dazu zu ermutigen, einen für sie bisher eher irrelevanten Autor näher unter die Lupe zu nehmen. Und erstaunlich ist auch, wie oft doch Gemeinsamkeiten der beiden großen Denker durchscheinen, wenn es etwa um ihre Herangehensweise an gedankliche Probleme geht.
Fazit: Ein kleines, aber äußerst spannendes und lehrreiches Buch, welches sowohl Lewis-Fans als auch Dawkins-Anhänger getrost lesen können – und wer weiß, vielleicht bleibt doch der eine oder andere bisher für abwegig gehaltene Gedanke hängen und verleitet zum Nachdenken und zur näheren Lektüre. Damit hätte das Buch seinen Zweck erfüllt denke ich.

Bewertung vom 21.11.2020
Ein Jahr mit C. S. Lewis
Lewis, C. S.

Ein Jahr mit C. S. Lewis


ausgezeichnet

Eine ganz besondere Lektüre

Wer C.S. Lewis mag, der wird mit Sicherheit auch dieses Buch mögen. Jeden Tag findet man hier einen Text aus einem seiner Werke, also gewohnt tiefgründige, aber auch vielseitige, unterhaltende und nachdenklich stimmende Kost – jedoch immer nur eine „Tagesdosis“, über die man gerne nachsinnen kann, oder die man auch einfach nur zum Einstieg in den Tag lesen kann. Dazu immer auch biographische Details, sodass man den berühmten christlichen Apologeten immer besser kennenlernt. Jedoch sollte man am besten tatsächlich am ersten Januar anfangen und nicht einfach mitten im Jahr, so wie ich es erst versucht habe. Oft folgen mehrere Texte hintereinander, die sich auf denselben Ursprung und denselben Gedanken beziehen. Das ist für mich jedoch kein Manko, und gerade für Leser, die mit C.S. Lewis vielleicht noch nicht so vertraut sind, bietet sich hier die einmalige Gelegenheit, ihn und seine Gedankenwelt in einem adäquaten Tempo zu erforschen. Wenn man hingegen schon ein wenig vertrauter ist mit dem Autor, oder vielleicht auch nach einem Jahr das ganze Buch durchgelesen hat, spricht nichts dagegen, es an einem beliebigen Tag aufzuschlagen, der einem gerade in den Sinn kommt oder auch eine besondere Bedeutung haben mag – so wie man es bei jedem anderen Andachtsbuch auch tun kann. Während ich aber normalerweise sogenannten Andachtsbüchern nicht viel abgewinnen kann, möchte ich dieses hier doch weiterempfehlen. C.S. Lewis ist einfach ein ganz besonderer Autor, der keine schwierigen Worte braucht, wo es auch einfache tun. Es gibt Texte querbeet aus allen seinen Werken, die bestimmt auch hin und wieder dazu verleiten werden, das entsprechende komplette Buch zur Hand zu nehmen. Um durchschnittliche Andachtslektüre handelt es sich hier jedenfalls meiner Meinung nach nicht, da bekommt man schon ein bisschen mehr mit auf den Weg, genauso wie es eigentlich sein soll.

Bewertung vom 18.08.2020
Die Bergpredigt aus jüdischer Sicht
Uschomirski, Anatoli

