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Benutzername: 
naje
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 21 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2021
Geteilte Träume
Mothes, Ulla

Geteilte Träume


sehr gut

Vorneweg: Ich empfehle das Buch für alle, die Spaß an Familienepos haben mehr über das Leben zu DDR-Zeiten erfahren wollen.

In der gesamten Handlung stecken viele Details mit geschichtlichen Hintergrund, die sehr detailliert beschrieben wurden. Da ich selbst nahezu keinen privaten Bezug zur DDR hatte, habe ich dank des Rechercheaufwands der Autorin viel über das Leben dort gelernt.

Ingke, die gerade dabei ist ihr Abitur zu schreiben, erfährt durch Zufall, dass sie adoptiert wurde. Das führt dazu, dass sie die Vergangenheit ihrer Familie aufwirbelt, sich die Lebensgeschichten vieler „Verwandten“ erzählen lässt und die Suche nach ihrer leiblichen Mutter beginnt. Die Story springt daher immer zwischen den einzelnen Charakteren.

Obwohl sich die Hauptstory um Ingke dreht, bin ich mit ihr nicht so recht warm geworden. An vielen Stellen konnte ich ihre Reaktionen nicht nachvollziehen. Allerdings gab es ein, zwei Nebencharaktere, zu denen ich mehr Zugang finden konnte. Z. B. die Gutsbesitzerin Emma, die jedoch auch keine einfache Vergangenheit mit der sowjetischen Besatzung hatte. Oder Ernst, der seine erste Liebe zurückgestellt hat, um den Plänen seiner Zwillingsschwester nicht im Weg zu stehen.

Den Schreibstil der Autorin würde ich am ehesten als erzählend beschreiben. Auch wenn mir etwas Action im übergeordneten Handlungsstrang gefehlt hat, wurde das durch die (teilw. dramatischen) Einzelschicksale wieder wettgemacht. Gegen Ende hat das Buch etwas an Fahrt aufgenommen, wahrscheinlich auch, weil ich bis dahin besser mit der Vielzahl der Namen zurechtgekommen bin. Der Abschluss der übergeordneten Story kam etwas plötzlich – vielleicht, weil im gesamten Buch der Fokus mehr auf den erzählten Geschichten der Vergangenheit lag – aber für mich war er dennoch stimmig und hat zum restlichen Roman gepasst.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.03.2021
Vom Reizdarm zum Wohlfühldarm (eBook, ePUB)
Röhmwohl, Dieter

Vom Reizdarm zum Wohlfühldarm (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Illustration des Darms auf diesem Buch-Cover haben mich direkt angesprochen. Zunächst dachte ich: Welch süße Idee, dass dem Darm ein eigenes Gesicht zu verpassen. Während des Lesens ist mir dann bewusstgeworden, dass es wahrscheinlich besser passt, als ich zunächst dachte. Denn der Darm besitzt ein Eigenleben, auf das wir gut achtgeben müssen.

Das Buch beginnt mit einem Ausflug ins Leben des Autors, der selbst unter Reizdarm litt und diverse Ärzte aufgesucht hat, die ihm leider nicht weiterhelfen konnten. Aus der Not heraus hat er viele Dinge ausprobiert und seine Erfolge in diesem Buch festgehalten. Nachdem kurz die Darm-Basics erläutert werden, geht der Autor auf u. a. den Reizdarm, Leaky Gut Syndrom, Colitis Ulcerosa und die jeweiligen Symptome ein. Ich hatte während des Lesens so einige Aha-Effekte, z. B. dass Serotonin hauptsächlich im Darm hergestellt wird und es uns daher bei Darmproblemen nicht leicht fällt uns wohl & glücklich zu fühlen.

Die Darmsanierung und Yoga werden als mögliche Lösungsansätze zur Linderung der Schmerzen vertiefend vorgestellt. Insbesondere die Beschreibung der unterschiedlichen Phasen einer Darmsanierung und was zu beachten ist, fand ich sehr interessant. Die Yogaübungen im Buch werden zusätzlich als PDF zur Verfügung gestellt, damit das Blättern im Buch zum Nachmachen entfällt.

