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Helena

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Insgesamt 128 Bewertungen
Bewertung vom 13.08.2023
Tasmanien
Giordano, Paolo

Tasmanien


ausgezeichnet

„Trotzdem gab ich nicht auf. Es gibt Projekte, die eine Art Unausweichlichkeit haben, dich jenseits aller Vernunft fesseln, aus Gründen, die du nicht verstehst. Oft sind das Fata Morganas, das weißt du, aber du kannst nicht anders, als dich ihr so weit anzunähern, bis sie vor dir verschwindet. Die Bombe war so etwas. Ich schrieb immer langsamer und mit einer Art luzider Verzweiflung, den Moment erwartend, in dem ich mich mit nichts in Händen wiederfinden würde.“

Paolo ist ehemaliger Physikstudent. Nun ist er Journalist und arbeitet seit einigen Jahren an einem Buch zur Atombombe. Nachdem seine neun Jahre ältere Ehefrau Lorenza nach drei Jahren fruchtlosen Versuchens ein gemeinsames Kind zu bekommen, die Bemühungen einstellen möchte, stürzt diese Entscheidung Paolo in eine persönliche Krise. Diese Krise bringt einen Stein ins Rollen und lässt den Ich-Erzähler sich bewusst mit den großen und kleinen Katastrophen im Leben eines Menschen auseinandersetzen. Der Klimawandel, Terroranschläge und die atomare Bedrohung beschäftigen Paolo genauso wie seine eigene Kinderlosigkeit, die Trennung seines ehemals besten Studienfreundes von dessen Frau, die persönlichen Irrungen eines befreundeten Priesters, die Freundschaft mit dem bekannten Professor Novelli, der sich mit Wolkenformationen und ihrem Einfluss auf den Klimawandel beschäftigt. Paolo reist rastlos in der Weltgeschichte umher, ist mal motiviert, dann wieder auf seine niedersten Instinkte reduziert. Als eine schwerwiegende Augenoperation bei ihm durchgeführt wird und er einige Zeit später nach Japan reist, wo er den Gedenkfeiern zu den Atombombenangriffen auf Hiroshima und Nagasaki bewohnt und dort Terumi Tanaka trifft, der als dreizehnjähriger Junge den Atombombenangriff in Nagasaki überlebt, werden Paolo buchstäblich die Augen geöffnet für das, was wirklich im Leben zählt und die persönliche Krise scheint überwunden. Gleichzeitig bleibt die große Frage im Raum stehen: Würden wir, wenn wir wüssten, was die Zukunft bringt, anders handeln als wir es jetzt tun oder würde trotzdem jeder sein eigenes Leben so weiterleben wie bisher? Nur eines ist sicher: Aus der Perspektive von Überlebenden ist alles möglich zu erzählen.

Alle Themen und alle lauten wie leisen Töne, die Paolo Giordani in seinem Roman „Tasmanien“ unterbringt und behandelt, in einer Rezension wiedergeben zu wollen, ist schier unmöglich. Das Werk liest sich wie eine persönliche Chronik von 2015 bis 2022. Man wird an die Ereignisse in diesem Zeitraum erinnert, erlebt sie wie von Neuem und erinnert sich an die Gedanken und Gefühle, die man selbst zu dieser Zeit gehegt und empfunden hat. Und man stellt sich unweigerlich selbst die Frage: Hätte ich irgendetwas in meinem Handeln geändert, wenn ich gewusst hätte, was kommt? Paolo Giordani ist mit „Tasmanien“ wahrhaftig ein schriftstellerisches Werk gelungen, das nachhaltig zur Reflexion anregt, und dabei Gefühl und Verstand gleichermaßen anspricht. Es ist ein wichtiger Roman in unserer Zeit und zurecht das meistgelesene Buch des vergangenen Jahres.

Bewertung vom 27.04.2023
Lebendige Nacht
Kimmig, Sophia

Lebendige Nacht


ausgezeichnet

„Die Nacht ist nicht nur eine Zeit, sondern ein Lebensraum, eine Nische im großen komplexen Haus des Lebens.“

Gehören Sie vielleicht zu den Lesern von Sophia Kimmigs Sachbuch und Bestseller „Von Füchsen und Menschen“ und haben sich schon auf ihr neuestes Buch „Lebendige Nacht“ gefreut? Oder kennen Sie noch keins der beiden Bücher? In beiden Fällen sollten Sie so schnell wie möglich in die Buchhandlung rennen und sich das Sachbuch „Lebendige Nacht. Vom verborgenen Leben der Tiere“ holen, denn es ist alles, was man sich von einem Sachbuch wünscht: Es ist interessant, informativ, spannend sowie sehr humorvoll und empathisch geschrieben! Ich liebe es von ganzem Herzen. Vielleicht muss man sich für Biologie und insbesondere die Tierwelt interessieren, um dieses Buch so sehr zu lieben wie ich es tue, aber ich glaube nicht. Ich denke jeder und jede wird sich von dem Sachbuch angesprochen fühlen – vom Inhalt, dem Schreibstil und der Autorin selbst.

