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jam

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Insgesamt 427 Bewertungen
Bewertung vom 13.11.2024
Die Lösung für alle deine Probleme: Gibt's nicht
Fiebiger, Verena;Haghiri, Sina

Die Lösung für alle deine Probleme: Gibt's nicht


ausgezeichnet

"»Es geht im Leben darum, dass man ein bisschen zu sich passt, nur ein bisschen.«
Während andere Ratgeber eine einfache Lösung für alle Probleme der Ratsuchenden versprechen, ist der Titel dieses Buches eine ehrliche, glaubwürdige Ansage: "Die Lösung für all deine Probleme - Gibt´s nicht". Authentisch und liebenswert widmet sich die Autorin den gängigsten Herausforderungen, die das Leben an uns stellt. Dabei unterteilt sie das Buch in zwei Teile, in "Lassen", also Dinge, Tätigkeiten, schlechte Gewohnheiten, die man vermeiden sollte. Und in "Machen", also Aktivitäten, die einem guttun und denen man in Zukunft mehr Zeit widmen sollte.
Dabei startet sie ihre Abschnitte mit persönlichen Erfahrungen, teils aus ihrem eigenen Leben oder dem von Ratsuchenden. Gerade diese Einblicke lockern dieses Buch enorm auf und halfen mir, einen klaren Blick auf ungesundes Verhalten zu bekommen. Verena Fiebinger stützt sich dabei laut eigener Aussage auf Gesprächen mit Expert:innen, sowie aktuellen Erkenntnissen aus den kognitiven Neurowissenschaften, der Verhaltenstherapie, Bindungsforschung und systemischen Familientherapie. Locker und leicht verständlich fasst sie diese für den Leser zusammen.
Ein besonderes Highlight für mich: Es gibt immer wieder Abschnitte mit der Überschrift "Kleine Lösungen für ..." ein Problem, das im letzten Kapitel besprochen wurde. Darunter finden sich Denkanstöße und praktische Ratschläge.
Und diese sind ganz einfach: Zum Beispiel, bei Einschlafproblemen den Fokus zu verschieben. Nicht grübeln, warum man heute NICHT einschlafen kann, sondern überlegen, wann man das letzte Mal rasch eingeschlafen ist und sich zu überlegen, was man da anders gemacht hat als heute und - wenn möglich - etwas davon zu tun.
Dieses Buch hält genau das, was es verspricht: Es ist kein universeller Ratgeber, denn den kann es nicht geben, so individuell wie unsere Probleme sind auch die Lösungen dafür. Aber manche Themen beschäftigen viele von uns, und genau diesen widmet sich die Autorin sehr fundiert, aber auch verständlich!
Fazit: Gut aufgearbeitet, sehr verständlich und hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2024
Vielleicht hat das Leben Besseres vor
Gesthuysen, Anne