Im letzten Teil des Buches wird sich der Ernährung gewidmet. Neben der Ernährung während der Darmsanierung, geht der Autor auch auf Schonkost ein und klärt einige Mythen auf (Stichwort: Wirkungsweise von Chilis auf den Darm).

Ab Seite 153 sind dann viele darmfreundliche Rezeptideen enthalten. Was mir hierbei positiv aufgefallen ist: Die meisten Rezepte sind sehr kurz und lesen sich sehr einfach. Das Nachkochen sollte also nicht mit Hürden verbunden sein. Zum Nachkochen bin ich noch nicht gekommen, daher kann ich aktuell nur bewerten, dass es sich sehr lecker liest.

Fazit: Das Buch kam bei mir an und ich habe es in einem Rutsch durchgelesen. Ich hatte mich zuvor noch nicht tiefergehend mit dem Darm befasst und fand es als Lektüre für EinsteigerInnen geeignet. Wer einen Ratgeber sucht, der in einfacher Sprache einen Überblick über die Themen Reizdarm, Darmsanierung, Yoga und Ernährungsanpassungen gibt, ist bei diesem Buch richtig!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.01.2021
Das Verschwinden der Erde
Phillips, Julia

Das Verschwinden der Erde


ausgezeichnet

Normalerweise beginne ich meine Rezensionen von vorne, ich habe das Buch gerade beendet und das Ende hat mich emotional gepackt, überrascht aber auch ein bisschen geschockt! Die letzten beiden Kapitel waren grandios und haben die Verbindung der vorherigen Kapitel in einer Art und Weise zusammengeführt und bilden wirklich das Herzstück des Buches. Erst nach Beenden der Geschichte wurde mir die Tiefe dessen, was ich da gelesen hatte bewusst.

Die Autorin nutzt elf verschiedene Erzählperspektiven. Ich verstehe, dass Julia Philipps damit nicht alle gleichermaßen anspricht, die Vielzahl der Namen und auf den ersten Blick nicht zusammenhängende Handlungsstränge geht auf Kosten der Haupthandlung. Dennoch findet man beim genauen Lesen / Hinsehen kleine Details und Zusammenhänge zur Entführung der beiden Schwestern Aljona und Sofija. Und das oben beschriebene Ende entschädigt wirklich für den langsamen Fortschritt.

Es hat mich absolut fasziniert, dass in jedem Kapitel die Perspektive einer anderen Frau im Mittelpunkt steht. Jedes Kapitel ist dadurch eine in sich abgeschlossene (bzw. bewusst offen gehaltene) Kurzgeschichte. Die Frauen Kamtschatkas, die wir im Laufe des Buches kennen lernen, sind stark und schwach zugleich. Jede hat ihre eigenen Schicksalsschläge zu tragen, ob es die fehlende Anerkennung, Rassismus, die Reduktion auf das Mutter-Sein, (mehrfacher) Verlust, ein kontrollierender Verlobter, ein entlaufenes Haustier oder sonstige Vorurteile sind. Es steckt meiner Meinung nach auf viel Feminismus zwischen den Zeilen, weil auf diese Themen aufmerksam gemacht wird. Die Stimmung, die im Buch vorherrscht ist eine ganz besondere und strotz nur so vor Ambivalenzen.

Ferner spielt auch die Lebensweise in Kamtschatka eine zentrale Rolle. Ein Punkt auf den ich in diesem Zusammenhang gerne hinweisen würde ist, dass Julia Philipps selbst zwei Jahre in Kamtschatkas gelebt und auch russische Sprache, Literatur und Geschichte studiert hat. Daher fließen auch an der ein oder anderen Stelle kulturelles Hintergründe ein, die auf mich einen gut recherchierten Eindruck gemacht haben.

Ein großes Lob geht auch an die deutsche Übersetzung. Sprachlich sehr stimmig! Die Wortwahl der Autorin und der Schreibstil haben mir ebenfalls gefallen!

In Summe habe ich das Buch innerhalb kürzester Zeit komplett gelesen, denn es hat mich berührt, vor allem wegen der Charaktere! Und ich bin mir sicher, dass ich es nochmal lesen werde, um die Verknüpfungen zwischen den Kapiteln nochmal neu zu ergründen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.01.2021
Kalmann
Schmidt, Joachim B.

Kalmann


ausgezeichnet

Ein Roman über das Anderssein!

