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Glueckskinderbuch.de

Bewertungen

Insgesamt 137 Bewertungen
Bewertung vom 02.03.2024
Familien-Naturführer
Hedder, Katharina

Familien-Naturführer


ausgezeichnet

Dieser Naturführer ist viel mehr als nur ein Bestimmungsbuch, mit dem sich ganz leicht unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt erkunden und bestimmen lässt.
Die Autorin und Forstwissenschaftlerin Katharina Hedder hat neben viel Wissenswertem, Fotos und Steckbriefen zu Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien, Insekten, Spinnen, Würmern, Schnecken, Wildblumen, Gräsern, Bäumen und Sträuchern auch wunderbare Aktivitäten rund um die Natur zusammengetragen. So gibt es insgesamt 50 Mitmachideen, an denen Kinder wie Erwachsene ihre Freude haben werden. Von interessanten Tipps zur Naturbeobachtung hin zu Bewegungsspielen, Achtsamkeitsübungen, Bastelanleitungen, Experimenten sowie Rezepten finden sich im Buch viele schöne Ideen, die man in und mit der Natur ausprobieren kann. So gibt es beispielsweise Anleitungen für Blumensamen-Presslinge, für eine Blätterkrone, für Bienensteine und eine Maipfeife.

Ich stelle mir das Buch nicht nur für Familien hilfreich und anregend vor, sondern auch für alle Menschen, die mit Kindern zu tun haben und/oder noch in gutem Kontakt mit ihrem eigenen inneren Kind sind.

Einen sprachlichen Wermutstropfen gibt es jedoch. Es ist im Buch ständig die Rede von "Aktivity" und "Activitys" – beide englischen Wörter sind total falsch geschrieben... Warum man nicht das deutsche Wort "Aktivitäten" verwenden konnte, ist mir schleierhaft.

Der "Familien-Naturführer" weckt die Freude an Naturbegegnungen und stärkt die Liebe und den Respekt zur Natur. Neben spannendem Wissen gibt es viele praktische Möglichkeiten für Groß und Klein, um erkundend in der Natur unterwegs zu sein.

Bewertung vom 05.02.2024
So ist / Ðúng là T?t
Bui, Phuong Tam

So ist / Ðúng là T?t


ausgezeichnet

Der wunderbare HORAMI-Verlag aus Berlin, welcher Deutsch-Asiaten, besonders Deutsch-Vietnamesen, eine Stimme gibt, hat ein wirklich schönes Bilderbuch zum asiatischen Frühlings- und Neujahrsfest, welches in Vietnam Tet heißt, herausgebracht. Die Autorin Bui Phuong Tam beschreibt aus Sicht eines kleinen Mädchens aus der Großstadt das traditionelle Frühlingsfest bei den Großeltern auf dem Land. Übersetzt wurde das Buch von Nhat Vuong und Hanh Nguyen-Schwanke.

Wir lernen spannende und köstliche Speisen wie die Gai Choy Suppe, Weißkohl mit Tomaten, kandierten Kokos sowie Dong-Blätter gefüllt mit Klebreis, gelben Bohnen und Schweinebauch kennen. Wir erfahren etwas über die Fünf-Früchte-Gabe für den Ahnenaltar und über das Glücksgeld (Lǐ Xī), welches in roten Umschlägen vor allem Kindern zum Neujahrstag geschenkt wird. Außerdem hören wir Opa beim Geschichtenerzählen zu, begleiten die Familie beim Kauf von Pfirsichzweigen auf dem Markt und feiern schließlich mit ihnen gemeinsam Silvester.

Die Illustrationen von Mai Ngo strahlen auf jeder Seite so viel Lebensfreude, Tradition, Wärme und Liebe innerhalb der Familie aus – einfach schön!