Wer möchte nicht mehr über solche süßen und faszinierenden Tiere wie Schlafmäuse, Eulen, Fledermäuse, Waschbären und Nachtfalter erfahren – umso mehr, da wir diese nachtaktiven Tiere als tagaktive Spezies so selten zu Gesicht bekommen? Denn über genau diese Tiere schreibt Sophia Kimmig in ihrem neuesten Sachbuch auf ihre so einnehmende Art und Weise, die jeden unweigerlich in ihren Bann zieht. Aber sie schreibt auch über allgemeine, wichtige Themen wie die Lichtverschmutzung und erklärt uns, wie wir als Menschen großen Einfluss auf die uns umgebende Tierwelt nehmen. Sie hat die besondere Gabe, schwierige Sachverhalte verständlich und einleuchtend zu erklären. Sophia Kimmig berichtet aber auch von Menschen, Dichtern und Künstlern, die bewusst die Nacht für ihre Kreativität nutzen und Werke dank der nächtlichen Magie erschaffen. Abgerundet wird das große Werk „Lebendige Nacht“ – anders kann man es nicht nennen – mit vielen persönlichen Akzenten aus dem Leben von Sophia Kimmig, so dass der Leser auch die Autorin kennen und lieben lernt. „Lebendige Nacht“ ist ein Herzensbuch und das kann man von einem Sachbuch nicht so oft behaupten. Glaubt mir aufs Wort und holt euch das Buch!

Bewertung vom 17.03.2023
Das Haus an der Herengracht / Die Magie der kleinen Dinge Bd.2
Burton, Jessie

Das Haus an der Herengracht / Die Magie der kleinen Dinge Bd.2


weniger gut

„Thea hält in der einen Hand die Puppe von Walter, in der anderen das glänzende Haus. Ein Leben lang ist sie in dieser Stadt angestarrt worden, aber einen Spiegel hat es nie gegeben. Die Amsterdamer gaffen Thea so lange an, bis sie sich als alles Mögliche, nur nicht als das fühlt, was sie wirklich ist. Aber mit der Aufmerksamkeit, die ihr in Gestalt dieser Miniaturen zuteilwird, verhält es sich anders: Sie gilt tatsächlich ihr, sie bestätigt sie in ihrem Wesen. Es fühlt sich so an, wie Rebecca sagte: als betrachte Thea sich in einem Spiegel.“

Thea ist gerade achtzehn Jahre alt geworden. Sie ist mündig und braucht in Zukunft ihr Verhältnis zu dem Kulissenmaler des Amsterdamer Theaters nicht mehr geheim zu halten. Doch nachdem ihr Vater seine Anstellung verliert, wird es immer schwerer für sie, Otto, ihre Tante und Cornelia, die Köchin. Sie müssen immer mehr vom Mobiliar verkaufen, um über die Runden zu kommen. Dass das nicht lange so weiter gehen kann, ist allen Familienmitgliedern klar. Tante Nella sieht den einzigen Ausweg darin, Thea mit einem reichen Mann zu verheiraten. Auf einem Ball gelingt es ihr, den richtigen Kandidaten an Land zu ziehen. Doch Thea weigert sich hartnäckig gegen eine arrangierte Heirat. Sie möchte aus Liebe heiraten. Als sie eines Tages auf der Treppe vor der Haustür eine Miniaturfigur von Walter findet, fühlt sie sich in ihrem Wunsch bestärkt. Doch warum ist seine Farbpalette leer und nur auf dem Pinsel, den er in der Hand hält, ist leuchtendes Rot zu sehen? Und was haben das goldene Miniaturhaus und die kleine Ananas zu bedeuten, die sie wenig später ebenfalls auf der Treppe findet? Langsam beginnt Thea zu ahnen, dass die Miniaturistin, von der Tante Nella auch einst Minaturen erhielt, hinter den Figuren steckt und dass sie ihr etwas mitzuteilen versucht. Nachdem Thea eine schockierende Erfahrung macht, fällt sie eine folgenschwere Entscheidung.

