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Benutzername: 
Ana80
Wohnort: 
Recklinghausen

Bewertungen

Insgesamt 19 Bewertungen
12
Bewertung vom 11.08.2021
Der Tod des Vivek Oji
Emezi, Akwaeke

Der Tod des Vivek Oji


ausgezeichnet

Mehr solcher Bücher!

Die Mutter von Vivek findet ihren Sohn eines Tages tot auf der Veranda ihres Hauses. Er ist in bunten Stoff eingewickelt und sie begibt sich auf die Suche nach den Hintergründen zu seinem Tod und auch auf die Suche nach der „wahren Identität“ ihres Kindes. Dabei muss sie feststellen, dass sie ihren Sohn nie wirklich gekannt und gesehen hat, wer er ist.
Vivek, der in Südnigeria in den Neunzigerjahren aufwächst, hat einen strengen Vater und eine sehr liebevolle Mutter. Die politische Situation im Land ist angespannt und die Gesellschaft bringt kein Verständnis für Menschen wie Vivek auf. Seine engste Bezugsperson, Cousin Osita, und einige Freundinnen sind die einzigen, die ihn irgendwann so wahrnehmen, wie er ist und ihn unterstützen...

WOW!!! Was für ein Buch. Die Autorin Akwaeke Emezi hat hier wirklich ein Meisterwerk geschaffen!! Sie behandelt in diesem Buch sehr schwere Themen wie die Suche nach sich selbst, innere Zerrissenheit, Ohnmacht, Akzeptanz des “Andersseins“ und vieles mehr. Dies alles vor dem Hintergrund der nigerianischen Kultur und Denkweise. Sie schafft dies mit unglaublichem Feingefühl.
Erzählt wird Viveks Geschichte durch Rückblicke der verschiedenen Protagonisten, die nach und nach von seinem Leben bis hin zu den tragischen Ereignissen berichten, die zu seinem Tod führen.
Mit einer unfassbar fesselnden und wundervollen Gabe für Sprache und Erzählweise wird das Buch so zu einem absoluten Genuss, obwohl es wirklich traurig ist. Auch die deutsche Übersetzung von Anabelle Assaf ist wahnsinnig toll gelungen und sollte hier noch mal hervorgehoben werden. Denn bei all den Genderbegrifflichkeiten, bedarf es auch hierfür viel Können und Gespür.

Dieses Buch hat mich zutiefst bewegt und wird noch lange in mir nachhallen. Es sollte jeden zum Nachdenken über den Umgang mit vermeintlich „Anderen“ bewegen und ich kann es uneingeschränkt jedem Empfehlen!!

Die Welt braucht mehr solcher Bücher!

Bewertung vom 02.08.2021
Bonuskind
Noort, Saskia

Bonuskind


ausgezeichnet

Spannendes Familiendrama

Die 15-jährige Lies wacht eines Morgens mit dem Gedanken auf, dass ihre Mutter tot ist. Und tatsächlich stimmt etwas nicht. Die Mutter ist nicht zu Hause, alle ihre Sachen, wie Handtasche und Handy sind jedoch da. Als die Mutter weiterhin nicht auftaucht, holt der Vater, der mit der jüngeren Laura zusammenlebt und für sie die Familie verlassen hat, die Kinder ab. Er fühlt sich in seiner Meinung über die Mutter bestätigt. Seiner Meinung nach ist sie depressiv und unfähig sich um die Kinder zu kümmern. Lies jedoch ist sich sicher, dass die Mutter sie und ihren Bruder niemals allein gelassen hätte und da ihr niemand glaubt, macht sie sich allein auf die Suche und stößt dabei auf verstörende Aufzeichnungen der Mutter, die sich in einer toxischen Bezihung mit einem Fremden aus dem Internet verstrickt hat...

