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Benutzername: 
queen_omega
Wohnort: 
Mosbach

Bewertungen

Insgesamt 38 Bewertungen
Bewertung vom 31.07.2013
Nageln will gelernt sein
Glückauf, Ina

Nageln will gelernt sein


gut

Mit ihrem Debütroman „Nageln will gelernt sein“ entführt uns die Autorin Ina Glückauf in das Leben von einer sehr sympathischen, teils naiven, Protagonistin, die kurz vor dem Weltuntergang am 21.12. noch schnell ihr Leben in die richtigen Bahnen lenken will. Erschienen ist das Buch im Juni 2013 im Ulstein Taschenbuch Verlag und umfasst gut 300 Seiten.


Inhalt:
Ihr Name ist Melitta. Melitta Möller. Genau, wie die Filtertüten. So in etwa fühlt die Lehrerin für Französisch an der örtlichen Volkshochschule sich auch. Während bei ihrer Schwester Mercedes einfach alles perfekt zu laufen scheint, tröpfelt ihr Leben so vor sich hin. Sie wohnt im Elternhaus zusammen mit ihrem Freund Felix, dessen Eltern einfach der pure Horror sind. Früher hatte sie Träume vom Jetset-Leben mit ihrer Freundin Flori, die als Künstlerin durch die Welt reist. Heute, mit ihren fast 35 Jahren, wäre Mella schon froh, wenn die Reise in ein sauberes, ohne Männerkleidung verunstaltetes, Badezimmer ginge.

Doch dies ändert sich mit dem Einzug ihrer alten Tante Eulalia, die mit ihrer frischen, bodenständigen Art neuen Wind ins Haus bringt. Melitta kündigt kurzerhand einfach allen lästigen Freunden und Verwandten, die sie sowieso nur ausnutzen. Eindrucksvoll beerdigt sie die Beziehung mit Felix und seinen Eltern bei einer eindrucksvollen Trauerrede ihrer Tante Lali. Schluss mit lustig. Jetzt will sie ihr Leben ändern und den faszinierenden Nachbarn Georg, seinerseits Musiker, endlich von sich überzeugen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn er denkt sie sei eine gnadenlose Handwerkerin und könne sein Haus auf Vordermann bringen. Fortan will sie ihn mit ihren – nicht vorhandenen – Handwerkerkünsten überzeugen und richtet so einiges an Chaos an, während es in ihrem eigenen Haus auch drunter und drüber geht. Aber wozu gibt es schließlich Handwerkerkurse für Frauen und nette Nachbarn und Kursleiter? Als wäre das nicht schlimm genug soll auch noch der Weltuntergang nahen…

Wird Mella am Ende Georg von sich überzeugen können? Durch welche Irrungen und Wirrungen muss sie sich in ihrem eigenen Haus und der Familie kämpfen?


Meinung:
Als erstes fiel mir das hübsche Cover auf, das eine Frau beim Handwerken zeigt vor einer schönen, verschnörkelten Tapete. Eben darum geht es in diesem Buch ja auch. Frau kann hier wirklich noch etwas lernen. Ich für meinen Teil kann nun mit Sicherheit Fliesen verlegen, Lampen aufhängen und Löcher bohren. Der Schreibstil ist sehr flüssig, sodass man einfach nicht mit dem Lesen aufhören kann, weil man unbedingt wissen will in welches Chaos Melitta als nächstes hineinschlittert und ob es doch noch mit dem Nachbarn klappt. Die Figuren sind sehr gut dargestellt, sodass man in jeder von ihnen den ein oder anderen Bekannten aus dem eigenen Leben wiedererkennt. Solche „Stereotypen“ gibt es eben überall. Die Geschichte ist frisch und spannend erzählt, sodass man sehr viel Lachen kann, da doch einiges an Situationskomik vorhanden ist. Für meinen Geschmack war das Ende dann aber zu komprimiert und kurz. Mit der Wendung hätte man sicher schon um einiges früher anfangen können. So plätscherte die Geschichte am Ende doch so dahin bis sie schließlich zu schnell vorbei war.


Fazit:
Ein gelungener Debütroman zum Lachen. Perfekt um einfach mal die Seele baumeln zu lassen auf der Terrasse. Dennoch am Ende etwas zu schnell und komprimiert.

