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MR

Bewertungen

Insgesamt 38 Bewertungen
Bewertung vom 24.08.2023
Und wir tanzen, und wir fallen
Newman, Catherine

Und wir tanzen, und wir fallen


weniger gut

Wenig Tiefgang

Edi und Ash sind seit Kindertagen miteinander befreundet und wollen dies auch bis zu ihrem Lebensende bleiben. Nur leider kommt dieses für Edi viel zu schnell. Die Lesenden erleben Edis letzte Tage und begleiten Ash in ihrem Umgang mit diesem unvorstellbaren Verlust.

Der Klappentext verspricht eine tiefgehende, berührende und vielleicht auch dramatische Geschichte über eine Freund:innenschaft, die versucht, selbst den Tod zu überdauern. Ich hatte Herzschmerz, Tränen und Sanftheit erwartet.

Leider war die Geschichte am Ende überhaupt nicht so, wie erwartet. Für mich war Ash als Protagonistin viel zu präsent, laut und unsympathisch. (Fast) Die komplette Handlung dreht sich nur um sie - Edi ist wenig präsent und die Freundschaft der beiden wird durch Ashs Egoismus und Rücksichtslosigkeit (für mich) total in den Hintergrund gerückt.

Leider hat mich dieser Roman trotz des angenehmen Schreibstils nicht abgeholt.

Bewertung vom 21.08.2023
Mein schrecklich schönes Leben
Smale, Holly

Mein schrecklich schönes Leben


sehr gut

Bunte Mischung

Cassandra erlebt einen furchtbaren Tag: ihr Freund macht Schluss, sie wird gefeuert und zu allem Übel hatte der Lieferant ihres Lieblingscafés keine Bananenmuffins mehr. Am liebsten würde sie sich also zu Hause die Decke über den Kopf ziehen und den Tag ganz schnell vergessen - stattdessen gerät sie in eine Zeitschleife, die sie diesen Tag immer wieder erleben lässt.

Der Klappentext hat mich eine lockere, lustige und romantische Geschichte erwarten lassen - die Handlung setzt allerdings noch sehr viel mehr drauf.
Cassandra ist eine vielschichtige Protagonistin, die die Lesenden intensiv kennen und lieben lernen können. Auch die anderen Figuren sind toll gezeichnet und der Plottwist hat mich wirklich überrascht.

Der Umgang mit sensiblen Themen war wirklich einfühlsam und natürlich und hat mir sehr gut gefallen.

Das Ende hat mich leider nicht zu 100% überzeugt, der Weg dorthin war aber sehr schön.

Bewertung vom 20.07.2023
Cleopatra und Frankenstein
Mellors, Coco

Cleopatra und Frankenstein


sehr gut

Nachdenklich

Coco Mellors' Debütroman beginnt als stürmische, locker-leichte Romanze in die die Lesenden genau so schnell fallen wie Frank und Cleo. Doch wie jede Beziehung bleiben auch dem ungleichen Paar keine Krisen erspart:
Was als romantische Geschichte beginnt, entwickelt sich im Lauf der Handlung zu einer schleichenden Melancholie, die mich auch nach dem Lesen nicht direkt wieder losgelassen hat.

Die Geschichte von Cleo und Frank wird durch Kapitel aus Sicht ihrer Freund:innen durchbrochen, was zwar spannend ist, aber dadurch neue Handlungen aufbaut, deren Enden dann offen bleiben.
Cleo und Frank sind sehr komplexe Persönlichkeiten, deren Unterschiede und Gemeinsamkeiten die Autorin wunderbar hervorheben konnte.

Der Schreibstil ist angenehmen, durch die wechselnden Perspektiven vielseitig und stimmig.

Ein Roman über die Liebe, das Leben und auch viel Melancholie.

Bewertung vom 06.07.2023
Die Erinnerungsfotografen
Hiiragi, Sanaka

Die Erinnerungsfotografen


ausgezeichnet

Tiefgehend

Herr Hirasaki führt ein Fotostudio an der Schwelle zum Jenseits: die Verstorbenen dürfen sich hier noch einmal vergessene Erinnerungen ins Leben rufen und eine davon erneut besuchen, bevor sie weiterziehen.

Das wunderschöne Cover und der absolut stimmige Titel versprechen ein ruhiges und doch bewegendes Buch - und halten dieses Versprechen auch. Neben den Geschichten der Besucher:innen des Fotostudios birgt auch Herrn Hirasakis Leben ein Rätsel, das sich durch das Buch zieht und die einzelnen Kapitel schön miteinander verbindet.

