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Bewertungen

Insgesamt 18 Bewertungen
12
Bewertung vom 05.03.2020
Nach Mattias
Zantingh, Peter

Nach Mattias


ausgezeichnet

Ein Mensch stirbt. Ende, aus, vorbei, von jetzt auf gleich. Was bleibt, ist ein Leerer Stuhl am Esstisch, E-Mails, auf die keine Antwort mehr kommt, Pakete, die keinen Empfänger mehr haben – und ein leerer Fleck in allen, die den Toten gekannt haben.
Das Buch erzählt vom Stehenbleiben, Trauern und Weitermachen. Von Personen, die dem Toten sehr nahestanden, aber auch von Personen, die ihn kaum kannten, auf deren Leben sein Schicksal aber dennoch Einfluss nimmt. Peter Zantingh beschreibt in einer sehr einfachen, aber immer treffenden, klaren Sprache, wie das Leben „Nach Mattias“ weitergeht. Dabei wird er nie kitschig, nie übertrieben, nie rührselig. Am Ende des Buches trauert man selbst um Mattias, spürt die Lücke, die sein Tod hinterlassen hat.

Schade, dass die anderen Bücher des Autors noch nicht ins Dutsche übersetzt wurden!

Bewertung vom 06.02.2019
Die Schneeschwester
Lunde, Maja

Die Schneeschwester


ausgezeichnet

Traumhaft schönes Weihnachtsmärchen

Es ist schon sehr lange her, dass ich ein solch schönes Buch in den Händen gehalten habe. Abgesehen von der weihnachtlichzauberhaften Geschichte bin ich hingerissen von den unglaublich ausdrucksstarken, grandiosen Zeichnungen von Lisa Aisato - diesen Namen werde ich mir merken!
Zur Geschichte, die passenderweise in 24 Kapitel untergliedert ist, möchte ich gar nicht viel sagen, denn sie ist nicht sehr lang und hat trotzdem alles, was es bracht: Sie ist traurig, weihnachtlich, zum vor dem Kamin lesen allemal bestens geeignet, selbst lesen, verschenken, Weihnachten kommen lassen!
Aber schon das Durchblättern dieses Werkes, das vom Einband über die Kapitelgestaltung bis hin zu den wunderbar charakteristisch gezeichneten Figuren entführt ein in das weihnachtliche Oslo, lässt einen Mitfühlen, trauern und träumen. Wunderschön!

Bewertung vom 06.02.2019
Fünf Tage im Mai
Hager, Elisabeth R.

Fünf Tage im Mai


ausgezeichnet

"Echte Größe und Schönheit gibt's selten. Im Wald und bei den Menschen."

Zunächst einmal den Schutzumschlag abstreifen und fühlen: Denn das Buch ist in „Holz“ gebunden, Holz lebt, ist störrisch und man kann es nur mit viel Gefühl und vor allem Geduld in die angestrebte Form bringen. Ähnlich verhält es sich wohl mit den Figuren in diesem Buch. Was dieses Buch besonders macht, ist die sehr bildhafte, präsente Erzählweise von Elisabeth Hager. Fast hat man das Gefühl, dass sie die beschriebenen Dinge so gekonnt beschreiben kann, weil sie’s selbst einmal gespürt, erlebt hat: Man sieht, was ihre Protagonistin sieht, riecht, was sie riecht, fühlt, was sie fühlt – man erlebt fünf Tage ihres Lebens (und auch ein wenig die Geschichte drumherum) mit. Sie beschreibt die innige, tiefgehende Bindung zwischen Illy und ihrem Urgroßvater, einem Uhrgestein der Alpen, Fassbinder und der letzte seiner Art, hat er doch auch schon viele Jahrzehnte auf dem Buckel. Mit Rat und Tat und uneingeschränkter Loyalität begleitet er das Erwachsenwerden seiner Urenkelin, die in ihm einen Mentor, einen Zuhörer und einen Fels in der Brandung hat, wie es wohl jedes Kind einen haben sollte.
Ich habe gelacht, geweint, unterstrichen, gezittert und über das Leben sinniert - was will man mehr von einem Buch erwarten?