Wie in allen Kinderbüchern aus dem HORAMI-Verlag kann der Text sowohl auf Vietnamesisch als auch auf Deutsch gelesen werden. Ich schätze die Bücher des Verlages immer sehr – nicht zuletzt wegen ihrer Interkulturalität und Mehrsprachigkeit, aber auch wegen der liebevollen Art mit welcher die Kinderbücher gestaltet wurden. Guckt einmal auf der Verlagsseite vorbei und lasst euch inspirieren.

"So ist Tết / Đúng là Tết" ist ein äußerst gelungenes, farbenfrohes und warmherziges Buch, um Kindern und auch Erwachsenen die schöne Tradition des vietnamesischen Tet-Festes und die vietnamesische Kultur im Allgemeinen näherzubringen.

Bewertung vom 08.01.2024
Wünsche
Muon, Thi Van

Wünsche


ausgezeichnet

Es ist mitten in der Nacht als eine Familie bestehend aus einer Mutter, ihrem Baby und zwei weiteren kleinen Kindern hastig ihre Siebensachen zusammenpackt und die Heimat verlässt. Der Abschied vom zurückbleibenden Großvater ist tränenreich. Die Flucht ist lebensgefährlich und führt über das große Meer bis hin zu einem weit entfernten und unbekannten neuen Land.

Dieses Kinderbuch – von Mượn Thị Văn auf Englisch verfasst und von Petra Steuber übersetzt – wurde in den USA mit Preisen überschüttet. Es kommt mit nur sehr wenig Text aus und erzählt doch so viel.

Auf den ersten Seiten, so scheint es, ist es dem ältesten Kind, einem Mädchen, noch nicht möglich das Geschehen zu begreifen und anzunehmen und so projiziert sie ihre Wünsche auf nicht lebende Gegenstände. Einige Beispiele: "Die Tasche wünschte, sie wäre tiefer.", "Die Uhr wünschte, sie tickte langsamer." und "Der Pfad wünschte, er wäre kürzer." Erst am Ende ist sie bereit, auszudrücken, was sie selbst sich wünscht.

Den größten Raum nehmen die oft bedrückend wirkenden aber auch sehr berührenden Illustrationen von Victo Ngai ein. Man spürt förmlich auf jeder Seite die Ängste und Sorgen, die ungewisse Situation und auch den Zusammenhalt und die Hoffnungen der Familie.

"Wünsche" ist ein eindrucksvolles Bilderbuch, welches zu Diskussionen über Krieg und Frieden, über Flucht und Heimat und über Zusammenhalt einlädt. Möge kein Mensch mehr aus seiner Heimat flüchten müssen, weil dort Krieg herrscht!

Bewertung vom 21.12.2023
Vorfreude, schönste Freude
Engel, Erika

Vorfreude, schönste Freude


ausgezeichnet

Die meisten Kinder können es kaum noch erwarten, denn bald ist Weihnachten. Und Vorfreude ist schließlich die schönste Freude – findet ihr nicht auch? Passend dazu gibt es ein wunderschönes DDR-Weihnachtslied "Vorfreude, schönste Freude", das hier auch heute noch sehr beliebt ist und gern gesungen wird. Leider ist das Lied im Westen des Landes auch über 30 Jahre nach dem Mauerfall noch nicht bekannt – wie leider so, so vieles von uns..
Doch glücklicherweise brachte der von mir sehr geschätzte Eulenspiegel Verlag ein ganz zauberhaftes Pappbilderbuch zum Lied heraus, welches es nun hoffentlich auch gesamtdeutsch bekannt macht.

Der Text zu "Vorfreude, schönste Freude stammt von Erika Engel, die übrigens auch den Text zu einem weiteren sehr berührenden DDR-Weihnachtslied – "Sind die Lichter angezündet" – verfasste. Ihre Worte zaubern ein ganz warmes Gefühl in das Herz aller, die sie hören und singen. Kaum ein Weihnachtslied fängt die vorweihnachtliche Stimmung so treffend ein. In insgesamt vier Strophen geht es um all die schönen Aktivitäten in der Adventszeit. So wird mit Tannengrün ein Kranz gebunden, es wird gebacken, gebastelt, gestrickt und heimlich geraschelt. Es werden Weihnachtslieder geübt, und an jedem Adventssonntag wird ein weiteres Licht angezündet.