Jessie Burton war mir bereits mit ihren Romanen „Das Geheimnis der Muse“ und „Die Geheimnisse meiner Mutter“ bekannt, die mir beide recht gut gefallen haben. Mit ihrem neuesten Roman „Das Haus an der Herengracht“ konnte sie mich dagegen überhaupt nicht überzeugen. Die Geschichte ist vorhersehbar und weist eindimensionale, wenig überzeugende Figuren auf. Sie ist in Amsterdam um 1705 angesiedelt und bietet bis auf die Beschreibung der Kleidung, der Hausausstattung und des Alltags einer Köchin kaum Lokalkolorit und historische Authentizität. Thea strebt wie selbstverständlich die Liebesheirat an, die zu dieser Zeit noch nicht einmal ein Begriff war, und auch viele andere Begebenheiten wirken wie aus der Zeit herausgefallen. Die Gespräche und Gedanken der Figuren weisen in keinster Weise auf die Zeit, in der die Geschichte angesiedelt ist, vielmehr scheinen sie aus unserer heutigen Zeit zu kommen. Ganz besonders auf die Nerven ging mir die Figur der Tante Nella: Stets wollte sie entweder etwas zerschmettern oder in Stücke reißen – als ob man als Schriftsteller*in die Gefühle der Romanfiguren nicht auch anders zum Ausdruck bringen kann! Und das einzige Geheimnis, das den Roman ein wenig Leben einhaucht, das Geheimnis um die Miniaturistin, wird nicht aufgeklärt. „Das Haus an der Herengracht“ war alles andere als eine angenehme Lektüre für mich, ich habe mich durch das Buch geradezu gequält. Eine Leseempfehlung gibt es somit von meiner Seite nicht, viel eher die Erkenntnis, dass das Werk eines Autors oder einer Autorin mit dem Alter nicht unbedingt klüger und weiser werden muss. Nein, es kann auch das Gegenteil der Fall sein.

Bewertung vom 16.02.2023
Männer sterben bei uns nicht
Reich, Annika

Männer sterben bei uns nicht


sehr gut

„Ich war von klein auf dazu erzogen worden, mir und anderen Mädchen und Frauen nicht zu glauben, an meiner und der Geschichte jeder Einzelnen zu zweifeln, weil nur so die große Geschichte im Dunkeln blieb.“

Es ist der Tag der Beerdigung ihrer Großmutter, der bisherigen Herrin des Anwesens, das Luise nun erben soll. Alle Frauen, die auf dem Anwesen gelebt hatten, versammeln sich am Sarg der Toten, um sie zu betrauern. Die Enkelin Luise und ihre ältere Schwester Leni. Luises Mutter und deren Mutter: Großmutter Vera. Marianna, die Tochter, und deren eigene Tochter: Olga. Auch Justyna, die Haushälterin ist anwesend. Etwas später stößt Luises Großtante dazu, von deren Existenz Luise erst vor ein paar Tagen erfuhr. Männer sind keine anwesend, denn Männer haben auf dem Anwesen keine gelebt – jedenfalls nicht seit Luise sich erinnern kann. Nur das fünfte, unbewohnte und abgeschlossene Haus auf dem Anwesen erinnert an deren Existenz. Und sie kommen auch nur in den Erzählungen der Frauen vor. „Wie wenig meine Mutter sich hier zu Hause gefühlt hatte, wollte ich nie wirklich wahrhaben, doch jetzt erkannte ich, dass es für uns alle unmöglich war, hier zu Hause zu sein, selbst für meine Großmutter war es unmöglich. Vielleicht waren sie und ich, anders als die anderen, nur in den Wunschvorstellungen zu Hause gewesen, vielleicht war ich deswegen die Auserwählte, weil ich an diesem Glauben festgehalten, weil ich ihn noch nicht aufgegeben hatte, ihn nicht aufgeben wollte.“

Die Geschehnisse auf der Beerdigung werden immer wieder von Rückblenden aus der Vergangenheit der Ich-Erzählerin unterbrochen. In diesen Rückblenden erleben wir zusammen mit Lusie wie sie zum ersten Mal die Leiche einer jungen Frau im See findet, ein Jahr später die zweite Selbstmörderin in demselben See. Zwei sehr einschneidende Erlebnisse in Luises Kindheit. Weitere Erinnerungssequenzen folgen, in denen das Verhältnis der Ich-Erzählerin zu den Mädchen und Frauen, die eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielten, beleuchtet wird, allen voran das Verhältnis zur Schwester, zur Mutter und zu der verstorbenen Großmutter väterlicherseits – einfach Großmutter genannt. In all diesen Erinnerungsstücken geht es vor allem um Gefühle. Ein Anwesen, auf dem nur Frauen leben und die Frau als Verkörperung der Gefühle – da würde man als Leser*in meinen, dass davon viele in Erscheinung treten – doch das Gegenteil ist der Fall: „Meine Mutter vermied Gefühle, Marianna wollte sie besiegen, Olga verkleidete sie, bis sie ihr nicht mehr ähnlich sahen, und Großmutter Vera betäubte sie. Gefühle machten einsam – das war eine der großen Lektionen meiner Kindheit, und daran hatte sich nichts geändert, auch heute nicht.“ Sind die Männer – allen voran Luises Vater und ihr Großvater – verantwortlich für das Leben der Frauen, die Gefühle stets negierten und den Geschichten anderer Frauen skeptisch gegenüber standen? Wir wissen es nicht. Doch mit Sicherheit lässt sich sagen, dass sie eine Stärke entwickelten, die nur dem Tod nicht standhalten konnte.