Vielleicht hat das Leben Besseres vor


ausgezeichnet

"Mach dir keine Gedanken um mich. Ich habe mich vor vierzehn Jahren jede Nacht von meinem Kind verabschiedet. Dieser Schmerz ist ein alter Bekannter."
Kapitel 2
Und nun bangt Heike wieder um das Leben ihrer Tochter Raffaela, einem Mädchen mit besonderen Bedürfnissen. Nach einem schweren Unfall liegt diese verletzt im Koma. Pastorin Anna wird als Seelsorgerin hinzugerufen und erkennt in Heike die alte Schulfreundin ihrer suchtkranken Schwester Maria. Ebenso wie der Rest des Dorfes ist Anna betroffen von Raffas Schicksal. Als sich dann die Hinweise verdichten, dass jemand sie bewusst zu Sturz gebracht haben könnte, kochen die Gerüchte und Emotionen über.
Dies ist mein erster Besuch in Alpen und der Ort samt seinen Bewohnern, mit all ihren Eigenheiten, ist mir sofort ans Herz gewachsen. Subtil erzählt die Autorin eine Geschichte über Schuld und Vergebung. In vielen Rückblenden erfahren wir, wie es dazu kam, dass Raffaela zu einem Kind mit besonderen Bedürfnissen wurde und zu einem manchmal sehr herausfordernden Teenager heranwuchs. Wie eine Familie an einem Schicksalsschlag fast zerbrechen kann, jeder anders mit der Schuld und den Herausforderungen umgeht. Es ist ein hartes Gedankenspiel, auf das uns die Autorin einlädt, was wäre wenn in seinem grausigsten Ausmaß.
Und doch eine Geschichte voll Hoffnung, der Bitte um Vergebung, der schwierigsten Form davon: Sich selbst zu vergeben.
An Annas Seite der LKA-Beamte Volker Janssen, der ihr gerne näher wäre, und drumherum eine bunte Familie. Annas Mutter, die sie mit einem Adeligen verheiraten möchte, Marias Sohn Sascha, der derzeit bei Anna wohnt, bis seine Mutter hoffentlich wieder Fuß fasst. Martinchen, ein entzückender Briefträger, hormongebeutelte Hunde, eine gesprächige Bäckerin, eine FSJlerin, die sich von alten Liedern angegriffen fühlt - und mein Liebling Tante Ottilie, eine singende Frohnatur mit viel Lebenserfahrung und noch viel mehr Gespür.
Der ganze Ort rätselt und ermittelt fast härter als die Polizei, doch obwohl Anna mitten in der Geschichte steckt, wirkt sie an den Spekulationen nicht mit. Sie versucht vor allem für jene dazu sein, die es brauchen, obwohl sie durch ihre eigenen Erfahrungen selber Halt braucht.
Es fällt mir schwer, ein Genre für dieses Buch zu finden, denn obwohl es auf den ersten Blick um die Ermittlungen nach einer Gewalttat zu gehen scheint, ist es kein klassischer Krimi. Es ist eine packende Geschichte vom Leben und wie aus diesem gegriffen, mit all seinen unterhaltsamen, schönen, bewegenden und zerstörenden Facetten!

Fazit: Berührend und spannend zugleich, sehr lesenswert!

Bewertung vom 30.10.2024
Dem Sturm entgegen
Ahern, Cecelia

Dem Sturm entgegen


ausgezeichnet

"In ihr herrscht eine Mischung aus Erleichterung darüber, dass sie in der Lage war zu helfen, und Schuldgefühlen, weil ihre Hilfe nicht ausreichend war. (...) Noch hat sie nichts erreicht ... noch nicht."
Seite 85/86
In einer stürmischen Nacht kommt Enya Pickering zufällig zu einem Unfall. Als Ärztin schafft sie es, das Leben des schwer verletzten Jungen zu retten, danach liegt er im Koma. Doch ihr eigenes Leben scheint danach völlig aus den Fugen zu geraten. Der Junge ist so alt wie ihre Sohn, der Schock darüber, dass auch ihr Kind dort hätte liegen können, verfolgt sie.
Enyas Mutter ertrank an ihrem 47. Geburtstag beim Schwimmen im Meer, eine Tatsache, mit der sie bis jetzt gut klarkam. Doch seit ihrem eigenen 46. Geburtstag treibt sie die Angst, die Angst, nach ihrem 47. weiterzuleben, ohne ihre Mutter als Vorbild.
Diese zwei Schicksalsschläge verfolgen sie nun, treiben sie vor sich her.
Enya trennt sich von ihrem Mann und muss schweren Herzens ihren Sohn bei ihm lassen. Sturmgebeutelt zieht sie ins Landesinnere und nimmt eine Stelle als Hausärztin in einem kleinen Ort an. Die Menschen dort sind froh über ihre Hilfe. So gut Enya als Ärztin funktioniert, privat ist sie selber hilflos.
Ich habe mich sehr auf des neue Buch von Cecila Ahern gefreut - und wurde nicht enttäuscht! Ich habe es in drei Tagen durchgelesen, konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Sie schreibt so klar und bewegend, man ist mittendrin, in diesem Sturm, und kommt nicht mehr heraus!
Enyas Geschichte hat mich tief bewegt. Eine Frau, die beruflich fest im Sattel sitzt und doch völlig die Kontrolle verliert. Von Panikattacken verfolgt, findet sie kaum zur Ruhe. Allein in einem fremden Haus, das sie in für ihre Zeit in Abbeydooley gemietet hat, wird sie von Geräuschen durch Tiere um den Schlaf gebracht. Und vor ihrem Küchenfenster steht ein Rag Tree, dessen Äste ans Fenster klopfen.
Ich kannte die Tradition eines Rag Trees nicht und fand gerade diesen Part sehr interessant. Kleine Stoffstreifen an einen besonderen Baum zu binden, in der Hoffnung auf Heilung oder Vergebung. Enya sträubt sich gegen den eigenwilligen Baum, seine störrischen Äste und die Menschen, die zu allen Tages- und Nachtzeiten dorthin kommen. Doch allmählich findet sie zur Spiritualität ihrer Mutter zurück und freundet sich nicht nur mit dem Baum an. Auch die Bewohner des kleinen Städtchens wachsen ihr immer mehr ans Herz, doch der Unfall und das Schicksal ihrer Mutter hängen wie ein Damoklesschwert über ihr.
Wie gewohnt bringt uns die Autorin gut durch eine stürmische Zeit. Trotz all der Düsternis und Traurigkeit, Enyas Panik und den Eigenheiten des Landlebens ist die Geschichte voller Hoffnung. Denn, egal wie heftig ein Sturm tobt und egal, wie sehr er das Land und uns verwüstet, jeder Sturm findet ein Ende und die Sonne bricht wieder durch.
Fazit: Eine düstere, faszinierende, packende Geschichte, die uns zeigt, dass jeder noch so heftige Sturm ein Ende findet.

