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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 46 Bewertungen
Bewertung vom 24.01.2024
Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
Henry, Emily

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen


gut

Eine unterhaltsame Geschichte – nicht mehr, nicht weniger

Bücher der Kategorie ‚Romance‘ lese ich selten. Hier haben mich Titel und Leseprobe aber neugierig gemacht.

Worum geht es? Die Literaturagentin Nora lebt in New York und ist Stadtmensch durch und durch. Um ihrer schwangeren Schwester eine Auszeit zu ermöglichen, reist sie mit ihr in das kleine Städtchen Sunshine Falls. Dort trifft sie unvermittelt auf den Lektor Charlie Lastra, von dem sie, seit einem schlecht gelaufenen Arbeitsessen, keine gute Meinung hat…

Insbesondere der Prolog – dem ersten Zusammentreffen von Nora und Charlie – hat mich für das Buch eingenommen. Ich mochte den lockeren Schreibstil und den verbalen Schlagabtausch der beiden Protagonisten. Leider hat dieser angenehme Stil im Verlauf der Geschichte etwas nachgelassen.

Sowohl die beiden Hauptcharaktere, aber auch Noras Schwester Libby waren gut ausgearbeitet Figuren, deren Denken und Handeln ich meist nachvollziehen konnte. Alle anderen Figuren blieben leider blass, erhielten aber auch kaum Raum in der Geschichte.

Titel, Cover und Klappentext des Buches konzentrieren sich deutlich auf den Teil der Handlung um Nora und Charlie. Das ist sehr schade, denn eigentlich ist diese Liebesgeschichte nur ein Teil des Romans. Viel Raum nimmt nämlich auch die Beziehung zwischen Nora und ihrer jüngeren Schwester Libby ein.
Nach dem frühen Tod der Mutter hat Nora die Verantwortung für ihre Schwester übernommen und kommt dieser immer noch bis zur Selbstaufgabe nach. Dank dieses Teils der Handlung bekommt man einen tiefen und berührenden Einblick in Noras Charakter und erfährt, was der Verlust der Mutter mit beiden Frauen gemacht hat. Diesen Teil der Handlung fand ich wunderschön und sehr berührend.

Zwar ist die Romance-Geschichte um Nora und Charlie auch nett geschrieben, allerdings kratzt dieser Teil der Handlung nicht bloß am Kitsch, nein er langt richtig tief in den Schmalztopf! Und das fand ich sehr schade. Man hätte ein zarte und schöne Liebesgesichte ohne Kitsch und Klischees erzählen können. So habe ich leider oft genervt mit den Augen gerollt. Hier muss ich leider auch sagen, dass mir Emily Henrys Schreibstil nicht sonderlich zugesagt hat.

Fazit. Im Großen und Ganzen war ‚Book Lovers‘ trotzdem ein Buch, dass mich gut unterhalten hat. Die Geschichte der beiden Schwestern war gefühlvoll und berührend erzählt. Die Hauptprotagonisten Nora und Charlie haben mir gefallen, leider war ihre Liebesgeschichte für meinen Geschmack übertrieben kitschig und klischeehaft erzählt.

Bewertung vom 18.12.2023
Minecraft, Open World Band 01
Ramirez, Stephanie

Minecraft, Open World Band 01


sehr gut

Charmante Abenteuergeschichte über Mut und Freundschaft im Minecraft-Kosmos

Ich habe zwar nie Minecraft gespielt, aber der Beginn des Comics hat mich sehr zum Schmunzeln gebracht. So fühlte ich mich an diverse Momente meiner „Gamingkarriere“ erinnert, wenn ich ein neues Spiel begonnen habe. Erstmal ist man völlig planlos und macht Unsinn 😉. Ähnlich ergeht es auch Sarah, der Protagonistin in diesem Comic. Der erfahrene Spieler Hektor hilft dem „Newbie“ zunächst nur widerwillig. Im Laufe der Geschichte raufen sich die beiden aber zusammen und gehen auf ein gemeinsames Abenteuer…

Das Schöne ist, die Geschichte ist ein Stück weit universell. Natürlich hat man es hier mit den Figuren und der Spielmechanik von Minecraft zu tun. Das gemeinsame Erleben, sich unterstützen und Spaß haben funktioniert aber auch bei anderen Games. Tatsächlich habe ich es selbst erlebt, dass durch das gemeinsame „Zocken“ eines Online-Games aus Fremden Freunde geworden sind. Und so ist auch die Geschichte von Sarah und Hektor möglicherweise der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, denn beide Kinder haben im „echten Leben“ ihr Päckchen zu tragen. Diese ernsten Zwischentöne in der Handlung haben mir sehr gefallen und haben der Geschichte und den Figuren Tiefe gegeben.