Die Bergpredigt aus jüdischer Sicht


gut

Leider kein großer Gewinn für mich
Anatoli Uschomirski möchte in diesem Buch eine neue, erweiterte Perspektive auf einen der bekanntesten Texte des Neuen Testaments eröffnen: Die Bergpredigt. Denn viele vergessen oft, dass Jesus in einem jüdischen Kontext gelebt und gelehrt hat und selbst als Jude großgezogen wurde. In seiner Bergpredigt aus dem Matthäusevangelium verstecken sich viele Anspielungen auf das Alte Testament, die oft nicht gesehen werden. Daraus ergibt sich eine oft einseitige Sicht nicht nur auf die Bergpredigt, sondern auf viele andere Texte des Neuen Testaments. Der Autor möchte keineswegs die christliche Auslegung abwerten, vielmehr möchte er sie erweitern und auch andere dazu bringen, noch besser zu verstehen, was Jesus uns eigentlich sagen wollte und was er uns heute sagen möchte.
Ich muss sagen, nach diesen großartigen Ankündigungen, sowohl hinten auf dem Buch als auch im Vorwort, war ich von dem was folgte, ziemlich enttäuscht. Da hatte ich eindeutig mehr erwartet: Mehr Überraschungen, mehr Verknüpfungen, die ich noch nicht kannte, mehr Inhalt – einfach mehr.
Was ich dem Autor natürlich nicht absprechen möchte, ist, dass er sich im Alten und Neuen Testament sehr gut auskennt, dass er die Originaltexte in hebräischer und griechischer Sprache zum Vergleich heranziehen kann und dass er begeistert ist von dem, was er tut. Das alles mag sein, und doch hat er mich nicht so wirklich erreicht. Nach und nach beschäftigt er sich mit diesem für viele Christen zentralen Text aus dem Matthäusevangelium und zieht oft Stellen aus dem Alten aber auch aus anderen Büchern des Neuen Testaments heran, in denen dieselben Worte verwendet werden oder dieselben Weisungen, Gedankengänge etc. auftauchen. Oft ist das sehr interessant und lehrreich, auch das möchte ich dem Autor nicht absprechen. Aber ich war doch enttäuscht, weil die einzelnen Aussagen, in welche er die Bergpredigt zerlegt hat, doch ziemlich kurz abgefrühstückt wurden. Und oft dachte ich hinterher: Ok, und wo ist da die Erklärung, wo ist das Neue? Ich denke, es liegt auch daran, dass Uschomirski seine Gedanken nicht immer gut verbinden kann. Manchmal reiht er ein paar Fakten bzw. Erläuterungen zu einzelnen Worten aus dem jeweiligen Abschnitt aneinander, und das wars – es fehlte mir oft der rote Faden. Ebenso ging es mir im zweiten Teil, als es um das Vaterunser ging: Auch hier waren einige interessante Hinweise und Ideen, aber das Große und Ganze, worauf der Autor nun hinauswollte, was er uns als Leser näherbringen wollte, das habe ich nicht gesehen. Darüber hinaus hat mich auch hin und wieder die stark vereinfachte Unterscheidung zwischen christlichen und jüdischen Ansichten gestört. Eine pauschale Aussage wie „Christen glauben, das Evangelium würde vom Gesetz befreien (…)“ stimmt einfach nicht, und von solchen Aussagen sind mir mehrere aufgefallen. So hat er doch meiner Meinung nach unterschwellig die christliche Auslegung abgewertet, dabei wollte er genau das nicht tun.
Fazit: Alles in allem war ich enttäuscht von dem Buch und habe keinen besonderen Gewinn daraus gezogen, deshalb würde ich es auch nicht unbedingt weiterempfehlen. Ich stimme dem Autor zu, dass auch christliche Auslegungen oft den jüdischen Kontext und Hintergrund Jesu nicht genügend miteinbeziehen, aber mir hat in dem vorliegenden Buch definitiv noch einiges gefehlt. Eine ausführlichere und fundiertere Sichtweise wäre wünschenswert gewesen.