Bewertung vom 22.10.2024
Flaschenpost vom Leben / Glückshafen Bd.1 (MP3-Download)
Koelle, Patricia

Flaschenpost vom Leben / Glückshafen Bd.1 (MP3-Download)


sehr gut

"Manchmal dauert es wohl einfach."
"Klar", sagte Pixie, "sonst gäbe es ja keine Geschichten, wenn alles schon am Anfang gut wäre."
Und momentan ist es nicht gut für Pixie. Bis jetzt hat sie phantastische Geschichten geschrieben, die durch die sozialen Medien zum Erfolg wurden. Doch nun scheint sie irgendwie festzustecken. Da bekommt sie das Angebot, für Remy und ihre Zeitschrift mehr über deren verstorbenen Verwandten Flömer herauszufinden. Die einzige Spur in seine Vergangenheit: Ein Flaschenschiff mit einer versteckten Botschaft.
Pixie folgt Flömers Strömungen und landet an der ostfriesischen Nordseeküste, nach einigen Umwegen auf einem alten Gulfhof. Dort ist sie Flömer näher, als sie ahnt. Finanziell steckt der Gulfhof in Schwierigkeiten und so tritt die Geschichte rund um die Flaschenpost ein wenig in den Hintergrund. Feeke und Sebo vom Gulfhof lehren Pixie viel über die alten friesischen Sagen und Lichtgestalten und letzten Endes findet Pixie nicht nur einen guten Weg für den Hof, sondern auch für sich selbst.
Es ist eine magische Welt, in die Patricia Koelle uns entführt, ich durfte sie als Hörbuch kennenlernen, gesprochen von meiner unangefochtenen Lieblingssprecherin Eva Gosciejewicz. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob mir die zahlreichen Nebenstränge beim Lesen nicht zu viel geworden wären. Denn Pixies Reise spielt an einigen Schauorten, mit vielen unterschiedlichen Menschen mit "alten" Namen, die für mich sehr fremd klangen und an die ich mich erst ein wenig gewöhnen musste. Die Geschichte rund um den Gulfhof, aber auch um die Roseburg, in der Pixie zu Beginn arbeitet, nimmt viel Raum ein und obwohl Pixie wohl für das Recherchieren rund um Flömer ihr Einkommen findet, passiert in diese Richtung eine Zeit lang wenig. Doch es ist wie Flömer sagte, folge den Strömungen und letzten Endes werden die unterschiedlichen Handlungsstränge zu einem schönen Garn.
Pixie selbst ist ein wenig verloren, die Geschichten, die sie unter einem Pseudonym schrieb, scheinen sie im Moment nicht mehr so zu berühren, wie sie es früher taten. Sie hat keine Eltern mehr und scheint nicht nur Flömers Wurzeln zu suchen, sondern auch ihre eigenen.
Obwohl ich sie bis zuletzt nicht ganz greifen konnte, ist sie mir doch ans Herz gewachsen. Die "mystischen" Einschläge wie die Lichtgestalten und Geschichten über alte Häuptlinge fand ich interessant, sie geben dem Buch etwas ganz Besonderes. Und der Gedanke an die Luchtwieven war für mich tröstlich. Themen wie nachhaltiger Tourismus werden am Rande unauffällig eingebaut, was mir gut gefallen hat, ebenso wie der Flair in den friesischen Dörfern.
"Flaschenpost vom Leben" ist der Auftakt zu einer Reihe, und so endet die Geschichte zwar am Gulfhof, Pixies Suche aber scheint noch weiterzugehen.
Fazit: Eine fantasievolle Geschichte über Spuren aus der Vergangenheit.