Ich habe eine neue Autorin für mich entdeckt. Saskia Noort schreibt so, dass man das Buch kaum noch weglegen möchte. Ihr flüssiger und kurzweiliger Schreibstil ließen mich dieses Buch in zwei Tagen durchlesen. Hinzu kommt ein toller Spannungsaufbau einer sehr geschickt konstruierten Story. Geschildert wird die Geschichte überwiegend aus der Sicht von Tochter Lies, allerdings auch hin und wieder aus der Sicht der Mutter (durch die Schriftstücke) und der Blick des Vaters und auch der besten Freundin der Mutter auf die Geschehnisse werden mit einbezogen. Hierbei ist die Gefühlswelt jeder und jedes Einzelnen sehr autentisch und absolut nachvollziehbar. Auch der Ton und die Gedankenwelt einer Jugendlichen sind wirklich gut getroffen.

Das Ende war für mich sehr überraschend und wirklich grandios. Insgesamt für mich ein Thrillerhighlight des Jahres 2021, welches ich sehr gerne weiter empfehle!!

Bewertung vom 21.08.2020
Wilde Freude
Chalandon, Sorj

Wilde Freude


gut

Freude?

Nachdem die Pariser Buchhändlerin Jeanne die Brustkrebsdiagnose erhalten hat, wird sie auch noch von ihrem Ehemann verlassen. Auf der Krebsstation , zu der sie nun immer alleine gehen muß um ihre Chemotherapie zu erhalten, lernt sie Brigitte kennen. Eine "Leidensgenossin" und über diese auch noch Assia und Mélodie. Allesamt Frauen, die schon schwere Schicksalsschläge erleiden mussten. Die Frauen geben sich gegenseitig Halt im Kampf gegen ihr Schicksal und aus Solidarität erklärt Jeanne sich bereit, bei einem geplanten Überfall auf den größten Pariser Juwelier teilzunehmen.

Bei diesem Buch bin ich tatsächlich sehr zwiegespalten. Die Geschichte gefällt mir gut und es hat mir Spaß gemacht zu lesen, dass die vier Frauen sich nicht unterkriegen lassen. Aber dieser Roman ist so voll von Schicksal und sehr schweren Momenten, dass es sich für mich nicht wirklich mit dem Klappentext und vor allem nicht mit dem Titel "Wilde Freude" vereinbaren lässt und mich dann doch ziemlich irritiert hat. Titel und Klappentext hatten mich irgendwie, trotz des schweren Themas, mehr Leichtigkeit erwarten lassen.

Der Einstieg, die Krebsdiagnose sowie die Einblicke in die kaputte Ehe waren für mich wirklich hart. Die beschriebene Gefühlswelt nach der Diagnose, die innere Zerrissenheit und auch die Verzweiflung fand ich gut beschrieben und sehr nachvollziehbar. Der Schreibstil war durchaus flüssig, aber irgendwie konnte ich keinen wirklichen Zugang zu den vier Frauen finden, trotz des zutiefst emotionalen Themas. Im letzten Drittel gab es eine für mich überraschende Wendung, die mir durchaus gefallen hat. Das Ende hingegen ließ mich dann doch irgendwie ratlos zurück.

Fazit: Ein lesenswerter Roman, der aber für mich anders als erwartet war und bei dem ich ein wenig Tiefgang vermisst habe.

Bewertung vom 10.06.2020
Das eiserne Herz des Charlie Berg
Stuertz, Sebastian

Das eiserne Herz des Charlie Berg


sehr gut

Spritzig und fesselnd

In den frühen 90ern will Charlie Berg so richtig ins Leben starten. Ein junger Erwachsener voller Ziele, Träume und Pläne, der vieles daran setzt um sich diese zu verwirklichen. Er möchte weg aus seinem chaotischen zu Hause, eine ganz besondere Zivildiensstelle antreten, dort seinen ersten Roman schreiben... Doch alles läuft anders als geplant, als kurz zuvor bei einem tragischen Jagdunfall sein Opa ums Leben kommt.

