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Benutzername: 
Quilly
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Am Wattenmeer

Bewertungen

Insgesamt 11 Bewertungen
12
Bewertung vom 08.12.2022
Die Dreitagemordgesellschaft / Phyllida Bright Bd.1
Cambridge, Colleen

Die Dreitagemordgesellschaft / Phyllida Bright Bd.1


ausgezeichnet

Spürsinn und Feingefühl einer Haushälterin
„Die Dreitagemordgesellschaft. Agatha Christies Haushälterin ermittelt“ von Colleen Cambridge ist der erste Teil einer Krimireihe, die im England der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielt.
Phyllida Bright, ihres Zeichens Haushälterin von Agatha Christie, entdeckt in der Bibliothek von Mallowan Hall, dem Wohnsitz der berühmten Krimiautorin, einen Ermordeten. Da, neben ihrer Arbeit, Krimis die zweite große Leidenschaft der Angestellten sind und Hercule Poirot ihr großes Vorbild ist, beschließt Phyllida, den Mordfall selbst aufzuklären. Bestärkt wird sie in ihrem Unterfangen durch ihre Ansicht, dass die Polizei ihre Arbeit nicht mit der notwendigen Sorgfalt betreibt. Akribisch sucht sie Indiz für Indiz und versucht, dem Täter auf die Schliche zu kommen.

Meine Meinung:
„Die Dreitagemordgesellschaft. Agatha Christies Haushälterin ermittelt“ ist ein sehr kurzweiliger Krimi, der mit Spannung und einer ordentlichen Portion Humor daherkommt. Er besticht insbesondere durch die dargestellten Charaktere und spritzigen Dialoge. Zwar gibt es gleich zu Beginn des Krimis eine Vielzahl von auftretenden Personen, aber jede ist von solchen individuellen Eigenschaften geprägt, dass man als Leser dennoch nicht den Faden und die Übersicht verliert. (Dennoch kann es nicht schaden, wenn man sich als Leser selber eine kleine Personenliste anlegt.)

Amüsant ist, dass alle Bewohner von Mallowan Hall aufgrund ihrer Nähe zur Hausherrin Agatha Christie, einen recht entspannten oder – zumindest theoretisch – routinierten Umgang mit Verbrechen haben. Und so erscheint es auch glaubwürdig und naheliegend, dass das Interesse an der Aufklärung des Mordes größer ist, als die Angst vor einem Täter oder das Grauen vor Mord und Todschlag. Natürlich sticht die Hauptakteurin Phyllida Bright besonders in ihrem Eifer heraus. Die Hausangestellte erinnert ein wenig an Miss Marple und Hercule Poirot, steuert aber auch viele neue eigene Schrullen und Ansichten zu Ihrem Charakter bei und nimmt den Leser schon auf den ersten Seiten für sich ein.

Des Weiteren gibt es viele offensichtliche und weniger offensichtliche Anspielungen auf die Krimis von Agatha Christie in dem Buch. Aber auch ohne diesbezügliches „Fachwissen“, ist das Lesen der „Dreitagemordgesellschaft“ ein Genuss und die Geschichte gut verständlich. Allerdings kann es sein, dass einem dann der ein oder andere Witz unerkannt entgeht.

Der Roman spielt, im Gegensatz zu den Agatha Christie Krimis – die zumeist in der gehobenen Schicht angesiedelt sind und das Personal nur in einzelnen Charakteren auftreten lässt – genau umgekehrt größtenteils im Angestelltenmilieu des Herrenhauses. Dies lässt einen ganz anderen Blick auf das Leben im Herrenhaus zu und der Leser erfährt so nebenbei, ohne dabei belehrt zu werden, spannende Details aus dem Leben der Dienerschaft zu dieser Zeit.

Insgesamt finde ich das Buch sehr unterhaltsam und lesenswert und ich denke, wer englische Krimis mit Augenzwinkern mag und ein Fan von Ermittlern wie Hercule Poirot oder Miss Marple ist, wird diesen Krimi so lieben wie ich und nach dem Lesen schon jetzt gespannt auf die Folgebänder warten.

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