Bewertung vom 17.10.2024
Die Kunst des InnSæi
Gunnsteinsdóttir, Hrund

Die Kunst des InnSæi


gut

"Wenn wir die Verbindung zur Natur verlieren, sind wir nicht mehr inspiriert, wir existieren nur noch und nehmen weniger Anteil. Darum ist es so wichtig, in Kontakt mit InnSaei zu sein. Es erfüllt uns mit Licht und befähigt uns auch, aus dem Chaos einen Kosmos zu erschaffen (...)."

Seite 20

"Die Kunst des InnSaei - Der isländische Weg zu Intuition und innerer Mitte", so das Versprechen des Buches. Eins vorneweg, Hrund Gunnsteinsdóttir schreibt locker und leicht, ihre Buch ist durchflochten von vielen Lebensgeschichten.

Dennoch bleibt das Buch weit hinter meinen Erwartungen zurück. Nach über 230 Seiten tue ich mir noch immer schwer damit, überhaupt zu beschreiben, was InnSaei ist oder sein kann. Es wird nicht mit Zitaten gespart, viele aus dem Film der Autorin zum gleichen Thema. Und sehr vielen Auszügen aus Studien, davon für mich eindeutig zu viele, mit denen dann nicht wirklich weitergearbeitet wurde. So interessant ich die Lebensgeschichten auch fand, für mein Leben war darin wenig Inspirierendes zu finden. Meinen Alltag schon Monate im Voraus auf die Stunde genau zu planen, diese Freiheit mögen manche Menschen haben, der normale Arbeitende in einem Familienverband wird sich wohl schwer damit tun.

Tipps wie "Definieren Sie ihre "Warum"-Aussage und nutzen Sie sie, um zu entscheiden, wie Sie Ihre Zeit und Energie priorisieren." klingen nett. Für mich (und das mag jetzt bitter klingen, aber ich hoffe, ihr wisst was ich meine) als berufstätige Mutter ist die Antwort darauf ganz oft "Weil ich will, dass es meiner Familie gut geht" oder "Weil ich sehr gerne meine Rechnungen pünktlich bezahlen kann".

Des Weiteren ist die Autorin eine ganz große Anhängerin des Tagebuchschreibens, viel mehr braucht man anscheinend nicht, um mit sich selbst in Verbindung zu gelangen. Das lag mir noch nie. Ich hab jetzt zwar motiviert wieder mal ein neues Notizbuch gekauft, aber es - wie empfohlen - immer bei mir zu tragen und immer mal wieder zu notieren, was mir durch den Kopf geht oder worauf ich gerade achte, ist einfach kaum umsetzbar. So sind die Seiten leer, auch irgendwie meine Erkenntnisseiten im Kopf.