Das "eiserne Herz" von Charlie habe ich als absolut nicht eisern empfunden. Wir tauchen als Leser ein in das Leben von Charlie Berg. Einem intelligenten, aufgeweckten, häufig anders denkenden und liebenswerten Protagonisten, der die Geschichte um ihn und sein Leben wirklich zu etwas Besonderem werden lässt. Der Einstieg in das Buch, in dem der Jagdunfall geschildert wird war wirklich spannend und auch danach überschlagen sich die Ereignisse in Charlies Leben immer wieder, wobei er ständig bemüht ist, Ordnung in sein nicht selbst verschuldetes Chaos zu bringen. Der Schreibstil des Autors ist flüssig, rasant und lässt sich gut lesen. Man ist immer wieder überrascht von der Ironie und muss wirklich viel schmunzeln, oft auch herzhaft lachen. Das Buch ist in viele kleine Kapitel unterteilt, was mir persönlich immer entgegenkommt. Es gibt aber auch große Leseabschnitte in denen Gegewart und Vergangenheit sich abwechseln. Dem Autor ist es gelungen ein herzerwärmendes Buch mit vielen interessanten und auch liebenswerten Charackteren zu schreiben. Lediglich eine Person war mir viel zu übertrieben. Sie hat mich so sehr gestört, dass das gesamte Lesevergnügen im zweiten Drittel des Romans doch sehr geschmälert wurde. Viele Geschichten werden mit Musik oder Bands verknüpft, was durchaus zu eigenen Erinnerungen an die 90er geführt hat, die mir wirklich Spaß bereitet haben.

Insgesamt ist dieses Buch eine verrückte Mischung aus Coming-of-Age, Famielenroman, Drama, Krimi und Komödie, die geistreich geschrieben und ein wirklich klasse Debüt ist. Ich hatte größtenteils viel Freude beim Lesen und konnte mitgerissen werden. Ich hoffe in den nächsten Jahren erneut von Sebastian Stuertz lesen zu dürfen und kann eine klare Leseempfehlung geben, für Menschen die nicht zu verbissen sind und Freude an "mal was Anderem" haben.

Bewertung vom 07.04.2020
Meine fremde Freundin
Bünnig, Jenny

Meine fremde Freundin


ausgezeichnet

Einfach nur genial!
Josephine und Inken. Beste Freundinnen aus dem Ruhgebiet. Freundinnen die sich in- und auswendig kennen, die alles miteinander teilen, aber etwas ist geschehen, dass Josephine an der Innigkeit ihrer Freundschaft zweifeln lässt. So macht sie sich auf den Weg, nur mit Rucksack und Zelt beladen, um in den Gärten wildfremder Menschen zu übernachten. Diese Reise ist der Versuch Fragen zu beantworten und den Verlust der Freunschaft zu verarbeiten.

Dieses Buch ist einfach unglaublich. Mit etlichen Perspektiv- , Zeit- und Ortswechseln begibt man sich gemeinsam mit Josephine auf die Reise und sucht mit ihr nach Antworten. Als Ruhrgebietskind habe ich mich in dieser Geschichte sofort zu Hause gefühlt. Der Autorin gelingt es Menschen und deren Umgebung, Gedanken und Gefühle so liebevoll und detailliert zu beschreiben, dass man das Gefühl hat Teil der Geschichte zu sein und die Personen die einem beim Lesen begegnen tatsächlich zu kennen. Man bleibt als Leser nicht außen vor und betrachtet eine Geschichte. Ich hatte das Gefühl ganz intensiv daran teilzunehmen.

Es ist ein eher kurzes Buch (268 Seiten) was mit so viel Inhalt gefüllt ist, dass manch 1800 Seiten- Wälzer da nicht mithalten kann. Jenny Bünnig erzählt mit einer Leichtigkeit von unglaublich schweren Dingen des Lebens. Es ist ein so intensives Leseerlebnis, dass ich fassungslos bin über die Emotionen, die es in mir ausgelöst hat. Dieses Buch sagt so viel und gibt doch nur wenig Preis. Man kann es nicht mehr zur Seite legen, so sehr ist man gefesselt.

