Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
katze267
Wohnort: 
Mönchengladbach

Bewertungen

Insgesamt 16 Bewertungen
12
Bewertung vom 25.05.2016
Uebel unterwegs
Uebel, Tina

Uebel unterwegs


sehr gut

Die Schriftstellerin, Bloggerin und leidenschaftliche Reisende Tina Uebel bekommt 2010 ein zweimonatiges Stipendium in Shanghai. Statt nun bequem dorthin zu fliegen oder, schon waghalsiger, die transsibirische Eisenbahn zu benutzen, entschliesst sie sich zu einer abenteuerlichen, siebenwöchigen Reise mt einigen Abweichungen von der direkten Reiseroute, durch 8 Länder und mit 19 verschiedenen Zugverbindungen.Über ihre Erlebnisse und Eindrücke von dieser Reise verfasste sie einen Reiseblog und aus diesem wiederum entstand dieses Buch.
Frau Uebel beschreibt auf eine ganz unnachahmliche, sehr persönliche Art ihre Reise. Dabei spielen touristische Attraktionen eine eher untergeordnete Rolle. Von weitaus größerer Bedeutung sind ihre Begegnungen und Gespräche mit Menschen völlig unterschiedlicher Herkunft. Ein tangotanzender Türke taucht ebenso auf wie ein chinesischer Kalligraph, kopftuchtragende Studentinnen in Teheran, zudringliche Taxifahrer und hilfsbereite Mitarbeiter von den ortsansässigen Goetheinstituten, Zugschaffner, Hotelrezeptionisten und immer wieder Gesprächspartner bei den langen Zugfahrten. Auch die Städte auf ihrer roten Reiselinie (eine entsprechende Karte gibt es im Buch) erkundet sie auf unnachahmliche Weise. Für ihren Blog stets auf der Suche nach "Free Wi-Fi", für ihre Koffeinsucht nach geniessbaren Kaffee (löslicher Kaffee nur im Notfall), immer an Architektur und dem alltäglichen Leben interessiert, erwandert sie sich buchstäblich fremde Städte und bekommt so völlg andere, viel intensivere Einblicke als der Main-Stream-Tourist.Viele dieser Eindrücke hält sie auch in Fotos fest, die dieses Buch zusätzlich bereichern.
Der Sprachstil ist locker, frisch, sehr ungezwungen, auch interessante eigene Wortschöpfungen ,wie Nachbarnationendisstasche und Schwachmatensandalen, tauchen auf und bereiten Lesespass..
Ihre Reisebeschreibungen werden nie langweilig, sie vermitteln einen wirklich eindrucksvollen und unverwechselbaren individuellen Einblick in fremde Städte und Kulturen auf ihrer Reiseroute. (wobei man anmerken muss, dass sich seit 2010 teils einiges, besonders bzgl Politik verändert hat).
Ein völlig anderes Reisetagebuch mit vielen interessanten Begegnungen und Eindrücken, das sehr viel Lesevergnügen bereitet.

Bewertung vom 07.07.2015
Arcadia
Münter, Felix A.

Arcadia


ausgezeichnet

Nigel White ist ein freier Journalist. Schon lange hat er seine ursprünglichen Ideale verloren und sich der Realität angepasst: für Geld macht er fast jede Reportage, Tendenz nach Wunsch des Kunden.Diesmal hat er einen wirklich lukrativen Job angenommen . Er begleitet für 100 000 Dollar den schwerreichen Bailey auf dem Eisbrecher Nimrod in die Antarktis, um mit einer Reportage für dessen "unsterblichen Ruhm" zu sorgen,. Dieser hat eine Expedition finanziert, die den grössten Meteor in der Antarktis erforschen soll. Nun will er die Ergebnisse begutachten und weitere Forschungen fördern..Doch bei der Ankunft der Nimrod scheint einiges nicht zu stimmen. Weder das Transportschiff, der Eisbrecher Arcadia, noch das Basislager der Forscher antworten auf die Funksprüche. Was ist passiert?
Schon bald geraten White, Bailey, die Besatzung der Nimrod und die mitgereisten Forscher in einen Strudel unheimlicher und gefährlicher Ereignisse.
Der Roman ist in der Ich- Form aus Sicht des Journalisten White geschrieben, so dass seine Gefühle und seine Sicht der Ereignisse im Vordergrund stehen.Egal ob überbordende Fantasie oder ungezügeltes Temperament, White beschönigt nichts in seinem Bericht. Auch der manchmal etwas burschikose Sprachstil passt stimmig zu seinem Charakter.
Besonders gefallen hat mir der sukzessve Spannungsaufbau, der dem Leser Zeit lässt, sich mit dem Szenario und deen handelnden Personen vertraut zu machen, dann aber das Tempo steigert und den Roman zu einem Pageturner macht.Ein Sonderlob von mir für den originellen Schlussatz.
Als Fazit : ein spannender Mysterythriller mit Gänsehauteffekt

