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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Blubie
Wohnort: 
Schönau

Bewertungen

Insgesamt 161 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2024
Experienced. Die Liebe bietet unbegrenzte Möglichkeiten
Young, Kate

Experienced. Die Liebe bietet unbegrenzte Möglichkeiten


sehr gut

Ich habe mich wirklich durch das erste Drittel gekämpft und der Funke wollte einfach nicht überspringen. Zu einem Teil lag das am Schreibstil, der mir anfangs nicht so recht zusagte, zum anderen Teil an der sehr konstruierten Ausgangssituation.
Aber dann war ich doch angekommen und die Geschichte konnte mich letztendlich nicht nur abholen, sondern auch ziemlich gut unterhalten.
Man weiß eigentlich gleich zu Anfang wie es ausgehen wird, aber wie und warum war dann doch recht spannend zu lesen.
Es gibt einige sehr heiße Bettszenen, die aber nicht eklig schlüpfrig sind.
Was für mich anfangs zäh und oberflächlich begonnen hat, wurde dann flüssig zu lesen und die Charaktere waren liebenswert.
Auf jeden Fall ein Wohlfühlroman, der nicht nur für queere Menschen lesenswert ist.
Christiane Sipeer hat den Roman ins Deutsche übersetzt.

Bewertung vom 17.05.2024
Bonjour Agneta
Hamberg, Emma

Bonjour Agneta


ausgezeichnet

Hach, was für ein unheimlich unterhaltsames Buch!
Selbstfindungsgeschichten mit Neuanfängen der Protagonistin in einem anderen Land, sind wahrlich kein Novum. Meistens sind es platte Wohlfühlromane ohne wirklichen Tiefgang, aber manchmal kommt so eine wunderbare Geschichte vorbei und die packt einen von der ersten bis zur letzten Seite. Und genau so ist es mir mit "Bonjour Agneta" passiert.
Dieser wunderbare sarkastische Humor, schrullige Charaktere, reale Probleme und eine absolut liebenswerte Hauptprotagonistin: Agneta, lass mich bitte Deine beste Freundin sein.
Das Nachwort der Autorin erklärt dann auch, warum sich trotz aller Schrulligkeit, so Vieles authentisch anfühlt und dass sie grade an einer Fortsetzung schreibt, lässt mein Leserherz höher schlagen.
Wibke Kuhn hat diese liebenswerte Geschichte übersetzt.

Bewertung vom 15.05.2024
Für immer, dein August / Mühlbach-Saga Bd.2
Leciejewski, Barbara

Für immer, dein August / Mühlbach-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Wann immer ich eine Leseflaute habe, gibt es ein sicheres Mittel dagegen: ich greife zu Büchern bestimmter AutorInnen, die mich da wieder rausholen. Barbara Leciejewski ist eine von ihnen.
"Für immer, dein August" ist der Nachfolgeband von "In Liebe, deine Lina", im ersten Band ging es um die Urgroßeltern der Autorin, im zweiten um die Großeltern und ihre Mama lernt man auch kennen (meine Mutter war derselbe Jahrgang).
Leciejewski schafft es immer, mich von der ersten Seite an total in die Geschichte einzusaugen, obwohl es schon ein Weilchen her ist, dass ich den ersten Band gelesen hatte, fand ich schnell wieder in die Zusammenhänge rein. Man könnte die beiden Bücher vielleicht auch getrennt lesen, aber warum sollte man? Man verzichtet doch nicht freiwillig auf ein gutes Buch. Also meine Empfehlung: unbedingt beide Bände lesen!
Die Autorin hat ihrer Familie ein wunderbares, schriftliches Denkmal gesetzt, eingebettet in historisch genau recherchierte Fakten. Nichts liest sich überdramatisch oder überzogen, alles fühlt sich richtig an, die Protagonisten agieren glaubwürdig und das Miteinander ist authentisch. Und an der einen oder anderen Stelle war ich gerührt und betroffen. Das sind Bücher, die für mich 100% Perfektion erreichen. Chapeau!
Danke, liebe Barbara, dass Du so großartige Bücher schreibst

