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MaggiKa
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Konstanz

Bewertungen

Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 26.07.2018
Der Alphabetmörder / Grall und Wyler Bd.1
Schütz, Lars

Der Alphabetmörder / Grall und Wyler Bd.1


sehr gut

Sehr lesenswert!

Jan Grall und Rabea Wyler vom LKA werden zu einem Mord hinzugerufen: Ein Mann mit zersplitterter Schädeldecke wird in einem Wildgehege aufgefunden. Besonders daran: Das stümperhaft eintätowierte „A“. Es geschehen weitere Morde, alle mit einem Buchstaben versehen, alle grauenvoll verstümmelt. Schnell muss in rasantem Tempo gehandelt werden, da die Vermutung naheliegt, dass noch weitere Opfer in der Gewalt des Mörders sind.
Im Laufe der Ermittlungen ergibt sich ein immer detaillierteres Bild der Motive und Beweggründe. Doch wie genau hängt das alles mit Gralls Vergangenheit zusammen und schaffen die Ermittler es, rechtzeitig hinter dieses Geheimnis zu kommen?
Ein rundum gelungener Thriller, spannend, gut durchdacht. Er liest sich auch sehr gut. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass die durchaus spannenden Figuren ein wenig zu kurz kommen. Sowohl Jan Grall als auch Rabea Wyler scheinen interessante Persönlichkeiten zu sein und auf der psychologischen Ebene sehr viel herzugeben. Einerseits hält sich der Autor mit dem Zurückhalten gewisser, detaillierterer Beschreibungen Fortsetzungen offen, andererseits hätte ich mir ein paar mehr Informationen gewünscht, um mit den Hauptpersonen eher warm zu werden.
Nichts desto trotz sehr lesenswert. Ich hoffe einfach mal auf eine Fortsetzung…

Bewertung vom 26.07.2018
Spinster Girls 01 - Was ist schon normal?
Bourne, Holly

Spinster Girls 01 - Was ist schon normal?


ausgezeichnet

Unglaublich mitreißend!

Kurz zum Inhalt: Die 16-jährige Evie hat lange Teile ihrer Jugend in Behandlung ihrer Zwangsstörung und Panikattacken verbracht. Nun ist sie auf einer neuen Schule, hat ihre Probleme soweit mit minimaler medikamentöser Unterstützung ganz gut im Griff und hat sich fest vorgenommen, ein normales Teenagerleben zu führen. Mit mehreren (desaströsen) ersten Dates und ihren neuen, feministisch angehauchten Freundinnen scheint ihr das auch zunächst ganz gut zu gelingen, doch die Grenze zwischen jugendlicher Verliebtheit und Rückfall verschwimmt immer mehr, und das in einem rasanten Tempo.
Ich habe schon eine Weile kein Jugendbuch mehr gelesen, doch die Leseprobe dieses Buches hat mich sehr gereizt. Und ich wurde nicht enttäuscht: Selten hatte ich ein so emotional mitreißendes Buch in den Händen. Meine Gefühlslage schwankte von Glück und Erleichterung bis hin zu tiefer Frustration, teilweise kamen mir beinahe die Tränen. Ich fieberte mit Evie mit, gönnte ihr jeden Glücksmoment und litt mit ihr in jeder beklemmenden Situation.
Die psychologischen Fakten scheinen auf den ersten Blick gut recherchiert und auch die Hintergründe zu Evies Therapiesitzungen sind mir positiv aufgefallen. Es wäre schön, wenn dieses Buch ein kleines Stück dazu beitragen könnte, psychische Erkrankungen zu entstigmatisieren und gleichzeitig auch Betroffenen Mut zu machen. Das andere beherrschende Thema, Feminismus, fand ich persönlich nicht ganz so interessant, es hat mich aber in dem Kontext nicht weiter gestört oder den Lesefluss beeinträchtigt. Ich habe mich schon immer gefragt, welche Jugendlichen denn tatsächlich „Clubs“ gründen, wie es in vielen Kinder- bzw. Jugendbüchern der Fall ist – vielleicht ist das aber auch ein Unterschied zwischen der amerikanischen und der hiesigen Jugendkultur? Ich weiß es nicht, das bleibt für mich deshalb irgendwie der fiktionale Teil des Buches, und diese künstlerische Freiheit sei durchaus auch erlaubt.
Als kurzes Fazit würde ich hier den aufrichtigen und gleichzeitig emotionalen Umgang mit psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen positiv hervorheben – um sich hingegen über das Thema Feminismus ein umfassenderes Bild zu machen, schadet es wahrscheinlich nicht, die anderen beiden Teile der „Spinster Girls“-Trilogie zu lesen.