Das Buch wird aufgelockert durch kleine Atemübungen und Kurzmeditationen, nichts, was ich nicht schon in dieser oder sehr ähnlicher Form gelesen habe. Manchmal sind die Boxen mit diesen Tipps in den Fließtext eingearbeitet, etwas, was ich von der Gestaltung her gar nicht mag. Wo mache ich jetzt eine Pause, um zu der Box zurückzukehren um sie zu lesen?

Am Ende habe ich viel gelesen, mir kaum etwas gemerkt und leider wenig gelernt. Schade, ich habe mir mehr erwartet.

Fazit: Leicht zu lesen, aber sehr viele Zitate und Lebensgeschichten, wenig Praktisches für mich.

Bewertung vom 17.10.2024
Für immer und ein Jahr
Hansen, Stefanie

Für immer und ein Jahr


ausgezeichnet

"Wenn ich nicht mehr bin ..."
Er wollte das nicht hören. (...)
"Ich möchte, dass du sie anrufst. Ein Jahr lang."
"Alle? Wen alle?"
"Alle, die in meinem Kalender stehen."
(Kapitel "Ein Kalender für die Ewigkeit")
Kaya ist tot. Was Jan bleibt, ist ein Haus voller Erinnerungen, ein Schlafzimmer, das er nicht betreten kann und der Geburtstagskalender seiner verstorbenen Frau. Samt dem Versprechen, das er Kaya an einem ihrer letzten Tage gegeben hat. Ein Jahr lang jeden, der darin Platz gefunden hat, anzurufen. Keine E-Mails, kein WhatsApp, anrufen. Wie soll Jan das schaffen? Er war nie kommunikativ, und seit Kayas Tod fehlen ihm die Worte...
Widerwillig ringt er sich durch, seinen Alltag zu durchbrechen, den Telefonhörer zu ergreifen und teilweise Wildfremden zum Geburtstag zu gratulieren. So schwer es ihm auch fällt, sie haben doch alle eine Botschaft für ihn, ein unerwartetes Geschenk, ein passendes Wort, einen Denkanstoß, den er benötigt.
"Für immer und ein Jahr" ist ein sehr bewegendes Buch und trotz seiner Traurigkeit lebensbejahend. Es zeigt, dass es ein Leben über den Tod hinaus gibt, nicht nur für die Verstorbenen, sondern vor allem für die Überlebenden. Ich mochte Jan mit all seinen Unzulänglichkeiten. Oft weiß er nicht, wie er die Tage schaffen, wie den Kontakt zur Außenwelt und vor allem den Draht zu seinen Kindern aufrecht erhalten soll. Manchmal ist es Kayas Stimme, die ihn lenkt, teilweise Elke, Kayas Mutter, die auf einmal mit einem Hippie-Bus samt neuem Lebensabend-Weggefährten, Klangschalen und Yogamatten im Hof steht. Und oft gerade die erst unliebsamen Telefonate. Gespräche mit Menschen, mit denen Jan normalerweise kaum ein Wort gewechselt hat, bringen ihm Erkenntnisse, über das Leben vor Kayas Tod und wie es danach weitergehen könnte.
In Rückblenden erfahren wir auch das Kennenlernen der beiden, ihre schwierigen Familiengeschichten und ihr gemeinsames Leben, das sie sich genauso mühselig, wie sie ihr Haus renoviert haben, gemeinsam aufgebaut haben.
Der Roman ist trotz des schweren Themas leicht zu lesen, bringt viele Denkanstöße und bewegt und berührt gerade wegen seiner Unaufgeregtheit. Das Leben ist dramatisch genug, auf künstliche Dramen wurde verzichtet, dafür auf viel Gefühl und Subtiles gesetzt.
Eine Bereicherung!

Fazit: Ein lebensbejahendes Buch, bewegend, berührend und sehr bereichernd!

