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Thaliomee

Bewertungen

Insgesamt 22 Bewertungen
Bewertung vom 10.04.2023
Anti-Girlboss
Shehadeh, Nadia

Anti-Girlboss


ausgezeichnet

Auch ich gehöre zu den Frauen, die schon einige Bücher über Selbstoptimierung und Zeitmanagement gelesen haben. Natürlich verkaufen sich Ratgeber gut, die einem zeigen möchten, wie man noch produktiver und organisierter wird. Und damit automatisch erfolgreicher.
Nadia Shehadeh macht es anders. Für mich ist sie eine erfolgreiche Frau, aber sie ist definitiv kein Girlboss. Sie beginnt damit, den Begriff selbst zu umreißen. Würde man einen erfolgreichen Mann wirklich „Boyboss“ nennen? Wohl kaum. Es ist immer noch die Ausnahme, dass Frauen in Führungsetagen wichtige Positionen einnehmen. Und so wird insbesondere von Frauen erwartet große Ziele zu haben: Kinder, Karriere, Heirat... dies nicht zu wollen ist gesellschaftlich kaum akzeptiert.
Ein sehr schönes Zitat aus dem Buch ist: „Wie so viele habe ich lange Zeit gedacht, ich wäre nicht gut genug, nicht so motiviert, engagiert und fleißig, wie es auf irgendeine ominöse Art und Weise richtig gewesen wäre […] So, wie ich im Nachhinein gern auf alle möglichen Diäten verzichtet hätte, hätte ich gern auch auf die Hustle-Gedanken in meinem Kopf verzichtet.“

Neben theoretischen Passagen über die kapitalistische Leistungsgesellschaft erzählt Nadia Shehadeh auch viel privates. So ist dieses Buch auch Biografie einer sehr interessanten Person. Vielleicht hätte ich mir sogar zwei Bücher gewünscht: Eines über patriarchale Strukturen im Kapitalismus und eines über die Autorin selbst, die wirklich viel zu erzählen hat. Dabei geht es auch um sehr persönliche Augenblicke, etwa die Zeit nach dem Tod ihrer Eltern. All das hat die Autorin in dieses kleine Buch gepackt. Es ist kurzweilig und interessant zu lesen, mich hat es neugierig auf Nadia Shehadeh und ihren Blog shehadistan.com gemacht.

Bewertung vom 18.03.2023
Getraut / Andrea Schnidt Bd.12
Fröhlich, Susanne

Getraut / Andrea Schnidt Bd.12


sehr gut

Dies ist nicht der erste Roman rund um die Alltagsheldin Andrea Schnid, aber es lässt sich auch gut lesen ohne die Vorgänger zu kennen. Dieses Mal geht es erst einmal um Andreas Ex-Schwiegervater Rudi, der zwar nicht mehr der jüngste ist, aber seine Irene trotzdem vor den Altar führen will. Dabei tauchen einige Probleme auf und wie im echten Leben ist Familie nicht immer einfach.
Andreas Familie ist dabei – und auch das ist realistisch – ein wenig verzweigt: Wie angedeutet ist sie geschieden, deshalb ist Rudi nur ihr ehemaliger Schwiegervater, zu dem sie aber ein sehr gutes Verhältnis hat. Ihr Ex-Ehemann samt neuer Freundin sind natürlich auch bei der Hochzeit, genauso wie die gemeinsamen Kinder, die inzwischen erwachsen sind und auch schon Nachwuchs haben. Auch Andreas Freund hat erwachsene Kinder und so bleibt ein Familientreffen nicht ohne Konkurrenzdenken und Vergleiche.
Die Autorin schafft es, Situationskomik so einzufangen, dass man das Gefühl hat mittendrin zu sein. Die Geschichte ist gleichzeitig herrlich verrückt und doch so alltagsnah, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Ich hatte das Gefühl vieles könnte sich genau so in meinem Bekanntenkreis abspielen.
Das Ende war mir allerdings ein wenig zu perfekt. Nach all den ganz normalen Problemen die Andrea mit Freunden, ihrer Beziehung und ihrer Familie hat scheint auf den letzten Seiten schnell noch alles, in wirklich jedem Punkt, gewendet zu werden.

