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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Blubie
Wohnort: 
Schönau

Bewertungen

Insgesamt 181 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2024
Seltsame Sally Diamond (eBook, ePUB)
Nugent, Liz

Seltsame Sally Diamond (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Whoa! Was war das denn für ein geniales Buch!
Gleich mal vorweg: zarte Gemüter bitte Finger weg.
Das war absolut starker Tobak, der mich emotional ziemlich aufgewühlt hat. Dieses Buch läßt uns tief in die furchtbarsten Abgründe menschlicher Monstrositäten abtauchen.
Stilistisch gut erzählt, aus der Sicht einer Protagonistin, die man einfach mögen muss - trotz oder sogar wegen ihrer seltsamen Art.
Aber noch jemand anderes erzählt seine Geschichte, worüber ich aber nicht mehr sagen kann, weil ich sonst spoilern müsste.
Ist es ein Psychothriller? Ja, könnte man schon so sagen, aber in erster Linie ist die Erzählung ein Drama und zeigt uns, was ein einzelner Mensch an Schaden anrichten kann, wieviele Menschen davon nachhaltig betroffen und schwerst traumatisiert sind.
Die Story ist unvorstellbar grausam, aber nicht an den Haaren herbeigezogen, denn in der Vergangenheit gab es einige Beispiele, die vielleicht Inspiration für diese Geschichte waren.
Bevor ich weiter nichtssagend um den Inhalt herumeiere, höre ich hier mit der Rezension auf - mit den Worten: Lest das unbedingt!
Kathrin Razum hat wunderbar übersetzt.

Bewertung vom 19.09.2024
Finster
Menger, Ivar Leon

Finster


gut

Der Anfang des Buches hatte mich sofort eingefangen, der Schreibstil ist leicht und das Setting herrlich düster. Ein Dorf voller zwielichtiger Einwohner, die alle irgendwie nicht so ganz sauber wirken, eine psychiatrische Einrichtung als I-Tüpfelchen obendrauf.
Setting und Plot haben mir wirklich gut gefallen, die Umsetzung konnte mich leider nicht ganz so überzeugen. Der Schreibstil ist leicht... aber vielleicht auch ein bisschen arg simpel, die Dialoge wirken unnatürlich und die Protagonisten auf dem zweiten Blick zu platt. Und was mich wirklich genervt hat, war das gezwungene 80er Gefühl. Ich mag an sich Geschichten, die in der Vergangenheit spielen, aber ich möchte es spüren und nicht in jedem Absatz eine Produktplatzierung, die mich anbrüllt, dass ich bitte nicht vergessen soll, dass wir uns im Jahr 1986 befinden. So etwas wirkt auf mich leider sehr bemüht - mehr aber auch nicht.
Die Handlung fand ich gut, auch die Auflösung. Es hat Spass gemacht herumzurätseln, wer der Greifer sein könnte.
Ich denke, der Thriller wird viele begeisterte Leser finden. Ich selbst werde wohl kein weiteres Buch des Autors lesen.

Bewertung vom 17.09.2024
Pineapple Street
Jackson, Jenny

Pineapple Street


sehr gut

Jenny Jackson entführt uns für eine kurze Zeit in die Upperclass New Yorks und wir lernen drei Frauen der Familie Stockton kennen, die zum alten Geldaldel gehört. Da sind zum einen die beiden Schwestern Georgiana und Darley und zum anderen die eingeheiratete, aus der Mittelschicht stammende, Sasha.
Die Kapitel sind jeweils aus der Sicht dieser unterschiedlichen Frauen erzählt, was das Buch tatsächlich spannend macht, da ein und dieselbe Situation oftmals völlig anders interpretiert wird.
Im Prinzip geht es um die Generation der reichen Millenials, die sich ihrer Privilegiertheit bewusst sind und ihr Kapital mehr oder weniger sinnvoll einsetzen wollen.
Es sind erste Welt Probleme, die wir nebenbei kennenlernen, aber auch durchaus tragische Begebenheiten bis hin zur Einsamkeit, die dicke Bankkonten mit sich bringen können.
Mit leichtem Sarkasmus navigiert die Autorin den Leser durch diese befremdlich dekadente Welt.
Ein kurzweilig geschriebener Roman, der unterhaltsam ist, aber nicht sonderlich tiefgründig. Übersetzt von Barbara Schaden.