Bewertung vom 17.10.2024
Vino, Mord und Bella Italia! Folge 4: Ein Mörder zu viel (eBook, ePUB)
Homma, Christian; Frank, Elisabeth

Vino, Mord und Bella Italia! Folge 4: Ein Mörder zu viel (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

"Commissario, es hilft nichts, wir müssen ..."
"Sagen Sie es nicht."
"Doch. Wir müssen zusammenarbeiten."
Kapitel 41
Tja, das ist wohl das Schlimmste für Commissario Vico Martinelli, dass er die deutsche Journalistin Anna Wagner an den merkwürdigen Todesfall der Tänzerin Marcella Macchiavelli ran lassen soll. Denn einiges ist auffallend an den Umständen. Aus dem natürlichen Ableben einer betagten Dame wurde binnen kürzester Zeit eine verzwickte Geschichte, in der es vor Verdächtigen und Geständigen nur so wimmelt...
Dies ist der erste Fall, den ich mit Anna Wagner in Bella Italia lösen durfte - aber sicher nicht der letzte! Ich kenne die beiden Autoren schon von einer anderen Reihe und habe mich sehr gefreut, als ich diesen Band entdeckt habe. Es ist der vierte aus einer Serie, leider kenne ich die anderen (noch) nicht. Aber er ließ sich problemlos ohne die Kenntnisse aus den Vorgängern lesen.
Nachdem Anna nun offiziell die Polizei unterstützen darf, ist sie Commissario Vico ein noch größerer Dorn im Auge - dabei beweist sie einen guten Riecher und ihre unkonventionelle Art bringt mehr ans Tageslicht, als das steife Vorgehen der Polizei. In den anderen Polizisten hat sie gute Verbündete gefunden, die versuchen, Vico ein wenig einzubremsen. Denn ihm wäre es am Liebsten, wenn Anna im Archiv versauern würde. Da könnte sie ihm weder in die Quere kommen, noch sich selber in Gefahr bringen.
Neben viel italienischem Flair bringt das Buch auch einen interessanten Mordfall mit vielen Verdächtigen und Spuren bis weit in die Vergangenheit - Spuren, auf die Anna durch ihre manchmal fast zu forsche Art stößt. Die Seiten fliegen nur so dahin, und das Ende bringt eine schlüssige und doch nicht ganz vorhersehbare Auflösung.
Fazit: Ein verzwickter Mordfall in der Toskana - Spannung und Flair garantiert!

Bewertung vom 10.10.2024
Prost, auf Brunngries
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf Brunngries


ausgezeichnet

"Freilich werde ich hier herumsitzen und nix tun. Da hast du dich aber sauber geschnitten, verehrter Herr Polizeioberrat Martin Schwenk."

Nein, herumsitzen und nix tun liegt so gar nicht in der Natur von Kommissar Tischler. Schon gar nicht in diesem Fall. Denn eine Frau wurde getötet - mit seinem Auto! Und er hat eine gemeinsame Vergangenheit mit der getöteten Katja Brendel...

Lange hatte er nichts mehr mit seiner ehemaligen Schulkollegin von der Polizeischule Katja zu tun - doch wie es aussieht, hat sie ihn im Auge behalten. Wem war sie nun im Weg? Bei ihrem Job als Security macht man sich kaum Freunde, ist ein gekränkter Discobesucher ausgeflippt? Und warum will der Täter Tischler die Schuld in die Schuhe schieben?

Wie bei so einem Tatverdacht üblich, ist er erst mal vom Dienst suspendiert. Das hält Tischler aber nicht davon ab, auf eigene Faust zu ermitteln - und rasch halten ihn auch seine Kollegen bei der Polizei Brunngrieß auf dem Laufenden!

Der Spuren gibt es viele und es wird eng für Tischler...