Bewertung vom 10.05.2024
Weiße Wolken
Seck, Yandé

Weiße Wolken


weniger gut

Die Thematik und auch die Vita der Autorin hatten mich total neugierig gemacht, hätte ich vorher gewusst was mich erwartet, hätte ich mit Sicherheit kein Geld dafür ausgegeben.
Das Buch hat mich genervt und ich hatte das Gefühl, meinen beiden pubertierenden Töchtern zuzuhören, wenn die sich in "Tik-Tok-Deutsch" unterhalten (für die beiden IMMER eine Garantie, dass ich meine Ohren zuklappe).
Es ist meines Erachtens okay, ein oder zwei Protagonisten Denglish oder Jugendsprech denken und sprechen zu lassen, es ist super nervig, wenn eine Autorin alle ihre ProtagonistInnen so kommunizieren lässt.
Dazu kommen dann noch akademische Fachausdrücke und hie und da ein französischer Absatz ohne Fußnote (ich beherrsche kein Französisch). Ich hatte irgendwann das Gefühl, dass ich einfach gar nichts mehr verstehe.
Ich konnte aus bestimmten Gründen schon "Uhrwerk Orange" nicht lesen, bei den "Weißen Wolken" war ich ganz schnell raus. Für mich absolut unlesbar.
Schade, für das Setting in Frankfurt und die Thematik Alltagsrassismus vergebe ich zwei Punkte.

Bewertung vom 08.05.2024
Ein schönes Ausländerkind
Toxische Pommes

Ein schönes Ausländerkind


ausgezeichnet

Die Aufmachung des Covers und der Autorinnenname "Toxische Pommes" hatten schon ausgereicht, dass ich auf dieses Buch neugierig geworden bin. Als ich dann auch noch im Klappentext sah, dass die Erzählung in Österreich spielt, war klar, dass ich es lesen muss.
Die Autorin nimmt uns mit auf die Reise in die Vergangenheit, als sie als Kleinkind zusammen mit ihrem Vater und ihrer Mutter aus Kroatien nach Österreich auswandern, während am Balkan der schreckliche Krieg wütet
Sie kommen nicht als Flüchtlinge, sondern als Einwanderer. Welche Probleme sich ihnen stellen, in einem Land, das - so wie Deutschland -, sich weigert als Einwanderungsland gesehen zu werden, erfahren wir in diesem wunderbaren Buch.
Die Autorin beobachtet klug ihre Umgebung und die jeweiligen Menschen darin; egal ob es Österreicher, Beamte, Migranten oder die Balkan-Verwandtschaft sind, sie trifft immer den Nagel auf den Kopf und bleibt trotz Sarkasmus auch immer liebenswürdig dabei.
Der Humor ist einfach großartig und stellenweise hat es mich beinahe vor Lachen vom Sofa geschmissen.
Viele vertraute Erinnerungen kamen beim Lesen, nicht nur wegen Österreich, sondern auch an meine eigene Autofahrt nach Sarajevo Mitte der 80er Jahre.
Es gab aber auch sehr viele berührende und wütend machende Stellen.
Welchen Preis bezahlt man als Mensch beim Auswandern und Sich-Integrieren, welchen Preis als Familie - das erzählt uns Toxische Pommes in ihrem großartigen Buch, das ich von Herzen empfehlen kann.

Bewertung vom 07.05.2024
Funny Story
Henry, Emily

Funny Story


ausgezeichnet

Hach, was war das wieder schön! Ich muss ja zugeben, dass ich nach Emily Henrys letztem Buch "Book Lovers" ein wenig skeptisch war, weil ich es einfach nicht so prickelnd fand. Aber "Funny Story" hat alles wieder gut gemacht.

Da waren sie wieder: die schlagfertigen und extrem witzigen Dialoge, die schrulligen und liebenswerten Charaktere und eine Story, die zwar vorhersehbar ist, aber dennoch kuschelig schön.
Ab und zu brauche sogar ich sowas leichtes spritziges, eine Geschichte, in die man sich fallen lassen kann und abschalten.
Was mir auch gut gefallen hat, dass es nicht einfach eine seichte Geschichte ist, sondern auch thematisiert was abwesende oder toxische Eltern aus einem Menschen machen können - seelischer Ballast, den man bis ins Erwachsenenalter mitschleppt.
Außerdem ist es eine Liebeserklärung an Bibliotheken. Diese Liebe kann ich sehr nachempfinden, da meine Liebe zu Büchern ebenfalls in einer kleinen Bibliothek und einer tollen Bibliothekarin begonnen hat.
Eine schöne, tröstliche und äußerst unterhaltsame Liebesgeschichte, übersetzt von Katharina Naumann und Silke Jellinghaus.

