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Glueckskinderbuch.de

Bewertungen

Insgesamt 129 Bewertungen
Bewertung vom 03.11.2023
Ich bin Selim
Knaupp, Felicitas

Ich bin Selim


ausgezeichnet

Heute möchte ich euch eines der schönsten Kinderbücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe, vorstellen.

Der kleine Welpe Schwarzfell und seine drei Geschwister wurden im kalten Winter in einer Erdhöhle umgeben von Müll in den Straßen der Großstadt Istanbul, Türkei geboren. An einem besonders kalten Februartag jedoch kommt ihre Mutter nicht zurück und die Kleinen beginnen, dollen Hunger zu verspüren. Und so macht sich Schwarzfell mutig auf den Weg aus der sicheren Höhle, um Hilfe zu suchen. Glücklicherweise trifft er auf eine liebe Menschenfrau, die ihn Sultan Selim – kurz Selim – tauft. Sie bringt ihn und seine Geschwister in eine Auffangstation. Dort lernen sie andere Hunde kennen, erleben einige Abenteuer, aber auch Niederschläge. Werden sie am Ende ein liebevolles Zuhause bei guten Menschen finden?

Felicitas Knaupp schreibt zum Niederknien schön, flüssig und mit ganz viel Herz und Wärme in jeder Zeile. Die Handlung wird aus der Sicht des Hundes Selim total glaubhaft und auch spannend erzählt. Mit ihrem großen Einfühlungsvermögen in die Lebenswelt von Straßenhunden, die ein neues Zuhause suchen und mit ihrem sicheren Gespür für eine gelungene Handlung schrieb sich die Autorin mitten in mein Herz. Sehr, sehr gerne möchte ich eine Fortsetzung rund um Selim und seine Geschwister lesen und auch noch ganz viele andere neue Geschichten der Autorin!

Der Kinderroman ist auf jeden Fall etwas für Tierfreunde und macht Mut, seinen eigenen Weg zu gehen und die Hoffnung nicht aufzugeben. Auch regt er zum Diskutieren über Straßentiere, Tierauffangstationen, Tierheime usw. an, und dazu, wie man den Tieren helfen kann. Am Ende des Buches gibt es einen QR-Code, der auf Felicitas Knaupps Internetseite führt. Dort finden wir Fotos von dem echten Hund Selim und seinen Geschwistern, denn die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit. Auch gibt es passende Ausmalbilder und Stundenpläne zum Herunterladen. Einfach toll!

Zur Handlung und der ganzen Energie des Kinderbuchs wunderbar passend sind Lydia van Enderts schwarz-weiß Illustrationen.

Wie ihr schon merkt, bin ich sehr begeistert, auch berührt, von "Ich bin Selim" und kann es euch wirklich nur wärmstens ans Herz legen. Weihnachten ist ja auch nicht mehr weit und dieses Buch ist wirklich eine ganz famose Geschenkidee!

Bewertung vom 27.10.2023
Die graue Stadt
Kuhlmann, Torben

Die graue Stadt


gut

Gerade erst ist Robin mit ihrem Vater in die Stadt gezogen. Dort ist sie gar nicht glücklich und fühlt sich sehr unwohl, denn alles sieht einfach nur grau aus an diesem Ort – die Häuserklötze, die Geschäfte, die Schule und auch die Menschen. Nicht nur das... Farben sind sogar verpönt und verboten. Robin selbst muss in der Schule nachsitzen, weil sie sich weigert, ihre quietschgelbe Regenjacke auszuziehen und gegen etwas tristes Graues einzutauschen. Doch dann trifft Robin auf Verbündete, begibt sich auf die Suche nach der Ursache für das Fehlen von Farben und entdeckt die Grauwerke. Wird es ihr gelingen, die Farben wieder zurück in das Leben der Menschen zu bringen?

Das neueste Werk von Autor und Illustrator Torben Kuhlmann, der durch seine Mäuseabenteuer rund um Edison, Lindbergh und Armstrong bekannt wurde, hinterlässt beim Lesen ein recht bedrückendes Gefühl. Aufgrund einer, meiner Meinung nach, zu schnellen Auflösung am Ende bleiben viele Fragen offen.

