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Benutzername: 
BabsyZ
Wohnort: 
Waiblingen

Bewertungen

Insgesamt 77 Bewertungen
Bewertung vom 21.06.2024
VIEWS
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


ausgezeichnet

Brandaktueller Pageturner

Es gärt in Deutschland. Die 16-jährige Lena Palmer verschwindet spurlos. Kurz darauf taucht ein verstörend brutales Vergewaltigungsvideo des wehrlosen Mädchens auf. Während das BAK fieberhaft nach dem verschwundenen Mädchen und den Vergewaltigern sucht, rufen rechtsradikale Gruppen, allen voran de „Aktive Heimatschutz“ zu Eigeninitiative und Lynchjustiz auf. Yasira Saad, BKA-Beamtin mit Migrationshintergrund, leitet die Ermittlungen und gerät bald selbst ins Visier der verschiedenen Gruppierungen.

Marc-Uwe Kling wurde bekannt durch seine Känguru-Chroniken und QualityLand. Mit Views beweist er, dass er auch Thriller kann. Und wie! Nach kurzer Zeit konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen, wollte unbedingt wissen, wohin die Geschichte führt. Und diese hat es in sich! Brandaktuell und hochbrisant sind die Themen und Thesen, die in diesem Buch angesprochen werden. Dabei werden einige Klischees bedient, was aber für die Story wichtig ist. Die handelnden Personen sind sympathisch und authentisch, so dass man sich gut mit ihnen und ihren Ängsten identifizieren kann. Die Warnung auf dem Cover ist durchaus ernst zu nehmen: das ist harter Stoff, packend geschrieben.

Mein Fazit: spannender Pageturner mit aktuellem Bezug. Sehr lesenswert.

Bewertung vom 22.05.2024
Wenn sie lügt
Geschke, Linus

Wenn sie lügt


ausgezeichnet

Schatten einer toxischen Beziehung

Mit gemischten Gefühlen kehrt Goran in seine Heimatstadt Waldesroda zurück. Vor 19 Jahren hat er hier Freunde, Vater und seine große Liebe Norah verlassen, kurz nachdem ein grauenhaftes Verbrechen die idyllische Ruhe zerstört hatte. Nun hat Norahs Mutter ihn gebeten, zurück zu kommen, denn ihre Tochter erhält Drohbriefe. Sollte David, der Ex-Freund von Norah, der damals ein befreundetes Paar ermordet hat, und der auf der Flucht ertrunken sein soll, doch noch leben und Norah bedrohen? Gemeinsam mit den alten Freunden versuchen Goran und Nora den geheimnisvollen Briefschreiber zu finden und geraten dabei in immer größere Gefahr. Und Norah ist gezwungen, ihre eigenen dunkelsten Geheimnisse preiszugeben.

Linus Geschke hat das Talent, Geschichten so zu erzählen, dass man von Beginn an so tief in die Geschehnisse eintaucht, dass man das Gefühl hat, die Protagonisten zu kennen und direkt am Geschehen beteiligt zu sein. Die Personen, allen voran Norah und Goran sind allesamt authentisch und sympathisch beschrieben, die Atmosphäre absolut stimmig und der Spannungsbogen nimmt stetig zu, was an den ständigen Perspektivwechseln liegt und durch oftmals unvermutete Wendungen noch gesteigert wird. Dazu werden noch Statistiken und Studien zu Gewalttaten in Deutschland eingestreut, die zudem sehr informativ sind.

Bewertung vom 24.04.2024
Die Entflammten
Meier, Simone

Die Entflammten


gut

Über Künstler und Frauen

Gina ist die Tochter eines Schriftstellers, der ein einziges, hoch gelobtes aber nicht sonderlich erfolgreiches Buch geschrieben hat. Sie ist anders, als andere, ist schon als Kind fasziniert von Wunden und Verletzungen. Und so wird sie natürlich auch magisch von dem Gemälde eines Mannes, dem ein Ohr abeschnitten wurde, angezogen: Vincent van Gogh. Jahre später schreibt Gina wie bessessen an einem Roman über Jo van Gogh-Bonger, der Schwägerin des berühmten Malers, die Frau, die dafür gesorgt hat, dass seine Gemälde nach seinem Tod teuer verkauft wurden und sein Name bis heute für einen der bedeutendsten und bekanntesten Künstler der Welt zählt.

