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Rinoa

Bewertungen

Insgesamt 176 Bewertungen
Bewertung vom 21.10.2024
Kleine Monster
Lind, Jessica

Kleine Monster


gut

Das Thema des Buchs hat mich sehr interessiert, wenn ich auch ein wenig Angst hatte, in welche Abgründe ich schauen würde. Gerade die Geschichte um den Vorfall zu Beginn hat mich wirklich gefesselt, Pia ist eine scharfe Beobachterin, wenn auch als Ich-Erzählerin etwas distanziert und recht sachlich. Und sie schafft es, den Finger in die Wunde zu legen, gerade auch, was die Schattenseiten der Mutterschaft betrifft, Gedanken und Gefühle, vor denen wahrscheinlich niemand gefeit ist.

Doch dann driftet das Ganze irgendwie ab, verliert den Zug und Pia wurde mir immer unsympathischer. Sie scheint ihre eigenen schlechten Erfahrungen aus der Kindheit auf ihren Sohn (und auch ihren Mann) zu projizieren und trifft einige doch wirklich sehr fragwürdige Entscheidungen. Sie agiert dabei aber auf eine Art und Weise, dass ich irgendwie kein Mitgefühl mit ihr haben konnte. Ich hätte sie gerne gemocht, aber es ging nicht.

Man erfährt dann auch immer mehr über Pias Vergangenheit, obwohl das bis zuletzt für mich doch eher schwammig blieb. Was im Übrigen auch für die Geschehnisse in der Gegenwart gilt. Insgesamt fand ich es doch eher oberflächlich und am Ende blieben (zu) viele Fragen offen und ich etwas ratlos zurück.

Bewertung vom 15.10.2024
Death. Life. Repeat.
Finch, Louise

Death. Life. Repeat.


ausgezeichnet

Die Idee, einen Protagonisten einen bestimmten Tag immer und immer wieder erleben zu lassen, ist nicht neu und doch gelingt es der Autorin, ihr einen ganz eigenen Stempel aufzudrücken, der mich wirklich begeistert hat.
Kurz hatte ich ein paar Anlaufschwierigkeiten, denn am Anfang war der Sprachstil des (zugegebenermaßen noch recht jungen) Ich-Erzählers Spence doch sehr umgangssprachlich und fast schon lapidar, aber das hat sich glücklicherweise schnell geändert und dann ließ es sich echt gut lesen.

Die Tage sind unterschiedlich lang und unterschiedlich ausführlich beschrieben, das hat mir gut gefallen, auch ändern sich gewisse Kleinigkeiten, so dass es mir nie langweilig wurde und ich nie das Gefühl hatte, die Geschichte wird künstlich in die Länge gezogen, im Gegenteil. Eine gewisse Entwicklung bei Spence war die ganze Zeit spürbar, nur in welche Richtung diese gehen sollte bzw. um was es hier wirklich geht, für diese Erkenntnis braucht er eine Weile.

Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, die Geschichte entwickelte eine richtige Sogwirkung und ich habe mich mittendrin gefühlt in Spences Leben. Möglicherweise gab es hier und da ein paar Logikschwächen bzw. einige Fragen, die für mich unbeantwortet geblieben sind, da aber das gesamte Konstrukt eines sich immer wiederholenden Tages nicht besonders logisch oder auch realistisch ist, konnte ich darüber gut hinwegsehen.

Ich finde jedenfalls das Thema und die damit verbundene Botschaft sehr wichtig und aus einer vielleicht etwas ungewöhnlicheren Perspektive wirklich toll erzählt. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.10.2024
Unser Buch der seltsamen Dinge
Godfrey, Jennie

Unser Buch der seltsamen Dinge


ausgezeichnet

Die Idee, um die reale Gestalt des Yorkshire-Rippers eine fiktive Geschichte zweier Mädchen zu spinnen, die ihn zur Strecke bringen wollen, hat mir sehr gut gefallen und dementsprechend gespannt war ich auf das Buch.

