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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Nici
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 11.03.2023
Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat
Boks, Aron

Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat


gut

Der Urgroßonkel
Aron Boks schreibt über seinen Urgroßonkel - normalerweiße wäre es nicht sonderlich spannend, wenn jemand über seinen Urgroßonkel schreibt, aber hier geht es um Wili Sitte, den großen Künstler der DDR, der doch auch schon vor der DDR malte und auch über die DDR hinaus bedeutend war. Boks schreibt dabei jedoch nicht nur über Willi Sitte den Künstler, die politische Person und Machtmenschen, sondern auch über Willi Sitte als Familienmitglied. Boks legt sicherlich nicht alle Familiengeschichten auf den Tisch, aber er lässt Willi Sitte nahbarer erscheinen, erzählt von kleinen und großen Anekdoten und bringt so auch immer wieder die anderen Familienmitglieder ins Rampenlicht.
Boks schreibt sehr locker und kurzweilig und doch hat er mich immer wieder verloren. Als Sachbuch war es mir zu sehr mit Anekdoten angefüllt und als persönliche Erinnerungen ist es mir streckenweiße zu sehr abgeschwiffen. So recht bin ich also nicht begeistert und es lässt mich etwas ratlos zurück.

Bewertung vom 26.02.2023
Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
Blum, Isaac

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen


ausgezeichnet

Liebe zwischen den Welten
Isaac Blum schreibt über Hoodie Rosen, der in einer jüdisch orthodoxen Gemeinschaft in den USA aufwächst, die parallel zu einer christlich, liberalen Stadtbevölkerung existiert. Natürlich entstehen Konflikte und was wäre ein Coming-of-Age-Roman, wenn nicht im jungen Mann das Interesse an einer anderen Person, hier in der christlichen jungen Frau Anna-Marie, ausgerechnet die Tochter der Bürgermeisterin, entfachen würde. Hoodie lässt uns dabei nicht nur an seinen Gefühlen teilhaben sondern wir erfahren so auch einiges über amerikanische jüdisch orthodoxe Gemeinschaften und ich hatte viel Freude, diese mal aus einem anderen Blickpunkt kennen zu lernen. Da ich selbst mich im Studium eher trocken mit diesen Gemeinschaften beschäfitgt habe, war es um so schöner, die kurzweiligen Beschreibungen und Episoden in Hoodies Leben zu durchleben. Eine absolute Empfehlung also für alle Young-Adult Fans, die mal ein anderes Setting kennen lernen wollen.

Bewertung vom 29.01.2023
Ohne mich
Schüttpelz, Esther

Ohne mich


weniger gut

Ohne sie
Esther Schüttpelz schreibt über eine junge Frau, die zu Beginn des Romans ihre Beziehung zu ihrem Ehemann - der immer namenlos bleibt - beendet. Die beiden haben jung geheiratet, sind noch im Studium und nun verlässt sie ihn, er zieht aus und für sie beginnt ein Leben ohne ihn, aber doch mit ihm. Denn sie haben einen sich überschneidenden Freundeskreis, leben in der gleichen Stadt und immer wieder treffen sie sich, auch für intimere Zeiten.
Schüttpelz wählt einen interssanten Stil, bei dem wir die Protagonistin mit all ihren intimen, chaotischen und unfairen Gedanken kennen lernen, aber doch irgendwie auch nicht wirklich. Wir sehen auf ihr Leben, was sie den lieben langen Tag tut, doch verstehen können wir es nicht. Und so plätschert ihr Leben nur so dahin, scheint sich immer wieder belanglos um sich selbst zu kreisen und zu keinem Ende zu kommen. Leider hatte ich mir dank der Leseprobe auf ein wenig mehr Inhalt in dieser belanglosen Geschichte gehofft.