Bewertung vom 18.08.2020
Spuren deines Lichts
Garlough Brown, Sharon

Spuren deines Lichts


ausgezeichnet

Auch im Dunkel bist du da

Wren kämpft seit ihrer Jugend mit Depressionen und Angststörungen. Meistens hat sie ihr Leben im Griff, aber hin und wieder zieht es ihr den Boden unter den Füßen weg, ohne dass sie darauf vorbereitet ist. Hinzu kommt ihre Arbeit als Sozialarbeiterin, bei der sie täglich mit viel Leid konfrontiert ist. Nach einem erneuten Zusammenbruch landet sie zunächst in einer Klinik und dann bei ihrer Tante Kit, wo sie versucht, mühsam wieder auf die Beine zu kommen. Trost spenden ihr dabei, wie schon seit Jahren, die Bilder und Briefe von Vincent van Gogh.
Ein wunderschöner christlicher Roman, der mich tief berührt hat. Schon das Cover ist wunderschön, und auch der Inhalt ist voller Schätze. Wrens Kampf mit der Depression und den Panikattacken ist so gut dargestellt, mit all seinen schmerzhaften und dunklen, hoffnungslosen Facetten, dass mich das sehr zum Nachdenken angeregt hat. Auch die Gefühle ihrer Angehörigen, insbesondere ihrer Mutter, deren Hilflosigkeit und Schuldgefühle, sind sehr einfühlsam beschrieben und verraten ein waches Auge der Autorin für die Menschen um sie herum.
Sharon Garlough Brown schreibt sehr vielschichtig und psychologisch einfühlsam, mit Platz für die leisen Töne und Gefühle. Es ist eine Reise, auf die sie uns als Leser mitnimmt, und es ist nur auf den ersten Blick allein Wrens Reise. Wren braucht viel Mut auf ihrer Reise, sie braucht auch viel Zeit, bis sie die heilsame Wirkung dieser Reise spüren kann. Es ist alles andere als leicht, sich von der Angst loszureißen, auch wenn die Hoffnung und das Licht verlockend sind. Deshalb ist es eine zutiefst sympathische Protagonistin, mit der wir es hier zu tun haben. Auch wenn hoffentlich die meisten Leser selbst nie das Dunkel erlebt haben, in das eine Depression einen stürzen kann, so kennen wohl die meisten eine abgeschwächte Version dieses Dunkels. Schwierige Zeiten gibt es fast in jedem Leben und die tiefen geistlichen Einsichten dieses Buches können heilsam sein und Hoffnung spenden. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, in dem so zart und einfühlsam mit dem schweren, dunklen Thema der Depression umgegangen wurde. Was Wren unter anderem aufrechthält, sind die Bilder von Vincent van Gogh, die sie mit einer Leidenschaft und einem Blick fürs Detail ansieht, die ich ehrlich gesagt vorher nicht dafür aufbringen konnte. Mit dem Hintergrundwissen aus diesem Buch habe ich mir ein paar seiner Bilder erneut angeschaut und ganz anders wahrgenommen als vorher. Allein das ist ein Gewinn für mich, den ich aus der Lektüre mitnehme. Aber es ist auch die ganze Geschichte mit allen zwischenmenschlichen Facetten, Gesprächen, leisen und lauten Untertönen, die mich auch jetzt noch beschäftigt, nachdem ich das Buch schon eine Zeitlang zur Seite gelegt habe.
Fazit: Ein Buch, das aus den anderen christlichen Romanen heraussticht. Die Autorin beschäftigt sich sehr ehrlich und daher sehr brutal mit Wrens Depression und ihren Ängsten, dabei gibt sie dem Leser keine Chance, als unbeteiligter Zuschauer danebenzustehen. Ich habe mit Wren und ihrer Mutter mitgelitten und mitgehofft, gleichzeitig war ich dankbar für alles was ich habe – ein Gefühl welches wir auch zu selten spüren. Es ist trotz allem oder vielleicht auch gerade wegen all dem ein Buch voller Hoffnung und Lichtstrahlen, die versuchen, durch die Wolken zu brechen. Ich kann es wirklich nur weiterempfehlen!