Annika Reich legt uns mit „Männer sterben bei uns nicht“ ein äußerst dichtes Stück Literatur vor, in das ich gerne versunken bin – es hat eine unwiderstehliche Anziehungskraft von der ersten bis zur letzten Seite auf mich ausgeübt. Es hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf, sondern versucht stets das in der Tiefe Liegende zu ergründen. Vielleicht war es gerade durch das Fehlen von männlichen Figuren, was den Roman so dicht und unergründlich machte. Die weitreichende Introspektion der Ich-Erzählerin lässt uns voller Ehrfurcht erschauern. „Ich hatte mit all diesen Frauen nichts zu tun, mit den toten nicht und mit den ausgestoßenen nicht, mit den verschwundenen nicht und den herabgewürdigten nicht. Ich konnte sie nicht retten, ich konnte ihnen nicht zur Seite stehen. Ich ließ mir keine weitere tote Frau andichten. Ich musste ihre Geschichte nicht erzählen, ich schuldete niemandem irgendetwas. […] Ich war meine Großmutter.“

Wer einen tiefgründigen Roman sucht, der nicht beschwert, ist mit „Männer sterben bei uns nicht“ bestens beraten. Ich habe ihn nicht aus der Hand legen können und war wie betäubt beim Lesen. Nur ein paar inhaltliche Ungereimtheiten haben mein Leseerlebnis ein wenig getrübt, weswegen ich nur vier Sterne vergebe. Ansonsten wünsche ich mir persönlich viel mehr solcher Romane auf dem Büchermarkt!

Bewertung vom 30.09.2022
Miss Kim weiß Bescheid
Cho, Nam-joo

Miss Kim weiß Bescheid


ausgezeichnet

„Meine insgesamt sehr unterschiedlichen Texte, die alle aus meiner langen und komplizierten persönlichen Geschichte, der Vielzahl an mir zugewiesenen Rollen und meinen Grübeleien entstanden waren, wurden versimpelt und nach Lust und Laune angeführt. […] Nach dieser Vereinnahmung meiner Texte konnte ich kein Wort mehr schreiben.“ (S. 69f.)

Seit ich Cho Nam-Joos Debutroman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ gelesen hatte, der einen bleibenden Eindruck bei mir hinterließ, wusste ich, dass ich jedes weitere Buch, das diese Autorin schreiben würde, lesen würde. Wie groß war somit meine Freude, als ich feststellte, dass bereits ein Jahr später ein neues Buch der südkoreanischen Autorin erscheint! Mit großer Vorfreude habe ich mich auf das neue Buch gestürzt und wurde – natürlich! – nicht enttäuscht.

„Miss Kim weiß Bescheid“ ist im Gegensatz zu ihrem Erstlingswerk, in dem sich die ganze Geschichte um die Figur der Kim Jiyoung dreht, eine Kurzgeschichtensammlung. Wir tauchen hier in acht verschiedene Frauenschicksale unterschiedlichster Altersstufen ein. Während in der Geschichte „Junge Liebe, 2020“ die Hauptfigur im Schulalter ist, befindet sich die Erzählerin von „Unter dem Pflaumenbaum“ bereits in Rente. Meistens jedoch handeln die Kurzgeschichten von jungen Frauen, die einer Arbeit nachgehen, was oftmals mit einem Kampf gegen die Reduzierung auf Frau und Mutter einhergeht. Wir sehen wie sich diese Frauen stets weiterbilden, hart arbeiten und geradezu verausgaben, um dieselbe gesellschaftliche Position und Anerkennung wie die Männer ihres Landes zu erhalten. Doch Männer spielen in Cho Nam-Joos Kurzgeschichten eine eher untergeordnete Rolle, sie sind lediglich Randfiguren. Nur eine Kurzgeschichte springt in dieser wie auch in stilistischer Hinsicht aus dem Schema heraus und zwar die Geschichte unter dem Titel „Lieber Hyunnam“, die in Form eines Briefes verfasst ist. Die Briefschreiberin schreibt einen Abschiedsbrief an ihren Partner, mit dem sie zehn Jahre lang zusammen war. In diesem Brief reflektiert die namenlos bleibende Schreiberin über die Natur ihrer zehnjährigen Beziehung zu Hyunnam. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass sie in einem unausgewogenen und ungesunden Verhältnis steckte, das durch Demütigung und Manipulation von Seitens ihres Partners charakterisiert war. Folgerichtig endet der Brief mit einer völligen Loslösung und den Worten „du Arschloch!“ Die anderen Kurzgeschichten werden uns ebenfalls meistens von der Ich-Erzählerin, manchmal aber auch aus der Perspektive der personalen Erzählerin näher gebracht.

