Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Chrissi66
Wohnort: 
Kelkheim
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 17 Bewertungen
12
Bewertung vom 25.08.2021
Wildtriebe
Mank, Ute

Wildtriebe


ausgezeichnet

Drei Generationen auf dem Bauernhof
Ein wunderschön gestaltetes Buch hat mich da eingefangen…
Beschreibung des Buches:
„Wildtriebe“ ist 2021 im dtv Verlag als Hardcover mit 283 Seiten erschienen. Das Buch hat einen mit einer Pfingstrose gestalteten Einband, ein Lesebändchen ist vorhanden.
Kurze Zusammenfassung:
Der Bethches-Hof wird von Generation zu Generation weiter vererbt, deshalb sind Nachkommen sehr wichtig. Lisbeth verbringt hier ihren Lebensabend. Sie ist mit Karl verheiratet und ihr Sohn Konrad bringt die Schwiegertochter Marlies auf den Hof, die sich allerdings eher weniger für Hof und Haushaltsführung interessiert. Sie arbeitet lieber in der Stadt und verschiebt den Kinderwunsch. Als dann Töchterchen Joanna auf die Welt kommt, leben 3 Generationen auf dem Hof – kann das gut gehen?
Mein Leseeindruck:
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Die Geschichte um Lisbeth, Marlies und Joanna ist sehr warmherzig erzählt. Man erfährt vieles über das Leben auf einem Bauernhof in den 1970er – 1980er Jahren und später (leider gibt es keinerlei Zeitangaben, aber man kann anhand von Hinweisen, wie den Butterberg, Kinderwagen mit Sichtfenster und eine arbeitende Ehefrau, die sich die Erlaubnis vom Ehemann holen muss, den Zeitrahmen erahnen).
Die Frauen als auch die Männer sprechen wenig bis gar nicht über ihre Gefühle. Nur mit der besten Freundin gelingt es Marlies für sie wichtige Gespräche zu führen. So gibt es an vielen Stellen Missverständnisse und viel Unverständnis.
Die ältere Generation ist darauf bedacht, dass „man“ im Dorf nicht zum Gesprächsthema wird, deshalb soll alles nach außen hin harmonisch wirken. Doch wie es in den Köpfen und Herzen der Beteiligten aussieht, das behält jeder für sich selbst.
Der Autorin ist es gelungen hier einen sehr einfühlsamen Roman über das Mehrgenerationenleben auf einem Bauernhof zu beschreiben, die Nöte der Landwirte und ihrer Familien, die Perspektiven für die Jüngeren und hier insbesondere für die Frauen.
Fazit:
Ein wunderbares Buch, das einen in ein Leben auf dem Bauernhof versetzt und dabei nichts verherrlicht. Eine Zeitreise in die 1970 und 1980er Jahre, die gelungen ist. Ich kann das Buch sehr empfehlen!

Bewertung vom 13.05.2021
Frau Merian und die Wunder der Welt
Kornberger, Ruth

Frau Merian und die Wunder der Welt


gut

Während man hier einiges über die interessante Forscherin Sibylla Merian erfährt, wird hier auch gleichzeitig eine kleine Liebesgeschichte hineingewoben. Man bekommt einen ganz besonderen Einblick in die Geschichte der Zeit des 17. Jahrhunderts, erlebt historische Personen und kann sich so in diese Zeit hineinversetzen.
Die Autorin beschreibt die Forschungsarbeiten von Sibylla sehr detailliert und in einer feinen Sprache. Man hat ein genaues Bild der künstlerischen Tätigkeiten vor Augen.
Teils ist die Geschichte spannend, sie ist aber auch in gewisser Weise unterhaltsam, wenn es um die Beziehung von Sibylla mit dem geheimnisvollen Jan geht.
Neben der fiktiven Handlung erfährt man auch einiges über das Amsterdam mit seinen so unterschiedlichen Bewohnern, das Überleben einer alleinstehenden Frau mit zwei Töchtern und die Sklavenhaltung im fernen Surinam.

Fazit:
Ich fand den Roman interessant, allerdings war er für mich an manchen Stellen etwas langatmig und es fehlte zwischenzeitlich die Spannung.