Zu Beginn bin ich allerdings etwas schwer reingekommen und hatte insbesondere auf den ersten Seiten Probleme mit der zeitlichen Einordnung der Ereignisse. Da war die Ich-Erzählerin Miv für meinen Geschmack doch sehr sprunghaft, was aber in gewisser Weise ja auch zu ihrem Alter passt, genau wie der gesamte Schreibstil. Gut gefallen haben mir die unterschiedlichen Perspektiven, neben Miv, die alles in ihrer Umgebung sehr scharfsinnig beobachtet, gibt es auch immer wieder Einschübe aus Sicht von verschiedenen Erwachsenen, die so die Beobachtungen von Miv (die doch teilweise noch recht kindlich sind) ergänzen, erklären und dem Leser bei der Einordnung helfen. Diese Art des Erzählens mochte ich wirklich sehr.

Der Ripper bestimmt bei allem so ein bisschen die Rahmenhandlung an der entlang sich die einzelnen Schicksale entfalten, denen die Mädchen während ihrer Ermittlungen begegnen. Die Menschen in der Nachbarschaft haben alle ihr Päckchen zu tragen und Miv und ihre Freundin nehmen, ob bewusst oder unbewusst, teilweise großen Einfluss auf die weiteren Entwicklungen, sei es auf positive oder auch auf negative Weise.

Am Ende war mir das dann aber fast ein bisschen zu viel, die ein oder andere Nebenhandlung hätte es für meinen Geschmack nicht unbedingt gebraucht, das Buch hatte auch so genug zu bieten: Über die Wichtigkeit von Freundschaft und Familie, aber auch die Fragilität derselben, über den Mut, etwas zu verändern und das vermeintlich feststehende Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, über Hoffnung und Zusammenhalt.

Mir hat „Unser Buch der seltsamen Dinge“ wirklich sehr gut gefallen, es war anders als erwartet (weniger krimimäßig), was das Leseerlebnis aber nicht geschmälert hat, im Gegenteil. Ich war fast ein wenig traurig, als es zu Ende war, die Figuren sind mir doch sehr ans Herz gewachsen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 25.09.2024
Maybrick und die Toten vom East End
Glas, Vanessa

Maybrick und die Toten vom East End


ausgezeichnet

Was für ein tolles Buch! Auch einige Tage danach bin ich immer noch ganz begeistert von der Geschichte und der Atmosphäre, in die ich regelrecht hineingezogen wurde. Es war ganz anders, als ich erwartet hatte, es war auch weniger Krimi als ich dachte, aber das machte die Lektüre nicht minder spannend.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, Maybrick und Dr. Roberts kommen zu Wort, Hester und Heath, die im East End Schmuggelware verkaufen, Gwen und Jorma, zwei Kinder, die sich in den Gassen der Docks herumtreiben. Daraus ergibt sich ein vielfältiges und vielschichtiges Panorama einer Zeit und eines Ortes, an dem alle irgendwie um ihr Überleben kämpfen müssen, wo Gewalt an der Tagesordnung steht und jeder sich selbst am Nächsten scheint.
Doch auch hier gibt es Lichtblicke, Menschen, die sich um andere kümmern, denen es nicht egal ist, wenn Kinder sterben. Ich habe mitgelitten, mitgefiebert und mich mitgefreut, auch wenn es manchmal nur Kleinigkeiten waren.

Ich mochte wirklich alles an dem Buch. Ja, es ist sehr ausführlich und auch eher eine Milieustudie als ein Krimi, aber der Autorin gelingt es wirklich außerordentlich gut, ihre Charaktere zu beschreiben, die Stimmungen einzufangen und sie hat mich damit total mitgerissen.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 30.08.2024
Anna O.
Blake, Matthew

Anna O.


gut

Ich war wirklich sehr gespannt auf „Anna O.“, der Klappentext las sich richtig gut und ich fand auch die Idee der Geschichte wirklich originell.
Leider war der Beginn für mich etwas holprig, der Schreibstil des Autors ist zwar gut zu lesen, allerdings war die Beschreibung der Umstände und damit quasi der Einstieg in die Story sehr ausführlich und auch etwas umständlich erzählt, so dass ich mich erst zurechtfinden musste.

