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Benutzername: 
Erik Blair
Wohnort: 
Münster

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
12
Bewertung vom 07.06.2017
Tesla
Carlson, W. Bernard

Tesla


ausgezeichnet

Die vorliegende Biografie Nikola Teslas stammt von dem Wissenschaftsprofessor W. Bernard Carlson, der an der University of Virginia lehrt und dessen Werke sich mit dem Zusammenspiel von technologischem Fortschritt und der menschlichen Geschichte befassen.

An dieser Stelle setzt auch das Buch ein. Carlson lässt den Leser in das New York des Jahres 1894 eintauchen und beschreibt die Person des Nikola Tesla durch die Augen des Journalisten Arthur Brisbane, wodurch man ein Gefühl für die damalige Außenwirkung dieses „Magiers“ erhält.

Mit dieser Grundstimmung geht der Autor zu einer chronologischen Erzählweise über, nimmt einen also mit in Teslas Geburtsjahr 1856, nach Smiljan in Österreich-Ungarn. Hier wie im gesamten Buch vermag es Carlson auf eine brilliante Weise die Geschichte des Nikola Tesla mit der Europas und Amerikas zu einer packenden Erzählung zusammenzuflechten. Er bedient sich dabei überlieferten Briefen und Fotografien, Zitaten und damaligen Zeitungsartikeln, die in ihrer Gesamtheit ein vielschichtiges Bild dieses Physikers zeichnen. Darüber hinaus werden dessen technologische Erfindungen selbst für Laien durch eine Vielzahl von Illustrationen nachvollzieh- und begreifbar.

Der Autor schließt mit einem 28-seitigen Epilog, der den vielfältigen Gründen nachspürt, warum die Person Tesla trotz seiner Genialität in der Geschichtsschreibung häufig übergangen wurde, und darlegt, was uns sein Wirken noch heute über das Erfinden mitteilen kann.

Mit diesem Werk ist es W. Edward Carlson gelungen den Blick auf den Menschen hinter den Erfindungen freizulegen, er schafft es die visionäre Arbeit Teslas in das frühe 20. Jahrhundert einzubetten und dem Leser die Augen zu öffnen für den Unternehmergeist, die Courage und die Zähigkeit, die letztlich die Grundlage dieses außergewöhnlichen Lebens gebildet haben.

Jenen Lesern, die an tiefgehenden physischen Details der Erfindungen Teslas interessiert sind, sei noch gesagt, dass jene in Carlsons Werk lediglich angerissen werden.

Bewertung vom 07.06.2017
Rückkehr nach Reims
Eribon, Didier

Rückkehr nach Reims


schlecht

Didier Eribon, der zu den einflussreichsten Intellektuellen Frankreichs gezählt wird, beschreibt in seiner um soziologische und politische Exkurse angereicherten Autobiographie die Rückkehr in seine Heimatstadt Reims und seine durch diese Reise hervorgerufene Reflexion über Themen wie Herkunft und Determinismus, Klassenzugehörigkeit und Politik.

Der Autor beginnt damit, dass er sich des zerrissenen Bandes zwischen sich und seinem Vater annimmt. Davon ausgehend gelangt er zu jenem roten Faden, der das ganze Buch durchziehen wird: Dem Ausbrechen aus den Umständen seiner sozialen Herkunft. Er beschreibt wie er früh in seinem Leben den Drang verspürte jenes Milieu hinter sich zu lassen und führt aus, dass er den Grund für diesen Drang lange in der „eingefleischte(n) Homophobie“ seines Vaters sah. Mit den Erlebnissen in Reims wird aber nach und nach klar, dass Eribon diese Annahme zu hinterfragen beginnt. Dazu heißt es: „Aber war es nicht genau diese Annahme, die mich – neben aller Wahrheit, die zweifellos in ihr steckt (..) - dem Gedanken ausweichen ließ, dass ich ebenso sehr mit meinem Milieu als sozialer Klasse gebrochen hatte?“

Das Buch erzählt nicht nur vom Leben Didier Eribons, sondern darüber hinaus noch von dem seiner Eltern und Großeltern, was dem Leser einen Einblick in die Lebensverhältnisse der französischen Arbeiter liefert. Vor dem Hintergrund dieses soziologischen Panoramas geht der Autor auf die politische Entwicklung jenes Milieus und ihr mit den Jahren verändertes Stimmverhalten (von der Kommunistischen Partei hin zum Front National) ein.

Interessant ist dieses Buch deswegen, weil es dem Leser sowohl einen Einblick in die französische Gesellschaft als auch in die Kreise der Intellektuellen zu liefern vermag. Dank solcher Bücher ist es nun für jedermann sichtbar, dass die politische Linke im Begriff ist ihre Solidarität mit den nationalen Arbeiterklassen aufzukündigen. Das Vehikel der Revolution scheinen fortan die Einwanderer aus der Dritten Welt zu sein.

3 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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