Darüber hinaus ist der Comic sehr schön gezeichnet. Selbst wenn man sich mit Minecraft nicht so tief auskennt, erkennt man die Optik sofort wieder (das Lama!). Angenehm fand ich dabei, dass die Welt zwar block-artig kantig, aber nicht zu übertrieben pixelig dargestellt wurde, wie ich es aus anderen Illustrationen zum Teil kenne. Außerdem sehen die Figuren von Sarah und Hektor „normal“ aus – hier wird also der Kontrast zwischen Game und den Gamern deutlich gemacht. Das mochte ich.

Nach Ende der (in sich abgeschlossen) Geschichte folgen noch einige Seiten Skizzen, die zeigen, wie der Comic entstanden ist. Das ist zwar eine nette Ergänzung, interessiert aber vermutlich nicht jeden und bläht das Buch auf. Hier liegt auch mein Hauptkritikpunkt: das Preis-/Leistungsverhältnis. Das Buch ist recht kurz und ratz fatz durchgelesen. Bei gerade mal knapp 90 Seiten kostet es 13,99 Euro! Zwar sind die Seiten hochwertig und im stabilen Hardcover gefasst. Letzteres ist aber m.M.n. bei einem Comic unnötig und wirken sich ebenfalls negativ auf den Preis aus.

Fazit. Der erste Band der Comic-Reihe „Minecraft – Open World“ ist ein sehr charmantes Büchlein mit einer schönen Abenteuergeschichte und Figuren mit Identifikationspotential. Negativ empfinde ich aber das Preis-Leistungs-Verhältnis.

Bewertung vom 11.12.2023
Die geheime Gesellschaft
Penner, Sarah

Die geheime Gesellschaft


sehr gut

Spirituell-historische Kriminalgeschichte

Der Roman ‚Die geheime Gesellschaft‘ fällt schon mal durch sein wunderschönes Cover auf – ein stimmungsvoller Ausblick auf die Geschichte. Sehr gefallen hat mir dabei, dass das Buch auch unter dem Schutzumschlag gestaltet ist. Toll!

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm, bildhaft und atmosphärisch. Das hat mir bereits bei Sarah Penners erstem Roman ‚Die versteckte Apotheke‘ gefallen und setzt sich hier fort. Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Lenna Wickes, die Schülerin bei dem berühmten Medium Vaudeline D’Allaire geworden ist, um den Mord an ihrer Schwester Evie aufzuklären. Weiterer Protagonist ist Mr. Morley, stellvertretender Vorsitzender des Londoner Herrenclubs Séance Society, in dessen Umfeld ebenfalls ein Mord geschehen ist. Mr. Volckman, der Gründer des Clubs, ist in derselben Nacht zu Tode gekommen, wie Lennas Schwester.

Die Handlung hat mir gut gefallen. Die zentrale Frage des Romans ist die Suche nach der Wahrheit um den Mord an Evie und Mr. Volckman. Wir belgeiten die Figuren dabei, wie sie sukzessive die einzelnen Puzzlestücke zusammensetzen und nach und nach erfährt der Leser aus den Erinnerungen von Lenna und Mr. Morley, was sich zugetragen hat. Die Autorin geht hier clever vor, einige Aspekte der Handlung waren für mich früh zu erahnen. Bei anderen hat sie mich in die Irre geführt, so dass am Ende der ein oder andere Plottwist überraschte. Aber alles war für mich glaubwürdig und nachvollziehbar.
Zu Beginn schreitet die Handlung nur langsam voran, die Autorin nimmt sich Zeit, ihre Figuren zu positionieren. Das fand ich an sich nicht schlecht und mir wurde auch nicht langweilig dabei. Zum Ende zog das Tempo an und insbesondere die letzten 50 Seiten wirkten etwas gehetzt auf mich. Außerdem wurde hier viel Auflösung via Rückblende erklärt, anstatt es den Leser erleben zu lassen. Das fand ich nicht ganz geglückt.

Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich die Erzählperspektive. Die Kapitel von Mr. Morley wurden in der Ich-Perspektive geschrieben, Lennas Kapitel hingegen aus der Erzählperspektive. Ich hätte mir hier auch die Ich-Perspektive gewünscht und auch weitere Kapitel aus Vaudelines Sicht. So bliebe mir diese Figur bis zum Schluss etwas fremd. Was ich sehr schade fand, denn gerade die toll charakterisierten Frauen-Figuren, waren schon im ersten Roman der Autorin ein großer Pluspunkt.

Fazit. ‚Die geheime Gesellschaft‘ hat mich zwar nicht ganz so begeistert wie der vorherige Roman der Autorin, gut unterhalten wurde ich aber doch. Das Buch punktet mit seiner atmosphärischen Beschreibung, einer gut konstruierten Handlung und den starken Frauen-Figuren, wobei ich mir bei letzteren eine andere Erzählperspektive gewünscht hätte.

Bewertung vom 02.11.2023
Das Buch der Phobien und Manien
Summerscale, Kate

Das Buch der Phobien und Manien


sehr gut

Enzyklopädie der Ängste – spannend, originell und lehrreich

‚Das Buch der Phobien & Manien‘ fällt bereits durch das wunderschöne Cover mit Goldfolierung, Prägung und Leineneinband auf. Auch das grafische Design, welches mich an eine alte Enzyklopädie erinnert, gefällt mir sehr gut. Zudem mochte ich das Format: ein robustes Hardcover in der handlichen Größe eines Taschenbuchs. Auch im Inneren des Buches gibt es zahlreiche Illustrationen, die mir gut gefallen haben.

Man mag auf den ersten Blick ein humoristische Buch zum Thema Ängste erwarten, zumindest ging es mir so. Dieses Buch ist aber vielmehr eine ernsthafte Auseinandersetzung zum Thema Phobien und Manien. Dabei beleuchtet die Autorin vor allem die geschichtliche Entwicklung. Denn tatsächlich verändern sich Phobien (und Manien), so wie sich auch die Gesellschaft verändert. Die Angst vor dem Verlust des Handys ist ein klares Phänomen des 21. Jahrhunderts, wohingegen die Furcht vor dem Waschen in früheren Zeiten deutlich ausgeprägter war.
Nichtsdestotrotz kommt man bei einigen der eher skurril anmutenden Phobien, z.B. der Angst vor Knöpfen (angeblich soll Steve Jobs darunter gelitten haben), auch mal ins Schmunzeln. Die Autorin setzt sich dennoch ernsthaft mit jedem der Phänomene auseinander und nimmt damit auch die Betroffenen ernst. Auch jemand, der Unbehagen vor Watte oder Popcorn empfindet, kann unter dieser Phobie leiden. Das hat mir sehr gefallen. Es wird nichts ins Lächerliche gezogen.

Neben der geschichtlichen Komponente werden bei vielen Einträge auch Fallbeispiele und Ansätze zu Behandlung beschrieben. Dabei ist der Schreibstil, trotz der Nennung komplizierter lateinischer Begriffe und vieler Jahreszahlen angenehm und die Einträge lesen sich tatsächlich sehr spannend.
Das Buch ist übersichtlich aufgebaut. Die Autorin beschreibt eingangs die verschiedenen Themenbereiche, in die sich Phobien und Manien einsortieren lassen und zählt die zugehörigen Einträge auf. Die Einträge selber sind dann alphabetisch nach ihrer lateinischen Bezeichnung sortiert. Es ist kein Buch, das man von vorne nach hinten lesen muss, vielmehr lädt es zum Stöbern und Entdecken ein.