Bewertung vom 25.07.2013
Pater Spee - Anwalt der Hexen (eBook, ePUB)
Lieckfeld, Claus-Peter

Pater Spee - Anwalt der Hexen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Claus-Peter Lieckfeld erzählt uns in seinem Buch „Anwalt der Hexen – Pater Spee“ von dem womöglich wichtigsten Lebensabschnitt des jesuitischen Paters, der sich gegen die Folter bei Hexenbefragungen einsetzt und dabei selbst dem Scheiterhaufen immer näher rückt. Erschienen ist das eBook im Dezember 2012 im dotbooks Verlag und umfasst rund 440 Seiten.

Geschrieben wird das Jahr 1629. Der jesuitische Pater Friedrich Spee entgeht nur knapp einem Attentat auf seine Person, ausgeführt von einem jungen Tuchmachersohn aus Peine. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Spee wettert gegen den lutherischen und calvinistischen Glauben und will sie entweder zum wahren Glauben bekehren oder sie hinfort jagen. Der Tuchmachersohn Till Rothmann ist einer dieser Lutheraner.

„Mein liebes Teutschland gebiert Hexen in der Nacht und verbrennt Menschen am Tage.“ (F. Spee)

Eben jener Spee hat aber auch eine ganz andere Seite. Wenn er an etwas glaubt, dann aus ganzem Herzen. So ist es auch mit dem Thema der Hexenverfolgungen, das regelrechte Hochburgen in Deutschland hat. Er ist ein konsequenter Gegner und lässt dies auch jeden wissen. Er glaubt nicht daran, dass Geständnisse unter Folter erzwungen wirklich etwas beweisen – im Gegenteil. Er kritisiert die Prozessführung aufs schärfste, die einen doch so oder so schuldig spricht – vor oder nach der Folter. Sein Werk „Cautio Criminalis“ kritisert eben jenes und bringt ihn fast um Kopf und Kragen.

„Wer meint, unter der Folter etwas anderes zu hören als den Schrei gepeinigten Fleisches, der kennt weder Menschennatur noch die Gebote des Herrn. Geständnisse unter Feuer, mit Strick oder Wasser erpresst, sind ein großer Lug und ein schrecklicher Trug.“ (F. Spee)

Gleichzeitig erzählt das Buch aber auch die Geschichte des flüchtigen Till Rothmann, der sich nach Schweden durchschlägt um dort in der Armee von Gustav Adolf – der Stern des Nordens – anzuheuern und so die Lutheraner in Deutschland zu befreien aus den Fängen der kaiserlichen Papisten, sodass er mit seiner Familie wieder nach Peine zurückkehren und die Besitztümer zurückerlangen kann. Doch ob dieser Krieg wirklich so gerecht sein wird und er so sein Ziel erreichen kann?

Ein historischer Roman, der es sehr wörtlich nimmt. Anfangs hatte ich einige Probleme damit in den Schreibstil hineinzufinden, der eher an ein Werk des 17. Jahrhunderts erinnert als an einen heutigen Roman. Doch es lohnt sich, sich durch die ersten Kapitel hindurchzubeissen. Es wurde mit jedem Kapitel besser.
Inhaltlich war der Roman sehr authentisch und gleichzeitig wirklich spannend. Der Krieg und das Leid der Bevölkerung war allgegenwärtig und wurde nicht beschönigt. Man bekam auch einen guten Einblick in den Konflikt zwischen der katholischen und der protestantischen Kirche, der auch 100 Jahre nach Martin Luther noch mehr als aktuell war. Sehr schön fand ich desweiteren auch, dass das Buch sich nicht nur um Pater Spee gedreht hat und damit den inneren Konflikt in der katholischen Kirche, sondern auch aus Sicht eines Lutheraners, Till Rothmann. Seine Geschichte war nicht minder spannend und das Ende war bei beiden nicht absehbar. Interessant war auch die „Cautio Criminalis“, die als krasses Gegenstück zum Hexenhammer und der Constitutio Criminalis Carolina steht.
Kurzgesagt: Keine leichte Lektüre, aber lohnenswert!

Bewertung vom 19.07.2013
Das Leben ist kein Kindergeburtstag
Nagel, Daniela

Das Leben ist kein Kindergeburtstag


ausgezeichnet

Das Leben ist kein Kindergeburtstag… ein Trauerspiel aber auch nicht!
Witzig, spritzig und einfach lesenswert!

Daniela Nagel erzählt uns in ihrem Debütroman „Das Leben ist kein Kindergeburtstag“ von dem alltäglichen Wahnsinn einer Mutter und den vielen Vorurteilen zwischen Müttern und Kinderlosen. Dazu verpackt sie das Ganze in die verwobene Geschichte zweier unterschiedlicher Frauen, die doch mehr gemeinsam haben, als sie auf den ersten Blick vielleicht denken. Erschienen ist das Buch im Mai im Blanvalet Verlag und umfasst rund 350 Seiten.

