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Raumzeitreisender
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 747 Bewertungen
Bewertung vom 13.09.2024
Der Glasmurmelsammler
Ahern, Cecelia

Der Glasmurmelsammler


weniger gut

In diesem Roman geht es um eine Vater- Tochter- Beziehung, die nach dem Schlaganfall des Vaters, Fergus Boggs, zu einigen überraschenden Erkenntnissen führt. Seine Tochter Sabrina besucht ihn im Pflegeheim und erfährt im Laufe der Zeit, dass ihr Vater ein Doppelleben führte.

Fergus ist zusammen mit sechs Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Die Familie ist nach dem frühen Tod des Vaters von Schottland nach Dublin, zum Geburtsort ihrer Mutter, umgezogen. Fergus hat eine besondere Beziehung zu Hamish, dem ältesten Bruder.

Sabrina findet in den Sachen von Fergus eine Sammlung von Murmeln, die offensichtlich von Fergus sorgfältig inventarisiert wurden. Nach und nach erfährt sie, dass Fergus ein Doppelleben führte und unter einem anderen Namen ein bekannter Murmelspieler und -sammler war. Sie ist enttäuscht, davon nichts gewusst zu haben.

Sabrina stellt fest, dass ein paar wertvolle Murmeln fehlen und beginnt mit Nachforschungen. Sie lernt Fergus’ frühere Kollegen kennen und erfährt Geschichten, die für sie völlig neu sind. Sie konfrontiert Fergus mit einzelnen Murmeln und versucht so, sein Gedächtnis aufzufrischen.

Das Thema Murmeln hat mich überrascht. Bislang habe ich darin ausschließlich ein Kinderspielzeug gesehen und wusste nicht, dass es Wettkämpfe dazu gibt. Aber auch mit dieser Erkenntnis bleibt der Roman flach. Die Charaktere konnten mich nicht überzeugen. Es ist nicht die einfühlsame Geschichte, die man sich hätte vorstellen können.

Teilweise zieht sich die Geschichte wie Kaugummi dahin. Die Erzählungen erfolgen aus Sicht von Sabrina oder Fergus, mit zahlreichen Rückblicken, wobei immer erst nach einigem Lesen deutlich wird, um wen es gerade geht. Hier wären Zeitangaben und Angaben, wessen Geschichte es gerade ist, hilfreich gewesen.

Bewertung vom 02.09.2024
Der Spinoza-Effekt
Damasio, Antonio R.

Der Spinoza-Effekt


sehr gut

Antonio Damasio, Professor für Neurologie, ist bekannt für seine Arbeiten zur Bewusstseinsforschung. In diesem Buch geht es um den Zusammenhang bzw. um Wechselwirkungen zwischen Emotionen (körperlich), Gefühlen (geistig) und Vernunft.

Es ist auch ein Buch über das Leben des Philosophen Baruch de Spinoza, mit dem sich Damasio ausführlich beschäftigt hat und dessen Erkenntnisse als Grundlage betrachtet werden können für die neurobiologischen Arbeiten des Autors.

Emotionen und Gefühle sind Teil der automatischen und grundlegenden Mechanismen zur Steuerung des Lebens. Emotionen gehen den Gefühlen voraus. Sie bestehen aus einfachen Reaktionen, die auf simple Art und Weise für das Überleben sorgen.

Gefühle spielen eine entscheidende Rolle für das Sozialverhalten. Sie sind unentbehrlich für Entscheidungsprozesse. Damasio beschreibt einige Beispiele, bei denen es durch Hirnschädigungen zu Störungen des Sozialverhaltens gekommen sind.

Altruistisches Verhalten gibt es nicht nur bei Menschen, sondern wie Versuche zeigen, auch in der Tierwelt. (190) Das, was wir Ethik nennen, könnte in Organismen als allgemeines Programm der Bioregulation begonnen haben mit dem Ziel der Homöostase.

Damasio kritisiert die von Descartes postulierte Trennung von Körper und Geist (Dualismus) und kommt – empirisch belegt – zu dem Ergebnis, dass sich Körper und Geist ständig gegenseitig beeinflussen und unlösbar miteinander verknüpft sind.

Der Autor beschäftigt sich mit der Bedeutung des Bewusstseins (241) und erläutert, dass das Leben ohne den Prozess Bewusstsein nicht angemessen gesteuert werden kann, dass die Selbst- Komponente zwingend für das Überleben erforderlich ist.

Damasio unterstreicht in diesem Buch, dass Spinoza seiner Zeit voraus war, Grundlagen geschaffen hat, die für die Naturwissenschaften von Bedeutung sind und damit als ein Philosoph der Naturwissenschaften angesehen werden kann.

