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Benutzername: 
BabsyZ
Wohnort: 
Waiblingen

Bewertungen

Insgesamt 71 Bewertungen
Bewertung vom 18.02.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


ausgezeichnet

Über Schatten der Vergangenheit und ungewöhnliche Freundschaften

Avalon – ein ruhiger, beschaulichere Vorort von New York. Hier wohnen die Familien Wilff und Shenkman, verbunden durch die Geburt des Shenkman-Sohnes Waldo, der von Ben Wilff, einem Arzt, unter unglücklichen Umständen auf die Welt gebracht wurde. Zwei Familien, die mit ihren eigenen Dämonen kämpfen. Die Shenkmans mit der Tatsache, dass Waldo ein superintelligentes aber außergewöhnliches Kind ist, mit dem der Vater vollkommen überfordert ist. Die Willfs mit einem tödlichen Autounfall, der ihr Leben für immer verändert hat.

In ruhigem Ton und in Rückblenden erzählt Dani Shapiro von Menschen, die von ihrer Vergangenheit verfolgt werden, die versuchen, ihr Leben im Griff zu haben, jeder auf seine eigene Art und Weise, vom Umgang mit Schuld und Trauer. Die Figuren sind authentisch und liebevoll gezeichnet, die gesamte Atmosphäre stimmig. Besonders Ben und Waldo, der kleine Junge und der alte Arzt, sind mir dabei ans Herz gewachsen. Zwei Personen, die so unterschiedlich sind und doch durch ihre außergewöhnliche Geschichte miteinander verbunden, die sich gegenseitig in schweren Zeiten gute Freunde sind. Und es zeigt sich, wie wichtig es ist, miteinander zu reden, füreinander da zu sein.

Mein Fazit: ein ruhiger, fesselnder Roman, auf den man sich einlassen muss. Sehr lesenswert.

Bewertung vom 17.12.2023
Agonie / Milosevic und Frey ermitteln Bd. 2
Adam, Lea

Agonie / Milosevic und Frey ermitteln Bd. 2


sehr gut

Rache für die Hilflosen

Hamburg wird von einer grausamen Mordserie erschüttert und für die Ermittler „Milo“ Jagoda Milosevic und Vincent Frey beginnt die Jagd nach einem Serienmörder. Mira Mönchshagen, eine junge Influencerin und Tierschützerin wurde wie ein Tier zum Ausbluten an den Füßen aufgehängt und ihre Organe entnommen. Noch bevor eine erst Spur gefunden werden kann, gibt es die nächste Leiche: einen Bankangestellten. Als eine dritte Leiche auftaucht, beginnt ein fieberhafter Wettlauf gegen die Zeit.

Der zweite Thriller des Autorinnenduos Regina Denk und Lisa Bitzer hat es wieder in sich: da fließt extrem viel Blut und die Hintergründe der Taten sind nicht weniger grausam. Massentierhaltung und die unvorstellbaren Zustände in Schlachthäusern stehen im Mittelpunkt dieses Romans. Auch Influencer und die Frage nach deren Authentizität werden kritisch hinterfragt. Die Suche nach dem Täter kommt dieses mal eher als Randthema daher, denn die privaten Verwicklungen des tollen Ermittlerteams nehmen sehr viel Raum ein. Die Tatsache, dass recht früh klar ist, wer für die Morde verantwortlich ist, bleibt die Spannung ein wenig auf der Strecke. Dafür sind die Erzählungen aus Tätersicht hoch interessant und schockierend.

Mein Fazit: solider Thriller zu einem wichtigen Thema. Lesenswert.

Bewertung vom 16.11.2023
Ich träumte von einer Bestie
Blazon, Nina

Ich träumte von einer Bestie


ausgezeichnet

Rotkäppchen und die Bestie von Gévaudan

Fleur Martin ist auf den ersten Blick eine ganz normale moderne junge Frau, die einen Großteil ihres Lebens im Internet verbringt. Beruflich Daten-Forensikerin, ist auch ihr Privatleben von Tinder-Dates und Recherchen im WWW geprägt. Doch Fleur hat eine andere Seite: eine Vorliebe für alte französische Märchen und Narben, die sie sorgfältig überschminkt. Als ihr leiblicher Vater Maurice stirbt, reist sie nach Frankreich, um den Nachlass zu regeln. Doch immer tiefer dringt sie in die Geschichte ihrer Familie ein und stößt auf ein sorgsam gehütetes Geheimnis. Und sie lernt, sich ihren eigenen Dämonen zu stellen.