Bewertung vom 14.02.2021
Das Leben ist zu kurz für irgendwann
Geraghty, Ciara

Das Leben ist zu kurz für irgendwann


sehr gut

Was Freundschaft ausmacht

Ein Titel, der ins Auge springt – ein Cover, das neugierig macht

Kurze Zusammenfassung:
Als Iris an MS erkrankt ist nichts mehr, wie es war. Einige Zeit lebt sie mit dieser Erkrankung, doch dann beschließt sie, ihrem Leben in der Schweiz ein Ende zu setzen. Die Vorbereitungen dazu trifft sie heimlich. Nur durch einen Zufall erfährt ihre beste Freundin Terry von ihrem Vorhaben und reist ihr mit ihrem dementen Vater, den sie gerade aus dem Altersheim holen mussten, nach. Von Irland über England nach Frankreich führt sie der Weg. Kann Terry Iris von ihrem Vorhaben abhalten?

Mein Leseeindruck:
Mir hat der Schreibstil der Autorin gut gefallen. Ich mag Bücher, in denen es recht lebendig mit viel Wörtlicher Rede zugeht. So ist dieses Buch recht kurzweilig, punktet durch teilweise witzige Situationen, die mit dem dementen Vater manchmal etwas skurril anmuten, hat aber auch viele tiefgründige Stellen.
Die Reise erscheint mir eher etwas unrealistisch, aber durch die beschriebenen Situationen, in die die drei Reisenden geraten, ertappt sich Terry immer wieder bei Gedanken an die Vergangenheit. Der Roman ist nämlich aus der Sicht Terrys geschrieben.
So wechseln sich witzige Szenen mit ernsthaften und tiefgründigen Gedanken ab – und das macht die Mischung in diesem Buch aus.
Das Buch ist eine Hommage an die Freundschaft. Es geht dabei nicht nur um den Willen des Einzelnen, sondern auch um den Respekt, den jeder Mensch dem anderen zollen sollte.

Fazit:
Ein tolles Buch, das zeigt, was Freundschaft ausmacht.

Bewertung vom 03.02.2021
Der Solist
Seghers, Jan

Der Solist


sehr gut

Warum so kurz? Politischer Krimi – Auftakt zu einer neuen Reihe?

Marthaler war gestern, jetzt ermittelt Neuhaus.

Beschreibung des Buches:
„Der Solist“ von Jan Seghers ist im rowohlt-Verlag als Hardcover mit 230 Seiten erschienen.

Auf dem Cover mit weißem Hintergrund sind eine männliche Person und das Vorfeld des Berliner Flughafens Tempelhof zu sehen.

Kurze Zusammenfassung:
Ermittler Neuhaus aus Frankfurt am Main wird zur neugegründeten Berliner „Sondereinheit Terrorabwehr“ abberufen, es ist September 2017, die Bundestagswahlen stehen kurz bevor. Nach dem Weihnachtsmarktanschlag 2016 hat sich die Gefährdungslage in Berlin stark erhöht. Ein Mord an einem jüdischen Aktivist und weitere Morde werden miteinander in Verbindung gebracht. Neuhaus stürzt sich mit seiner Kollegin Suna-Marie in die Ermittlungsarbeit…

Mein Leseeindruck:
Ich bin bekennender Fan der Reihe um Marthaler, den Frankfurter Ermittler aus der Feder Jan Seghers, deshalb war ich neugierig auf diesen neuen Roman.

Der Roman startet schon einmal kurz und knackig. Er lebt von kurzen, aber prägnanten Sätzen. Das gefiel mir schon immer am Schreibstil Seghers.

Auch die private Seite des Ermittlers bleibt hier nicht verborgen, so erfährt man gleich zu Beginn etwas über seine Mutter, von der er sich zunächst verabschieden muss, weil er zu Ermittlungsarbeit von Frankfurt am Main nach Berlin reisen wird. Neben Frankfurt am Main ist für mich auch Berlin eine faszinierende Stadt und mir gefällt auch bei diesem Roman, dass ich viele der Schauplätze tatsächlich kenne und beim Lesen vor Augen hatte.

In diesem Buch geht es gleich zur Sache. Schon während seiner Anreise überschlagen sich die Ereignisse. So gibt es einen ersten Mordfall, der nicht der einzige bleiben wird und im Zusammenhang mit einer Anschlagsserie gesehen wird.

Die Protagonisten werden nach und nach eingeführt und meist nur mit ihrem Nachnamen angesprochen. So fiel es mir ab und an schwer, den Überblick zu behalten wer genau jetzt wieder gemeint ist. Zumal Neuhaus‘ Kollegin Suna-Marie auf den Nachnamen Grabowski hört, den ich bisher mit einem Fußballer in Verbindung brachte.