Bewertung vom 06.02.2019
Die Mauer
Lanchester, John

Die Mauer


ausgezeichnet

Beängstigende, greifbare Dystopie

Wer sich hier eine zynische Analyse der Folgen des Brexits erwartet, wird endtäuscht werden. Denn dieses Buch spielt zwar in Großbritannien nach der „Wende“, doch hier geht es vielmehr um das Leben in einer Welt, die von den Generationen zuvor zerstört wurde, in der der gestiegene Meeresspiegel das Leben auf der Erde zum großen Teil unmöglich gemacht hat, und in der sich Großbritannien durch eine fünf Meter hohe Mauer vor den Fluten und vor „den Anderen“ schützt.
Es wird wenig auf die Umstände eingegangen, wie es so weit kam, auch das jetzige Leben wird nur kurz und knapp umrissen und lässt in beiden Fällen viel Spielraum für die eigene Phantasie und Interpretationen. Es wird genau so viel geschrieben, wie es benötigt um eine düstere Ahnung zu haben, um zu spüren, dass wir eventuell genau auf diese „Wende“ zusteuern, sie genauso kommen lassen, wie es die Elterngeneration in „die Mauer“ getan hat.
Ein sehr kluges, gut geschriebenes Buch, das sich nicht in Details verliert, sondern eindringlich den „Istzustand“ vor, auf und hinter der Mauer beschreibt.
Nüchtern, gut, unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 17.08.2018
Guten Morgen, Genosse Elefant
Wilson, Christopher

Guten Morgen, Genosse Elefant


sehr gut

Zwischen den Zeilen... Die kindlich-naive Sicht auf ein Regime, das keinen Individualismus, keine Phantasie, keine eigenen Gedanken duldet. Genau daraus aber schöpft der Protagonist seine Geschichten. Er malt sich die Welt um sich herum in den Bunten Propagandafarben, die ihm tagtäglich als Werkzeug gereicht werden, stößt ab und an auf Widersprüche, die er aber mit eigenen Erklärungen zu meistern weiß. Zwischen den Zeilen wird ein groteskes Bild von Stalins Imperium gemalt, zynisch, intelligent, humorvoll, leider jedoch stellenweise recht langatmig und gekünstelt. Ein gutes Buch, aber leider keines, das mir nachhaltig in Erinnerung bleiben wird. Christopher Wilson hat sich lange Jahre mit der Psychologie des Humors beschäftigt, meinen hat er leider nur stellenweise getroffen, denn auch wenn man oft gemerkt hat, dass dies nun der lustige Moment sein soll, hat es leider nicht für mehr als ein Schmunzeln gereicht.

Bewertung vom 25.07.2018
Helle Tage, helle Nächte
Baier, Hiltrud

Helle Tage, helle Nächte


gut

Dieses Buch könnte alles haben, was es zu einem guten Urlaubsschmöker braucht. Frederike, die mit einem ellenlangen Brief ihrer Tante nach Lappland aufbricht, um diesen einem Mann zu überreichen, über den sie scheinbar nichts weiß, außer seinem Namen. Ihr Trip gen Norden wird bilderreich beschrieben und weckt Fernweh. Gleichzeitig kämpft ihre Tante Anna in ihrem kleinen idyllischen Heimatdorf auf der schwäbischen Alb gegen den Krebs, die Einsamkeit und gegen vergangene Verfehlungen – der Brief, den sie ihrer Nichte mitgegeben hat, soll endlich reinen Tisch machen und wird das Leben aller Betroffenen nachhaltig und für immer verändern.
Leider werden so viele und häufige Andeutungen über das große Geheimnis gemacht, dass man bereits ab Seite 100 recht genau weiß, was wohl in dem Brief stehen wird. Dass das Ganze ständig mit der von hoch emotionaler Ahnungslosigkeit und mit fehlender Kombinationsgabe geschlagenen Frederike untermalt wird, macht die Geschichte eher zäh als spannend, Annas Selbstmitleid und Gejammer über ihr Leben machen es nicht besser.
Schade, der Roman hat vielversprechend begonnen, dann werden aber zu schnell zu viele Andeutungen über das mögliche Ende fallen gelassen, so dass gut die Hälfte der Erzählung eigentlich überflüssig wird. Dennoch ein sehr schöner Schreibstil, der mit einem etwas anders gewählten Fokus sicher begeistert hätte!

