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bücherliebe74
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Meinhard

Bewertungen

Insgesamt 39 Bewertungen
Bewertung vom 04.09.2024
Die Unmöglichkeit des Lebens
Haig, Matt

Die Unmöglichkeit des Lebens


sehr gut

Matt Haig ist mit seinem neuen Buch "Die Unmöglichkeit des Lebens" wiedermal ein ganz besonderes Werk gelungen!

Grace, Anfang 70, pensionierte und passionierte Mathematiklehrerin, hat sich eingerichtet in ihrem Leben - mit den Alltäglichkeiten des Witwen-und Rentnerinnendasein, und als verwaiste Mutter. Die Zeit zieht an ihr vorüber, die Alltäglichkeiten nimmt sie hin. Abwechslung und Freude versagt sie sich, an das Muster des Immer - älter - werdens hat sie sich gewöhnt.
Sie ist Mathematikerin durch und durch, sie schwört auf logische Beweise und algebraische Begründungen. Mathematik ist ihr Rückzugsort und gibt ihr Halt. Nach dem Unfalltod ihres Sohnes ist sie erfüllt von Schuldgefühlen und Schmerz, gleichzeitig fühlt sie sich betäubt.
Eines Tages erhält sie einen Brief, mit der Botschaft, sie habe ein Haus auf Ibiza geerbt. Von einer ehemaligen Kollegin.
Ganz gegen ihre Prinzipien reist sie nach Ibiza, macht sich auf die Suche nach den ungeklärten Todesumständen der ehemaligen Kollegin und plötzlich ist nichts mehr so wie zuvor!

Das Buch ist verfasst als Brief an einen ihrer ehemaligen Schüler. Durch die kurzen Kapitel ist es gut zu lesen, auch der ansprechende und angenehme Schreibstil trägt dazu bei.
Wer es mystisch mag und offen für paranormale Phänome und spirituelles ist, wird ein wahres Lesevergnügen erleben.
Ich fand das Buch sehr außergewöhnlich, interessant und spannend!
Auch wenn mir bei manchem bezüglich Mathematik und Astrophysik etwas der Zugang fehlte.

Das Cover gefällt mir gut, das strahlende Blau mit weißer und gelber Schrift fällt ins Auge, das Motiv passt wunderbar zum Inhalt.
Im Inneren des Buches fällt der Blick auf die sehr schön gestaltete, farbenfrohe und detailreiche Darstellung der Insel und stimmt auf das Buch ein.

Von mir gibt es 4 von 5 Punkten!

Bewertung vom 28.08.2024
Mord in der Charing Cross Road
Hamilton, Henrietta

Mord in der Charing Cross Road


ausgezeichnet

Henrietta Hamilton hat in den 50er Jahren die 5teilige Krimireihe um Sally und Johnny geschaffen. Eine englische Kriminalgeschichte, derren Schreibstil kein bisschen altmodisch ist und sich durch den souveränen Schreibstil gut lesen lässt.
Durch die Umgangsformen und Lebensumstände dieser Zeit ist es eine kleine Reise in die Vergangenheit, was für mich das Lesen noch interessanter gemacht hat.

Sally arbeitet als Buchhändlerin in der antiquarischen Buchhandlung der Gebrüder Heldar in der Charing Cross Road Nr.200 in London.
Sie, als auch ihre Kollegen und Kolleginnen werden immer wieder Opfer von Mr. Butchers Gehässigkeiten und Anzüglichkeiten. Bis er eines Tages selbst zum Opfer wird. Eines Morgens wird er tot aufgefunden, von hinten erstochen, sitzt er tot an seinem Schreibtisch.
Die Mitarbeiterschaft ist teils mehr, teils weniger schockiert, denn wirklich beliebt war Mr. Butcher nicht.
Das Scotland Yard übernimmt den Fall und Kriminalhauptkommissar Prescott leitet die Ermittlungen. Doch diese gestalten sich schwierig, denn auch ein Geist aus vergangenen Zeiten treibt sein Unwesen in der Buchhandlung und sorgt für Aufregung.
Gemeinsam mit Johnny, dem Enkel des Chefs, macht sich Sally auf die Suche nach der Lösung des Falls. Was nicht so einfach ist, denn nun verschwinden auch noch antiquarische Bücher. Und ihre heimlichen Gefühle für Johnny kann sie längst nicht mehr leugnen.