Die graue Stadt mit ihren betrübten Menschen erinnert an dystopische Welten à la George Orwells "1984". Da sich Robin und auch einige andere Stadtbewohner weigern, bei all dem Grau in Grau mitzumachen, kommen beim Lesen Themen wie Mut, Widerstand, ziviler Ungehorsam, Rebellion und Sabotage auf, über die man mit älteren Kindern ins Gespräch kommen kann. Auch könnte man über Versuche von Gleichmachung, über Konformität, über enge Meinungskorridore, cancel culture usw. diskutieren, die es in unserer Gesellschaft immer wieder gab und gibt, und darüber wie wichtig es ist, zu seiner eigenen Meinung zu stehen und sich nicht zensieren oder einschränken zu lassen, wenn man Unrecht wahrnimmt.

Am Ende des Buches werden noch die Brechung des Lichts und das Verfahren der Farbmischung kurz erklärt, sodass sich die Geschichte sicherlich auch im Kunstunterricht eignen würde.

Die Handlung an sich hätte noch ausführlicher und weniger oberflächlich erzählt werden können und es bleiben, wie gesagt, etliche Fragen offen. Wo ist Robins Vater während all der Zeit, in der sie beispielsweise täglich nachsitzen muss? Warum tritt er nie in Erscheinung und spricht mit seiner Tochter über die graue Stadt, die ja auch für ihn als neuen Bewohner seltsam erscheinen muss? Wer genau steckt hinter dieser Graufirma? Was sind deren Motive? Wie ist es möglich, dass Robin so einfach in die Fabrik spazieren und die Hebel umstellen konnte, sodass nun nicht mehr Grau sondern Farben produziert werden? Warum hat das vorher nie einer der anderen Menschen versucht?

Torben Kuhlmanns Illustrationen sind beeindruckend, wenn auch hauptsächlich grau, und kommen aufgrund der großflächigen Seiten sehr gut zur Geltung. Die Häuserschluchten wirken bedrohlich und kühl und die gelegentlichen Farbtupfer, wie Robins gelber Regenmantel, stechen umso leuchtender hervor.


"Die graue Stadt" ist ein Buch, mit dessen Hilfe man gerade in der heutigen Zeit mit älteren Kindern und Jugendlichen über wichtige Themen wie Gleichschaltung, Zensur, Einschränkung der Meinungsfreiheit, Vielfalt an Gesinnungen und Meinungen in einer Demokratie und vieles mehr ins Gespräch kommen kann.

Bewertung vom 16.10.2023
Lesen üben mit Bilderrätseln zu Rotkäppchen. 34 Bildkarten zur Leseförderung
Fell, Helga

Lesen üben mit Bilderrätseln zu Rotkäppchen. 34 Bildkarten zur Leseförderung


ausgezeichnet

Kennt ihr Kinder, die gerade das Lesen und Schreiben üben? Dann möchte ich euch einmal dieses Bildkartenset aus dem Don Bosco Verlag vorstellen, das eine schöne Abwechslung zum klassischen Vorlesen darstellt. Mit Hilfe des allseits bekannten Grimmschen Märchens "Rotkäppchen" werden hierbei spielerisch die Lesefertigkeit und -fähigkeit geübt. Die Karten schaffen zusätzlich sowohl Sprech- als auch Schreibanlässe und sind darüber hinaus vielseitig einsetzbar.

Gestaltet wurden die schönen Illustrationen von Petra Lefin. Helga Fell schrieb die kurzen Fragen und Antworten dazu. Dabei teilen sich die insgesamt 33 Bilderrätsel in drei verschiedene Schwierigkeitsstufen, die sich farblich voneinander unterscheiden. Die Bilder bleiben von Stufe zu Stufe gleich (es sind also insgesamt 11 Bilder), doch der Text bzw. die Fragen werden immer etwas schwieriger. Auf der Rückseite steht jeweils die Lösung.
Als Beispiel für das erste Bild:
Stufe 1 – Was hat das Kind auf dem Kopf?
Stufe 2 – Wer sitzt am Tisch neben der Kanne?
Stufe 3 – Welche Farbe hat die Kappe auf dem Kopf des Mädchens?

Man könnte sich natürlich mit Hilfe der Bildimpulse auch eigene, zusätzliche Fragen ausdenken. Die Karten sind selbstständig oder mit Begleitung nutzbar.