Bewertung vom 06.08.2024
Wolfgang Amadeus Mozart, nichts als Musik im Kopf
Hamann, Brigitte und Vincent Cronin

Wolfgang Amadeus Mozart, nichts als Musik im Kopf


sehr gut

Das Buch enthält Biografien von Wolfgang Amadeus Mozart und von Katharina der Großen auf jeweils ca. 165 Seiten. Es handelt sich um Kurzfassungen der Werke von Brigitte Hamann und von Vincent Cronin. Ein paar Bilder (zeitgenössische Gemälde) sind enthalten, sowie Zeittafeln über besondere Ereignisse.

Mozart galt als Wunderkind, das bereits mit 6 Jahren zusammen mit Vater Leopold, Musiker der "Fürsterzbischöflichen Salzburgischen Hofmusikkapelle" und der 4 Jahre älteren Schwester Maria Anna ("Nannerl"), auf Tour ging. Sie waren zunächst in Salzburg bekannt, und durch ihre Reisen später auch in verschiedenen Ländern Europas.

Katharina die Große wurde als Sophie Auguste Friederike, Prinzessin von Anhalt- Zerbst, in Stettin geboren. Ihre verwandtschaftlichen Beziehungen führten dazu, dass Kaiserin Elisabeth sie und ihren 14-jährigen Neffen Karl Peter Ulrich von Holstein- Gottorp (ihren Nachfolger auf dem Thron) nach Russland kommen ließ, zwecks Heirat.

Beide Autoren glänzen mit differenzierten Charakterisierungen und anschaulichen Beschreibungen der Kulturen. Die Leser tauchen ein in die Welt Mozarts und in die Welt von Katharina der Großen. Die Menschen im Umfeld und ihre Ansichten und Motive werden plausibel dargestellt. Das Buch ist verständlich und zu empfehlen

Bewertung vom 20.07.2024
Verbrechen
Schirach, Ferdinand von

Verbrechen


ausgezeichnet

Ferdinand von Schirach stellt in diesem Buch elf besondere Fälle aus seiner Zeit als Strafverteidiger vor. Es handelt sich um wahre Begebenheiten und als Leser staunt man, wozu Menschen fähig sind. Von Schirach versteht es, die Geschichten sachlich aber dennoch spannend zu erzählen. Der Gerechtigkeitssinn wird auf die Probe gestellt, denn nicht in allen Fällen werden die Täter gefasst.

Der Autor arbeitet die Motive für die Taten anschaulich heraus und auch die Arbeit der Staatsanwaltschaft, der Verteidigung und der Richter wird deutlich. Die Leser werden konfrontiert mit den Folgen einer toxischen Beziehung, mit Rachefeldzügen, die auch finsteren Gesellen Grenzen aufzeigen, mit psychischen Belastungen und ihren Auswirkungen, mit Vorurteilen und mit unterschätzten Zeugen und Tätern.

Von Schirach schreibt über Menschen, die zu Mördern, Drogendealern, Prostituierten oder Dieben werden. Sie sind irgendwann im Leben falsch abgebogen, zu einem Zeitpunkt, an dem die Konsequenzen noch nicht so klar erkennbar waren wie in einer Rückschau. Der Autor fängt diese Momente ein und skizziert die Lebenswege. Manche Verbrechen werden nie gesühnt und manchmal geraten die Täter an ihre Lehrmeister mit tödlichen Folgen.

Bewertung vom 13.07.2024
Der Mann, der vom Fahrrad fiel und im Paradies erwachte
Pihl, Roger

Der Mann, der vom Fahrrad fiel und im Paradies erwachte


schlecht

Valdemar Vågen, Geschäftsführer einer Softwarefirma, wird nach einem Fahrradunfall ins Krankenhaus eingeliefert. Er gewöhnt sich schnell an die fürsorgliche Behandlung und möchte das Krankenhaus nicht mehr verlassen. Ständige Selbstverletzungen, die nicht als solche erkannt werden, führen dazu, dass sich sein Aufenthalt in die Länge zieht. Dann gibt es dort noch einen Hausmeister, der ein Geheimnis hütet. Valdemar verfolgt ihn heimlich und lüftet das Geheimnis. Erschwerend kommt hinzu, dass das Krankenhaus aus Kostengründen geschlossen werden soll.

Es handelt sich zwar um eine Parodie, jedoch fand ich Valdemars Verhalten, seine Selbstverletzungen, einfach nur dumm und die Reaktionen der Krankenhausmitarbeiter naiv. Auch die Geschichte um den Hausmeister wirkt an den Haaren herbeigezogen. Boffen, Valdemars Mann fürs Grobe kann nicht überzeugen, ebenso wenig wie die konstruierte Liebesgeschichte mit Jenny, der Leiterin der Reha-Station. Es werden nicht alle Handlungsfäden zu Ende gestrickt und nicht alle Hintergründe erläutert. Die Geschichte ist nur stellenweise humorvoll und wirkt insgesamt arg konstruiert.