Bewertung vom 20.06.2015
Ich warte auf dich, jeden Tag
Linden, Clarissa

Ich warte auf dich, jeden Tag


ausgezeichnet

Erin steckt in einer tiefen Krise. Ihr Mann Jeoffrey hat sie einer neuen Liebe wegen nach über 20 Ehejahren verlassen, ihre geliebte Arbeit im Buchladen ihrer Freundin Charlotte ist wegen des drohenden Konkurses des Geschäftes in Gefahr und jetzt haben ihre Eltern auch noch das Elternhaus verkauft, um samt Katze in eine Seniorenresidenz zu ziehen. Erin hilft ihnen beim Aufräumen und findet einen LIebesbrief aus Deutschland an ihren damals bereits 80jährigen , inzwischen verstorbenen Grossvater, den sie stets als sehr kühlen, distanzierten Menschen kennengelernt hat. Er ist unterschrieben von einer gewissen Lily und endet mit den Worten.... ich warte auf dich, jeden Tag.Ausserdem liegt ein nicht eingelöstes Flugticket nach Deutschland dabei.
Ermutigt von ihrer Freundin Charlotte begibt sich Erin auf Spurensuche, in der Hoffnung, endlich mehr über die Lebensgeschichte ihres immer so merkwürdig abweisenden Grossvaters herauszufinden, dem sie zu ihrem Bedauern nie richtig nah kommen konnte.
Sie beginnt in Barcelona, wo ihr Sohn Kyle studiert, der sie mit Freundin Laura auch unterstützt und fährt in Frankfurt mit der Suche fort.
Abwechselnd werden nun Erins Suche und die Liebesgeschichte zwischen Lily und Alexander im Frankfurt der Jahre 1933/34 erzählt.
Beides, Erins Bemühungen und auch die dabei stattfindenden Entwicklungen , auch die Veränderungen ihrer Persönlichkeit, und die schwierige Liebe von Lily und Alexannder im von den Nazis beherrschten Frankfurt werden einfühlsam und ergreifend geschildert, ohne dabei kitschig zu werden.Auch das schwierige Leben politisch Engagierter in der Nazizeit wird sehr authentisch , gut recherchiert und verständlich beschrieben, so dass der Leser sich gut in diese Zeit hineinversetzen kann.
Beide, Erins und Lilys Geschichte, nehmen den Leser auf eine emotionale Reise mit, die ihn tief beeindruckt zurücklässt.
Trotzdem ist der Schreibstil ruhig und angenehm zu lesen, es gibt kein Abgleiten in unnötige Dramatik oder süßlichen Kitsch.
Mich hat das Buch berührt und zum Nachdenken gebracht und ich kann es uneingeschränkt empfehlen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.06.2015
Die Herrschaft der Masken / Elias & Laia Bd.1
Tahir, Sabaa