Fazit. ‚Das Buch der Phobien & Manien‘ hat mich in vielerlei Hinsicht überrascht. Zum einen punktet es durch die wunderschöne Optik – außen wie innen. Insgesamt war es aber vor allem eine sehr spannende Zusammenstellung, deren geschichtliche Fakten mich teilweise überrascht haben. Eine große Leseempfehlung an alle, die sich für Psychologie interessieren!

Bewertung vom 30.10.2023
Aenne und ihre Brüder
Beckmann, Reinhold

Aenne und ihre Brüder


ausgezeichnet

Ein Mahnmal wider das Vergessen

‚Aenne und ihre Brüder‘ ist ein Buch, das mich tief bewegt zurückgelassen hat.
Der Schreibstil von Reinhold Beckmann ist relativ nüchtern. Dies‘ hat mich anfänglich irritiert, fand ich im weiteren Verlauf aber sehr gut. Beckmann beschreibt Situationen, das Leben der Menschen, wie es war. Er wertet und er urteilt nicht. Auf diese Weise bekommt man zu Beginn des Buches einen Blick auf das Leben der Menschen nach dem Ersten Weltkrieg, der Weltwirtschaftskrise und dem Aufstieg der Nationalsozialisten und kann ein wenig verstehen, warum alle den Verheißungen des Führers geglaubt haben.

Zeitlich konzentriert sich das Buch auf die Jahre des Zweiten Weltkriegs. Herzstück sind hier die Briefe, die Aennes Brüder ihrer Schwester von der Front schrieben und die Aenne Beckmann ihr Leben lang aufbewahrt und kurz vor ihrem Tod schließlich an ihren jüngsten Sohn weitergegeben hat. Anhand dieser Briefe zeichnet Reinhold Beckmann das Leben seiner Familie nach, ergänzt um historische Fakten zum Kriegsverlauf sowie einer zeitgeschichtlichen Einordnung. Immer wieder wird auch die Rolle der (katholischen) Kirche in den Blick genommen, denn Aenne war eine gläubige Frau und ihr Heimatort erzkatholisch.
Durch Beckmanns schnörkellose Erzählweise empfand ich den Schrecken der Zeit besonders greifbar und vor allem die Briefe von Aennes Bruder Franz zeigen die verheerende Grausamkeit des Krieges und der Situation der Soldaten deutlich auf.
Bewegt haben mich auch die Absätze im Buch, in denen Beckmann ins Zwiegespräch mit seinen Onkeln geht. Hier merkt man, wie der Autor seine Familiengeschichte er- und verarbeitet.

Fazit. ‚Aenne und ihre Brüder‘ ist ein Denkmal, nicht nur für Aenne Beckmann und ihre Brüder, sondern für all‘ jene, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren. Das Buch erscheint genau zur richtigen Zeit… einer Zeit, in der wieder Krieg in Europa herrscht, einer Zeit, in der der Schrecken des Dritten Reichs in Vergessenheit zu geraten scheint, einer Zeit in der die „neuen Rechten“ immer mehr Zuspruch bekommen. Dieses Buch ist ein Denkmal und ein Mahnmal… die Geschichte darf sich nicht wiederholen!

Bewertung vom 20.10.2023
Die Jagd nach den Kronjuwelen / Meisterdetektiv Sherlock Bones Bd.1
Collins, Tim

Die Jagd nach den Kronjuwelen / Meisterdetektiv Sherlock Bones Bd.1


sehr gut

Charmante Detektivgeschichte für künftige Sherlock Holmes Fans!

Bei dem Buch Sherlock Bones handelt es sich um eine kindgerechte in die Tierwelt versetzte Adaption der Geschichte über den berühmten britischen Detektiv aus der Baker Street.
Beim Lesen stahl sich schnell ein breites Grinsen auf mein Gesicht, fühlte ich mich bei den Schilderungen von Sherlock Bones' Verhalten doch sofort an die BBC Serie Sherlock erinnert. Hier haben auch Erwachsene (Vor-)Leser ihren Spaß!