Es fällt mir recht schwer, meine Gedanken zu diesem Roman niederzuschreiben. Einerseits ist es ein faszinierender Einblick in das Leben um die Jahrhundertwende, besonders in das Leben der Bohème, der Künstler, der ewig getriebenen. Viel erfährt man über das Leben der jungen Ballerinen an der Pariser Oper, die Armut, unter der van Gogh zeit seines Lebens litt, das Leben und Sterben an der Syphillis. Und man erfährt eine Menge über eine ungwöhnliche und starke Frau, eben jene Jo van Gogh-Bonger, Ehefrau, Schwägerin, Muse der Künstler und harte Geschäftsfrau. Das alles hätte für meinen Geschmack ausführlicher sein können. Dafür ist die Geschichte der Schriftstellerin Gina, die auch ihren eigenen Reiz hat, stellenweise störend, vor allem die Erzählungen über ihren Vater.

Mein Fazit: ein interessanter Roman über die Pariser Künstler um die Jahrhundertwende, der etwas unter dem zweiten Handlungsstrang leidet.

Bewertung vom 06.04.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

Brillant erzählter Roman über Macht und Moral

Hunter White, ein reicher amerikanischer Geschäftsmann, hat eine große Leidenschaft: die Großwildjagd oder Trophäenjagd. Schon von Kindesbeinen an ist er den Umgang mit dem Gewehr gewohnt und die Jagd ist in seinen Augen eine ehrenvolle Angelegenheit. In Afrika will er nun ein Spitzmaulnashorn jagen, um so seine Big Five voll zu machen. Dich Wilderer vereiteln sein Jagdglück. Hunter ist geknickt, fühlt sich um seinen Lohn betrogen und so will er nicht abreisen, ohne eine Trophäe für seine Frau. Da macht im sein Jagdleiter einen unvorstellbaren Vorschlag. Hunter soll die Big Five vergessen, sich statt dessen auf die Big Six konzentrieren. Was grotesk und unvorstellbar erscheint wird wahr und Hunter jagt einen Menschen.

Ein Roman über die Großwildjagd. Lange habe ich gezögert, ob ich dieses Buch wirklich lesen will. Und wurde dann von der ersten Seite durch die plastische und brillante Schreibweise der Autorin in Bann gezogen. Vor dem geistigen Auge entsteht die Landschaft Afrikas, man kann die Erwartung, die Erregung des Jägers mitempfinden, ebenso wie die Angst, den Zweifel, der bei diesem ungleichen Kampf zwangsläufig aufkommt. Und immer wieder wurde ich zum Nachdenken gezwungen. Nachdenken über grenzenlose Selbstüberschätzung, über verlogene Rechtfertigungsversuche des Jägers, der viel Geld für eine Jagdlizenz gezahlt hat, was ja schließlich dem ansässigen Stamm und dem Naturschutz zugutekommt. Und die vollkommen ungerechtfertigte Überheblichkeit unserer weißen westlichen Welt und des Menschen über die Tiere. Trophäe ist ein Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann, der aber auch schwer zu verdauen ist.

Mein Fazit: Brillant geschriebener Roman über Postkolonialismus und Macht und Moral

Bewertung vom 29.03.2024
Der Lärm des Lebens
Hartmann, Jörg

Der Lärm des Lebens


ausgezeichnet

Zwischen Herdecke und Berlin

Jörg Hartmann ist vielen ein Begriff als Schauspieler. Ob als depressiver Hauptkommissar Faber inDortmunder Tatort oder als Stasi-Offizier Falk Kupfer, Jörg Hartmann bleibt einem durch sein eindringliches authentisches Spiel immer im Gedächtnis. Doch wer steckt hinter diesen immer schwierigen Rollen? Wie wurde aus dem Jungen aus dem Ruhrgebiet der Mensch, der auf der Schaubühne in Berlin zuhause ist?
Diese Fragen beantwortet Hartmann selbst in seinem autobiographischen Roman und er zeigt uns dabei einen feinfühligen Menschen, den die selben Ängste und Nöte quälen, wie uns alle.
Ein Mensch, der für seinen großen Traum der Schauspielerei alles nur erdenkliche auf sich genommen hat; ein Sohn, der sich seine Kindheit erinnert, seinen Vater betrauert; ein Ehemann und Vater, der seine Familie über alles liebt.