Die Autorin überrascht und begeistert auch in diesem ihrem zweiten Werk mit einer nüchternen, ungeschönten Sprache. Doch so wie die erste Blume im Frühling die noch von Frost gehärtete Erde durchbricht, bricht auch hier in jede Erzählung unvermittelt die poetische Schönheit ein. Wie bereits in ihrem Erstlingswerk ist die Autorin auch hier ganz weit davon entfernt in irgendeiner Hinsicht nach Beifall heischen zu wollen. Ihre wahrheitsliebende Stimme möchte vielmehr gehört werden, sie möchte Aufmerksamkeit erwecken und sie möchte Veränderung herbeiführen. Sie möchte, dass die Frauen Südkoreas gesehen werden und sie möchte, dass sich ihr Alltag und ihre Ausgangsposition verändert. Chon Nam-Joo sehnt sich danach, dass sie ihr Dasein als lebenswert erachten und ihr Leben genießen können. Aber auch Mut zusprechen, möchte sie, und den unterdrückten Frauen Südkoreas und auf der ganzen Welt Trost spenden. Sie möchte ihnen zeigen: Ihr seid nicht allein. Das gelingt ihr wunderbar mit „Miss Kim weiß Bescheid“. Der Name Kim, der oft in dem Buch vorkommt, steht dabei stellvertretend für alle Frauen in Südkorea – Miss Kim weiß Bescheid, aber nicht nur sie, auch die anderen müssen Bescheid wissen, damit sich die Zustände für sie zum Besseren wenden können. Die Kurzgeschichtensammlung ist nach „Kim Jiyoung, geboren 1982“ das zweite bewegende Manifest der Autorin, das die Leserin wie einen kostbaren Schatz hegen, das sie aber genaus

Bewertung vom 22.09.2022
Auf See
Enzensberger, Theresia

Auf See


sehr gut

Ort: Das Meer, in unmittelbarer Nähe zum Festland. Zeitpunkt: Ein nicht näher spezifizierter Zeitraum in der Zukunft. Yada, fast achtzehn Jahre alt, lebt mit ihrem Vater und einigen anderen Bewohnern auf einer Seestatt, denn das Festland ist aufgrund von Naturkatastrophen in einem chaotischen Zustand. An ihre Mutter kann Yada sich kaum erinnern, es heißt, sie wäre ihrer psychischen Krankheit unterlegen. Um die Tochter vor demselben Schicksal zu bewahren, wird Yada von ihrem Vater beschützt – oder sollte man lieber sagen: überwacht? Denn die Ungereimtheiten häufen sich und als Yada eines Tages die Flucht aufs Festland gelingt, stellt sie fest, dass ihr Vater nicht nur in Bezug auf die Zustände in Deutschland, sondern auch in Bezug auf ihre Mutter gelogen hat. Ein über Jahre hinweg sorgfältig aufgebautes Kartenhaus an Lügen stürzt zusammen und Yada findet sich in einer Realität wieder, in der sie erst lernen muss, sich zurechtzufinden. Womit sie am wenigsten gerechnet hat: Yada findet ihre totgeglaubte Mutter wieder, die als freischaffende Künstlerin in Berlin lebt. Sie ist eine Berühmtheit, weil sie einst Prophezeiungen über die Zukunft verkündete, von denen viele in Erfüllung gingen. Seitdem wird sie als „das Orakel“ bezeichnet, wogegen Helena unermüdlich ankämpft – doch ohne Erfolg. Als wieder eine ihrer Verkündungen wahr wird, beschließt sie gemeinsam mit ihrer Tochter und ein paar engen Freunden ihre Stimme für eine gute Sache zu nutzen.

Dem Roman „Auf See“ liegt nicht nur eine äußerst interessante Idee zugrunde, sondern auch ein ungewöhnliches Konzept. Wir tauchen abwechselnd in die Perspektive der Tochter, Yada, und der Mutter, Helena, ein – gegen Ende des Romans kommen noch weitere Stimmen hinzu. Die Passagen, die Yada und Helena gewidmet werden, werden von Essays zu historischen Themen unterbrochen. Sie gehören romanintern zu dem von Helena erarbeiteten und sukzessive erweitereten Archiv, sind aber gleichzeitig Themen, die die Autorin selbst brennend interessieren – die, so lässt sich vermuten, sie zu ihrem dystopischen Werk inspiriert haben – und die sie für uns, die Leser, in ansprechender und spannender Form interpretiert und zusammengefasst hat. So erfahren wir über den Betrüger Gregor MacGregor, der sein Geld damit verdiente, dass er Land einer von ihm erfundenen Insel verkaufte; wir lernen Ernest Hemingways jüngeren Bruder Leicester kennen; wir erhalten Geschichtsunterricht für die Insel Nauru und wie deren reiche Phosphatreserven – nichts anderes als Vogelscheiße – das Leben seiner Einwohner über Jahrzehnte hinweg bestimmen sollte; wir erhalten einen groben Überblick über die Entstehung der Sekte Scientology und dürfen zusammen mit der Autorin zu dem Geburtsort des modernen Neoliberalismus reisen – um nur einige Beispiele zu nennen. Wir haben hier somit einen utopischen Roman vorliegen, der um eine Essaysammlung bereichert wurde. Mit anderen Worten, uns liegt mit „Auf See“ ein fiktional-wissenschaftliches Konglomerat vor – wenn das mal keine innovative und spannende Idee ist! Ich habe die Lektüre von „Auf See“ sehr genossen und habe mich gerne auf derartig anregende Weise weiterbilden lassen. Allerdings gerät zugunsten der historischen Einschübe die fiktive Ebene teilweise zu kurz, was mich zu der Schwachstelle des Romans kommen lässt, und zwar löst sich die Geschichte gegen Ende etwas zu schnell und abrupt in Wohlgefallen auf, wodurch einige Fragen unbeantwortet und einige Nebenhandlungen unaufgelöst bleiben. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei „Auf See“ um einen wertvollen und nachdenklich stimmenden Roman, den ich allen Lesern, die ich sich sowohl für utopische/dystopische Ideen als auch für historische Themen interessieren, aufs Wärmste empfehlen kann.