Bewertung vom 07.03.2023
Vogel entdeckt - Herz verloren
Coenen, Antonia;Juranek, Philipp

Vogel entdeckt - Herz verloren


ausgezeichnet

Ich mochte das Buch sofort, Cover und Format sind sehr ansprechend. Ornithologie und Vogelbeobachtung klingt für mich zwar nicht sehr spannend, aber ich wollte unbedingt hineinlesen. Und es hat sich gelohnt. Die Kapitel haben Titel wie „Sehnsucht nach Pirol“ oder „Stockenten sind Seelentröster“ und beginnen mit einem kurzen – davor groß gedrucktem – Einführungstext. Die Beschreibungen der Vögel sind nicht lexikonartig, sondern sehr lebendig geschrieben. Natürlich gibt es Bilder und Fotos der Arten, aber auch Fotos der Beobachter_innen oder typischer Lebensräume. Jedes Kapitel ist liebevoll gestaltet und lässt sich gut lesen. Immer wieder gibt es praktische Tipps (Wie saniere ich schwalbenfreundlich? Was mache ich wenn plötzlich eine Ente auf meinem Balkon brütet?).
Ein tolles Buch, dass mir ein ganz neues Hobby näher gebracht hat, für das es nun auch endlich einen coolen Anglizismus gibt: Birding!

Bewertung vom 10.02.2023
Wehrlos
Benrath, Nora

Wehrlos


sehr gut

Nele spielt mit ihrem Kindergartenfreund auf dem Spielplatz. Ihre Mutter Mieke ist mit der Mutter des Jungen ganz in der Nähe und hat die Kinder im Blick. Ein fremdes Mädchen spielt mit den beiden und nimmt Nele an die Hand. Plötzlich laufen die beiden weg und Nele wird in ein Auto gezerrt. Im weiteren Verlauf des Buches fahren wir mit Nele in das Haus der Entführer (die sie quasi schon weiter vermittelt haben) und machen uns mit Mieke auf die Suche nach ihr. Aber auch einige Nachbarn, Freunde und Bekannte lernen wir kennen, die nicht alle ein reines Gewissen haben. Auch den Polizisten Ben begleiten wir bei seinen Ermittlungen, er findet heraus, dass es noch weitere Kindesentführungen gibt, bei denen ein fremdes Kind gesehen wurde. Gibt es einen Zusammenhang?
Die Entführer sind sehr skrupellos und das unausgesprochene Thema steht natürlich im Raum. Glücklicherweise gibt es hier keine Details, die wohl kaum auszuhalten wären. Am Ende wird es nochmal spannend und die Fäden laufen zusammen.
Für mich ein guter Thriller, der trotz des hochbrisanten Themas nicht zu reißerisch sondern beklemmend echt geschrieben ist.

Bewertung vom 04.02.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


ausgezeichnet

Island ist ein toller Schauplatz für Krimis. Dieser hier spielt nicht in Reykravik, sondern in der Kleinstadt Akranes. Dorthin kehrt die Polizistin Elma zurück, obwohl sie sich dort nie sonderlich wohl gefühlt hat. Elma ist sympathisch, gerade weil sie nicht perfekt ist.
Kurz nachdem sie wieder in ihrer alten Heimat ist, wird eine tote Frau in der Nähe des Leuchtturms gefunden. Zunächst steht nicht fest ob es Mord ist, aber es ist von Anfang an hochspannend. In einem zweiten Erzählstrang erfahren wir mehr über Elisabeth, die vor vielen Jahren in der Gegend aufwächst. Sie hat keine schöne Kindheit und beginnt bald selbst böse Dinge zu tun. Hier wird es sehr menschlich und bedrückend, obwohl die Autorin nichts explizit schildert sind die Andeutungen klar und machen betroffen.

Der Krimi hat mich gefesselt und die Charaktere haben mich in ihren Bann gezogen. Ich freue mich sehr auf weitere Bücher mit den Ermittlern, denn der Schreibstil und der Aufbau der Story sind wirklich gut.

Bewertung vom 31.12.2022
Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1
Sander, Karen

Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1


sehr gut

Bevor ich etwas über den Inhalt schreibe, muss ich zugeben, dass ich dachte es handelt sich um den ersten Teil einer Reihe um Kommissar Tom Engelhardt und Kryptologin Mascha Krieger. Es ist aber nicht ganz so, genaugenommen ist es eine Trilogie, am Ende dieses Buches ist also der Kriminalfall nicht wirklich aufgeklärt und es sind noch einige ungelöste Erzählstränge dazugekommen.
Leider erscheint der nächste Band erst in einiger Zeit, am liebsten hätte ich nämlich direkt weiter gelesen. Und das sagt auch wahrscheinlich alles über das Buch aus, ich finde es toll geschrieben!