In der Einöde Islands in einem kleinen Örtchen namens Raufarhöfn lebt Kalmann Óðinsson. Er weicht von der Norm ab und ist anders als die anderen. Er ist etwas langsamer im Kopf und lebt mit einer geistigen Behinderung, die nicht genauer spezifiziert sind. Mit seinen 34 Jahren ist ihm voll und ganz bewusst, wie er auf andere wirkt und er erklärt dem Leser im Laufe des Romans die Welt aus seiner Sicht. Bereits auf den ersten Seiten hat mich Kalmann abgeholt und ich war voll auf seiner Seite, auch als er eine Blutlache im Schnee entdeckte und an Erinnerungsverlust litt.

Neben Kalmann lernt man auch die anderen Dorfbewohner kennen. Hier gibt es z. B. die Schulleiterin Hafdis, den Hafenmeister Saemundur, die schöne Hotelmitarbeiterin Nadja und Magga, die Kalmann des Öfteren zu seinem demenzkranken Großvater ins Pflegeheim der nächstgrößeren Stadt fährt. Von seinem Großvater hat Kalmann sowohl das Jagen als auch die Zubereitung des berühmt berüchtigten Gammelhai gelernt.

Diesen Tätigkeiten geht Kalmann nach als die Polizeiermittlerin Birna im Dorf Ermittlungen zum Vermisstenfall des Hotelbesitzers Robert beginnt. Besteht etwa ein Zusammenhang mit der Blutlache?

Man muss erwähnen, dass der Kriminalfall eher im Hintergrund steht, aber sich dennoch durch den Handlungsstrang zieht. Die Hauptbühne gehört jedoch voll und ganz Kalmanns Leben. Kalmann reflektiert sehr häufig was zu wunderschönen Zitaten führt, von denen das Buch geradezu vollgepackt ist. Am schönsten fand ich als der Großvater versucht Kalmann zu lehren auf sein Bauchgefühl zu hören. Er fragt ihn wo die Trauer sitzt. „Zuerst zeigte ich auf meinen Kopf, weil ich dumm war und glaubte, dass sich alles im Kopf abspielt […] Die Trauer, wie sich herausstellte, steckte in meiner Brust, die Liebe war auch in meinem Bauch und die Wut in meinen Armen.“ (S. 249 f.) Zu einem späteren Zeitpunkt greift Kalmann auf, was er damals gelernt hat und ist sich sicher, dass sein Großvater vllt nicht mehr weiß wer er ist, aber es fühlen kann, denn „Familie, die sitzt nämlich überall, in den Haaren, in den Fingern, in der Nasenspitze, in den Zehen und im Herzen." (S. 348).

Der Humor kommt durch Kalmanns erfrischende Ehrlichkeit auch nicht zu kurz. Seine Erfahrungen in Sachen Liebe hat er z. B. aus der Fernsehshow The Bachelor. Leider hat der winzige Küstenort in dieser Hinsicht nicht so viel zu bieten: "Die Frauenauswahl war hier etwa so üppig wie die Gemüsekiste im Dorfladen. Bis auf Karotten, Kartoffeln, zwei schrumpeligen Paprika und braunen Salat gab's da nichts." (S. 20)

Der Sprachstil im Buch ist an die naive Weisheit Kalmanns angepasst, ich bin jedoch schnell ins Geschehen gekommen und habe eine interessante Seite Islands kennen lernen dürfen.

Das Buch hat mir sehr viel Freude bereitet. Ich habe mich jedes Mal gefreut, wenn ich wieder Zeit gefunden habe weiterzulesen! Kalmann ist ein ganz besonderer Protagonist, der auf seine Art und Weise verzaubert!

Bewertung vom 08.01.2021
Eine Frau, ein Plan
Musk, Maye

Eine Frau, ein Plan


sehr gut

Die Familie Musk steht insbesondere durch den unternehmerischen Erfolg von Elon Musk im Interesse der Öffentlichkeit. Als ich von der Autobiografie seiner Mutter gehört habe, wurde ich neugierig. Was hat diese Frau getan, um so eine Persönlichkeit zu erziehen?

Neben Einleitung und Schlusswort, ist das Buch in fünf Abschnitte unterteilt.