Schon die Leseprobe hat mich sehr angesprochen, was sich beim Lesen des Buches bestätigt hat. Ich fand den Spannungsbogen gelungen und der Schreibstil ließ sich gut und flüssig lesen. Die Charaktere sind gut beschrieben, und Sally war mir gleich sympatisch.
Die Geschichte gibt einen kleinen Einblick in die englische Lebensweise der 50er Jahre, was mir gut gefallen hat.

Das Cover ist passend zum Inhalt sehr schön gestaltet, es fiel mir bei den Leseproben sofort ins Auge.

Das Buch bekommt von mir 5 von 5 Punkten!

Bewertung vom 21.08.2024
Die Gräfin
Nelles, Irma

Die Gräfin


sehr gut

Gräfin Diana von Reventlow - Criminil lebt im stolzen Alter von über 80 Jahren auf der kleinen nordfriesischen Hallig Südfall.
Zurückgezogen mit Kutscher Maschmann und Haustochter Meta, die sich seit Jahrzehnten um Haus, Grundstück und die rüstige Gräfin kümmern.

Im August 1944 startet John Philip Gunter, Pilot Officer der Royal Air Force vom Militärflugplatz Mildenhall in Südwestengland im Geheimauftrag, um die deutsche Verteidigungslinie bei Schleswig - Holstein zu erkunden.
Während seines Fluges über die Verteidigungslinie stürzt er mit seinem Flugzeug nahe der Hallig Südfall ab und wird von der Gräfin und deren Hund Hunter gefunden. Mit Hilfe ihres Kutschers Maschmann rettet sie den Piloten aus dem Frack, nimmt ihn bei sich auf, versteckt ihn.
Nun beginnt ein tagelanges Umeinanderschleichen.
Liefern die deutschen Halligbewohner den englischen Piloten den Nazis aus?
Auf wessen Seite steht die Hallig - Gräfin?
Was hat es mit den geheimnisvollen Briefen auf sich, die sie erhält?

Das Cover des Buches zeigt eine/n ReiterIn am einsamen Strand - sehr passend zu der Geschichte, was mir bei den Buchvorstellungen auch gleich ins Auge fiel. Der Schreibstil der Autorin Irma Nelles ist flüssig, und die 169 Seiten ließen sich gut und schnell lesen. Auch wenn das Buch für mich ein zu rasches und offenes Ende nahm, habe ich es gern gelesen.
Das ruhige, naturverbunden Leben auf der Hallig wird gut beschrieben, auch die Abhängigkeit von Gezeiten und Wetter werden deutlich, die Einsamkeit spürbar.
Die einzelnen Charaktere sind gut dargestellt. Die Hallig - Gräfin, über 80 Jahre alt, mit ihren Ritualen und Eigenheiten, scheint zeitweise in der Vergangenheit zu leben, ist sich aber doch der Kriegszeit bewusst. Ihre Haltung gegenüber des Naziregimes wird im Laufe der Geschichte deutlich.
Der Kutscher Maschmann, ein bisschen verschroben, aber der Gräfin deutlich zugewandt und ergeben.
Die Haustochter Meta, als junges Mädchen von der Hallig - Gräfin aufgenommen, ist mit den Eigenheiten der Gräfin vertraut.
Das die Gespräche der Einheimischen teils auf Plattdeutsch stattfinden, macht die Geschichte umso authentischer.
Ein kleines Stück Schleswig - holsteinische Geschichte um die Hallig - Gräfin, gut verpackt in ein kleines Buch. Da das Leben der Gräfin historisch belegbar ist, machte das Buch für mich umso interessanter und bekommt von mir 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 09.08.2024
Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1


sehr gut

Das Autorenpaar Kerstin Signe Danielsson und Roman Voosen sind bekannt. Neben ihrer gefragten Krimireihe um die Ermittlerinnen Nyström und Forss starten sie mit dem vorliegenden Krimi "Die Tode die wir sterben" eine neue Krimireihe um das Ermittlerduo Svea Karhuu und Jon Nordh.
Es gilt als "rasanter Auftakt einer neuen Krimireihe aus Malmö" - nunja, rasant wäre nicht meine Wortwahl, denn für mich ließ der Spannungsbogen bis zum letzten Drittel des Buches auf sich warten.