In diesem Roman vermischen sich Realität (wenn es z.B. um den Weihnachtsmarkt-Anschlag und den Namen des Täters geht) und schriftstellerische Phantasie, wobei die Beschreibungen in diesem Roman der Wirklichkeit wahrscheinlich ziemlich nahe kommen. So werden hier auch brisante, politische Themen angesprochen.

Der „Fall“ ist interessant konstruiert und bleibt bis zum Schluss spannend. Schade fand ich allerdings, dass das Ende dann doch recht plötzlich kam.

Der Cliffhanger am Schluss des Buches lässt mich vermuten, dass es mit Ermittler Neuhaus weitergehen könnte.

Fazit:
Mir hat der Roman gut gefallen, er ist spannend, realitätsnah und spielt in einer meiner Lieblingsstädte. Ich würde mich auf eine Fortsetzung mit dem Ermittler Neuhaus freuen.

Bewertung vom 10.11.2020
Zorn und Stille
Gugic, Sandra

Zorn und Stille


ausgezeichnet

Auf der Suche nach der Vergangenheit
Wie leben Menschen damit, dass sie aus einem Land kommen, das es so nicht mehr gibt?
Beschreibung des Buches:
„Zorn und Stille“ ist 2020 beim Hoffmann und Campe Verlag als Hardcover mit 238 Seiten erschienen. Das Cover ist in Braun gehalten, ein weißer Kaninchenkopf ziert den unteren Teil des Titelbildes.
Kurze Zusammenfassung:
Die Fotografin Billy Bana (früher Biljana Banadinowic) muss die Wohnung ihres Vaters nach dessen Tod auflösen. Dabei wird sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Aufgewachsen ist sie als Gastarbeiterkind in Wien, die Familie kam ursprünglich aus dem ehemaligen Jugoslawien.
Mein Leseeindruck:
Dieser Roman ist in mehrere Teile untergliedert mit und aus der Sicht der verschiedenen Familienmitglieder - und in verschiedenen Zeitebenen. Während der erste Teil von Billy selbst im Jahr 2016 handelt, folgt im 2. Romanteil ein Blick der Geschehnisse auf die Vergangenheit aus Sicht von Billys Mutter Azra im Juli 2008. Dem schließt sich die Geschichte Simas (Vater von Billy) aus dem Mai 1999 an. Zum Ende des Buches (Januar 2018) erzählt Billy selbst…
Der Sprachstil der Autorin ist etwas ganz besonderes, sehr ausgefeilt, feinfühlig. Man kommt beim Lesen so richtig in einen Sog, der einen nicht mehr loslässt.
Sie beschreibt sehr bildhaft und emotional das Aufwachsen und das Leben ihrer Protagonisten. Dabei stört es keineswegs, dass der Roman in die verschiedenen Abschnitte unterteilt ist.
Gerade die unterschiedliche Betrachtung ihrer Protagonisten auf ihre Heimat und ihr Familiengefüge machen diesen Roman so lesenswert. Die Rückblicke sind wichtig, auch die Sicht aus und auf die einzelnen Familienmitglieder.
Mich hat dieser Roman sehr berührt. Es zeigt, dass ein Verlassen der Heimat immer einen großen Verlust bedeuten, die Familie zerbricht möglicherweise. Die Vergangenheit bekommt eine neue Bedeutung bei Verlust und Tod naher Familienmitglieder.
Der Autorin gelingt es mit diesem Roman die Gesellschaftspolitik ihres Heimatlandes zu beleuchten.
Fazit:
Ein wunderbar feinfühliger Gesellschaftsroman, dem ich viele Leser/innen wünsche!