Nina Blazon hat einen spannenden, vielschichtigen Roman geschrieben. Psychologisch interessant ist die Frage, ob sich Traumata über Generationen weitervererben, ob Alpträume manchmal ihren Ursprung in einer längst vergangenen Zeit haben. Dazu wird viel über die Ursprünge und Bedeutung der uns bekannten Märchen, allen voran Rotkäppchen und Rumpelstilzchen, berichtet. Die Verbindung zur Bestie von Gévaudan, die zwischen 1764 und 1767 etwas 100 Frauen und Kinder getötet haben soll, bildet die Grundlage für einige interessante historische Exkursionen. Dabei ist die Atmosphäre immer stimmig und die Personen sind allesamt sehr authentisch beschrieben.

Mein Fazit: spanender, vielschichtiger Roman. Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 24.09.2023
Hashtag #DDR
Kreymeier, Holger

Hashtag #DDR


sehr gut

Wie wäre die DDR heute?

Was wäre wenn es die DDR heute noch gäbe, die Wiedervereinigung nie stattgefunden hätte sondern de Proteste blutig niedergeschlagen worden wäre? Dieser Frage geht Holger Kreymeier in seinem Roman nach. In der Zeit vom 21. Juli bis zum 4.8.2023 erzählt er die fiktive Geschichte des Youtubers Lonzo, der mit seinem Video „Die Zerstörung der DDR“ zu einem echten Star wurde, und einer Gruppe von Aktivisten, die in der DDR gegen das Regime und für mehr Freiheit kämpfen.

Die Geschichte, die in diesem Roman erzählt wird, wäre genau so möglich gewesen, hätte es die Wiedervereinigung nicht gegeben. Die Personen erscheinen absolut authentisch, die Stimmung ist stellenweise sehr bedrückend und man bekommt einen guten Einblick in das Leben, die Unsicherheiten, das Misstrauen, das einst in der DDR geherrscht hat. Insgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen, die Grundidee ist äußerst interessant und wirklich gut umgesetzt, Spannung ist garantiert.

Mein Fazit: Ein spannender und interessanter Roman, in dem man auch einige Einblicke in die längst vergangenen Zustände in der ehemaligen DDR erhält. Lesenswert.

Bewertung vom 04.09.2023
ANGST
Menger, Ivar Leon

ANGST


ausgezeichnet

Den Stalker im Nacken

Das Leben der jungen Schauspielerin Mia läuft recht gut: sie hat ein sehr vielversprechendes Casting, lernt durch Zufall den tollen Webdesigner David kennen und hat auch mit den Mitbewohnern in ihrer WG eine gute Wahl getroffen. Doch dann geschehen seltsame Dinge. Ihr Rad wird gestohlen, David wird ermordet aufgefunden und Viktor, ein Mann, mit dem sie vor kurzem ein nicht ganz so tolles Date hatte, taucht unter fadenscheinigen Umständen in ihrer WG auf. Mia bekommt es mit der Angst zu tun: Ist Viktor ein Stalker und Killer?

Ivar Leon Menger hat wieder einen spannenden, gut durchdachten Thriller geschrieben, der einen von Anfang an in den Bann zieht. Alle Personen sind authentisch, die Atmosphäre stets passend und die Kulissen wie ein Nobelrestaurant über den Dächern Berlins oder ein geheimnisvoller Speak-Easy-Club runden den Gesamteindruck gekonnt ab. Besonders gut konnte ich mich in Mia, ihre Ängste und Phobien und ihren Willen, stark zu sein und den Mord an ihrem Schwarm aufzuklären, sehr gut identifizieren. Kleinere Schwächen vor allem am Anfang des Buches kann man getrost übersehen.

Mein Fazit: Ein spannender und packender Thriller mit Gänsehautfaktor. Lesenswert.