Bewertung vom 26.06.2018
Das Haus der Mädchen / Kerner und Oswald Bd.1
Winkelmann, Andreas

Das Haus der Mädchen / Kerner und Oswald Bd.1


sehr gut

Spannende Idee gut umgesetzt

Leni Fontane, eine eher zurückgezogene junge Studentin, die mit Büchern mehr anfangen kann als mit ihrer komplizierten Umwelt, mietet sich über eine Zimmervermittlung für ein Praktikum in eine Villa in Hamburg ein. Gleich an ihrem ersten Abend macht sie dort die Bekanntschaft der extrovertierten Vivien, welche auf der Suche nach einem Millionär durch die Clubs der Stadt zieht. Am nächsten Morgen jedoch ist sie plötzlich spurlos verschwunden.
Leni kommt das alles etwas seltsam vor, und als sie sich auf die Suche nach Vivien macht, trifft sie zufällig auf einen Obdachlosen, der wenige Nächte zuvor einen Mord beobachtet hat und nun einerseits auf der Flucht ist, andererseits aber auch den Täter ermitteln möchte. Zu diesem Zeitpunkt ahnen die beiden noch nicht, dass die beiden Fälle mehr gemeinsam haben, als sie sich vorstellen können…
Insgesamt ein sehr spannender Thriller, der durch den Wechsel zwischen verschiedenen Erzählerperspektiven lebt und an Spannung gewinnt. Was mich zunächst begeistert hat, war die ungewöhnliche Ermittlung zweier eigentlich unbeteiligten Personen. Hier stehen weder die Täter im Mittelpunkt noch irgendwelche schrägen Ermittler, sondern die Opfer und diejenigen, die nach ihnen suchen. Im Umkehrschluss führte das jedoch dazu, dass mir die Motive und Handlungen der Täter bis zum Ende eher ein Rätsel geblieben sind. Das fand ich ein bisschen schade, weil diese Beziehung durchaus mehr Stoff bieten könnte.
Das Buch lebt unter anderem auch von seiner authentischen Umgebung in Hamburg, von den Straßen und Nebenstraßen, und von den Kanälen und Nebenkanälen. Was am Anfang eher Nebensache war, wird zum Ende hin etwas unübersichtlich. Kein Muss für einen Thriller natürlich, aber doch recht hilfreich wäre hier eine kleine Karte mit den wichtigsten Schauplätzen gewesen.
Alles in allem jedoch liest sich das Buch wirklich gut. Die Ideen wurden gut umgesetzt und heben sich etwas vom Rest der Thriller-Landschaft ab, was mir durchaus gefallen hat.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.02.2018
Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1
Raabe, Marc

Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1


ausgezeichnet

Spannender Serienauftakt

Gibt es nicht schon genug Thriller mit exzentrischen Ermittlern, welche sich nicht an die Regeln halten um persönliche Fälle aufzuklären? Das könnte man sich durchaus fragen bei der Flut an Thrillern, welche jede Woche neu die Bücherläden erobern. Und doch ist dieses Buch für mich etwas Besonderes. Eine Geschichte, die ich so noch nicht gelesen habe. Ein spannender Psychothriller mit etwas historischem Hintergrund, ohne dabei übertrieben zu wirken.
Tom Babylon findet bei einer ermordeten Frau im Berliner Dom einen Schlüssel, den er schon einmal gesehen hat: Er hat etwas mit seiner Vergangenheit zu tun und mit seiner verschwundenen Schwester. Er ist tiefer in die Geschehnisse verwickelt, als er zunächst ahnt. Während er auf eigene Faust Nachforschungen betreibt, wird ihm eine unerbittliche Kollegin an die Seite gestellt. Auch sie hat ihre Geheimnisse, und trotz gegenseitigen Misstrauens werden die beiden gegen ihren Willen zu einem funktionierenden Team. Bald gibt es weitere Tote und ein Muster lässt sich erkennen, in welchem Tom nicht mehr nur Ermittler, sondern auch Gejagter ist.
Auch wenn sich zum Schluss vieles auflöst, ist klar, dass es unbedingt eine Fortsetzung geben muss! Das Buch ist super spannend, faszinierend geschrieben und hat mich absolut in seinen Bann gezogen. Die Charaktere sind psychologisch interessant und gut durchdacht. Ein gelungener Serienauftakt!

Bewertung vom 06.02.2018
QualityLand Bd.1 (schwarze Ausgabe)
Kling, Marc-Uwe

QualityLand Bd.1 (schwarze Ausgabe)


sehr gut

Gesellschaftskritik verpackt hinter humorvollem Zukunftsszenario

Ein Land, in welchem ein Level alles aussagt, was man über einen Menschen wissen muss, in welchem Großkonzerne und Politik jedem Menschen seine Handlungen vorgeben und man sich nicht entziehen kann, und in welcher in Kürze ein Androide zum Präsident gewählt werden soll. Um dieses Land geht es in Marc-Uwe Klings humorvoll aufbereitetem Zukunftsroman. Dem System zu entkommen ist nicht vorgesehen. Trotzdem versucht Peter sein Glück, zusammen mit einer kleinen, zusammengewürfelten Truppe aus schrottreifen Maschinen.
Das Buch ist gut und humorvoll geschrieben und trifft viele Dinge auf den Punkt. Es ist die Beschreibung einer faszinierenden Welt, in welcher Menschen immer mehr zu Maschinen werden und Maschinen immer menschlicher, und das mit allen Konsequenzen. Die Beschreibung ist gelungen, nimmt einen mit, zeigt teilweise die faszinierenden, aber auch die fragwürdigen Seiten einer fortschreitenden Überwachung und Technisierung auf. Der Handlungsstrang hingegen ist eher mau, die Handlung ist Nebensache, nicht übermäßig spannend und ausgefeilt. Das hat mich jedoch nicht weiter gestört. Das Buch lebt von seinen schrägen, komischen, und manchmal nachdenklich stimmenden Ideen, von seinem Humor, von der Überzeichung einer zugespitzten Science-Fiction Welt.
Und nicht zuletzt fand ich die Vermarktung absolut clever, was könnte zu so einem Buch besser passen als individualisierte Ausgaben für unterschiedliche Lesercharaktere?