Bewertung vom 18.08.2020
Nächster Halt: Wildnis
Vetter, Stefanie

Nächster Halt: Wildnis


ausgezeichnet

Ein Loblied auf die Schönheit der Schöpfung

Stefanie Vetter nimmt sich eine Auszeit von ihrer Arbeit als Lehrerin und macht etwas, von dem sie schon lange geträumt hat: Sie verbringt zwei Monate in einem Reservat in Südafrika und lässt sich dort zur Rangerin ausbilden. Der Frieden dort, weitab von Städten und allem was sie sonst in ihrem Alltag beschäftigt, berührt sie tief, ebenso wie die überwältigende Schönheit der Natur mit all ihren Tieren und Pflanzen, der sie sich immer wieder unverhofft Auge in Auge gegenübersieht. In diesem Reisebericht lässt sie uns an dem Geschenk, welches ihr mit diesem Aufenthalt zukam, teilhaben und möchte auch anderen die Augen für all die Wunder um uns herum öffnen.
Nachdem ich zunächst nicht gut in das Buch hineinfand, hat es mich doch schneller als gedacht gepackt. Ich kann schon gar nicht mehr genau sagen, an welchem Punkt das war. Stefanies Schilderungen all dessen was sie erlebt, sieht, hört und fühlt haben etwas zutiefst Authentisches, Wunderschönes und Sehnsuchtsvolles an sich. Man spürt, dass dieses Land sie nicht mehr loslässt. Es spricht so viel Ehrfurcht und Staunen aus ihren Berichten, dass ich selbst unwillkürlich die Sehnsucht verspürt habe, all das selbst zu sehen und zu erleben – bevor es vieles davon nicht mehr gibt, muss man leider sagen. Wenn mir schon vorher unbegreiflich war, warum Menschen so etwas mutwillig zerstören sollten, dann kann ich es jetzt, nachdem ich die Bilder in dem Buch gesehen habe und Stefanie alles so lebensecht und liebevoll beschrieben hat, noch weniger nachvollziehen. Doch leider, so traurig es auch ist, werden wir vielleicht einige dieser Wunder nicht mehr lange erleben können. Umso wertvoller und schöner finde ich es, wenn Menschen wie Stefanie Vetter sich nicht nur aufmachen, um diese Natur zu erleben, sondern auch davon berichten und möglicherweise andere mit ihrer Begeisterung anstecken.
Das Buch ist in der Art eines locker-flockigen Reiseberichts geschrieben, aber es enthält auch immer wieder Reflexionen über das was die Autorin sieht und erlebt, und was das für unser alltägliches Leben bedeutet. Ebenso gibt es immer wieder tiefgründige Gespräche am Lagerfeuer oder einfach Bemerkungen zwischendurch, durch welche die Ausbilder ihre Liebe und Ehrfurcht diesen Tieren gegenüber weitergeben wollen. Ja, Ehrfurcht ist ein ziemlich gutes Wort für das, was ich empfunden habe, genauso wie Staunen. Gleichzeitig kann man vieles lernen, beispielsweise über das Sozialverhalten der Elefanten oder anderer Tiere, aber auch einiges über Ausgleichsmechanismen der Natur. Und es gibt auch viele Episoden, die mich zum Schmunzeln gebracht haben.
Fazit: Ein spannender Reisebericht, der gleichzeitig zum Nachdenken anregt und der eigenen Sehnsucht nach Wildnis einen kleinen Anstups gibt. Was Stefanie gemacht hat, war mutig und es war genau das Richtige, was sie erlebt hat, ist zu schön und beeindruckend, um es in Worte zu fassen. Denn bei allem, was ihr Reisebericht vermittelt, merkt man doch: Diese Zeit hat sie so sehr berührt und gefangengenommen, dass man es wohl als Leser nur hundertprozentig nachvollziehen kann, wenn man etwas Ähnliches erlebt hat. Und wer weiß, vielleicht ist ja genau dieses Buch der Anstoß, den es noch dazu brauchte...?