Die Geschichte ist spannend erzählt und die Adaption in die Tierwelt wurde fantasievoll und mit viel Humor umgesetzt. Die Handlung wartet immer wieder mit der ein oder anderen Wendung auf und es bleibt lange unklar, wer der oder die Schuldige ist. Begeistert haben mich auch die liebevollen und detailreichen Illustrationen. Diese waren sehr charmant gezeichnet und ergänzen die Geschichte gut. Die Figuren werden dadurch sehr lebendig.

Eine schöne Idee fand ich die Rätsel, die alle paar Seiten in die Geschichte eingestreut werden. Diese sind nicht zu schwer und sind abwechslungsreich gestaltet. Es gibt Mathe-Rätsel, Suchbilder, Wegerätsel, usw. - hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Das Leseerlebnis wird dadurch interaktiver, denn die Rätsel haben immer eine Bezug zu der jeweiligen Szene der Handlung. Etwas schade fand ich aber, dass die Lösung des Rätsels i.d.R. keine Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Geschichte hatte. Andererseits kann man so das Buch auch lesen und verstehen, wenn man die Rätsel komplett weglässt – ein Vorteil, wenn vielleicht gerade nicht die Geduld zum Rätseln da ist. Im Übrigen sind die Lösungen aller Rätsel am Ende des Buches ausführlich aufgeführt.

Fazit. Mir hat der erste Band der Sherlock Bones Reihe sehr gefallen. Das Buch punktet mit seinen charmanten tierischen Protagonisten und einer spannenden Handlung. Die Rätsel sind abwechslungsreich, deren Lösung aber nicht zwingend für das Verständnis der Geschichte notwendig. Ein schönes Buch für kleine (und große) Detektive.

Bewertung vom 30.08.2023
MENSCH!
Schädlich, Susan;Stang, Michael

MENSCH!


ausgezeichnet

Spannendes Kinderbuch über die Evolution des Menschen – zeitgemäß umgesetzt

MENSCH! ist ein Buch, wie ich es als Kind sicher geliebt und häufig gelesen hätte. Es ist eine großartige Mischung aus Comic und Sachbuch über die Evolution des Menschen.
Hauptfigur der Comicgeschichte ist das 11jährige Kind Tali. Talis Oma wünscht sich zum 80. Geburtstag eine riesige Fete, zu der alle entfernten Verwandten eingeladen werden sollen. Tali nimmt sie beim Wort und begibt sich auf eine Reise durch die Zeit, um wirklich ALLE Vorfahren einzuladen...

Parallel zu Talis Abenteuer wird die Geschichte über die Entwicklung der Menschen erzählt und auch mit welchen Methoden diese erforscht wird. Der Sachbuchteil ist kindgerecht ausgearbeitet und dennoch sehr ausführlich - gerade für wissbegierige Kinder eine wahre Fundgrube!
Herauszuheben sind in diesem Zusammenhang auch die Illustrationen. Es gibt optisch viel zu entdecken, einige Seiten sind im „Wimmelbuch-Stil“ gestaltet und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Gefallen hat mir ferner das Farbschema des Buches, die Farben sind eher gedeckt und nicht knallig, wie man es vielleicht sonst von Comics kennt (bis auf das grelle gelb im Vor/Nachsatz und Inhaltsverzeichnis… das fand ich etwas doll).

Der Anteil aus Comic und Sachbuch ist sehr ausgewogen. Beide Teile nehmen aufeinander Bezug, aber ohne zu große Abhängigkeiten. So kann man Talis Abenteuer auch lesen und verstehen ohne die Sachbuchtexte bzw. es kann ausgewählt werden, an welcher Stelle man sich weiter in das Thema vertiefen möchte. Ich werde das Buch meinem 7-jähigen Patenkind schenken. Der Sachbuchteil ist sicher noch ein bisschen schwer, aber an dem Comic wird er seine helle Freude haben. Ich hoffe, dass das Buch ihn einige Jahre begleiten und sein Wissen anreichern wird.