Dies ist ein Roman, den ich nach dem Beenden nicht einfach so weg lege, vergesse und den Nächsten beginnen kann. Ich werde dieses Buch noch lange in Gedanken bei mir haben.

Eine klare Leseempfehlung und ein Must-have 2020!

Bitte mehr davon Frau Bünnig!!!

Bewertung vom 04.04.2020
Washington Black
Edugyan, Esi

Washington Black


ausgezeichnet

Nicht "nur" eine Sklavengeschichte

Mich hat dieses Buch absolut überzeugt. Die Mischung ist einfach toll. Es ist nicht bloß eine weitere Geschichte vor dem Hintergrund der Sklaverei, sondern vor allem ein Abenteuerroman, der einen langen und schweren Weg beschreibt. Washington Black, der zunächst als Sklave geboren und gehalten wird, gelingt mit Hilfe des Bruders des Plantagenbesitzers die Flucht. Dies jedoch ist nur der erste Schritt auf einem langen Weg in die sogenannte Freiheit. Esi Edugyan gelingt es in diesem Buch eindrucksvoll zu beschreiben wie hart der Weg in die Freiheit ist, wenn man nie gelernt hat frei zu handeln und frei denken zu dürfen. Sie zeigt, dass nicht die Flucht an sich ausreichend ist. Erst die Auseinandersetzung mit und die Aufarbeitung der Vergangenheit lassen Washington am Ende wirklich frei sein. Der oft kritisierte Bruch in der Handlung scheint mir doch sehr sinnvoll, denn nur so kann der Aufarbeitungsprozess beginnen. Gäbe es diesen Bruch nicht, wäre Washington zwar körperlich frei gewesen, seelisch jedoch immer ein Sklave geblieben. Das eher offene Ende, lässt den Leser ein wenig fragend zurück, beschreibt allerdings sehr gut, dass Washingtons weiterer Lebensweg auch noch voller fragen ist. Ich kann diese Buch einfach nur von ganzem Herzen weiter empfehlen! Unbedingt lesen!!!

Bewertung vom 04.04.2020
Die Detektive vom Bhoot-Basar
Anappara, Deepa

Die Detektive vom Bhoot-Basar


ausgezeichnet

Das wahre Indien

In diesem Roman lernen wir Jai und seine Freunde kennen. Wir begleiten die Kinder durch ihr Leben im Slum, welches sie ganz selbstverständlich und mit viel Hingabe meistern. Ihr "geregeltes" Leben gerät aus den Fugen, als ein Mitschüler aus ihrer Klasse verschwindet und Jai (der Polizei-Dokus liebt) beschließt sich gemeinsam mit seinen Freunden Pari und Faiz als Detektive zu versuchen um den verschwundenen Jungen zu finden. Doch dann verschwinden immer mehr Kinder in dem Viertel.

Nachdem ich dieses Buch gelesen habe musste ich erst einmal ein wenig durchatmen. Es ist ein grandioses Buch und es wühlt ganz fürchterlich auf. Man steigt von Beginn an direkt ein in eine Welt, in der es um das tägliche Überleben geht. Man erfährt, was es bedeutet in einem Slum in Indien zu leben. Es ist ein lautes, turbulentes, manchmal graues, manchmal buntes, aber auch ein rastloses Dasein, da jeder Tag neue Herausforderungen mit sich bringt. Diese Welt wird aus der Sicht eines Kindes betrachtet. Durch diese Kinderaugen wirkt zunächst alles, was jedem Menschen der in sicheren Verhältnissen aufwachsen durfte erschreckend scheint, wie ein riesiger Abenteuerspielplatz. Jai scheint blind für die Gefahren seiner Umgebung, was den erwachsenen Leser manchmal vor Angst erstarren lässt.