Bewertung vom 24.08.2022
Intimitäten
Kitamura, Katie

Intimitäten


ausgezeichnet

„Aber wir alle sind außerstande, die Welt, in der wir leben, wirklich zu sehen, eine Welt, die den Widerspruch zwischen ihrer Banalität und ihren Extremen in sich trägt – wir sehen diese Welt höchstens für kurze Augenblicke, und dann wieder für lange Zeit nicht, wenn überhaupt noch jemals. Es ist erstaunlich einfach, Wahrgenommenes wieder zu vergessen, einen entsetzlichen Anblick, die Stimme, die das Unsagbare sagt – um in dieser Welt bestehen zu können, müssen wir vergessen und tun es auch, wir leben in einem Zustand des »Ich weiß es, aber ich weiß es nicht«.“

Als der Vater nach einer langen Krankheit stirbt und die Mutter wieder nach Singapur zurückkehrt, gibt es nichts mehr, was die Ich-Erzählerin in New York hält. Sie bewirbt sich für die Stelle als Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof in Den Haag, wo sie angenommen wird. In Den Haag lernt sie Adriaan kennen, mit dem sie eine Beziehung anfängt, der allerdings für unabsehbare Zeit nach Lissabon verreist, um über die Scheidung und das Sorgerecht um die beiden gemeinsamen Kinder mit seiner Frau zu verhandeln, die ihn vor einem Jahr für einen anderen Mann verließ. Während die Beziehung der Erzählerin zu Adriaan während dieser Zeit in der Schwebe hängt, verfängt sie sich immer mehr als Dolmetscherin in den Fallstricken eines Prozesses gegen den westafrikanischen Ex-Präsidenten, einen Kriegsverbrecher, dem massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden.

Der Roman „Intimitäten“ von Katie Kitamura hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Zum ersten Mal habe ich ein fiktionales Buch gelesen, in dem es um die Arbeit eines Dolmetschers / einer Dolmetscherin geht – und das auf derart tiefgehende, profunde Art behandelt und aufgearbeitet. Die Sprache und wie sie Sinnhaftigkeit und Weltbilder erzeugt und umgekehrt, wie sie gleichzeitig zu Sinnverlust führen kann – darum geht es unter anderem in dem Roman. „Das Dolmetschen kann massiv desorientierend wirken, man kann sich dermaßen in den Einzelheiten verlieren, in dem Bemühen, die einzelnen Wörter, die zu dolmetschen sind, möglichst getreu wiederzugeben, dass man den eigentlichen Sinn der Sätze nicht mehr recht erfasst: Man weiß im wahrsten Sinne des Wortes nicht, was man sagt. Die Sprache verliert ihre Bedeutung.“ Die Erzählerin lässt uns an ihren Erkentnissen teilhaben und kreiert mit ihren treffsicheren Bildern eine detaillierte, kenntnisreiche Erzählwelt. Die Beziehung zwischen der Erzählerin und Adriaan ist nur der Rahmen für eine viel wichtigere Geschichte. Die Fragen, die Adriaan hinterlässt, weiten sich im Zusammenhang mit dem Prozess gegen den Angeklagten, bei dessen Verhandlung sie dolmetscht, und der sie zu den privaten Treffen mit seinen Anwälten ins Gefängnis beordern lässt, zu existentiellen Ausmaßen aus. Der Buchtitel „Intimitäten“ und das darauf halb zu sehende Gesicht einer Person, die einer anderen Person etwas ins Ohr flüstert, ist nicht so sehr das Paar, das Liebesworte austauscht, sondern die Dolmetscherin, die dem Angeklagten die Worte seiner Anwälte und Verteidiger übermittelt. Es ist eine äußerst „intime“ Situation, da die Übersetzerin Worte, die ursprünglich nicht ihre eigenen sind, durch die Überführung in eine andere Sprache, mit einer unwillkürlich erfolgenden persönlichen Einfärbung durch Ton, Lautstärke, Gemütslage und Interpretation versieht. Während die Worte zunehmend an Bedeutung für sie selbst verlieren, fließen gleichsam die Grenzen zwischen Gut und Böse, zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Moral und Unmoral unbemerkt ineinander über. Dadurch baut sich eine – von der Dolmetscherin und Erzählerin ungewollte – Nähe zum Angeklagten auf: „Während dieser langen Stunden in der Kabine hatte ich manchmal das unangenehme Gefühl, dass ich von all den Menschen im Saal, ja von allen Menschen in der Stadt den Ex-Präsidenten am besten kannte. In diesen Momenten wurde er durch etwas, das ich nur als ein Übermaß an Fantasie bezeichnen kann, zu der Person, deren Perspektive ich ein