Die Geschichte spielt im fiktiven Dorf Sellnitz, wo eine gehörlose, junge Frau verschwindet. Von ihrem Handy aus werden Nachrichten gesendet, die ziemlich mysteriös wirken. Deshalb unterstützt die Kryptologin Mascha die Ermittlungen. Aber auch sie kann die verschwundene Lilly nicht finden.
Es gibt einige Verdächtige, so richtig überzeugend war für mich niemand davon. Es bleibt spannend und ich freue mich wirklich, dass die Autorin sich hier Zeit und Raum für die Figuren genommen hat. Auch die private Situation des Ermittlers Tom kommt nicht zu kurz. Nachdem seine Frau gestorben ist kämpft er sich als alleinerziehender Vater durchs Leben.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich aber schon: Die verschwundene Frau ist gehörlos und an vielen Stellen war mir einfach nicht klar, wie sie sich mit Menschen unterhalten hat, die nicht gebärden können. Ihre beste Freundin, mit der sie viel Zeit verbracht hat, kennt wohl kaum eine Gebärde. Natürlich kann Lilly Lippenlesen, aber ihr Umfeld scheint da ein wenig stumpf zu sein. Darüber hätte ich gern mehr erfahren. Vielleicht erfahren wir in den nächsten Bänden noch mehr zu diesem Thema.

Bewertung vom 11.12.2022
Die Legenden von Andor: Varkurs Erwachen
Baumeister, Jens

Die Legenden von Andor: Varkurs Erwachen


ausgezeichnet

Ich mag das Spiel Andor, würde mich aber nicht als großen Fan davon bezeichnen. Mit Graphik Novels bin ich bisher eher nicht in Berührung gekommen. Trotzdem wollte ich diesem Buch eine Chance geben, da ich schon das Cover wirklich schön fand.
Und auch beim ersten Blick auf die Illustrationen im Inneren war ich begeistert, der Zeichenstil hat mir sofort gefallen.

Die Story war soweit gut, nicht zu tiefgründig, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Ranja rettet Varkur und bricht mit ihm aus der Enge und Eintönigkeit ihres Heimatdorfes aus. Ein paar Überraschungen gibt es im Laufe der Geschichte, die viel zu schnell vorbei ist. Man lernt die Figuren gerade richtig kennen und schon ist es vorbei. Aber immerhin hat mich die Lektüre wirklich gut unterhalten.
Als kleinen Bonus gibt es noch Zusatzkarten für das Spiel, das rundet alles nochmal ab.
Das wird sicher nicht meine letzte Graphik Novel sein.

Bewertung vom 29.11.2022
Die Crew: Die Rückkehr zum 9. Planeten
Ulich, Andreas

Die Crew: Die Rückkehr zum 9. Planeten


gut

Ich bin ein großer Fan von Spielbüchern, in denen man selbst Entscheidungen treffen kann. Mittlerweile gibt es eine relativ große Auswahl mit verschiedenen Settings, aber dies war tatsächlich eines der ersten, dass explizit für zwei Personen konzipiert ist. Da mein Mann und ich gern mit Freunden das Kartenspiel „Die Crew“ spielen, konnte ich es kaum erwarten mit ihm dieses Buch durchzuspielen. Leider konnte es uns nicht ganz überzeugen.
Aber zuerst zum positiven: Es handelt sich eigentlich um zwei Bücher, damit man problemlos zu zweit lesen (bzw. vorlesen kann). Die Cover sind schön gestaltet und ergeben ein großes Bild, wenn man sie nebeneinander stellt. Die Regeln sind schnell gelesen, hier ist alles wirklich sehr einfach gehalten. Für das Solospiel gibt es natürlich auch eine Erklärung.
Die beiden eher dünnen Bücher sind jeweils aus der Perspektive von der weiblichen Cim und dem männlichen Prosper geschrieben. Für uns als Pärchen super, für eine andere Konstellation wird es vielleicht ein wenig weird. Ohne zu spoilern, aber so ganz kann ich mir eine Teenager-Mutter-Kombination beim Lesen jetzt nicht vorstellen.
Was mich bei anderen Spielbüchern manchmal stört ist, dass die einzelnen Absätze sehr kurz sind. So muss man sehr viel blättern, was nach einiger Zeit nervt. Das ist bei „Die Crew“ anders gelöst, hier sind die zu lesenden Abschnitte eher lang. So baut sich eine richtige Story auf und man lernt die einzelnen Charaktere besser kennen. Diese sind allerdings eher ein wenig flach, aber das ist vermutlich auch gar nicht der Anspruch des Buches.
Auch eine physikalisch richtige Darstellung der Astrodynamik darf hier nicht erwartet werden. Aus dramaturgischen Gründen werden Slingshots hier auch mal spontan verändert. Fachvokabular ist zwar vorhanden, theoretische Erklärungen finden sich aber glücklicherweise nicht.
Wie in allen Spielbüchern kann man auch hier scheitern und das wird sicherlich auch ein paar Mal passieren. Hier kommt man aber ganz schnell zurück zur letzten Entscheidung und muss nicht von vorn anfangen. An zwei Stellen wurden wir allerdings fehlgeleitet und die Verweise waren definitiv falsch. Das ist – gerade bei so vergleichsweise dünnen – Büchern wirklich ärgerlich.
Die eher seichte Story eignet sich gut für Young Adult Leser:innen, im Spiel zu zweit muss aber recht viel vorgelesen werden. Das ist für einige vermutlich nicht so einfach zu bewältigen, schließlich soll es dem Zuhörer oder der Zuhörerin auch gefallen. Die in grau gedruckten Texte sind dabei nicht ganz gleich so, dass das Mitlesen leider nicht funktioniert. Das hatte ich mir laut der Beschreibung zwar anders vorgestellt, uns hat es aber nicht gestört.