Alice ist jung, erfolgreich in ihrem Job als Lektorin und bislang überzeugter Single. Eve dagegen ist seit Jahren verheiratet, Mutter von Drillingen und Hausfrau. Auf den ersten Blick scheinen die beiden Nachbarinnen nicht viel gemeinsam zu haben. Das ändert sich jedoch als Alice beschließt einen Ratgeber zu schreiben über das Leben mit Kindern und der Tatsache, dass Frau dennoch erfolgreich sein kann ohne Einschränkungen. Eve dient ihr als Paradebeispiel dafür wie es eben nicht sein sollte. Doch die beiden Frauen lernen sich nach und nach kennen und werfen die Vorurteile allmählich über Bord. Alice will von Eve erfahren wie es ist mit Kindern zu leben, dafür hilft sie Eve ihren Alltag zu optimieren und ihre Magisterarbeit nachzuholen. Doch beide Frauen haben auch ihre ganz eigenen Probleme im Buch. Alice zum Beispiel wird bereits nach kurzer Zeit mit ihrem Traummann schwanger, Eve befürchtet, dass sie womöglich Brustkrebs hat und ihre langjährige Ehe vor dem Aus steht. Werden die beiden ihre Probleme meistern? Schaffen sie ihre sich vorgenommenen Ziele?

Das Buch lässt sicher nicht nur Mütter dauerhaft Schmunzeln. Ich war von der ersten Seite an richtig gefangen von den zwei gegensätzlichen Protagonistinnen, die sich jeweils pro Kapitel abwechseln. Zum einen die lebenslustige, etwas blauäugige Alice und als krasser Gegensatz dazu die zynische, etwas deprimierte Eve. Der Schreibstil der Autorin fesselt einen einfach mit jeder Silbe. Witzig spritzig erzählt sie uns die verwobenen Lebensgeschichten dieser zwei Frauen. Angefangen von ihren kleinen und großen Problemen über die Krisen bis zum alltäglichen Wahnsinn zwischen Müttermafia und Bitterfotzen. Man fiebert mit beiden mit und bekommt sich stellenweise nicht mehr ein vor Lachen. Keine Seite war langweilig und man stellt schnell fest, dass hier jemand aus Erfahrung schreibt und zusätzlich noch gründlich Recherche betrieben hat. In diesem Buch ist mit Sicherheit für jeden etwas dabei. Ich würde gerne mehr von Alice und Eve erfahren!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.07.2013
Tagebuch der Lust (eBook, ePUB)
Pink, Ava

Tagebuch der Lust (eBook, ePUB)


gut

„Das Tagebuch der Lust“ von Ava Pink ist ein ca. 80 Seiten langer Kurzroman aus dem historischen Erotikgenre. Wir entfliehen in die Zeit bauschender Kleider und prächtiger Feste zwischen noblen Plantagen. Eine Zeit vor dem Bürgerkrieg. Erschienen ist das Buch im Mai 2013 beim „Club der Sinne“ Verlag.

Victoria ist die jüngste Tochter einer verarmten Plantagenfamilie, die von ihrer Mutter verheiratet wird um den Grund und Boden der Familie zu retten. Die sachte Naivität und die verträumte Vorstellung der romantischen Liebe herrschen in der jungen Frau noch vor, doch ihr liebloser, gewalttätiger Ehemann belehrt sie rasch eines Besseren. Anstatt in einem liebevollen Haus willkommen geheißen zu werden, landet Victoria auf der Plantage von Caleb Sheldon in dessen Tyrannei, vor der selbst seine erwachsenen Kinder noch zittern. Von Tag zu Tag wirkt Victoria unzufriedener und unglücklicher… bis zu dem Tag an dem sie beschließt als „Miss Antoinette“ in flitterndem Kostüm die reichen Herren um den Verstand zu bringen und sich zu nehmen, was ihr ihrer Meinung nach zusteht: Erfüllung und Leidenschaft. Doch auch die Liebe begegnet ihr… allerdings in misslicher Gestalt: Wie soll sie damit umgehen, dass sie ihren erwachsenen Stiefsohn Jethro begehrt? Wie wird das alles nur enden?