Bewertung vom 31.08.2024
Kleine Monster
Lind, Jessica

Kleine Monster


ausgezeichnet

Ehrlich gesagt dachte ich bei dem Buchcover und -titel, dass es sich hierbei um ein humorvolles Büchlein handelt, in dem ich über witzige Alltagssituationen mit Kindern lese…
Tja, weiter entfernt hätte ich nicht sein können. Jessica Lind erzählt von den dunklen Seiten des Mutterseins, was man fühlt, wenn das Kind nicht so „funktioniert“ wie man es sich eben so vorstellt, wenn man noch kein Kind hat. Die Gedanken, die pure Verzweiflung, der Zweifel an sich und dem Kind… das alles ist (leider) so wahnsinnig nah an der Wahrheit, dass es wehtut. Jede Mutter möchte so sein wie Olivia Walton, in der Realität sind wir aber weit davon entfernt, denn Mütter sind auch nur Menschen und diese machen Fehler. Und dann haben auch Mütter eine Vergangenheit und schleppen die Altlasten aus ihrer eigenen Kindheit herum. Auch wenn man sich noch so oft schwört: Ich werde nie wie meine Mutter!… dieses Erbe sitzt tief und kommt hoch, wenn man es nicht erwartet.
Probleme als Eltern, traumatische Ereignisse in der Kindheit, die Spuren hinterlassen, Entfremdung innerhalb der Familie - über all das schreibt Jessica Lind in ihrem Roman, der nicht spritzig leicht ist, sondern harte Kost.
Eine grossartige psychologische Skizze, die unter die Haut geht. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 30.08.2024
Der Honigmann
Huth, Peter

Der Honigmann


ausgezeichnet

Ich fand das Buchcover interessant und der Klappentext hat mich neugierig gemacht... aber das was ich da grad zu Ende gelesen habe, hatte ich so nicht erwartet.
Großartig - auf allen Ebenen!
Peter Huth ist ein toller Beobachter, der extrem glaubwürdige Charaktere erschaffen kann und dieses Buch ist eine geniale Gesellschaftssatire.
Mit viel Humor nimmt er sich einer schwierigen Thematik an: wie wird aus einer Vorstadtidylle eine Vorstadthölle? Er zeigt anhand dieser Kleinstadt akribisch auf, wie leicht es passieren kann, dass aus freundlichen Menschen, ein wütender Mob entsteht, der auch vor Gewaltphantasien keinen Halt macht. Wie aus Gerüchten "Wahrheiten" werden, die immer verzerrter die Runde machen und wie aus anfänglicher Besorgnis, blanke Hysterie entsteht. Doppelmoral, Neid, Falschheit... nichts wird ausgelassen.

Ich musste oft lachen, aber manchmal blieb mir das Lachen auch im Hals stecken, denn ich kam nicht umhin zu aktuellen Geschehnissen einen Bezug herzustellen.
Genauso muss Gesellschaftskritik sein, den Finger fest in die Wunde und immer ein Spiegel parat, in dem man sich selbst gut sehen kann.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.08.2024
In den Farben des Dunkels
Whitaker, Chris

In den Farben des Dunkels


ausgezeichnet

Es ist eine tragische Geschichte, die Chris Whitaker uns hier erzählt und sie umspannt mehrere Jahrzehnte.
Es ist die Geschichte sehr junger Teenager, die Traumatisches erleben. Die dadurch entstandenen Traumata bestimmen stark ihr weiteres Leben und beeinflussen ihren Werdegang.
Es ist eine Geschichte von unerfüllter Liebe, ewiger Freundschaft, Zusammenhalt und Bande, die stärker als Familie sein können.
Der Roman ist ein wilder Mix aus Drama, Thriller und sprachlicher Schönheit mit vielen Überraschungsmomenten. Wie immer liefert Whitaker stark ausgearbeitete Charaktere, für die er sich beim Erzählen viel Zeit nimmt... das wäre auch das Einzige das ich bemängeln könnte: es ist an einigen Stellen etwas langatmig. Aber es lohnt sich, denn nur so entsteht diese, für Whitaker typische, Tiefe.
"In den Farben des Dunkels" ist sicher nicht mein Lieblingsroman von ihm, aber dennoch sehr empfehlenswert für geduldige Leser, die abtauchen wollen, in ein stark ausgearbeitetes Setting.
Conny Lösch hat hervorragende Übersetzungsarbeit geleistet.

Bewertung vom 26.08.2024
Zwei in einem Leben
Nicholls, David

Zwei in einem Leben


ausgezeichnet

David Nicholls war mir natürlich schon ein Begriff, aber ehrlicherweise hatte ich bisher noch kein Buch von ihm gelesen, sondern nur die Verfilmung seines bekanntesten Buches gesehen.
Und nun frage ich mich, wie ich so lange ohne seine Bücher auskommen konnte!
Großartiger Humor, liebenswerte Charaktere, die man regelrecht vor seinem geistigen Auge sehen kann und unheimlich witzige Dialoge.
Die Story ist erfrischend und nachvollziehbar, das sich Annähern der beiden Hauptprotagonisten macht Spaß zu verfolgen, das sich wieder Verlieren ist herzzerreissend und immer wieder diese geistreichen lustigen Dialoge... so mag ich das!
Dazu die Beschreibung einer eindrucksvollen Wanderroute, die ich nicht für viel Geld mitmachen würde: ein Bildband oder Diavortrag wäre für mich ausreichend.
Übersetzt wurde dieses kurzweilige sehr empfehlenswerte Buch von Simone Jakob und Anne-Marie Wachs.
Der Roman erscheint am 28.August im Fischer Verlag.