Die liebevollen, farbenfrohen Illustrationen von Frauke Weldin zaubern ein Lächeln ins Gesicht und wecken tatsächlich die Vorfreude auf die Weihnachtszeit.

Am Ende des Buches finden wir noch den Notensatz, den Hans Naumikat komponierte, sowie den gesamten Liedtext zum Mitsingen und weihnachtlichen Musizieren.

"Vorfreude, schönste Freude" ist eine wundervolle Verneigung in Buchform vor einem Weihnachtslied, welches ins Herz jedes Menschen fliegen sollte.

Bewertung vom 11.12.2023
Gemeinsam Kwanzaa erleben
G. Ford, Juwanda

Gemeinsam Kwanzaa erleben


sehr gut

Kayla ist traurig, denn ihr großer Bruder Khari kann in diesem Jahr nicht beim Kwanzaa-Fest dabei sein, da ein Schneesturm rund um seine Schule die Straßen versperrt. Und dabei liebt Kayla Kwanzaa doch so sehr, denn in dieser Woche feiern die Afroamerikaner ihre afrikanische Herkunft gemeinsam im Familienverbund. Werden die beiden Geschwister doch noch einen Weg finden, um dieses besondere Fest am Ende des Jahres gemeinsam feiern zu können?

Anhand der Geschichte rund um Kayla und ihre Familie erzählt die Autorin Juwanda G. Ford, wie Kwanzaa typischerweise zelebriert wird. Das Fest wurde 1966 von Dr. Maulana Karenga, einem Professor für African Studies, ins Leben gerufen. Sieben Tage lang – vom 26. Dezember bis zum 1. Januar – wird Kwanzaa in vielen afroamerikanischen Haushalten gefeiert. Kwanzaa ist kein religiöses Fest und hat nichts mit Weihnachten zu tun, obgleich die sieben Prinzipien, auf die an jeweils einem Tag ein besonderes Augenmerk gelegt wird, an die Werte von Weihnachten erinnern mögen. So geht es um das Ehren der afrikanischen Wurzeln, um Zusammenhalt, um Gemeinschaft und Familie. Auch bieten die Feierlichkeiten Anlass für Afroamerikaner, um sich auf ihre kulturellen Werte zu besinnen.
Viele Leser könnten sich zu Beginn wie ins kalte Wasser geworfen fühlen, da gleich direkt in die Thematik eingestiegen wird und wir Kayla bei den Vorbereitungen zum Fest zusehen, ohne ein Vorwort mit einigen Erklärungen in kindgerechter Sprache.
Es tauchen zudem viele fremde Wörter aus dem Swahili im Text auf, die beim Vorlesen nicht immer einfach sind, die jedoch die interkulturelle Kompetenz und die Neugier auf Fremdes stärken.
Am Ende des Buches gibt es dann aber doch noch für Eltern/Erwachsene ein paar ergänzende Informationen zu Kwanzaa, die gerne noch umfangreicher hätten sein können. Leider wird nicht erwähnt, inwieweit und ob überhaupt Afrodeutsche dieses Fest begehen. Das wäre sicherlich interessant, da das Buch ja für den deutschsprachigen Markt übersetzt wurde. Meines Wissens nach, wird Kwanzaa (noch) nur von Afroamerikanern zelebriert.

Sehr gefallen haben mir die großflächig-bunten sowie ausdrucksstarken Illustrationen von Shelly Hehenberger, die den Text wunderbar unterstützen. Durch sie bekommt man noch viel mehr ein Gefühl für das Kwanzaa-Fest.

"Gemeinsam Kwanzaa erleben" ist ein erster Einblick in das afroamerikanische Kwanzaa-Fest, welches wichtige Werte für Menschen jedweder Herkunft anbietet.