Bewertung vom 06.02.2018
Echo der Toten / Friederike Matthée Bd.1
Sauer, Beate

Echo der Toten / Friederike Matthée Bd.1


ausgezeichnet

Nachkriegswehen

Eifel, im Januar 1947: Ein in weiten Kreisen bekannter Schwarzhändler wird tot aufgefunden. Für die Ermittlungen sind die britischen Besatzer zuständig. Da der Hauptzeuge ein kleiner Junge ist, wird Hilfe von der weiblichen Polizei angefordert.
Friederike Matthée lebt mit ihrer psychisch erkrankten Mutter in einem heruntergekommenen Zimmer, die Nahrungsmittel sind knapp, und ihre Existenz hängt an ihrem Job bei der Polizei. Ihre sensible Art hat ihr mächtig Ärger eingebracht und der Fall, zu dem sie von Leutnant Davies angefordert wird, ist ihre letzte Chance, sich zu beweisen. Es beginnen harte Ermittlungen in dem kalten, vom Hunger und Armut geprägten Nachkriegsdeutschland: Kriegsverbrechen, Schuld und Misstrauen sind scheinbar überall, keiner kann sich sicher sein, wer denn nun eigentlich Täter oder Opfer ist. Dies gilt auch für die Ermittler. Nicht nur Friederike, sondern auch Richard Davies haben tiefe Geheimnisse und kommen sich doch näher, als ihnen lieb ist…
In meinen Augen ein sehr gelungenes Portrait einer schwierigen Zeit in Deutschland. Es berührt einen, nimmt einen mit und vermittelt geschichtliches Wissen, ohne dabei belehrend zu wirken. Es sind nicht die einzelnen historischen Fakten, es ist vielmehr die vermittelte Atmosphäre, die dieses Buch so besonders macht. Umso unverständlicher ist es für mich, dass es auch heute noch Menschen gibt, die der kranken Ideologie nachtrauern, welche zu der damaligen Situation geführt hat.
Alles in allem warte ich gespannt auf eine Fortsetzung, auch wenn das Buch wohl keines ist, was mich auf den ersten Blick in einem Laden angesprungen hätte.

Bewertung vom 18.12.2017
Dominotod / Nathalie Svensson Bd.2
Moström, Jonas

Dominotod / Nathalie Svensson Bd.2


sehr gut

Guter, solider schwedischer Krimi

Nathalie Svensson, Psychiaterin, steckt mitten im Sorgerechtsstreit um ihre Kinder und hat vor wenigen Tagen erst vom Tod ihres Vaters erfahren, als sie zur Hilfe bei einem Fall gebeten wird. Ein Arzt wurde tot aufgefunden, ein anderer ist verschwunden. Der Täter hat Hinweise hinterlassen und es gibt einen Hauptverdächtigen, der schwere psychische Probleme hat. Trotz ihrer persönlichen Situation reist Nathalie nach Sundvall – nicht zuletzt deshalb, weil die Familie ihrer Schwester scheinbar irgendwie in den Fall verwickelt ist. Es beginnt eine Suche mit Höhen und Tiefen, bei welcher schnell die Zeit davonrennt…
Auch wenn dies nicht der erste Band der Reihe um Nathalie Svensson ist, lässt er sich gut lesen. Es fehlen ein paar Hinweise zum Verständnis von Nathalies persönlicher Situation und vor allem zum Tod von Nathalies Vater, der immer wieder angedeutet wird. Trotzdem stört das den Lesefluss und das Verständnis des aktuellen Buches nicht wesentlich.
Besonders beeindruckend fand ich, dass Jonas Moström es schafft, trotz einer nicht allzu üppigen Seitenzahl (364) einen Krimi zu schaffen, der vom ersten bis zum letzten Moment spannend bleibt und zu keinem Zeitpunkt wirklich vorhersehbar ist. Das macht das Buch für mich sehr lesenswert. Als Leser hat man immer mal wieder eine Ahnung, wer denn nun der Täter sein könnte, doch es spielen so viele Personen eine Rolle, dass man diese Ahnung gleich wieder verwirft. Und trotz der vielen Personen bleibt das Buch übersichtlich und die einzelnen Verstrickungen und Beziehungen der Personen einigermaßen verständlich.
Die Charaktere sind sympathisch und haben ihre Ecken und Kanten. Mich stört es auch grundsätzlich nicht, wenn die persönliche Situation der Ermittler mit hineinspielt – das ist eben das, was sich bei einer Reihe mit mehreren Bänden wie ein roter Faden durch die verschiedenen Fälle zieht.
Der einzige Kritikpunkt, den ich habe, ist dass die Verwendung der Dominosteine als Symbol (für was auch immer) etwas unklar und weit hergeholt ist. Die Logik, welcher die Ermittler folgen, ist verständlich, aber der Grund, warum die Dominosteine überhaupt vorkommen, bleibt mir ein Rätsel.
Insgesamt ein sehr gelungenes Buch, nicht so ein Wälzer wie andere Krimis, aber trotzdem spannend und gut geschrieben.