Die Bilder hätten noch etwas detaillierter ausgestaltet sein können, doch ich denke, hier wurde der Fokus eher auf Übersichtlichkeit und auf das Lesen gelegt. Und das ist ja auch vollkommen verständlich. Zur Ergänzung könnte man in Schule, Hort o.ä. auch noch das dazu passende Kamishibai Bildkartenset (Erzähltheater) von Don Bosco verwenden.

Begleitet wird das Set von einem Heftchen mit Hinweisen und Ideen, wie das Kartenset genutzt werden kann. Ergänzend kann ich mir die Verwendung der Bilderrätsel auch sehr gut bei älteren Menschen vorstellen – etwa nach einem Schlaganfall oder bei Demenz u.ä. Oder vielleicht auch in Deutsch als Fremdsprache / Zweitsprache Unterrichtssituationen.


"Lesen üben mit Bilderrätseln zu Rotkäppchen" ist ein schön gestaltetes Kartenset, welches vorrangig Kinder beim Lesen und Schreiben unterstützt, die Sprache fördert und gleichzeitig eines unserer alten deutschen Märchen nicht in Vergessenheit geraten lässt. Ich hoffe, es wird bald noch weitere Märchen-Karten zum Lesenüben vom Verlag geben.

Bewertung vom 13.10.2023
Der verschwundene Wal
Gold, Hannah

Der verschwundene Wal


sehr gut

Da seine alleinerziehende Mutter für längere Zeit in eine Klinik muss, wird Rio aus London zu seiner Großmutter nach Kalifornien in den USA geschickt. Der Elfjährige kennt seine Oma kaum. Er möchte einfach nur wieder nach Hause zurück und sehnt sich sehr nach seiner Mutter. Doch dann lernt er die gleichaltrige Marina kennen, die ihn zu den Walbeobachtungstouren ihres Vaters mitnimmt. Rio erfährt, dass ein ganz bestimmter Wal – genannt Weißschnauze – seine Mutter sehr glücklich machte, als sie noch ein Kind war. Er begibt sich auf die Suche nach diesem Walweibchen, in der Hoffnung, seine Mutter, die an schweren Depressionen leidet, wieder glücklich machen zu können. Tatsächlich trifft er auf Weißschnauze und geht sofort eine tiefe Verbindung mit dem Wal ein. Zum ersten Mal seit langer Zeit keimt Hoffnung in dem Jungen auf. Aber dann wird Weißschnauze vermisst und Rio scheint der einzige Mensch zu sein, der ihr helfen kann...

Die britische Autorin Hannah Gold, die einige von euch vielleicht schon von ihrem ersten Buch "Der letzte Bär" kennen, hat einen behutsamen, einfühlsamen und sehr flüssig zu lesenden Kinderroman geschaffen.

Rios Mutter ist nicht einfach nur im Krankenhaus, sondern in einer Klinik für psychische Erkrankungen. Ihrem Aufenthalt dort gehen Jahre an unberechenbaren Gefühlsausbrüchen und depressiven Phasen voraus. Aus den Beschreibungen konnte ich herauslesen, dass eine bipolare Störung der Grund für ihre Gemütsschwankungen und Phasen der schweren Depression ist. Rio fühlte sich Zeit seines Lebens für sie verantwortlich, kümmerte sich um sie und passte auf sie auf. Eine Rolle, die kein Kind einnehmen müssen sollte. Ich finde es sehr wichtig, dass solche Themen, die im realen Leben öfter vorkommen als man vielleicht denkt, in Kinderbüchern thematisiert und aufgegriffen werden. Auch das Gebiet alleinerziehende Eltern könnte meiner Meinung nach noch viel mehr von Kinderbuchautoren in ihre Geschichten eingewoben werden, da es heutzutage kaum noch ein Kind gibt, welches nicht davon betroffen ist oder mindestens jemanden kennt, der bei nur einem Elternteil aufwächst.

Die Entwicklung der Beziehung zwischen Enkelsohn und Großmutter und deren sanfte Annäherung haben mir gut gefallen. Auch wächst Rio ganz erstaunlich während seiner Zeit in den USA, gewinnt Selbstbewusstsein sowie eine gewisse Selbsterkenntnis und lernt, wieder Freude zu empfinden. Er erkennt, dass er letztlich nur sich selbst und sonst niemanden retten kann. Die Begegnungen des Jungen mit dem Walweibchen sind sehr berührend, doch an einigen Stellen ziemlich unrealistisch und zu dick aufgetragen.

