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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 502 Bewertungen
Bewertung vom 19.03.2025
Was wäre, wenn wir mutig sind?
Neubauer, Luisa

Was wäre, wenn wir mutig sind?


ausgezeichnet

Luisa Neubauer ist eine Kämpferin für das Klima, ich selbst folge ihr schön länger in den sozialen Medien, und höre mir immer gerne ihre Reden an, in meinen Augen sind sie klug, pointiert und auch fesselnd. Es wurde Zeit, auch einmal eines ihrer Bücher zu lesen.

Auch hier kann man die oben genannten Eigenschaften schnell feststellen. Ich hätte mir aber gewünscht, dass sie etwas einfacher schreibt. Ihr Schreibstil ist sehr elaboriert, passt natürlich zu ihrer Person, aber, um jede:n mögliche:n Leser:in anzusprechen, wäre weniger mehr. Natürlich muss ein solches Sachbuch gewisse Kriterien erfüllen, aber es könnte eben auch auf etwas allgemeinverständlichere Weise geschehen.

Das Buch beschäftigt sich mit Fossilität, Luisa Neubauer zeigt auf, wie es historisch zum Siegeszug der fossilen Energien kam, wie sie sich in unser Denken, unsere Sozialisation prägten, und wie schwer es ist, die Menschen umdenken zu lassen, zumal die fossilen Industrien große Macht haben. Die Autorin zeigt aber auch auf, dass es möglich sein kann, sich darüber hinwegzusetzen, es braucht eben auch den Mut, der schon im Titel anklingt. Sie führt auch Beispiele an, wo es schon geklappt hat. Bemerkenswert ist der Ort Duluth am Lake Superior.

Mich hat fasziniert, wie schnell mich Luisa Neubauers Ausführungen gefesselt haben, so viele zitatwürdige Sätze habe ich mir notiert, wie zum Beispiel diesen: „Es gibt kaum eine Menschengruppe, die so viel Einfluss auf die Weltgeschichte hat wie die Gleichgültigen“ (Pos. 437) oder „Gerade aus Respekt vor Erfindungen aus alten Zeiten schleift man sie nicht endlos in die Gegenwart, sondern verabschiedet sie würdevoll“ (Pos. 1429). Sie selbst zitiert natürlich auch, eine ausführliche Liste der Quellen findet man im Anhang des Buches.

2025 ist für mich das Jahr, in dem ich einige sehr lesenswerte und wichtige Sachbücher gelesen habe. Dieses gehört unbestreitbar dazu. Wem unsere Erde nur ein kleines bisschen wichtig ist, sollte es lesen.

Bewertung vom 13.03.2025
Die Brücke von London
Arth, Julius

Die Brücke von London


sehr gut

1202: Der Bau der London Bridge hat begonnen und einigen Menschen gute Arbeit gebracht. Einer davon ist Stephen, der Mann Estrids. Estrids Schwester Sibilla lebt im Wald und ist noch dem alten Glauben zugewandt. Als sie ein Unglück auf der Brückenbaustelle voraussagt, erregt sie den Unwillen der Baumeister.

1749: Auf der London Bridge herrscht reger Verkehr, die dort ansässigen Geschäftsleute machen gute Geschäfte, allerdings dräut schon Unheil, denn der Bau einer anderen Brücke wird den Geschäften schaden.

Juliana Hamley ist die Witwe eines Tuchhändlers mit Sitz auf der London Bridge und führt dessen Geschäft weiter, allerdings hat sie mit einigem Unbill zu kämpfen.

Alder ist ein Straßenjunge, der sich mit anderen Straßenkindern zusammengetan hat. Ihr Leben ist nicht ungefährlich, und auch Alders kommt unterhalb der London Bridge in große Gefahr.

Oliver Morris ist neu in London und hofft auf einen Job im Bridge House. Tatsächlich erhält er eine Anstellung, aber so ganz glücklich ist er damit nicht.

Das Leben dieser drei Menschen verknüpft sich miteinander, wobei die London Bridge ihren Teil dazu tut.

Der Hauptteil der Geschichte erzählt die Ereignisse von 1749, doch immer wieder wechselt sie zu den Ereignissen während des Brückenbaus, die letztlich auf die späteren zurückwirken. Das kann man schon früh ahnen, als von einer Prophezeiung die Rede ist.