Bewertung vom 13.08.2023
Die Einladung
Cline, Emma

Die Einladung


gut

Leben am Abgrund

Die Hamptons, die Region am Ostende der Insel Long Island, an der sich die Schönen und Reichen im Sommer versammeln. Hier versucht die 22-jährige Alex, Escort Girl, vor ihrem Leben und ihren Problemen wegzulaufen. Alles scheint gut zu sein, bis sie sich auf einer Party daneben benimmt und Simon, ihr derzeitiger Gönner, sie kurzerhand vor die Tür setzt. Zurück in die Stadt kann sie nicht, hier warten ihr Ex-Freund Dom und ein Haufen Schulden, also versucht Alex, sich irgendwie in den Hamptons durchzuschlagen mit dem Plan, sich eine Woche später auf einer Party wieder mit Simon zu versöhnen. Doch das Ende der Story bleibt unbefriedigend offen.

So ganz konnte ich mit diesem Roman nicht warm werden. Erzählt wird aus der Sicht von Alex, wenn auch nicht in der Ich-Perspektive und wir begleiten eine junge Frau, die jeglichen Halt verloren hat auf einer Reise durch Alkohol- und Drogenrausch, Lügen, Manipulation und einem seltsam naiven Umgang mit ihren Problemen. Das ist in klaren Worten gut geschrieben und man schwankt immer wieder zwischen Mitgefühl für Alex, Angst um sie und einfach nur Unverständnis.

Mein Fazit: Roman über eine junge haltlose Frau am Abgrund. Konnte mich nicht überzeugen.

Bewertung vom 17.07.2023
Die Wölfe von Pompeji
Harper, Elodie

Die Wölfe von Pompeji


sehr gut

Antikes Leben der Sklaven

Das antike Pompeji, eine Stadt, die dem Untergang geweiht ist. Hier treffen die Reichen und Mächtigen auf die vom Glück vergessenen: Sklaven und Huren. Amara ist eine von ihnen, eine Wölfin, die als Sklavin im berüchtigtsten Bordell der Stadt lebt. Eins war sie die Tochter eines angesehen griechischen Arztes, bis das Schicksal sie um alles brachte, einschließlich ihrer Freiheit.
Gemeinsam mit den anderen Sklaven versucht sie, zu überleben und das Beste aus ihrer Situation zu machen.

Eindrucksvoll erzählt Elodie Harper von den Vergessenen der Antike. Stellvertretend für all die namenlosen Sklaven beschriebt sie am Beispiel von Amara, wie wenig ein Menschenleben - und besonders das Leben einer Frau – damals wert war. Das Leben ist hart, immer gefährlich, von täglichen Demütigungen und Missbrauch geprägt. Dabei gelingt es Harper, die Atmosphäre der Antike authentisch wiederzugeben. Über kleinere sprachliche Schwächen kann man gut hinwegsehen und das Ende war mir persönlich zu flach. Alle in allem aber ein lesenswerter Roman über eine interessante und grausame Zeit.

Mein Fazit: interessanter historischer Roman mit Schwächen.

Bewertung vom 18.06.2023
Komplizin
Li, Winnie M

Komplizin


ausgezeichnet

Blick hinter die Kulissen

Angeregt durch die Mee-Too-Debatte nimmt ein Journalist Kontakt zu der College-Dozentin Sarah Li auf. 10 Jahre zuvor stand Sarah am Beginn einer großen Karriere als Filmproduzentin. Ihr erster Film wurde in Cannes gefeiert und der Milliardär und Investor Hugo North wurde auf die kleine, bis dato eher unbekannte Filmfirma aufmerksam. Durch das Interview wird Sarah mit den längst verdrängten Erinnerungen an den Tyrannen North konfrontiert. Denn natürlich investiert ein solcher Mann seine Millionen nicht ohne Gegenleistung und vor allem die Frauen, die mit ihm zu tun haben, werden Opfer seines Machtmissbrauchs.