Hervorragend aus dem Englischen übersetzt hat das Buch Sylke Hachmeister. Levi Pinfolds berührende und eindrucksvolle Illustrationen ergänzen die Handlung wunderbar.

"Der verschwundene Wal" ist ein berührender Roman voll tiefer Gefühle über die heilsame Kraft der Natur und mit dem zentralen Thema Depression eines Elternteils, welches nicht oft in Kinderbüchern vorkommt. Es empfiehlt sich, Kinder beim Lesen des Buches zu begleiten.

Bewertung vom 03.10.2023
Adam und die Jagd nach der zerbrochenen Zeit
Schmidt, G.Z.

Adam und die Jagd nach der zerbrochenen Zeit


ausgezeichnet

Was würdest du tun, wenn du die Zeit beeinflussen könntest?

Der zwölfjährige Adam lebt als Bäckergehilfe seines Onkels ein eher ruhiges Leben in Manhattan, New York. Doch eines Tages trifft er auf einen mysteriösen Fremden im Regenmantel, der ihm ein abenteuerliches Leben prophezeit, wenn er nur auf den Dachboden geht. Dort findet der blasse und schmächtige Junge auch tatsächlich eine Schneekugel, die es in sich hat. Denn mit ihr kann er in die Vergangenheit reisen. Eine abenteuerliche Zeit beginnt, in der Adam spannende Dinge erlebt, neue Freunde findet und sich stark weiterentwickelt. Doch es gibt da auch noch jemand anderen, der das Geheimnis der Schneekugel kennt und es auf sie abgesehen hat...

Viel mehr möchte ich von der wirklich guten Geschichte nicht verraten. Ich habe sie äußerst gern gelesen. Die Grundstimmung, die die Autorin G. Z. Schmidt geschaffen hat, ist stets leicht düster-geheimnisvoll, aber auf eine wirklich gemütliche Art – anders kann ich es nicht in Worte fassen. Ich finde, das Buch passt aufgrund der Atmosphäre sehr gut in die Herbst- und Winterzeit.

Die Entwicklung, die Adam, der seine Eltern vor einigen Jahren bei einem Unfall verlor, und der zu Beginn sehr zurückgezogen lebt, im Verlaufe der Geschichte macht, ist glaubhaft und hat mir sehr gefallen.

Ich liebe Bücher und Filme über Zeitreisen, wie beispielsweise die "Zurück in die Zukunft"-Trilogie. Und auch dieser Roman enttäuscht nicht. Die Handlung ist ziemlich komplex und hochspannend. Man muss manches Mal eine kleine Pause machen, um die Zeitstränge und die Personen miteinander gedanklich zusammenzuführen. Darum, und auch weil es oft um das Thema Tod geht, empfehle ich das Buch erst ab 12 oder 13 Jahren, und nicht wie der Verlag bereits ab 10. Die große philosophische Frage, die über der gesamten Handlung schwebt, ist die: Kann man mittels Zeitreisen die Vergangenheit verändern?

Reiner Pfleiderer hat die Geschichte gekonnt aus dem amerikanischen Englisch übersetzt und Gilbert Ford illustrierte das schöne Titelbild. Im Innenteil gibt es leider keine Bilder.

"Adam und die Jagd nach der zerbrochenen Zeit" ist ein lesenswert-spannender Roman für Jugendliche und Erwachsene, die beim Lesen gern nachdenken, und die Zeitreisegeschichten mögen.

Bewertung vom 26.09.2023
Die Reise zum Mittelpunkt der Magie
Tordasi, Kathrin

Die Reise zum Mittelpunkt der Magie


ausgezeichnet

Die quirlige Flo ist erst kürzlich mit ihrem Papa nach London gezogen, da stößt sie auf der Straße mit dem etwas älteren George zusammen. Bei diesem Zusammenprall verliert der chaotisch-verpeilt wirkende Junge eine geheimnisvolle Karte – Walter Wonderlys Wundersamer Wegweiser zur Quelle der Magie – die Flo an sich nimmt. Während sie versucht herauszufinden, was es mit dieser Karte auf sich hat, trifft sie auf ihre neue Nachbarin Malú, die zuerst sehr schüchtern und zurückhaltend wirkt. Das Schicksal führt nun diese drei Kinder zusammen, und gemeinsam begeben sie sich auf eine abenteuerliche Schnitzeljagd durch London, auf der sie magischen Wesen wie Lindwürmern und Kelpies begegnen, ihre jeweiligen Stärken erkennen und einsetzen lernen und gute Freundschaftsbande zueinander knüpfen. Doch da gibt es auch noch Gegenspieler und Gefahren, die sich den Kindern in den Weg stellen. Werden sie bis zur Quelle der Magie vordringen können?