Der Schreibstil ist, ganz wie andere Übersetzungen aus dem Japanischen, fließend, unaufgeregt und angenehm zu lesen.
Die Protagonist:innen sind abwechslungsreich und absolut gegensätzlich und harmonieren im Verlauf der Handlung trotzdem wunderbar.

Obwohl das Buch mit knapp unter 200 Seiten recht kurz ist wird es mich noch lange begleiten.

Bewertung vom 30.05.2023
Die Wölfe von Pompeji
Harper, Elodie

Die Wölfe von Pompeji


weniger gut

Das (Freuden)Haus der Wölfinnen

Amara wird als letzter Ausweg von ihrer Mutter an einen Bekannten verkauft, bis dessen Frau ihrer überdrüssig wird. So landet sie schließlich im Stadtbordell in Pompeji - der Wolfshöhle. An ihr Leben als Sexarbeiterin kann und will sie sich nicht gewöhnen und sucht so nach einem Weg, ihr Schicksal zu verändern.

Ich bin großer Fan von feministisch angesetzten (Nach-)Erzählungen der griechischen, mythologischen und antiken Geschichten, weshalb mich das Cover und der Klappentext sofort angesprochen hatten.

Leider entsprach "Die Wölfe von Pompeji" dann doch nicht meiner Erwartung:
Der Schreibstil ist zwar flüssig und angenehm zu lesen, trotzdem wiederholt sich die Autorin oft und konnte mich nicht so richtig an die Geschichte binden.
Amara und die anderen Wölfinnen sind an sich spannende Charaktere, für mich wäre jedoch bei einigen Charakteren viel mehr Charakterentwicklung und/oder Hintergrundgeschichte möglich gewesen, als die kurzen Einblicke, die gegeben wurden. Auch einige Handlungsstränge, die vielversprechend anfingen wurden abrupt beendet oder liefen ins Leere.

Erst ganz am Schluss wurde mir klar, dass es sich hierbei um den Auftakt einer Trilogie handelt und damit vielleicht ein paar meiner Kritikpunkte im weiteren Verlauf gelöst werden.

Bewertung vom 18.05.2023
Komplizin
Li, Winnie M

Komplizin


gut

Nachdenklich

Sarah Lai arbeitet als Dozentin und hat ihre Vergangenheit als Filmproduzentin hinter sich gelassen, als sie eine Interviewanfrage zu einer Reportage über ihren damaligen Chef erhält. Vor dem Hintergrund schwerer Vorwürfe muss Sarah sich fragen, ob sie nicht doch von früheren Entscheidungen eingeholt wird.

Der Einstieg in Sarah Lais Geschichte fiel mir nicht leicht: Sarah kam mir als Protagonistin unnahbar und unsympathisch vor. Mit dem Beginn ihrer Interviews fand ich Zugang zu ihr und ihrer Schilderung der Geschehnisse.
Im Verlauf der Erzählung wirkte es für mich, als würde die Protagonistin während des Erzählens ihre eigenen Handlungen reflektieren und Erkenntnisse daraus ziehen, was mir sehr gut gefallen hat.

Winnie M Li thematisiert mit diesem Roman eine Praktik, die die Filmbranche sicher schon sehr lange bewegt und vermutlich auch leider noch lange bewegen wird. Der Roman ist keine leichte Lektüre und eine Triggerwarnung ist sicher angebracht.

Bewertung vom 12.05.2023
Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1
Stern, Anne

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1


sehr gut

Zarter Anfang

Elise Spielmann ist mit dem viel älteren Herren Jacobi verlobt, als sie den jungen Hilfsmaler Christian kennen lernt. Dieser arbeitet in der Oper - einem Ort, an dem auch Elise gerne ihr musikalischen Talente zeigen würde.

Historische Romane lese ich nicht besonders gerne und hier überzeugen mich auch weder Titel noch Cover - trotzdem hat mich der Klappentext von "Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie" angesprochen.

Obwohl ich anhand des Klappentextes mehr Drama, mehr Romantik und ehrlicherweise auch mehr Spannung erwartet hatte, hat mir der Roman für Zwischendurch ganz gut gefallen.
Die Handlung fließt leicht dahin und Elise macht eine tolle Charakterentwicklung durch.

Laut Umschlag sind weitere Bände zum Handlungsort in Planung und wenn man diesen Roman als Einstieg dafür sieht, bietet er eine gute Basis, um die Charaktere und die Handlung weiterzuentwickeln.