Bewertung vom 07.01.2018
Die Optimierer
Hannig, Theresa

Die Optimierer


ausgezeichnet

Interessante, sehr gut recherchierte Zukunftsvision, die einem vor Augen führt, weshalb die Vorratsdatenspeicherung gar nicht so belanglos ist, wie sie uns oft erscheinen mag. Erschreckend und gut!

Zugegeben, ich gehöre auch zu denjenigen, die es nicht weiter tragisch finden, von Amazon aufgrund meiner Kaufhistorie neue, auf mich „zugeschnittene“ Kaufempfehlungen zu bekommen, und wenn Google bereits vorher weiß, nach was ich suchen werde, spar ich mir das Tippen.

Theresa Hannig erschafft in ihrem Roman nun eine Welt, deren Bewohner gerade aufgrund solcher Daten und einer allumfassenden „Dokumentation“ ihrer Leben zu gläsernen Bürgern werde. Kurz das jeweilige Profil aufrufen und schon weiß man bestens „bescheid“ über denjenigen, der vor einem steht, welchen sozialen Status er hat, wie er sich in der Gesellschaft engagiert und wo sein optimaler Platz in der optimalwohlökonomischen Gesellschaft ist. Denn jeder hat einen Platz, an dem er für sich und alle anderen am nützlichsten wirken kann – bei manchen ist dies tatsächlich das heimische Sofa! Und auch der Protagonist Samson Freitag muss auf sehr schmerzliche Art erfahren, wie es ist, vom System „aussortiert“ zu werden.

Unbedingt lesenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.08.2017
Marthas Widerstand
Drewery, Kerry

Marthas Widerstand


ausgezeichnet

„Death is Justice“, der neue leuchtende Stern im Fernsehabendprogramm, sieben Tage, sieben Zellen, sieben Todgeweihte, sie haben es in der Hand, liebe Zuschauer, wer ist schuldig und hat den Tod durch den elektrischen Stuhl verdient? Rufen sie jetzt an und stimmen sie ab, denn ihre Stimme zählt! Das ist Demokratie, das ist Gerechtigkeit!
Wie immer haben wir einen hochspannenden Fall für sie! Das Opfer: Jackson Paige, der allseits beliebte, sozial engagierte und charismatische Fernsehmoderator. Die Täterin: Martha Honeydew, mit ihren 16 Jahren das erste minderjährige Mädchen die hier exklusiv bei uns auf ihre Hinrichtung wartet. Sie stammt aus dem Armenviertel, in den Paige so viel Gutes bewirkt hat, und doch hat sie ihn kaltblütig ermordet! Bleiben sie dran, die nächsten sieben Tage werden hochspannend, denn „Death is Justice“!
Kerry Drewery erschafft ein England, in dem der wohlhabende TV-Konsument über Recht und Gerechtigkeit, Tod und Leben entscheiden darf, die Gerichte sind demokratisch abgeschafft, wahre Demokratie wird nun per Ted und vom Volk ausgeübt. Wer in die Todeszellen transportiert wird, kann nur noch auf Sympathien der Zuschauer hoffen, denn wer muss sich schon mit Beweisen herumschlagen, wenn sich mit Emotionen viel besser Quote machen lässt!
Ein hochspannendes Buch, das teilweise erschreckend realitätsnah wirkt! Wenn man zu lesen begonnen hat, ist es fast unmöglich, das Buch wieder aus der Hand zu legen, auch wenn es manchmal so provokant an den Nerven zehrt, dass man es am liebsten an die Wand knallen würde –
klare Leseempfehlung!

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