Im Übrigen hat mich MENSCH! nicht nur inhaltlich überzeugt, auch die zeitgemäße Umsetzung hat mir sehr gefallen. Das Buch ist genderneutral geschrieben, so wird z.B. von Forschenden gesprochen (nicht von Forschern). Auch wird an einer Stelle geschrieben, dass „[…] Forschende versuchen an Knochen das biologische Geschlecht zu bestimmen.“ (anstatt nur Geschlecht zu schreiben). Das sind Kleinigkeiten, die aber einfach so viel ausmachen!
Gefallen hat mir auch, dass an keiner Stelle gesagt wird, ob Tali ein Junge oder ein Mädchen ist. So bietet die Figur Identifikationspotential für jedes Kind. Zudem hat Tali eine Behinderung, nämlich eine Beinprothese, was das Kind aber bei dessen Abenteuer nicht weiter beeinträchtigt.
So muss ein modernes Kinderbuch sein!

Fazit. Sachbücher für Kinder gibt es ja zu allen möglichen Themen. Die Kunst ist, ein Thema so aufzubereiten, dass die Kleinen nicht nur Spaß daran haben, sondern auch noch Wissen vermittelt wird. Diese Kunst ist MENSCH! m.M.n. sehr gut gelungen durch eine spannende Geschichte, passenden Illustrationen und einem fundierten, aber kindgerecht geschrieben Sachbuchanteil. Die zeitgemäße Umsetzung ist dann noch das I-Tüpfelchen.

Bewertung vom 14.08.2023
Mit der Queen ne Kutsche kapern / Plötzlich wach! Bd.1
Vogel, Maja von

Mit der Queen ne Kutsche kapern / Plötzlich wach! Bd.1


sehr gut

Spaßige Abenteuergeschichte mit origineller Idee und schönen Illustrationen

Annemie ist mit ihren Eltern von einem Dorf an der Nordseeküste zu ihrer Oma Fritz in die Stadt gezogen. Zwar hat Annemie ihre Oma sehr gerne, dennoch vermisst das Mädchen ihre Freunde, ihr altes Zuhause und das Meer. Annemie sieht einem weiteren Ferientag voller Langeweile entgegen, doch dann ist plötzlich die Queen aus dem Wachsfigurenmuseum ihrer Oma verschwunden. Gemeinsam mit dem Jungen Leo versucht sie die Figur wiederzufinden und die beiden Kinder stolpern in ein turbulentes Abenteuer…

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive der 11-jährigen Annemie geschrieben. Der Schreibstil ist kindgerecht mit einfachen Sätzen, dennoch hat die Geschichte genug Tiefe. Mir hat gefallen, wie die Protagonistin eingeführt wurde. Annemies Gefühlswelt bzgl. des Umzugs wurde nachvollziehbar dargestellt. Es ist aber auch schön, dass sie sich nicht unterkriegen lässt und versucht, das Beste aus der Situation zu machen.
Insgesamt hat mir gefallen, wie gut und glaubwürdig die Charaktere aufgebaut wurden. Auch Leo hat mir sehr gefallen. Bei ihm fand ich z.B. schön, wie das Thema Ängste thematisiert und klargestellt wurde, dass es in Ordnung ist vor etwas Angst zu haben.

Es hat Spaß gemacht, Annemie und Leo bei ihrem Ausflug mit der Queen zu begleiten. Die beiden Kinder haben ihre liebe Not, die Ausgebüchste im Zaum zu halten. Die Geschichte wird dabei mit viel Witz und schönen Ideen erzählt. Es hat mir gefallen, wie gut sich Annemie und Leo ergänzt und gegenseitig unterstützt haben. Das nebenbei auch ein paar Infos über das englische Königshaus mit eingestreut wurden fand ich sehr gelungen. Zudem runden die sehr charmant gezeichneten Illustrationen die tolle Geschichte ab.

Die originelle Idee der lebendigen Wachsfiguren hat viel Potential für Fortsetzungen. Das Abenteuer mit der Queen ist zwar abgeschlossen, aber Oma Fritz‘ Wachsfigurenmuseum beheimatet noch genug Figuren für weitere spaßige Geschichten. Zudem müssen Annemie und Leo auch noch das Mysterium um Oma Fritz und der geheimnisvollen Schwesternschaft lösen. Hier bleiben genug Fragen offen, die neugierig auf den nächsten Teil machen (Band 2 ist auch bereits erschienen).