Bewertung vom 27.07.2022
Papyrus
Vallejo, Irene

Papyrus


ausgezeichnet

»Lesen errichtet eine innige Kommunikation, eine klangvolle Einsamkeit.«

Irene Vallejo nimmt uns in ihrem - äußerlich wie innerlich - wunderschönen Buch »Papyrus« auf die überaus spannende und abenteuerliche Reise auf den Spuren des Buches mit. Auf eine äußerst ansprechende Weise verbindet die Autorin Historisches, Persönliches und Fiktives zu einem originellen, einzigartigen Buch. Parallelen und Assoziationen sowie intermediale Anspielungen lassen vor dem inneren Auge des Lesers eine lebhafte Welt entstehen, in der man gerne wandelt und sich Inspirationen holt.

Gemeinsam mit der Autorin tauchen wir ein in die Geschichte der Bibliothek von Alexandria, begleiten sie zu ihren Recherchearbeiten nach Oxford und machen uns Gedanken über das geschriebene Wort. Auch über die verschiedensten Schriftenträger - Papyrus, Pergament, Papier oder gar die menschliche Haut selbst - machen wir uns zusammen mit der Autorin ausführlich Gedanken. Entstanden ist auf diese Weise ein überaus lesenswertes Buch, das die allerwärmste Empfehlung von mir erhält. Es ist ein ebenso informatives wie bezauberndes Buch für alle Menschen da draußen, die restlos der Bibliomanie verfallen sind. »Papyrus« von Irene Vallejo sollte in ihrer Sammlung auf keinen Fall fehlen.

Bewertung vom 10.05.2022
Das Leben eines Anderen
Hirano, Keiichir_

Das Leben eines Anderen


ausgezeichnet

„Wenn es stimmte, dass die Menschen erst durch ihre Erinnerungen sie selbst werden, konnte man dann nicht, indem man sich die Erinnerungen eines Anderen einverleibte, zu jemand Anderem werden?“

Rie ist in tiefer Trauer um ihren kürzlich tödlich verunglückten Ehemann, als plötzlich ein neuer Schock hinzukommt: Ihr Mann war nicht der, für den er sich ausgegeben hat. Nicht nur der Name Taniguchi Daisuke, nein, auch die Vergangenheit gehört(e) einem Anderen. Doch warum hat er eine falsche Identität angenommen? Um Klarheit zu erlangen, sucht Rie Akira Kido auf, den Anwalt, der sie bereits bei dem Scheidungsverfahren gegen ihren ersten Mann unterstützt hat. Zunächst nimmt Kido den Fall mehr ihr zuliebe an, als dass er wirklich interessant und lukrativ für ihn wäre. Je mehr Kido sich jedoch mit dem Fall befasst, desto faszinierter ist er und desto mehr gerät er in die Fänge der Idee eines Identitätstausches. Er liebäugelt mit der Vorstellung das Leben eines Anderen zu führen. Gleichzeitig setzt er sich aufs Tiefste mit existenziellen Fragen auseinander. Wie lebt man, wie liebt man in der Lüge?

„Das Leben eines Anderen“ ist ein tiefsinniger, vielschichtiger Roman. Im Fordergrund steht der kriminalistische Fall des Identitätstausches. Der Fall wird Stück für Stück aufgedeckt, sodass der Leser der Handlung mit ununterbrochener Spannung folgt. Gleichzeitig handelt es sich bei „Das Leben eines Anderen“ um einen ausgeklügelten Psychologieroman mit vielen philosophischen Fragen. Es werden Fragen nach der Identität und Zugehörigkeit aufgeworfen. Worüber definiert sich der Mensch? Über seine Herkunft? Seine Vergangenheit? Wie wird er zu dem, der er ist? Und, wird er zu einem Anderen, wenn er einen anderen Namen annimmt, die Identität mit einer anderen Person wechselt? Wird er dann ein Stückweit zu dieser anderen Person und nimmt die Vergangenheit des Anderen an, um gleichzeitig seine eigene Vergangenheit abzustreifen wie eine Hülle? Und welche Rolle spielt die Vergangenheit für die Liebe? Kann aus der Lüge eine neue, eine andere Liebe entstehen?