In ihrem Roman gewährt Winnie M Li einen schockierenden Blick hinter die Kulissen der glänzenden Scheinwelt Hollywoods. Der harte Kampf um Geld, Erfolg und Anerkennung steht in starkem Kontrast zu den bunten Bildern, die wir sonst sehen. Geschildert aus der Perspektive einer direkt Betroffenen kann man sich gut in die Gefühls- und Gedankenwelt einer Frau einfühlen, die versucht, in einer von Männern dominierten Welt Fuß zu fassen. Hier regieren Geld und Macht und wer sich nicht fügt, wird aussortiert. Dabei stellt Li auch die Frage, wer alles Schuld an der Misere trägt: sind es nur die Täter oder auch die Opfer und Zeugen, die wegsehen und schweigen.

Mein Fazit: ein beklemmender Roman über ein wichtiges Thema. Lesenswert!

Bewertung vom 31.05.2023
Erinnere dich!
Reiter, Max

Erinnere dich!


sehr gut

Kannst Du Deiner Erinnerung trauen?

Als Arno Seitz eine Einladung zum Klassentreffen erhält, brechen bei ihm alte Wunden auf. Denn 20 Jahre zuvor verschwand seine damalige Freundin Maja kurz nach dem Abitur bei einer gemeinsamen Wanderung mit Freunden spurlos verschwand. Dann wird ihm ein Handy zugeschickt, über dem ihm eine unbekannte Person Nachrichten und Fotos schickt und ihn auffordert, sich an das, was damals wirklich geschah, zu erinnern. Gemeinsam mit den Freunden von damals und Majas jüngerer Schwester macht sich Arno zu Ehren Majas erneut auf die Wanderung – und wird bald von verstörenden Erinnerungen gequält.

Max Reiter hat einen faszinierenden, spannenden Thriller über Manipulation und Erinnerung geschrieben, der zum Nachdenken anregt. Wie leicht lassen sich Erinnerungen verändern, sind die Dinge, die wir zu wissen glauben, wirklich wahr? Kann man dem eigenen Gedächtnis trauen? Und wie kann ein Mensch mit der Ungewissheit leben? Dabei kommt dieser Thriller komplett ohne Action oder Gewalt aus, denn alles spielt sich ausschließlich in den Gedanken Arnos ab. Das funktioniert sehr gut, die Personen erscheinen zum großen Teil authentisch und ich konnte gut mit Arno mitfühlen. Das Thema Gedanken- bzw. Erinnerungsmanipulation fand ich hochinteressant und auch ein wenig beängstigend.

Mein Fazit: faszinierender, spannender Thriller, der tief in die Psyche des Menschen dringt.

Bewertung vom 14.05.2023
Die Verborgenen
Geschke, Linus

Die Verborgenen


ausgezeichnet

Stell Dir vor, ein Fremder dringt in Dein Haus ein, lebt unbemerkt unter Deinem Dach, bedient sich an Deinen Lebensmitteln, wäscht sich mit Deiner Seife, steht nachts an Deinem Bett. Und erfährt alle Deine kleinen und großen Geheimnisse. Genau das passiert der Familie Hoffmann, als ein sogenannter #phrogger auf die Tochter Tabea und Mutter Franziska aufmerksam wird. Systematisch versucht der Eindringling, das Leben der Familie zu zerstören, angetrieben von Rachegedanken.

In seinem neuen Thriller hat Linus Geschke sich dem Leben hinter der Fassade gewidmet. Familie Hoffmann scheint auf den ersten Blicke eine glückliche Familie zu sein, doch ein Blick hinter die Kulissen offenbart etwas ganz anderes. Diesen Blick ermöglicht uns ein fremder Eindringling, der ein echter Gruselfaktor ist. Erzählt wird das Ganze aus den unterschiedlichen Perspektiven der Protagonisten, so dass sich ganz allmählich ein Gesamtbild herauskristallisiert. Dazu gibt es noch den ungeklärten Mord an einem jungen Mädchen – alle Zutaten für einen guten Thriller sind also vorhanden. Der Spannungsbogen ist gleichbleibend hoch und die Charaktere sind allesamt authentisch, wenn auch nicht unbedingt Sympathieträger.

Mein Fazit: ein guter Thriller mit interessantem Thema. Die Spannungskurve hätte aber etwas mehr nach oben gehen können.