Bewertung vom 14.11.2017
Leere Herzen
Zeh, Juli

Leere Herzen


ausgezeichnet

Das lukrative Geschäft mit dem Tod
Deutschland im Jahr 2025. Die Besorgte Bürger Bewegung (BBB) ist an der Regierung und schafft nach und nach sämtliche demokratischen Errungenschaften ab. Die gebildete Schicht, die noch vor wenigen Jahren voller Tatendrang war, ist desillusioniert und lebt ein pragmatisches Leben ohne wirklichen Sinn und Ziel.
Mitten in dieser Umwelt haben Britta und ihr Geschäftspartner Babak ein gut laufendes Geschäft, die „Brücke“, die unter dem Decknamen „Praxis für Psychotherapie“ läuft. Dahinter jedoch verbirgt sich etwas anderes, eine Marktlücke, ein ausgeklügeltes System in den Grauzonen der Legalität – im wahrsten Sinne des Wortes ein lukratives Geschäft mit dem Tod. Doch plötzlich geschieht etwas, womit keiner gerechnet hat: Die Brücke bekommt Konkurrenz, und für Britta und Babak steht mehr als nur die berufliche Existenz auf dem Spiel. Eine abenteuerliche Flucht beginnt, in welcher beide an ihre psychischen Grenzen kommen und ihre Vorstellungen von Moral, Werten und Sinn des Lebens auf die Probe gestellt werden.
Das Buch hat mich von Anfang an fasziniert durch die leider allzu realistische Beschreibung, wie unsere nahe Zukunft aussehen könnte. Und trotzdem ist es ganz anders, als der Eindruck, den ich in der Leseprobe gewonnen hatte. Es geht nicht um Krieg, oder um eine Verfolgungsjagd mit Waffen, es geht vielmehr um einen psychischen Kampf um Werte und Moralvorstellungen. Es geht um die schrittweise Abschaffung der Demokratie, um die Desillusionierung eines ganzen Volkes, um leere Herzen. Der Tod ist nur ein Mittel zum Zweck – aber heiligt der Zweck wirklich die Mittel?
Die Frage, ob mit die Hauptcharaktere sympathisch sind, stellt sich für mich nicht bei diesem Buch. Sie dürfen nicht sympathisch sein, weil sonst irgendwie der Denkanstoß verloren geht. Sie müssen ein Schreckensszenario zeichnen, das einen die Demokratie wertschätzen lässt, und das verhindert, dass es tatsächlich jemals so weit kommt, wie in dem Buch beschrieben. Und das haben sie (zumindest bei mir) geschafft. Deshalb meine volle Punktzahl für einen beeindruckenden Politthriller!

Bewertung vom 06.10.2017
Nachts am Brenner / Commissario Grauner Bd.3
Koppelstätter, Lenz