Ich mochte alle Protagonist:innen gerne, auch wenn ich mir mit Estrid zunächst etwas schwerer tat. Mein Liebling aber war von Anfang an Alder. Auch seine Bande von Straßenkindern spielt eine wesentliche Rolle in der Geschichte. Man kann sich alle diese Charaktere sehr gut vorstellen, auch die Brücke und das Treiben auf ihr werden lebendig. So ist man sehr schnell im Geschehen und wird gut unterhalten, es macht Spaß, den Roman zu lesen, auch wenn nicht alle Ereignisse schön sind. Für letzteres sorgen schon die Antagonisten, die in beiden Zeitebenen für Ärgernisse und Gefahren sorgen.

Interessant ist natürlich auch die Geschichte der Brücke, die einen großen Teil des historischen Hintergrund bildet, allerdings bleibt diese eher an der Oberfläche.

Hin und wieder konnte ich nicht alles ganz nachvollziehen, was mich aber nicht allzu sehr gestört hat. Am Ende bleiben für mich ein paar Fragen offen, die ich gerne noch beantwortet gehabt hätte. Das Ende bietet meiner Meinung nach Platz für eine Fortsetzung, ich würde mich darüber freuen.

Was mir fehlt, ist ein Nachwort des Autors, für mich gehört das gerade bei historischen Romanen einfach dazu. Gerne hätte ich vor allem über Fakten und Fiktion gelesen, aber auch über seine Intention und Recherchen. Natürlich konnte ich selbst ein bisschen googeln, aber das ersetzt so ein Nachwort nicht.

Der Roman erzählt in zwei Zeitebenen die Geschichte der alten London Bridge, zu Beginn und gegen Ende. Er punktet vor allem mit seinen sympathischen Protagonist:innen und seinem lebendigen Erzählstil, hätte aber tiefgründiger sein können.

Bewertung vom 08.03.2025
Der letzte Mord am Ende der Welt
Turton, Stuart

Der letzte Mord am Ende der Welt


ausgezeichnet

Ein tödlicher Nebel breitete sich vor Jahrzehnten über die Erde aus und tötete alles. Nur ein kleiner Teil Menschen konnte sich auf eine griechische Insel retten und eine Barriere errichten. Dort lebte man seitdem sicher und zufrieden, bis ein Mord geschieht.

Stuart Turton ist ein besonderer Autor. Jedes seiner Bücher ist anders, er wandert durch die Genre und schreibt Bücher, die originell und wenig vorhersehbar sind, bisher mochte ich alle, und dieses natürlich auch. Es strotzt, wie von ihm gewohnt, nur so vor Unerwartetem, vor Überraschungen, ist gesellschaftskritisch und hat eine Message, und ist – dennoch – sehr unterhaltsam und spannend. Wieder bin ich sehr gespannt, was Stuart Turton mir als nächstes anbieten wird.

Doch zunächst zurück zu diesem Roman. Ich fühlte mich sofort mittendrin, lernte die Charaktere und die, recht begrenzte Welt, kennen, und wunderte mich auch schon über so manches. Ich werde hier wenig darüber verraten, denn Stuart Turtons Romane muss man von Anfang an auf sich wirken lassen, und ich will keine Überraschung verderben.

Nach und nach lernt man immer mehr immer tiefer kennen, nicht nur die Charaktere, wobei sich der Autor von den über hundert, die es hier gibt, auf nur ein paar wenige beschränkt, was auch gut ist, und diese wenigen sind letztlich die Hauptdarsteller:innen der Geschichte, die hier erzählt wird. Es gibt neben dem Mord viele Geheimnisse, die es zu ergründen gibt, von denen die Leser:innen und auch die Charaktere erst einmal noch gar nichts wissen. Ich habe schnell angefangen, mitzurätseln, aber die Geschichte ist letztlich sehr komplex.

Interessant ist die Erzählstimme in Ich-Form, über die ich aber ebenfalls wenig preisgeben möchte. Sie ist von Anfang an da, und auch über sie kann man sich seine Gedanken machen. Erzählt wird bildhaft, und obwohl die Erzählstimme viel weiß, verrät sie erst einmal wenig. Erst am Ende ergibt sich das gesamte Bild, und das finde ich letztlich gut und logisch hergeleitet. Zwischendurch habe ich mich immer einmal wieder aufgeregt über den einen oder anderen Charakter, vor allem über einen, dessen Motivation ich nicht immer ganz nachvollziehen konnte, den ich am Ende aber doch im wesentlichen verstanden habe.