Das Buch hat eine Altersempfehlung ab 8 Jahren. Inhaltich finde ich das altersgerecht. Beim Selberlesen ist aber vielleicht ein bisschen Unterstützung nötig, denn es kommen ein paar englische Begriffe in der Geschichte vor. Zudem sind wahrscheinlich auch nicht alle der erwähnten Persönlichkeiten, die im Wachsfigurenkabinett stehen, einem Kind bekannt (wobei das für das Verständnis der Geschichte nicht so wichtig ist).

Fazit. Der erste Band von ‚Plötzlich wach!‘ hat mich begeistert. Die Geschichte ist kindgerecht geschrieben, hat aber dennoch Tiefe und gut ausgearbeitete Figuren. Das Abenteuer mit der Queen ist spaßig und das Ende enthält viel Potential für weitere Fortsetzungen bereit. Ein rundum tolles Buch für die Kleinen UND Großen ;-)

Bewertung vom 11.08.2023
Fourth Wing / Flammengeküsst Bd.1
Yarros, Rebecca

Fourth Wing / Flammengeküsst Bd.1


ausgezeichnet

Fantasy-Academy-Setting mit Drachen… und ein Hype der gerechtfertigt ist!

‚Fourth Wing‘ ist für mich ein hervorragendes Beispiel, was die Magie einer gut erzählten Geschichte ausmacht.
Objektiv betrachtet haben wir hier einen Fantasy-Roman, der diverse bekannte und oft bemühte Tropes bedient (die besondere Außenseiterin, der gar nicht so böse Badboy, ein Love-Triangle…). Auch ist der Roman nicht perfekt, sondern hat m.M.n. einige Schwächen. Und trotz allem hat ‚Fourth Wing‘ Potential eines meiner Jahreshighlights zu werden. Woran das liegt? Der Autorin ist es gelungen, eine Geschichte zu erzählen, die mich emotional so in ihren Bann gezogen hat, dass ich ihre Schwächen zwar wahrgenommen aber nicht als wichtig empfunden habe. Chapeau!

Yarros‘ Schreibstil ist angenehm und packend, ich mochte häufig gar nicht aufhören zu lesen. Die Sprache ist sehr modern, was für einen Fantasyroman vielleicht nicht jedermanns Geschmack ist. Mich hat es insgesamt nicht gestört, nur die ständige Nutzung von Einwortsätzen fand ich etwas nervig.

Mir hat gefallen, dass die Geschichte direkt losging und ich schnell ein Gefühl dafür bekommen habe, wie rau es in der Welt und vor allem am Basgiath War College zugeht. Violets Mutter habe ich sofort gehasst, ihre Schwester sofort geliebt und auch Violet habe ich direkt ins Herz geschlossen. Mir hat gefallen, wie sie sich trotz ihrer körperlichen Schwächen immer wieder durchbeiß und ihren Verstand nutzt. Außerdem mochte ich Violets loses Mundwerk.
Xaden ist der typische Badboy… harte Schale, weicher Kern (und natürlich sieht er total heiß aus!). Ich fand diese stereotype Darstellung zwar schade, mochte ich ihn aber trotzdem. Vor allem hat mir gefallen, dass er Violet nicht mit Samthandschuhen anfasst und sie pusht, alles aus sich herauszuholen.

Mein klares Highlight des Buches… die Drachen!!! Drachen sind schon immer meine liebsten Fantasy-Kreaturen gewesen und sie sind in diesem Buch einfach toll beschrieben und charakterisiert. Dass sie eine eigenständige Spezies mit eigenen Regeln und Gesetzen sind, die sich zwar an Menschen binden, sich aber nicht von ihnen „dressieren“ lassen hat mir sehr gefallen. Zudem ist die Dynamik zwischen Violet und ihrem Drachen Tairn einfach großartig!

Wie angedeutet hat der Roman m.M.n. auch Schwächen. Das Worldbuilding war für mich nicht ausreichend ausgearbeitet. Das Leben in Basgiath war schön und detailreich beschrieben, aber vom Rest der Welt erfahren wir wenig – insbesondere was den seit 400 Jahren (!) andauernden Krieg angeht. Die Motivation von Violets Mutter, ihre Tochter in den Reiterquadranten zu zwingen, war überhaupt nicht erklärlich. Dains bevormundendes Verhalten ging mir zwischendurch mächtig auf die Ketten und bei Violets Schmachterei musst ich auch oft mit den Augen rollen.
Und doch konnte ich über all‘ das hinwegsehen, weil der Rest einfach gestimmt und die Geschichte in Gänze für mich funktioniert hat.