Es beginnt mit einem ersten Abschnitt über Schönheit. Maye Musk ist nicht nur studierte Ernährungsberaterin, sondern auch noch mit über 70 Jahren ein gefragtes Model. In dem Kapitel macht sie schnell klar, dass ihr persönlicher Karrierewunsch den naturwissenschaftlichen Werdegang fokussiert – das Modeln hat sich einfach so ergeben. Interessant fand ich hier, dass sie die Gelegenheit zu modeln mitgenommen hat gemäß dem Motto „Warum eigentlich nicht?“.

Ihre Ausführungen und Ratschläge zum Thema Schönheit empfand ich hingegen als etwas platt: „Seien Sie anderen gegenüber freundlich, […]. Reden Sie nie darüber, wie schrecklich Ihr Leben ist.“ (S. 30 f.). „Stellen Sie sich aufrecht hin. Nehmen Sie die Schultern zurück, machen Sie ein freundliches Gesicht […]“ (S. 48). Auch die Erkenntnis, dass Make-Up hilft die Schönheit zu unterstreichen und das Alter wegzuschminken, empfand ich nicht als Mehrwert. Daher habe ich nach diesem Kapitel das Buch erstmal ein bisschen enttäuscht zur Seite gelegt.

Als ich bereit war es nochmal zu versuchen widmete ich mich dem zweiten Abschnitt: Abenteuer. Dieser handelt von Mayes Jugend und ihren Erfahrungen mit den Eltern mit einer Propellermaschine ohne GPS durch die Landschaft zu fliegen; der Auswanderung nach Südafrika und Expeditionen durch die Kalahari-Wüste. Hier wird wieder Bezug genommen auf den Titel des Buches: Denn Mayes Mutter ist den Risiken immer mit einem Plan begegnet. Sie hat immer genügend Treibstoff- und Wasservorräte gepackt. Auch Werkzeug (wie ein Schweißgerät) war bei den Ausflügen dabei, sodass man in der Wüste oder bei Notlandungen entsprechend das Auto/Flugzeug wieder auf Vordermann bringen sollte. Hier hat das Buch für mich an Fahrt aufgenommen. Auch weil sie sehr ehrlich über die Beziehung mit ihrem Ex-Mann geschrieben hat.

Der dritte Abschnitt über die Familie hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Sie beschreibt u. a. die Zeit als alleinerziehende, berufstätige Mutter. Auch ihre Gedankengänge zur Förderung der Stärken / Interessen ihrer Kinder, die schlussendlich auch die zukünftigen Karrieren widerspiegeln, fand ich interessant. Kapitel 15 „Gute Taten“ war für mich ein kleines Highlight. Hier beschreibt sie drei kleine Geschehnisse aus ihrem Leben, bei denen Fremde ihr geholfen haben. Sie ist sehr dankbar für diese Hilfe und ich finde hier kommt ihre Stärke gut heraus. Sie ist auf dem Boden geblieben und nicht durch den Erfolg abgehoben. Diese Inspiration hatte ich gehofft im Buch zu finden!

Der vierte Abschnitt handelt von Erfolg. Hier beschreibt sie meiner Meinung nach eher oberflächlich, dass man um Erfolg zu haben auch Tiefschläge hinnehmen muss und auch Hartnäckigkeit wichtig ist. Als Beispiele führt sie z. B. auf, dass sie zunächst in Kanada nicht kreditwürdig war. Und auch ihr erstes Buch musste nach Kritik von Elon nochmal neu geschrieben werden. Sie ist bei ihrem Plan immer sehr flexibel und richtet sich bei Rückschlägen neu aus. Daher wäre für mich „Eine Frau, ein (angepasster) Plan“ der passendere Titel für dieses Buch.

Der letzte Abschnitt über Schönheit war hingegen wieder enttäuschend für mich. Hier ist z. B. ein Ernährungsplan abgedruckt, den ich persönlich eher als deprimierend statt gesund einschätzen würde. Sympathisch war mir, dass sie jede Schachtel Pralinen wegwirft, weil sie sich nicht kontrollieren kann, wenn sie einmal anfängt. Auch Model lieben Schokolade!