Bewertung vom 24.06.2024
Im Schatten der Wächter
Gardner, Graham

Im Schatten der Wächter


ausgezeichnet

Elliot ist Schüler auf dem Holminster Gymnasium. Er ist eher schmächtig und hat auf seiner früheren Schule schlechte Erfahrungen mit Mobbing gemacht. Seine Mutter sorgt für den Lebensunterhalt, da der Vater seit einem Überfall intensiver Pflege bedarf. Das war auch der Grund für den Umzug in eine kleinere Wohnung.

Da Elliot nicht erneut Opfer von Misshandlungen werden möchte, verhält er sich extrem unauffällig. Er passt sich an und will um keinen Preis auffallen. Im Laufe der Zeit merkt er, dass auf der neuen Schule die gleichen sozialen Defizite vorhanden sind, wie auf seiner alten Schule. Es gibt Gewalt gegen Schüler die schwach oder einfach nur anders sind.

Verantwortlich für die Strafaktionen sind die Wächter, die eine Liste mit Namen führen, die als nächstes dran sind. Die Wächter kennt niemand außer den Vermittlern, die die Aufträge der Wächter entgegen nehmen. Oliver ist einer der Vermittler, der auf Elliot aufmerksam wird. Elliot wird Zeuge der Bestrafung von Ben, einem unsportlichen Jungen.

Elliot freundet sich mit Ben an, lernt Louise kennen, die sich für ihn interessiert und die Wächter verabscheut und wird von den Wächtern eingeladen, die ihn zum Nachfolger ausbilden wollen. Damit ist das Spannungsfeld beschrieben, in dem sich Elliot bewegt. Hinzu kommt, dass es ständig Streit mit seiner Mutter gibt, der er nichts erzählt.

Die Leser tauchen tief in Elliots Gedankenwelt ein und erleben seine Zerrissenheit. Für jede Beziehung muss er eine neue Maske aufsetzen. Die Beschreibungen von Elliots aussichtsloser Situation machen den Kern des Buches aus. Wer ist er selbst? Niemand kennt ihn, jeder sieht nur eine Facette seiner selbst und diese widersprechen sich.

Elliot erlebt sich als Opfer und als Täter. Er kann niemandem trauen, muss sich stets kontrolliert verhalten. Aufschlussreich ist, dass Thesen aus Orwells Buch 1984 sowohl den Tätern als Grundlage dienen als auch den Gegnern der Wächter. Es ist alles eine Frage der Perspektive. Das Buch kann ich sehr empfehlen.

Bewertung vom 20.06.2024
Roald Dahl`s Buch der Schauergeschichten
Dahl, Roald

Roald Dahl`s Buch der Schauergeschichten


gut

Es handelt sich um vierzehn Schauergeschichten verschiedener Autoren, die Roald Dahl 1958 aus mehreren hundert Büchern für eine Fernsehserie ausgewählt hat. Die Serie kam nie zur Ausstrahlung und so hat Roald Dahl fünfundzwanzig Jahre später die Geschichten in einem Buch veröffentlicht.

Es ist schon erstaunlich, dass es sich hier um eine kleine Auswahl handelt, denn die Geschichten haben mich nicht wirklich überzeugt. Sie halten keinen Vergleich stand mit Kurzgeschichten, die Roald Dahl in "Küsschen, Küsschen" oder in "… und noch ein Küsschen" veröffentlicht hat.

Bewertung vom 08.06.2024
Das NABU-Vogelbuch
Mullen, Peter;Karwinkel, Fabian

Das NABU-Vogelbuch


sehr gut

Es handelt sich um ein wohl strukturiertes Fachbuch über die Vogelwelt Deutschlands. Zu Beginn erläutern die Autoren den Aufbau des Buches. Der Hauptteil besteht aus einer reichlich bebilderten Übersicht der einzelnen Arten und am Ende finden Leser ein Suchregister für den gezielten Einstieg. Die Gruppeneinteilung erfolgt der Übersicht wegen nach Ähnlichkeit, die taxonomische Zuordnung ist aber angegeben. Leser sollten sich mit dem Aufbau des Buches und den enthaltenen Abkürzungen (siehe Buchdeckel) vertraut machen. Wem dieses Werk zu umfangreich ist, der findet auf dem Büchermarkt auch kleinere Übersichten über regional häufig vorkommende Gartenvögel.

Bewertung vom 07.06.2024
Lehrerkind
Bielendorfer, Bastian

Lehrerkind


sehr gut

In einer Lehrerdynastie aufzuwachsen ist mit Härten verbunden. Comedian Bastian Bielendorfer beschreibt in diesem Buch seine Schulzeit und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Die Lehrer seiner ehemaligen Schule, die er charakterisiert, kommen in diesem Werk nicht gut weg, aber er selbst spart auch nicht mit Selbstironie, die er ins Extreme betreibt. Dadurch wird sein Rumdumschlag relativiert. Bislang hat sich noch niemand getraut, ein solches Buch zu schreiben. Vielleicht ist das sein Erfolgsgeheimnis.