Bewertung vom 24.08.2024
Hey guten Morgen, wie geht es dir? (eBook, ePUB)
Hefter, Martina

Hey guten Morgen, wie geht es dir? (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wow! Was für ein wunderbares leises aber gewaltiges Buch, absolut verständlich, dass es für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert ist.
Ich bin abgetaucht in die Welt von Juno, eine Performance Künstlerin, die sich um ihren MS kranken Ehemann kümmert und nachts nicht schlafen kann. Wenn sie nicht gerade hart trainiert, treibt sie Scherze mit sogenannten Scammern auf Instagram, bis sie auf Benu aus Nigeria trifft, der sie genauso durchschaut wie sie ihn.
Martina Hefters Schreibstil ist gradlinig und klar, aber auch poetisch. Obwohl in diesem Roman nicht wirklich Spektakuläres passiert, ausser das Leben selbst, streift es viele Themen, die einen nachdenklich stimmen: Krankheit, das Altern, Ausgrenzung, Rassismus, die Kolonialzeit und ihre Nachwirkungen bis heute...
Aber nie als mahnender Zeigefinger, sondern als Gedankensplitter.
Großartig auch die Namen der Protagonisten, die nach Gestirnen benannt sind; Planeten und Götter ziehen als roter Faden durch die Handlung.
Das Buch und ihre starke Protagonistin gingen mir direkt unter die Haut und ich werde wohl noch sehr lange an sie denken.
Ich gebe eine absolute Leseempfehlung!

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2024
Wenn die Welt nach Sommer riecht
Dutzler, Herbert

Wenn die Welt nach Sommer riecht


ausgezeichnet

Ich bin begeistert!
In letzter Zeit habe ich das eine oder andere Buch gelesen, in dem es nostalgisch wurde, aber meistens ging es um die 70er oder 80er Jahre in Deutschland. In „Wenn die Welt nach Sommer riecht“ geht es endlich mal um einen Teenager in den 70ern in Österreich und darauf habe ich mich schon gefreut, bevor das Buch veröffentlicht wurde.
Herbert Dutzler scheint ca. zehn Jahre älter als ich zu sein, aber das ändert kaum etwas an den Erinnerungen, die in mir beim Lesen hochkamen, denn so viel anders war es dann in meiner beginnenden Pubertät auch nicht.
Anders als der 13 jährige Hauptprotagonist Siegfried, bin ich in Wien aufgewachsen, dorthin verschlägt es ihn zu seiner Tante übers verlängerte Wochenende. Aber an meine Schullandwoche zum Dachstein, Hallstatt, Mondsee und Salzburg (also Siegfrieds Heimat) kann ich mich noch gut erinnern.
Es war witzig, die Geschichten aus der Sicht des Pubertierenden zu lesen, die Gedanken und die Sprache haben sich authentisch angefühlt, über die vielen österreichischen Ausdrücke habe ich mich zusätzlich gefreut… ich denke aber, dass Deutsche Leser keine Probleme damit haben sollten.
Interessant fand ich die politischen Veränderungen aus der Sicht des ländlichen Österreichs, aber auch die Thematik der Lehrer mit Nazivergangenheit
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.08.2024
Genau so, wie es immer war
Lombardo, Claire

Genau so, wie es immer war


ausgezeichnet

"Der größte Spaß den wir je hatten" hatte mich schon sehr beeindruckt, denn Lombardo kann unheimlich gut, die kleinen Dinge beschreiben, die ein Familienleben ausmachen. Ihre Charaktere und Familiensituationen wirken nie konstruiert, sondern eben wie mitten aus dem realen Leben.
Und so auch in ihrem neuesten Roman "Genau so, wie es immer war" (Same as it ever was - wer nun an die Talking Heads denkt, der liegt jetzt völlig richtig). Ein wunderbarer Entwicklungsroman, der die Geschichte einer Frau erzählt: wie sie ihren Mann kennenlernt, eine Familie gründet, ihre komplizierte Beziehung zu ihrer Mutter, ihr Reifen und Älterwerden. Und auch wenn ich Julia nicht immer ganz verstehen konnte, gab es unendlich viele Momente, in denen ich mich mit ihr identifizieren konnte... sehr sogar.
Erzählt wird oft in Rückblicken, die ein tiefgehendes Bild von Julia zeichnen, es ist letzten Endes ein intensives Porträt und eine Lebensgeschichte, die berührt und am Ende des Buches hat man das Gefühl, sich von einer realen Person, einer liebgewonnenen Freundin, verabschieden zu müssen.
Von mir gibt es eine hundert prozentige Leseempfehlung, großartig übersetzt hat den Roman Sylvia Spatz.