Die Bücher der Autorin Kathrin Tordasi fühlen sich für mich immer wie eine warme, herzliche Umarmung eines guten Freundes an. Ich habe "Die Reise zum Mittelpunkt der Magie" während einer längeren Zugfahrt gelesen und meine Reise war umso angenehmer mit dem Buch und seinen liebenswerten Charakteren.
Man fliegt nur so von Seite zu Seite, denn Kathrins Schreibstil ist flüssig, spannend, magisch, gefühlvoll und immer aufrichtig. Sie schreibt kindgerecht und authentisch aus der Sicht der Kinderprotagonisten und nicht aus der Sicht eines Erwachsenen (kommt leider in Kinderromanen öfter vor als es sollte). Ich liebe die glaubhafte und vielschichtige Entwicklung ihrer Hauptfiguren. Kathrin Tordasi kennt Menschen und ihre Psyche gut, und auch deswegen ist sie tatsächlich eine meiner liebsten zeitgenössischen Kinderbuchautoren.

Der Verlag empfiehlt das Buch erst ab 10 Jahren, doch ich denke, dass es bereits Kindern ab 8 gefallen wird, da Kathrin Tordasi i dieser Geschichte irgendwie etwas kindlicher schreibt als in ihren anderen Romanen.

Das bezaubernde Titelbild wurde von Max Meinzold gestaltet und lädt zum Bestaunen und Sich-darin-Verlieren ein.

"Die Reise zum Mittelpunkt der Magie" ist mehr als nur eine magische Schnitzeljagd durch London, die sowohl Fantasy-Fans als auch London-Liebhaber in ihren Bann ziehen wird. Es ist ebenso ein Buch über Freundschaft, über Zusammenhalt und über das Zu-sich-Finden. Ich empfehle den Kinderroman von ganzem Herzen allen Menschen ab 8 Jahren.

Bewertung vom 14.09.2023
Ivy und die Magie des Poison Garden / Poison Garden Bd.1
Schwartz, Gesa

Ivy und die Magie des Poison Garden / Poison Garden Bd.1


gut

Ivy, deren Mutter als Archäologin in der Weltgeschichte unterwegs ist, soll zu ihrem Großvater auf den englischen Landsitz Carlton Manor ziehen. Die Dreizehnjährige ist nur mäßig begeistert davon. Ihr Opa erscheint ihr kühl und sehr ernst. Doch dann erfährt Ivy vom Poison Garden mitten auf dem Anwesen, der magisch ist, und den sie jedoch nicht betreten soll. Als dann aber ihr Großvater in diesem Garten spurlos verschwindet, muss sie handeln. Gemeinsam mit Finn, dem Gartengehilfen, und dem sprechenden Fuchs Gabriel, begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise durch einen Garten voller zauberhafter Giftpflanzen und vieler Gefahren...

Das Motiv des geheimen und magischen Gartens ist nicht neu. Es wurde und wird von sehr vielen Autoren aufgegriffen. In diesem Buch entschied sich die Autorin Gesa Schwartz dazu, neben den giftigen und gefährlichen Pflanzen auch noch eine große Vielzahl an Fabelwesen mit einzubauen. So tauchen etliche Kreaturen aus der griechischen Mythologie wie Zentauren, Sylphen, Nixen oder Minotauren sowie auch Elfen und Feen auf. Schön finde ich, dass das Erwähnen all dieser Lebewesen auf jeden Fall zum Weiterforschen anregen könnte – ob nun im riesigen und faszinierenden Reich der Wildpflanzen oder auch im Bereich der Mythologie.

Die Protagonisten springen von Kapitel zu Kapitel von einem Abenteuer in das nächste. Das geht Schlag auf Schlag und wird definitiv nicht langweilig. Als Leser kann man kaum Luft holen. Mir persönlich war es ehrlich gesagt doch etwas zu viel Action hintereinander.
Leider bin ich auch mit den Charakteren nicht wirklich warm geworden und hätte mir gewünscht, etwas mehr über sie, ihre Geschichte, ihre Persönlichkeiten, ihre Ecken und Kanten zu erfahren, um sie sympathisch finden zu können. Hier haben mir eine Art von Tiefe, eine Vielschichtigkeit und eine nachvollziehbare und glaubwürdige emotionale Entwicklung doch sehr gefehlt.

