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Bewertungen
Insgesamt 24 BewertungenBewertung vom 13.09.2023 | ||
Der Autor hat viel zu erzählen, vor allem wirken seine Erfahrungen im 1. Weltkrieg und der Emigration. Das muss so stark gerade auch auf Generationsgenossen gewirkt haben, dass die Memoiren in beinahe jedem Bürgerhaushalt standen, die über Jahrzehnte ans Schweigen gewohnte Münder öffnete und von „dem“ Zuckmayer gesprochen wurde. |
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Bewertung vom 13.09.2023 | ||
Die Erwähnung der Musik von J. S. Bach und der Bilder sind wohl (vielleicht) als Offenheit für Fortschrittliches gemeint, werden aber leicht als altväterlich verstanden und heute wohl nur noch so wahrgenommen: Der einst aufständische Zuckmayer, der schon um sich durchzusetzen einigermaßen angestrengt nach allerlei Kompromissen mit dem Publikum suchte, wie besessen und vielleicht auch nicht immer sehr wählerisch nach Themen suchte, war nun ganz beim Populären angekommen, was etwa durch den Erfolg seiner Memoiren bestätigt wurde, die vielleicht – immerhin! – dazu beigetragen haben, dass über die jüngeren Kriegserfahrungen geredet werden konnte. |
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Bewertung vom 09.09.2023 | ||
Lexikon der Geschichte Rußlands Der Band enthält generell verlässliche und leicht zugängliche Informationen zu Einzelheiten, war mir umso mehr hilfreich erscheint, als Bewertungen bezüglich der sowjetischen Geschichte häufig von Voraussetzungen abhängen, die man lieber offengelegt hätte. Wenn Andropov beispielsweise als Kritiker von Breschnew bezeichnet wird kann man sich, vorstellen, dass inzwischen verfügbare Memoirenliteratur, die ein differenzierteres Bild zeichnet, bei Drucklegung so nicht verfügbar war. |
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Bewertung vom 09.09.2023 | ||
Unter den vielen Schriften Zenders mag meine Besprechung den falschen Band treffen, mir ist, als hieße die Essaysammlung, die ich meine und die mir abhandengekommen ist, „Die Sinne denken“, bessere Sucher mögen auch diese auf diesem Site finden. |
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Bewertung vom 09.09.2023 | ||
Wie vielleicht typisch für einen Künstler seine Bedeutung sind Fischer Dieskaus Biographien typischerweise so unbefriedigend wie dieses Buch. Über einen sein Privatleben so Abschottenden und so rastlos Tätigen kann kaum ohne seine Zustimmung portraitiert werden, und diese scheint hier besonders an die Wiedergabe eines Selbstbildes gebunden gewesen zu sein, das ohne Zweifel vieles Richtige, aber auch manches Problematische enthält, jedenfalls aber bei weitem die Bedeutung des Künstlers nicht zu erfassen fähig ist. So kommt etwa die Rolle als Falstaff, die Fischer-Dieskau zu so wichtig war, dass er sie außer in Berlin und München in Japan, London und Wien vorstellte, kommt eher als Arabeske, nach dem Motto vor, Komik habe der eher ernste Sänger auch gekonnt. Dabei hat er gerade in ihr eine ans Übermenschliche grenzende, jedenfalls ungewöhnliche Kombination von schauspielerischer und sängerischer Beherrschung des Details geboten, die Komik als das eben nur beinahe Richtige völlig jenseits des Üblich-Klamaukhaften verkörpert. Fischer-Dieskaus Darstellung des Gebrochen-Bürgerlichen durch seinen Mandryka (dass die Arabella in München, Berlin und London auf den Spielplan kam wird auch seiner Bereitschaft zum Auftritt zu verdanken sein), mit den schwierigen Intervallen des Barak ins Magische hinüberspielend (vom dem – außer Lear - einzigen Bühnenauftritt, in dem ich ihn, schon nahe am Ende seiner Bühnenkarriere, life sah, ist mir vor allem seine Natürlichkeit, die Fähigkeit in Erinnerung, ein Arbeiter zu sein) wird ebenso wenig gewürdigt wie die Amalgamation des Unheimlich-Dämonisch-Komisch-Schlüpfrigen durch seine Auftritte Giovanni, Figaro und Cosi. Sein Zögern beim Aufbrechen der Rollengrenzen (ich erinnere mich an eine Vorlesung in Paris, bei der seine Übernahme des Rheingold-Wotan als Zeichen eines neuen Wagner-Bilds gewertet wurde) kommt nur indirekt, im Zusammenhang mit seinem Zögern mit der Übernahme der Sachs-Rolle vor. Ganz fehlt die Faszination, die er mit seinen regelmäßigen Lieder-Tourneen ausüben konnte, große Säle etwa für die auch musikalischen Eigenarten der Schubert‘schen Zyklen oder die Aufweichung des Bürgerlichen bei Wolf-Mörike begeisternd. |