Wie immer habe ich meinen Ausflug nach Brunngries sehr genossen! Ob Spaziergänge mit Dackeldame Resi, Besuche im Wirtshaus Krause oder Zusammenstöße mit dem zwielichtigen Mechaniker Steiner, bei all dem durfte ich wieder dabei sein. Genau das liebe ich an Cosy Crime, dass es eben nicht nur um grauslige Details geht, sondern viel um Flair und - Butterbrezn! ;)

Auch durfte ich neue kulinarische Leckerein wie "Saure Würste" (wenn ich den Eigennamen schreibe, wird die Rezi wohl gesperrt) kennenlernen - ob ich sie tatsächlich probieren will, da bin ich mir noch nicht sicher.

Der Fall gestaltet sich als schwieriger als gedacht, sogar eine weitere Kollegin aus der Polizeischule eilt Tischler zu Hilfe, sehr zum Missfallen seiner Freundin Britta. Was mich besonders gefreut hat: der frisch beförderte Polizeihauptmeister Fink darf zeigen, was er so drauf hat. Er ist einer meiner Lieblingsfiguren, immer unterschätzt und als etwas döselig dargestellt, hat er doch den richtigen Riecher und ein gutes Gespür.

Kalpenstein schafft es wieder mal, Lokalkolorit, Humor und Spannung gekonnt zu vereinen und ich freue mich auf den nächsten Band - und hoffentlich bald eine Verfilmung!

Wie immer möchte ich nicht zu viel über die Ermittlungen und vor allem das Ergebnis verraten, aber es ist wie immer stimmig und doch überraschend! Ein Muss für Fans von Dorfkrimis!

Fazit: Lokalkolorit, Humor und Spannung gekonnt vereint - ich freue mich auf den nächsten Band.

Bewertung vom 07.10.2024
An der Angst wachsen
Paul, Sheryl

An der Angst wachsen


ausgezeichnet

"Ängste laden sie ein, auf Ihren Körper zu hören, Ihren Gedanken Aufmerksamkeit zu schenken, Ihrem Herzen mit Zärtlichkeit zu begegnen und Ihre Seele zu hegen und zu pflegen. Wenn man seine Denkweise ändert und Ängste nicht als Problem sieht, sondern als Geschenk, ändert sich alles."
Seite 249
Neid, Scham, Ärger, in unserer Gesellschaft haben wir gelernt, Gefühle wie diese sind falsch und kehren sie unter den Teppich. Doch genau diese unterdrückten Gefühle kommen wieder an die Oberfläche, oft als Ängste, die man nicht definieren kann und die einem dadurch das Leben schwer machen.
In ihrem Buch "An der Angst wachsen" lehrt uns Sheryl Paul, genau diese Gefühle zu umarmen, willkommen zu heißen und wieder zu lernen, dass jeder sie empfindet und dass sie ganz normal sind.
Das Buch ist gegliedert in eine Einleitung und drei Teile, "Ängste und ihre Botschaften", "Die vier Reiche des Selbst" und "Beziehungen". Ehrlich muss ich sagen, dass mir der Einstieg und der erste Teil sehr schwer gefallen sind. Ich hatte ein wenig das Gefühl, mehr Struktur zu brauchen und dass es manchmal etwas zu fordernd geschrieben war für ein Sachbuch.
Doch spätestens ab dem zweiten Teil hat mich die Autorin gepackt! In diesem berichtet sie auch ehrlich von ihrer Erfahrung als Mutter und Therapeutin und gerade die praktischen Beispiele aus dem richtigen Leben haben mir viele Dinge verständlicher gemacht.
Auch sind im Buch immer wieder Übungen, wie man lernt, seine Gefühle anzuerkennen, zu umarmen und in Liebe gehen zu lassen oder wie man in Zeiten, in denen einen zu viele unterschiedliche Emotionen übermannen, die Kontrolle behält. Gefühle sind keine Wahrheiten, und dies ist eine sehr wichtige Lektion für jeden.
Von den Übungen ist mir gerade das Tongeln sehr in Erinnerung geblieben und ich bemühe mich sehr, es in meinen Alltag einfließen zu lassen.
Alles in allem bedeutet dieses Buch Arbeit, an sich selbst, seinen Gefühlen, seinen Reaktionen. Manchmal war das Lesen und auch das Praktizieren hart für mich, was sich aber auf jeden Fall lohnte!
Fazit: Anfangs etwas schwierig zu lesen, dafür dann umso hilf- und lehrreicher!