Dann wurde es aber wirklich spannend und auch irgendwie gruselig, vor allem die Vorstellung, dass jemand vier Jahre schläft und das Drumherum, das hat mich schon gefesselt. Und dann eben auch immer die Frage: Ist Anna schuldig oder nicht?
Dabei hatte das Ganze einen gewissen True-Crime-Charakter, was vielleicht auch der Art des Erzählens geschuldet war, sodass ich mir immer wieder klar machen musste, dass das kein echter Fall ist. Auch das fand ich positiv.

Gefallen haben mir auch die unterschiedlichen Perspektiven, Ben ist zwar der Haupterzähler, es kommen aber auch Annas Mutter zu Wort, die Bloggerin Lola und es gibt Auszüge aus der Akte eines mysteriösen Patienten X sowie aus Annas Tagebuch vor der Tat. So etwas mag ich immer gerne.

Die Geschichte an sich fand ich sehr komplex und das war auch so ein bisschen das Problem: Zwischen komplex, aber verständlich und komplex und eben nicht mehr verständlich liegt oft nur ein schmaler Grat und der wurde für mich hier überschritten. Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass es an mir liegt, aber ich fand die Erzählung doch zunehmend verwirrend und hatte insbesondere im letzten Drittel eigentlich durchgehend das Gefühl, dass mir eine wichtige Info einfach fehlt (oder sogar gleich mehrere). Da waren mir gewisse Dinge einfach zu wenig herausgearbeitet bzw. zu schwammig und zuletzt wurde es immer verquerer und überladener.

Das hat das Lesevergnügen doch ziemlich eingetrübt und am Ende ließ mich „Anna O.“ so ein wenig ratlos und unbefriedigt zurück. Meinen Geschmack hat das Buch leider nicht ganz getroffen.

Bewertung vom 27.08.2024
Das Dickicht
Kuhl, Nikolas;Sandrock, Stefan

Das Dickicht


ausgezeichnet

Der Einstieg, der mit einem lange zurückliegenden Entführungsfall beginnt, hat mir wirklich gut gefallen und mich gleich gefesselt.
Danach werden erst einmal die Ermittler Juha und Lux „vorgestellt“ und man hat Zeit, richtig in der Geschichte anzukommen. Den Schreibstil empfand ich als angenehm, aber auch etwas sehr ambitioniert und um eine gewisse Lockerheit oder Coolness bemüht, da war ich mir nicht sicher, ob mir das auf Dauer gefällt, insbesondere weil es relativ zu Beginn eine Szene gibt, die ich einfach nur albern fand und die mich Schlimmes befürchten ließ.

Aber: Das wurde sehr schnell besser oder vielleicht habe ich mich auch einfach daran gewöhnt (und auch die kurze Albernheit war nur ein einmaliger Ausrutscher), jedenfalls war ich in der Folge doch begeistert von den wirklich scharfsinnigen und auch tiefgründigen Beobachtungen und Beschreibungen vor allem auf zwischenmenschlicher Ebene, das war wirklich auf den Punkt.

Juha und seine doch eher schillernde Persönlichkeit nimmt viel Raum ein, was ich ein wenig schade fand, auch wenn er mir durchaus sympathisch war und auch authentisch rüberkam. Doch dadurch kam für meinen Geschmack Lux etwas zu kurz, der auch ein sehr interessanter Charakter ist und von dem ich gerne noch mehr erfahren hätte. Vielleicht ist das im nächsten Band etwas ausgewogener.

Ansonsten entspinnt sich ein spannender Fall, bei dem sich die Ermittler ein paar Mal verrennen, aber am Ende doch nach und nach aufdecken, was passiert ist, trotz der langen Zeit, die inzwischen vergangen ist.
Am Ende hat mich die ganze Geschichte sehr berührt und auch erschüttert, trotz allem fand ich die Beweggründe und Taten glaubwürdig und mit viel Fingerspitzengefühl erzählt.