Ich ziehe einen Stern für das erste und einen halben für das letzte Kapitel ab. Empfehlen würde ich das Buch vor allem Menschen, die aktuell finanziell bzw. familiär schwierige Zeiten durchmachen und sich von Frau Musk Erfahrungswerte holen m

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.12.2020
Der Buchspazierer
Henn, Carsten Sebastian

Der Buchspazierer


ausgezeichnet

Vorneweg ein paar Worte zum Buch selbst: Es hat wundervolles dickes Papier, einen festen Einband und ein Band als Lesezeichen. Außerdem hat es wunderbar gerochen (man sollte sich also überlegen, ob man sich für das Buch oder das eBook entscheidet). Anzumerken ist auch, dass der Verlag auf eine zusätzliche Plastikfolie verzichtet hat.

Aber nun zur eigentlichen Rezension:

Carl Kollhoff hat es sich zu seinem Leben gemacht seinen Kunden - die so unterschiedlich sind wie sie nur sein könnten - Bücher auszuliefern. Dazu spaziert er schon jahrelang immer die selbe Route durch die Stadt. Doch das Schicksal hält einige Überraschungen für ihn bereit. Er wird plötzlich von der Neunjährigen Schascha begleitet und findet nach anfänglichem Zögern in ihr eine Freundin.

Zu der Kundschaft von Carl zählen u. a. Mr. Darcy, Frau Langstrumpf, Effi und der Vorleser. Die Namen hat Carl aufgrund der Ähnlichkeit zu den literarischen Figuren gewählt, im Laufe des Buches lernt der Leser allerdings mehr über die Eigenheiten und Träume von Carls Kunden. Ein weiterer toller Charakter ist meiner Meinung nach der ehemalige Chef der Buchhandlung, in der Carl gearbeitet hat, der offen zugibt, dass er nicht liest, um intellektuell zu werden. Sondern nur aus egoistischen Motiven, zu seinem Vergnügen und aus Liebe zu guten Geschichten (S. 61)!

Als Carl mit einigen Schicksalsschlägen zu kämpfen hat, weiß Schascha was zu tun ist.

Der Schreibstil des Autors wirkt auf mich sehr besonnen und reflektiert. Das komplette Buch strotzt nur so von wunderschönen Zitaten, die die Liebe zum Lesen und die Magie von Büchern beschreiben.

Das Buch hat mir gut gefallen und ich konnte es nicht aus der Hand legen. Ein wahres Geschenk für alle, die Bücher lieben!

Bewertung vom 15.11.2020
Liebe, Männer, Eierlikör und andere Katastrophen
Stern, Elsa

Liebe, Männer, Eierlikör und andere Katastrophen


ausgezeichnet

Elsa Stern zieht das Chaos einfach an. Leider auch in Form eines Zivilprozesses, in dessen Rahmen sie ihren Traummann Herr Q kennen lernt.

Im Laufe der Handlung, muss Elsa:

- sich darum kümmern ihr Tagebuch wieder zubekommen
- ihrer Mutter ausreden Schwiegersohn-Castings abzuhalten
- einen ungewollten Verehrer auf Abstand halten
- die Bridal Shower für ihre Cousine Helene planen
- sich Fußball Know-How von ihrem Patenkind einholen
- eine Hochzeit crashen

und das alles unter sehr ungünstigen Umständen, denn wie schon erwähnt: Sterndel zieht das Chaos an. Zum Glück hat sie zwei Freundinnen E. und A., die ihr zur Seite stehen (aber auch manchmal das Chaos nur vermehren). Ob Herr Q mit seinen meerwasserblauen Augen über das ganze Chaos hinwegsehen kann?

Sprachlich ist der Roman wirklich etwas Besonderes. Elsa spricht des Öfteren in direkter Rede mit der Leserin, so als ob, eine Freundin bei einem Gläschen Sekt – oder in Elsas Fall bei einer Flasche Eierlikör – die neusten Ereignisse ihres Liebeslebens erläutern würde. Das hat mir sehr gut gefallen. Und auch der Wortwitz ist der Autorin in die Wiege gelegt! Auch sehr süß ist der österreichische Dialekt, der an der ein oder anderen Stelle durchkommt.

Ich kann das Buch Leserinnen sehr empfehlen, die Freude an kurzweiligen und unterhaltsamen Rom-Coms im Bücherformat haben. Unterm Strich hat es bei mir einfach für gute Laune gesorgt und das ist eigentlich viel mehr wert als 5 Sterne!