Die Herrschaft der Masken / Elias & Laia Bd.1


ausgezeichnet

Vielschichtig, spannend, gefühlvoll- ein Fantasyhighlight

Der Roman spielt auf einer Fantasywelt mit vielen verschiedenen Völkern, Hauptgruppen sind jedoch die Kundigen, die seit Jahrhunderten von den Martialen beherrscht werden. Diese haben eine fast römisch strukturierte Gesellschaft und unterdrücken gnadenlos die Kundigen, berauben sie ihrer reichen Kultur und töten gezielt jeden, der Widerstand leistet. Laia ist eine von den Kundigen. Sie lebt nach dem Tode der im Widerstand aktiven Eltern mit ihrem Bruder Darin bei den Grosseltern. Eines Nachts dringen die Martialen unter Führung eines der "Maskenmänner" in ihr Haus ein, töten die Grosseltern und verschleppen ihren Bruder Darin, den sie der Spionage verdächtigen. Laia kann fliehen, wird aber von Vorwürfen geplagt und sucht Kontakt zum Widerstand, der ihren Bruder befreien soll.Dessen Führer erklärt sich auch dazu bereit, unter der Bedingung, dass Laia eine gefährliche Spionagemission als Sklavin in der Militärakademie Schwarzkliff übernimmt.
Der zweite Namensgeber des Romans ist Elias, Angehöriger eines der vornehmsten Geschlechter der Martialen, Absolvent von Schwarzkliff und kurz vor dem Abschluss stehend, der Ernennung zur "Maske" .Doch innerlich ist er mit den Methoden des grausamen Regimes nicht einverstanden ebenso wenig wie mit den brutalen Methoden der Akademie, die bis zum Abschluss die Hälfte der Schüler das Leben kostet. Er plant die unter Todesstrafe stehende Desertation.
Diese beiden so unterschiedlichen Charaktere begegnen sich auf Schwarzkliff und fühlen sich trotzdem unerklärlicherweise sofort stark zueinander hingezogen.
Die Handlung, die ich nach diesem kurzen Einstieg nicht weiter erläutern will, bleibt stets spannend, Intrigen, unerwartete Wendungen, vielfältige Charaktere aber auch die Einblicke in die Gefühlswelt der beiden Hauptpersonen machen das Geschehen vielfältig und abwechslungsreich.
Auch Aspekte, die zum Nachdenken anregen, werden schlüssig in das Geschehen eingebettet, wie die Frage nach innerer und äusserer Freiheit oder nach dem, was eigentlich Mut ausmacht.
Die Geschichte wird kapitelweise abwechselnd aus der Perspektive von Laia und Elias erzählt, was den Roman noch abwechslungsreicher macht und das Verständnis der Hauptpersonen vertieft.
Der Schreibstil ist sehr fantasievoll, die Sprache facettenreich und bildgewaltig, ohne überladen oder schwülstig zu wirken. was das Lesen zu einem Erlebnis macht und das Kopfkino bestens bedient.
Ich war begeistet von diesem beeindruckenden Debutroman, der für mich zu einem echten Pageturner wurde und auf dessen Fortsetzung ich schon gespannt warte.

Bewertung vom 16.04.2015
Der Untergang Barcelonas
Sánchez Piñol, Albert

Der Untergang Barcelonas


gut

Der Roman spielt in Spanien, zu Beginn des 18 Jahrhunderts, zur Zeit der spanischen Erbfolgekriege, die auch im Buch eine wesentliche Rolle spielen.Die Handlung wird aus der Retrospektive erzählt, der inzwischen 98jährige Marti Zuviria, genannt Zuvi, diktiert seine Erlebnisse als junger Mann seiner Pflegerin Waltraud. Nach einem Schulverweis gelangt der damals 14jährige Zuvi 1705 auf das Schloss Bazoches des Marquis Vauban, einem der grössten Ingenieure und Erbauer von Verteidigungsbastionen und Angriffsgräben seiner Zeit. Zuvi wird sein Schüler und verliebt sich in dessen Tochter Jeanne. Diese glückliche Zeit findet mit dem Tode Vaubans ein abruptes Ende. Inzwischen ist der Schüler schon zu einem "Fünfpunktler" aufgestiegen, wobei diese eintätowierten Punkte die Ingenieursrang demonstrieren. Doch die Bestätigung des 5. Punktes am Sterbebett Vaubans bleibt aus, Zuvi gelingt es nicht , das Wort zu finden, dass eine ideale Verteidigung kennzeichnet. Von der Suche nach dem Wort besessen, stürzt sich Zuvi in die Wirren des spanischen Erbfolgekrieges, in der Hoffnung, bei Angriffen und Verteidigungen auf das gesuchte Wort zu stossen.Diese Kriegswirren werden sehr detailliert undpPersonen- und faktenreich beschrieben und das bisher recht heitere und flüssig zu lesende Buch erfordert ab hier ein recht hohes Maß an Konzentration, weist auch einige recht langatmige Passagen auf.Das Schicksal Zuvis bis zur Belagerung und dem Fall Barcelonas 1714 wird weiterhin geschildert, doch wird die Handlung teilweise durch die Beschreibung des Kriegsgeschehens in den Hintergrund gedrängt. Hilfreich sind jetzt Zeittafel und Personenverzeichnis..
Wer einen leicht zu lesenden, unterhaltsamen historischen Roman erwartet ist hier sicherlich nicht gut bedient. Wer ernsthaftes Interesse an historischen Fakten, detailliert und hervorragend recherchiert, eingebettet in eine zwar interessante, aber teilweise in den Hintergrund tretende Rahmenhandlung, hat, wird mit diesem umfangreichen und sehr gut und zeitgemäß illustrierten Werk sehr zufrieden sein.

12