Bewertung vom 04.10.2024
Wer zu spät kommt, den belohnt das Leben
Günak, Kristina

Wer zu spät kommt, den belohnt das Leben


ausgezeichnet

"(...) Und was wollen Sie ausgerechnet hier?", fragte sie.
"Weniger", sagte ich. "Ich will weniger."
Kapitel 4
Ja, das ist Ellas Plan, Ella reduziert sich. 15 Jahre lang hat sie Dokumentationen über Umweltkatastrophen gemacht und jetzt, nach der Scheidung, dem Auszug der Kinder und dem Verkauf des Hauses, macht sie keine halben Sachen. Sie reduziert ihr Hab und Gut drastisch und zieht in ein Tiny House. Nicht viel haben, nicht viel zu tun, Zeit für sich und darüber eine Doku machen, das ist der Plan.
Doch es ist gar nicht so leicht, aus der Hektik des Alltags und des Überflusses ins Weniger zu kommen. Erst Mal braucht es viel mehr Organisation und Arbeit, seine Habseligkeiten auf wenigen Quadratmetern zu sortieren und dann ist sie es einfach nicht gewohnt, weniger zu tun. Erst verliert Ella sich, vertrödelt ihre Tage und findet sich schwer zurecht. Im kleinen Haus und im Leben.
Doch in der Tiny-House-Siedlung wird sie nicht alleingelassen! Liebe Mitbewohnerinnen wie Pia fangen sie ein wenig auf. Und dann gibt es auf einmal doch viel zu tun, denn Theo, der Bauer, dem die Siedlung gehört, hat Probleme mit seinen Helfern. Unerwartet findet Ella sich auf dem Feld wieder, beim Bäume schneiden und Löcher buddeln.
Und dann ist da noch Jakob, ein eher schweigsamer Nachbar, der sie erst auf Abstand hält...
Ich mochte Ella vom Fleck weg! Sie ist einen patente Frau, die ihr Leben und auch das ihrer Leben gewuppt hat. Nun muss sie loslassen, Dinge und auch ihre Kinder, die zu groß sind, um bemuttert zu werden. Auch alte Glaubenssätze, wie zum Beispiel, immer funktionieren zu müssen. Anfangs tut sie sich sehr schwer, und das konnte ich nur zu gut verstehen. Unerwartet trifft sie die neue Aufgabe als Theos Helferin und sie merkt, wie sie die körperliche Arbeit erdet und auch die langsam Routine werdenden Spaziergänge mit Jakob und seinem Hund Ackermann lassen sie en wenig zur Ruhe kommen.
Die Energie zwischen den beiden war richtig zu spüren - und auch, dass ihr Jakob etwas verschweigt. So nah sie sich auf persönlicher Ebene kommen, zu seinem früheren Leben schweigt er sich aus. Warum?
Auch die praktischen Aspekte kamen nicht zur kurz und waren sehr unterhaltsam. Wie etwa Ellas Versuche, Edgar, dem störrischen Holzofen, etwas Wärme zu entlocken. Seit ich ein Teenager bin, musste ich mich auch um die Holzheizung daheim kümmern, aber mir ist bewusst, dass das für einen Ungeübten eine große Herausforderung darstellen kann.
Letzten Endes kommt alles anders als erwartet und doch zu einem stimmigen Ende!
Und die Geschichte hat mich angeregt, etwas über die Berge an Dingen nachzudenken, die man so anhäuft.
Dies war für mich das zweite Buch von Kristina Günak, das ich gelesen habe. Und es wird sicher nicht das letzte sein! Sie schreibt locker und ehrlich, nimmt auch schwierige Themen unter die Lupe und behandelt sie mit viel Fingerspitzengefühl.
Fazit: Ein lesenswertes Buch über den Gewinn durch Reduktion, das Leben und die Liebe.

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