Ein 13-jähriger Junge wird aus einem fahrenden Auto heraus erschossen. Der Täter hatte es allerdings auf jemand anderes abgesehen. Als sich herausstellt, dass ein Zeuge nicht der ist, für den er sich ausgibt, und dieser dann bei einem Brand stirbt, der alle Hinweise zu seiner wahren Identität vernichtet, geraten die beiden Ermittler Karhuu und Nordh immer tiefer in die Gang - Machenschaften in Malmö`s Außenseiter-Stadtviertel. Bis ihnen klar wird, dass sie auf der falschen Fährte sind und es um etwas ganz anderes geht, gibt es weitere Tote.

Svea Karhuu, ehemalige verdeckte Ermittlerin, wurde nach Malmö versetzt, aufgrund eines internen Ermittlungsverfahrens wegen eines Tötungsdeliktes aus Notwehr. Sie soll aus der Schusslinie genommen werden und währenddessen mit Nordh gemeinsam den Fall lösen.
Dazu kommen ihre persönlichen Erfahrungen aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe, was sie sehr sensibel für den Umgang mit Menschen mit Migrationshintergrund macht.
Jon Nordh, Kripo-Beamter, startet nach langer Auszeit mit dem neuen Fall, in der Hoffnung, beruflich wieder Fuß zu fassen. Er ist zerrissen zwischen seiner Arbeit und seiner Rolle als alleinerziehender Vater zweier Kinder. Er ist getrieben von der Frage, was wirklich geschah bei dem Unfall, bei dem seine Frau Linda mit seinem Partner Calle ums Leben kam. Warum war er ahnungslos über die Affäre der beiden? War es wirklich ein Unfall?

Als neu zusammengesetztes Ermittlerduo müssen sich Svea und Jon erst noch finden. Der Fall drängt nach Aufklärung. Aber können sie sich aufeinander verlassen, wenn es ernst wird?

Das Cover zeigt die Öresundbrücke, was direkt eine Verbindung zum Spielort Malmö schafft. Die gelbe Schrift des Covers ist auffällig und passt gut.
Für mich hätte der Auftakt zu der neuen Krimireihe mehr Spannung vertragen können, trotzdem ließ es sich gut lesen.
Da es mehrere lose Enden bezüglich der Vorgeschichten von Svea und Jon gibt, bin ich gespannt auf den nächsten Teil der Reihe, der im Sommer 2025 erscheinen soll!
Es gibt von mir eine Leseempfehlung und 4 von 5 Punkten.

Bewertung vom 06.08.2024
Wie ein Vogel. Kindheitserlebnisse aus der DDR: poetisch erzählt, wunderschön illustriert.
Raidt, Gerda

Wie ein Vogel. Kindheitserlebnisse aus der DDR: poetisch erzählt, wunderschön illustriert.


ausgezeichnet

Gerda Raidt ist mit "Wie ein Vogel" aus der Reihe "Wir Kinder von früher" ein besonderes Kinderbuch gelungen. Mit klarer, kindgerechter Sprache und anschaulichen Bildern erzählt das Buch aus der Ich - Perspektive der kleinen Gerda.
Gerda wächst im Osten der DDR auf, die Mauer gehört wie selbstverständlich zu ihrem Leben, und trennt das Land und die Menschen. Zu ihrem Alltag gehören Fahnenappelle, Friedenstauben, Westgeschenke, schwarz-weiß-Fotos, Telefone mit Wählscheibe - und die Liebe zu Vögeln, die ein wenig Farbe in ihr Leben bringen.
Das Buch lässt kleine (und auch große) LeserInnen ein Stück deutsche Geschichte erahnen. Die Beschreibungen und Bilder sind authentisch und geben ein realistisches Bild dieser Zeit wieder. Ungekünzelt und unpolitisch bekommt man einen Blick auf das Leben "drüben", hinter Grenzen und Mauern.