Der Schreibstil der Autorin liest sich zwar flüssig und sehr abenteuerlich, doch war er irgendwie nicht immer so meins. Bisweilen fand ich ihn viel zu dick aufgetragen, zu pathetisch und zu philosophisch-poetisch. Ich mag Poesie und Philosophie, keine Frage, aber in diesem Kinderbuch hat es teilweise nicht gepasst und wirkte unnatürlich. Auch wiederholt sich die Autorin sehr oft in ihren poetisch-philosophischen Beschreibungen. Zusätzlich hat die dreizehnjährige Ivy, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, Gedankengänge wie ein bereits sehr lebenserfahrener, weiser Mensch. Das war für mich nicht stimmig und wird – so denke ich – auch Zehnjährige, die ja die Zielgruppe sind, nicht wirklich überzeugen.

Sehr schön ergänzt wird der Kinderroman durch die schwarz-weiß Vignetten von Giftpflanzen wie beispielsweise Efeu, Tollkirsche, Fingerhut, Alraune, Maiglöckchen und Buschwindröschen, die die Illustratorin Alexandra Helm beisteuerte.

"Ivy und die Magie des Poison Garden" ist ein vollgepackter Fantasy-Roman für ältere Kinder voller Magie, magischer Wildpflanzen und phantastischer Wesen, der seine Betonung auf das Abenteuer legt.

Bewertung vom 15.08.2023
Das Schulgespenst
Abraham, Peter

Das Schulgespenst


ausgezeichnet

Wer von euch kennt noch Carola Huflattich? Das aufgeweckte und freche Mädchen, das Fußball liebt und dessen Leibspeise kalte Kartoffelpuffer sind (kann ich so verstehen! :) ).
Die Viertklässlerin Carola ist pfiffig, gewitzt, zuweilen auch vorlaut und denkt gern über knifflige Fragen nach. Doch in der Schule ist sie nicht wirklich eine Expertin und langweilt sich im Unterricht eher. Da erschafft sie eines Tages das Schulgespenst Buh, welches ihr anbietet die Rollen zu tauschen. Und so kommt es, dass Carola sich nicht mehr mit Mathe und Deutsch herumplagen muss, sondern als Gespenst durch den Tag und die Nacht geistern kann. Und auch das Gespenst Buh gefällt sich in der Rolle der Carola ausnehmend gut und wird zur strebsamen Musterschülerin, die die Lehrer zwar mögen, doch die ihre Mitschüler und Familie mehr als seltsam finden. Auch Carola in der Gespenstergestalt merkt recht schnell, dass das Leben als Gespenst doch nicht so spannend und lustig ist, wie gedacht. Sie möchte den Tausch gern rückgängig machen, aber das Gespenst weigert sich. Was nun? Muss Carola für immer als Gespenst durch die Schule geistern?

Diesen phantasievollen Kinderbuchklassiker von Peter Abraham aus dem Jahr 1978 kennt wohl jeder, der in der DDR groß geworden ist. Umso schöner ist es, dass der wunderbare Eulenspiegel Verlag das Buch in diesem Jahr neu aufgelegt hat, so dass auch die heutigen (gesamtdeutschen) Kinder ihre Freude an der Geschichte haben können, wie bereits ihre Eltern und Großeltern. Die Sprache wurde – genau wie die Figur Carola Huflattich – voller Witz und mit viel Pfiff von Peter Abraham geschrieben.
Die berühmte Illustratorin Gertrud Zucker steuerte ihre einmaligen Illustrationen bei.

"Das Schulgespenst" ist ein Stück (ost)deutscher Kinderliteraturgeschichte. Dieser zeitlose Buchschatz über ein selbstbewusstes, wildes Mädchen und ihren kuriosen Rollentausch sollte in keinem Haushalt fehlen.