Insgesamt ein sehr schöner Ansatz, das Spielbuch für zwei Personen erlebbar zu machen. Die Entscheidungen trifft allerdings nur eine Person, Interaktion gibt es nicht. Das gegenseitige Vorlesen ist manchmal recht lang und könnte auch anders gelöst werden. Ich hätte mich zum Beispiel über verschiedene Informationen in den Büchern gefreut, die dann einen Austausch nötig gemacht hätten. Da man allerdings auch mit nur einem Buch die Geschichte solo durchspielen kann, doppelt sich quasi alles. Dieser Kompromiss tut dem ganzen nicht gut, wer allein spielen möchte kann lieber zu einem anderen Buch greifen. Und wer zu zweit ist, findet hier eben auch nicht das optimale Spielerlebnis.

Bewertung vom 31.10.2022
Man muss sich nur trauen / Online-Omi Bd.16
Bergmann, Renate

Man muss sich nur trauen / Online-Omi Bd.16


sehr gut

Nicht Renate, aber ihre Freundin Gertrud plant eine Hochzeit. Dass sie und ihr Freund beide schon über 80 sind, stört dabei natürlich nicht. Jedenfalls stört es Renate nicht, die alles genau plant. Brautkleid, Torte, Programm und nicht zu vergessen die Gästeliste. Alles liegt in ihrer Hand und sie lässt uns im gewohnten Online-Blog-Stil daran teilhaben. Da bleiben auch Tippfehler und Autokorrektur nicht aus, was das ganze noch lustiger macht.

Aber neben all den Hochzeitsvorbereitungen bekommt auch die jüngere Generation (die Knödelmädchen und -jungs) ihr Fett weg, obwohl Renate im Herzen selbst noch ziemlich jung ist.

Ich muss zugeben, dass ich die Cover der Reihe alle nicht besonders mag. Auch dieses gefällt mir gar nicht und hätte mich fast abgeschreckt. Letztendlich bin ich aber froh, das Buch gelesen zu haben, es hat mich gut unterhalten.

Bewertung vom 28.02.2022
Das Loft
Geschke, Linus

Das Loft


ausgezeichnet

Henning wird tot in seiner Wohnung - einem schönen Loft in Hamburg - gefunden. Er wohnt dort zusammen mit Marc, seinem besten Freund, und Sarah. Sarah und Marc sind ein Traumpaar, haben sich während eines Urlaubs kennen gelernt. Auch Henning war mit in diesem Urlaub, denn er teilt viel mit seinem Freund.
Marc und Sarah geraten unter Verdacht, aber wer von beiden war es? Oder waren es beide? Am Anfang erfahren wir viel über die Beziehung der beiden, ich musste mich erst an den Stil gewöhnen, in dem ein Partner dem anderen über gemeinsame Begegnungen berichtet. Das wirkte auf mich doch sehr künstlich. Später wird es aber interessant und man gewinnt tiefere Einblicke. Da die Personen ihre Gedanken, Gefühle und Erinnerungen erzählen ist es schwer zu beurteilen ob Unwahrheiten dabei sind. Am Ende gibt es dann doch noch eine große Überraschung.