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Bücherwelt1967
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Bewertungen

Insgesamt 44 Bewertungen
Bewertung vom 04.02.2022
Zum Paradies
Yanagihara, Hanya

Zum Paradies


sehr gut

Hanya Yanagihara hat einen opulenten Roman geschrieben, der Ende des 19. Jahrhunderts beginnt und mit einem dystopischen Ausblick 2093 endet. Alle drei Teile spielen in New York.
Im ersten Teil steht David im Mittelpunkt der Handlung. Er lebt mit seinem wohlhabenden Großvater zusammen, der ihn mit einem älteren, vermögenden Mann verheiraten will. Doch David brennt mit einem nicht standesgemäßen Mann durch. Mich hat dieser Teil am meisten überzeugt, er ist fesselnd und berührend geschrieben.
Der 2. Teil handelt vom Ausbruch der Aids Epidemie, die das Leben verändert. Ein junger Hawaiianer lebt mit einem reichen, älteren Mann zusammen. Die Figuren heißen auch hier David und Charles, nehmen aber andere Rollen ein. Yanagihara reißt viele Themen an, etwa die Kolonialgeschichte Amerikas.
Noch beklemmender wird es im 3. Teil, der in der Zukunft spielt. Der Kampf gegen Pandemien ist hier das zentrale Thema. Bürgerrechte gibt es nicht mehr, der Staat regiert autoritär, der Alltag ist total überwacht. Düster ist der Ausblick, den die Autorin vorgibt.
"Zum Paradies" ist ein faszinierendes Werk, das allerdings auch ein paar Längen hat. Inhaltlich reißt es viele Themen an. Die Handlungen der einzelnen Teile setzen sich am Ende nicht zu einem Ganzen zusammen. Der Roman bleibt ein bisschen sprunghaft und inhaltlich schwer greifbar. Es ist dennoch ein außergewöhnliches Buch, das es sich zu lesen lohnt.

Bewertung vom 17.10.2021
Das Gedächtnis des Baumes
Vallès, Tina

Das Gedächtnis des Baumes


ausgezeichnet

In diesem Roman steht die Demenzerkrankung eines Großvaters im Mittelpunkt, erzählt wird aus Sicht des Enkels. Jan ist zehn Jahre alt als er von der zunehmenden Demenz seines Großvaters erfährt. Die Großeltern ziehen mit in die Wohnung der Eltern ein. Stück für Stück nimmt Jan den Gedächtnisverlust des Großvaters wahr. Es sind schmerzliche Momente, die von der Autorin mit einem feinen Gespür für die richtigen Worte erzählt werden.
Alle Figuren sind authentisch und respektvoll gezeichnet. Liebevoll geht die Familie mit dem erkrankten Großvater um. Die Bäume haben für ihn eine besondere Bedeutung, sie bieten Schutz und speichern Erinnerungen.
Der Roman ist in einer beeindruckenden und bewegenden Sprache geschrieben, voller Poesie und mit Wärme. Gern empfehle ich ihn weiter.

Bewertung vom 01.10.2021
Das Glück des Wolfes
Cognetti, Paolo

Das Glück des Wolfes


ausgezeichnet

Paolo Cognetti erzählt in seinem neuesten Roman von dem Leben der Menschen in einer Hochgebirgsregion. Im Mittelpunkt der Handlung steht Fausto, ein Mann im mittleren Alter, er flieht nach einer gescheiterten Beziehung aus Mailand in die Bergwelt. Nach einem abgebrochenen Studium wird er zunächst Schriftsteller, doch der Erfolg bleibt aus, er schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch und landet als Koch in einem Pistenrestaurant.
Dort lernt er Silvia kennen und lieben, sie fühlen sich einander verbunden und führen eine eher lockere Beziehung.
Das Ende bleibt ein bisschen offen.
Das Besondere an dem Roman ist weniger die Handlung selbst, sondern die Kulisse, in der er spielt. Die Bergwelt wird von Cognetti authentisch und plastisch beschrieben, die Naturbeschreibungen sind wunderbar.
Es ist ein ruhiger Roman für einen verregneten Herbsttag, gern empfehle ich ihn weiter.