Bewertung vom 02.12.2023
Der kleine Zauberstern und die Weihnachtswichtel - Kinderbuch Weihnachten über das Anderssein und Mut und Wünsche
von Zimtbärwind, Josie;Kinderbücher Zimtbärwind

Der kleine Zauberstern und die Weihnachtswichtel - Kinderbuch Weihnachten über das Anderssein und Mut und Wünsche


ausgezeichnet

Wie alle aus der Familie der Zaubersterne, so kann auch der kleine Zauberstern zaubern. Doch wo die anderen Sterne schöne Träume schenken oder bunte Seifenblasen aus dem Fluss emporsteigen lassen können, so ist die besondere Gabe unseres kleinen Sternchens, sich unsichtbar machen zu können. Er ist sich sicher, dass dieses Talent zu überhaupt nichts zu gebrauchen ist. Außerdem hat er oft das Gefühl, dass die anderen Sterne ihn auslachen. Doch dann liest er einen Tag vor Weihnachten ein Buch über Wichtel und der Wunsch, diese Wesen einmal zu sehen, entsteht in ihm. So begibt er sich in die Menschenwelt, denn er hat gelesen, dass die Wichtel sich in der Adventszeit gern in den Häusern der Menschen aufhalten. Wird es ihm gelingen, den Wichteln einmal leibhaftig zu begegnen und lernt der kleine Stern im Zuge dessen vielleicht auch seine einmalige Gabe des Unsichtbarmachens anzunehmen?

Dieses kleine Büchlein wurde wirklich ganz liebevoll und warmherzig von Josie von Zimtbärwind (Giuseppina Facciponte) verfasst und gestaltet. Die einfühlsame und liebe Art der Eltern des Zaubersterns wärmen das Herz. Auch kommen beim Lesen Weihnachtsgefühle auf, wenn der kleine Stern beispielsweise Kakao trinkt und dazu ein paar Weihnachtskekse schnabuliert, oder wenn der weihnachtliche Lichterglanz und der funkelnde Schnee in der Menschenwelt beschrieben werden.

Sehr schön finde ich zudem die Entwicklung des Zaubersterns, der ja zu Beginn ein sehr geringes Selbstbewusstsein in Hinblick auf sein Talent hat. Die Geschichte endet selbstverständlich gut und der Stern ist gewachsen und hat gelernt, sich selbst so anzunehmen und wertzuschätzen wie er ist. Dies ist eine wichtige Botschaft für jedes Kind – ja, für jeden Menschen!

Ganz zauberhaft ergänzt wird die Handlung durch weihnachtlich-niedliche Illustrationen, die den Betrachter auf jeden Fall in Weihnachtsstimmung bringen.

Ich empfehle "Der kleine Zauberstern und die Weihnachtswichtel" allen Kindern ab 4 Jahren, die gerne den Zauber der Weihnacht in Buchform erfahren möchten.

Bewertung vom 02.12.2023
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
Nemcova, Bozena

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel


ausgezeichnet

"Die Wangen sind mit Asche beschmutzt, aber der Schornsteinfeger ist es nicht.
Ein Hütchen mit Federn, die Armbrust über der Schulter, aber ein Jäger ist es nicht.
Ein silbergewirktes Kleid und eine Schleppe zum Wallen, aber eine Prinzessin ist es nicht, mein holder Herr."

Na, wer kennt die Antwort auf dieses Rätsel? Und wer weiß auch noch den Namen des dazugehörigen Films? Es ist natürlich das Aschenbrödel aus dem gleichnamigen Kultfilm "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" (tschech. Originaltitel: "Tři oříšky pro Popelku").
Der wunderbare Eulenspiegel Verlag hat nun in der bereits 16. Auflage ein Buch zum Film herausgebracht.

In diesem Buch wird die Handlung des Films zusammengefasst und nacherzählt. Die Geschichte basiert auf dem Märchen von Božena Němcová "O Popelce" (dt.: "Über Aschenputtel"). Fans des beliebten Märchenfilms, der irgendwie zur Weihnachtszeit dazugehört, werden viele Zitate wie das obige wiedererkennen.