Unverblümt und explizit beschreibt die Autorin die Sexszenen in diesem Buch, die nicht langweilig werden bei dieser Abwechslung an Herren. Man spürt meiner Meinung nach jedoch deutlich den Unterschied unter welchem Umständen der Sex stattfindet. An der Sprache drückt sich auch die Gefühlslage der Charaktere aus. Auch die Personen im Buch sind eine bunte Mischung, sodass für jeden etwas dabei ist. Eine mutige Protagonistin, die sich nimmt was sie will, eine Reihe von wahren Ärschen und natürlich der klassische Südstaatenheld. Für einen Kurzroman äußerst gelungen, denn da kann man keine bis ins kleinste Detail durchdachten Charaktere erwarten. Viel Sex, ob hetero oder homo, in einer angenehmen Story verpackt. Punktabzug gibt’s indirekt für die schlechte Optik des eBooks, die es mir schwer machte genüßlich zu lesen, welche der Story aber keinen Abbruch tat (und womöglich an meinem Reader lag?). Für einen erotischen Historienroman hätte man vielleicht auch andere Worte der essenziellen Körperteile nutzen können. Alles in allem aber eine gelungene Entführung in die Zeit von Scarlett O’Hara und die wilden Sexeskapaden eines ‚Desperate Housewife‘

Bewertung vom 15.07.2013
Der Duft von Tee
Tunnicliffe, Hannah

Der Duft von Tee


ausgezeichnet

„Der Duft von Tee“ von Hannah Tunnicliffe ist eine kulinarische Reise der Selbstfindung, wenn man vor den Trümmern seiner Träume steht. Mit einem unglaublich sanften und einfühlsamen Schreibstil entführt uns die Autorin in ein völlig fremdes Land und in die französische Pâtisserie. Der Debütroman ist im Mai 2013 im Diana Verlag erschienen und umfasst rund 400 Seiten.

Grace Miller folgt ihrem Mann Pete in das exotische Macao, da er dort einen neuen Job bekommen hat. Doch dieser Ort würde auch unvergesslich für sie werden. Die Hiobsbotschaft erreicht sie, dass sie niemals Kinder bekommen könnte und stürzt Grace damit in eine Existenzkrise, war es doch immer ihr größter Wunsch Kinder mit ihrem Mann zu haben. Wie sollen sie nun zu einer richtigen Familie werden? Der tiefe Schmerz und unausgesprochene Worte stehen zwischen dem Ehepaar und lassen sie sich langsam aber sicher entfremden. Ihre Ängste und Sorgen schreibt sie immer in Briefen an ihre Mutter nieder, in denen man auch vieles aus ihrer Vergangenheit erfährt. Mit den Ersparnissen stürzt sich Grace schließlich in die fixe Idee ein Café zu eröffnen, wo sie selbstgemachte Süßspeisen verkauft – vor allem französische Macarons. Das Café und ihre dort liebgewonnenen Angestellten und Freunde – Rilla, die schwangere Gigi und Marjory - sind das Balsam für ihre zerrüttete Seele und lenken sie von dem Schmerz ab. Sie geht voll und ganz auf in ihrer Liebe zum Backen und der Arbeit, sodass sie sich immer mehr von ihrem Mann zurückzieht. Dazu kommt diese Schwärmerei für Léon, den charmanten und gutaussehenden Koch aus Frankreich, der mit seiner Familie ebenfalls in Macao lebt. Das Geständnis ihres Mannes, das er sie betrogen hat, und ein Taifun, der das Café stark beschädigt, lassen Grace erneut vor den Trümmern ihrer Träume stehen. Sie muss stark sein. Ihr Leben von Grund auf wieder aufbauen. Wird sie ihre Ehe noch retten können? Was wird aus ihrem Café? Gibt es am Ende doch noch den Weg zum Glück für Grace?

Von der ersten Seite an fühlte ich mich wie Grace Leidensgenossin. Der einfühlsame Schreibstil verbindet einen unweigerlich mit dieser liebenswerten Frau, mit der man sich einfach identifizieren kann. Jedes Kapitel wurde einem bestimmten Macaron gewidmet, dessen besondere Zusammensetzung man im jeweiligen Kapitel geradezu schmecken kann. Vor allem macht es neugierig sie auch mal auszuprobieren, denn die Autorin hat das Grundrezept ausführlich beschrieben. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, obwohl ich mit Asien eigentlich so gar nichts anfangen kann. Man spürt diese exotische Welt in jedem Atemzug beim Lesen. Gleichzeitig fühlt man sich aber wie Zuhause, da Grace Café einfach wie eine kleine Burg ist, in der man sich schützend zurückziehen kann. Die Autorin spricht in diesem Buch auch ein großes Problem an: Die teilweise schreckliche Behandlung der zur Arbeit eingeflogenen Philippinas. Für mich war es wirklich eine kulinarische Reise in ein völlig fremdes Land. Jeder, der gefühlvolle Romane mag, wird dieses besondere Buch lieben.

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