Das Cover passt gut zum Inhalt, die Farbgebung und die Größe des Buches gefallen mir gut.
Ein schönes Buch, um Kindern ein Stück Geschichte nahe zu bringen.
Es bekommt von mir eine Leseempfehlung für kleine und große LeserInnen und 5 von 5 Punkten!

Bewertung vom 30.07.2024
Shine Bright Like a Treasure / The Monet Family Bd.1
Marczak, Weronika Anna

Shine Bright Like a Treasure / The Monet Family Bd.1


ausgezeichnet

Von heute auf morgen verändert sich Hailie`s Leben auf tragische Weise - sie verliert ihre Mutter und ihre Großmutter durch einen Autounfall. Für die fast 15-Jährige bricht eine Welt zusammen.
Zu ihrer Überraschung wird ihre Vormundschaft auf ihren älteren Halbbruder Vince übertragen, von dem sie bisher nichts wußte. Auch von den anderen 4 Brüdern Will, Dylan, Shane und Tony hatte sie keine Ahnung. So zieht sie von Boston nach Pennsylvania in das Haus ihrer Brüder. Es entpuppt sich als große Villa, mit allem erdenklichen Komfort und Luxus, aber auch mit vielen Regeln, was Hailie überwältigt und einschüchtert. Der Empfang durch ihre 5 Brüder ist eher verhalten und die vielen Regeln, angeblich zu ihrer Sicherheit, denen sie sich fügen muss, engen sie ein und verunsichern sie.
Was verbirgt sich hinter dem "Monet-Imperium"?
Warum gelten so viele strenge Regeln?
Bis auf Will strahlen alle Brüder etwas dunkles aus, Macht scheint ihnen sehr wichtig zu sein. Um diese Macht zu demonstrieren, scheinen sie kaum Grenzen zu kennen.
Hailie`s Leben ist geprägt von Kontrolle und Unsicherheit, bis sie eines Tages in große Gefahr gerät und erlebt, wie wichtig der Zusammenhalt ihrer Brüder für sie ist.....

Aus der Ich-Perspektive von Hailie geschrieben, ist beeindruckend, wie sie trotz des Verlustes ihrer Mutter und ihrer Großmutter, in einer für sie fremden Welt ankommt und sich durchbeißt. Hailie`s Reaktionen sind auf ihr jugendliches Alter bezogen verständlich und nachvollziehbar. Auch die Distanziertheit der Brüder ihr gegenüber ist verständlich, denn auch sie sind überrascht, plötzlich eine Schwester zu haben.

Der Schreibstil ist flüssig und mitreißend, und dank des deutlichen Spannungsbogens, der ab der ersten Seite spürbar war, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Es ließ sich lesen wie einen Krimi! Ich bin gespannt auf die Fortsetzung!
Das Buch bekommt von mir 5 von 5 Punkten und eine klare Leseempfehlung - nicht nur für jugendliche Leser!

Bewertung vom 23.07.2024
Wir treffen uns im nächsten Kapitel
Bickers, Tessa

Wir treffen uns im nächsten Kapitel


ausgezeichnet

Was bedeutet Leben?
Was ist wirklich wichtig und was nur "Füllstoff"?
Hat man Kontrolle über sein Leben oder gibt man die Kontrolle ab - an einen gutbezahlten Job, durch den man Luxus und materiellen Komfort erlangt?
Kann man unfassbare Trauer überwinden?
Vergebung - ein großes Wort! Wie gelingt sie, wenn man meint, durch andere so viel verloren zu haben?
Vorallem - wie vergibt man sich selbst?

Tessa Bickers`Debütroman ist ein wunderschönes Buch über die Liebe zum Lesen, über Trauer und Vergebung und über das Leben!