Sprachlich ist das absolut brillant geschrieben. Jeder Satz, jede Formulierung sitzt. Mal mit einer gehörigen Prise Humor, mal sehr nachdenklich, dann wieder traurig, schafft es Hartmann, seine Leser tief zu berühren. Das ist jederzeit authentisch und glaubhaft. Bei einigen Kapiteln sprach mir Hartmann direkt aus der Seele, kann ich doch vieles nur zu gut nachempfinden. Ein Buch, das sich zwar leicht lesen lässt, aber auch immer zum Nachdenken anregt.

Mein Fazit: die authentische, berührende Autobiographie eines tollen Schauspielers und hoch interessanten Menschen. Absolut lesenswert.

Bewertung vom 24.02.2024
Wer zuerst lügt
Elston, Ashley

Wer zuerst lügt


ausgezeichnet

Trau, schau, wem!

In Lake Forbing, einer mittelgroßen Stadt in Louisiana, lebt Evie Porter seit Kurzem mit ihrem Freund Ryan in einer imposanten Südstaaten-Villa. Ihr Leben scheint perfekt zu sein, auch Ryans Freunde haben die junge Frau Mit offenen Armen aufgenommen. Doch dann erscheint ein alter Freund Ryans und an seiner Seite Lucca Marino. Das ganze hat nur ein Problem, denn Evie ist eine Trickbetrügerin, heißt im wahren Leben Lucca Marino und wurde von ihrem Chef auf Ryan angesetzt. Schnell wird ihr klar, dass ihr Chef ein gefährliches Spiel treibt und sie in höchster Gefahr schwebt. Und so bleibt ihr nur eines übrig: sie muss ihrerseits cleverer sein und den Spieß umdrehen. Auf einem Trip durch die Südstaaten der USA versucht Lucca, ihr Leben und ihre Zukunft zu retten.

Es ist gar nicht einfach, diesen rasanten und spannenden Thriller zu beschreiben, ohne zu viel zu verraten. In Rückblenden wir Luccas Leben und Werdegang erzählt und durch viele unerwartete Wendungen entsteht langsam das Bild einer wahren Trickbetrüger-Organisation. Das ist absolut spannend und superunterhaltsam geschrieben. Allen voran die Person Lucca war mir dabei absolut sympathisch und hat mich von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen.

Mein Fazit: Spannender und absolut unterhaltsamer Thriller. Klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.02.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


ausgezeichnet

Über Schatten der Vergangenheit und ungewöhnliche Freundschaften

Avalon – ein ruhiger, beschaulichere Vorort von New York. Hier wohnen die Familien Wilff und Shenkman, verbunden durch die Geburt des Shenkman-Sohnes Waldo, der von Ben Wilff, einem Arzt, unter unglücklichen Umständen auf die Welt gebracht wurde. Zwei Familien, die mit ihren eigenen Dämonen kämpfen. Die Shenkmans mit der Tatsache, dass Waldo ein superintelligentes aber außergewöhnliches Kind ist, mit dem der Vater vollkommen überfordert ist. Die Willfs mit einem tödlichen Autounfall, der ihr Leben für immer verändert hat.

In ruhigem Ton und in Rückblenden erzählt Dani Shapiro von Menschen, die von ihrer Vergangenheit verfolgt werden, die versuchen, ihr Leben im Griff zu haben, jeder auf seine eigene Art und Weise, vom Umgang mit Schuld und Trauer. Die Figuren sind authentisch und liebevoll gezeichnet, die gesamte Atmosphäre stimmig. Besonders Ben und Waldo, der kleine Junge und der alte Arzt, sind mir dabei ans Herz gewachsen. Zwei Personen, die so unterschiedlich sind und doch durch ihre außergewöhnliche Geschichte miteinander verbunden, die sich gegenseitig in schweren Zeiten gute Freunde sind. Und es zeigt sich, wie wichtig es ist, miteinander zu reden, füreinander da zu sein.

Mein Fazit: ein ruhiger, fesselnder Roman, auf den man sich einlassen muss. Sehr lesenswert.

Bewertung vom 17.12.2023
Agonie / Milosevic und Frey ermitteln Bd. 2
Adam, Lea

Agonie / Milosevic und Frey ermitteln Bd. 2


sehr gut

Rache für die Hilflosen

Hamburg wird von einer grausamen Mordserie erschüttert und für die Ermittler „Milo“ Jagoda Milosevic und Vincent Frey beginnt die Jagd nach einem Serienmörder. Mira Mönchshagen, eine junge Influencerin und Tierschützerin wurde wie ein Tier zum Ausbluten an den Füßen aufgehängt und ihre Organe entnommen. Noch bevor eine erst Spur gefunden werden kann, gibt es die nächste Leiche: einen Bankangestellten. Als eine dritte Leiche auftaucht, beginnt ein fieberhafter Wettlauf gegen die Zeit.