Bewertung vom 05.05.2024
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


ausgezeichnet

Um dieses Buch wurde ja schon viel Wirbel gemacht... verdient? OH JA!
Was für eine Geschichte! Ich hab ja generell keine Angst vor dicken Büchern, bei dem war ich ab der Mitte schon traurig, dass ich mich dem Ende nähere, ich hätte kein Problem damit gehabt, noch weitere 900 Seiten zu lesen.
Dieses Buch ist auf so vielen Ebenen großartig, dass ich gar nicht weiß womit ich beginnen soll.
Allgemein bekannt dürfte ja mittlerweile sein, dass es sich um eine Art "David Copperfield" in der Jetztzeit handelt. Die Autorin hat sich von Charles Dickens inspirieren lassen. Wie gut die Adaption im Vergleich ist, kann ich nicht beurteilen, da ich "David Copperfield" nie gelesen habe (allerdings werde ich das jetzt wohl nachholen).
Die Thematik ist schwer, denn es geht um Drogen- und Alkoholmissbrauch, um Armut, um misshandelte und vernachlässigte Kinder und um den Umgang mit Waisenkindern und dem fragwürdigen System der Pflegeplätze.
Kingsolver übt massiv Kritik aus an dem (un)sozialen System der USA, wenn es um Kinder in Armut geht. Aber auch der Umgang mit legalen Drogen, die Ärzte unbedacht und in Mengen verschreiben. Wie schwer es ist, sich aus diesem Sumpf zu befreien, wenn es weit und breit keinerlei Hilfe gibt.
All diese Themen wären absolut schwer zu verdauen beim Lesen, aber da ist dieser wunderbar homorvolle, lockere und sarkastische Schreibstil, der so enorm unterhaltsam ist.
Die vielen Charaktere sind vielschichtig und wunderbar authentisch beschrieben. Ich hatte jeden einzelnen Protagonisten deutlich vor Augen, so als hätte ich einen Film gesehen.
Für mich eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe - großartig übersetzt von Dirk van Gunsteren.
Lest es unbedingt!

Bewertung vom 30.04.2024
Das Geflüster (eBook, ePUB)
Audrain, Ashley

Das Geflüster (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In das Buchcover hatte ich mich sofort verliebt, ich mag ja amerikanische Vor-bzw. Kleinstädte, egal ob Familiengeschichten, oder Nachbarschaft.
Obwohl es ein Gesellschaftsroman ist, der in erster Linie die unterschiedlichsten Arten der Mutterschaften unter die Lupe nimmt und in zweiter Linie das verlogene Miteinander in einer Nachbarschaft, hat es sich für mich wie ein Thriller gelesen.
Immer wieder führt Audrain den Leser in die Sackgasse und man spekuliert und überlegt und liegt doch immr ein wenig daneben.
Dabei bedient sich die Autorin einer harten klaren Sprache und das führt auch dazu, dass bestimmte Ereignisse ein bißchen tiefer unter die Haut gehen (Triggerwarnung: Fehlgeburt).
Ich mochte diesen Roman sehr, er war spannend und haarsträubend und die Protagonisten waren gut modelliert, aber nicht immer sympathisch.
Ich bin wirklich hart im Nehmen, aber hier musste ich an verschiedenen Stellen schwer schlucken.
"Das Geflüster" hat mich gut unterhalten und Lotta Rüegger und Holger Wolandt haben gute Übersetzung geleistet.