Für mich ein wirklich toller und außergewöhnlicher Krimi, den ich nur empfehlen kann. Ich freue mich auf einen hoffentlich erscheinenden Nachfolgeband mit Juha und Lux.

Bewertung vom 16.08.2024
Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi
Vermeer, Maarten

Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi


ausgezeichnet

Mein erster Eindruck als ich mit dem Buch begonnen hatte: Es ist alles wirklich sehr sehr ausführlich, fast schon ausschweifend beschrieben. Aber klar, irgendwo müssen die knapp 600 Seiten ja herkommen.

Zudem gibt es mehrere Handlungsstränge in der Gegenwart und auch immer wieder Einschübe aus dem Jahr 1944, als Westkapelle von den Deutschen besetzt war. Nach und nach erkennt man die Zusammenhänge und nach und nach hat mich die Geschichte - oder besser gesagt: die Geschichten - immer mehr gepackt und in ihren Bann gezogen.

Das lag auch an den Charakteren, die der Autor regelrecht zum Leben erweckt hat, allen voran Liv de Vries, Ann-Remi Blom und auch Ruben van der Meer, die den Ereignissen und verschiedenen Fällen ihren ganz eigenen Stempel aufdrücken.

Auch fehlt es nicht an Aktualität, vielmehr bildet die Handlung ganz gut ab, was in der Gesellschaft gerade so los ist: Rechte Tendenzen finden sich in allen Schichten und Altersklassen und in vielen verschiedenen Abstufungen.

Das Ende wird vom Autor dann noch ein wenig künstlich in die Länge gezogen, obwohl eigentlich schon alles klar ist. Aber da wären wir wieder bei der ausführlichen Erzählweise, also schließt sich hier wohl der Kreis.

Einziges Manko war für mich das etwas schlampige Lektorat. Normalerweise kann ich gut über einzelne Fehler hinwegsehen, aber hier traten sie doch sehr gehäuft auf, das habe ich so noch nicht erlebt. Es waren zwar allesamt Dinge, die man sich selbst aus dem Kontext richtigstellen konnte, ärgerlich fand ich es trotzdem.

Davon abgesehen hat mir „Die Toten von Veere“ aber wirklich sehr gut gefallen, ich konnte es kaum aus der Hand legen und hoffe auf ein Wiedersehen mit Liv, Ann-Remi und Ruben, nicht zuletzt wegen des wirklich fiesen Cliffhangers ganz am Schluss.

Bewertung vom 16.08.2024
Das größte Rätsel aller Zeiten
Burr, Samuel

Das größte Rätsel aller Zeiten


ausgezeichnet

Was für ein wunderbares und warmherziges Buch! Schon nach wenigen Seiten war ich regelrecht gefangen in der Geschichte. Erzählt wird immer abwechselnd, zum einen aus der Vergangenheit von Pippa, wie es zur Gründung der Gemeinschaft der Rätselmacher kam und was in den Jahren so alles passiert ist. Hierbei lernt man auch die anderen Mitglieder und das Zusammenwirken zwischen ihnen besser kennen. Zum anderen aus der Gegenwart und damit aus Sicht von Clayton, der sich nach Pippas Tod auf die Suche nach seiner Herkunft macht. Dazwischen gibt es immer wieder Rätsel, die ihm dabei helfen sollen.

Die ganze Erzählweise mutete zwar etwas altmodisch an, allerdings auf eine sehr charmante Art und Weise. Ich fand Pippa wirklich sehr sympathisch und ein wenig erinnerte sie mich auch an Florence Butterfield (aus dem gleichnamigen Buch), die ich letztes Jahr kennenlernen durfte. Eine starke Frau, eigensinnig, mit einem eisernen Willen und einem großen Herzen.

Auch Clayton mochte ich wirklich gerne, ich konnte ihn mir bildlich vorstellen, etwas linkisch und ungeübt im Umfang mit Gleichaltrigen, dafür aber das Herz am rechten Fleck.