Der zweite Thriller des Autorinnenduos Regina Denk und Lisa Bitzer hat es wieder in sich: da fließt extrem viel Blut und die Hintergründe der Taten sind nicht weniger grausam. Massentierhaltung und die unvorstellbaren Zustände in Schlachthäusern stehen im Mittelpunkt dieses Romans. Auch Influencer und die Frage nach deren Authentizität werden kritisch hinterfragt. Die Suche nach dem Täter kommt dieses mal eher als Randthema daher, denn die privaten Verwicklungen des tollen Ermittlerteams nehmen sehr viel Raum ein. Die Tatsache, dass recht früh klar ist, wer für die Morde verantwortlich ist, bleibt die Spannung ein wenig auf der Strecke. Dafür sind die Erzählungen aus Tätersicht hoch interessant und schockierend.

Mein Fazit: solider Thriller zu einem wichtigen Thema. Lesenswert.

Bewertung vom 16.11.2023
Ich träumte von einer Bestie
Blazon, Nina

Ich träumte von einer Bestie


ausgezeichnet

Rotkäppchen und die Bestie von Gévaudan

Fleur Martin ist auf den ersten Blick eine ganz normale moderne junge Frau, die einen Großteil ihres Lebens im Internet verbringt. Beruflich Daten-Forensikerin, ist auch ihr Privatleben von Tinder-Dates und Recherchen im WWW geprägt. Doch Fleur hat eine andere Seite: eine Vorliebe für alte französische Märchen und Narben, die sie sorgfältig überschminkt. Als ihr leiblicher Vater Maurice stirbt, reist sie nach Frankreich, um den Nachlass zu regeln. Doch immer tiefer dringt sie in die Geschichte ihrer Familie ein und stößt auf ein sorgsam gehütetes Geheimnis. Und sie lernt, sich ihren eigenen Dämonen zu stellen.

Nina Blazon hat einen spannenden, vielschichtigen Roman geschrieben. Psychologisch interessant ist die Frage, ob sich Traumata über Generationen weitervererben, ob Alpträume manchmal ihren Ursprung in einer längst vergangenen Zeit haben. Dazu wird viel über die Ursprünge und Bedeutung der uns bekannten Märchen, allen voran Rotkäppchen und Rumpelstilzchen, berichtet. Die Verbindung zur Bestie von Gévaudan, die zwischen 1764 und 1767 etwas 100 Frauen und Kinder getötet haben soll, bildet die Grundlage für einige interessante historische Exkursionen. Dabei ist die Atmosphäre immer stimmig und die Personen sind allesamt sehr authentisch beschrieben.

Mein Fazit: spanender, vielschichtiger Roman. Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 24.09.2023
Hashtag #DDR
Kreymeier, Holger

Hashtag #DDR


sehr gut

Wie wäre die DDR heute?

Was wäre wenn es die DDR heute noch gäbe, die Wiedervereinigung nie stattgefunden hätte sondern de Proteste blutig niedergeschlagen worden wäre? Dieser Frage geht Holger Kreymeier in seinem Roman nach. In der Zeit vom 21. Juli bis zum 4.8.2023 erzählt er die fiktive Geschichte des Youtubers Lonzo, der mit seinem Video „Die Zerstörung der DDR“ zu einem echten Star wurde, und einer Gruppe von Aktivisten, die in der DDR gegen das Regime und für mehr Freiheit kämpfen.

Die Geschichte, die in diesem Roman erzählt wird, wäre genau so möglich gewesen, hätte es die Wiedervereinigung nicht gegeben. Die Personen erscheinen absolut authentisch, die Stimmung ist stellenweise sehr bedrückend und man bekommt einen guten Einblick in das Leben, die Unsicherheiten, das Misstrauen, das einst in der DDR geherrscht hat. Insgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen, die Grundidee ist äußerst interessant und wirklich gut umgesetzt, Spannung ist garantiert.

Mein Fazit: Ein spannender und interessanter Roman, in dem man auch einige Einblicke in die längst vergangenen Zustände in der ehemaligen DDR erhält. Lesenswert.