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Bewertung vom 09.09.2023 | ||
Als dieses Buch herauskam, wurde es als eher bemühter Versuch der Tochter wahrgenommen, an dem Ruhm des Vaters teilzunehmen. Es ist aber eher eine beeindruckende, soweit ich weiß einmalige Zusammenfassung des Nachlasses zu einer Art Auto-Fremdbiographie. Eindrucksvoll sind insbesondere die bedrängten Umstände in der Jugend, die, anders etwas als bei Th. Manns Faustus, erst vergleichsweise spät strukturiertes Musiklernen möglich machten, wie organisch sich daraus eine mögliche Erklärung für den Versuch des spät, eben nicht als Wunderkind in die Öffentlichkeit tretenden, sich durch Umstrittenes, aber auch durch die eher die (musikalische) Allgemeinheit ansprechende, eindrucksvoll gerade die (musikalische) Vergangenheit zusammenfassende Harmonielehre zu behaupten. Durch ein exzellentes Sichtwortverzeichnis unterstützt erlaubt das exzellent bebilderte und gedruckte Buch, auch durch Schönbergs intellektuelles Leben zu streifen, etwa schnell pointierte Äußerungen zu Bach und Mozart zu finden. |
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Bewertung vom 06.09.2023 | ||
Mein Chef Gorbatschow (eBook, ePUB) Ryschkow geht es fast ausschließlich darum, Verantwortung auf Gorbatschow abzuwälzen. So wird Gorbatschows berühmte Reise nach England als ein Trick bewertet, sich durch Popularität im Ausland für den Posten des Generalsekretärs ins Spiel zu kommen. Warum ein solcher Trick Aussischt auf Erfolg haben konnte, dass die sowjetische Führungsstruktur nicht sehr leistungsfähig gewesen sein kann, wenn ein solcher Trick wirkte, wird nicht behandelt. |
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Bewertung vom 06.09.2023 | ||
Rußland / Deutsche Geschichte im Osten Europas Dieser Band ist am ehesten, was der Titel verspricht, nämlich ein Nachspüren der Wirkung Deutscher. Es werden z. B. akribisch deutsche Schulen, Kirchengemeinden, Vereine und Krankenhäuser aufgeführt. Gleichzeitig zeigt er, wie schwer das Thema zu fassen ist: Wirklich gegenseitige Einflüsse darzustellen kann kaum umfassend gelingen. Jedenfalls entsteht hier nicht, wie in anderen Bänden, der allgemeine Eindruck, eine wirtschaftlich und kulturell überlegene Schicht habe die Ureinwohne dominiert. Manches gerät denn auch schief: So etwa die Darstellung der deutsch-sowjetischen kulturellen Bezüge, die sehr an – interessanten - Einzelheiten haften bleibt. Heutzutage würde auch Odessa (oder Odesa) nicht mehr als russische Stadt bezeichnet werden können. Diese eher kritischen Anmerkungen weisen eigentlich darauf hin, wie wichtig ein derartiges Unterfangen, eine Fortsetzung wäre. |
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Bewertung vom 06.09.2023 | ||
Das Tagebuch der Baronin Spitzemberg, geb. Freiin v. Varnbüler In vielen wissenschaftlichen Werken, so bei Röhls Wilhelm II-Biographie oder bei Pflanzes Bismarck-Biographie findet man viele Verweise auf Spitzemberg, und doch ist sie viel erhellender, in ihrem knappen, besorgten, sichtbar Anteil nehmenden Stil viel leichter fähig, Charakterbilder zu zeichnen, Probleme zuzuspitzen und die Tragödie des Kaiserreichs vorauszuahnen. Gerade deshalb sei ein Gedankenspiel gewagt: Die Nachwelt scheint die Zweifel an Wilhelm II und seinen Freunden, etwa dem unseligen Eulenburg, vertieft zu haben. Viel interessanter wäre aber doch wohl gewesen, diese Zweifel zu hinterfragen, den jeweils Handelnden ihr eigenes Recht zu geben. Wilhelm II wäre dann vielleicht von einem ja nicht wirklich geplantem, und Bismarcks Übermacht notwendig einseitig angelegten Apparat notwendig überfordert und daher auch immer der Allgemeinheit unbefriedigend erschienen, was sich durch erratische Fluchtbewegungen gesteigert haben könnte. |
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Bewertung vom 06.09.2023 | ||
Nicht ganz untypisch für Memoiren von Spitzenpolitiker ist, dass bei der Reflexion nicht viel anderes herauskommen kann, als während der Karriere, dass diese wiedergekäut wird. Besonders ärgerlich ist dies hier bei der Bewertung der jeweiligen Opponenten, so etwa H. Schmidt. Anregend sind die Details zur Potsdamer Konferenz, einige Striche zu einem – überraschend positiven – Porträt Stalins, ein wenig zu Interna der 50-iger Jahre und zur Potsdamer Konferenz. |
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