Die Autorin beschreibt auf eine ganz eigene und besondere Weise die vielen Gegensätze, die das Leben in Indien ausmacht. Armut und Reichtum werden genauso Teil dieser Geschichte, wie Konflikte zwischen unterschiedlichen Religionen, korrupte Staatsbeamte usw. Eine Welt und ein Leben, was den Leser immer wieder die Luft anhalten lässt und darüber staunen lässt, wie unbedarft sich die Kinder in dieser Welt bewegen.

Dieser Roman war für mich beinahe wie ein Krimi, da immer mehr Kinder verschwinden und man mit den Kindern und Familien der Lösung des Rätsels entgegngefiebert. Das Buch ist spannend bis zum Schluss.

Ein leise geschriebenes Buch, dass einem die Augen öffnet, sensibel macht für Missstände, das einen Lachen und Schmuzeln lässt und mich zuftiefst bewegt, berührt und schockiert zurücklässet. Ich werde noch lange über diese Geschichte nachdenken!

Eine klare Leseempfehlung!!

Bewertung vom 26.03.2020
Hin und nicht weg
Keil, Lisa

Hin und nicht weg


ausgezeichnet

Wiedersehen in Neuberg

Nach dem ersten Buch der Autorin, in dem es um die Liebesgeschichte von Kaya und Lasse ging, geht es hier um Kayas besten Freund Rob. Der schöne Tierarzt dem die Frauenherzen nur so zu Füßen liegen, ist nach wie vor unglücklich in Kaya verliebt. Doch dann tritt Anabel aus Berlin in sein Leben und bekommt einen Aushilfsjob in seiner Tierarztpraxis. Mit ihren Tattoos und ihrer selbstbewussten Art passt sie eigentlich so gar nicht in das ländliche Neuberg. Doch schon nach kurzer Zeit kann sie manch urigen Neuberger Tierbesitzer und auch Rob von sich überzeugen und die Beiden kommen sich ohne es sich eingestehen zu wollen näher.

Ich bin sehr gut in das zweite Buch hineingekommen. Zu Beginn ließt man von dem ein oder anderen Bekannten Neuberger aus dem ersten Buch und Kapitel eins lässt einen direkt wieder in das Landleben eintauchen. Die Geschichte ist aus der Ichperspektive erzählt, überwiegend im Wechsel von Rob und Anabel, wobei die Kapitelüberschriften deutlich machen, wer in dem Kapitel der Erzähler ist. Dieser Aufbau und die Erzählweise gefallen mir wirklich gut, denn es macht Spaß die Situationen mal aus der Sicht des Einen, mal aus der des Anderen mitzuerleben. Die Charaktere sind liebevoll und detailreich mit all ihren Facetten beschrieben, so dass man sie schnell ins Herz schließen kann. Die Liebesgeschichte baut sich langsam auf und ist gespickt von Mißverständnissen, die einen selbst als Leser immer wieder verzweifeln lassen. Trotz allem schwingt immer auch eine gehörige Portion Humor mit, die einen Regelmäßig zum Lachen bringt.

Das Doppelleben der Autorin als Schreiberin und Tierärtzin wird auch in diesem Roman wieder ganz deutlich, da man ihre Liebe zu Tieren herauslesen kann und viele Situationen aus Robs Praxisalltag mir als Hunde- und Pferdebesitzerin ganz fürchterlich bekannt vorkommen.

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen der Spaß an Landleben, Tieren oder schönen Liebesgeschichten hat. Man kann es auch unabhängig von dem ersten Buch lesen. Ich war allerdings froh die Personen auch aus dem ersten Buch zu kennen, man fühlte sich ihnen direkt wieder sehr nah. Und ich freue mich schon riesig auf den dritten Teil, der im Sommer 2021 erscheint. Ich bin gespannt auf das nächste Wiedersehen in Neuberg!