Bewertung vom 10.11.2020
Das Flüstern der Bäume
Christie, Michael

Das Flüstern der Bäume


ausgezeichnet

Eine Familiengeschichte - Bäume - und die Suche nach einem Tagebuch
Ein Titel, der ins Auge fällt und neugierig auf das Lesen macht.
Beschreibung des Buches:
„Das Flüstern der Bäume“ ist 2020 beim Penguin-Verlag als Hardcover mit 560 Seiten erschienen. Das Buchcover zeigt eine Landschaft mit See, Gebirge und Bäumen. Es strahlt eine gewisse Ruhe aus.
Kurze Zusammenfassung:
In verschiedenen Zeitebenen wird die Familiengeschichte der Greenwoods erzählt. Beginnt das Buch zunächst im Jahr 2038, so gibt es immer wieder auch Zeitrückblicke bis ins Jahr 1908 zurück. Die Naturführerin Jacinda Greenwood arbeitet im Jahr 2038 auf einer kanadischen Insel. Hier gibt es ein Luxus-Ferienresort, für dessen Gäste sie als Naturführerin arbeitet. Es handelt sich um eine Art Freilichtmuseum, denn die Natur auf der Erde ist zum größten Teil zerstört. Als sie das Tagebuch ihrer Großmutter von einem ehemaligen Freund erhält, lernt sie ihre tatsächlichen Wurzeln kennen. Bäume scheinen ihr familiäres Schicksal zu sein.
Mein Leseeindruck:
Es hat schon einige Seiten gedauert, bis ich mit diesem Buch warm geworden bin. Vielleicht lag es daran, dass dieser Roman im Jahr 2038, in der Zukunft startet. Es wirkte zunächst etwa surreal auf mich und konnte mich irgendwie nicht richtig fesseln.
Bis mich der Roman in seinen Bann zog, musste ich in das Jahr 1974 eintauchen. Die Perspektiv- und Protagonistenwechsel waren für mich am Anfang nicht ganz klar zu verstehen. Doch irgendwann erkannte ich die Zusammenhänge. Das Problem: Wenn man immer nur ein paar Seiten am Abend liest, verliert man den Faden, kann sich nicht mehr an die Charaktere/Namen erinnern und muss fast wieder beim Anfang starten.
Die Familiengeschichte mit der Suche nach einem Tagebuch zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, man muss sich nur auf die Zeitenwechsel und auch die unterschiedlichen Erzählweisen der Protagonisten einlassen, sonst ist man verloren.
Während man im Jahr 2038 startet, geht es erst einmal zurück ins Jahr 1908 und weiter durch die Jahre 1934, 1974 und 2008, genauso, wie man es auf den Jahresringen eines aufgeschnittenen Baumes zu Beginn der Geschichte ablesen kann.
Mich hat das Buch dann endlich gefesselt, als es auf mich plötzlich auch wie ein Krimi wirkte: Die Jagd nach dem Tagebuch – und die ungeklärte Abstammung einer Frau – gepaart mit der engen Verbundenheit zu Bäumen.
Fazit:
Ein spannender Roman über eine ungewöhnliche Familie, der über mehrere Generationen hinweg erzählt wird. Man lernt nebenbei einiges über Bäume und Landschaftspflege und Natur kennen – und wird nachdenklich, wenn man im ersten Kapitel (im Jahr 2038) die apokalyptischen Zustände der Erde vor Augen geführt bekommt.

Bewertung vom 22.07.2020
Die Nachbarin
Corcoran, Caroline

Die Nachbarin


gut

Zwei Frauen Wand an Wand
Ich lese gerne auch mal einen Thriller, der Titel hat klang schon mal sehr geheimnisvoll…
Beschreibung des Buches:

Kurze Zusammenfassung:
Lexie mit ihrem Freund Tom und Harriet wohnen nebeneinander in einem Mehrfamilienhaus in London. Beide Frauen würden lieber das Leben der anderen leben. So lauscht Lexie, was da bei ihrer Nachbarin in der Wohnung passiert und Harriet spioniert Lexie und Tom in vielfältiger Weise nach.

Mein Leseeindruck:
In diesem Thriller werden die Perspektiven kapitelweise gewechselt. Während man einmal aus der Sicht von Lexie ihre Gefühle, Ängste und Sorgen erlebt, bekommt man im nächsten Kapitel Harriets geheime Wünsche präsentiert – das ganze jeweils in der Ich-Form. Zwischendurch erhält man auch Rückblicke aus Harriets Leben.
Mich hat der Thriller zunächst sehr gefesselt, die Spannung stieg von Kapitel zu Kapitel, doch auf einen richtigen Spannungshöhepunkt habe ich dann doch gewartet und nicht ganz bekommen. Man taucht im Laufe des Buches mehr und mehr in das Seelenleben der beiden Protagonisten ein und kann erahnen, wer hier eher wem gefährlich werden könnte…
Die beiden Charaktere wirkten auf mich nicht besonders sympathisch. Hier vielleicht noch eher Lexie, mit der man zwischendurch doch etwas Mitleid aufgrund ihres unerfüllten Kinderwunsches bekommen konnte.
Den Showdown hätte ich auch etwas spannender erwartet.

Fazit:
Seit langem habe ich mal wieder einen Thriller gelesen. Dieser war eher sehr geheimnisvoll als spannend und das Ende hätte ich mir spektakulärer vorstellen können.

12