Die Geschichte ist sehr spannend und hat mich, wie bereits erwähnt, immer wieder überrascht. Manche Geheimnisse werden bereits relativ früh, aber immer der Geschichte geschuldet, enthüllt. Das Buch enthält eine Karte der Insel, ich konnte sie mir aber auch so gut vorstellen.

Stuart Turton ist es auch mit seinem dritten Roman wieder gelungen, mich zu überzeugen. Auch dieser ist wieder besonders, voller Überraschungen, gelungener Charaktere und einer komplexen Geschichte. Chapeau Mister Turton!

Bewertung vom 07.03.2025
Achtzehnter Stock
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


sehr gut

Die Schauspielerin Wanda lebt mit ihrer fünfjährigen Tochter Karlie im achtzehnten Stock eines heruntergekommenen Hochhauses in Berlin. Ihr letztes Engagement ist schon lange her, noch kann sie von der Gage zehren, aber nicht mehr lange. Zum Glück steht bald ein Casting an, doch dann wird Karlie krank.

Die Autorin lässt Wanda selbst in Ich-Form erzählen, und das passt hier wirklich sehr gut, aus Wandas Sicht erlebt man nicht nur, was passiert, sondern erfährt auch viel über ihr Innenleben. Erzählt wird zudem sehr bildhaft, und auch die einzelnen Charaktere sind so gut, wenn auch recht klischeehaft, beschrieben, dass man sie direkt vor Augen hat.

Wandas Leben ist keine Bilderbuchgeschichte, im Gegenteil, und sie selbst macht sich das Leben auch nicht gerade leicht. Gerade gegen Ende erscheint mir die Geschichte fast wie ein Fiebertraum, und vor allem Karlie tat mir immer mehr leid. So ist die Geschichte keine schöne, dafür aber eine ehrliche.

Der Roman ist nicht immer leicht, aber doch zügig zu lesen, erzählt wird bildhaft und atmosphärisch. Wandas Geschichte macht betroffen, enthält aber auch Hoffnungsschimmer.

Bewertung vom 04.03.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


gut

In einem Zug von Wien nach München teilen sich ein Mann und eine Frau ein Abteil. Eduard Brünhofer ist Liebesromanautor, der aber bereits seit Jahren nichts mehr veröffentlicht hat, Catrin Meyr ist Therapeutin. Die beiden kommen ins Gespräch und sich dabei immer näher.

Ich kann mir diese Situation sehr gut vorstellen, früher bin ich öfter mit dem Zug gefahren, und habe dabei mehr oder weniger interessante Menschen kennengelernt. So war ich auch direkt mitten in der Geschichte. Auch wenn mir die beiden nicht nahegekommen sind, habe ich ihr Kennenlernen gerne verfolgt. Leider ist das dann irgendwann gekippt, Catrin ging mir mit ihren recht penetranten Fragen zunehmend auf die Nerven.

Erzählt wird durchgehend aus Perspektive Eduards, und zwar in Ich-Form, so dass man auch dessen Gedanken, nicht nur zum Gespräch, erfährt. Diese sind oft recht unterhaltsam. Die einzelnen Abschnitte des Romans sind nach den Haltestellen des Zuges benannt, zu denen Eduard übrigens auch immer etwas einfällt.

Größtenteils bleiben die beiden allein, dass andere Passagiere mit im Zug sind, erfährt man zum Beispiel durch einen Besuch der beiden im Zugrestaurant, bei dem sich Eduard in Gedanken ein bisschen über die anderen Gäste dort auslässt. Einmal nimmt vorübergehend sogar ein anderer Passagier im Abteil Platz, der aber auf beide direkt störend wirkt, auch wenn sie ihr Gespräch dennoch fortsetzen.

Am Ende gibt es eine unerwartete Pointe, die mir, ehrlich gesagt, nicht gefällt, und für mich den Rest des Romans beeinträchtigt hat. Im Nachhinein erklärt sie zwar das ein oder andere, trotzdem hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht.

Leider konnte mich der Roman nicht ganz erreichen, das Gespräch zwischen den beiden Protagonist:innen fand ich nur eine Zeit lang interessant, auch die Pointe kam bei mir nicht so recht an. Allerdings hat mich der kurze Roman doch auch unterhalten, so dass ich 3 Sterne vergeben kann.