Außerdem finden wir etliche Szenenbilder. Auch wenn ich persönlich mir noch die ein oder andere größere Nahaufnahme gewünscht hätte, so sind doch alle wichtigen Charaktere aus dem Film auf den Fotos vertreten: Aschenbrödel, der Prinz, die Eule Rosalie, das Pferd Nikolaus, der Hund Kasper, die Katze Murri, die Täubchen, die Stiefmutter und die Stiefschwester Dorchen, der Knecht Valentin, der Küchenjunge, der König und die Königin sowie die Freunde des Prinzen.

Das Buch zum Film "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" mit Originalfilmbildern ist ein schönes Geschenk für alle Menschen, ob groß oder klein, die den Märchen- und Weihnachtsfilm lieben und in Erinnerung schwelgen möchten.

Bewertung vom 13.11.2023
Schule der Meisterdiebe / Meisterdiebe Bd.1
Arcanjo, J. J.

Schule der Meisterdiebe / Meisterdiebe Bd.1


ausgezeichnet

Gabriel Avery ist ein brillanter Taschendieb. Der Dreizehnjährige stiehlt jedoch zumeist nur, um seinen hungrigen Bauch und den seiner Grandma zu füllen. Seit er sich erinnern kann, lebt er bei seiner Großmutter – von seinen Eltern weiß er nichts. Eines Tages wird er von Caspian Crook beim Stehlen erwischt. Doch statt die Polizei zu alarmieren, lädt der mysteriöse Mann Gabriel ein, die Schule für Meisterdiebe zu besuchen. Der Junge ist neugierig und wagt den Eintritt in das Internat namens Crookhaven. Dort werden Schüler im Schlösserknacken, Computerhacken, Fälschen und noch vielem mehr ausgebildet – dies alles jedoch mit dem Zweck, Gutes damit zu tun und als eine Art Robin Hoods in der Welt aufzutreten. Gabriel findet schnell Freunde und genießt es, nicht mehr der Außenseiter, sondern unter Gleichgesinnten zu sein. Aber dann kommt er einem ziemlich großen Geheimnis auf die Spur...

Dieser Kinderroman ist für mich ein weiteres Glanzstück im Buchbereich dieses Jahres. Es gibt so viele wirklich, wirklich gute und spannende Geschichten für Kinder, die auch Erwachsene genießen können, und das Buch von J. J. Arcanjo gehört meiner Ansicht nach auf jeden Fall dazu! Der portugiesisch-britische Autor hat übrigens einen Abschluss in Kriminologie und Psychologie. Er weiß also, wovon er schreibt, und das merkt man.

An einigen Stellen erinnert "Die Schule der Meisterdiebe" an Harry Potter. Dies meine ich aber ganz positiv, denn es ist niemals ein Abklatsch davon, sondern zieht den Leser mit seiner ganz eigenen Ausdruckskraft in den Bann. Gabriel wuchs wie Harry ohne seine Eltern auf. Statt mit einem Zauberstab oder Zaubersprüchen "zaubern" die Gauner von Crookhaven mittels Fingerfertigkeit, Cleverness, Psychologie und Wendigkeit. Genau wie bei Harry Potter gibt es Unterrichtsfächer, die es an Schulen für Normalsterbliche nicht gibt, beispielsweise "Täuschung", "Geschichte der Gaunerei", "Krimnastik" und "Infiltration". Es gibt Freunde und Feinde unter den Mitschülern, und es gibt Legaten und Meriten – also Gauner, die von Geburt an Gauner sind (aufgrund ihrer Eltern und Vorfahren) und Gauner, die es sich verdient haben, auf die Meisterdiebe-Schule zu gehen. Dies erinnert an die Reinblütler und die Schlammblütler bei Harry Potter.