Bewertung vom 20.10.2020
Ich bin eine Traumfrau - oder wie heißt das, wenn man immer müde ist?
Bott, Nina

Ich bin eine Traumfrau - oder wie heißt das, wenn man immer müde ist?


sehr gut

Die Autorin Nina Bott ist vor allem aus dem Vorabendprogramm bekannt als Schauspielerin bei diversen Daily Soaps wie GZSZ, Alles was zählt und Verbotene Liebe. Ihr Buch handelt jedoch nicht von ihren Erfahrungen vom Set, sondern gibt private Einblicke in ihre Patchwork-Familie.

Das Buch beginnt (und endet) mit den aktuellen Herausforderungen, die eine berufstätige Mutter in Zeiten COVID-19 begegnen, der Wegfall der gewohnten Routinen und die Mehrbelastung, die auf die Mutterrolle zukommt. Bereits auf den ersten Seiten des Buchs wird die positive Grundeinstellung deutlich. Sie sieht die Krise als Chance sich auf ihre Prioritäten zu besinnen. Auch im weiteren Verlauf des Buches ist diese Einstellung erkennbar. Sie zeigt über das komplette Buch Probleme und Hürden auf, jedoch immer mit einer positiven Grundhaltung. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich ihr diese Positivität 100% abnehme (siehe auch zwei Abschnitte weiter meine Gedanken zum Schreibstil).

Nina Bott hat zwei Söhne und eine Tochter, wobei der erste Sohn aus einer früheren Beziehung stammt. Sie teilt in dieser Autobiografie aber nicht nur aktuelle Einblicke in ihre Patchwork-Familie, sondern schaut auch in die Vergangenheit. Mich persönlich hat fasziniert wie offen die Autorin, die auch im Mittelpunkt des öffentlichen Lebens steht, über die Alkohol- und psychischen Krankheit ihrer Mutter berichtet und welche Konsequenzen dies auf ihre Jugend hatte.

Der Schreibstil ist ungezwungen, humorvoll und wirkt jedoch an der ein oder anderen Stelle dick aufgetragen und künstlich. Z. B. die Doppelbelastung zwischen Karriere und Familie, wird gemeistert weil der Stress auf der Arbeit den Stress zu Hause beflügelt und umgekehrt (S. 141). Für mich persönlich klingt das sehr nach Motivations-Lehrbuch. An der Stelle hätte ich mir z. B. mehr Tiefe gewünscht und vllt auch ein Hauch mehr Mut zur Imperfektion (z. B. Zweifel am Modell oder ein gescheitertes Projekt auf der Arbeit, weil beides nicht mehr ging).

Zum Buch selbst: Ein klassisches Taschenbuch auf FSC-Papier gedruckt. Es liegt gut in der Hand und die Schriftgröße finde ich angenehm. Vom Umfang her kann man es gemütlich in zwei Tagen durchlesen. Die Kapitel sind aber gut in sich geschlossen, sodass man es sehr gut in Etappen lesen kann. Der Einstieg fällt jedes Mal leicht.

Für die Offenheit bzgl. psychischen Krankheiten und die humorvollen Anekdoten vergebe ich 3,5 Sterne. Ich denke das Buch ist vor allem für Fans von Nina Bott geeignet, die sich für die private Seite der Schauspielerin interessieren.

Bewertung vom 18.10.2020
Rebenopfer / Elwenfels Bd.1
Habekost, Britta;Habekost, Christian

Rebenopfer / Elwenfels Bd.1


ausgezeichnet

Das Nordlicht Carlos Herb, der als Privatermittler engagiert wurde, verschlägt es in die schöne Pfalz, um den Tod des verschwundenen Hans Strobels zu verifizieren. Denn nur wenn seine Leiche aufgefunden wird, bekommt seine Frau das üppige Erbe ausgezahlt.

Um seine Ermittlungen durchzuführen muss er jedoch erstmal schlau aus dem Pfälzer Dialekt und den einheimischen Eigenheiten werden. Wie durch Zufall landet er in Elwenfels, einem kleinen Dorf, das pfälzischer nicht sein könnte. Neben Wein und Geselligkeit spielen hier auch die Elwetritsche eine große Rolle – Haben sie etwa auch was mit dem Verschwinden von Hans Strobel zu tun?