Ich wollte jedenfalls immer weiterlesen, wissen, wie es weitergeht und weiter in diese Welt eintauchen, gleichzeitig wollte ich aber auch nicht, dass es endet.
Aber natürlich musste das Ende irgendwann kommen, persönlich hat es mir zwar nicht ganz so gut gefallen, aber insgesamt war es schon stimmig und passend.

Eine wirklich schöne Geschichte über Freundschaft und auch den Mut, etwas zu wagen bzw. zu verändern. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.08.2024
Das dicke Quatsch-Rätselbuch
Große Holtforth, Isabel

Das dicke Quatsch-Rätselbuch


ausgezeichnet

Beim dicken QUATSCH-Rätselbuch ist der Name Programm: Es ist knapp über hundert Seiten dick und voll mit (Quatsch-)Rätseln.

Es gibt Labyrinthe, Suchbilder, Zahlen- und Zählrätsel, Merkbilder und vieles mehr. Die Rätsel sind wirklich abwechslungsreich gestaltet und wiederholen sich in ihrer Art kaum. Das hat mir sehr gut gefallen. Zusätzlich gibt es viele Doppelseiten, die ein Motiv zeigen (z.B. einen Bauernhof, eine Bäckerei oder einen Zoo) und auf denen sich dann mehrere verschiedene Rätsel befinden. Diese Bilder fand ich teilweise etwas überladen und von der Anordnung etwas chaotisch. Das ist aber auch schon der einzige kleinere Minuspunkt (und vielleicht auch eher Geschmacksache).

Die Altersangabe „ideal für Kinder zwischen 4-6 Jahren“ würde ich nicht ganz unterschreiben, ich denke für Vierjährige könnten die Rätsel teilweise noch zu schwer sein (wobei es natürlich auch hier auf den Einzelfall ankommt).
Es sind aber doch einige Zahlen- bzw. Buchstabenrätsel und auch diverse Schwungübungen dabei, die ich eher im Vorschulbereich verorten würde.

Alles in allem ist das Rätselbuch wirklich toll, sehr abwechslungsreich und hat meiner Tochter viel Freude bereitet (bzw. wird dies auch noch eine Weile tun). Eine Empfehlung für alle Kinder, die gerne Rätsel lösen.

Bewertung vom 14.08.2024
Windstärke 17
Wahl, Caroline

Windstärke 17


sehr gut

Nachdem mir „22 Bahnen“ wirklich außerordentlich gut gefallen hatte, habe ich mich sehr auf „Windstärke 17“ gefreut und war natürlich auch gespannt, ob die Autorin an die Intensität der Geschichte anknüpfen kann.
Für mich ganz klar: Ja, sie kann!

Es gibt also ein Wiedersehen mit Ida kurz nach dem Tod ihrer Mutter. Die große Schwester Tilda ist weit weg und hat inzwischen eine eigene Familie. Und Ida flieht: Vor dem Schreiben, vor den Verpflichtungen, vor ihrer vermeintlichen, aber vor allem vor sich selbst.

Und das ist einfach toll ge- und beschrieben: Man bekommt Idas Gefühle und Gedanken nahezu ungefiltert ab, was wahnsinnig intensiv und schmerzlich ist. Gleichzeitig entwickelt sich ein Sog, dem ich mich kaum entziehen konnte.

Obwohl ich nie in einer auch nur annähernd ähnlichen Situation wie Ida war, konnte ich ihr Verhalten gut nachvollziehen und ich fand die Beschreibungen realistisch und authentisch (soweit ich das beurteilen kann). Auch die Entwicklung, die sie durchmacht hat mir gut gefallen, genau wie das Zusammenspiel mit den Menschen, die Ida kennenlernt. Manchmal braucht es neue Impulse von außen oder auch andere Schicksale, um das eigene anders einordnen zu können - auch wenn das weh tut.

Mir hat „Windstärke 17“ wirklich gut gefallen, zwar nicht ganz so gut wie der Vorgänger, was vielleicht auch daran lag, dass ich nun ungefähr wusste, was mich erwartet und das Überraschungsmoment ausgeblieben ist. Trotzdem kann ich es auf jeden Fall empfehlen.