"Wir treffen uns im nächsten Kapitel" ist aus zwei Perspektiven geschrieben, was es sehr interessant macht. Für mich sind beide Protagonisten gut beschrieben, ich konnte mich sofort in sie hineinversetzen.
Erin ist unglücklich in ihrem Job und kündigt. Seitdem ist sie auf der Suche nach einem neuen erfüllenderen Job und - nach sich selbst. Sie ist verzweifelt, nachdem ihre beste Freundin Bonnie an Krebs starb. Sie kann die Trauer nicht überwinden, auch weil sie sich Selbstvorwürfe macht und sich nicht vergeben kann. Bonnie ist noch so gegenwärtig, dass Erins Blick für ihren eigenen Weg verloren scheint.
James, geprägt durch Mobbing in der Schulzeit, hat einen gutbezahlten Job, der ihn nicht glücklich macht. Er pendelt zwischen Job und Elternhaus, um sich um seine psychischkranke Mutter zu kümmern. Er fühlt sich verantwortlich für deren Erkrankung .
Für beide nehmen Bücher eine große Rolle in ihrem Leben ein.
Nachdem James im Bücherschrank ein Buch von Erin findet und liest, kommt es zu einem immer wiederkehrenden Büchertausch und intensiven Gedankenaustausch per Randbemerkungen in den verschiedensten Büchern, die sie über den Bücherschrank austauschen. So gewähren sie sich allmählich gegenseitig auch Einblicke in ihre jeweilige Gedanken-und Gefühlswelt und kommen sich näher - allerdings ohne sich zu begegnen - als "Kritzelqueen" und "Mystery Man"! Noch ahnen sie nicht, dass sie eine gemeinsame Vergangenheit verbindet - und die Freundschaft zu Bonnie!

Das Cover ist schön und ansprechend gestaltet, in angenehmen Aquarellfarben. Die Motive weisen auf den Inhalt des Buches hin. Beim Anblick des Covers und nach dem Lesen der Leseprobe MUSSTE ich dieses Buch lesen! Meine Erwartungen wurden erfüllt, ich bin begeistert von dem flüssigen Schreibstil und der Darstellung der Protagonisten, die mir sofort sympatisch waren. Lt.Buchbeschreibung ist es eine RomCom, allerdings fehlt es mir an der erwähnten Situationskomik. Was meiner Begeisterung für dieses Buch keinen Abbruch tut - es bekommt von mir eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Punkten!
Dieses Buch gehört für mich in die Kategorie "Bücher, an denen man wächst"! Es wird noch lange nachklingen!

Bewertung vom 14.07.2024
Ein Mann zum Vergraben
Casale, Alexia

Ein Mann zum Vergraben


sehr gut

Alexia Casale hat aus einem ersten Thema mit einer guten Portion Galgenhumor einen feinfühligen Roman geschrieben, der sich liest wie ein Krimi - und doch ans Herz geht.
Nach jahrelanger Gewalt in ihrer Ehe schlägt Sally zurück - aus einem Reflex heraus, fast unabsichtlich - und erschlägt ihren Mann mit der gusseisernen Pfanne ihrer Großmutter! Sie möchte auf keinen Fall ins Gefängnis! Auch ihre erwachsenen Kinder dürfen nichts erfahren. Aber ihr Mann muss in 14 Tagen im Büro erscheinen. Um ihren Mann verschwinden zu lassen, braucht sie dringend eine Lösung!
Sie ahnt nicht, dass sich 3 weitere Frauen in ihrer Umgebung in ähnlicher Situation befinden. Als sich die 4 Frauen kennenlernen, wird klar, das Gewalt in der Ehe in jeder Gesellschaftschicht, in jeder Nationalität und in jedem Alter vorkommt. Kurzerhand gründen sie den geheimen Club der Witwen und suchen nach einer totsicheren Lösung, ihre Männer zu entsorgen. Denn ins Gefängnis möchte keine von ihnen!
Das gerade die Coronaepidemie wütet, mit Kontaktsperre und Ausgangsbeschränkungen bringt Vorteile. Doch was macht man, wenn plötzlich die erwachsene Tochter vor der Tür steht, und der Ehemann in der Küche liegt? Wenn Verwandte und Arbeitskollegen nach dem Ehemann fragen? Und wie entkommt man der stets wachsamen und alles kontrollierenden Nachbarin?
Mit Ideenreichtum und viel Mut machen sich die 4 Frauen auf den Weg, ihre Ehemänner zu entsorgen. Dabei wachsen alle 4 über sich hinaus.