Bewertung vom 01.03.2025
We free the Stars / Die Reiche von Arawiya Bd.2
Faizal, Hafsah

We free the Stars / Die Reiche von Arawiya Bd.2


ausgezeichnet

Leider hat nicht jeder der Gruppe die Insel Sharr verlassen können, einer blieb tot zurück, ein anderer wurde gefangen genommen. Auch konnten sie, was sie sich vorgenommen hatten, nur teilweise erledigen. Nun gilt es, den Löwen endgültig zu besiegen, und die Magie nach Arawiya zurückzubringen.

Der zweite Band der Dilogie schließt direkt an die Ereignisse des ersten an. Er bringt ein paar neue Charaktere ins Spiel, nicht alle werden überleben, und es gilt einige Schlachten zu schlagen, manche auch mit sich selbst.

Ganz so geflasht wie Band 1 hat mich der zweite Band nicht mehr, gerade zu Beginn hatte ich hin und wieder das Gefühl von Länge, doch dann packte es mich wieder sehr, und ich habe erneut atemlos gelesen. Immerhin habe ich die Charaktere des ersten Bandes liebgewonnen, und habe weiterhin um sie gebangt und mit ihnen gelitten. Mir hat gut gefallen, dass Zafiras Schwester Lana hier mehr Raum erhielt, und zeigen konnte, was sie kann.

Dieses Mal kann man die Geschichte aus drei Perspektiven lesen, an Zafiras und Nasirs Seite tritt Altair, den ich zu Beginn des ersten Bandes nicht sehr mochte, der mir dann immer mehr ans Herz wuchs, und der hier erneut zeigen muss, ob man ihm trauen kann.

Die Anziehung zwischen Zafira und Nasir tritt hier mehr in den Fokus, doch man muss lange warten, um zu erfahren, ob aus den beiden wirklich ein Paar wird. Mir hat das Ende gefallen, das allen Raum gibt, so dass man auch ein bisschen danach erfährt.

Gab es im ersten Band Zeichnungen von Nasir und Zafira, findet man hier welche von Altair und Kifah. Auch dieses Mal habe ich mir die beiden allerdings anders vorgestellt. Die Karte findet sich ebenfalls hier wieder, wie auch das Glossar inklusive Personenverzeichnis und Orten.

Ganz so wie der erste Band hat mich der zweite der Dilogie nicht geflasht, doch auch dieser hat mir spannende und unterhaltsame Lesestunden beschert, vor allem, weil mir die Charaktere sehr ans Herz gewachsen sind. So vergebe ich auch hier am Ende volle Punktzahl und empfehle die Dilogie sehr gerne weiter. Ich bin jetzt neugierig auf weitere Werke der Autorin.

Bewertung vom 24.02.2025
Lieferdienst (eBook, ePUB)
Hillenbrand, Tom

Lieferdienst (eBook, ePUB)


sehr gut

In einer nicht näher datierten Zukunft ist Berlin einer Katastrophe zum Opfer gefallen. Da der Wiederaufbau nicht so richtig in die Gänge kam, wurde das zunächst als vorübergehender Behelf gegründete Berlin 2.0 zur neuen Heimat der Einwohner. Einkäufe laufen mittlerweile über Lieferdienste, die alles per 3D-Drucker auszudrucken und dann zustellen. Unter den verschiedenen Lieferdiensten herrscht ein harter Konkurrenzkampf.

Arkadi Schneider ist einer der Bringer des Lieferdienstes Rio. Eines Tages muss er ein Attentat auf einen Kollegen miterleben. Danach scheint der Wurm drin, er macht eine merkwürdige Entdeckung, einige seiner Kund:innen sterben, und auch sein eigenes Leben scheint in Gefahr.

Der Roman ist nicht gerade lang, hat es aber in sich. Tom Hillenbrand skizziert die Welt, in der Arkadi lebt, sehr schnell, man kann sie sich gut vorstellen, und auch der technische Hintergrund ist vorstellbar, auch als mögliche Zukunft. Der Autor lässt Arkadi selbst in Ich-Form erzählen, man ist somit mitten im Geschehen, und spürt die herrschende Atmosphäre und die Gefahr deutlich. So drückt man Arkadi auch schnell die Daumen, und hofft, dass er das Ganze heil übersteht. Erzählt wird so rasant, wie Arkadi mit seinem Hooverboard durch beziehungsweise über Berlins Straßen rauscht, die Geschichte ist spannend.

Arkadi war mir schnell sympathisch, auch seinen Freund Ufuq mochte ich. Ich könnte mir gut eine weitere Geschichte mit den beiden vorstellen.