Bewertung vom 07.12.2022
Vilma zählt die Liebe rückwärts
Skretting, Gudrun

Vilma zählt die Liebe rückwärts


sehr gut

Klein und Fein
Gudrun Skretting erzählt in ihrem ganz eigenen Stil von Vilma, die alleine im Haus ihrer Tante lebt - bis ihr Vater wieder in ihr Leben tritt. Doch da ihr Vater bereits tot ist bzw. auf der Reise starb, erhält Vilma nur seine Briefe an sie und lernt so den Vater kennen, den sie nie hatte und von dessen Existenz sie nicht einmal wusste. Diese Begegnung mit einem Toten bringt Vilma aus ihrer Routine und lässt sie Menschen begegnen, die sie sonst nie getroffen hätte. Sie wächst aus sich heraus und öffnet sich wieder den Menschen, auch wenn sie es auf ihre eigene verschrobene Weise tut.
Skretting hat einen sehr interessanten, feinfühligen Schreibstil gewählt, der mir Vilma sehr nahe gebracht hat - auch wenn ich einige ihrer Gedanken nicht immer nachvollziehen konnte, da ich dafür wohl tiefgründiger hätte lesen müssen, worauf ich zumindest zu Beginn nicht vorbereitet war. Ein sehr kleiner feiner Roman.

Bewertung vom 09.11.2022
Die Legenden von Andor: Varkurs Erwachen
Baumeister, Jens

Die Legenden von Andor: Varkurs Erwachen


sehr gut

Eine spannende Erweiterung zum Spiel
Jens Baumeister und Timo Grubing haben hier eine schöne weitere Geschichte im Andor-Universum geschaffen. Die Illustrationen von Grubinger wirkten düster und lebendig genug, um eine tolle Atmosphäre zu erzeugen, so dass ich sofort in die Geschichte fallen konnte. Baumeisters Story ist dazu interessant und er deutet immer nur soviel an, wie es unbedingt nötig ist. Ich hatte das Gefühl, dass es schon sinnvoll ist, sich zumindest einmal mit dem Spiel "Die Legenden von Andor" beschäftigt zu haben, um der Handlung und den Charakteren wirklich folgen zu können, da den Leser*innen sonst viele Begrifflichkeiten fehlen und diese auch nur sehr knapp erklärt werden. Es ist also eher eine Erweiterung in diesem Universum und etwas für Fans.
Die Spielerweiterung ist ein netter Zusatz, aber erfindet das Rad des Spiels auch nicht neu.

Bewertung vom 23.10.2022
Ein Alman feiert selten allein
Atmaca, Aylin

Ein Alman feiert selten allein


sehr gut

Eine klischeehafte Weihnachtsgeschichte
Aylin Atmaca schreibt darüber wie es ist als Kind türkischer Gastarbeiter*innen in Deutschland die typisch deutschen Traditionen und Feste mitzuerleben. Dabei hat sie es vor allem auf Weihnachten abgesehen, das sie nicht nur in seine Einzelheiten zerpflückt, sondern das sie auch mit all seinen Klischees völlig zu Recht vorführt. Dabei spricht sie unterhaltsam und kurzweilig über die Erfahrungen, die Gastarbeiter*innen und ihre Familien in dieser fremden Kultur machten, wie sie sich integrierten bzw. die Feiertage und Feste zu ihren eigenen machten und veränderten und zu welchen Absurditäten und Alltagsanekdoten das führen kann.
Atmaca führt uns dabei selbst einen Spiegel vor und lässt uns darüber reflektieren, wie klischeehaft wir selbst sind, wie wir handeln und wie wir uns in Ausnahmesituationen, bzw. Familienfesten, verhalten - völlig absurd, ziemlich überzogen und doch kurzweilig.

Bewertung vom 11.10.2022
Stachlige Eltern und Schwiegereltern
Berger, Jörg

Stachlige Eltern und Schwiegereltern


gut

Interessant, aber eher ok
Ich muss zugeben, dass ich diesen Ratgeber zunächst gelesen hatte, in der Hoffnung, dass er mir bei meiner eigenen schwierigen Beziehung zu meinen Eltern und teils auch zu meinen Schiegereltern hilft. Zum Glück sind meine Schwiegereltern eher unproblematisch, jedoch fand ich auch keinen Ansatz in diesem Buch, um unsere Beziehung zu verbessern. Bei meinen Eltern habe ich zwar einige Ansätze und sehr interessante Handlungstipps gefunden, aber doch konnte ich vieles oft nicht richtig greifen.
Auf einer anderen Ebene war dieser Ratgeber jedoch sehr interessant, da er mir auch vor Augen geführt hat, wie viele verschiedene Varianten der zwischenmenschlichen Probleme es gibt und dass ich schon froh sein kann, dass wir doch wenigstens Kontakt auf eine Art haben. Es lässt also ein wenig demütig werden und zeigt aber auch auf, welche Ansätze man gehen kann wenn die Beziehung zu anderen Menschen schwierig ist. Für einen ersten Schritt fand ich es daher recht hilfreich.