Bewertung vom 08.03.2020
Eine Farbe zwischen Liebe und Hass
Zentner, Alexi

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass


ausgezeichnet

Ein Buch über das ich noch lange nachdenken werde – Berührend und schockierend.

Jessup ist ein 17-Jähriger Leistungssportler, der in armen Verhältnissen aufwächst. Er ist gut in der Schule und arbeitet hart für ein Stipendium um auf eine der renommierten Universitäten der USA gehen zu können. Man könnte meinen ein Leben, wie es etliche amerikanische Jugendliche führen. Und doch ist sein Leben anders. Seine Familie glaubt an die Überlegenheit der weißen Rasse und gehört einer christlichen Gemeinde an, die diesen Glauben predigt und überzeugt vor Außenstehenden vertritt. Jessups Bruder und Stiefvater verbüßen beide Haftstrafen und wurden für eine rassistisch motivierte Tat verurteilt. All diese Umstände trägt Jessup immer mit sich herum. Als sein Stiefvater aus dem Gefängnis entlassen wird passiert ein tragischer Unfall und Jessup muss lernen sich seinen eigenen Weg zu suchen.
Der Einstieg in dieses Buch war für mich so spannend, dass ich direkt die ersten fünfzig Seiten so weg gelesen habe. Geschildert wird zunächst der Unfall und dann werden Jessup und seine Familie vorgestellt. Gestört haben mich ein wenig die detaillierten Schilderungen vom Footballspiel, sowie die verwendeten Fachbegriffe. Wer mit diesem Sport nichts anfangen kann, für den sind diese Seiten doch etwas langatmig. Aber das war auch das einzig negative, was ich zu diesem Buch anmerken kann. Die restlichen 320 Seiten habe ich dann nämlich innerhalb von zwei Tagen verschlungen, weil ich einfach absolut gefesselt war.
Der Schreibstil ist gelungen und eindringlich und die in kurze Abschnitte unterteilte Story spiegelt das Tempo wieder, in dem sich Jessups Leben überschlägt.
Dieses Buch zu lesen war ein wirklich gelungenes Abtauchen in die Gedankenwelt eines vollkommen zerrissenen Jugendlichen. Der wenig erfolgreiche Versuch Jessups nicht ständig und überall mit der Gesinnung seiner Familie in Verbindung gebracht zu werden, nicht aufzufallen, und doch immer das Gerede anderer zu spüren… Welchem Druck dieser Junge ständig ausgesetzt ist löste bei mir tiefe Beklemmung aus.
Meine eigene Moral stand beim Lesen auch immer wieder auf dem Prüfstand, da ich mich immer wieder fragen musste, wie ich gehandelt hätte. Heißt, dieses Buch hat mich wirklich beschäftigt und bewegt. Der beschriebene Fanatismus und die viel zu lockeren Waffengesetze Amerikas lassen mich ein wenig sprachlos und schockiert zurück. Immer wieder habe ich bewundernd festgestellt, wie es dem Autor gelingt so vollkommen ohne Wertung (trotz persönlicher Erfahrungen mit dem Thema Rassismus) zu schreiben. Er arbeitet deutlich heraus, wie vielschichtig dieses Thema ist und begnügt sich nicht mit einfachen „gut-böse“-Darstellungen.
Bewundernswert ist außerdem der Mut des Autors in einem Buch ein leider immer wieder aktuelles und ein vor allem so brisantes Thema aufzugreifen, trotz der Möglichkeit, dass eventuell Anfeindungen folgen. Denn obwohl es sich um eine fiktive Geschichte handelt, sind Fanatismus und Rassismus keine Randerscheinungen und weit verbreitet. Es zeugt von Größe bei diesem Thema nicht weg zu sehen und jeder Mensch sollte sich daran ein Beispiel nehmen.
Dieses Buch ist ein Beweis dafür, dass man niemals aufhören sollte an das Gute im Menschen zu glauben!!

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