Bewertung vom 18.08.2020
Die grüne Wiese
Gralle, Albrecht

Die grüne Wiese


weniger gut

Erzählungen über Gott und die Welt

…so lautet der Untertitel dieses kleinen Büchleins, welches 11 Kurzgeschichten des bekannten christlichen Autors beinhaltet. Ich bin hin- und hergerissen, was ich dazu schreiben soll, denn ein paar der Geschichten fand ich schön und teilweise sogar poetisch, die meisten aber haben mich gar nicht angesprochen. Die angesprochenen Situationen oder Weisheiten aus der Bibel in unsere heutige Zeit zu übertragen, das ist mal mehr und mal weniger gut gelungen.
Die kleinen Geschichten haben ganz unterschiedliche Themen: Es geht um das Ewige hinter unserer Wirklichkeit, um Geborgenheit, Vertrauen und Glaube. Und doch haben sie alle das eine große Thema: Gott, der sich uns nähert und der möchte, dass wir uns ihm nähern. Albrecht Gralle hat eine einfache Sprache gewählt, sodass man die Geschichten sehr gut lesen kann. Auch die Titel sind kurz und einprägsam. Aber einige der Geschichten wirkten auf mich erzwungen und alles andere als übernatürlich – wie gewollt aber nicht gekonnt.
Fazit: Ich habe schon ein anderes Buch dieses Autors gelesen, welches auf mich denselben Eindruck gemacht hat, wir werden uns also wohl nicht mehr anfreunden. Aber ich fand die Kurzgeschichten wirklich weder besonders originell noch besonders anrührend oder zum Nachdenken anregend, daher würde ich das Buch nicht weiterempfehlen.

Bewertung vom 16.07.2020
Gott in Game of Thrones
Dietz, Thorsten

Gott in Game of Thrones


ausgezeichnet

Mit Gott ist man nie fertig
Thorsten Dietz nimmt uns in seinem neuen Buch mit auf eine Reise durch die Welt der gefeierten Serie „Game of Thrones“ und ihrer Religionen. Auf unserem Weg durch Westeros und während des Kampfes um den Eisernen Thron lernen wir viele Charaktere auf eine neue, umfassendere Weise kennen und entdecken überhaupt viel Neues in dieser Welt. Über allem steht die Frage: Was rettet uns, wenn der Winter naht – hier, in unserer Welt? Warum wenden sich so viele Menschen von tradierten Religionen ab, während gleichzeitig die Sehnsucht nach dem Göttlichen wächst?
Was ich an Thorsten Dietz so mag, auch in diesem Buch, ist seine sehr durchdachte, sprachlich vorzüglich ausformulierte und dennoch gut nachvollziehbare Argumentation. Er vereint immer sehr viel in seinen Büchern: Wichtige Themen, wichtige Fragen, verblüffende Erkenntnisse und dabei alles sehr spannend geschrieben und hochaktuell. In diesem Buch nun befinden wir uns einerseits in der Welt von „Game of Thrones“, andererseits aber auch in unserer eigenen Welt. Verschiedene Figuren der Serie begleiten uns durch das Buch und ich habe wieder neu gelernt: Keine von ihnen ist nur schwarz oder nur weiß. Thorsten Dietz zieht Vergleiche, zeigt Parallelen und präsentiert hier wie dort wichtige Erkenntnisse. Angefangen bei einer kurzen, aber prägnanten Religionsgeschichte, geht er weiter zu den alten und neuen Göttern von Westeros, zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Religion. Warum sind Menschen von Religion enttäuscht? Wo wird Religion gefährlich und wo brauchen wir sie? Was ist Religion überhaupt? Natürlich ist es kein simpler 1:1-Vergleich zwischen den beiden Welten, das wäre wohl auch nicht so ohne weiteres möglich. Aber er schafft es immer wieder und sehr gekonnt, seinen roten Faden hin und her zu spinnen und dabei viele wichtige Fragen unseres Lebens aufzugreifen. Es geht um den Tod als letzten Feind und den Umgang mit der Erkenntnis, dass wir alle in unserem Leben schuldig werden. Thorsten Dietz zeigt, wieviel Religionskritik eigentlich in der Serie steckt, wie viele unterschiedliche Gottesbilder, Weltanschauungen und Lebensvorstellungen. Mit der ihm eigenen Art schafft er es dabei, den ganz großen Bogen zu spannen und mich am Ende trotzdem nicht verwirrt, sondern eher bereichert und nachdenklich zurückzulassen. Es bleiben Ambivalenzen, mit denen wir leben müssen, bspw. wenn es um politische Religion geht. Dabei wird das Buch an keiner Stelle banal, klischeehaft oder überheblich-theologisch, sondern bleibt stets sehr ausdifferenziert. Letztendlich geht es darum, Gott zu suchen, aber zu fassen kriegt man ihn nie. Man findet Dracheneier, so wie dieses Buch, mehr nicht.
Fazit: Mal wieder ein ausgezeichnetes, sowohl spannendes als auch lehrreiches Buch von Thorsten Dietz. Er ist einer der Autoren, von dem ich gerne immer noch mehr lesen möchte. Für mich als Fan der Serie war es fast atemberaubend, was da alles drinsteckt, was ich so noch gar nicht gesehen hatte. Aber auch Lesern, die mit der Serie vielleicht nicht vertraut sind, möchte ich das Buch unbedingt empfehlen, ihr werdet es nicht bereuen. Wie Thorsten Dietz selbst in seinem Vorwort schreibt: „Dieses Buch ist für alle dazwischen. Für die Ungläubigen, die Sehnsucht nach Glauben kennen. Und für die Glaubenden, die ihren Glauben nicht als sicheren Besitz betrachten.“ Ich würde sagen, damit ist es ein Buch für (fast) alle.