Ein bisschen tritt der Vermisstenfall in den Hintergrund, denn Carlos ist viel zu sehr damit beschäftigt Elwenfels und die Elwenfelser Einwohner näher kennen zu lernen. Da wären z. B. Willi, Otto oder Karl vom Stammtischs, Frau Zippel von der Bäckerei und die schöne Sofie. Im Laufe des Buches sind mir die Dorfbewohner sehr ans Herz gewachsen, was wahrscheinlich auch am Schreibstil der Autoren liegt. Mein persönliches Highlight fand in Kapitel 11 statt, als sich die Elwenfelser es sich trotz Trubel am Vortag nicht nehmen lassen mit ihrem preisgekrönten Fanbus auf ihren geliebten Betzeberg zum Fußball schauen zu pilgern. Es werden wirklich viele Pfälzer Eigenheiten im Buch wiedergegeben!

Am Ende des Tages (bzw. des Krimis) kann Carlos doch noch Licht ins Dunkle des Vermisstenfalls bringen. Ich fand es gut, dass viel Abwechslung im Spiel war und die Handlung nicht vorhersehbar war.

Ich komme selbst aus der Pfalz und bin aus beruflichen Gründen weggezogen. Das Buch hat mich aber ohne Probleme zurück in die Heimat gebracht. Das war für besonders wertvoll, da wegen Corona der ein oder andere Besuch abgesagt wurde. Noch wertvoller waren nur die unzähligen Stellen, an denen ich laut loslachen musste. Der Humor kommt hier definitiv nicht zu kurz!

Die Autoren haben sich des Öfteren am Pfälzer Dialekt bedient, was das ganze Buch sehr authentisch macht und für den ein oder anderen Lacher sorgt. Ich denke auch Nicht-Pfälzer können gut folgen, da die Elwenfelser ihr Kauderwelsch auch für Carlos übersetzen müssen.

Rebenopfer hat mich voll und ganz begeistert, denn es ist eine wunderbare Mischung aus Humor, Spannung und Pfälzer Lebensgefühl. Ich habe es schon einigen FreundInnen empfohlen und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzungen!

Bewertung vom 20.09.2020
DANCE OR DIE
Westen, Jessika

DANCE OR DIE


ausgezeichnet

Die Besonderheit bei diesem Buch liegt darin, dass man bereits das Ende kennt, denn es erzählt die Geschichte der Duisburger Loveparade Katastrophe von 2010. Es ist ein Buch, das unter die Haut geht. Man begleitet Katty und ihre Freude auf dem Weg zur Loveparade nach Duisburg. Zeitgleich erhält der Leser interessante Perspektiven aus dem Rettungsdienst und aus der Liveberichterstattung des WDRs.

Während man durch Katty direkt in die Menge eintaucht, erfährt man über Renè und Katty wie es ist Entscheidungen in einer Katastrophensituation zu treffen. Die zentralen Fragen der Handlung waren für mich: Wie verhält man sich, um im Gedränge zu überleben? Wen rettet man zuerst? Welche Bilder zeigt man im Fernsehen?

Jessika Westen hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Man ist schnell im Geschehen und baut eine Bindung zu den Hauptcharakteren Katty, René und Emma auf. Zeitgleich schafft es die Autorin dem dramatischen Ereignis die richtigen Worte zu verleihen. Außerdem wurde bei dem Roman sehr viel Liebe ins Detail gesteckt: Das merkt man u. a. an der Covergestaltung, aber auch an kleinen Details wie z. B. die Funksprüche der Zentrale an die Einsatzkräfte, die als Stilmittel bei mir immer eine Art böse Vorahnung ausgelöst haben.

Alles in allem ist das Buch keine leichte Kost, es erschüttert, nimmt mit, regt zum Nachdenken an. Trotz der Tragödie spielt auch Positivität und Hoffnung eine zentrale Rolle. Die Autorin hat das Unglück nicht nur vor Ort als Reporterin miterlebt, sondern auch im Nachgang die erforderliche Recherche betrieben, um so ein authentisches Werk zu schreiben. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen, es ist mit Abstand der bewegendste Roman, den ich seit langem gelesen habe!!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.