Als Erwachsene habe ich persönlich bei Aussagen wie der folgenden innerlich Beifall geklatscht:

"Wollen Sie das große Geheimnis dieser Welt erfahren, Gabriel Avery? Die wahren Verbrecher tragen keine Sturmhauben, sie tragen maßgeschneiderte Anzüge und haben ein Lächeln im Gesicht. Und die meisten sind zu reich und zu mächtig, um für ihre Übeltaten zahlen zu müssen. […] Das ist im Grunde genommen das, was wir hier in Crookhaven machen: Wir tun Unrecht, um die Welt wieder in Ordnung zu bringen."
(S.49, "Schule der Meisterdiebe")

Ich habe das Buch ausgesprochen gerne gelesen, was unter anderem selbstverständlich auch an der flüssigen Übersetzung von Maren Illinger liegt. Timo Grubing illustrierte das tolle Titelbild und die schwarz-weiß Kapitelvignetten.

Glücklicherweise wird der zweite Band bereits im Frühjahr 2024 auf Deutsch erscheinen. Auf Englisch gibt es ihn schon. Und auch ein dritter Band ist in Planung. Juhuuu! :)

"Die Schule der Meisterdiebe" ist ein äußerst gelungener und origineller Kinder- und Jugendroman, der sich spannend und auch lustig liest, und der sich wie eine Mischung aus Harry Potter und Robin Hood anfühlt. Ich empfehle euch diesen Reihenauftakt aus Überzeugung!

Bewertung vom 03.11.2023
Ich bin Selim
Knaupp, Felicitas

Ich bin Selim


ausgezeichnet

Heute möchte ich euch eines der schönsten Kinderbücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe, vorstellen.

Der kleine Welpe Schwarzfell und seine drei Geschwister wurden im kalten Winter in einer Erdhöhle umgeben von Müll in den Straßen der Großstadt Istanbul, Türkei geboren. An einem besonders kalten Februartag jedoch kommt ihre Mutter nicht zurück und die Kleinen beginnen, dollen Hunger zu verspüren. Und so macht sich Schwarzfell mutig auf den Weg aus der sicheren Höhle, um Hilfe zu suchen. Glücklicherweise trifft er auf eine liebe Menschenfrau, die ihn Sultan Selim – kurz Selim – tauft. Sie bringt ihn und seine Geschwister in eine Auffangstation. Dort lernen sie andere Hunde kennen, erleben einige Abenteuer, aber auch Niederschläge. Werden sie am Ende ein liebevolles Zuhause bei guten Menschen finden?

Felicitas Knaupp schreibt zum Niederknien schön, flüssig und mit ganz viel Herz und Wärme in jeder Zeile. Die Handlung wird aus der Sicht des Hundes Selim total glaubhaft und auch spannend erzählt. Mit ihrem großen Einfühlungsvermögen in die Lebenswelt von Straßenhunden, die ein neues Zuhause suchen und mit ihrem sicheren Gespür für eine gelungene Handlung schrieb sich die Autorin mitten in mein Herz. Sehr, sehr gerne möchte ich eine Fortsetzung rund um Selim und seine Geschwister lesen und auch noch ganz viele andere neue Geschichten der Autorin!

Der Kinderroman ist auf jeden Fall etwas für Tierfreunde und macht Mut, seinen eigenen Weg zu gehen und die Hoffnung nicht aufzugeben. Auch regt er zum Diskutieren über Straßentiere, Tierauffangstationen, Tierheime usw. an, und dazu, wie man den Tieren helfen kann. Am Ende des Buches gibt es einen QR-Code, der auf Felicitas Knaupps Internetseite führt. Dort finden wir Fotos von dem echten Hund Selim und seinen Geschwistern, denn die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit. Auch gibt es passende Ausmalbilder und Stundenpläne zum Herunterladen. Einfach toll!

Zur Handlung und der ganzen Energie des Kinderbuchs wunderbar passend sind Lydia van Enderts schwarz-weiß Illustrationen.