Bewertung vom 13.07.2020
Der fromme Atheist
Groeschel, Craig

Der fromme Atheist


sehr gut

Glaube, der diesen Namen verdient
„Du glaubst an Gott, aber lebst so, als ob alles von dir abhängt?“
Der Untertitel beschreibt ziemlich gut, worin es in diesem Buch geht. Frommer Atheismus ist für Craig Groeschel ein Phänomen, das wahrscheinlich viele kennen werden: Ich glaube zwar irgendwie an Gott, aber das hat keine Auswirkungen auf mein Leben. Wer kann sich davon ausnehmen? Noch nicht einmal der Autor selbst als bekannter Autor, Redner und Pastor ist vor diesem frommen Atheismus gefeit.
In zwölf Kapiteln beschäftigt sich Craig Groeschel mit den verschiedensten Einschränkungen unseres alltäglichen Glaubens. So z.B. „Sie glauben an Gott, aber nicht daran, dass Ihre Gebete etwas bewirken?“ oder „Sie glauben an Gott, aber nicht an die Möglichkeit zur Veränderung?“. Oft habe ich mich beim Lesen ertappt gefühlt, denn es sind genau diese Verhaltensweisen, die ich größtenteils auch an mir selbst beobachte. Damit trifft der Autor den Zahn der Zeit denke ich, denn es wird wahrscheinlich vielen ähnlich gehen. Gerade auch einige Gegebenheiten unserer gegenwärtigen Zeit befeuern diese Art des lauwarmen Glaubens ohne Vertrauen. Daher ist dies ein sehr wichtiges Buch, das vielleicht Erschreckendes zutage fördert, wenn man sich darauf einlässt, aber letzten Endes wird es vielleicht etwas in unserem Leben bewirken.
Gut gefallen hat mir der Schreibstil und die ganze Art und Weise von Craig Groeschel. Er macht nicht viele Worte, trifft aber den richtigen Ton, um viele Menschen zu erreichen. Nicht zu aufdringlich, wichtigtuerisch oder vorwurfsvoll, aber dennoch eindringlich. Sympathisch macht ihn auch, dass er viel von sich selbst erzählt, auch wie sich der fromme Atheismus bei ihm selbst immer wieder zeigt. Da redet also nicht jemand von der Kanzel herab, sondern auf Augenhöhe mit den Lesern. Dennoch fand ich das Buch an manchen Stellen ein wenig zu seicht und vereinfachend. Nicht in allem würde ich dem Autor einfach so zustimmen.
Fazit: Ein Buch, das einem in vielen Bereichen des eigenen Glaubens einen Spiegel vorhält. Ich finde man kann es sehr gut lesen, entweder Kapitel für Kapitel oder auch mal einen längeren Abschnitt an einem Stück. Einiges bleibt beim Lesen hängen und regt zum Nachdenken an.