Nachts am Brenner / Commissario Grauner Bd.3


sehr gut

Südtirols düstere Seite

Am Brenner, einst florierender Handelsort und Zwischenstopp vieler Reisender, wird ein alter Mann von einem Pferd grausam zu Tode geschleift. Commissario Grauner und sein Kollege Saltapepe ermitteln – und stoßen schnell auf eine Verbindung zu Grauners eigener Vergangenheit und zu dem nach vielen Jahren noch immer ungelösten Mord an seinen Eltern. Das Massaker auf seinem Heimathof verfolgt Grauner bis heute, und er setzt alles daran, zunächst auf eigene Faust die Verbindung zu dem aktuellen Fall herzustellen. Doch der Durchbruch in den Ermittlungen gelingt erst, als das ganze Team miteinbezogen wird. Bald wird klar, dass der Grund für die Verbrechen am Brenner weit in der Vergangenheit liegt, in einem schwierigen Kapitel der Südtiroler Geschichte, als Verfolgte und Verbrecher des NS-Regimes gleichermaßen Hilfe suchten auf dem Transit in den Süden.
Auch wenn ich ortsungebundene Krimis in der Regel bevorzuge, ist die Verbindung zwischen der südtiroler Bergwelt und einem (bzw. mehreren) Verbrechen hier sehr gut gelungen. Commissario Grauner liebt seine Heimat, Mahler-Sinfonien und sein Dasein als Landwirt, und allem, was ihn weiter als ein paar Kilometer von seinem Heimathof wegbringt, sieht er sehr skeptisch entgegen. Sein Kollege Saltapepe, der aus Neapel nach Südtirol versetzt wurde, wird dort nur schwer heimisch – trotzdem verbindet beide eine unausgesprochene Loyalität und ein Wille, sich für Gerechtigkeit einzusetzen. Mir gefällt das Ermittlerduo ganz gut, auch wenn in diesem Krimi eher beide getrennt ermitteln.
Außerdem bleibt die Spannung über das ganze Buch erhalten und zu keinem Zeitpunkt ist der Ausgang klar oder vorhersehbar, was ich hier für sehr gelungen halte. Der Epilog ist überraschend, stellt plötzlich am Ende noch einmal alles in Frage und lässt auf eine Fortsetzung hoffen. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Lenz Koppelstätter schafft es hier, die düstere und etwas trostlose Atmosphäre des herunterkommenen Örtchens am Brenner gleichermaßen lebendig zu beschreiben wie die unberührte Natur und die Gipfel der südtiroler Berge. Auch der Rückblick auf die Vergangenheit ist interessant und gut geschildert.
Alles in allem ein gelungener Heimatkrimi, der auch die düsteren Eigenheiten der Ecke an der österreichisch - italienischen Grenze aufnimmt und thematisiert.

Bewertung vom 04.10.2017
Wildfutter / Kommissar Vitus Pangratz Bd.1
Bayer, Alma

Wildfutter / Kommissar Vitus Pangratz Bd.1


gut

Von großen Plänen und vielen Lügen

Die abgetrennte Hand eines Jugendtrainers des FC Rosenheim wird von Vitus Pangraz, einem pensionierten Kommisar, im Wildschweingehege gefunden. Zusammen mit seiner Tochter, der Lokalreporterin Jo Coleman, macht er sich auf die Suche nach dem Mörder des scheinbar allseits beliebten "Tigers". Dabei treffen die beiden auf jede Menge Eltern, die fest vorhaben, ihre Kinder beim FC Bayern ganz groß rauskommen zu lassen, und zwar um jeden Preis. Sie belügen sich selbst und betrügen sich gegenseitig - in der kleinen Stadt hätte irgendwie beinahe jeder ein Motiv für den Mord. Noch dazu können weder Jo noch ihr Vater ganz objektiv ermitteln, da sie einigen ihrer Verdächtigen näher kommen als sie vielleicht sollten...
Insgesamt meiner Meinung nach eher ein mittelmäßiger Lokalkrimi. Die Spannung lässt zu wünschen übrig und das Ende ist recht früh absehbar. Noch dazu werde ich nicht wirklich warm mit den Hauptcharakteren, die etwas überzeichnet wirken. Während einige Passagen wirklich witzig sind, können andere mir trotz des bayrischen Dialekts kein Schmunzeln hervorlocken, doch das ist wohl Geschmacksache. Der Fußballplatz, der eigentlich eher Nebenschauplatz sein sollte, ist für mich viel zu präsent und am Ende bleiben für mich viel zu viele Fragen offen.
Mein Fazit: Sowohl inhaltlich als auch sprachlich nicht ganz mein Fall. In diesem Genre gibt es (auch unter den bayrischen Krimis) bessere, lustigere und spannendere Bücher.