Sehr gut haben mir die Anspielungen gefallen, nicht nur, dass Straßen und Orte nach heute bekannten Persönlichkeiten benannt sind, die oben schon erwähnte mehr als lange Dauer des Wiederaufbaus von Berlin, nämlich nie, ließ mich zum Bespiel an den Bau des Berliner Flughafens BER denken.

Die Geschichte liest sich spannend und rasant und hat mich gut unterhalten.

Bewertung vom 21.02.2025
Craniosacral-Selbstbehandlung
Agustoni, Daniel

Craniosacral-Selbstbehandlung


sehr gut

2012 kam ich das erste Mal mit der craniosacralen Behandlung in Berührung, und seitdem gehört sie mit zu meiner Physiotherapie. Das Wort „Selbstbehandlung“ im Titel lockte mich, wäre es nicht schön, zusätzlich auch noch selbst Hand anlegen zu können?

Das Buch scheint mir dazu gut geeignet, ich habe aber den Eindruck, man sollte schon ein bisschen Hintergrundwissen haben, sowohl anatomisches als auch in der Weise, dass man weiß, wie es sich anfühlt, craniosacral behandelt zu werden. Ich bin übrigens alles andere als esoterisch eingestellt, aber, ich probiere gerne aus, und merke dann auch schnell, was mir hilft. Und, siehe oben, hier wusste ich es bereits nach einer Behandlung.

Man bekommt einen guten Einblick in die Theorie, und eine Menge Übungen zum Ausprobieren, die auch auf gewisse Weise aufeinander aufbauen, es macht für mich Sinn, sie, zumindest am Anfang, der Reihe nach anzugehen. Natürlich habe ich noch nicht alle Übungen durch, das dauert seine Zeit, aber ich kann sagen, dass sie gut erklärt sind, und durch die zusätzliche Illustration mit Bildern anschaulich dargestellt werden. Besonders gut finde ich die farbige Darstellung am Knochen, so dass man ganz genau weiß, welche Stelle(n) man berühren soll. Ob sie einem wirklich helfen können, muss jede:r für sich selbst feststellen, denn es gehört auch dazu, dass man sich auf sie einlässt. Einen Versuch ist es aber allemal wert.

Viel Vorbereitung braucht man zudem nicht, die Übungen können auch zwischendurch gemacht werden, man kann sitzen oder liegen, teilweise auch stehen. Für manche:n mag es etwas zu viele medizinische Fachbegriffe geben, diese sind aber, wenn nicht direkt im Text, im angehängten Glossar erklärt. Auch ein Literaturverzeichnis und eine Internetadressenliste findet man dort.

Die Übungen in diesem Buch können nicht nur der Gesundheit dienen, sondern unterstützen auch die Achtsamkeit. Dadurch kann Stress reduziert werden, man wieder ein bisschen mehr zu sich selbst finden und seinen Körper neu kennenlernen.

Bewertung vom 18.02.2025
Tokio Express
Matsumoto, Seicho

Tokio Express


sehr gut

Am Strand der Bucht von Hakata wird ein totes Paar gefunden, die Polizei tippt schnell auf Doppelselbstmord. Doch der altgediente Polizist Jutaro Torigal ist nicht ganz überzeugt, denn für ihn gibt es ein ungeklärtes Detail. Da der tote junge Mann eine gewisse Rolle in einem Korruptionsfall hatte, ist man bei der ermittelnden Dienststelle in Tokio nicht sehr glücklich über seinen Tod, doch Torigals Zweifel stößt auch hier neue Ermittlungen an.

Diese Ermittlungen Kiichi Miharas sind von Höhen und Tiefen geprägt, immer wieder steht er mit vielversprechenden Ansätzen vor dem Nichts, gibt aber nicht auf, so dass er am Ende den Fall zufriedenstellend lösen kann. Da das Ganze viel mit Zugfahrplänen zu tun hat, die erste deutsche Übersetzung 1958 hatte daher auch den Titel „Spiel mit dem Fahrplan“, kann das manchmal beim Lesen etwas verwirren, ein bisschen Aufmerksamkeit ist da schon von Nöten. Dann kann man als Leser:in aber auch miträtseln, und vielleicht selbst hinter das eine oder andere Geheimnis kommen. Dennoch gibt es natürlich auch hier unerwartete Wendungen und Sackgassen. Die beiden Karten zu Beginn des Romans erleichtern es, den diversen Reisebewegungen zu folgen.