Bewertung vom 27.04.2023
Als wir Vögel waren
Banwo, Ayanna Lloyd

Als wir Vögel waren


sehr gut

Bildgewaltig

Darwin braucht Arbeit und ist dafür sogar bereit, sein Leben als Rastaman hinter sich zu lassen und sein Gelübde, nichts mit den Toten zu tun haben zu wolle, zu brechen.
Während Darwin sich an sein neues Leben und die Arbeit auf dem Friedhof gewöhnt, muss sich Yejide von ihrer Mutter verabschieden und damit ihr Schicksal als älteste Tochter einer besonderen Familie begrüßen.

Der Schreibstil von Ayanna Lloyd Banwo hat mich bereits in der Leseprobe durch die gewaltige Bildsprache und die fesselnde Erzählung begeistert. Die Autorin schafft es, fantastische Bilder in der Phantasie der Lesenden zu beschwören und schenkt damit Einblick in eine Kultur, die mir bis dahin fremd war.

Yejide und Darwin werden als komplexe Charaktere aufgebaut, die mir bis zum Schluss das Gefühl vermittelt haben, viele Geheimnisse für sich behalten zu haben - was mir gut gefallen hat.

Ich persönlich fand das Ende etwas unbefriedigend - dies tut meiner Begeisterung für die Autorin allerdings keinen Abbruch und ich freue mich auf alles, was von Ayanna Lloyd Benwo noch kommt.

Bewertung vom 27.03.2023
Institut für gute Mütter
Chan, Jessamine

Institut für gute Mütter


ausgezeichnet

Erschreckend

Frida lässt ihre kleine Tochter für zwei Stunden unbeaufsichtigt zu Hause - nicht unbemerkt von den Nachbarn, die daraufhin die Kinderschutzbehörde alarmieren. Um ihre Chance das Sorgerecht zurückzubekommen zu erhöhen, nimmt Frida einem neuartigen Kurs vom Institut für gute Mütter teil.

Ich habe etwas gebraucht, bis ich mich in die Geschichte eingefunden habe, als ich dann aber mal drin war - wow!
Jessamine Chan schreibt recht nüchtern, manchmal fast "unmotiviert" - aber so fesselnd, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Die Handlung ist kontinuierlich spannend, die Wendungen meistens plötzlich und unerwartet. Mehr als einmal liefen bei mir die Tränen. Obwohl das letzte Kapitel für mich das schwächste war, passt das Ende gut zum Buch.

Ich bin zwar selbst keine Mutter, die Handlung war für mich aber eine erschreckende Weiterführung, der "Ratschläge" und "gut gemeinten Tipps", die sich Schwangere oft anhören müssen.

Nach diesem tollen Debütroman freue ich mich sehr darauf, in Zukunft mehr von der Autorin zu lesen.

Bewertung vom 22.03.2023
Der Geheimnishüter von Jaipur / Jaipur Bd.2
Joshi, Alka

Der Geheimnishüter von Jaipur / Jaipur Bd.2


ausgezeichnet

Beharrlich

12 Jahre nachdem Hennakünstlerin Lakshmi Jaipur verlassen hat, schickt sie ihren treuen Begleiter Malik, mittlerweile ein junger Mann, für ein Praktikum bei alten Bekannten zurück in die Metropole. Als am Eröffnungsabend des neuen Kinos das Gebäude über dem Publikum einstürzt und Maliks Chef zur Rechenschaft gezogen wird, können Malik und Lakshmi nicht untätig dabei zusehen, wie ihr Freund zu Unrecht beschuldigt wird.

Als ich sah, dass Alka Joshi ihren Fokus in diesem Buch auf Malik legt hat mich das sehr gefreut. Er war ein Charakter, von dem ich mir nach dem ersten Band definitiv mehr gewünscht habe - und das liefert die Autorin.
Der Schreibstil ist wie im vorangegangenen Band wunderbar flüssig, angenehm zu lesen und durch die vielen Einwürfe der - für mich - fremden Sprache sehr authentisch.

"Der Geheimnishüter von Jaipur" funktioniert durchaus auch als alleinstehender Roman, auch, wenn ich mir vorstellen könnte, dass die vielen Namen und Figuren dann erstmal verwirrend sein können.

Alka Joshi schafft es auch mit dem zweiten Band der Jaipur-Trilogie wieder, mich absolut von ihren Charakteren, der Atmosphäre und ihrem Schreibstil zu begeistern.