Das Cover gefällt mir gut, das Bild der resoluten Person mit Spaten passt gut zum Titel. Klappentext und Leseprobe erwecken den Eindruck eines lustigen, unterhaltsamen Romans - doch der Leidensdruck der Frauen ist groß und die Geschichte jeder Frau erschreckend.
Der Schreibstil ist klar, ohne Nebensächlichkeiten, stellenweise nüchtern, gespickt mit Galgenhumor, der mich nicht gestört hat.
Von mir gibt es für dieses Buch eine klare Leseempfehlung und 4 von 5 Punkten!

Bewertung vom 04.07.2024
Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
Graw, Theresia

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null


ausgezeichnet

Bad Oeynhausen, Kriegsende.
Die einst berühmte und beliebte Kurstadt in Nordrhein-Westfalen blieb im Krieg fast verschont. Mit gemischten Gefühlen erleben die Einwohner im April `45 die kampflose Übergabe ihrer Stadt an die Besatzungsmächte und befinden sich zwischen Angst und Hoffnung!
Anne und ihre Freundin Rosalie erleben diese Zeit, wie viele andere Menschen, und müssen sich mit den Besatzern arrangieren. Hausdurchsuchungen, Enteignungen, Lebensmittelknappheit, Sperrstunde, Schwarzmarkt - all das sollte doch vorbeisein nach dem Krieg.
Als die Besatzer einen Großteil der Stadt räumen und zum Sperrgebiet ernennen, um ein Alliiertes Hauptquartier darin zu errichten, verlieren Anne und Rosalie ihr Zuhause.
Anne muss das Kurhotel ihrer Eltern verlassen und kommt am Stadtrand in einer der vielen Baracken unter. Trotz aller Schwierigkeiten der Gegenwart richtet sich ihr Blick in die Zukunft und sie hofft auf eine Wiedereröffnung des Hotels - irgendwann.
Rosalie findet Arbeit und Unterkunft auf einem Bauernhof außerhalb der Stadt und träumt von einer Zukunft als Ehefrau eines Besatzers.

Theresia Graw nimmt den Leser mit in einen Teil der deutschen Geschichte. Die mir bisher unbekannte Autorin hat ein eindrucksvolles, gut recherchiertes Werk geschaffen, das einen authentischen Einblick in die Nachkriegszeit gewährt. Der Schreibstil ist klar, ohne Schnörkel, auf Nebensächlichkeiten wird verzichtet. Das Cover passt sehr gut zum Inhalt.
Die Protagonistinnen und Lebensumstände sind realistisch dargestellt, ich fühlte mich Anne und Rosalie bereits nach den ersten Seiten nahe.
Trotz aller Einschränkungen und bedrückenden, dramatischen Ereignissen für die Menschen in dieser Zeit gibt es doch immer wieder Momente und Begebenheiten, die Hoffnung machen.
Das Buch hat mich sehr beeindruckt, die Autorin hat es geschafft, den Eindruck zu vermitteln, sie hätte alles selbst erlebt! Absolut empfehlenswert!!

Bewertung vom 30.06.2024
Meck und Schneck. Spaß hat, wer trotzdem lacht
Engler, Michael

Meck und Schneck. Spaß hat, wer trotzdem lacht


ausgezeichnet

Matthias Derenbach und Michael Engler ist hier ein sehr schönes und ansprechendes Bilderbuch gelungen!
Meck und Schneck begeben sich gemeinsam auf den Weg zum Salatbaum und müssen dabei einige Gefahren überstehen.
Während Meck sich große Sorgen macht und jede Gefahr sofort erkennt, hat Schneck keinen Sinn für Gefahren und verliert das Ziel nicht aus den Augen. Gemeinsam meistern sie den Weg und machen die Erfahrung, wie wichtig Mut und beste Freunde sind.
Und obwohl am Ziel dann doch alles anders ist als gedacht, machen sie das Beste daraus!
Der letzte Satz ist sooo schön:
"Welcher Tag ist heute eigentlich?" "Mein Lieblingstag!"

Ein farbenfrohes und stimmungsvolles Bilderbuch von Matthias Derenbach und Michael Engler, mit liebevoll gestalteten Bildern. Die Textmenge ist genau richtig, um die Aufmerksamkeit kleiner Lesemäuse zu binden.