Der Protagonist ist eindeutig Kiichi Mihara, auch wenn dieser nicht von Anfang an dabei ist. Er war mir schnell sympathisch, und ich habe mit ihm mitgefühlt, wenn er das Gefühl hatte, nicht weiter zu wissen. Auch Jutaro Torigal lernt man ein bisschen besser kennen, großen Raum im Roman nimmt er zwar nicht ein, dafür bringt er wichtige Ideen ein. Weitere Charaktere bleiben blass, spielen aber auch nur Nebenrollen. Man muss auch bedenken, wie kurz der Roman ist.

Mich hat neben dem Titel auch das Cover angesprochen, erst im Nachhinein habe ich herausgefunden, dass der Roman bereits fast 70 Jahre alt ist, das Original wurde 1958 veröffentlicht. Es handelt sich also um einen klassischen japanischen Kriminalfall, der produktive Autor ist zudem in Japan sehr bekannt, wurde bisher aber noch wenig auf Deutsch veröffentlicht. Vielleicht ändert sich das nun.

„Tokio Express“ ist ein älterer Kriminalroman, der nun neu aufgelegt wurde. Im Grunde erscheint er mir zeitlos zu sein. Ich habe ihn gespannt gelesen und hoffe auf weitere deutsche Veröffentlichungen Seicho Matsumotos.

Bewertung vom 15.02.2025
We hunt the Flame / Die Reiche von Arawiya Bd.1
Faizal, Hafsah

We hunt the Flame / Die Reiche von Arawiya Bd.1


ausgezeichnet

Früher gab es in Arawiya Magie, doch dann verschwand diese und verschiedene Flüche kamen über die Kalifate. Gleichzeitig entstand der Arz, ein Wald, in dem Finsternis herrscht, wer in ihn geht, kommt normalerweise nicht mehr heraus.

Das Kalifat Demenhur ist die Heimat Zafiras, hier herrscht nun Kälte und Schnee. Zafira gelingt es als einzige, den Arz zu betreten und ihn heil wieder zu verlassen. So wurde sie zum Jäger, der seine Leute mit im Arz gejagtem Wild versorgt. Dass sie eine Frau ist, muss sie verheimlichen, denn Frauen sind in diesem Kalifat wenig wert.

Nasir ist der Kronprinz von Sarasin, aber auch der Prinz des Todes, denn er wurde zum Haschaschinen, zum Meuchelmörder ausgebildet, und wird von seinem Vater, dem Sultan, auf dessen Feinde angesetzt.

Beide, Zafira und Nasir, erhalten jeweils den Auftrag ein Buch von der Insel Sharr zu holen, eine Insel voller Monster. Nasirs Auftrag enthält außerdem den Tod Zafiras.

Der Roman spielt in einem orientalischen Setting und erzählt die Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven Nasirs und Zafiras. Die Autorin geht dabei tief in beider Gedanken und Emotionen, so dass man ihnen sehr nahe kommt, auch Nasir, denn hinter ihm steckt mehr als nur ein Mörder.

Neben den beiden gibt es weitere Charaktere, über die man ebenfalls viel erfährt, und die durchaus auch Überraschungen zu bieten haben. Im Laufe der Geschichte habe ich immer mehr gehofft, dass alle das Geschehen heil überstehen. Haben sie das? Nun, am besten lest ihr selbst die Geschichte.

Eine Geschichte übrigens, die sehr spannend ist, hatte mich zunächst vor allem das Setting gepackt, war es auch bald die Entwicklung, die die Erzählung nimmt. Es handelt sich hier übrigens um den ersten Band einer Dilogie, so dass die Geschichte am Ende noch nicht auserzählt ist. Zum Glück ist der zweite Band ebenfalls schon erschienen, so dass man direkt weiterlesen kann.

Neben den einführenden Charakterillustrationen zu Zafira und Nasir gibt es eine Karte, und im Anhang ein Glossar, in dem auch die Personen und die Orte aufgeführt sind. Die Illustrationen hatte ich schnell vergessen, und mir die Charaktere selbst anders vorgestellt. Das Glossar kann hilfreich sein, im Text gibt es zum Beispiel immer wieder orientalische Worte. Allerdings werden diese entweder direkt erklärt, ihre Bedeutungen ergeben sich aus dem Kontext oder können leicht erraten werden.

Der erste Band der Dilogie punktet mit einem interessanten Setting, gelungenen Charakteren und einer spannenden Geschichte. Ich bin begeistert!