Bewertung vom 31.08.2021
Der perfekte Kreis
Myers, Benjamin

Der perfekte Kreis


ausgezeichnet

Benjamin Myers hat einen wunderbaren Roman geschrieben. Im Mittelpunkt stehen zwei junge Männer, Calvert und Redbone. Calvert ist aufgrund seiner Vergangenheit als Kriegssoldat schwer traumatisiert und auch Redbone hat sein Päckchen zu tragen. Beide sind sehr unterschiedlich, dennoch eng miteinander verbunden. Ihre Freundschaft ist durch Toleranz und Respekt, aber auch durch Diskretion und Freiräume gekennzeichnet.
Die beiden Freunde verwirklichen im Sommer 1989 in Südengland ein ganz besonderes Vorhaben, sie erschaffen Kornkreise. Redbone leistet die theoretische Vorarbeit, skizziert teils komplizierte Formen, bevor beide zur Tat schreiten. Der perfekte Kreis existiert natürlich nur in ihrer Fantasie.
Myers Sprache ist klar, aber auch poetisch, bildhaft und geprägt von philosophischen Gedanken. Er hat ein ungewöhnliches und nachdenklich stimmendes Buch mit einem starken Bezug zur Natur geschrieben. Gern vergebe ich dafür die volle Punktzahl.

Bewertung vom 09.08.2021
Harlem Shuffle
Whitehead, Colson

Harlem Shuffle


ausgezeichnet

Der zweifache Pulitzerpreisträger Colson Whitehead hat einen atmosphärisch dicht gewebten Roman über das Leben in den sechziger Jahren in Harlem geschrieben. Eine Vielzahl an zwielichtigen Figuren betritt die Bühne und wird dem Leser vorgestellt. Doch im Wesentlichen erzählt Whitehead die Lebensgeschichte von Ray Carney, der im Möbelgeschäft tätig ist. Er ist Familienvater und Ehemann und möchte seiner Familie ein besseres Leben bieten als er es selbst in seiner Kindheit hatte. Ein Aufstieg innerhalb legaler Grenzen ist im Grunde nicht möglich, zwangsläufig ist ein Aufstieg mit illegalen, kriminellen Geschäften verbunden. Ray Carney ist im Grunde ein ehrlicher Typ, aber für den angestrebten Standard reichen seine finanziellen Möglichkeiten nicht aus.
Whitehead beschreibt das Dilemma, in dem die Hauptfigur steckt, authentisch, überhaupt wirken seine Figuren lebendig und echt. Detailliert und bildhaft ist die Sprache des Autors. Besonders hat mir gefallen, dass das Lebensgefühl der damaligen Zeit mit den entsprechenden Problemen hautnah eingefangen wurde. Der Roman ist eine Empfehlung an alle Leser, die erstklassige Literatur und NY lieben.

Bewertung vom 08.08.2021
Auszeit
Lühmann, Hannah

Auszeit


sehr gut

Henriette und ihre Freundin Paula verbringen in einer bayrischen Hütte eine gemeinsame Zeit. Henriette möchte nach einem traurigen Ereignis in ihrem Leben etwas zur Ruhe kommen und Kraft sammeln, um weiter an ihrer Promotion arbeiten zu können.
Henriette wird sehr egozentrisch beschrieben. Sie wirkt orientierungslos, fast depressiv. Nie fragt sie, wie es Paula geht. Für mich stellt sie keine sympathische Hauptfigur dar. Paula hingegen ist empathisch und voller Energie.
Die Stimmung in dem kurzen Roman ist melancholisch und düster. Als Paulas Freund Tom auftaucht, nimmt der Roman eine überraschende Wendung. Henriette findet aus ihrem Tief heraus und schließlich auch ihr Glück. Allerdings bleibt es im Verborgenen, wie es zu dieser plötzlichen Wandlung kam. Da mich genau dieser Punkt interessiert hätte, ist das Ende für mich etwas unbefriedigend. Trotzdem hat mir das Buch gefallen und ich empfehle es gern weiter.