Fazit. Ja, auch ich bin dem Hype um ‚Fourth Wing‘ verfallen. Die Autorin hat m.M.n. das richtige Rezept gefunden, trotz inhaltlicher Schwächen, eine packende Fantasy-Geschichte mit liebenswerten Figuren und einem interessanten Setting zu erzählen. Der unerwartete Cliffhanger ist dann noch das I-Tüpfelchen! Ich hibbele der Fortsetzung entgegen!

Bewertung vom 28.07.2023
Die Schwabinger Morde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.2
Aicher, Petra

Die Schwabinger Morde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.2


ausgezeichnet

Historisches Krimiabenteuer mit charmanten Ermittlerduo

Mir hat der erste Band von ‚Fräulein Anna‘ bereits sehr gefallen und Teil zwei stand dem Reihenauftakt in nichts nach… im Gegenteil… mich hat das zweite Buch sogar noch ein bisschen mehr begeistert.

Im Gegensatz zum ersten Teil, der sich über einen Zeitraum von rund zwei Jahren erstreckte, spielt sich die Handlung von Band zwei in einem Zeitrahmen von ca. 3 Monaten im Jahr 1914 ab.
Bei dieser Reihe beeindruckt mich sehr, wie die Autorin eine großartige Mischung schafft aus der Erzählung eines Kriminalfalls einerseits aber auch einer plastischen Beschreibung der Gesellschaftssituation andererseits. So werden nicht nur die Auswirkungen des Krieges immer wieder in die Handlung eingewoben, auch die Stellung der Frauen sowie die Unterschiede zwischen Bürgertum und Adel spielen wichtige Rollen in der Geschichte.

Letzteres wird natürlich vor allem durch die beiden Protagonisten Anna Zech und Friedrich von Weynand widergespiegelt. Mir hat die Dynamik dieser beiden Figuren so gut gefallen! Die Besonderheit dieser Freundschaft, die eben (bislang) auch nur das ist… eine tiefe, von Respekt und Wertschätzung geprägte Freundschaft… ist das Herzstück dieser Reihe.
Beide Figuren haben eine schöne und authentische Entwicklung durchgemacht. Anna ist durch ihre Arbeit aufgeblüht und weiß sich selbstbewusst zu behaupten. Der verbale Schlagabtausch zwischen ihr und Fritz hat mich jedes Mal zum Schmunzeln gebracht. Besonders berührt hat mich aber Fritz‘ Stroyarc, denn hinter seiner zynischen Fassade verbirgt sich eine durch und durch sanfte Seele, dem die Doppelmoral seiner Gesellschaftsschicht zutiefst zuwider ist.

Unheimlich gut gefallen hat mir auch der Kriminalfall, der dichter und komplexer erzählt ist als im ersten Buch. In diesem Band arbeiten Anna und Fritz auch deutlich enger zusammen und es hat mir viel Spaß gemacht, die beiden bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Es gibt einige überraschende Wendungen und einen spannenden Showdown. Auch hat mir gefallen, dass im Zuge der Ermittlungen u.a. die Themen Homo- und Transsexualität mit den entsprechenden gesellschaftlichen Vorbehalten der Zeit besprochen wurden. Insgesamt zieht sich die (Doppel-)Moral der Gesellschaft wie ein roter Faden durch die Geschichte.

Fazit. ‚Fräulein Anna‘ gehört definitiv zu meinen Lesehighlights des Jahres. Beide Teile der Reihe punkten für mich durch ihre Mischung aus Krimi und historischem Gesellschaftsroman sowie den beiden charmanten Protagonisten - gewürzt mit genau der richtigen Portion Lokalkolorit, die auch einem Nordlicht wie mir das bayrische Leben dieser Zeit nahe bringt. Unbedingte Leseempfehlung!