Bewertung vom 03.08.2023
Auf der Suche nach Emily McCrae
Longmuir, Fiona

Auf der Suche nach Emily McCrae


ausgezeichnet

Die zwölfjährige Lily zieht mit ihrer Mutter von der Großstadt in ein kleines, verschlafenes Städtchen am Meer namens Edge. Sie findet alles dort einfach nur stinklangweilig und öde. Zuerst badet sie sich in ihrem Unglück, doch dann entdeckt Lily durch Zufall ein verborgenes Museum, das sehr seltsam erscheint. Denn darin befinden sich alltägliche Gegenstände und kleine Schätze eines Mädchens mit dem Namen Emily McCrae. Doch niemand in dem Örtchen heißt so. Wer war oder ist diese Emily? Zum Glück hat Lily neue Freunde in Edge kennengelernt und gemeinsam begeben die drei sich auf die Spurensuche nach einem Mädchen, welches auf mysteriöse Weise verschwand. Dabei geraten sie auch selbst in Gefahr, denn da gibt es jemanden, der mit allen Mitteln versucht, die Wahrheit rund um Emily McCrae zu vertuschen.

Dieser Kinderroman der schottischen Autorin Fiona Longmuir liest sich äußerst angenehm und spannend. Bianca Dyck hat die Geschichte ganz wunderbar und flüssig übersetzt. Besonders gefallen hat mir die oft poetisch anmutende Sprache. Hier mal ein Satz von Seite 37 des Buches: "Die Steinwände hatten den ganzen Morgen über die Wärme der Sonne aufgenommen und entließen sie jetzt seufzend."

Zusätzlich zu der geheimnisvollen Krimigeschichte, bei der man sehr schön miträtseln kann, werden tiefe Themen wie das Gefühl ein Außenseiter zu sein und Streit mit Freunden aufgegriffen. Der Leser kann im Laufe des Buches hautnah bei Lilys Persönlichkeitsentwicklung dabei sein.

Illustrationen befinden sich im Inneren keine, doch das atmosphärische Titelbild wurde von Verena Körting gestaltet.

"Auf der Suche nach Emily McCrae" ist ein sehr gelungener und kurzweiliger Kinderkrimi, der sich spannend liest und der auch emotionale Themen wie Außenseitertum, Freunde finden und Streit beinhaltet.

Bewertung vom 22.07.2023
Eddie Albert und die Tierbande 1.
O'Grady, Paul

Eddie Albert und die Tierbande 1.


ausgezeichnet

Der zehnjährige Eddie hat ein ganz außergewöhnliches Talent, das er lieber verborgen hält. Er kann Tiere verstehen und mit ihnen sprechen! Diese Gabe hat ihm schon so manche Schererei eingebracht. So zum Beispiel als er einer kleinen Maus helfen wollte und deswegen Ärger in der Schule bekam.
Nun muss sein alleinerziehender Vater für drei Wochen auf Fortbildung. Und Eddie soll in der Zeit bei seiner Tante Budge in Amsterdam wohnen. Zusammen mit seinen Haustieren – dem Hund Butch, der Hamsterdame Bunty und den Goldfischen Dan und Jake – macht er sich auf den Weg. Frisch in Amsterdam angekommen, beginnt nun das größte Abenteuer seines Lebens als er mit Hilfe von Flo, einer neuen Freundin, ein entführtes Orang-Utan Kind retten will. Hat die scheußliche Bekannte von Tante Budge, Vera von Loon, etwas mit dem Verschwinden des Orang-Utans zu tun?

Der Autor Paul O'Grady war in Großbritannien ein sehr bekannter Komiker, Schauspieler und Fernsehmoderator, der leider im März dieses Jahres verstarb.
Sein Kinderroman liest sich frisch, witzig, locker und spannend. Vor allem die Beschreibungen von und Szenen mit der exzentrischen Vera von Loon sind spitze und teilweise so übertrieben, dass man einfach nur lachen muss. :)

Besonders das Ende der Geschichte erinnert an Actionszenen aus Hollywoodfilmen und ist noch nichts für jüngere Leser. Der Altersempfehlung des Verlages ab 10 Jahren stimme ich daher zu.

Wirklich gekonnt aus dem Englischen übersetzt wurde das Buch von Katharina Naumann. Und auf einigen Seiten gibt es noch kleine schwarz-weiß Illustrationen von Sue Hellard, die das Geschehen schön auflockern.

"Eddie Albert und die Tierbande 1" ist ein liebevoll und witzig geschriebener sowie abenteuerlicher Roman für ältere Kinder, der sich sehr flüssig liest und schöne Lesestunden beschert. Es gibt noch einen Folgeband, welcher sicherlich auch bald auf Deutsch erscheinen wird.