Bewertung vom 28.06.2021
The Comfort Book - Gedanken, die mir Hoffnung machen
Haig, Matt

The Comfort Book - Gedanken, die mir Hoffnung machen


ausgezeichnet

Matt Haig hat ein wunderbares Buch geschrieben, das Menschen , die in einer dunklen Phase ihres Lebens stecken, Hoffnung und Zuversicht vermittelt. Das Buch ist eine Sammlung von Gedanken, Zitaten und kleinen Geschichten, allesamt sind sie positiv ausgerichtet und stecken voller Wärme, Akzeptanz und Menschlichkeit.
Manche Überlegungen ließen meine eigenen Gedanken weit schweifen und mitunter musste ich auch schmunzeln, bspw. als ich las, dass es okay ist, "die Teetasse mit dem Sprung" zu sein.
Matt Haig reflektiert über seine eigenen Schwächen, über Menschen und über das Leben an sich. Es liegt nahe, dass in seinem Kompendium auch Zitate berühmter Philosophen vorhanden sind.
Trotz der schwierigen Thematik haben seine Gedanken etwas Leichtes, es macht Spaß, das Buch zu lesen. Deswegen empfehle ich es auch sehr gern weiter.

Bewertung vom 14.06.2021
Das Tal in der Mitte der Welt
Tallack, Malachy

Das Tal in der Mitte der Welt


ausgezeichnet

Malachy Tallack erzählt in seinem wunderbaren Roman über das einfache Leben auf dem Land und von den Beziehungen der Bewohner dieses Tals "in der Mitte der Welt". Er schreibt atmosphärisch und in einer bildhaften Sprache. Es passiert nichts Spektakuläres und doch nimmt der Roman einen ganz für sich ein.
Die Personen erscheinen mitunter eigensinnig, etwas verkappt, aber doch liebenswert. Tallack romantisiert das Landleben nicht, denn es ist mit harter Arbeit und einer gewissen Einöde verbunden. Bewohner des Tals ziehen weg, Neuangekommene müssen ihren Weg erst finden. Die Handlung erscheint realistisch, man kann sich die Geschichte gut vorstellen.
Mir hat der Roman gut gefallen, ich empfehle ihn gern weiter.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.06.2021
Heilsam kochen mit Ayurveda
Grönemeyer, Dietrich;Mehl, Volker

Heilsam kochen mit Ayurveda


ausgezeichnet

Der ganzheitlich arbeitende Arzt Dr. Dietrich Grönemeyer und der renommierte Koch Volker Mehl haben gemeinsam ein Kochbuch zum Thema Ayurveda veröffentlicht, das neben vielen tollen Rezepten auch nützliche Informationen enthält. Der Leser erfährt etwas über die Heilkraft von Lebensmitteln und die Auswirkungen der Ernährung. Der Rezeptteil umfasst Vorschläge zum Frühstück, Mittag- und Abendessen sowie Ideen für Süßes und Getränke. Man benötigt ein paar spezielle Zutaten, die Rezepte lassen sich jedoch einfach Nachkochen. Positiv finde ich, dass die Ayurveda - Ernährung vegetarisch ist und vor allem auf pflanzlichen, unverarbeiteten Lebensmitteln basiert.
Das Kochbuch hinterlässt einen hochwertigen Eindruck. Die Fotos sind erstklassig, die Gerichte wurden optimal in Szene gesetzt und motivieren zum Nachkochen.
Ich würde dieses tolle Kochbuch Ayurveda - Neulingen, aber auch Fortgeschrittenen empfehlen. Von mir erhält es die volle Punktzahl.

Bewertung vom 19.04.2021
Hauskonzert
Levit, Igor;Zinnecker, Florian

Hauskonzert


sehr gut

Der erfolgreiche und berühmte Konzertpianist Igor Levit hat zusammen mit dem Journalisten Florian Zinnecker ein erstes Buch veröffentlicht: "Hauskonzert". Der Titel bezieht sich auf die Hauskonzerte, die Levit aus seinem Berliner Wohnzimmer zur Anfangszeit der Pandemie gestreamt hat.
"Hauskonzert" ist keine klassische Biografie. Levits Leben wird nicht chronologisch erzählt, der Text springt zwischen Themen und Zeiten, vor allem aber wird aus der Gegenwart erzählt. Levit zählt zu den besten Pianisten seiner Generation, er wird mit Superlativen überhäuft. Seine Persönlichkeit ist vielschichtig, sein Wirken geht weit über die Musik hinaus. Er engagiert sich politisch, kämpft gegen Antisemitismus und Rassismus. Levit ist in seinem Handeln ruhelos und die Biografie wird in einem hohen Tempo erzählt. Er wird authentisch als ein Mensch mit Ecken und Kanten und als eine Persönlichkeit mit vielen Facetten porträtiert. Eine gelungene Biografie.