Keiichirō Hiranokonfrontiert uns in „Das Leben eines Anderen“ mit einer glaubwürdigen Geschichte, authentisch wirkenden Geschehnissen und lebensnahen Figuren. Gleichzeitig spielt er mit uns als Lesern und dem Zusammenspiel von Wirklichkeit und Wahrhaftigkeit, wenn er im Prolog schreibt, er habe Akira Kido persönlich kennengelernt und von ihm die Geschichte erzählt bekommen. „Ein Schriftsteller ist immer“, so schreibt er, „auf der Suche nach Menschen, die ihm als Modell für seine Romane dienen könnten. Er hofft, dass eines Tages ganz plötzlich, wie durch einen glücklichen Zufall, Meursault oder Holly Golightly vor ihm stehen. Als Vorlage eignen sich vor allem außergewöhnliche Menschen, allerdings müssen sie auch etwas an sich haben, was sie zum Sinnbild für Andere oder einer ganzen Zeit werden lässt, damit sie, durch die Fiktion geläutert, Symbolcharakter erhalten.“

Auf die Frage hin, warum Kido sich so intensiv mit dem Fall des Mannes auseinandersetzt, der seine Identität mit einem Anderen gewechselt hat, antwortet er: „Durch das Leben des Anderen komme ich an mein eigenes Leben heran. Ich kann über Dinge nachdenken, über die ich nachdenken sollte. Aber einfach so, direkt, kann ich das nicht. Mein Körper stemmt sich dagegen. Es ist so, als würde ich einen Roman lesen und beim Lesen auch meinem eigenen Schmerz begegnen.“ Und ist es nicht auch so bei uns? Lesen wir nicht auch, um uns durch das Leben einer Romanfigur an unser eigenes Leben anzunähern? Um seinem eigenen Schmerz zu begegnen? Und hat nach Beendigung der Lektüre vielleicht auch der ein oder andere mit der Idee eines Identitätstausches geliebäugelt?

Bewertung vom 03.05.2022
New York und der Rest der Welt
Lebowitz, Fran

New York und der Rest der Welt


ausgezeichnet

Fran Lebowitz, US-amerikanische Schriftstellerin, Stilikone und Kultfigur, schrieb für unterschiedliche Zeitschriften und ist besonders für ihre geistreichen, humorvollen Essays über das New Yorker Leben bekannt. Zunächst in zwei Büchern – „Metropolitan Life“ (1978) und „Social Studies“ (1981) – erschienen, wurden sie 1994 zum „The Fran Lebowitz Reader“ zusammengefasst, der uns nun endlich auch in deutscher Sprache vorliegt und zwar unter dem Titel „New York und der Rest der Welt“.

Unterteilt in „Manieren“, „Wissenschaft“, „Kunst“, „Literatur“, „Leute“, „Dinge“, „Orte“ und „Ideen“ bieten uns Fran Lebowitz’ Essays in beisendem Humor und messerscharfem Sprachwitz eine überaus aufschlussreiche wie vergnügliche Lektüre über das New Yorker Leben und die New Yorker Gesellschaft – mit einem eingeschobenen kurzen Ausflug nach Los Angeles – in all ihren Facetten. Es ist ein Lebensratgeber für das Leben in der bekanntesten Großstadt der Welt, wie man ihn sich besser nicht ausmalen könnte.

Hier einige Kostproben:

„Originelles Denken ist so originell wie die Erbsünde: Beides ist vor Ihrer Geburt passiert, und zwar Leuten, die Sie unmöglich kennen können.“

„Erlauben Sie Ihrem Kind nie, Sie beim Vornamen zu nennen. Dafür kennt es Sie nicht lange genug.“

„Bist du als Teenager mit ungewöhnlich gutem Aussehen gesegnet, dann dokumentiere diesen Zustand mit Fotografien. Nur sie gewährleisten, dass dir das jemand später noch glaubt.“

„Nur weil man in der Highschool keine Freunde hatte, ist das noch kein Grund, ein Buch zu schreiben.“

„Dass man in der Highschool viele Freunde hatte, sollte einem genügen. Das muss die lesende Öffentlichkeit nicht erfahren.“

„Ein Hund, der glaubt, er sei der beste Freund des Menschen, ist ein Hund, der offensichtlich noch keinem Steueranwalt begegnet ist.“

„Frühstücksflocken in den Farben von Freizeitanzügen in Polyester machen Verschlafen zu einer Tugend.“

Na, überzeugt? Ich sage ja: „New York und der Rest der Welt“ ist eine äußerst vergnügliche Lektüre! Man sollte sie meines Erachtens allerdings nicht in einem Rutsch, sondern eher wie einen sehr guten Whisky schlückchenweise genießen.