Wie ihr schon merkt, bin ich sehr begeistert, auch berührt, von "Ich bin Selim" und kann es euch wirklich nur wärmstens ans Herz legen. Weihnachten ist ja auch nicht mehr weit und dieses Buch ist wirklich eine ganz famose Geschenkidee!

Bewertung vom 27.10.2023
Die graue Stadt
Kuhlmann, Torben

Die graue Stadt


gut

Gerade erst ist Robin mit ihrem Vater in die Stadt gezogen. Dort ist sie gar nicht glücklich und fühlt sich sehr unwohl, denn alles sieht einfach nur grau aus an diesem Ort – die Häuserklötze, die Geschäfte, die Schule und auch die Menschen. Nicht nur das... Farben sind sogar verpönt und verboten. Robin selbst muss in der Schule nachsitzen, weil sie sich weigert, ihre quietschgelbe Regenjacke auszuziehen und gegen etwas tristes Graues einzutauschen. Doch dann trifft Robin auf Verbündete, begibt sich auf die Suche nach der Ursache für das Fehlen von Farben und entdeckt die Grauwerke. Wird es ihr gelingen, die Farben wieder zurück in das Leben der Menschen zu bringen?

Das neueste Werk von Autor und Illustrator Torben Kuhlmann, der durch seine Mäuseabenteuer rund um Edison, Lindbergh und Armstrong bekannt wurde, hinterlässt beim Lesen ein recht bedrückendes Gefühl. Aufgrund einer, meiner Meinung nach, zu schnellen Auflösung am Ende bleiben viele Fragen offen.

Die graue Stadt mit ihren betrübten Menschen erinnert an dystopische Welten à la George Orwells "1984". Da sich Robin und auch einige andere Stadtbewohner weigern, bei all dem Grau in Grau mitzumachen, kommen beim Lesen Themen wie Mut, Widerstand, ziviler Ungehorsam, Rebellion und Sabotage auf, über die man mit älteren Kindern ins Gespräch kommen kann. Auch könnte man über Versuche von Gleichmachung, über Konformität, über enge Meinungskorridore, cancel culture usw. diskutieren, die es in unserer Gesellschaft immer wieder gab und gibt, und darüber wie wichtig es ist, zu seiner eigenen Meinung zu stehen und sich nicht zensieren oder einschränken zu lassen, wenn man Unrecht wahrnimmt.

Am Ende des Buches werden noch die Brechung des Lichts und das Verfahren der Farbmischung kurz erklärt, sodass sich die Geschichte sicherlich auch im Kunstunterricht eignen würde.

Die Handlung an sich hätte noch ausführlicher und weniger oberflächlich erzählt werden können und es bleiben, wie gesagt, etliche Fragen offen. Wo ist Robins Vater während all der Zeit, in der sie beispielsweise täglich nachsitzen muss? Warum tritt er nie in Erscheinung und spricht mit seiner Tochter über die graue Stadt, die ja auch für ihn als neuen Bewohner seltsam erscheinen muss? Wer genau steckt hinter dieser Graufirma? Was sind deren Motive? Wie ist es möglich, dass Robin so einfach in die Fabrik spazieren und die Hebel umstellen konnte, sodass nun nicht mehr Grau sondern Farben produziert werden? Warum hat das vorher nie einer der anderen Menschen versucht?

Torben Kuhlmanns Illustrationen sind beeindruckend, wenn auch hauptsächlich grau, und kommen aufgrund der großflächigen Seiten sehr gut zur Geltung. Die Häuserschluchten wirken bedrohlich und kühl und die gelegentlichen Farbtupfer, wie Robins gelber Regenmantel, stechen umso leuchtender hervor.


"Die graue Stadt" ist ein Buch, mit dessen Hilfe man gerade in der heutigen Zeit mit älteren Kindern und Jugendlichen über wichtige Themen wie Gleichschaltung, Zensur, Einschränkung der Meinungsfreiheit, Vielfalt an Gesinnungen und Meinungen in einer Demokratie und vieles mehr ins Gespräch kommen kann.