Bewertung vom 09.10.2022
Die Welt kippt
Tschischwitz, Heiko von

Die Welt kippt


sehr gut

Die Welt in einigen Jahren
Heiko von Tschischwitz schreibt in seinem Umweltthriller über eine Welt und ein Deutschland im Jahr in wenigen Jahren. Dabei scheint unser Klima eskaliert zu sein, da wir uns einfach nicht darum gekümmert haben. Von Tschischwitz legt dabei sehr gekonnt und manchmal mehr oder weniger provokativ den Finger in diese selbstverschuldete Wunde und mahnt unterschwellig zum Handeln. Diese Agenda verknüpft er erfolgreich mit einem spannenden Thriller, der zwar recht typisch abläuft, aber dennoch viel Freude bereitet. Ihm gelingt es gut die verschiedensten Protagonist*innen zusammenzubringen und den Spannungsbogen aufrecht zu halten, auch wenn mir einige Protagonist*innen ein wenig austauschbar vorkamen und sie mir nicht sonderlich zu Herzen gingen. Alles in allem war es doch ein sehr spannender Roman, der mich eher auf der sachlich, mahnenden Ebene erreicht hat.

Bewertung vom 27.09.2022
Todesspiel. Die Nordseite des Herzens
Redondo, Dolores

Todesspiel. Die Nordseite des Herzens


sehr gut

Der Komponist
Dolores Redondo schreibt in diesem mitreißenden Thriller über die junge Kommissarin Amaia Salazar, die frisch zum FBI stößt und damit Spanien hinter sich lässt. Sie findet immer nach Naturkatastrophen das gleiche Bild vor sich: eine Familie wurde in ihrem Haus ausgelöscht und alles sieht nach einem tödlichen Unfall aus. Dabei beschreibt Redondo nun nicht nur die spannende Jagd nach dem Komponisten, sondern auch wie Salazar mit sich ringt, nicht mehr in Spanien zu sein und wie sie sich nur schwer in dieses neue Team hineinfindet. Redondo gelingt es gut, auch die langwierigeren Diskussionen und trockene Fakten spannend einzubinden und auch wenn der Roman recht lang ist, hat er sich doch gut weggelesen. Die hohe Kunst und Literatur kann man zwar nicht erwarten, aber der Roman hat mich doch für ein gutes Wochenende spannend unterhalten und damit mehr geschafft als so manch anderer Thriller.

Bewertung vom 01.09.2022
Dein Schweigen, Vater
Benda, Susanne

Dein Schweigen, Vater


sehr gut

Der Vater
Susanne Benda schreibt über eine interessante und tief traumatisierte Familie, darüber wie das Trauma über Generationen noch nachwirkt und wie man an diesem arbeiten kann und muss. Sie lässt uns zunächst den jungen Paul kennen, der im ehemals von Deutschland besetzten Brno aufwächst. Als der Krieg vorbei ist, werden sie des Landes verwießen und wir erleben diese Zeit und den Marsch der Flüchtlinge aus der Sicht des Kindes. Dabei beschönigt Benda diese Situation nicht und beschreibt sie mit all ihren Gräueln und Misshandlungen. In Sprüngen erzählt Benda dann von Pauls späteren Leben, doch spricht sie dabei auch eher aus der Sicht seiner Ehefrau und dann vor allem aus der Sicht seiner beiden Kinder - dabei geht sie sehr darauf ein, wie Pauls Trauma sie belastet hat und wie sich ihr Leben dadurch entwickelte.
Benda zeichnet so eine sehr interessante Familiengeschichte und bietet spannende Einblicke in Familien- und Generationengeschichten, die mich nachhaltig beschäftigt haben.