Bewertung vom 26.04.2024
Der Stich der Biene
Murray, Paul

Der Stich der Biene


ausgezeichnet

Ich war drei Tage weg, in Irland, ohne Pause, mitten in Murrays Familiendrama. Ich fühle mich gerade so, als hätte mich ein Vulkan ausgespuckt.
Wie genial war das denn bitteschön?
Der Plot, die Charaktere, der Schreibstil... das Ende!
Im Buch folgen wir 700 Seiten lang der Familie Barnes, in einer Kleinstadt in Irland. Eine gut situierte Familie, die vom Familienbetrieb - Verkauf von Autos - leben, bis der Finanzcrash dem Ganzen ein Ende bereitet.
Wir erleben also den Abstieg dieser Familie, den Zerfall. Im Mittelpunkt stehen Mutter Imelda, Vater Dickie, Tochter Cass (die grade den Sprung ins Erwachsenenleben macht) und Sohn PJ ca. 12 Jahre alt. Jedem Familienmitglied wird ein großer Abschnitt gewidmet und wir folgen nicht nur der Rahmenhandlung fortlaufend aus unterschiedlichen Blickpunkten, sondern tauchen tief in die jeweiligen Charaktere ein. Beginnend mit der frustrierten Teenager Tochter, danach ihr kleiner Bruder... was ein geschickter Schachzug von Murray ist, denn so lernen wir locker die Struktur der Familie kennen. Weiter geht es mit Imelda, hier gibt es natürlich außer der fortlaufenden Handlung auch mehr zu erzählen, nämlich ihre Vorgeschichte - ebenso wie bei Dickie.
Murray schafft es nicht nur dass sich seine Charaktere authentisch anfühlen, er benutzt auch unterschiedliche Stilmittel. Im ganzen Buch verwendet er keine Anführungszeichen bei direkten Reden, bei Imelda verzichtet er sogar auf alle Satzzeichen. Mir ist das - ich schwöre es bei allem was mir heilig ist - noch nicht mal gleich aufgefallen. Es passt einfach perfekt. Gegen Ende wechselt er sogar von der narrativen Stimme zur zweiten Person Singular, das macht toal was mit einem beim Lesen.
Thematisch wird enorm viel behandelt: Gewalt in der Familie, Homosexualität, starre Rollenbilder, Lebenslügen, Trauerbewältigung,... die Sprache ist manchmal hart, aber auch das hat für mich gepasst. Zwischendurch hat Murray mich sogar zum Lachen gebracht, worüber ich bei all der Härte auch sehr dankbar war.
Während die Protagonisten anfangs viel Raum bekommen, wechseln sich am Ende die Kapitel in immer kleineren Abständen ab und man spürt beim Lesen, dass sich das Finale regelrecht zuspitzt.
Ja, und dann ist es da: das Finale! Ich glaube, das spaltet die Leser:Innen in zwei Lager. Diejenigen, die sich veralbert fühlen weil es offen ist und diejenigen, die versuchen hinter das Ende zu gucken, das man sehr unterschiedlich ausdeuten kann.
Dieses Buch ist für geduldige Leser:Innen, die dicke Bücher mögen und sich nicht an außergewöhnliche Schreibstilen stören. Für Buddyreads und Leserunden schon fast prädestiniert.
Für mich ein absolutes Highlight, das Wolfgang Müller großartig übersetzt hat.

Bewertung vom 23.04.2024
Weite Sicht
Pilz, Thorsten

Weite Sicht


ausgezeichnet

Nach zwei Buchabbrüchen kam dieses wunderbare Buch von Thorsten Pilz genau zur rechten Zeit, um mich vor einer Leseflaute zu bewahren.

Charlotte, Anfang 70, lernen wir kennen als ihr Mann stirbt, aber auch ihre Freundin Sabine, ihren Bruder Johannes, ihre Schwester Gesine, die beiden erwachsenen Kinder Franziska und Matthias und schlußendlich taucht auch noch Bente nach vielen Jahrzehnten wieder auf, die dänische Freundin.
Eigentlich scheint alles klar, bis der Notar einen kürzlich verfassten Brief des Verstorbenen verliest und damit eine Bombe platzen läßt.
Aufgerüttelt durch die Schockwelle stellen sich alle die Frage "Wie habe ich mein Leben gestaltet?", allen voran Charlotte, der wir im Buch am meisten folgen.
Thorsten Pilz ist ein empathischer Erzähler, der den Verbindungen der einzelnen Figuren zueinander einfühlsam nachspürt, nach und nach werden Lebenslügen aufgedeckt und verborgene Wünsche kommen zum Vorschein. Das geschieht mit etwas Distanz zu den einzelnen Figuren, so dass man zum stillen Beobachter wird.
Die ruhige Erzählart hat mir sehr gefallen und ich habe dieses Buch absolut genossen. Vor allem die Hauptprotagonistinnen Charlotte und Bente hatten es mir sehr angetan, deren gemeinsame Geschichte ist mir sehr unter die Haut gegangen.
All die einzelnen, manchmal recht tragischen, Schicksale sind ohne Schnörkel und Kitsch erzählt, so etwas schätze ich sehr.
Große Leseempfehlung meinerseits!